Titel: Die Schokoladenvilla
Autorin: Maria Nikolai
Verlag: Penguin
Seitenanzahl: 656 Seiten
Preis: 10,00 €
ISBN:
978-3-328-10322-6
Handlung:
Stuttgart 1903
Judith Rothmann, Tochter des
Schokoladenfabrikanten Wilhelm Rothmann, ist derzeit vollkommen
glücklich mit ihrem Leben. Sie lebt im Degernlocher Villenviertel,
muss nie hungern, kann sich mit Luxusartikeln einkleiden und
verbringt ihre freie Zeit am liebsten in der Schokoladenfabrik des
Vaters. Dort besitzt die junge Frau einen kleinen Raum, in dem sie
stets an neuen Ideen für die Verarbeitung von Schokolade tüftelt.
Ihr größter Traum ist es, später einmal mehr Verantwortung in der
Fabrik zu tragen und ihren Vater zu unterstützen. Doch Wilhelm
Rothmann hat vollkommen andere Vorstellungen davon, wie das Leben von
Judith in der Zukunft ablaufen wird. Eine vorteilhafte Heirat und
anschließend viele Enkelkinder und die Leitung ihres eigenen
Haushalts. Doch die Rechnung hat er nicht mit Judith gemacht. Judith
weigert sich standhaft gegen die Heirat mit einem Mann, den sie
niemals lieben könnte. Sie hat selbst so einige Herren ins Auge
gefasst, die ihr besser gefallen. Bis dann plötzlich Victor
Rheinberger auftaucht. Ein Mann, der Judith sofort gefällt, jedoch
auch einige Geheimnisse mit sich bringt.
Meinung:
Das Cover finde ich weihnachtlich schön und sehr locker, es besticht durch die fast ausschließlich hellen Farben. Dadurch entsteht ein harmonisches und stimmiges Gesamtbild und auch die Dame gliedert sich perfekt in das Gesamtbild ein. Mir gefällt es sehr gut, dass der Titel farblich herausgehoben wurde und direkt an die verschiedenen Nuancen von Schokolade erinnert.
Als ich den Roman das erste Mal in der
Hand gehalten habe, war ich sehr positiv überrascht, wie viel Liebe
und Details hineingefloßen sind. Sei es die stark aufgedruckte
Schrift, welche Struktur besitzt oder kleine, glitzernde Partikel,
welche an genau den Stellen eingearbeitet wurden, wo Schnee liegt.
Sehr hochwertig verarbeitet und definitv ein Highlight in meinem
Bücherregal.
Am Ende des Romans befindet sich ein
Personenverzeichnis, welches sehr sinnvoll und detailreich ist. Ich
finde, dass das ein sehr schönes Detail ist, auch wenn ich es nicht
einmal benötigt habe, da die Anzahl der Protagonisten für mich sehr
überschaubar ist. Weiterhin gibt es auch eine Auslistung von
historisch verbürgten Personen, hier hätte ich es noch schön
gefunden, wenn die Geburts- und Sterbejahre vermerkt worden wären.
Das lässt sich aber auch leicht über das Internet herausfinden,
weshalb ich mich an diesem Punkt nicht sehr gestört habe.
Daran folgt dann noch ein Glossar und
ein sehr informatives Nachwort, welches einen guten Überblick über
verschiedene Themen gegeben hat, die in dem Roman Erwähnung finden.
Am Anfang eines jeden neuen Kapitels
ist sowohl vermerkt, zu welcher Zeit und an welchem Ort sich die
Ereignisse abspielen werden. Dadurch kann man als Leser leicht
mitverfolgen, wie viel Zeit mittlerweile seit dem Beginn des Romans
vergangen ist. Mir fällt es auch leichter, der Handlung zu folgen
und besonders die Entwicklung von Protagonisten mitzuerleben und
einzuschätzen.
Die Schreibweise fand ich sehr
angenehm. Ich konnte den Roman durchweg flüssig und schnell lesen,
mir hat es viel Spaß gemacht, in die Welt von Judith, ihrer Familie
und ihren Freunden einzutauchen.
Einige Dinge waren mir leider zu
vorhersehbar und an einigen Stellen wurde doch sehr deutlich gezeigt,
was sich dann im weiteren Verlauf ereignen wird.
Alle Ereignisse wurden von einem
allwissenden Erzähler beschrieben, wobei er in verschiedenen
Kapiteln verschiedenen Personen folgt. Sei es Judith oder Victor,
Judiths Mutter oder ganz anderen Personen. Damit hatte ich nicht
gerechnet, fand aber den vielschichtigen und abwechslungsreichen
Einblick sehr angenehm. So wurde die Handlung für mich an keiner
Stelle langweilig.
Leider muss ich aber auch zugeben, dass
ich gerade den Erzählstrang von Judiths Mutter unnötig fand und er
für mich nicht recht in die Handlung reinpasst. Es mag eine nette
Idee sein, die Handlung durch Beschriebungen von ihrem Kuraufenthalt
in Italien aufzulockern. Jedoch gab es keinen richtigen Zusammenhang
zu der eigentlichen Handlung in Stuttgart.
Als Hauptprotagonistin agiert ganz
eindeutig Judith, zusammen mit Victor, der für mich jedoch nicht so
stark im Mittelpunkt stand, wie die Fabrikantentochter. Judith war
für mich schnell ein angenehmer Charakter, mit dem ich meistens
zufrieden war. Ab und an war sie mir etwas zu jugendlich und
ungestüm, was sich leider auch im Verlauf des Romans nicht geändert
hat. Ansonsten empfand ich sie als sehr sympathisch und freundlich,
besonders durch ihre Sturheit und ihren starken Willen hat sich
Judith ausgezeichnet. Ich hätte mir von ihr gewünscht, dass sie
sich im Verlauf der Handlung mehr entwickelt und reifer wird in ihrer
Sichtweise.
Allgemein gab es eine interessante
Mischung von verschiedenen Charakteren, die teilweise unerwartet
auftreten, aber alle sehr gut durchdacht sind und eigenwillig
gezeichnet wurden. Keiner war für mich zu stereotyp oder einseitig,
viele Nebencharaktere haben für mich sogar eine stärkere Wandlung
durchgemacht als Judith. Ich muss sagen, dass ich diese in ihrer
Darstellung gelungener finde, als Judith. Bei ihr gibt es für mich
noch Verbesserungspotentzial.
Ich fand es schade, dass Victors
Kindheit, Jugend und auch der Zwischenfall, weshalb er dann
schließlich ein Strafgefangener wurde, nur sehr gekürzt
wiedergegeben wurden. Aus seiner Geschichte hätte man viel mehr
machen können und dies nicht immer nur in wenigen Sätzen abhandeln.
Dadurch fiel es mir schwer, Sympathien zu ihm aufzubauen.
Fazit:
Ein Roman, der im Großen und Ganzen
das hält, was er verspricht. Eine interessante Geschichte rund um
die Herstellung von Schokolade, verbunden mit historischen Details.
Diese Aspekte haben mir auch sehr gut gefallen, auch die Schreibweise
fand ich angenehm.
Mein größter Kritikpunkt sind die
Charaktere, welche nicht ganz ausgefeilt wurden, allen voran Judith
und Victor. Hier würde ich mir Verbesserungen wünschen, die sie
liebenswerter machen und besser zu den anderen Charakteren passen
lässt.
Bewertung: 4 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
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