Titel: Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse
Originaltitel: Bokhandeln på Riverside Drive (Aus dem Schwedischen von Hanna Granz)
Autorin: Frida Skybäck
Verlag: Insel Verlag
Seitenzahl: 540 Seiten
Preis: 10,95 €
Erscheinungsdatum: 29.09.2019
ISBN:
978-3-458-36440-5
Handlung:
Charlotte ist ihrer Tante Sara noch nie begegnet. Trotzdem erbt die junge Witwe deren Buchhandlung in London. Eigentlich will Charlotte sich gar nicht recht damit befassen, sie plant nur einen kurzen Aufenthalt in London, wo sie das Wichtigste klären will und möchte so schnell wie möglich wieder nach Hause, nach Schweden.
Doch schon als die junge Frau das erste
Mal den Riverside Bookshop betritt, erfüllt sie eine Tiefe Ruhe.
Noch dazu verbreitet der gemütliche Laden einen großen Charme und
scheint Charlotte magisch anzuziehen. Schnell erkennt die neue
Inhaberin, dass sie den Laden nicht einfach verkaufen kann und sieht
darin auch für sich einen Neustart. Gleichzeitig fragt sich
Charlotte ständig, wieso ausgerechnet sie den Laden geerbt hat? Und
sie findet immer mehr Hinweise darauf, dass Sara ein Geheimnis
hatte... Hat dieses vielleicht auch mit ihrer eigenen Herkunft zu
tun?
Meinung:
Das Cover wurde richtig schön gestaltet. Die Szenerie wirkt gemütlich und der Laden erscheint stark einladend, es wird genau die Magie ausgestrahlt, von der auch Charlotte gefangen genommen wurde. An sich gefällt mir die Farbvielfalt, einen kleinen Makel habe ich hier aber trotzdem anzubringen. Mir hätte es besser gefallen, wenn der Titel, sowie der Name der Autorin dieselbe Schriftfarbe erhalten hätten. Dann wäre das Bild bestimmt noch stimmiger gewesen. Ansonsten finde ich das gesamte Bild sehr stimmig und passend, es erregt auf jeden Fall Aufsehen und ist ein Blickfang. Ich finde sogar, dass allein das Cover eine tolle Geschichte verspricht.
Ich musste einige Zeit warten, um das
Buch zu erhalten und in dieser Zeit war ich natürlich immer
gespannter darauf. Nicht nur, weil ich endlich auch mit dem Lesen
beginnen wollte, sondern auch weil ich schon einige gute Rezensionen
dazu gelesen habe. Dementsprechend war meine Freude also groß, es
dann nach fast einem Monat warten in Empfang zu nehmen und endlich
mit dem Lesen zu starten.
Der Anfang war mir gleich wieder von
der Leseprobe bekannt und ich hatte absolut keine
Startschwierigkeiten. Es gibt einen recht ruhigen Start, gerade auf
den ersten Seiten gibt es die Möglichkeit, Charlotte und Martinique,
sowie den Buchladen näher betrachten zu können. Beide Damen treten
anfangs recht nachdenklich und ruhig, mit etwas Angst vor der Zukunft
auf und dies wird nicht nur durch die Handlungen perfekt ausgedrückt.
Auch durch die Gedanken gibt es einen ersten Blick auf die
Charaktere. So fällt es leicht, sich einen ersten Eindruck zu machen
und die Protagonisten langsam kennenzulernen.
Mir hat die Schreibweise durchweg sehr
gut gefallen. Sie war einfach gehalten, ohne viel Schnörkel und
somit leicht verständlich. Das hat natürlich auch zu einem
schnellen Lesen beigetragen, besonders die Kapitel, die in der
Vergangenheit spielen, lassen sich unglaublich schnell lesen. Mit
fortschreitender Handlung verändert sich der Schreibstil leicht, er
wird teilweise schwereloser und immer lockerer. Dies passt sehr gut
auch zu Charlottes Entwicklung, sie ist nicht mehr so ernst wie noch
am Anfang und durchlebt einen positiven Wandel
Ich empfand das Setting etwas
schwierig. Es gibt eine Einheit des Ortes, die gesamte Handlung
findet in London statt. Und die Stadt selbst war auch ganz
ansprechend und genau beschrieben, das fand ich gar nicht schlecht.
Etwas gehinkt hat für mich leider die Darstellung des Buchladens,
sowie von Saras Wohnung. Diese beiden Orte dienen als
Haupthandlungsorte, vielleicht 90 % der Handlung findet dort statt.
Und leider waren beide Orte nicht greifbar oder vorstellbar. Obwohl
es einige Beschreibungen davon gibt, konnte ich mir nichts davon
vorstellen. Sie werden zwar recht klein und überschaubar
dargestellt, sind aber ziemlich vollgestellt und nehmen dadurch
andere Dimensionen an. So dehnten sich die Räume stark aus und
entsprachen in meiner Vorstellung nicht mehr dem, wie sie beschrieben
wurden.
Ich war überrascht, dass die Handlung
auf zwei zeitlichen Ebenen stattfindet. Davon war ich nicht
ausgegangen und dementsprechend überrascht. Es gibt einen Zeitstrang
in der Gegenwart, dabei lernen wir Charlotte, sowie Martinique kennen
und erfahren allerhand über die Buchhandlung. Dazu findet ein
geringer Teil der Handlung in der Vergangenheit statt. In diesem gibt
es die Möglichkeit, Sara und Charlottes Mutter Kristina
kennenzulernen und ihren Neuanfang in London zu verfolgen. Ich bin
etwas zwiegespalten über diese Erzählweise. Einerseits fand ich
diese Aufteilung richtig gut und interessant geschrieben. Fast fand
ich es etwas schade, dass es nur wenige und kurze Rückblicke gibt.
Gleichzeitig fand ich vieles nicht so wichtig für die Handlung,
außerdem konnte ich keine Sympathie für Sara und Kristina
aufbringen. Sie waren zu blass gezeichnet, waren nicht willensstark
und viele Handlungen fand ich zu impulsiv und teilweise gruslig. Ich
glaube, gesamt hätte es mir besser gefallen, wenn die Geschehnisse
in Briefform verfasst worden wären und nicht anhand von Rückblicken.
Leider fand ich das Ende etwas rasch
herbegeführt. Angefangen von dem überraschenden Treffen mit der
Autorin, über einige, kurze Gespräche bis zum Ende. Es ging alles
etwas Knall auf Fall und war mir zu schnell vorbei. Ein kleiner
Ausblick in die Zukunft wäre auch ganz schön gewesen, anhand eines
Epilogs...
Tatsächlich habe ich mich hier auch
gefragt, wie hoch der Wahrheitsgehalt sein könnte. So wirkt die
Geschichte etwas an den Haaren herbeigezogen und für mich nicht
sonderlich realistisch. Gerade das Treffen mit der Autorin, sowie die
Folgen dessen konnten mich nicht überzeugen.
Als Protagonisten dient eine bunte
Schar unterschiedlichster Persönlichkeiten. Viele treten nur mal
kurz und fast schon nebenbei auf, trotzdem erhielt eine jede eine
kleine, unterhaltsame Geschichte. Im Grunde dienen als
Hauptprotagonisten nur die Mitarbeiter des Riverside Bookshops, sowie
William und Charlotte.
Eigentlich fand ich Charlotte richtig
angenehm. Sie war sympathisch, freundlich und zeigt auch eine zarte,
nachdenkliche Seite. Doch manchmal ging sie mir mit ihrem
Selbstmitleid etwas auf den Geist. Ich hatte öfter das Gefühl, dass
Charlotte ihr Dasein als Witwe wie ein Schutzschild vor sich hält
und sich dahinter versteckt. Dazu empfand ich ihren Charakter und ihr
ganzes Auftreten manchmal als etwas langweilig und träge. Charlotte
hatte nicht wirklich Besonderheiten, die sie auffallend mache.
An ihrem Charakter war die stärkste
Wandlung zu sehen. Sie hat zwar viele Züge beibehalten, wurde aber
auch stärker, begutachtete Menschen nicht mehr nach ihrem Auftreten
und ist entschlossener, hängt nach dem traumatischen Erlebnis nicht
mehr ganz so in der Schwebe. Charlotte hat endlich wieder ein Ziel
und blüht auf.
William ist an sich ein interessant
gestalteter Charakter, der sich aber auch gerne von einer
weinerlichen Seite zeigt, um kurze Zeit später wieder anders
aufzutreten. So hat er immer wieder Wandlungen und zeigt verschiedene
Seiten seiner Person. Ich fand ihn etwas schwer einzuschätzen und
kann auch jetzt nicht wirklich sagen, ob ich ihn den sympathisch
finde oder nicht.
Die anderen beiden Damen der Runde, Sam
und Martinique hatten besondere Charaktere, die sehr speziell waren.
Sie durchlebten ebenso verschiedene Stimmungen und zeigten einige
Seiten von sich selbst. Mir hat es immer gefallen, wenn beide
zusammen aufgetreten sind und miteinander agiert haben. Dann kam
Stimmung in die Geschichte und beide zusammen waren richtig
sympathisch.
Fazit:
Im Grunde hat das Buch meinen
Erwartungen gesprochen, es wird eine interessant gehaltene Geschichte
rund um eine Buchhandlung erzählt. Dazu gibt es einige private
Probleme und eine hervorragende Schreibweise, die mir ein angenehmes
Lesen ermöglicht hat. Leider gibt es einige kleine Makel, die mir
beim Lesen aufgefallen sind und die ich schon erwähnt hatte. Deshalb
vergebe ich nicht die volle Punktzahl, fand das Buch aber trotzdem
unterhaltsam und es hat mir schöne Lesestunden bereitet.
Bewertung: 3,5 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an Vorablesen und den Insel Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
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