Titel: Das Licht zwischen den Zeiten
Autorin: Sophie von Dahlwitz
Verlag: Droemer TB
Seitenzahl: 448 Seiten
Preis: 9,99 €
Erscheinungsdatum: 01.10.2019
ISBN: 978-3-426-30648-2
Handlung:
Westpreußen 1918
Der Erste Weltkrieg ist so gut wie
verloren und im ganzen deutschen Reich sind die Folgen dessen
spürbar. Es herrschen Unruhen und Armut, die Bevölkerung hat
gelitten und die Kriegsheimkehrer sind traumatisiert. Lediglich auf
Gut Frommberg scheint die Welt stillzustehen.
Doch auch dort passieren einige Dinge,
die Donata nicht gutheißt. Ihre ältere Tochter Helen verliebt sich
ausgerechnet in Georg, einen jungen Mann, den Donata und ihr Mann vor
vielen Jahren adoptiert haben. Nun sind die Eltern der jungen Leute
natürlich alarmiert und wollen die Beziehung verhindern.
Helens jüngere Schwester Rudela wird
schließlich von Justus umworben, einem Cousin der Schwestern. Auf
den ersten Blick ist der junge Mann eine gute Wahl, er stammt aus
einer angesehenen Offiziersfamilie und besitzt tadellose
Umgangsformen. Donata ist jedoch von seiner politischen Einstellung
nicht begeistert, Justus ist ein aktiver Nationalsozialist der ersten
Stunde...
Meinung:
Ich finde es irgendwie beruhigend, das Cover zu betrachten. Es wirkt so friedlich und idyllisch, einfach harmonisch. Das Herrenhaus gefällt mir richtig gut, es wirkt prachtvoll und altmodisch.
Auch das Umfeld mit den zahlreichen
Bäumen und dem Teich passt gut in die Atmosphäre des ganzen Bildes.
Die Dame, die dem Betrachter abgewandt
ist, könnte gut und gerne die Autorin des Werkes sein. Es scheint,
als würde sie so die Vergangenheit betrachten und auf Vergessenes
blicken. Genau das, was sie mit diesem Buch auch macht.
Als ich das erste Mal den Klappentext
gelesen hatte, klang die Handlung für mich sofort spannend. Ich
hatte richtig Lust darauf, diesen Familienroman zu lesen und es
klingt irgendwie unvorstellbar, dass der Erste Weltkrieg an einigen
Menschen einfach vorbeigegangen zu sein scheint. Genau dieser Aspekt
hat mein Interesse geweckt und ich hatte damit gerechnet, vieles über
die Familie zu erfahren und mit ihnen einige Zeit zu verbringen.
Dabei hatte ich mit einigen Problemen und Streitereien gerechnet, bin
davon ausgegangen, dass fast die gesamte Handlung auf dem Gut
Frommberg stattfindet. Aber irgendwie was der Inhalt anders als
erwartet.
Leider hatte ich einige Probleme, der
Handlung mit Interesse zu folgen und mich dazu zu motivieren, das
Buch in die Hand zu nehmen. Viele Kapitel waren wirklich informativ
und haben das beschrieben, was ich erwartet und erhofft hatte. In
diesen fand die Handlung auf dem Gut statt und es wurden Gespräche
oder einfach nur Situationen geschildert. Diese haben mir richtig gut
gefallen.
Doch die für mich interessanten
Kapitel wurden immer wieder unterbrochen von Passagen, die sich lange
nicht recht zuordnen lassen und etwas fehl am Platze wirkten. Diese
wurden in kursiver Schrift von der eigentlichen Handlung abgetrennt
und waren etwas hochtrabend geschrieben. Manche Sätze waren etwas
augenöffnend und tiefgehend, beim durchlesen musste ich nicken und
zustimmen. Andere haben mich aber verwirrt und ließen nicht immer
einen Bezug zur eigentlichen Handlung erkennen.
Dazu gibt es öfter mal Szenen, in
denen ein „Was wäre wenn“ Prinzip geschildert wurde. An sich hat
mir die Idee gefallen, eigentlich ist das ein interessanter Gedanke,
auf den sich sicherlich ein gutes Buch aufbauen lassen könnte. Bei
diesem Roman hat es mich eher gestört.
Auch die Schreibweise hat mir auf den
ersten knapp 150 Seiten das Lesen etwas erschwert. Wie schon erwähnt,
was sie hochtrabend und anspruchsvoll gehalten. Öfter gibt es
ausführliche und recht lange Sätze, die schon fast etwas
schachtelig sind.
Auch war ich etwas überrascht, wie
viel historische Informationen eingebunden wurden. Seien es die
Vogel- und Schweinegrippe, bis hin zur spanischen Grippe oder
zahlreiche Kriegstheorien und politische Informationen, die mir das
Lesen leider erschwert haben.
Meine Lieblingskapitel sind die, wo es
einen Rückblick in Donatas Jugend gibt und wie sie die ersten Jahre
auf Gut Frommberg verbracht hat. Dort herrscht eine Lebendigkeit, die
mitreißend ist. Außerdem empfand ich diese Kapitel als besonders
interessant in Hinblick auf die Charaktere. Donata, aber auch ihr
Ehemann und Freunde von der Autorin werden aufwendig beschrieben und
das war gefühlt die einzige Möglichkeit, sich ein richtiges und
ausführlicheres Bild von ihnen zu machen. In den restlichen Kapiteln
war dies nicht so möglich, alle Charaktere blieben durchweg eher
blass.
Ich war ja davon ausgegangen, dass es
eine Einheit des Ortes gibt und die Handlung ausschließlich auf Gut
Frommberg stattfindet. Dementsprechend war ich überrascht, dass
irgendwann immer mehr Abschnitte auch in Berlin spielen und sich auch
auf andere Orte ausweiten. An sich war es ein angenehmer Wechsel
zwischen dem beschaulichen Örtchen und der aufregenden Großstadt,
so kam etwas Schwung in die Handlung und eigentlich wurde der Kern
der Handlungsorte ganz gut getroffen. Tatsächlich empfand ich viele
Kapitel die innerhalb des Gutes spielen interessanter. Dort wirkt
eine besondere Dynamik, zudem finde ich das Zusammenspiel zwischen
Herrschaft und Dienerschaft immer spannend.
Leider hatte ich auch mit den
Protagonisten so meine Problemchen. Die Autorin hat zwar Wert darauf
gelegt, die Charaktere lebendig und unterschiedlich zu gestalten,
leider fand ich es nicht ganz so erfolgreich. Tatsächlich bin ich
mit keinem Charakter warm geworden, alle empfand ich als ziemlich
merkwürdig und steif.
Auch waren meine Erwartungen etwas
andere, der Klappentext hat für mich vermittelt, dass es drei
Hauptthemen gibt: die Nachkriegszeit, die Beziehung zwischen Georg
und Helen, sowie die Liebe zwischen Rudela und Justus. Tatsächlich
nehmen die Liebesgeschichten eine recht kleine Rolle ein, das
Kriegsgeschehen und die Folgen stehen an erster Stelle.
Über Georg und Helen erfährt man
einiges, Rudela kommt etwas kurz. Über einen großen Teil der
Handlung tritt sie gar nicht auf, nur am Anfang und Ende gibt es
wenige Informationen und Szenen mit ihr. So fand ich es sehr
schwierig zu der etwas weltfremden und nachdenklichen Rudela einen
Draht zu finden. Auch die Entwicklung von einem Kind zu jungen Dame
ist etwas im Sande verlaufen. Dies geschah nebenbei und als Leser hat
man keinen Einblick auf die Entwicklung. Ich glaube, wenn es schon
dazu ein wenig mehr Informationen gegeben hätte, wäre es mir
leichter gefallen, Rudela einzuschätzen und vielleicht sogar
sympathisch zu finden.
Wenn ich mich entscheiden müsste,
welche Charaktere mir am besten gefallen haben, wären dies
wahrscheinlich Donata und ihr Bruder Felix. Beide fand ich von den
Wesen am besten, sie haben eine besondere Dynamik an sich und lassen
sich nicht so schnell in ihre Angelegenheiten reinreden.
Fazit:
Während des Lesens hatte ich vorallem
in der ersten Hälfte öfter den Wunsch, das Buch zur Seite zu legen
und etwas anderes zu tun. Es konnte mich nur schwer gefangen nehmen,
interessante Kapitel wechselten sich stets mit Abschnitten ab, die
nicht wirklich mein Interesse geweckt haben. Dadurch kamen für mich
einige Längen auf, die meinen Lesefluss zusätzlich gestört haben.
Mein Highlight waren tatsächlich viele
Kapitel mit der strengen Donata und ihrem Bruder Felix. Beide waren
am besten durchdacht und hatten die stärksten Charaktere. Außerdem
fand ich die Abschnitte, die auf Gut Frommberg spielen nicht
schlecht. Dort herrschte im Gegensatz zu Berlin tatsächlich noch
eine ziemlich heile Welt. Weiterhin fand ich das Zusammenspiel
zwischen der Gutsfamilie und den Dienstboten passend und interessant.
Bewertung: 3 von 5 Sterne
MarySophie
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
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