Titel: Grandhotel Schwarzenberg - Der Weg des Schicksals
Autorin: Sophie Oliver
Verlag: Lübbe
Seitenzahl: 320 Seiten
Preis: 10,00 €
Erscheinungsdatum: 28.07.2020
ISBN: 978-3-404-18062-2
Handlung:
Bad Reichenhall 1905
Bad Reichenhall ist ein luxuriöser und
exklusiver Kurort in den bayerischen Alpen, aber auch hier treffen
Personen unterschiedlicher Stände aufeinander. Der Salzsieder
Michael verliebt sich in die Tochter eines einfachen Häuslers und
Trifters und zuerst hat Anna ihre Bedenken. Doch die Liebe ist zu
stark und das Paar wünscht sich eine gemeinsame Zukunft. In der
Hoffnung auf ein besseres Leben möchte Michael in der Ferne nach
seinem Glück suchen und gelobt Anna, dass er sie nachholen wird.
Zuerst hält Anna an dem Plan fest,
doch irgendwann muss sie eine Entscheidung treffen und um ihr
Überleben zu sichern, heiratet sie einen anderen Mann. Und dabei ist
sie immer auf der Suche nach ihrem Platz in dem mondänen
Kurort...
Meinung:
Meinung:
Ich finde das Cover in Ordnung, ich mag die vielen rötlichen Akzente, die ein rundes Bild ergeben. Natürlich ist der Hintergrund sowohl mit der beeindruckenden Berglandschaft, als auch mit dem würdevollen Haus sehr eindrucksvoll und die Szenerie ist einfach wundervoll. Im Vordergrund fällt der Blick direkt auf eine Frau, die sich halb dem Leser zuwendet, ihn aber nicht direkt betrachtet. Finde ich in Ordnung und sie gliedert sich sehr gut in das Gesamtbild ein. Ich hätte es vielleicht noch etwas schöner gefunden, wenn der Name der Autorin, als auch der Untertitel des Romans etwas stärker hervortreten würden und mehr Präsenz hätten. Insgesamt aber ein sehr schönes und stimmiges Bild!
Schon seitdem das E-Book erschienen
ist, hatte ich großes Interesse an dem Roman. Mich hat die
Geschichte um Anna und Michael direkt angesprochen und mein Interesse
war definitiv geweckt. Da ich kein Freund von Büchern in diversen
elektrischen Formaten bin, habe ich geduldig bis zum
Erscheinungstermin des Taschenbuchs gewartet und mich jetzt riesig
darauf gefreut, endlich selbst den Roman lesen zu können. Dies wurde
mir vom Bastei Lübbe Verlag ermöglicht, welcher mir das Buch
freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
Nachdem ich also gefühlte Ewigkeiten von dem Buch gelesen habe,
konnte ich es endlich selbst lesen:)a
Am Anfang gibt es eine kleine
Auflistung mit den handelnden Personen und bereits daraus wird
ersichtlich, dass sich diese auf ein angenehmes Maß beschränken.
Zudem waren sie vollkommen ausreichend für den 320 Seiten starken
Roman, alles andere wäre zu überfüllt gewesen.
Ich bin ohne Probleme in die Handlung
gestartet, bin sowohl mit der Schreibweise, als auch mit den
Protagonisten gut ausgekommen. Es herrscht ein recht einfacher
Schreibstil vor, der ein schnelles Lesen ermöglicht und immer genau
so viel Informationen preis gibt, wie man für die derzeitige
Situation benötigt. Immer wieder zeigt sich, dass es kleine
Geheimnisse gibt, die nach und nach gelüftet werden und dadurch die
Spannung leicht oben halten.
Anhand vieler kleiner Details wird eine
ausführliche Recherche vonseiten der Autorin sichtbar, immer wieder
gibt es viele Erwähnungen der Mode, aber auch des Lebensstils und
man kann sich ebenfalls von den alltäglichen Arbeiten vieler Bürger
ein genaues Bild machen. Und dabei spielen auch mal heimliche
Geschäfte oder der Ansatz von Korruption eine Rolle. Auf diese Weise
entsteht eine anregende Geschichte mit allerhand Details, die
innerhalb von kurzer Zeit ausgelesen werden möchte.
Im Grunde teilt sich der Roman auf die
Erlebnisse zweier vollkommen unterschiedlicher Damen auf. Einmal
verfolgt man Anna, die Tochter eines armen Häuslers, die schon früh
häusliche Arbeiten übernommen hat und immer gut haushalten musste,
um ausreichend Lebensmittel zur Verfügung zu haben. Ihr ist harte
Arbeit gut bekannt und für Anna ist Luxus ein Fremdwort. Auf der
anderen Seite sieht man Katharina, die einzige Tochter der bekannten
Familie von Feil, deren Vater der hiesige Salinenmeister ist. Sie ist
einen hohen Lebensstandard gewöhnt und kennt es nicht anders, als
das ihre Wünsche direkt erfüllt werden. Und obwohl solch ein Leben
für viele Bürger damaliger Zeit als Traum angesehen wurde, hat auch
Katharina mit Sorgen zu kämpfen. Sie darf den Mann ihrer Träume
nicht heiratet, weil dieser von den Eltern als nicht standesgemäß
angesehen wird. Stattdessen wird eine Ehe mit einem Geschäftsmann
arrangiert, der auf den ersten Blick einen hervorragenden Eindruck
macht, kurz nach der Hochzeit seine wahre Fassade zeigt...
Auf diese Weise enthält man einen
Einblick in vollkommen verschiedene Lebensweisen und kann sich ein
ungefähres Bild der Gesellschaft machen. Es zeigt, dass selbst die
reichsten und schönsten Orte auch arme Bürger haben, die mit all
dem Luxus nichts anfangen können und jeden Tag für ein Weiterleben
ackern müssen. So entstehen krasse Unterschiede, die einen guten
Einblick in die damalige Situation geben und man kann sich einen
ungefähren Einblick von der damaligen Gesellschaft erarbeiten.
Ja, es war Spannung vorhanden, doch
diese befand sich durchweg auf einem recht niedrigen Level und war
mir nicht ausreichend. Nur sehr selten hat mich ein Ereignis mal
umgehauen und erschüttert, meist konnte mich in dieser Hinsicht
nichts wirklich überraschen. Was ich sehr schade fand, denn ein
wenig mehr Spannung und damit einhergehende überraschende Wendungen
hätten mir richtig gut gefallen und der Handlung noch einen
besonderen Touch verliehen. In dieser Hinsicht konnte mich die
Geschichte nicht vom Hocker reißen und daher war es mir leider auch
nur ein- bis zweimal im ganzen Roman möglich, dass ich mit den
Protagonisten mitgefiebert, mitgehofft oder mich mitgefreut habe...
Den fiktiven Ereignissen wurden
allerhand historische Details zugefügt, die ein lebendiges Bild
entstehen lassen und allerhand Informationen unterschiedlicher Natur
preisgeben. Sei es die Mode, die Lebensweisen oder der Salzhandel,
anhand solcher Erwähnungen werden viele Szenen für mich greifbar.
Außerdem war der Wandel von einer Stadt, die anhand des Salzhandes
viel Aufmerksamkeit auf sich zog zu einer Kurstadt, die den
wohlhabenden Besuchern Entspannung bieten soll, interessant und auch
durch diesen Sachverhalt zeigten sich die Schluchten zwischen Arm und
Reich. Während die reiche Bevölkerung davon nur profitiert und für
die Zukunft nützliche Kontakte knüpft, müssen die einfachen Leute
buckeln, um diesen Standard aufrechtzuerhalten.
Es wird also ein authentisches Bild der
Zeit Anfang 1900 vermittelt, welches lebendig beschrieben wurde. Und
anhand zahlreicher historischer Details konnte mich die Autorin in
diesem Bereich absolut überzeugen, sowohl der Salzhandel, als auch
der Wandel von Bad Reichenhall zu einem noch bedeutenderen Kurort
haben mich sehr interessiert und ich konnte mein Wissen definitiv
erweitern.
Das Setting empfand ich als eingängig
und ich konnte mir die meisten erwähnten Orte ganz gut vorstellen.
Viele Orte haben meine Fantasie angeregt und auch durch die
Beschreibungen entstanden Bilder, die lebendig wirkten und ein
authentisches Bild ergaben. Zudem mochte ich es auch, wie natürlich
sich alle Personen in den verschiedenen Settings bewegt haben.
Als bester Handlungsort gilt für mich
das Elternhaus von Anna. Dort fand ich nicht nur die Stimmung am
stärksten und aussagekräftigsten, sondern ich konnte mir diesen Ort
auch am besten vorstellen. Sowohl das Wohnhaus, als auch den Stall
und die Umgebung, es hat einfach alles gepasst und war für mich in
dieser Weise perfekt!
Wie ich bereits erwähnt hatte, gibt es
eine angenehme Anzahl an Protagonisten, die alle eine gute
Beschreibung ihres Charakters erhalten haben und weshalb man sie ganz
gut einschätzen konnte. Ich mochte es, wie viele verschiedene Wesen
aufeinandertreffen und wie stark die beiden Frauenfiguren Anna und
Katharina gezeichnet wurden. Anna besitzt bereits von Anfang an viel
Stärke, auch durch verschiedene Schicksalsschläge, mit denen sie
umgehen muss. Sie ist ein sehr bodenständiger Charakter und besticht
gerade dadurch. Anna ist wie ein freundliches Mädchen von nebenan,
ich empfand sie direkt als sympathisch und habe ihr durchweg nur das
Beste gewünscht.
Katharina hingegen war mir anfangs noch
merkwürdig und sie strahlte für mich die Energie eines verwöhnten
Kindes aus, dass Hoffnungen hat, aber am Ende immer auf die Eltern
hört. Daher kam es sehr überraschend, welche Wandlung sie
durchläuft und wie selbstbewusst und selbstbestimmt sie mit der Zeit
auftritt. Katharina war eindeutig die Person mit der stärksten und
besten Wandlung und für viele Entscheidungen hat sie sich meinen
Respekt verdient.
Etwas schade fand ich es, dass man sich
nicht vollkommen unabhängig eine Meinung bilden konnte, sondern die
Sympathien schon ein wenig gelenkt werden. Und wenn eine Person
einmal negativ konnotiert wurde, hat sie sich auch nicht mehr
geändert. Es gab dann keine Entwicklung zu sehen, sie blieben sich
durchweg treu und der negative erste Eindruck hat sich nur noch
verstärkt. Hier wäre Potenzial dafür dagewesen, dass man als Leser
überrascht wird und so die Karten neu gemischt werden.
Fazit:
Wie sich aus meiner Meinung herauslesen
lassen hat, konnten mich nicht alle Aspekte des Romans überzeugen.
Mir hat es ein wenig an Spannung gefehlt und ich fand es schade, dass
es eine Einteilung der Protagonisten in Gut und Böse gibt. Doch das
sind auch meine einzigen Kritikpunkte, ansonsten habe ich nur
positives zu dem Roman zu sagen und finde, dass es ein gelungener
Auftakt einer Reihe ist, der viel Historisches zugrunde liegt und bei
dem man immer wieder etwas Neues lernen kann. Band zwei möchte ich
unbedingt lesen, am Ende gibt es doch einige unbeantwortete Fragen,
die die Spannung weit oben halten und mich auf den Erscheinungstermin
der Fortsetzung warten lassen:)
Bewertung: 4 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den Bastei Lübbe Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
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