Titel: Eisweihnacht - Eine Wundergeschichte
Autorin: Ruth Berger
Verlag: rororo
Seitenzahl: 128 Seiten
Preis: 6,99 €
Erscheinungsdatum: 01.11.2013
ISBN: 978-3-499-26667-6
Handlung:
Es ist der Eiswinter 1844, einen so kalten Winter hat die Menschheit seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt. Und ausgerechnet in diesem Winter steht der kleine Josua als Waise da und ihm wird gesagt, dass in Frankfurt noch Verwandtschaft lebt. Ganz allein macht sich der Junge auf den Weg. Unterwegs wird er von Maire aufgesammelt, die den kleinen Kerl nicht allein lassen will und begleitet ihn nach Frankfurt. Dort treffen die Beiden auf Elise Best, eine Tochter aus guten Verhältnissen. Diese hat ihre ganz eigenen Sorgen. Der Vater will sie mit einem viel älteren Mann verheiraten, außerdem steht sein Geschäft vor dem Bankrott. Trotzdem nimmt sie sich Marie und Josua an und schließt beide schnell in ihr Herz, schließlich steht das Weihnachtsfest kurz bevor. Was die Zukunft wohl für Josua und Elise bereit hält?
Meinung:
Das Cover gefällt mir richtig gut. Es wirkt weihnachtlich, bietet eine wunderschöne Szenerie und ist herrlich altmodisch und der Handlungszeit angepasst. Im Hintergrund befindet sich eine Stadt mit einigen hell erleuchteten Fenstern, dazu ein Dom mit verschneitem Dach. Davor ist eine vereiste Fläche, wo allerhand Menschen Eis laufen und sichtbar Spaß haben. Ziemlich im Vordergrund steht eine junge Dame, die die gesamte Szenerie betrachtet. Hier könnte es sich um Elise handeln, das rote Haar weist darauf hin, aber auch ihr scheinbar wehmütiger Blick auf die Menschen und deren Aktivitäten, die sie aufgrund ihres steifen Beines so nicht ausführen kann. Insgesamt ein wirklich gelungenes Bild!
Wer mir schon länger folgt weiß, dass
ich die weihnachtlichen historischen Geschichten aus dem Rowohlt
Verlag liebe. Mittlerweile dürfte ich bei dem letzten bisher
erschienen Buch aus der Reihe angekommen sein, zumindest habe ich
bisher noch nichts von weiteren Teilen gefunden. So habe ich mich
einerseits auf das Lesen von dem Buch gefreut, gleichzeitig wollte
ich aber auch nicht, dass die Geschichte endet. Ich hoffe, dass es in
Zukunft noch weitere Teile davon geben wird.
Auch hier möchte ich wieder die
Gestaltung des Buches hervorheben. Es tauchen immer wieder
wunderschön gestaltete Illustrationen auf, die einen Teil des gerade
beschriebenen darstellen. Eine jede Zeichnung wurde mit viel Liebe
auf das Papier gebracht und wirkt nicht zu modern, sondern passt
genau in die Handlungszeit des Romans. Die Illustrationen wirken
nostalgisch und scheinen direkt aus der damaligen Zeit zu stammen.
Mir gefällt die bildhafte Untermalung immer sehr, so wird auch die
Möglichkeit geboten, sich ein genaueres Bild von dem Äußeren der
Proatgonisten zu machen oder von Dingen, die mittlerweile ziemlich
unbekannt sind.
Auch die Schreibweise ist der damaligen
Zeit ein ganzes Stück angepasst. Sie entspricht nicht dem genauen
damaligen Wortlaut, ich glaube, dass wäre doch noch einen Hauch zu
anstrengend zu lesen. Moderne Begriffe wurden komplett
herausgehalten, es gibt eine gewisse Steifheit, die damals
vorherrschte. Dazu hat die Autorin einige urtümliche Worte
eingebunden und auch gewissen Traditionen Raum gegeben. Durch all
diese Aspekte entsteht eine wunderbare Schreibweise, die einen
angenehmen Anspruch hat und bei der es Spaß macht, der Handlung zu
folgen.
Es gibt keine sonderlich detailierte
Beschreibung des Settings. Der Großteil der Handlung findet in
Frankfurt statt, dort vor allem im Haus der Familie Best. Räume
werden nicht sonderlich ausführlich beschrieben, es gibt kleine
Anhaltspunkte, die ein vages Bild geben. Viele Orte und Räume
bleiben aber blass und etwas geheimnisvoll, gleichzeitig auch eisig.
Lediglich die Wohnstube, sowie das Schreib- und Raucherzimmer des
Vater erscheinen gemütlich und einladend. Aufgrund der Kürze des
Romans will ich mich daran nicht zu sehr stören, das Hauptaugenmerk
lag eindeutig nicht auf dem Setting, sondern auf der Geschichte und
diese hat mir wirklich gut gefallen.
Die Geschichte bietet auch einen
besonderen historischen Aspekt. Ab und an taucht ein äußerst
intelligenter und selbstständiger Pudel auf, der einen kleinen
Einkaufskorb im Maul hat. Damit geht dieser für seinen Herrn, den
Philosophen Arthur Schopenhauer einkaufen und ist in ganz Frankfurt
als Schopenhauers Pudel bekannt. Durch so kleine Details erscheint
die Geschichte viel lebendiger und authentischer, zudem finde ich das
Bild amüsant, wie der Pudel durch die Gassen rennt um die Wünsche
seines Herrn zu erfüllen.
Die Anzahl der Protagonisten ist recht
beschränkt. Als Hauptcharaktere dienen Elise und Josua, um die
beiden jungen Leute dreht sich der Großteil der Handlung. Dazu gibt
es noch um die fünf weitere Proatgonisten, die auch regelmäßig
auftreten, aber nicht so arg im Mittelpunkt stehen wie die Beiden.
Ein jeder Charakter erhielt seine Eigenarten und war gut durchdacht.
Es tauchen vollkommen unterschiedliche Typen auf, die angenehm
miteinander harmonieren.
Elise steht meiner Meinung nach sogar
noch mehr im Mittelpunkt als Josua. Von dem Jungen erfährt man nicht
so viel, am meisten Details zu seiner Person gibt es noch am Anfang
der Geschichte. Josua ist ein sympathischer kleiner Kerl, mit dem es
das Leben nicht immer gut gemeint hat. Die Eltern sind beide tot, von
den Geschwistern wurde er getrennt und trotz einer eisigen Kälte und
Schneefall in eine andere Stadt geschickt, wo er aufgenommen werden
soll. Trotzdem hält er sich unfassbar tapfer und gibt nicht so
schnell auf. Für sein junges Alter wirkt Josua erstaunlich erwachsen
und reif. Es gibt kaum kindliche Züge zu sehen, somit ist Josua ein
authentisches Abbild von Kindern der damaligen Zeit.
Elise erscheint mir als Charakter
anfangs noch etwas blasser und unsicherer. Im Verlauf der Handlung
durchlebt sie eine große Wandlung, wird selbstbewusster und nimmt
die Dinge selbst in die Hand. Elise ist ein herzensguter Mensch, hat
für jeden ein offenes Ohr und handelt spontan, ohne zu viel über
manches nachzudenken. Ich fand es an einigen Stellen schade, dass sie
so viel auf das Wort anderer Menschen gegeben hat. Ihr eigenes
Denken, dass sie aufgrund ihrer roten Haare oder wegen ihres lahmen
Beines keinen Mann abbekommt, war falsch. Das zeigt, dass ihr diese
Dinge oft genug von anderen Menschen gesagt wurden, damit Elise sie
glaubt. Das Schönheitsideal war damals um einiges strenger als
heutzutage und bei dem kleinsten Fehler waren junge Frauen für
andere Männer nicht mehr interessant. Einerseits finde ich es ganz
gut, dass dieser Aspekt in das Buch hereingenommen wurde, weil solche
Details früher bei der Brautsuche wichtig waren. Gleichzeitig fand
ich es schade, dass Elise sich so stark von den Kommentaren hat
beeinflussen lassen.
Fazit:
Mir hat die Geschichte unheimlich gut
gefallen und sie konnte mich mit ihrem Ende wirklich überraschen.
Ich hatte durchweg keine Ahnung, wie das Buch enden wird, hatte aber
mit etwas besonderem gerechnet. Darauf hat schon der Untertitel „Eine
Wundergeschichte“ hingewiesen.
Mir fällt kein Aspekt ein, der mir
absolut nicht gefallen hat oder für den ich in meiner Bewertung
einen Punkt abziehen würde. Ich war zwar mit Elise ihrer
Selbsteinschätzung nicht ganz zufrieden, aber zum einen ist das ein
Charaktermerkmal, was einfach zu ihr gehört und gleichzeitig wird
das Schönheitsideal der damaligen Zeit dadurch beschrieben.
Mir hat das Lesen Spaß bereitet, die
Handlung war durchweg spannend und die Schreibweise ein Traum. Dazu
bietet das Buch wunderschöne Illustrationen, amüsante historische
Details wie Schopenhauers Pudel und ein wahres Weihnachtswunder. Eine
große Empfehlung meinerseits!
Bewertung: 5 von 5 Sterne
MarySophie
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