Sonntag, 24. November 2019

Rezension: Schwert und Krone - Herz aus Stein von Sabine Ebert

Titel:Schwert und Krone - Herz aus Stein
Autorin: Sabine Ebert
Verlag: Knaur HC
Seitenzahl:528 Seiten
Preis: 19,99 €
Erscheinungsdatum: 04.11.2019
ISBN: 978-3-426-22662-9


Handlung:

1157
Nach vielen Jahren ist Babarossa am Ziel seiner Träume: er wurde zum König gekrönt, er ist mit einer wunderschönen, aber auch raffinierten jungen Dame verheiratet und die Könige hofieren ihm. Doch der schöne Schein trügt. Friedrich I. kann nicht so sorglos leben, wir er gerne würde. Aus Italien gibt es ständig schlechte Botschaften, weil sich ihm viele Städte nicht unterwerfen wollen, allen voran Mailand.
Und auch im deutschen Reich gibt es immer wieder Streiterein. Vielen Fürsten gefällt es nicht, welchen Einfluss Heinrich der Löwe auf den Kaiser hat und wie ihm dieser alles vergibt. Und ganz dringend fehlt Barbarossa ein Erbe, denn der Sohn von König Konrad wird langsam erwachsen und immer mehr ein ernstzunehmender Rivale für ihn...

Meinung:

Das Cover besitzt den selben Aufbau wie die der vorherigen Teile, lediglich die Farben unterscheiden sich immer. Als ich vor einigen Monaten das erste Mal gesehen habe, dass die Hauptfarbe des vierten Bandes schwarz sein wird, war ich unschlüssig, was ich davon halten soll. Einerseits wirkt es durch die goldenen Details edel und schick, aber es ist auch etwas düster. Als ich mit dem Lesen begonnen habe und mich mit dem Buch befasst habe, erschien mir die Farbe aber passend. Nicht nur zu einigen Geschehnissen, die stattgefunden haben, sondern auch zu dem Untertitel. Dazu würde keine fröhliche und leichte Farbe passen.
Insgesamt finde ich das Bild also doch ganz gelungen. Es wird nicht meine Lieblingsfarbe der Reihe, aber ich finde diese auch nicht mehr so unpassend wie anfangs gedacht.

Wie man es schon von vielen anderen Büchern der Autorin Sabine Ebert kennt, gibt es auch hier wieder ein umfangreiches Extra-Material an Karten, Stammbäumen und Zeittafeln. Sowohl auf der vorderen, als auch auf der hinteren Umschlagsseite des Buches finden sich Karten von Europa, einmal wird sich eher auf den südlichen Teil, einmal eher auf Mitteleuropa konzentriert. Wie immer bei historischen Romanen finde ich das als ein wirklich hilfreiches Detail. Einerseits ist es stets spannend zu sehen, wie die Besitzverhältnisse der Zeit waren und was für Herzogtümer und Königreiche es gab. Andererseits mag ich es sehr, die Wege verfolgen zu können, die die Protagonisten zurücklegen, egal ob zu Pferd oder zu Fuß. So fällt es mir leichter, die Entfernungen grob einzuschätzen oder auch bestimmte Orte auf der Karte zu sehen, die mir nicht bekannt sind.

Vor dem Beginn der Handlung folgt noch eine Auflistung aller handelnden Personen. Hier findet eine Unterteilung in fiktive, sowie in historisch belegte Personen statt. Obwohl ich dritten Teil vor gut einem Jahr gelesen hatte, waren mir viele Protagonisten sofort wieder ein Begriff und ich habe mich an viele Details erinnert, die in den vorherigen Teilen geschehen sind.
Ich finde es bei der Aufstellung ja mehr als bewundernswert, mit wie wenigen fiktiven Figuren die Autorin auskommt. So gut wie jeder Protagonist hat tatsächlich mal gelebt und ich stelle es mir schwierig vor, diesen gerecht zu werden und ein möglichst lebendiges und originalgetreues Bild von ihnen zu gestalten. Außerdem wird schon hier sichtbar, was für eine ausführliche Recherchearbeit in dem Werk steckt.
Diese historisch verbürgten Personen stehen ganz klar im Mittelpunkt der Handlung. So gut wie jedes Ereignis handelt von ihnen und anhand ihrer Wesen wird lebendig ein Stück deutscher Geschichte erzählt. Ich fand es ganz wunderbar, wie natürlich diese auftraten, sie wirkten einerseits greifbar und anschaulich, man hat ihnen aber auch angemerkt, dass sie aus einer anderen Zeit stammen. Manche wirkten sympathischer, andere eher nicht, viele Protagonisten haben eine interessante Wandlung durchlebt, sie wurden reifer, blieben sich selbst aber auch treu. Ich empfand es interessant, was für unterschiedliche Typen aufeinandertreffen und wie eingängig ein jeder Charakter beschrieben wurde.
Dazu gibt es ein harmonisches Zusammenspiel zwischen den zahlreichen historischen Figuren und den fiktiven Protagonisten. Es gab keine Grenzen zwischen ihnen, alle erhielten einen spannenden Charakter und wurden mit vielen Details und Angewohnheiten ausgestattet.
An den Roman anschließend gibt es nicht nur ein gut erklärendes Nachwort, es folgen ebenfalls Stammtafeln vieler Geschlechter, bei denen es auch möglich ist, schon einen kleinen Blick in die Zukunft mancher Protagonisten zu wagen und sich über mögliche Ehen, Kinder oder das Sterbejahr zu informieren.
Darauf folgt ein Glossar, wo viele nicht mehr so übliche oder bekannte Begriffe näher erklärt werden und man sich so einen genauen oder ungefähren Eindruck davon machen kann. Zu guter Letzt gibt es noch eine Zeittafel, die mir am Ende immer dabei hilft, das Gelesene nochmal zu verarbeiten und mir die wichtigsten Geschehnisse wiederholt vor Augen zu rufen. So kann ich mir einige Daten auch leichter merken und ich finde, dass ist immer eine schöne Zusammenfassung des gerade gelesenen.

Unterteilt wurde das Buch in drei Teile, darin wurde dann jeweils noch mal in Abschnitte unterschieden, die alle eine eigene Überschrift besitzen. Diese fasst kurz und präzise die folgende Handlung zusammen, ohne zu viel von dem Inhalt vorwegzunehmen. Vor jedem neuen Abschnitt wird außerdem vermerkt, welche wichtigen Personen auftreten, sowie wird der Handlungsort erwähnt, und eine Zeit, zu der das Kommende stattfinden wird.

Nahtlos gliedert sich die Handlung von diesem Teil an den dritten Teil an. Es gibt einen schnellen Start in die Handlung, es wird vorher nicht nochmal mit vielen Worten angedeutet, was bisher geschah. Dies wurde geschickt in die Geschichte eingebunden und mit knappen Worten wurden wichtige Details aus der Politik erzählt.
Von der ersten bis zur letzten Seite hat mir die Schreibweise wieder sehr gut gefallen. Sie war anspruchsvoll und durch die Streuung von damaligen Begriffen erhält der Roman viel Glaubwürdigkeit und Authentizität. Es wurde eine feinere Sprache genutzt, die ziemlich an die heutige Art zu sprechen und zu schreiben, angepasst wurde. In vielen Dialogen und Aussagen liegen einige versteckte Botschaften, die sich mir nur beim aufmerksamen und genauen Lesen eröffnen.
Frau Ebert hat wunderbar lebendige Situationen erschaffen, die Charaktere waren klar gezeichnet und in vielen Szenen entstand ein Bild vor meinen Augen. Das alles führte dazu, dass ich das Buch innerhalb eines Wochenendes gelesen habe, ich wollte und konnte es nur schwer aus der Hand legen. Einerseits liebe ich es ja, so stark in Bücher abzutauchen, andererseits war dadurch das Lesevergnügen für mich schneller vorbei...

Diesmal erstreckt sich der Handlungszeitraum auf ziemlich genau zehn Jahre. Immer mal wieder wurden einige Monate übersprungen um der Handlung einen Rahmen zu geben, aber auch um die Handlung nicht ins Unendliche zu strecken. Ich kann verstehen, warum dies so gehandhabt wird, gleichzeitig würde ich manchmal gern mehr davon lesen und hätte absolut kein Problem damit, wenn das Buch am Ende einige Seiten mehr hätte.
Allgemein hatte ich aber nie das Gefühl, zu wenige Informationen zu erhalten oder wichtige Geschehnisse nicht erzählt zu bekommen. Es wurden wirklich nur die wichtigsten Ereignisse beschrieben und es gibt in Nebensätzen immer wieder Details darüber, was in der Zeit geschehen ist, die übersprungen wurden. So ist man immer über alles informiert und es entstehen keine Fragen.

Ich liebe ja meistens das Setting in mittelalterlichen Romanen. Mir gefallen die Beschreibungen von den Burgen und Schlössern immer unglaublich gut, es fühlt sich immer wie eine komplett andere Welt an, was es ja auch irgendwie ist. Ich glaube, hier kommen auch wieder die mädchenhaften Träume von einem Leben in einem Schloss in mir hoch. Doch schnell werde ich dann wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, schnell zeigt sich, dass das Leben auf einem Schloss nicht so angenehm ist, wie man es sich immer ausmalt. Trotzdem gefallen mir diese Beschreibungen immer richtig gut.
Diesmal hält sich Barbarossa einige Zeit in Italien auf, lebt dort meist nur in seinem Prunkzelt. Es gibt einige Beschreibungen dessen, aber auch von dem gesamten Herrlager und obwohl die Autorin bemüht war, diese möglichst eingängig zu beschreiben, war es mir doch nicht möglich, eine ungefähre Ahnung von der Größe zu erhalten. Die Dimension konnte ich mir einfach nicht vorstellen.
Für mich war der Meißener Burgberg mein liebster Handlungsort. Ich mag die Dynamik dort, es wird zwar ein prunkvolles Leben beschrieben, aber dies ist nicht zu übertrieben. Außerdem mag ich dort das Zusammentreffen der verschiedenen Gesellschaftsschichten und insgesamt wirkt der ganze Komplex auf mich ziemlich vertraut, wahrscheinlich durch die Hebammen-Reihe.

Fazit:

Auch bei diesem vierten Teil wird an unglaublich vielen Stellen wieder deutlich, wie umfangreich die Recherchearbeiten der Autorin sind und wie viel Herzblut dahintersteckt. Genau das fasziniert mich so stark an ihren Büchern und lässt jedes Einzelne zu einem Higlight werden. Tatsächlich bin ich über die Jahre wählerischer geworden und habe bei einigen Autoren zu bemängeln, dass sie in mittelalterlichen Romanen fast nur mit fiktiven Protagonisten arbeiten. Das wirkt auf mich nie so authentisch und ich will beim Lesen dieser Bücher nicht nur unterhalten werden, sondern auch etwas dazulernen. Und genau das kann ich bei den Büchern von Sabine Ebert!
Als ich im Nachwort gelesen hatte, dass ich gerade eben den vorletzten Teil der Schwert und Krone – Reihe gelesen habe, war ich ziemlich perplex und auch traurig. Ich freue mich jedes Jahr aufs Neue auf einen neuen Teil und den Moment, das Buch selbst in den Händen zu halten.

Bewertung: 5 von 5 Sterne

MarySophie 

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
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Sonntag, 17. November 2019

Rezension: Eine Kiste voller Weihnachten von Ralf Günther

Titel: Eine Kiste voller Weihnachten
Autor: Ralf Günther
Verlag: Kindler
Seitenzahl: 128 Seiten
Preis: 18,00 €
Erscheinungsdatum: 15.10.2019
ISBN: 978-3-463-40697-8


Handlung:

Dezember 1890
Vincent Storch führt einen erfolgreichen kleinen Betrieb, der vor allem zur Weihnachtszeit floriert. Über seine hergestellten Produkte sagt der Mann selbst, dass er Weihnachten in der Kiste verkauft. Und besonders stolz ist er, dass noch nie eine Lieferung vergessen oder nicht abgeliefert wurde. Bis zu jenem Vormittag von Heiligabend, als er eine nicht verschickte Kiste findet. Vincent Storch muss nicht lange nachdenken, er will die Kiste noch rechtzeitig nach Zinnwald bringen, dass im Erzgebirge liegt.
Zur gleichen Zeit hat die junge Lisbeth ihre Mutter nach Dresden gebracht, wo diese unter ärztlicher Aufsicht ihr Kind zur Welt bringen soll. Obwohl die Mutter noch in den Wehen liegt, schickt diese sie wieder zurück nach Hause, das Mädchen soll auf die Geschwister aufpassen. Doch wie kommt das junge Mädchen allein wieder ins Erzgebirge?
Auf dem Weg sieht sie Vincent Storch mit seinem Wagen und klettert heimlich darauf. Dieser hat immer mehr Probleme, sich zurechtzufinden und schließlich gibt sich das Mädchen zu erkennen, bietet ihm Hilfe bei der Orientierung an. Weiß sie wirklich, wie es ins Erzgebirge geht? Bald schon merken beide, dass sie in den nächsten Stunden arg voneinander abhängig sind...

Meinung:

Das Cover ist wunderbar weihnachtlich und wunderschön illustriert. Es fasst einen wichtigen Teil der Handlung kurz zusammen: die gemeinsame Schlittenfahrt in Richtung Erzgebirge von Vincent und Lisbeth. Dazu thront im Hintergrund eindrucksvoll Dresden dargestellt, welches in der winterlichen Atmosphäre sehr imposant wirkt. Insgesamt wirkt das ganze Cover sehr winterlich und idyllisch, es ist sehr stimmig und besticht durch die Illustrationen. Ein wunderbares Bild, welches einiges an Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Ich habe schon einige der winterlichen Geschichten aus dem Rowohlt Verlag gelesen und eines liegt auch noch ungelesen bei mir, welches ich im Dezember lesen möchte. Ich finde die Idee und Umsetzung der Geschichten wunderbar und freue mich wirklich über jeden Teil, den ich davon sehe. So habe ich mich auch auf dieses Buch gefreut. Vor zwei Jahren hatte ich mein erstes von den weihnachtlichen Büchern gelesen, ebenfalls von Ralf Günther. Und dieses Buch habe ich immer noch sehr gut in Erinnerung und ich kann mich noch genau erinnern, wie berührend ich die Geschichte fand. Dementsprechend habe ich mich unglaublich darüber gefreut, dass der Autor noch ein solches Werk geschrieben hat.

Ich hatte absolut keine Probleme in die Geschichte zu kommen. Die Schreibweise wurde zwar einfach gehalten, hatte aber trotzdem einen angenehmen Anspruch. Es wurde eine feinere Sprache genutzt, was ich ganz passend für die damalige Zeit empfinde. So konnte ich mir zumindest vorstellen, dass die Geschichte tatsächlich aus der Zeit kurz vor 1900 stammen könnte.
Bei mir hat die angenehme Schreibweise dazu beigetragen, dass ich 90 Seiten des Buches innerhalb von nicht mal zwei Stunden gelesen hatte. Wenn es meine Zeit zugelassen hätte, wäre das Buch innerhalb eines Nachmittages / Abends ausgelesen gewesen.

Die Geschichte zeichnet sich zum einen durch die nette Geschichte, aber auch durch die wunderschönen Illustrationen heraus. In diesen wurden die Szenen bildlich dargestellt, man konnte sich so die Situation nicht nur besser vorstellen, sondern auch die Protagonisten besser vorstellen. Es gibt eine angenehme Anzahl an den Zeichnungen, jede einzelne wurde farblich dargestellt und die Geschichte wird davon nicht überstrahlt.

Es ist sicherlich schwierig, auf so wenigen Seiten Protagonisten zu erfinden, die lebendig sind und nicht zu stereotyp. Tatsächlich ist dem Autor dies ganz gut gelungen, sie waren nicht perfekt ausgearbeitet, aber für die kurze Geschichte hat mir die Darstellung so vollkommen gereicht.
Vincent Storch ist ein Mann, denn man leicht falsch einschätzt, welcher aber ein unglaublich gutes Herz hat. Besonders hat es mir immer gefallen, wenn von seinem Weihnachten in der Kiste die Rede war. Dann wirkte er ungewohnt jugendlich und nicht so griesgrämig. Im Lauf des Romans zeigt er immer mal eine humorvolle Seite und auch einiges an Lebenserfahrung. So konnte auch Lisbeth von ihm lernen, aber genauso auch andersrum.
Lisbeth ist schon sehr reif führ ihr Alter, geht noch etwas blauäugig durchs Leben, zeigt aber, dass dies nicht immer schlecht ist. Mir war ihr Charakter etwas zu erwachsen, was aber auch an der damaligen Zeit liegen könnte. Lisbeth hat ein gutes Herz und hat mir an einigen Stellen mit ihren Aussagen und Fragen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.
Ich weiß leider auch nicht, was mir bei diesem Buch gefehlt hat. Vielleicht noch mehr weihnachtliche Details, vielleicht auch mehr Wärme in der Geschichte oder ein noch ergreifenderes Ende. Ich konnte das Buch nicht so zufrieden weglegen, wie ich es mir gewünscht hätte. Mir fehlte ein Hauch von Märchenhaftigkeit, mehr Wunder und auch einen etwas größeren Überraschungseffekt. Mir war von vorne herein klar, dass die Geschichte ein positives Ende haben wird und eine Art Weihnachtswunder erzählt wird. Doch mich konnte die Geschichte nicht vollkommen packen und überzeugen. Was mich selbst traurig macht, wollte ich das Buch doch gerne mehr mögen.

Fazit:

Die Geschichte hatte wunderbare Ansätze und bietet an sich eine schöne kleine weihnachtliche Geschichte. Leider hat sie mir nicht genz so gut gefallen, wie ich es mir gewünscht habe. Ich hätte mir noch mehr Emotionalität gewünscht, dazu auch mit einem größeren weihnachtlichen Wunder am Ende, welches einen größeren Effekt hat.
Mir haben die Illustrationen wieder sehr gut gefallen, dazu fand ich auch die Darstellung der Charaktere interessant und für die kurze Geschichte sehr ausführlich. Auch die Schreibweise war ganz wunderbar und es hat mir Spaß gemacht, das Buch zu lesen.

Bewertung: 4 von 5 Sterne

MarySophie 

Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
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Interesse? Hier findet ihr das Buch! 

Rezensionen zu zwei weiteren Büchern der Reihe:

Wie der Weihnachtsbaum in die Welt kam

Drei Wünsche 

Donnerstag, 14. November 2019

Rezension: Hinter den Spiegeln - Das Wiener Vermächtnis von Ulrike Schweikert

Titel: Hinter den Spiegeln - Das Wiener Vermächtnis
 Autorin: Ulrike Schweikert
Verlag: Mira Taschenbuch Verlag
Seitenzahl: 432 Seiten
 Preis: 12,00 €
Erscheinungsdatum: 14.10.2019
ISBN: 978-3-7457-0036-7 

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Handlung:

Wien 1892
Wochenlang bangten die Bewohner des Palais um Luise. Die junge Komtess hatte einen Reitunfall und war lange Zeit bewusstlos. Als Luise schließich erwacht, hat sie komplett ihr Gedächtnis verloren. Sie kann sich weder an ihre Familie, ihre Herkunft noch an anderes erinnern. Ihr erscheint alles fremd und dazu trägt auch die Stimmung im Palais bei. Luise scheint es, als würde etwas vor ihr verborgen werden. Doch weshalb will jeder vermeiden, der Komtess darüber etwas zu erzählen?
Luise fühlt sich verloren, bis sie den Hofzuckerbäcker Stephan Brucker kennenlernt. Bei ihm lernt sie eine andere Welt kennen, wo sie nicht so viel Druck auf sich spürt und sich heimisch fühlt. Doch diese Freundschaft ist nicht standesgerecht und wird von einigen Personen nicht gern gesehen....

Meinung:

Das Cover gefällt mir richtig gut. Es strahlt Nostalgie und Ruhe aus. Die Farben sind perfekt aufeinander abgestimmt, sie tauchen nicht nur einmal auf, sondern tauchen in kleinen Details immer wieder auf. Außerdem finde ich, dass sich das Cover sofort zu dem historischen Genre zuordnen lässt. In der Mitte steht eine Dame, in einem für die Handlungszeit äußerst passenden Kleid. Ich finde, dass sie als Blickfang agiert und sie als erstes ins Auge fällt. Insgesamt gefällt mir das ganze Bild wirklich gut, es ist stimmig, aber auch nichts besonderes.

Ich habe schon einige Bücher von Ulrike Schweikert gelesen und ich glaube, dass mir in so ziemlich jedem die Schreibweise richtig gut gefallen hat. Auch hier war es wieder so, die Schreibweise war angenehm zu lesen und gemischt mit einigen Fachbegriffen. Diese beherbergen eine Mischung aus mir bekannten und unbekannten Wörtern, zu denen es am Ende des Romans eine Erklärung gibt.
Die Erzählinstanz lässt sich nicht in die Karten schauen, behält ihre Geheimnisse für sich und macht lediglich Andeutungen zu einigen Geschehnissen. So wurde ich dazu angeregt, mir Gedanken über mögliche Geheimnisse zu machen und einiges mehr zu hinterfragen.

Die Handlung wurde wirklich stets spannend gehalten. Ich habe mir auch so meine Gedanken gemacht und darauf spekuliert, wie sich manche Konflikte und Geheimnisse auflösen könnten. Tatsächlich lag ich öfter falsch und wurde von vielen Ereignissen überrascht. So gab es für mich eine hohe Spannungskurve und die Handlung hat stets mit unerwarteten Wendungen überzeugen können.

Aufgrund der Inhaltsangabe hatte ich damit gerechnet, dass der Gedächtnisverlust von Luise wichtig sein wird, eine größere Rolle spielt. Anfangs war dies auch der Fall, doch bald gab es nur noch Andeutungen dessen. Klar, erkennt die junge Komtess irgendwann die Menschen und hat sich Namen gemerkt. Aber manches wurde mir entweder nicht gut genug oder gar nicht erklärt. So habe ich mich stets gefragt, ob die Familie Dalbach irgendwann eine offizielle Information dazu von dem Grafen oder Luise erhalten haben oder sie sich nur auf das Wort der lauschenden Dienstboten verlassen. Und ich fand es auch merkwürdig, dass Luise viele Ereignisse aus ihrem Gedächtnis verloren hat, aber die Stadt noch kennt. Sie genau weiß, wo etwas liegt oder wohin sie Ausritte machen kann. Bei diesem Fall fand ich es auch komisch, dass ihr einfach so erlaubt wird, reiten zu gehen, obwohl das Risiko vorhanden ist, dass Luise den Weg nicht kennt. Sie war zwar nie allein unterwegs, doch trotzdem finde ich das Risiko recht groß.

Ulrike Schweikert ist es perfekt gelungen, die Standesunterschiede, sowie die Ambitionen, gesellschaftlich aufzusteigen, zu schildern. Es wurden Protagonisten unterschiedlicher Schichten erschaffen, die vollkommen andere Lebensweisen hatten. Es gab Streitereien und Konflikte, viele wurden beneidet und nie kam wirklich Ruhe in die ganze Situation. Genau so stelle ich mir auch die Gesellschaft der damaligen Zeit vor und ich denke, der Autorin ist es wirklich perfekt gelungen, ein lebendiges Abbild dessen zu schaffen.

Der Prolog ließ sich nicht sofort der Handlung zuordnen. Er spielt ein paar Jahre vor der eigentlichen Handlung und man lernt Luise als erwachsene Person kennen. Danach beginnt die Handlung, welche auch im Klappentext angesprochen wird. Ich war am Ende etwas enttäuscht, dass der Epilog zwar an den Prolog anschließt, aber für mich nicht recht zusammenpasst. Die Szene finden zwar zeitlich passend statt, aber gerade der Epilog hat für mich nicht eine so starke Botschaft.
Zudem habe ich noch einige offene Fragen, die leider nicht geklärt wurden. Irgendwie fällt es mir schwer zu begreifen, dass das Buch jetzt vorbei ist und nicht noch ein paar erklärende Seiten gibt. Leider wirkt so die Handlung nicht wirklich rund. Tatsächlich hätte es mir fast besser gefallen, wenn es gar keinen Prolog und Epilog gegeben hätte, dann wäre ich mit dem Verlauf zufriedener und die Handlung wäre in sich geschlossen gewesen.

Als Setting dient bis auf kleine, wenige Ausnahmen ausschließlich Wien. Dort teilt sich die Handlung vor allem auf das Palais der Familie Waldenberg und die Backstube der Familie Bruckner auf. Dazu gibt es noch diverse Salons und den Prater, wo sich Louise gerne mal aufhält.
Für mich war der beste und lebendigste Handlungsorte das Palais der Familie. Dort traten unglaublich interessante und verschiedene Charaktere auf, es treffen Menschen unterschiedlichen gesellschaftlichen Standes aufeinander und allein dort gibt es genug Potential, um eine interessante Geschichte zu erschaffen.
Auch wenn von gesellschaftlichen Treffen die Rede war, fand ich die Darstellung des Settings äußerst gelungen. Dort herrschte eine angenehme royale und herrschaftlichen Atmosphäre, man merkt richtig, dass man sich gerade in gehobener Gesellschaft befindet.
Im Gegensatz fand ich die Stadt Wien an sich leider etwas schwach beschrieben. Sie kam nicht lebendig oder belebt herüber, sondern sehr blass, steif und trist. Hier sehe ich eindeutig Verbesserungsbedarf! Zudem passte dies nicht recht mit dem restlichen, gelungenen Setting zusammen!

Es gibt wenige historische Anhaltspunkte. Einiges wurde eingebunden, doch dabei handelt es sich nicht wirklich um politische Ereignisse. Stattdessen gibt es einen starken historischen Bezug anhand der Protagonisten, die historisch verbürgt sind. Außerdem werden viele Standesunterschiede zwischen der Fürstenfamilie, sowie den Bediensteten aufgezeigt. Das hat mir hier vollkommen ausgereicht. Es gibt für mich genügend historische Details und man merkt deutlich, dass die Autorin sich vorher gut über verschiedene Themen informiert hat, die im Buch angesprochen werden.

Wenn man denn mag, kann man sich anhand des Personenverzeichnisses schon ein erstes Bild über die handelnden Personen machen. An sich treten recht wenige, wichtige Personen auf, ich hatte nur manchmal einige Probleme, einige Bedienstete des Hauses auseinanderzuhalten. In dieser Gruppierung gibt es die meisten Charaktere und sie treten nicht oft oder gar durchgängig auf.
Es waren Bemühungen, die Charaktere vielschichtig und interessant zu gestalten, vorhanden. Bei einigen, vor allem der Familie Dahlbach ist dies auch richtig gut gelungen. Sie haben sich nicht so leicht durchschauen lassen und teilweise spannende Gedanken und Entwicklungen an ihrem Wesen gehabt. Hier fand ich besonders Baroness Gabriella interessant. Lange Zeit habe ich sie komplett falsch eingeschätzt und sie hat, meiner Meinung nach, die größte Wandlung mitgemacht.
Auch die Großtante von Luise hatte eine besondere Ausstrahlung. Sie besitzt eine unglaubliche Würde und einen Stolz, der sie zu etwas besonderem macht. Gleichzeitig wirkt sie aber nicht überheblich oder unsympathisch, sondern recht freundlich und besitzt den Wunsch, für jeden nur das Beste zu wollen. Ein toller Charakter!
Nun habe ich zwei Beispiele an Protagonisten genannt, die mir richtig gut gefallen haben. Leider konnte Luise da nicht ganz mithalten. Klar muss berücksichtigt werden, dass sie ihr Gedächtnis verloren hat und lange Zeit nicht sie selbst ist. Aber trotzdem empfand ich Luise erstmal als zu scheuen Charakter, sie huschte nur umher und hat nicht wirklich viel Charakter gezeigt. Später wurde Luise zwar selbstbewusster und stärker, doch mich konnte sie leider nicht überzeugen.

Fazit:

Ulrike Schweikert hat hier einen soliden, historischen Roman geschrieben, der nicht perfekt ist, aber eine nette Lektüre bildet. Ich bin beim Lesen auf einige kleine Stolpersteine gestoßen, die das Buch für mich nicht perfekt machen.
Besonders gut gefallen hat mir die angenehme Schreibweise, sowie die wirklich spannende Handlung. Viele Wendungen waren nicht vorhersehbar und bis zum Ende habe ich das Buch mit viel Spannung gelesen. Dazu fand ich auch die bildhafte Darstellung von Standesunterschieden und dem Verhältnis von Bediensteten und der Herrschaft äußerst interessant.
Etwas gestört hat mir der schwächliche Charakter von Luise, die als Hauptprotagonistin stärker und einnehmender auftreten müsste. Dazu habe ich noch einige Fragen, die nicht beantwortet wurden und mich stört es immer noch ziemlich, dass Prolog und Epilog kein rundes Ende bilden...
Für zwischendurch fand ich das Buch richtig angenehm zu lesen, es vereinte viel Spannung mit einer angenehmen Fülle an historischen Details. Ich würde mir irgendwie eine Fortsetzung wünschen....

Bewertung: 4 von 5 Sterne

MarySophie 

Vielen Dank an den HarperCollins Verlag, sowie das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
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Sonntag, 10. November 2019

Rezension: Die Schokoladenvilla - Goldene Jahre von Maria Nikolai

Titel: Die Schokoladenvilla - Goldene Jahre
Autorin: Maria Nikolai
Verlag: Penguin
Seitenzahl: 720 Seiten
Preis: 10,00 €
Erscheinungsdatum: 14.10.2019
ISBN: 978-3-328-10406-3


Handlung:

Stuttgart 1926
Nach dem Tod ihres Vaters muss Serafina nach Stuttgart zu ihrem Halbbruder Victor ziehen. Denn dieser hat noch ihre Vormundschaft, bis die junge Frau in wenigen Monaten ihren 21. Geburtstag feiert. Noch auf dem Bahnhof kann sich Serafina einen ersten Eindruck von der berühmten Schokolade der Rothmanns machen. In diese Familie hat Victor vor einigen Jahren eingeheiratet und ist noch immer mit seiner Frau Judith glücklich und geht auch in seiner Arbeit in der Schokoladenfabrik vollkommen auf.
Nicht nur die Schokolade imponiert Serafina, sondern auch Judiths jüngere Zwillingsbrüder sind interessante Zeitgenossen, die man nicht so schnell vergisst. Vor allem den besonnenen und nachdenklichen Anton kann Serafina nicht vergessen. Doch dieser ist kurz davor, sich mit einer anderen zu verloben...
Auch in der Schokoladenfabrik läuft nicht alles rund. Immer wieder tauchen neue Probleme auf. Doch passiert dies wirklich nur zufällig oder hat hier jemand seine Hände im Spiel? Und wer sollte der Familie Rothmann etwas Böses tun wollen?

Meinung:

Auf den ersten Blick passt das Cover perfekt zu der derzeitigen Jahreszeit. Es scheint nur so nach dem Herbst zu schreien und irgendwie gefällt mir das richtig gut. Die gesamte Szenerie, angefangen von dem Haus im Hintergrund bis hin zu der Dame im Vordergrund, ist perfekt durchdacht und wirkt vollkommen stimmig. Angefangen von dem Motiv, über die Farben bis zur Schrift. Ein niedliches Detail ist es, dass die Schriftfarbe des Titels eine Referenz an den Untertitel „Goldene Jahre“ ist.
Der Titel bietet einiges an Struktur, sei es die Schrift oder Blumenbüsche, und glänzt in einigen Winkeln wunderschön. Dadurch, aber auch durch die goldene Schrift erhält das Cover Hochwertigkeit und noch mehr Stil.
Es gibt nur eine recht geringe Ähnlichkeit zu dem Cover des ersten Teils. Lediglich das Haus im Hintergrund ist gleich, die gesamte restliche Szenerie hat sich geändert. Irgendwie stört mich das hier gar nicht. Eigentlich finde ich es ja immer ganz schön, wenn eine Reihe zusammenpasst und eine ähnliche Aufmachung besitzt. Tatsächlich finde ich aber beide Cover wunderschön und wüsste nichts, was ich daran ändern wollen würde.

Der Roman bietet am Ende ein umfangreiches Personenverzeichnis, wo die wichtigsten handelnden Personen aufgelistet wurden. Obwohl die Anzahl der handelnden Personen eigentlich recht überschaubar ist, fand ich dieses Detail sehr hilfreich. So konnte ich, bevor ich mit dem Buch begonnen habe, erst einmal das Verzeichnis durchlesen und mich an die Figuren erinnern, mir wieder ein Bild von ihnen machen und Zusammenhänge erkennen.
Dazu gibt es noch einige ausführlichere Texte über Personen, die in dem Roman vorkommen und tatsächlich gelebt haben. So musste ich gar nicht erst das Internet bemühen, wenn ich über einen mehr Informationen haben wollte, sondern konnte direkt an das Ende des Buches blättern.
Folgend gibt es noch einige Details zu der Epoche und zu verschiedenen Begrifflich-, sowie Örtlichkeiten, die heute entweder nicht mehr so genutzt werden oder nicht mehr so bekannt sind.

Am Anfang eines jeden neuen Abschnitts gibt es einen Hinweis darauf, zu welcher Zeit und an welchem Ort die folgenden Ereignisse stattfinden. So war es einfach zu erkennen, wie viel Handlung an einem Tag stattfindet und wie viel Zeit im gesamten Roman vergeht. Tatsächlich erstreckt sich der Handlungszeitraum nur über wenige Monate, doch anhand der Seitenanzahl könnte man auch anderes erwarten. Deshalb fand ich es äußerst passend, dass eine zeitliche Einordnung vorgenommen werden konnte. So war es für mich nicht nur leichter, der ganzen Handlung zu folgen, sondern ich finde auch, dass man anhand des recht kurzen Handlungszeitraums eine bessere Bindung zu den Protagonisten eingehen kann.

Ein großes Highlight meinerseits war die wunderbare Schreibweise. Ich kann mich noch grob daran erinnern, dass sie mir auch im ersten Teil richtig gut gefallen hat und genau das hat sich auch hier wieder durchgesetzt. Die Schreibweise war angenehm und nicht zu einfach, aber auch nicht zu anspruchsvoll und gestelzt. Mir wurde ein schnelles Lesen ermöglicht, ich bin (soweit es meine private Situation zuließ) recht flott mit dem Lesen vorangekommen und wollte das Buch häufig nicht aus der Hand legen. Ich fand es einfach zu schön, wieder in die Welt der Schokoladenvilla und der Schokoladenfabrik einzutauchen.
Es gibt viele gute Beschreibungen von Gebäuden und Situationen, die auch eine angenehme Lebendigkeit hatten. So kam für mich Schwung in die Handlung und vieles wirkte greifbarer und authentischer. Dazu empfand ich auch Gefühlsregungen und Überlegungen der Protagonisten richtig gut geschildert, so lässt sich einfacher eine Bindung aufbauen, man kann sie besser einschätzen und sie wirken realer.
Als Erzählinstanz dient ein allwissender Erzähler, der dem Leser viel mitteilt, aber auch einige Geheimnisse behält, die er erst später lüftet. Er folgt verschiedenen Figuren, meistens findet die Handlung in Stuttgart mit Judith und ihrer Familie statt. Wenige Kapitel gibt es aus Sicht von anderen Personen, die nicht so oft auftreten, aber manchmal doch eine Schlüsselrolle haben. So entsteht eine wunderbare Abwechslung und bei mir kam an keiner Stelle Langeweile. Man konnte Personen aus verschiedenen Altergruppen folgen, konnte verschiedene Lebensweisen miterleben und man erhielt einen vielfältigen Einblick in die Bevölkerungsschicht.

Der Spannungsbogen wurde gekonnt aufrecht erhalten, es gibt einige spannungsreiche Kapitel, bei denen ich von der Handlung oft überrascht wurde. Ich konnte mir bei einigen Dingen zwar vorstellen, was passieren könnte, war aber meist doch von vielen Ereignissen erstaunt. Tatsächlich hatte ich eine wirklich lange Zeit gar keine Idee, wie die Handlung weitergehen könnte und die gesamte Geschichte enden könnte.
Spannungsreiche Kapitel wurden von einigen ruhigeren Kapiteln abgelöst. So kam wieder Ruhe in die Handlung und das einfache und normale Leben der Protagonisten wurde geschildert. Diese Abwechslung war dann immer sehr angenehm und hat mir beim Lesen fast mehr Freude bereitet als manche sehr handlungsreiche Kapitel.

Ich finde, diesmal gibt es keinen Protagonisten, der deutlich als Hauptprotagonist heraussticht. Anfangs dachte ich, dies könnte vielleicht Serafina sein, doch meine Meinung hat sich recht schnell geändert. Serafina steht schon ziemlich im Mittelpunkt, doch diesen teilt sie sich sowohl mit den Zwillingen Karl und Anton, als auch ein wenig mit Vicky, der Tochter von Judith und Victor.
Mit Serafina war ich nicht ganz glücklich. Es gab viele Stellen, an denen ich sie in Ordnung fand und sie mir auch ganz sympathisch war, doch dies war leider nicht immer so. Mir fehlte etwas an ihrem Wesen, ich kann aber selbst nicht genau benennen, was das ist.
Die großen Sympathieträger waren für mich Karl und Anton. Tatsächlich konnte ich mich anfangs gar nicht an sie erinnern und war etwas überrascht, als von Judith's Brüdern die Rede war. Doch schon nach wenigen Seiten fielen mir Kleinigkeiten und Aktionen der beiden Brüder ein, die sie im ersten Teil verzapft haben.
Dazu fand ich es toll, dass beide ihre Wesenszüge beibehalten haben. Anton ist immer noch der etwas nachdenklichere, ruhigere der Beiden, Karl dagegen wirkt lockerer und nicht so korrekt und draufgängerischer. Ich bin der Meinung, dass sich die Brüder gut und gut weiterentwickelt haben und interessante Charaktere in dem Buch sind. Zusammen mit Serafina stehen sie im Mittelpunkt und waren mir wirklich sympathischer als diese. Beide haben einen Charme und Ausstrahlung, die den ich sehr spannend fand.
Vicky empfand ich als aufgeweckten, lieben Charakter, der einen großen kindlichen Charme hat. Oft wirkt sie altklug und schon sehr reif, doch ihr ganzes Wesen war liebenswert und sie konnte nicht nur ihre Familie leicht um den Finger wickeln. Ich denke, es lag einiges an Aufmerksamkeit auf ihrem Charakter, weil sich der dritte Teil um ihren Lebensweg drehen könnte...
Etwas steif kamen Judith und Victor daher. Sie sind im Vergleich zu dem ersten Teil älter und reifer geworden und nehmen eine deutlich kleinere Rolle ein. Ich fand sie beide etwas zu einfach dargestellt, sie hatten nicht sehr viel Variablität in ihrem Wesen und hätten gut und gerne ein wenig mehr Ecken und Kanten haben können. Doch so arg hat mich dies nicht gestört, sie agierten fast als Nebencharaktere und auf ihnen lag nicht mehr das Hauptaugenmerk.
Viele der restlichen Charaktere waren alte Bekannte aus dem ersten Teil, dazu kamen wenige neue Protagonisten. Alle waren gut durchdacht und haben sich durch ihre verschiedenen Wesen ausgezeichnet. Sie waren abwechslungsreich gezeichnet und traten meist sehr lebendig und authentisch auf.

Fazit:

Ich glaube, dass mir dieser Teil sogar besser gefallen hat als der Vorgänger. Die Spannung wurde stets aufrecht erhalten und die gesamte Handlung war nicht zu vorhersehbar. Auch die Schreibweise hat sich wieder bewähren können, sie war äußerst angenehm gehalten und hat ein lebendiges Bild von den Protagonisten, aber auch der Stadt gezeichnet. Dazu ist die gesamte Aufmachung des Buches mit vielen kleinen Details ein Träumchen und perfekt durchdacht.
Als einzigen, ganz kleinen Kritikpunkt hätte ich höchstens die Darstellung von Judith und Victor, die zwar ziemlich sympathisch waren, aber nicht so tiefgründig wie die anderen Protagonisten. Doch da sie nicht mehr so arg im Mittelpunkt stehen und mich die restliche Handlung vollkommen überzeugt hat, schaue ich darüber einfach hinweg und kann für das Buch nur eine große Empfehlung aussprechen!

Bewertung: 5 von 5 Sterne

MarySophie 

Vielen Dank an den Verlag, sowie das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

Interesse? Hier findet ihr das Buch! 

Meine Rezension zum ersten Teil

Donnerstag, 7. November 2019

Lesemonat Oktober 2019

Der Monat Oktober hat für mich eine unerwartete Chance bedeutet, für sechs Wochen habe ich eine neue, berufliche Herausforderung. Einerseits macht mir dies unglaublich viel Spaß und ich freue mich auf jede neue Probe, der ich beiwohnen kann, gleichzeitig ist die Arbeit recht zeitintensiv. Ich hatte anfangs meine Probleme, in den Pausen auch etwas zu schaffen, zu lesen oder Rezensionen zu schreiben. Ich kam mittags / nachmittags heim und wollte für kurze Zeit mal mein Hirn nicht anstrengen, bevor es dann zur abendlichen Probe geht. Ich musste da erst mal einen eigenen Rhythmus finden um alles unter einen Hut zu bekommen. Den habe ich gefunden und ich gehe die ganze Sache mittlerweile auch ruhiger an. Ich will mich zu nichts zwingen und ich denke, je ruhiger ich die Sache angehe, desto besser ist die Situation auch für mich.

Insgesamt habe ich im Oktober 7 Bücher gelesen, wobei eines ein Kinderbuch war, dazu drei historische Romane, zwei Weihnachtsbücher und einen Roman. Jedes Buch wurde mir freundlicherweise entweder direkt vom Verlag oder über Buchcommunitys zur Verfügung gestellt, auch hier möchte ich mich noch einmal ganz herzlich dafür bedanken!
Als meine zwei Highlights des Monats würde ich auf jeden Fall "Die Weihnachtsschwestern" und "Das Weingut - Tage des Schicksals" benennen. Beide Bücher haben mir unglaublich gut gefallen und sind meine Buchempfehlungen des Monats. Insgesamt komme ich bei den 7 Büchern auf eine Anzahl von 3180 gelesenen Seiten, was wirklich allerhand ist.



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Das Winterweihnachtswunder von Poppy Alexander
(3,5/⭐⭐⭐⭐⭐) 

Die Zeit der Weihnachtsschwestern von Sarah Morgan

(5/⭐⭐⭐⭐⭐) 

Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse von Frida Skybäck

(3,5/⭐⭐⭐⭐⭐) 

Das Licht zwischen den Zeiten von Sophia von Dahlwitz

(3/⭐⭐⭐⭐⭐) 

Der Duft der weiten Welt von Fenja Lüders

(4/⭐⭐⭐⭐⭐) 

Das Weingut - Tage des Schicksals von Marie Lacrosse
 (4,5/⭐⭐⭐⭐⭐)

Mathilda und das Geheimnis der Buchwandler
(4/⭐⭐⭐⭐⭐)
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Rezensionen:  
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Anfang des Jahres hatte ich mir ja vorgenommen, mir so wenig wie möglich Bücher zu kaufen, damit ich endlich mal die Bücher lese, die noch auf meinem SUB liegen. Lange Zeit habe ich das wirklich gut durchgehalten, doch auch diesen Monat bin ich wieder schwach geworden. Ein Buch habe ich als Mängelexemplar gefunden und es durfte am Ende bei mir einziehen. Es klang einfach zu interessant, als das ich es hätte liegen lassen können.

Carolin Rath: Das Erbe der Wintersteins

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MarySophie

 Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.


Dienstag, 5. November 2019

Rezension: Mathilda und das Geheimnis der Buchwandler von Anna James

Titel: Mathilda und das Geheimnis der Buchwandler
Originaltitel: 
Autorin: Anna James
Verlag: Edel Kids Books
Seitenzahl: 368 Seiten
Preis: 15,99 €
Erscheinungsdatum: 01.10.19
ISBN: 978-3-96129-118-2


Handlung:

Seitdem ihre Mutter verschwunden ist lebt die elfjährige Mathilda Pages bei ihren Großeltern, die Betreiber der Buchhandlung „Pages & Co“ sind. Und genau wie diese liebt es das Mädchen in Geschichten einzutauchen und verschiedene Welten kennenzulernen.
Gerade eben haben die Herbstferien begonnen, Mathilda verbringt viel Zeit in der Buchhandlung und sieht plötzlich Buchcharaktere im Laden herumlaufen. Erst sieht sie wie sich ihre Großeltern mit Sherlock Holmes und Elisabeth Bennet unterhalten, kurze Zeit später wird Mathilda selbst von zwei Buchfiguren besucht. Sie folgt Alice (aus Alice im Wunderland) und Anne Shirley (aus Anne auf Green Gables) in deren Geschichten, erlebt dort einige Situationen aus dem Buch hautnah mit und trifft allerlei skurile Figuren.
Kurze Zeit später erfährt Mathilda dann auch, dass sie eine Buchwandlerin ist und was das bedeutet. Dazu deckt Mathilda auch allerlei Geheimnisse auf. Sie erfährt, wer ihr Vater ist und findet eine Spur, die möglicherweise zu ihrer Mutter führt. Ständig muss sich Mathilda aber in Acht nehmen, ihr ist ein Mr. Chalk auf den Fersen, der unbedingt einige Geheimnisse wahren möchte, die bald von Mathilda aufgedeckt werden könnten.

Meinung:

Das Cover gefällt mir richtig gut. Ein kräftiges Rot dominiert das Cover, dazu gibt es einige goldene Details. So wirkt es gleichzeitig festlich und auch weihnachtlich, obwohl die ganze Handlung nicht in der Weihnachtszeit stattfindet. Mich stört etwas die weiße Schriftfarbe von dem Titel, zwar sticht dieser dadurch stark heraus, bringt aber auch etwas Unruhe hinein.
In der Mitte gibt es eine wunderschöne Illustration, wo nicht nur Buchseiten dargestellt sind, sondern auch verschiedene Personen. Bei der Person in der Mitte stelle ich mir gern vor, dass es sich hier um Mathilda handelt, die in ein Buch hineinschaut. Dazu gibt es noch weitere Details, u.a. bekannte Buchfiguren und Details wie eine Uhr oder Spielkarten, die sich direkt einem Buch zuordnen lassen. Insgesamt finde ich das Cover, bis auf die weiße Schriftfarbe, richtig gut gestaltet und ich denke, dass es auch einer jüngeren Zielgruppe gut gefallen wird.
Als ich die Inhaltsangabe das erste Mal gelesen hatte, hat mich die Geschichte etwas an die Tintenherz-Saga erinnert. Und da diese mir unheimlich gut gefallen hat, wollte ich auch dieses Buch lesen. Die Geschichte klang direkt spannend und ich finde die Idee ja immer schön, dass man in Bücher schlüpfen kann und einige Szenen miterleben kann. Für mich ist das eine tolle Vorstellung, ich glaube so ein Erlebnis würde ganz schön spaßig sein.

Schnell habe ich erkannt, dass die Geschichte zwar einige Parallelen mit der Tintenherz-Reihe besitzt, sich aber auch ganz schön unterscheidet. An sich hat mir die Idee gut gefallen und streckenweise war die Umsetzung dieser auch richtig gut, aber die Handlung hat mich nie so richtig gepackt. Es gab einige spannungsreiche Szenen, doch mir was das zu wenig. Einige Ereignisse, die nicht so vorhersehbar sind und überraschender sind haben mir gefehlt.

Die Schreibweise war einfach und kindgerecht gehalten, auch mir hat es Spaß gemacht das Buch zu lesen und ein Stück weit in die Geschichte einzutauchen. Es gibt nicht viele hochtrabende Begriffe, es wurde eine leicht verständliche Sprache genutzt. Gemischt werden die Beschreibungen mit kleinen Reisen in verschiedene Bücher, wo die Autorin manche Szenen mit eigenen Worten und aus Mathildas Sicht wiedergibt. Dazu gibt es auch einige Zitate, die auch als solche gekennzeichnet wurden und die die direkt aus den Büchern entnommen wurden. Dadurch erhielten viele Ausflüge von Mathilda in die Bücher Lebendigkeit und Authentizität, man merkt außerdem, dass die Autorin genau recherchiert hat um die Textstellen so nah am Original wie möglich wiederzugeben und den Inhalt nicht verändert.
Als Erzählinstanz dient ein allwissender Erzähler, der dem Leser viele Informationen preis gibt, aber auch einiges für sich behält. Trotzdem blieb die Spannungskurve auf einem recht niedrigen Niveau.
Die Handlung findet in einem recht kurzen Zeitraum von wenigen Tagen statt und darin passiert einiges. Und obwohl es nur wenige Handlungstage gibt, fiel es mir beim Lesen doch recht schwer, die Tage abzugrenzen und am Ende eine genaue Anzahl zu nennen. Irgendwie gingen viele Tage nahtlos ineinander über ohne genaue Abgrenzung.

Als besonderer Hingucker dienen in dem Buch die Illustrationen. Sie waren meist auf die Szene zugeschnitten, wurden stets kindgerecht gehalten und dienten der bildhaften Untermalung. Alles wurde in Schwarz - weiß gehalten, weshalb alles stimmiger wirkte und beim Lesen wurde man nicht zu sehr davon abgelenkt. Tatsächlich empfinde ich die einfarbigen Zeichnungen als beruhigend und auch nicht zu kindlich. Es passte einfach zu der ganzen Aufmachung des Buches.

Als Setting in der realen Welt dient fast ausschließlich die Buchhandlung Pages&Co., sowie die Wohnung der Familie, die direkt neben der Buchhandlung liegt. Die Wohnung wurde gemütlich und einladend dargestellt, auch wenn es keine detaillierte Beschreibung dessen gibt. Trotzdem hat sie eine angenehme Ruhe und Wärme ausgestrahlt. Schwieriger empfand ich den Buchladen. Einerseits erschien er wie der Traum eines jeden Buchwurms, er erstreckt sich über einige Stockwerke und scheint jeden Wunsch zu erfüllen. Aber die Dimension war nicht fassbar. Zwar gibt es wenige Anhaltspunkte, doch der ganze Laden wirkt so riesig, dass ich mir ihn nur schwer vorstellen konnte.

Es gibt eine interessante Vermischung von realen Menschen und fiktiven Buchfiguren. Leicht verwischen die Grenzen sogar, doch darüber möchte ich nicht zu viel verraten. Auf jeden Fall hält sich auf beiden Seiten die Anzahl der Charaktere ziemlich in Grenzen, man kann alle Protagonisten leicht im Gedächtnis behalten.
Die Buchfiguren wurden nah an den Originalen gehalten, sie lassen sich direkt den Werken zuordnen. Manchmal empfand ich ihre Charaktere als etwas kompliziert, doch daran kann die Autorin nichts. Sie hat eindeutig versucht, sie getreu ihrer Originalbücher darzustellen und sie nicht zu verändern.
Mathilda, ihre Großeltern und weitere handelnde Personen wurden meist recht lebendig und freundlich dargestellt, ihr Wesen unterschieden sich klar voneinander und jeder hatte Eigenarten. Sie könnten noch etwas sympathischer und tiefgründiger sein, für ein Kinderbuch sind die Figuren aber gelungen. Mein heimlicher Favorit ist die Darstellung von Mathildas Oma. Sie war sehr herzlich und liebevoll angelegt, stets um das Wohl der Enkelin besorgt und allgemein ein toller Charakter. Sie verkörperte so richtig eine Oma-Figur wie aus einem Bilderbuch, was mir irgendwie richtig gut gefallen hat.
Obwohl ich die Charaktere allgemein als ziemlich gelungen empfinde, bin ich mit den Kinderfiguren nicht komplett zufrieden. Vor allem Mathilda wirkt sehr reif für ihr Alter und benutzt eine sehr gewählte Sprache. Hier lässt sich natürlich auch dazu sagen, dass sie viel liest und dadurch Worte aufschnappt, die nicht unbedingt zu der Alltagssprache gehören. Mir war Mathilda am Ende fast zu besserwisserisch und hinterfragend, fast schon zu intelligent. Ein wenig mehr Kindlichkeit wäre, glaube ich, ganz angebracht gewesen.

Fazit:

Die Pages & Co Reihe startet definitiv interessant und hat eine nette Lektüre gebildet. Man kann das Buch durchaus auch als Einzelband lesen, die Handlung ist abgeschlossen und es bleibt bei mir nur eine Frage offen.
Ich fand die Idee der Autorin, ein Buch rund um Buchwandler zu schreiben, richtig gut. Ich hatte aber auch einige Erwartungen an das Buch und lediglich eine wurde nicht erfüllt: ich hätte mir mehr Spannung und überraschende Momente gewünscht. So war manches vorhersehbar und das Buch konnte mich leider nicht komplett gefangen nehmen.
Ich bin ziemlich gespannt auf die Fortsetzung, ich habe zwar einen Gedanken, wie die Handlung weitergehen könnte, bin mir aber unsicher, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege.

Bewertung: 4 von 5 Sterne

MarySophie 

Vielen Dank an den Verlag, sowie Vorablesen für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.