Titel: Das Juliusspital - Ärztin in stürmischen Zeiten
Autorinnen: Claudia und Nadja Beinert
Verlag: Knaur Taschenbuch
Seitenzahl: 512 Seiten
Preis: 10,99 €
Erscheinungsdatum: 03.08.2020
ISBN:
978-3-426-52377-3
Handlung:
Würzburg, Ende des 19. Jahrhunderts
Henrike fühlt sich nach einem Besuch
des Juliusspitals wie magisch angezogen von dem Gebäude. Und das,
obwohl ein Großteil der Bevölkerung das Spital immer noch mit
Misstrauen betrachtet.
In Henrike reift ein Plan: sie möchte
Medizin studieren. Doch schon wie ihre Großmutter Vivianna muss die
junge Frau für diesen Wunsch kämpfen, noch immer gibt es ein
Immatrikulationsverbot für Frauen. Um erste Erfahrungen des
Klinik-Alltags zu sammeln, nimmt Henrike eine Stellung als
Reserve-Wärterin in der Psychiatrie an, ganz ohne das Wissen der
Eltern, die dies niemals erlauben würden. Und während ihrer Zeit im
Spital wird sie Zeugin von Entdeckungen, die großes medizinisches
Potenzial haben. Allen voran entdeckt Professor Röntgen die
„Zauberstrahlen“...
Im Juliusspital lernt Henrike einen
französischen Medizinstudenten kennen und schon bald träumt sie von
einer gemeinsamen Zukunft. Doch Henrike muss vorsichtig sein und
einen geschickten Zeitpunkt abwarten, um die Eltern in ihre Wünsche
und Geheimnisse einzuweihen. Und auch vor der Tuberkulose, die in
Würzburg Einzug hält, sollte sich die junge Frau in Acht nehmen...
Meinung:
Das Cover orientiert sich stark an dem des ersten Teils. Es gibt einen gleichen Aufbau, auch wenn diesmal kleine Details geändert wurden. Als besonderes Highlight dient für mich noch immer die goldene Schrift des Untertitels und der Abbildung des Spitals oben rechts. Ich mag das Glitzernde sehr und finde, dass es Glanz und Klasse in das Bild hineinbringt. Unten rechts ist wieder ein Gebäude zu sehen, welches das Juliusspital darstellt. Es passt thematisch natürlich perfekt zu der Geschichte und man kann sich auf diese Weise ein erstes Bild von dem Spital machen.
Am unteren linken Rand wendet sich eine
Frau halb dem Leser zu. Anhand einiger äußerlicher Details bringe
ich sie mit Henrike in Verbindung, gerade die rötlichen Haare
stimmen mit ihrer Figur perfekt überein. Sie ist modisch und
ausgewählt gekleidet, man merkt, dass sie einer feineren Schicht
angehört.
Es gibt auf dem Cover also allerhand zu
entdecken und häufig lässt sich eine Verbindung zu der Geschichte
ziehen, was mir gut gefällt. Es ist ein harmonisches und stimmiges
Cover, welches rund ist und sich aus der Menge abhebt.
Erst im Juni hatte ich Band eins der
Reihe gelesen, welchen ich ganz hervorragend fand. Ich emfand die
Charaktere als angenehm, dem Roman liegt wieder eine wunderbare
Recherche zugrunde und ich mochte das Buch irgendwann gar nicht mehr
aus der Hand legen. Daher stand es für mich außer frage, dass ich
auch unbedingt die Fortsetzung lesen und noch mehr über das
Juliusspital erfahren möchte. Jetzt war es endlich so weit und ich
habe mich sehr auf das Wiedersehen mit Vivianna gefreut. Auch an
dieser Stelle möchte ich mich nochmals herzliche beim Droemer Knaur
Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken!
Noch vor dem Beginn des Romans erwartet
den Leser ein ausführliches und in Kategorien eingeteiltes
Personenverzeichnis. Zu jedem wird kurz etwas gesagt, es werden
Verwandtschaftsverhältnisse aufgezeigt oder der Beruf wird genannt.
So kann man sich bereits ein erstes Bild machen, kann sehen, welche
Protagonisten noch aus dem ersten Band bekannt sind und welche neu
hinzukommen. Zur Vorbereitung auf die eigentliche Lektüre ist es
perfekt und ich mag die Auflistung der handelnden Personen ja eh
immer sehr gern.
Der Roman wird in drei Teile
gegliedert, die insgesamt acht Jahre umfassen. Ein jeder Teil hat
eine Überschrift, die perfekt zu den kommenden Seiten passt und kurz
und prägnant das Folgende zusammenfasst. Erst während des Lesens
machen die Überschriften Sinn und ich finde es faszinierend, wie man
für so viele Seiten so kurze und prägnante Titel findet!
Am Anfang neuer Kapitel ist stets
vermerkt worden, in welchem Monat und Jahr die folgende Handlung
spielen wird. Über diese Information bin ich sehr glücklich
gewesen, wie ich erwähnt hatte gibt es einen größeren
Handlungszeitraum. Starten tut die Geschichte 1895 und sie endet
1903, was gesamt acht Jahre umfasst. In diesen Jahren geschieht viel,
nicht nur politisch, sondern auch in den Leben von Vivianna und ihren
Nachkommen. Daher fand ich es schon ansprechend, dass Jahreszahlen
genutzt wurden, man sich auf diese Weise zeitlich orientieren kann
und dieses Detail macht die Geschichte auf jeden Fall rund.
Auch diesmal gibt es wieder einen
Erzähler, der unparteiisch bleibt und auf eine neutrale Weise die
Ereignisse anschaulich beschreibt. Man kann vollkommen frei
entscheiden, welche Protagonisten man als sympathisch einstuft und
gegenüber welchen man Unbehagen empfindet, was ich immer gerne mag.
Zudem gibt es keine Figur, der man ausschließlich durch den Roman
folgt, sondern hier wechseln sich die Personen immer wieder ab. Im
besonderen Mittelpunkt stehen zwar Vivianna, Ella und Henrike, aber
auch Ärzte des Juliusspitals erhalten ein paar Abschnitte und werden
dem Leser auf diese Weise nähergebracht. Die Handlung gestaltet sich
als abwechslungsreich und ich fand es interessant, dass so viele
Personen zu Wort kommen und man Einblicke in die Welt von ganz
unterschiedlichen Personen bekommt. Zudem wird so ein Bild der
Gesellschaft gezeichnet, was eindringlich ist und authentisch wirkt.
Für mich gestaltete es sich als
unproblematisch, mich auf die Handlung zu konzentrieren und darauf
einzulassen. Ich glaube das liegt auch daran, dass die Handlung
einige Jahre nach Band eins einsetzt und diesmal Henrike etwas mehr
im Fokus steht. Viviana taucht zwar immer noch häufig auf, aber ihre
Erlebnisse werden im ersten Teil erzählt und jetzt macht sie ein
Stück weit der jüngeren Generation Platz.
Ich mochte die Schreibweise sehr gerne,
sie war flüssig zu lesen und half mir dabei, mir die Protagonisten,
aber auch das Setting vorzustellen. Die Ereignisse werden also auf
eine lebendige Art erzählt und ließen so verschiedenste Bilder vor
Augen entstehen.
Wobei ich in diesem Punkt sagen muss, dass die Medizin meiner Meinung nach diesmal einen kleineren Teil des Romans einnimmt. Sie wird noch häufig genannt und es gibt auch immer wieder Kapitel, die sich rund um Forschungsergebnisse und Untersuchungsmethoden drehen, aber sie haben abgenommen. Stattdessen werden sie eher nebenbei in den Roman eingestreut und waren deshalb für mich leichter zu verstehen und besser nachvollziehbar. Fand ich sehr angenehm und anhand der Nennung von medizinischen Zusammenhängen erhält die Schreibweise einen angenehmen Anspruch, zudem merkt man an ihnen die ausführliche Recherchearbeit der Autorinnen.
Wobei ich in diesem Punkt sagen muss, dass die Medizin meiner Meinung nach diesmal einen kleineren Teil des Romans einnimmt. Sie wird noch häufig genannt und es gibt auch immer wieder Kapitel, die sich rund um Forschungsergebnisse und Untersuchungsmethoden drehen, aber sie haben abgenommen. Stattdessen werden sie eher nebenbei in den Roman eingestreut und waren deshalb für mich leichter zu verstehen und besser nachvollziehbar. Fand ich sehr angenehm und anhand der Nennung von medizinischen Zusammenhängen erhält die Schreibweise einen angenehmen Anspruch, zudem merkt man an ihnen die ausführliche Recherchearbeit der Autorinnen.
Vor allem mit ihrem Wissen rund um die
Medizin und von neuen Forschungsergebnissen können die Schwestern
punkten und noch dazu ist es ihnen gelungen, die erworbenen
Kenntnisse auf eine einfache und anschauliche Art an den Leser zu
übermitteln. In diesem zweiten Band ist es mir viel leichter
gefallen, die Zusammenhänge zu erfassen und zu verarbeiten. Ich
stelle mir dies schwierig vor und finde, dass die medizinischen
Aspekte diesmal noch besser dargestellt wurden und auch für Laien
einfacher zu verstehen waren.
Im besonderen Fokus stehen diesmal die
bekannten Röntgenstrahlen. Ich denke mal, dass jeder davon schon
gehört hat, doch ich habe mich noch nie damit beschäftigt, wie
diese entdeckt wurden und wie sie überhaupt funktionieren. Gerade
die Zwistigkeiten, die um die Beobachtung neuer Strahlen entstanden
sind waren mir vollkommen neu und ich fand diesen Aspekt sehr
spannend und bin froh, dass solche Anekdoten eingebunden wurden.
Dazu gibt es noch viele Informationen
rund um das Frauenwahlrecht und das Immatrikulationsverbot der
weiblichen Bevölkerung, was auch schon im ersten Band eine
bedeutende Rolle gespielt hat. So wird der Fokus noch ein wenig weg
von der Medizin gelenkt und man erhält einen Einblick in ein Thema,
welches allerhand Frauen beschäftigt hat, die sich mehr Rechte und
Freiheiten gewünscht haben.
Mir hat leider durchweg die Spannung
gefehlt. Klar handelt es sich hier nicht um einen Krimi, aber ich ich
wurde nie so richtig überrascht und teilweise entstanden leider auch
kleine Längen. Ich habe gerne in dem Buch gelesen, doch manchmal
hatte ich das Gefühl, als würde die Handlung etwas vor sich hin
plätschern und nur selten geschieht mal etwas vollkommen
überraschendes. Und selbst wenn dies geschah, hatten die Ereignisse
nie so eine Wucht, dass es mir den Boden unter den Füßen weggezogen
hätte. Mit einigen Folgen hatte ich nicht gerechnet, doch sie gaben
der Handlung nur selten mal eine komplett neue Wendung. In diesem
Punkt ist für mich noch Platz nach oben.
Ich mochte es sehr, dass es auch
diesmal wieder eine Einheit des Settings gibt. Jede einzelne Szene
spielt in Würzburg und man lernt als Leser verschiedene Ecken
kennen. Wobei diesmal die Stadt nicht in so einer ausführlichen Art
wie im ersten Band dargestellt wird, was ich gar nicht schlimm fand.
Diesmal lag der Fokus noch mehr auf anderen Themen, zudem wurden
einige Stadtteile bereits im Vorgängerroman ausführlich beschrieben
und diese sind mir noch vage in Erinnerung geblieben.
Auch diesmal kann man mit den
Protagonisten sowohl die feineren Gegenden als auch die Armenviertel
kennenlernen und auf diese Weise entsteht ein breites Bild der Stadt
mit ihren Unterschieden. Dadurch empfand ich die Darstellung
Würzburgs sehr natürlich und bodenständig und ich mochte die
Vielfalt, die dadurch vermittelt wird.
Am besten vorstellen konnte ich mir die
Abteilungen der Psychiatrie im Juliusspital. Ich weiß selbst nicht,
weshalb, aber sie ließen die lebendigsten Bilder vor meinen Augen
erscheinen und infolge dessen mochte ich diese Kapitel auch am
meisten. Vielleicht konnte ich mir diesen Ort am besten vorstellen,
weil die Welt eine andere ist und viele Dinge außerhalb der Mauern
nicht zählten. Vielleicht weil Henrike jeden Freitag mit einer
Inbrunst ihren Dienst angetreten hat und mich ihr Verhalten in der
Abteilung berührt hat.
Ich mochte es, wie an manchen Orten
ganz bestimmte Stimmungen zu spüren waren, die sich auch auf mich
übertragen haben. Wenn ich die Kapitel in der Psychiatrie gelesen
habe wurde ich ruhiger und besonnener, währenddessen verströmte das
Elternhaus von Henrike eine Kälte und Steifheit, die einfach
unangenehm war. Dadurch war es mir noch besser möglich, mir das
Setting vorzustellen und es hat sich noch mehr hervorheben können.
Wie ich schon erwähnt hatte mochte ich
es sehr, dass man selbst bestimmten kann, welche Protagonisten man
als sympathisch oder unsympathisch einstuft. Und ich mochte auch die
Vielfalt, die auftritt. Von hochrangigen Professoren über angesehene
Personen der Gesellschaft bis hin zu einfachen Wärterinnen im
Spital. Gesellschaftlich sind viele Menschen vertreten, die für
unterschiedliche Lebensweisen, aber auch für kulturelle Vielfalt
stehen.
Henrike empfand ich als ganz angenehm,
sie ist eine sympathische junge Frau, deren Weg ich gerne verfolgt
habe. Es hat mir gefallen, mit wie viel Herzblut sie bei der Sache
ist und für ihre Wünsche kämpft. Das zeugt von einem starken
Wesen, was sie viele Male unter Beweis gestellt hat. Und trotz allem
ist Henrike immer sehr bodenständig und normal geblieben. Sie hat
sich weiterentwickelt, ist nicht nur älter geworden, sondern auch
deutlich erwachsener und hat auf manche Dinge einen neuen Blickwinkel
erhalten. Lediglich in Liebesangelegenheiten habe ich Henrikes
Entscheidungen nicht immer unterstützt...
Ich fand es schön, dass Vivianna
wieder auftritt und man sie nochmal anders erleben kann. Mittlerweile
ist sie eine Rentnerin, die sich aber noch nicht dem Müßiggang
widmen möchte, sondern noch immer Menschen heilen will. Zudem
erfährt man ein wenig, was bei ihr in den Jahren geschehen ist, die
zwischen den beiden Romanen liegen. Diesmal habe ich es kritisch
angesehen, dass Vivianna für mich immer etwas schwach und nicht mehr
so durchsetzungsfähig aufgetreten ist. Oft hat sie trotzdem das
letzte Wort behalten, aber ihr fehlte für viele Dinge die
Leidenschaft. Das fand ich schade, denn leider kann ich die junge
Vivianna mit der gealterten kaum in Verbindung bringen.
Fazit:
Ich hatte wieder viel Vergnügen dabei, ins die Welt der Winkelmann-Frauen zu reisen und mir hat die Fortsetzung gut gefallen, auch wenn ich sagen muss, dass sie nicht an den ersten Band heranreicht. Dafür fehlte mir Spannung und ich war von der Darstellung Viviannas etwas enttäuscht. Nach langem Überlegen werde ich für diese zwei Aspekte einen Stern abziehen, trotzdem bin ich sehr froh, diesen Teil ebenfalls gelesen zu haben. Denn es war unglaublich spannend zu verfolgen, wie immer mehr Frauen für ihre Rechte gekämpft haben und auch die Einblicke in das Leben im Juliusspital waren einzigartig!
Ich bin froh, die neue Reihe der
Beinert-Schwestern gelesen zu haben, ich wurde gut unterhalten und
konnte mein Wissen deutlich erweitern, was immer viel wert ist. Eine
tolle Reihe, die ein würdiges Ende gefunden hat und allein durch die
Fülle an Informationen ein Leseerlebnis darstellt!
Bewertung: 4 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
Habe ich euer Interesse geweckt? Hier findet ihr das Buch!
Meine Meinung zum ersten Band des Juliusspitals: Ärztin aus Leidenschaft
Meine Meinung zum ersten Band des Juliusspitals: Ärztin aus Leidenschaft
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