Titel: Die Wunderfrauen - Alles was das Herz begehrt
Autorin: Stephanie Schuster
Verlag: S. Fischer
Seitenzahl: 480 Seiten
Preis: 15,00 €
Erscheinungsdatum: 29.07.2020
ISBN:978-3-596-70032-5
Handlung:
1953
Die
Wirtschaftswunderjahre haben begonnen und für Luise, Helga, Marie
und Annabel beginnt eine neuer Lebensabschnitt. Luise möchte gerne
ein eigenes Lebensmittelgeschäft eröffnen und selbst das verkaufen,
was es jahrelang nur in geringen Mengen zu erwerben gab. Dafür ist
sie aber auf die Genehmigung ihres Mannes angewiesen, ohne diese
würde ihr Traum in weite Ferne rücken.
Marie
ist aus Schlesien geflohen und sucht eine neue Heimat. Und wird dabei
immer von den Dämonen der Vergangenheit verfolgt.
Helga
flieht vor einer arrangierten Zukunft vonseiten der Eltern und will
ein selbstbestimmtes Leben führen. Sie beginnt eine Ausbildung zur
Krankenschwester, doch genau dann trifft sie einen Mann, den sie
nicht mehr vergessen kann.
Als
vierte Dame im Bunde gibt es noch Annabel, Gattin eines angesehenen
Arztes. Sie fühlt sich häufig einsam, hat keine Aufgaben im
Haushalt und so bleibt ihr nur die Betreuung des Sohnes. Und dabei
gibt es eine ständige Angst, dass ihr Mann ihr fremdgeht...
Immer
wieder werden sich diese vier Frauen über den Weg laufen, manche
nähern sich an, manche empfinden keine Sympathie füreinander. Doch
langsam, aber sicher entstehen Freundschaften und die Frauen erkennen
Gemeinsamkeiten und ähnliche Ambitionen.
Meinung:
Das Cover wurde perfekt an die Handlungszeit angepasst. Nicht nur farblich und die Mode der Frauen, sondern auch die Schriftart des Titels schreit für mich nach den 1950er Jahren. Ich mag diese Details gerne und muss sagen, dass mir das Bild immer besser gefällt, je länger ich es betrachte. Bei den Damen im Vordergrund finde ich es absolut gelungen, wie sie der Zeit entsprechend gekleidet, aber auch frisiert sind. Man erhält allein durch das Betrachten des Covers einen guten Eindruck. Was auch sehr gut passt ist, dass es vier Damen auf dem Cover gibt und der Roman dreht sich ebenfalls um vier komplett unterschiedliche Frauen. So kann man den Protagonistinnen ein jeweiliges Gesicht zuordnen und sie wurden für mich noch lebendiger.
Ich
bin erst durch eine Vorstellung des Romans bei Vorablesen auf ihn
aufmerksam geworden und die Inhaltsangabe hat mich wirklich direkt
angesprochen. In dieser Woche gab es allerdings auch noch zwei
weitere Bücher, die interessant klangen, ich hatte für jedes einen
Leseeindruck verfasst und durfte mich über ein anderes Buch freuen.
Als ich dann entdeckt habe, dass es bei Lovelybooks eine Leserunde
geben wird, habe ich nicht lange gezögert, mich für ein Exemplar
beworben und durfte mich diesmal darüber freuen.
Der
Roman dreht sich um vier unterschiedliche Frauen, die an einem
Wendepunkt in ihrem Leben stehen. Sie haben verschiedene Pläne und
Ziele und gehen diese unabhängig voneinander an. Nach und nach
verbinden sich die vier Erzählstränge, es gibt Zusammentreffen und
Überschneidungen.
So
ergeben sich vier Perspektiven, aus denen die Geschichte erzählt
wird und anhand derer man einen Hauch der Stimmung von 1950 erfassen
kann. Man erlebt vier Schicksale mit, die lebendig beschrieben werden
und anhand derer man hautnah miterleben kann, wie sich die
Gesellschaft entwickelt und welche Normen und Regeln damals noch
üblich waren. Zudem erhält man so einen stärkeren Bezug zu den
vier Damen und ich finde, man kann eine bessere Bindung zu ihnen
aufbauen!
Mir
hatte schon die Leseprobe hervorragend gefallen und bereits da ist
mir aufgefallen, dass ein ganz lebendiger und genauer Schreibstil
vorliegt, der mir richtig gut gefällt. Es gibt nicht nur eine
interessante und detailreiche Darstellung der Damen, auch das Setting
oder allgemein die Szenerien konnte ich mir bildreich vorstellen.
Ich
würde sagen, dass die Sprache im Grunde recht einfach gehalten
wurde, aber durch allerhand Andeutungen, historische Details und den
Bayrischen Dialekt erhält sie Anspruch. Immer wieder gibt es
Andeutungen zu kleinen Rätseln, die nicht sofort gelöst werden und
teilweise auch nach dem Ende des ersten Bandes noch nicht vollkommen
gelöst. Es ist also noch genügend Spannungspotenzial vorhanden, um
sich bereits jetzt auf die weiteren Teile der Reihe zu freuen und bis
dahin hat man allerhand Stoff zum spekulieren!
Der
bayrische Dialekt taucht in einem für mich angenehmen Maß auf. Es
gibt nicht zu viele Einstreuungen dessen und auch wenn man mit dieser
Mundart nicht so bewandert ist, hatte ich absolut keine Probleme, um
den Sinn des Gesagten zu verstehen. Durch die Einbindung dessen
entsteht nicht nur Abwechslung, sondern auch viel Authentizität. Und
außerdem passt es natürlich perfekt zum Handlungsort, dem
Starnberger See.
Immer
wieder gibt es in den Kapiteln ein paar Abschnitte rund um
historische Ereignisse. Diese tauchten in einer angenehmen Anzahl auf
und haben die eigentliche Handlung nicht überstrahlt. Zudem mochte
ich es sehr, wie die Details in die Geschichte eingeflochten wurden
und man die Informationen wie nebenbei wahrgenommen hat. So wurde der
Lesefluss in keinster Weise beeinträchtigt und es hat einfach Spaß
gemacht, die Geschichte zu lesen.
Vor
allem von dem Lebensgefühl der 1950er Jahre bekommt man einen
hervorragenden Eindruck. Nicht nur gesellschaftlich, sondern auch
familiär gibt es einige Aspekte, die mir nicht bekannt waren und die
mich dementsprechend überrascht haben. Ich konnte ohne Probleme in
die Zeit eintauchen und durch Details wie die Mode oder die
Ausstattung von Wohnungen und Häusern entstand vor meinen Augen ein
lebendiges Bild.
Und
auch die allgemeine Stimmung trägt nicht nur zu einem authentischen
Bild bei, sondern auch dazu, dass man sich die Zeit noch besser
vorstellen kann. Man merkt deutlich, dass die Welt rund um den
Starnberger See in einem kleinen Aufruhr ist und der Fortschritt
immer mehr einzieht, aber auch der Wunsch von Frauen,
selbstbestimmter zu handeln. Man spürt deutlich die
Aufbruchsstimmung der Damen, die nicht mehr ständig die Erlaubnis
der Gatten einholen oder von den Eltern bestimmt werden, sondern ihre
eigenen Entscheidungen treffen wollen. Die freier Leben wollen und
nicht nur in der Welt, sondern auch der Gesellschaft einen
Fortschritt sehen wollen. Und genau solch eine Stimmung ist zu
spüren, was mir richtig gut gefallen hat. Es entsteht ein Roman, der
einem in die Zeit der 1950er Jahre mitnimmt und man erfährt einen
Hauch dessen, was die Menschen damals beschäftigt hat und mit
welchem Lebensgefühl sie ausgestattet waren.
Anhand
der Stimmung, aber auch zahlreicher historischer Details ergibt sich
eine spannende Geschichte, die mit viel Authentizität daherkommt und
viel Charme versprüht. Die Protagonisten erscheinen dadurch sehr
lebendig und ihre Handlungen realitätsnah. Oft hatte ich das Gefühl,
Lebensgeschichten zu lesen, die sich genauso abgespielt haben könnten
und an keiner Stelle hatte ich Zweifel, dass das gerade Gelesene in
irgendeiner Weise falsch sein könnte. Ich habe einfach vollkommen
darauf vertraut, dass die Autorin eine perfekte Recherchearbeit
geleistet hat und hatte dadurch viel Spaß am Lesen!
Als
Setting dient fast durchweg die Gegend um den Starnberger See. Ich
konnte mir jeglichen Ort, seien es Wohnhäuser oder die Seeklinik von
Annabels Mann, die Natur oder den Bauernhof von Luises Bruder gut
vorstellen. Eine jede Örtlichkeit hat eine genaue, aber nicht zu
umfangreiche Zeichnung bekommen, sodass man ein ungefähres Bild
hatte, aber auch seiner Fantasie Platz lassen kann. Manchmal kommt es
auch vor, dass in bestimmten Gebäuden eine gewisse Stimmung
vermittelt wird. Während diese in Luises Haus ziemlich hoffnungsfroh
und modern erscheint, ist sie in Annabels Haus eher altmodisch und
kühl. Auch dadurch wird den jeweiligen Gebäuden eine Lebendigkeit
verliehen, die mir nochmals dabei geholfen hat, mir diese
vorzustellen.
Bei
den Protagonisten standen vor allem die vier Frauen Helga, Marie,
Luise und Annabel im Vordergrund. Auf ihnen lag eindeutig das
Hauptaugenmerk, alle anderen Personen nahmen eine untergeordnetere
Rolle ein. Trotzdem hat man bei jedem einzelnen Charakter gemerkt,
dass sich Gedanken um ihn gemacht wurden und so entstehen viele
individuelle und unterschiedliche Wesen. Keiner gleicht sich und
jeder hat andere Eigenarten, die ihn besonders machen und
auszeichnen.
Am
stärksten dargestellt waren die vier Damen, sie hatten den
tiefgründigsten Charakter bekommen und sie lernt man auch im Verlauf
des Romans am besten kennen. Hier fand ich es angenehm, dass mir
nicht jede sofort sympathisch war, gerade mit Helga und Annabel hatte
ich anfangs meine Probleme und brauchte einige Zeit, um sie positiver
einzuschätzen und aktiver an ihrem Leben teilzunehmen. Zudem finde
ich es sehr gelungen, wie die vier Handlungsstränge langsam
miteinander verwoben werden und immer mehr Überschneidungen
entstehen. Auf diese Weise kann man als Leser beobachten und
miterleben, wie Freundschaften entstehen, aber auch, wie man
Situationen falsch einschätzen kann und wie dadurch
Missverständnisse entstehen.
Fazit:
Fazit:
Nach der sehr guten Leseprobe hatte ich natürlich einige Erwartungen und war richtig gespannt, endlich selbst das Buch zu lesen. Ich hatte mir bereits ein paar Gedanken bezüglich der Geschichte gemacht und wollte wissen, inwieweit diese am Ende zutreffen. Und ich muss sagen, dass ich sehr begeistert bin und mich unglaublich auf die nächsten beiden Teile freue. Nicht nur, weil das Ende recht offen und damit spannend gehalten wird, sondern weil mir die vier Protagonistinnen nach und nach immer sympathischer wurden und ich wissen will, was das Leben noch so für sie parat hält. Ich habe absolut keinen Aspekt, der mir nicht gefallen hat, sondern bin vollkommen zufrieden mit dem Roman. Ich kann nur eine große Empfehlung aussprechen und werde mich in Geduld üben muss, bis Band zwei und drei erscheinen...
Bewertung: 5 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an Lovelybooks, den Fischer Verlag sowie an die Autorin für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
Habe ich euer Interesse geweckt? Hier findet ihr den Roman!
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