Titel: Die Schokoladenvilla - Goldene Jahre
Autorin: Maria Nikolai
Verlag: Penguin
Seitenzahl: 720 Seiten
Preis: 10,00 €
Erscheinungsdatum: 14.10.2019
ISBN:
978-3-328-10406-3
Handlung:
Stuttgart 1926
Nach dem Tod ihres Vaters muss Serafina
nach Stuttgart zu ihrem Halbbruder Victor ziehen. Denn dieser hat
noch ihre Vormundschaft, bis die junge Frau in wenigen Monaten ihren
21. Geburtstag feiert. Noch auf dem Bahnhof kann sich Serafina einen
ersten Eindruck von der berühmten Schokolade der Rothmanns machen.
In diese Familie hat Victor vor einigen Jahren eingeheiratet und ist
noch immer mit seiner Frau Judith glücklich und geht auch in seiner
Arbeit in der Schokoladenfabrik vollkommen auf.
Nicht nur die Schokolade imponiert
Serafina, sondern auch Judiths jüngere Zwillingsbrüder sind
interessante Zeitgenossen, die man nicht so schnell vergisst. Vor
allem den besonnenen und nachdenklichen Anton kann Serafina nicht
vergessen. Doch dieser ist kurz davor, sich mit einer anderen zu
verloben...
Auch in der Schokoladenfabrik läuft
nicht alles rund. Immer wieder tauchen neue Probleme auf. Doch
passiert dies wirklich nur zufällig oder hat hier jemand seine Hände
im Spiel? Und wer sollte der Familie Rothmann etwas Böses tun
wollen?
Meinung:
Auf den ersten
Blick passt das Cover perfekt zu der derzeitigen Jahreszeit. Es
scheint nur so nach dem Herbst zu schreien und irgendwie gefällt mir
das richtig gut. Die gesamte Szenerie, angefangen von dem Haus im
Hintergrund bis hin zu der Dame im Vordergrund, ist perfekt
durchdacht und wirkt vollkommen stimmig. Angefangen von dem Motiv,
über die Farben bis zur Schrift. Ein niedliches Detail ist es, dass
die Schriftfarbe des Titels eine Referenz an den Untertitel „Goldene
Jahre“ ist.
Der Titel bietet
einiges an Struktur, sei es die Schrift oder Blumenbüsche, und
glänzt in einigen Winkeln wunderschön. Dadurch, aber auch durch die
goldene Schrift erhält das Cover Hochwertigkeit und noch mehr Stil.
Es gibt nur eine
recht geringe Ähnlichkeit zu dem Cover des ersten Teils. Lediglich
das Haus im Hintergrund ist gleich, die gesamte restliche Szenerie
hat sich geändert. Irgendwie stört mich das hier gar nicht.
Eigentlich finde ich es ja immer ganz schön, wenn eine Reihe
zusammenpasst und eine ähnliche Aufmachung besitzt. Tatsächlich
finde ich aber beide Cover wunderschön und wüsste nichts, was ich
daran ändern wollen würde.
Der Roman bietet am Ende ein umfangreiches Personenverzeichnis, wo die wichtigsten handelnden Personen aufgelistet wurden. Obwohl die Anzahl der handelnden Personen eigentlich recht überschaubar ist, fand ich dieses Detail sehr hilfreich. So konnte ich, bevor ich mit dem Buch begonnen habe, erst einmal das Verzeichnis durchlesen und mich an die Figuren erinnern, mir wieder ein Bild von ihnen machen und Zusammenhänge erkennen.
Dazu gibt es noch einige ausführlichere
Texte über Personen, die in dem Roman vorkommen und tatsächlich
gelebt haben. So musste ich gar nicht erst das Internet bemühen,
wenn ich über einen mehr Informationen haben wollte, sondern konnte
direkt an das Ende des Buches blättern.
Folgend gibt es noch einige Details zu
der Epoche und zu verschiedenen Begrifflich-, sowie Örtlichkeiten,
die heute entweder nicht mehr so genutzt werden oder nicht mehr so
bekannt sind.
Am Anfang eines jeden neuen Abschnitts
gibt es einen Hinweis darauf, zu welcher Zeit und an welchem Ort die
folgenden Ereignisse stattfinden. So war es einfach zu erkennen, wie
viel Handlung an einem Tag stattfindet und wie viel Zeit im gesamten
Roman vergeht. Tatsächlich erstreckt sich der Handlungszeitraum nur
über wenige Monate, doch anhand der Seitenanzahl könnte man auch
anderes erwarten. Deshalb fand ich es äußerst passend, dass eine
zeitliche Einordnung vorgenommen werden konnte. So war es für mich
nicht nur leichter, der ganzen Handlung zu folgen, sondern ich finde
auch, dass man anhand des recht kurzen Handlungszeitraums eine
bessere Bindung zu den Protagonisten eingehen kann.
Ein großes Highlight meinerseits war
die wunderbare Schreibweise. Ich kann mich noch grob daran erinnern,
dass sie mir auch im ersten Teil richtig gut gefallen hat und genau
das hat sich auch hier wieder durchgesetzt. Die Schreibweise war
angenehm und nicht zu einfach, aber auch nicht zu anspruchsvoll und
gestelzt. Mir wurde ein schnelles Lesen ermöglicht, ich bin (soweit
es meine private Situation zuließ) recht flott mit dem Lesen
vorangekommen und wollte das Buch häufig nicht aus der Hand legen.
Ich fand es einfach zu schön, wieder in die Welt der
Schokoladenvilla und der Schokoladenfabrik einzutauchen.
Es gibt viele gute Beschreibungen von
Gebäuden und Situationen, die auch eine angenehme Lebendigkeit
hatten. So kam für mich Schwung in die Handlung und vieles wirkte
greifbarer und authentischer. Dazu empfand ich auch Gefühlsregungen
und Überlegungen der Protagonisten richtig gut geschildert, so lässt
sich einfacher eine Bindung aufbauen, man kann sie besser einschätzen
und sie wirken realer.
Als Erzählinstanz dient ein
allwissender Erzähler, der dem Leser viel mitteilt, aber auch einige
Geheimnisse behält, die er erst später lüftet. Er folgt
verschiedenen Figuren, meistens findet die Handlung in Stuttgart mit
Judith und ihrer Familie statt. Wenige Kapitel gibt es aus Sicht von
anderen Personen, die nicht so oft auftreten, aber manchmal doch eine
Schlüsselrolle haben. So entsteht eine wunderbare Abwechslung und
bei mir kam an keiner Stelle Langeweile. Man konnte Personen aus
verschiedenen Altergruppen folgen, konnte verschiedene Lebensweisen
miterleben und man erhielt einen vielfältigen Einblick in die
Bevölkerungsschicht.
Der Spannungsbogen wurde gekonnt
aufrecht erhalten, es gibt einige spannungsreiche Kapitel, bei denen
ich von der Handlung oft überrascht wurde. Ich konnte mir bei
einigen Dingen zwar vorstellen, was passieren könnte, war aber meist
doch von vielen Ereignissen erstaunt. Tatsächlich hatte ich eine
wirklich lange Zeit gar keine Idee, wie die Handlung weitergehen
könnte und die gesamte Geschichte enden könnte.
Spannungsreiche Kapitel wurden von
einigen ruhigeren Kapiteln abgelöst. So kam wieder Ruhe in die
Handlung und das einfache und normale Leben der Protagonisten wurde
geschildert. Diese Abwechslung war dann immer sehr angenehm und hat
mir beim Lesen fast mehr Freude bereitet als manche sehr
handlungsreiche Kapitel.
Ich finde, diesmal gibt es keinen
Protagonisten, der deutlich als Hauptprotagonist heraussticht.
Anfangs dachte ich, dies könnte vielleicht Serafina sein, doch meine
Meinung hat sich recht schnell geändert. Serafina steht schon
ziemlich im Mittelpunkt, doch diesen teilt sie sich sowohl mit den
Zwillingen Karl und Anton, als auch ein wenig mit Vicky, der Tochter
von Judith und Victor.
Mit Serafina war ich nicht ganz
glücklich. Es gab viele Stellen, an denen ich sie in Ordnung fand
und sie mir auch ganz sympathisch war, doch dies war leider nicht
immer so. Mir fehlte etwas an ihrem Wesen, ich kann aber selbst nicht
genau benennen, was das ist.
Die großen Sympathieträger waren für
mich Karl und Anton. Tatsächlich konnte ich mich anfangs gar nicht
an sie erinnern und war etwas überrascht, als von Judith's Brüdern
die Rede war. Doch schon nach wenigen Seiten fielen mir Kleinigkeiten
und Aktionen der beiden Brüder ein, die sie im ersten Teil verzapft
haben.
Dazu fand ich es toll, dass beide ihre
Wesenszüge beibehalten haben. Anton ist immer noch der etwas
nachdenklichere, ruhigere der Beiden, Karl dagegen wirkt lockerer und
nicht so korrekt und draufgängerischer. Ich bin der Meinung, dass
sich die Brüder gut und gut weiterentwickelt haben und interessante
Charaktere in dem Buch sind. Zusammen mit Serafina stehen sie im
Mittelpunkt und waren mir wirklich sympathischer als diese. Beide
haben einen Charme und Ausstrahlung, die den ich sehr spannend fand.
Vicky empfand ich als aufgeweckten,
lieben Charakter, der einen großen kindlichen Charme hat. Oft wirkt
sie altklug und schon sehr reif, doch ihr ganzes Wesen war
liebenswert und sie konnte nicht nur ihre Familie leicht um den
Finger wickeln. Ich denke, es lag einiges an Aufmerksamkeit auf ihrem
Charakter, weil sich der dritte Teil um ihren Lebensweg drehen
könnte...
Etwas steif kamen Judith und Victor
daher. Sie sind im Vergleich zu dem ersten Teil älter und reifer
geworden und nehmen eine deutlich kleinere Rolle ein. Ich fand sie
beide etwas zu einfach dargestellt, sie hatten nicht sehr viel
Variablität in ihrem Wesen und hätten gut und gerne ein wenig mehr
Ecken und Kanten haben können. Doch so arg hat mich dies nicht
gestört, sie agierten fast als Nebencharaktere und auf ihnen lag
nicht mehr das Hauptaugenmerk.
Viele der restlichen Charaktere waren
alte Bekannte aus dem ersten Teil, dazu kamen wenige neue
Protagonisten. Alle waren gut durchdacht und haben sich durch ihre
verschiedenen Wesen ausgezeichnet. Sie waren abwechslungsreich
gezeichnet und traten meist sehr lebendig und authentisch auf.
Fazit:
Ich glaube, dass mir dieser Teil sogar
besser gefallen hat als der Vorgänger. Die Spannung wurde stets
aufrecht erhalten und die gesamte Handlung war nicht zu vorhersehbar.
Auch die Schreibweise hat sich wieder bewähren können, sie war
äußerst angenehm gehalten und hat ein lebendiges Bild von den
Protagonisten, aber auch der Stadt gezeichnet. Dazu ist die gesamte
Aufmachung des Buches mit vielen kleinen Details ein Träumchen und
perfekt durchdacht.
Als einzigen, ganz kleinen Kritikpunkt
hätte ich höchstens die Darstellung von Judith und Victor, die zwar
ziemlich sympathisch waren, aber nicht so tiefgründig wie die
anderen Protagonisten. Doch da sie nicht mehr so arg im Mittelpunkt
stehen und mich die restliche Handlung vollkommen überzeugt hat,
schaue ich darüber einfach hinweg und kann für das Buch nur eine
große Empfehlung aussprechen!
Bewertung: 5 von 5 Sterne
MarySophie
Vielen Dank an den Verlag, sowie das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
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Meine Rezension zum ersten Teil
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Meine Rezension zum ersten Teil
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