Titel: Das Juliusspital - Ärztin aus Leidenschaft
Autorinnen: Claudia und Nadja Beinert
Verlag: Knaur TB
Seitenzahl: 576 Seiten
Preis: 9,99 €
Erscheinungsdatum: 04.05.2020
ISBN:
978-3-426-52376-6
Handlung:
Würzburg im 19. Jahrhundert
Die Bankierstochter Viviana Winkelmann
steht vor einer schwierigen Aufgabe. Nicht nur muss sie ihren Eltern
gestehen, dass sie sich unstandesgemäß verliebt hat, sondern sie
auch noch von diesem Mann schwanger ist. Viviana ist klar, dass ihre
Eltern absolut nicht begeistert sein werden, gelten doch solche
Liebschaften, aber auch eine ledige Mutter als absolutes Tabu-Thema
in der Gesellschaft.
Viviana weigert sich, das Kind
wegzugeben und infolge dessen ist, muss sie aus dem elterlichen
Statdpalais ausziehen und sich plötzlich ihren Lebensunterhalt
selbst verdienen. Sie findet eine Anstellung als Gehilfin in der
Apotheke des Würzburger Juliusspital, welches umgangssprachlich als
„Wartesaal des Todes“ bezeichnet wird. Und während ihrer Zeit
dort lernt Viviana nicht nur allerhand über verschiedenste Pflanzen,
sondern entdeckt auch ihr Interesse für die Medizin. Noch immer ist
es verboten, dass Frauen ein Studium der Medizin aufnehmen, doch
Viviana findet Wege, um sich zu informieren und heimlich Vorlesungen
zu belauschen. Doch nicht nur im Juliusspital hat Viviana Feinde,
auch der Bruder hat sie nicht vergessen...
Meinung:
Meinung:
Das Cover wird von vielen erdfarbenen
Tönen beherrscht, es besticht durch verschiedene kleine Details.
Natürlich ist die goldene Schrift ein absoluter Hingucker, sie gibt
viel Eleganz und könnte für die reiche Familie stehen, aus der
Viviana stammt. Am linken unteren Ende befindet sich ein Gebäude,
bei dem ich mir noch unsicher bin, was es darstellen könnte.
Einerseits wirkt es edel aufgrund der Torbögen, aber auch der feinen
Bepflanzung. Andererseits hat es für mich auch ein wenig die
Ausstrahlung, die ich mit dem Juliusspital in Verbindung bringe. Auch
hierzu würde der gepflegte Garten passen, anhand von einigen Szenen
konnte man sich von der Umgebung ein genaueres Bild machen.
An der unteren rechten Ecke wendet sich
eine junge Dame leicht dem Leser zu. Sie entstammt eindeutig einer
gesellschaftlich gehobeneren Schicht, nicht nur ihr Kleid und der
feine Schmuck, sondern auch die Frisur und die Haltung weisen darauf
hin. Ihr Bild habe ich genutzt um mir Viviana vorzustellen.
Insgesamt finde ich die Aufteilung der
verschiedenen kleinen Details sehr passend, das Cover wird perfekt
ausgefüllt und erscheint dabei nicht zu überladen. Die Farben
harmonieren ganz wunderbar miteinander und es ergibt sich ein
Gesamtbild, welches zurückhaltend und sehr ansprechend ist. Mir
gefällt es!
Ich habe von Nadja und Claudia Beinert
bereits einige Bücher gelesen und mir hat ein jedes ganz
hervorragend gefallen. Sowohl die Reihe rund um den Naumburger Dom,
als auch den Roman über das Leben von Lenchen Demuth und Karl Marx
waren ganz hervorragend recherchiert und sind mir in sehr guter
Erinnerung geblieben. Ab und an schaue ich immer auf der
Facebookseite der Schwestern vorbei, stets mit der Hoffnung auf neue
Informationen zu einem kommenden Roman. Und als ich dann das neue
Buch in der Verlagsvorschau gesehen habe und die Inhaltsangabe
gelesen habe, ist es direkt auf meine Wunschliste gewandert. Es
klingt einfach unheimlich spannend und interessant und ich war mir
sicher, dass auch dieses wieder ein Lesevergnügen verspricht.
Schon bei dem Personenverzeichnis
zeichnet sich die besondere Note der Schwestern ab. Zu jedem
Protagonisten gibt es nicht nur eine Erklärung, wer er ist, sondern
auch eine rätselhafte Anmerkung, die direkt Spannung erzeugt und die
verschiedenen Charaktere geheimnisvoller macht. Man merkt allein an
diesem kleinen Detail, wie viel Herzblut in dem Roman steckt und das
sich über die Personen viele Gedanken gemacht wurden.
Auf jeden Fall erhält man so direkt
einen ersten Einblick auf die Charaktere, man erkennt familiäre,
aber auch berufliche Zusammenhänge und kann bereits erste
Vermutungen anstellen. Sei es um Geheimnisse, Krankheiten oder auch
mögliche Liebesbeziehungen vonseiten Vivianas...
Gerade bei den Professoren hat mir das
Personenverzeichnis sehr geholfen. Manche Namen habe ich anfangs ein
wenig durcheinandergebracht und so konnte ich mir auf einen Blick
wieder ins Gedächtnis rufen, wer wer ist und welche Rolle er am
Juliusspital einnimmt.
Unterteilt wird der Roman in drei
Teile, die alle eine Überschrift haben, die erst durch die
fortschreitende Handlung Sinn macht. Zudem werden so die
Entscheidungen von Viviana in den Mittelpunkt gestellt und mit dem
Beginn eines neuen Teils beginnt auch ein neuer Lebensabschnitt von
der jungen Frau.
Neue Kapitel haben am Anfang immer die
Information, in welchem Monat, sowie in welchem Jahr die folgende
Handlung stattfindet. Das war sehr sinnvoll und ich habe es für gut
empfunden, immerhin vergehen gut fünfeinhalb Jahre und öfter werden
Zeitrsprünge eingesetzt, um das Buch nicht ins Unendliche zu
strecken. Zudem wird so auch das Risiko verringert, dass Längen
entstehen und man sich so leicht langweilen könnte.
Es gibt einen Erzähler, der mit einer
gewissen Distanz die Ereignisse wiedergibt. Dabei nimmt er keine
Position ein und überlässt es vollkommen dem Leser, wie man die
einzelnen Protagonisten einschätzt, ob man sie sympathisch oder
unsympathisch findet. Zudem gibt er nicht nur Einblicke in Vivianas
Leben, sondern auch in das vieler anderer Protagonisten. So gibt es
auch immer wieder Informationen in die Gedanken und Erlebnisse
anderer Personen, u.a. der Familie Winkelmann, aber auch die Ärzte
des Juliusspital kommen so zu Wort. Als Folge dessen entsteht ein
breitgefächertes Bild der Gesellschaft, zudem kann man so die
Charaktere noch besser kennenlernen und einschätzen. Mir ist es auch
einfacher gefallen, Handlungen und Aussagen zu bewerten und so die
Charaktere als sympathisch oder als unangenehm zu werten.
Ich hatte absolut keine Probleme, um in
den Roman zu starten und mich auf die Handlung einzulassen. Es
herrscht eine meist eine einfache und gut verständliche und lesbare
Schreibweise vor, aufgrund der ich das Buch mit Freude in die Hand
genommen habe. Anspruch erhält der Roman vor allem durch allerhand
Beschreibung von medizinischen Forschungsergebnissen, aber auch durch
diverse Untersuchungsmethoden, die Viviana lernt. Mit dem zuletzt
genannten hatte ich keine Verständnisprobleme, diese fand ich
einfach und anschaulich beschrieben. Ich konnte mir darunter etwas
vorstellen und habe auch den Sinn hinter den Worten verstanden.
Obwohl die Autorinnen versucht haben,
Sachverhalte und Motivationen, sowie die Ergebnisse der Forschungen
leicht und einfach niederzuschreiben musste ich manche Sätze
mehrmals lesen, um alles einigermaßen nachvollziehen zu können.
Vielleicht stand mir hier auch meine Schwäche in der Biologie im
Wege, mit diesen Szenen habe ich mich etwas schwerer getan. Trotzdem
haben sie meinem Lesefluss keinen Abbruch getan und zum Glück traten
die Abschnitte wohldosiert auf.
Lange Zeit hat mir der Roman gut
gefallen. Er war interessant, es ist anhand von vielen Textstellen
eine hervorragende Recherche erkennbar und ich hatte Freude am lesen.
Mir fehlte aber ein Highlight, eine Wendung, die unerwartet kommt und
welche noch mehr Schwung in die Handlung hereinbringt. Ich wusste
selbst nicht richtig, was genau mir fehlt, um das Buch unvergesslich
zu machen. Ich musste viele Seiten darauf warten, ungefähr 160
Seiten vor dem Ende ist der Knoten geplatzt. Von diesem Moment an
habe ich das Buch nicht mehr aus der Hand gelegt und wollte unbedingt
wissen, wie alles endet, wie es Viviana weiterhin ergehen wird und
was mit den anderen Protagonisten passiert. Nicht nur hatte Viviana
plötzlich einen Plan, wie sie ihr Ziel erreichen möchte, sondern es
wird jetzt auch deutlich, dass man sich in einer Person stark
getäuscht hat und diese mochte ich tatsächlich richtig gerne. Ich
war gefesselt von der Spannung und habe diese Seiten richtig
genossen.
Wie gerade erwähnt, es gibt eine
wunderbare Recherche vonseiten der Autorinnen. Es ist aus
verschiedenen Szenen herauszulesen, wie viel Mühe sie sich gegeben
haben und wie viel Arbeit hinter dem Roman steckt. Ich stelle es mir
nicht nur schwierig vor, sich in die Medizin, in die Forschungen der
jeweiligen Ärzte einzulesen und die Sachverhalte zu verstehen. Diese
dann mit eigenen Worten verständlich und klar auszudrücken ist
sicherlich nicht einfach. Den Schwestern ist das gut gelungen und ich
bin mehr als beeindruckt, wie viel Mehrwert die einzelnen Aussagen
haben.
Und es ist ihnen ebenso gelungen, den
Ärzten, die tatsächlich gelebt haben, viel Charakter und
Glaubwürdigkeit zu verleihen. Ich konnte mir gut vorstellen, dass
sie genauso waren und ihre Wesen perfekt getroffen wurden. Ich fand
es lediglich etwas fragwürdig, dass sich die Professoren teilweise
so viel mit Viviana, der Gehilfin der Apotheke, beschäftigt haben
und sie auch kannten. Bei einem oder zwei hätte ich mir das gefallen
lassen und klar ist Viviana durch ihren Wunsch Ärztin zu werden in
den Mittelpunkt gerutscht. Doch ich finde es etwas unglaubwürdig,
dass sich die Ärzte so sehr mit ihrem Wesen beschäftigt haben. Ich
hätte eher gedacht, dass Viviana dafür ein zu kleiner Faktor des
ganzen Juliusspitals ist.
Jede einzelne Szene findet in Würzburg
statt, eine Gegend, die ich nicht wirklich kenne. Daher war ich
darauf gespannt, wie die Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten und
Ecken dargestellt wird. Gerade auf einigen Spaziergängen von Viviana
lernt man einige markante Orte kennen und ich konnte mir ganz gut ein
Bild von der Stadt machen. Einige angesprochenen Gebäude oder Wege
habe ich gegoogelt, um zu wissen, wie es tatsächlich aussieht.
Im Mittelpunkt steht das Juliusspital,
ich glaube, dort finden die meisten Szenen statt. Ich konnte es mir
gut vorstellen und war überrascht, dass ich es nie so negativ
wahrgenommen habe, wie ein Großteil der Bevölkerung. Schon nach
wenigen Seiten tauchte der Vermerk auf, dass das Spital auch als
„Wartesaal des Todes“ bezeichnet wird und dementsprechend hatte
ich gedacht, dass sich diese negative Energie auch auf den Leser
überträgt. Doch meist wirkte das Spital auf mich eher freundlich
und hoffnungsvoll ( im Sinne, dass Patienten behandelt und geheilt
werden können). Nur selten, speziell in den Räumen, wo Leichen
seziert werden, kam auch bei mir eine negative Stimmung auf, die
Szenen waren eher kühl und hinterließen bei mir ein ungutes Gefühl.
Außerdem spielen einige Szenen im
Stadtpalais der Familie Winkelmann. Auch bei diesem Gebäude fand ich
es interessant, wie unterschiedlich ich es wahrgenommen habe. Gerade
am Anfang wirkte es gemütlich und einladend und die einzelnen Räume
strahlten nicht nur viel Eleganz, sondern auch Wärme aus. Diese
Mischung hat mir richtig gut gefallen, so wirkte das riesige Gebäude
mit mehreren Etagen gemütlich und heimelig. Je mehr die Handlung
fortschreitet, desto mehr verliert das Gebäude seinen Charme und die
Wärme. Es wirkt irgendwann nicht mehr belebt und ich konnte
verstehen, wenn sich auch die Protagonisten dort nicht mehr so
wohlgefühlt haben oder Viviana ihr einstiges Zuhause mit anderen
Augen betrachtet.
Mir haben die Charaktere in ihrer Art
richtig gut gefallen. Sie waren lebendig und authentisch, ihre
Handlungen glaubwürdig und ich konnte mir bei vielen vorstellen,
dass sie in ihrem Wesen tatsächlich so gelebt haben könnten. Und
das gilt sowohl für die realen, als auch für die fiktiven
Protagonisten! Nicht jeder ist der sympathische oder unangenehme
Mensch, für den man ihn anfangs hält und viele zeigen verschiedene
Seiten ihrer Person. So täuscht man sich leicht in einigen
Charakteren und es wird aufgezeigt, dass man sich nicht auf seinen
ersten Eindruck verlassen soll, sondern die Menschen erst kennen
muss, um sie einzuschätzen und um mögliche Sympathien zu verteilen.
Viviana steht eindeutig im Mittelpunkt,
man begleitet sie über fünf Jahre hinweg und kann eine Entwicklung
von einer wohlbehüteten, etwas naiven Mädchen aus gutem Hause bis
hin zu einer selbstbewussten und willensstarken jungen Mutter, die
für ihr Einkommen arbeitet, betrachten. Anfangs war sie mir etwas zu
blauäugig und es war mir klar, dass sie ab und an auf die Nase
fallen wird. Doch mit ihrer Wandlung wird mir Viviana immer
sympathischer und ich mochte ihr Wesen immer mehr. Ich finde ihre
Entwicklung sehr gelungen, lediglich habe ich etwas damit gehapert,
dass sie, die noch nie in ihrem Leben gearbeitet hat und stets ein
Leben voller Luxus hatte, sich plötzlich und ohne Probleme mit
einfachen Dingen und einer Arbeit abfindet. Es gab nie eine Stelle,
wo sie Probleme damit hatte oder sich beschwert hat.
Fazit:
Ich finde es ja immer ein bisschen schade, dass es nicht mehr Romane der Schwestern gibt. Und nach jedem gelesenen Buch von ihnen komme ich wieder zu der Überzeugung, dass es genau richtig ist, dass sie sich so viel Zeit nehmen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie viel Zeit es dauert, um sich nicht nur von den verschiedenen Professoren ein Bild zu machen, sondern auch von den medizinischen Zusammenhängen. All dies nicht nur zu verstehen, sondern auch für den Leser verständlich und mit eigenen Worten zu wiederholen. Darin sind die Beiden wahre Meister und ich freue mich bereits jetzt auf den zweiten Teil, aber auch auf ganz viele folgende Werke.
Ich habe absolut keinen Punkt zum
meckern oder den ich hier nochmals negativ aufzählen möchte. Daher
gibt es von mir die volle Bewertung und eine große Leseempfehlung!
Bewertung: 5 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
Ein weiteres Buch der Autorinnen, welches ich empfehlen möchte:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen