Titel: Der Duft der weiten Welt
Autorin: Fenja Lüders
Verlag: Bastei Lübbe
Seitenzahl: 320 Seiten
Preis: 12,90
Erscheinungsdatum: 31.10.2019
ISBN: 978-3-431-04125-5
Handlung:
Hamburg 1912
Mina Deharde interessiert sich schon
seit vielen Jahren für den Kaffeehandel ihres Vaters. Sie hofft
darauf, eines Tages doch noch die Chance zu erhalten, das Geschäft
als Frau führen zu können. Doch erstmal muss Mina die Schulzeit
hinter sich bringen und wird von ihrem Vater ins Internat geschickt.
Dummerweise genau zu einer Zeit, zwischen ihr und ihrem Jugendfreund
Edo eine zarte Liebe entsteht.
Und es steht immer noch eine Diskussion
im Weg, die Mina und Edo klären müssen. Denn Edo würde gerne nach
New York auswandern, wo noch ein Rest seiner Verwandtschaft lebt.
Mina will jedoch ihre Familie und auch den Handel ihres Vaters nicht
einfach so verlassen und muss große Entscheidungen treffen....
Meinung:
Das Cover deutet für mich direkt auf einen historischen Roman hin, es ist wunderbar historisch und altmodisch gestaltte. Dazu tragen natürlich einige leicht verblasste Stellen bei, vor allem aber das Outfit der Dame. Sie trägt die typische Mode für die Handlungszeit des Romans, welcher vor dem Ersten Weltkrieg spielt. Als sehr schönes Detail empfinde ich das Grün der Schriftart, welches leicht dunkler ist als das des Rockes. So wird die Farbe nochmals aufgegriffen und lässt das Bild runder wirken. Im Hintergrund wird eine Zeichnung der Speicherstadt abgebildet, was äußerst passend für das Buch ist.
Ich habe mich riesig auf das Buch
gefreut, das es etwas her war, dass ich einen historischen Roman
gelesen habe. Außerdem hat mich die ganze Sache mit der Hamburger
Speicherstadt sehr gereizt und ich mag es immer wieder von Frauen zu
lesen, die stark sind und für ihre Wünsche kämpfen. Und genau das
hat mir der Roman geboten. Eine interessante Geschichte, eine
sympathische Hauptprotagonistin und einige Informationen zu der
Speicherstadt, den Verhältnissen unter den Unternehmern und über
gesellschaftliche Konventionen.
Die Autorin hat einen äußerst
angenehmen und guten Schreibstil genutzt, sodass ich flott durch die
Handlung gekommen bin. An wirklich keiner Stelle hatte ich damit
Probleme oder wurde in meinem Lesefluss gestört. Besonders gut haben
mir zwei Aspekte gefallen. Zum einen gab es bildhafte und sehr
lebendige Beschreibungen von Orten und von Situationen. Dadurch fand
ich es auch leichter, die Protagonisten zu bewerten und
einzuschätzen, einige konnten mich sogar überraschen und zeigten
mir, dass man nicht vorschnell urteilen sollte.
Zum anderen fand ich die gesamte
Speicherstadt wunderbar dargestellt. Sie wurde eingängig und
detailreich beschrieben und es kam dort eine ganz bestimmte Stimmung
auf. Es schien, als würde dieser Teil Hamburgs eine eigene Welt
sein, wo andere Regeln herrschen und die Menschen offener miteinander
umgehen. Hat mir sehr gut gefallen!
Ich habe genau einen Kritikpunkt
anzumerken, denn ich an dieser Stelle erwähnen möchte. Die Handlung
wurde durchweg interessant gehalten, doch nur selten empfand ich sie
als stark spannend. Meist konnte ich mir schon denken, was passieren
wird und wurde am Ende in meiner Vermutung bestätigt. Das hat zwar
nicht meinen Lesefluss gestört, trotzdem empfand ich es schade, dass
mich kein Ereignis so richtig vom Hocker hauen konnte. Ein paar mehr
überraschende Momente und Wendungen hätte ich richtig gut gefunden.
Ich bin wirklich gespannt auf die zwei
weiteren Teile, zum einen interessiert mich das weitere Schicksal von
Mina, außerdem endet das Buch mit einigen Geheimnissen und
Andeutungen, denen ich nur zu gerne auf den Grund gehen würde. Ich
finde, diesen Roman können auch gut Einsteiger in das historische
Genre lesen, die Handlung überschlägt sich nicht, es gibt eine
recht überschaubare Anzahl an Protagonisten und man wird auch nicht
von geschichtlichen Fakten überschüttet. Diese wurden an den
passenden Stellen eingefügt, haben Hand und Fuß und geben kleine
und lebendige Einblicke in die damalige Zeit.
So wird auch die ausführliche und
genaue Recherche deutlich. An vielen kleinen Stellen zeigen sich
historische Details, die geschickt in die Handlung eingebunden wurden
und immer perfekt an die jeweilige Textstelle gepasst haben.
Als Setting dient vor allem die
Speicherstadt, sowie das Familienhaus der Familie Deharde. Dazu gibt
es noch einige Szenen, in denen Mina ein Internat besucht. An sich
empfinde ich die Anzahl der Handlungsorte sehr passend für eine
Seitenanzahl von knapp 320 Seiten. So gibt es nicht zu viel zu
entdecken, es gibt aber auch genügend Abwechslung. Insgesamt empfand
ich die Orte sehr lebendig geschildert, ein jeder strahlte eine
besondere Atmosphäre und Stimmung aus. So erscheint zum Beispiel das
Wohnhaus der Familie recht kalt und steif, nicht sonderlich einladend
und passt sich damit an den Charakter der Großmutter an. Die
Charaktere tragen wirklich viel dzau bei, wie man einen Handlungsort
wahrnimmt.
Insgesamt tritt eine recht
überschaubare Anzahl an Protagonisten auf. Das Hauptgeschehen dreht
sich um Mina, sowie ihre Familie, dazu gibt es vielleicht noch fünf
andere Charaktere, die immer wieder einen Auftritt haben. So konnte
sich die Autorin vollkommen auf diese Personen konzentrieren und am
Ende kamen sie sehr lebendig und durchdacht heraus. Ein jeder war
wirklich einzigartig, hatte eigene Merkmale und eine besondere
Haltung.
Mina empfand ich schnell als angenehme
Hauptprotagonistin. Sie ist ein intelligentes Mädchen, das sehr
sympathisch auftritt und für ihre Wünsche eintritt. Sie nimmt
Entscheidungen nicht sofort hin, sondern hinterfragt diese kritisch
und bildet sich gerne ihre eigene Meinung. Genau diese Charakterzüge
haben mir an ihrem Charakter gefallen, das hat sie für mich
besonders gemacht.
Bei vielen Charakteren ist mir eine
Wandlung und Weiterentwicklung aufgefallen. Allen voran natürlich
bei Mina, doch auch ihre Schwester und ihr Vater hat sich verändert.
Die Schwestern sind nicht nur erwachsener geworden, sondern haben
auch ihre Wünsche entdeckt und sich selbst gefunden. Der Vater
hingegen hat entdeckt, dass viele Ansichten der Gesellschaft veraltet
sind und es an der Zeit ist, weiterzublicken und der jungen, auch
weiblichen, Generation das Feld zu überlassen.
Fazit:
Fazit:
Mein einziger Kritikpunkt ist wirklich
nur die etwas vorhersehbare Handlung. So gab es für mich keine
Überraschungen und der Spannungsbogen war dementsprechend auch
niedrig gehalten. Ich würde mir wünschen, dass sich dies in der
Fortsetzung etwas ändert und alles spannender gehalten wird.
Ansonsten habe ich absolut nichts zu
meckern, mir haben die Charaktere gut gefallen, die Autorin hat eine
wunderbare Schreibweise genutzt und ihr ist es auch gelungen, die
Handlungsorte bildhaft wiederzugeben. Ich freue mich schon auf die
Fortsetzung und bin sehr gespannt darauf, wie es Mina in den weiteren
Jahren ergehen wird. Außerdem hoffe ich natürlich, dass einige,
noch offene Fragen noch beantwortet werden.
Bewertung: 4 von 5 Sterne
MarySophie
Vielen Dank an den Verlag, sowie die Lesejury für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
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