Montag, 26. Februar 2018

Rezension: Die Frauen der Rosenvilla von Teresa Simon

Titel: Die Frauen der Rosenvilla
Autor: Teresa Simon
Verlag: Heyne
Seitenzahl: 448 Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN: 978-3-453-47131-3



Handlung:
Dresden 2013
Anna Kepler hat es nicht nur geschafft, eine zweite Chocolaterie in ihrer Heimatstadt Dresden zu eröffnen, sondern auch die Familienvilla wieder in den Familienbesitz gebracht. Ihr Plan ist es, der Rosenvilla ihren alten Glanz wiederzugeben und hat Pläne entworfen, um den Garten der Villa neu anzulegen. Dabei findet Anna eine Kiste, die in der Erde vergraben war. Darin befinden sich nicht nur Andenken vergangener Generationen, sondern auch lose Blätter, die sich drei verschiedenen Personen zuordnen lassen. Anna´s Reise in die Vergangenheit beginnt...


Meinung:
Die anderen beiden Bücher, die ich bisher von Teresa Simon gelesen habe, fand ich beide klasse und daher war ich schon sehr gespannt auf dieses Buch. Vom Aufbau her gleicht es den anderen beiden, es gibt verschiedene Erzählperspektiven, die sowohl in der Gegenwart, als auch in der Vergangenheit stattfinden. Dabei gibt es wieder viele Tagebucheinträge, die den Beginn einer Reise in die Vergangenheit darstellen. Ein Konzept, dass mir im Grunde sehr gut gefällt und ein spannendes Lesen verspricht, hier gab es mir aber zu viele Personen, die zu Wort gekommen sind. Die Ereignisse werden aus der Sicht von vier Frauen beschrieben, die in unterschiedlichen Zeiten gelebt haben. Die Tagebucheinträge beschränken sich auf die Zeit von 1892 – 1940, während die Gegenwart im Jahr 2013 stattfindet. Es fiel mir teilweise schwer, mich an bestimmte Details zu erinnern, da die Sichtweisen immer in abwechselnder Reihenfolge vorkamen und es so viele Informationen gab, dass ich sie teilweise trotz langsamen und sorgsamen Lesen, nicht vollständig aufnehmen konnte.


Der Hauptteil der Handlung findet in Dresden statt, es gibt nur wenige Ausflüge nach Meißen. Dadurch gibt es fast durchweg eine Einheit des Ortes, was mir gut gefallen hat, da Dresden wirklich wundervoll beschrieben wurde und ich die Orte der Handlung am liebsten sofort nachverfolgen würde.


Vom Cover her passt der Roman perfekt zu den anderen beiden Büchern von Teresa Simon. Auch hier finden sich leichte, sommerliche Farben und auch die Rosen, titelgebend für den Roman, welche eine große Rolle im Roman einnehmen, sind darauf zu sehen. Insgesamt hat mir die große Einbindung von den Rosen in den Roman gut gefallen, sie sind immer wieder erwähnt wurden und haben sich wie ein roter Faden durch das Buch gezogen.


Schon von der ersten Seite an war ich sehr angetan von der Schreibweise. Sie ist recht einfach, aber gleichzeitig auch anspruchsvoll. Es gibt viele Beschreibungen in dem Buch und für mich waren immer die Tagebucheinträge und Ereignisse aus der Vergangenheit besonders interessant. Diese wurden sehr lebendig geschildert und haben mir einen Tacken besser gefallen, als die Erlebnisse von Anna.
Die Tagebucheinträge wurden von drei verschiedenen Frauen geschrieben, manchmal fiel es mir am Anfang immer etwas schwer, die verschiedenen Schriften auseinanderzuhalten, jedoch wurde immer schnell sichtbar, wessen Gedanken gerade beschrieben werden.


Als Hauptprotagonistin steht Anna für mich klar im Vordergrund. Jedoch muss ich leider sagen, dass ich mit ihr nicht warm wurde. Sie war mir immer etwas unpersönlich und nicht lebhaft genug, eine Geschäftsfrau durch und durch, bei der teilweise das Menschliche fehlt. Das heißt nicht, dass sie nicht verschiedene Emotionen gezeigt hätte, sondern mir war sie nicht lebendig genug. Des weiteren war mir Anna gerade am Ende recht leichtsinnig und ihre Liebesgeschichte mag für viele Leser ein runde Ende bieten, mir war sie zu künstlich und ich hätte gut darauf verzichten können.
Trotzdem bewundere ich sie dafür, wie sie ihre Arbeit mit den zwei Läden schafft und beneide sie um die Rosenvilla, in der sie lebt. Ein Haus, das wie ein Traum beschrieben wird.
Im Gegensatz dazu fand ich die drei Damen, die von 1892 – 1940 erwähnt werden, Helene, Emma und Charlotte, sehr sympathisch und interessant. Sie wirkten auf mich auch authentischer und ich fand ihre Sorgen und Nöte sehr gut dargestellt. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass sie vom Charakter etwas tiefgründiger als Anna waren, was für mich wahrscheinlich ein Grund dafür war, mit ihnen sofort mitzufiebern.


Fazit:
Vom Grundgedanken ein toller Roman, gerade die Ereignisse aus der Vergangenheit haben es mir angetan. Jedoch gab es durchweg zu viele Informationen, die nicht immer leicht einzuordnen waren und mir die Lesefreude etwas getrübt haben.
Der Roman unterhält den Leser und bietet viele Ereignisse, für mich ist er aber leider der Schwächste Roman, den ich bisher von Teresa Simon gelesen habe.


Bewertung: 4 von 5 Sternen


MarySophie
 

Freitag, 23. Februar 2018

Rezension: Die Blütentöchter von Joël Tan

Titel: Die Blütentöchter
Autor: Joël Tan
Verlag: Blanvalet
Seitenzahl: 480 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-7645-0619-3



Handlung:
Heilbronn 1333
Die Schwestern Eilika, Clementia und Imagina werden schon seit ihrer Geburt von einigen Bürgern gemieden, da sich viele vor den Drillingen fürchten. Nur durch den angesehen Familiennamen und den Beruf des Vaters trauen sich viele nicht, die Drillinge öffentlich anzuklagen. Bis der Bußprediger Alardus die Stadt betritt. Durch einen Zufall erfährt er von dem Namen und auf dem Jahrmarkt prangert er die Schwestern öffentlich an, indem er die Meinung äußert, dass die Drillinge Unheil bringen. Besorgt um den guten Ruf beschließt Volmar Laemmlin, der Vater der Mädchen, sie zu trennen und Eilika muss als erstes die Stadt verlassen, während eines Hochwassers, welches einige Leben kosten wird. Durch all den Trubel verlieren sich auch die anderen beiden Schwestern aus den Augen und jede muss sich alleine durchschlagen, im Glauben, die anderen seien tot. Trost spendet ihnen ihre Blütenkunst, die eine jede auf andere Weise ausgeführt hat. Und plötzlich gibt es ein Lebenszeichen in Form der Blütenkunst. Gibt es ein Wiedersehen zwischen den Drillingen?


Meinung:
Das Cover gefällt mir sehr gut. Es ist gleichzeitig sehr schlicht, fällt gerade deshalb sofort ins Auge und ist eine angenehme Abwechslung zu den heutzutage doch sehr auffälligen und teilweise überladenen Covern. Positiv finde ich daran außerdem, dass es nostalgisch wirkt und dies passt perfekt zu dem Inhalt.


Des weiteren ist mir sofort positiv aufgefallen, dasses nicht nur ein Personenverzeichnis gibt, sondern auch ein Glossar am Ende des Romans. Besonders bei historischen Romanen immer sehr hilfreich und passend.


Obwohl es sich hierbei um einen historischen Roman handelt, stand die fiktive Geschichte rund um die drei Schwestern durchweg im Vordergrund. Es wurden zwar auch historisch verbürgte Verträge, Beschlüsse und Ereignisse angesprochen, jedoch wurde dies immer nebenbei abgehandelt. Mir hätte es gut gefallen, wenn es eine größere Einbindung gegeben hätte.


Mir hat es gefehlt, dass es keine Erwähnung gab, wie viel Zeit im Verlauf der Handlung mittlerweile vergangen ist. Am Anfang und am Ende gab es zwar eine Einordnung, aber zwischendrin hat mir dies gefehlt, um einen groben Eindruck zu erhalten, wie viel Zeit mittlerweile vergangen ist.


Die Geschichte an sich war eine sehr runde Sache, Fragen wurden geklärt und kaum welche sind offengeblieben. Besonders gut fand ich es, dass die Geschichte dort endet, wo sie auch angefangen hat, in Heilbronn. Dadurch wird der Kreislauf geschlossen und man kann auch gut mit der Geschichte nach dem Lesen des Buches abschließen.


Als Erzählinstanz dient ein personaler Erzähler, der eine Einsicht angenehme Einsicht auf die Handlung gibt. Es gibt viele Sichtweisen, man ist immer auf dem Stand der Dinge und hat nie das Gefühl, etwas verpasst zu haben.


Der Schreibstil war sehr angenehm, er ermöglichte ein einfaches und flüssiges Lesen. Manchmal hätte ich mir die Einbindung von mehr altertümlichen Worten gewünscht, die den Roman noch authentischer gemacht hätten.


Ich hätte es mir gewünscht, dass manche Protagonisten klarere gezeichnet wurden wären. Es fehlt fast durchweg die Altersangabe, was mich noch nicht sonderlich gestört hat, da ich so meiner Phantasie freien Lauf lassen konnte. Ich fand manche Charaktere vom Charakter teilweise zu einfach dargestellt, sie haben nicht viele Facetten von sich gezeigt und daher war es mir schwer möglich, sie mir vorzustellen.
Wenige Charaktere haben im Verlauf der Handlung eine Wandlung vollzogen, diese war nicht sehr groß, jedoch klar erkennbar und es wäre interessant gewesen, diesen Prozess noch weiterzuverfolgen.


Nach dem Unglück lief mir die Geschichte ein wenig zu glatt ab. Die Schwestern sind zwar voneinander getrennt und müssen ohne Hilfe vonseiten der Familie versuchen, zu überleben. Doch sie lernen während dieser Zeit bis auf eine Ausnahme nur freundliche und hilfsbereite Menschen kennen und müssen weder Hunger, noch Furcht leiden. Hier hätte ich mir mehr Vielfältigkeit gewünscht, da die Realität nicht unbedingt so ausgesehen hätte.


Fazit:
Ein sehr nett zu lesender Roman, der leicht und flüssig zu lesen ist. Mir hat die stetige Einbindung der Blütenkunst sehr gut gefallen, teilweise hätte ich mir mehr historischen Bezug gewünscht.


Bewertung: 4 von 5 Sternen


MarySophie
 

Samstag, 10. Februar 2018

Rezension: Die Kathedrale des Lichts von Ruben Laurin

Titel: Die Kathedrale des Lichts
Autor: Ruben Laurin
Verlag: Bastei Lübbe
Seitenzahl: 590 Seiten
Preis: 11,00 €
ISBN: 978-3-404-17636-6



Handlung:
1215
Durch Zufall trifft der Waisenjunge Moritz auf die Bauhütte rund um den Baumeister Bohnsack und seiner Tochter Helena. Dieser befindet sich gerade auf den Weg nach Magdeburg, um dort als Leiter der Bauarbeiten an der Kathedrale zu arbeiten. Bohnsack erkennt das Talent des jungen Mannes und nimmt ihn in seine Gruppe auf. Nicht nur auf der Baustelle wird Moritz schnell bekannt, sondern auch in ganz Magdeburg ist er für sein Geschick sehr angesehen. Doch natürlich gibt es auch Neider, die ihm seinen Erfolg nicht gönnen. Allen voran Gotthart, ein Bildhauer, der ihm nicht nur sein Ansehen neidet, sondern auch das freundschaftlicher Verhältnis mit Helena, der Tochter von Bohnsack. Gotthart setzt sich das Ziel, Helena selbst zu ehelichen und den jungen Wenden zu vernichten.


Meinung:
Der Klappentext wird dem Buch meiner Meinung nach nicht ganz gerecht. Die Geschichte ist um einiges vielfältiger, als darin angesprochen wird und es scheint sich nur um den Bau der Kathedrale, sowie die Liebe von Moritz und Gotthart zu Helena zu handeln. Dies sind Punkte, die eine große Rolle in dem Roman spielen, jedoch ist der Roman vielschichtiger, als sich durch das Lesen der Leseprobe erwarten lässt.


Der Einstieg in das Buch fiel mir leider nicht ganz so leicht wie gedacht. Während ich von der Leseprobe überzeugt war und mich darauf gefreut hatte, das Buch endlich zu lesen, wurde meine Lesefreud doch recht schnell etwas gedämpft. Über knapp 100 Seiten hatte ich recht große Probleme mit der Schreibweise. Manche Sätze waren mir einfach zu kurz und simpel gehalten, ich hätte mir mehr Ausschmückungen von Gegenden oder auch Gefühlen und Handlungen gewünscht. Ich musste mich erst einmal daran gewöhnen und glücklicherweise hat sich auch die Schreibweise im Verlauf etwas geändert, vieles wurde nicht mehr so knapp geschildert und das hat mir dann das Lesen wieder erleichtert und hat dann auch dazu beigetragen, dass ich besser in das Buch hinein gefunden habe.


Die Personen waren sehr vielfältig, besonders positiv ist mir die Verbindung von historisch verbürgten und fiktiven Persönlichkeiten aufgefallen. Diese haben sich wunderbar ergänzt und miteinander agiert.
Es gab eine große Auswahl an Charakteren, manchmal fand ich es recht schwer, bestimmte Personen wiederzuerkennen, da sie nur kleine Rollen eingenommen haben und dementsprechend selten aufgetaucht sind.
Die Sympathie des Lesers wurde gezielt auf einige Personen gerichtet, mit diesen leidet man während des Lesens mit und baut auch recht schnell eine Bindung auf. In diesem Fall hat mich das nicht gestört, da es trotzdem auch genug Protagonisten gibt, die recht neutral geschildert wurden.
Ab und an fand ich die Handlungen und den Umgang der Protagonisten untereinander sehr modern und zwanglos, durch Schilderungen in Fachbüchern oder anderen historischen Romanen hatte ich davon immer eine andere Sichtweise.


Bei dem Handlungsverlauf hat mich etwas gestört, dass es mir ein wenig zu sprunghaft voranging. Es war zwar immer deutlich, in welchem Jahr und in welcher Stadt die Handlung gerade stattfindet. Zwischendrin sind Jahre vergangen und scheinbar ist während dieser Zeit nur der Bau der Kathedrale vorangeschritten, zu den Ereignissen im Leben der Protagonisten gab es leider nur kurze bis gar keine Informationen. Das war mir zu mager und dadurch hatte es auch den Anschein als wären im Verlauf des Romans nur kurze Zeit vergangen und nicht ganze neun Jahre.


Positiv aufgefallen ist mir am Aufbau des Romans nicht nur das Personenregister am Anfang des Buches, sondern auch der Vermerk am Anfang eines jeden Kapitels, in welchem Jahr und in welcher Stadt die Handlung beschrieben wird.


Gut gefallen hat mir der Prolog. Auch wenn man als Leser anfangs absolut nicht einordnen kann, wie er im Zusammenhang mit der erzählten Geschichte steht, ändert sich dies im Verlauf der Handlung und ergibt einen wunderbaren Zusammenhang mit dieser. Es wird nicht nur eine kleine „Extra-Geschichte“ erzählt, sondern auch ein Stück Geschichte vermittelt, von der ich bisher nur wenig gehört habe. Der kleine Exkurs in die Antike hat mir sehr gut gefallen.


Auch wenn ich es immer wieder versucht hatte, konnte mich das Buch nicht richtig fesseln. Dies lag daran, dass mir viele Textstellen nicht lebendig genug geschildert wurden. Zwar haben die Protagonisten verschiedene Launen gezeigt und es ist stets etwas passiert, aber mir hat ein persönlicher Faden gefehlt.


Die Beschreibungen des Baus der Kathedrale waren sehr eindrucksvoll zu lesen, jedoch fiel es mir schwer, mir darunter teilweise etwas vorzustellen. Deshalb musste ich ab und an das Internet herbeiziehen, um zu verstehen, was genau gerade beschrieben wurde, was wiederum meinen Lesefluss gestört hat. Hier wäre vielleicht eine kleine Skizze im Anhang hilfreich gewesen.


Fazit:
Leider wurden meine Erwartungen nicht ganz erfüllt, die Geschichte ist nett zu lesen, hat mich jedoch nicht vom Hocker gerissen und über die ich auch nach dem Beenden des Buches nicht weiter nachgedacht habe. Eine Geschichte, die es sich lohnt zu lesen, bei der jedoch Kleinigkeiten nicht überzeugen konnten.


Bewertung: 3,5 von 5 Sternen


MarySophie
 

Dienstag, 6. Februar 2018

Rezension: Abbitte von Ian McEwan

Titel: Abbitte
Originaltitel: Atonement
Autor:Ian McEwan
Verlag: Diogenes Verlag AG
Seitenzahl: 544 Seiten
Preis: 13,00 €
ISBN: 978-3-257-23380-3



Handlung:
England, 1935
An einem unfassbar heißen Sommertag erwartet die Familie Tallis auf ihrem Landgut Besuch von dem Sohn Leon und dessen Freund Paul Marshall. Aus diesem Anlass hat die dreizehnjährige Briony extra ein Theaterstück geschrieben, welches sie zusammen mit ihrer Cousine und den beiden Cousins aufführen will. Die ambitionierte, angehende Autorin ist jedoch kurze Zeit selber unzufrieden mit dem Stück und wirft ihrePläne kurzerhand über den Haufen. Die darauf folgenden Ereignisse überschlagen sich und in ihrer Unzufriedenheit sieht Briony Dinge, die sie vollkommen falsch interpretiert und auch nicht hinterfragt. Aus den gesehenen Dingen will Briony später eine Geschichte schreiben und dafür will sie die Wahrheit nicht wissen, sondern ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Sie zieht falsche Erkenntnisse und gibt diesen auch der versammelten Verwandtschaft preis. Und verändert damit nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das Leben von zwei weiteren Personen.


Meinung:
Vor dem Lesen wusste ich nicht, was mich erwarten wird. Ich hatte schon viele positive Stimmen gehört und war dadurch gespannt, nachdem ich jedoch von dem „Zementgarten“ nicht begeistert war, habe ich ohne Erwartungen mit Lesen begonnen.


Der Roman wurde in 4 Teile geteilt. Hierbei nimmt der erste Teil den Großteil des Romans ein, der Sommertag wird sehr ausführlich beschrieben. Dies könnte eigentlich langweilig werden, wenn auf mehr als 200 Seiten nur ein Tag geschildert wird, jedoch ist es Ian McEwan gut gelungen, den Tag mit vielen kleinen Ereignissen auszustatten und stets interessant zu halten. Dazu hat auch beigetragen, dass einige Szenen aus verschiedenen Sichtweisen beschrieben werden und man als Leser nicht nur die Sicht von einer Person hat.


Leider muss ich sagen, dass mir der zweite Teil des Romans absolut nicht gefallen hat. Ich fand ihn sehr langwierig und leider auch nicht interessant. Das hat meine Lesefreude eine Zeit lang getrübt und ich musste mich fast zwingen, weiterzulesen. Glücklicherweise waren die letzten beiden Teile wieder sehr angenehm zu lesen und haben neuen Schwung in die Geschichte gebracht.


Die Protagonisten waren recht vielfältig dargestellt. Man hat von allen verschiedene Seiten entdeckt und konnte sie in verschiedenen Situationen erleben. Das hat mir gut gefallen, da sie dadurch lebendig gewirkt haben. Trotzdem fiel es mir schwer, zu einigen eine Bindung aufzubauen oder sie als sympathisch oder unsympathisch einzuschätzen.


Die Handlungsorte in den jeweiligen Teilen sind sehr begrenzt, fast alles findet auf einem Gelände statt. Dies wird besonders im ersten Teil deutlich, die Familie Tallis lebt recht einsam und ohne viele Kontakte zu Personen, die nicht zu Familie gehören. Außerdem stand das Herrenhaus ein wenig abseits, wodurch das Augenmerk wirklich vollkommen auf der Familie und den Geschehnissen lag.


Der Schreibstil hat mir nicht immer gefallen. Zu großen Teilen ließ sich das Buch sehr flüssig lesen, jedoch besonders im zweiten Teil war ich unzufrieden. Der Autor hat sich teilweise zu sehr mit ellenlangen Beschreibungen aufgehalten und dies war mit der Zeit ermüdend zu lesen.


Fazit:
Der Autor ist wirklich ein Genie darin, die Ereignisse von wenigen Tagen eindrucksvoll zu schildern und dabei keine Langeweile entstehen zu lassen. Zu weiten Teilen hat mir das Buch hervorragend gefallen, besonders der erste Teil war ein Highlight für mich. Der Roman war fast durchweg spannend und erst am Ende löst sich die Geschichte vollkommen auf. Toll geschrieben, mit kleinen Schwächen.


Fazit: 3,5 von 5 Sternen 


MarySophie
 

Donnerstag, 1. Februar 2018

Rezension: Die Rosenkriege - Sturmvogel von Conn Iggulden

Titel: Die Rosenkriege - Sturmvogel
Originaltitel: Wars of the Roses - Stormbird
Autor: Conn Iggulden
Verlag:Heyne Verlag
Seitenzahl: 608  Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN: 978-3-453-41796-0 
 
Handlung:
England, 1437
König Henry VI. ist von Natur aus von sehr schwächlicher und kränklicher Verfassung. Nun erkrankt er so schwer, dass die Zukunft des Königshauses fragwürdig erscheint. Zudem droht ein anbahnender Konflikt mit Frankreich, das Land in eine Krise zu reißen.
Eine Hochzeit von Henry mit der französischen Adligen Margaret von Anjou soll nun nicht nur Henry´s Macht im Reich sichern, sondern auch für einen Thronfolger und Erben sorgen. Denn es gibt schon einige Personen, die nur zu gerne selbst auf dem Thron sitzen wollen, allen voran Richard, Duke von York.
Durch die Hochzeit soll auch gleichzeitig ein Bündnis mit den Franzosen geschlossen werden, welches von der Bevölkerung nicht sonderlich positiv aufgenommen. Langsam aber sicher beginnen die Rosenkriege...


Meinung:
Ich war sehr gespannt auf den Roman, da ich mich in der mittelalterlichen, britischen Geschichte nicht auskenne und auch von den Rosenkriegen noch nie gehört hatte. Deshalb hatte ich gehofft, durch das Lesen des Romans etwas Licht ins Dunkel zu bringen und mein Wissen darüber zu erweitern. Dies ist dem Autor bestens gelungen. Zwar endet das Buch etwas abrupt und die Geschichte ist noch lange nicht vollkommen erzählt, auch sichtbar an den drei Folgebänden, trotzdem hat mir der „Sturmvogel“ gut gefallen.

Leider fiel mir der Einstieg in den Roman nicht so leicht. Zum einen lag das an meinen fehlenden Vorkenntnissen, zum anderen fiel es mir anfangs schwer, in die Handlung zu finden. Zum einen lag das am Prolog. Dieser erzählt eine Szene, viele Jahre, bevor der eigentliche Roman beginnt, und diese Szene hat sich für mich während des gesamten ersten Bandes nicht einordnen lassen. Erst durch das Lesen des Nachwortes wurde deutlich, wie der Prolog im Zusammenhang mit der Handlung steht. Fand ich sehr kompliziert, vielleicht hätte man diesen Teil des Nachwortes dem Roman voranstellen können, damit man als Leser nicht so ins kalte Wasser gestoßen wird.


Insgesamt fand ich das Nachwort sehr hilfreich, es werden noch Kleinigkeiten genauer erklärt und hat auch Handlungen nocheinmal besser beschrieben. Des weiteren befindet sich am Ende des Buches ein Personenverzeichnis, welches ich leider erst nach dem Beenden des Buches entdeckt habe. Allgemein finde ich es besser, wenn dieses auch der Handlung vorangestellt ist, da ich nur sehr selten das Ende des Buches durchblättere, ehe ich es beendet habe.


Weiterhin gefehlt hat mir während der Handlung ein Hinweis darauf, in welchem Jahr die beschriebenen Ereignisse stattfinden. Eine kleine Orientierung für den Leser wäre hilfreich gewesen, so war es für mich schwer einzuschätzen, wie viel Zeit vergangen ist und in welchem Jahr man sich gerade in der Handlung befindet.


Äußerst eindrucksvoll wurde das Leben am Hofe beschrieben. Besonders herausragend finde ich hierbei die Beschreibungen von den Intrigen, welche gesponnen wurden und dem Land zum Vorteil dienen sollten. Dieser Einblick hat mir gut gefallen und wirkte realistisch, es ist leicht vorstellbar, dass dies wirklich so hätte stattfinden können. Hierbei finde ich es nicht nur beindruckend, wie sich die Menschen früher Intrigen und diplomatische Hochzeiten ausgedacht haben, sondern auch wie die Autoren von mittelalterlichen Romanen es schaffen, dies so lebendig wiederzugeben, als hätten sie an einigen Ereignissen tatsächlich teilgenommen. Auch in dem ersten Band über die Rosenkriege wurde dies mit Bravour gelöst.


Der Roman wird aus vielen Sichtweisen beschrieben, teilweise von Ratgebern des Königs oder seiner künftigen Gemahlin, als auch von einfachen Bauern oder Arbeitern. Diese Abwechslung hat mir im Großen und Ganzen gut gefallen, lediglich auf die Kapitel, welche von außenstehenden Personen gehandelt haben, die lediglich einen Auftritt im Buch hatten, hätte ich gut verzichten können. Sie hatten zwar einen Bezug zur Handlung, haben auf mich aber eher wie ein Lückenfüller gewirkt.


Bei den Protagonisten gab es eine gelungene Mischung von fiktiven und realen Charakteren, sie haben harmonisch miteinander agiert und wirkten durchweg lebendig. Mir hat es nur ab und an an Eigenheiten und Besonderheiten gefehlt, die jeder Mensch hat und die das Ganze abgerundet hätten.


Fazit:
Das Buch verspricht das, was es verspricht. Trotz Anfangsschwierigkeiten konnte es mich am Ende doch noch überzeugen und bildet einen spannenden Auftakt zu einer Reihe, der Lust auf die weiteren Teile macht.


Bewertung: 4 von 5 Sternen
 

MarySophie