Titel: Der kleine Lord
Originaltitel: Little Lord Fauntleroy
Autorin: Frances Hudgson Burnett
Verlag: cbj
Seitenzahl: 208 Seiten
Preis: Das Buch gibt es mittlerweile in dieser Version nicht mehr zu kaufen, leider finde ich auch keine Angabe zu dem ursprünglichen Preis.
Erscheinungsdatum: Dezember 2005
ISBN: 978-3-570-13023-0
Handlung:
Cedric Errol ist ein kleiner, siebenjähriger Junge, der zusammen mit seiner Mutter in bescheidenen Verhältnissen lebt. Sein Vater, gebürtiger Engländer ist gestorben und eigentlich denkt Cedric, dass es keine weiteren Verwandten gibt.
Eines Tages taucht ein Bote des
Großvaters in New York auf und überbringt dessen Wunsch: der Earl
of Dorincourt möchte, dass sein Enkel nach England kommt, damit er
ihn in seinem Sinne erziehen kann. So soll Cedric ein würdiger
Nachfolger werden und sich auf seine spätere Rolle vorbereiten.
Cedric fällt die Umstellung auf sein
neues Leben nicht leicht. Er lebt plötzlich nicht mehr mit seiner
Mutter zusammen und vermisst seine Freunde aus New York. Dazu ist
sein Leben plötzlich nicht mehr ganz so unbeschwert und der Earl of
Dorincourt ist nicht der liebevollste Großvater. Er geht mit Cedric
recht kühl und abweisend um. Kann Cedric mit seiner kindlichen Art
das Herz des Großvaters für sich gewinnen?
Meinung:
Das Cover wurde sehr kindgerecht und einfach gehalten. Als herrschende Farbe gilt ein blaugrüner Farbton, dazu gibt es eine weiße Schriftfarbe. Beherrscht wird das gesamte Bild von einem blonden Jungen mit strahlend blauen Augen, sowie ziemlich erwachsenen Gesichtszügen. Auch durch die feine Kleidung wird sofort deutlich, dass hier der kleine Cedric Errol, späterer Lord Fauntleroy dargestellt wird. Einerseits wird so ein Bild geboten, wie der kleine Junge in der Vorstellung der Autorin aussieht. Gleichzeitig ist es ein sehr kindgerechtes Motiv und überfordert den Betrachter keinesfalls.
Anfang des Jahres habe ich dieses Buch
in einem Karton wiedergefunden und wollte es unbedingt lesen. Nach
gut elf Monaten bin ich über Weihnachten nun dazu gekommen und ich
hatte mich wirklich riesig darauf gefreut. Noch dazu hatte ich erst
vor kurzem den hervorragenden Film aus dem Jahr 1980 gesehen und war
auf Parallelen und Unterschiede gespannt. Außerdem habe ich mir noch
eine spannende Frage gestellt: gefällt mir der Film oder doch das
Buch besser?
Mir fiel es recht schwer, in die
Handlung zu starten. Die Schreibweise empfand ich als schwierig und
den Lesefluss stoppend. Ich konnte mich nicht damit anfreunden und
war nie wirklich glücklich damit. Im Lauf des Romans hat es sich
etwas gebessert, doch ich kann nicht genau sagen, ob mir die
Schreibweise etwas angenehmer wurde oder ich mich einfach nur daran
gewöhnt habe.
Ganz gut haben mir die Beschreibungen
von Landschaften und Gegenden, aber auch von Gebäuden gefallen.
Diese sind zahlreich ausgefallen und wurden mit allerhand Attributen
benannt, was bei mir ein lebendiges Bild entstehen lassen hat.
Gleichzeitig finde ich dies ziemlich verwunderlich für ein
Kinderbuch. Meiner Erfahrung nach wird dort eher nicht auf dieses
Detail Wert gelegt. Normalerweise stehen eigentlich immer die
Geschehnisse und die Protagonisten im Vordergrund, jedoch muss auch
beachtet werden, dass dieses Buch 1886 geschrieben wurde. Vielleicht
waren die Maßstäbe und Vorlieben der Leser damals noch andere.
Es gibt eine Vermischung von einer
gehobeneren Sprache und einer normalen Alltagssprache. Es ist immer
ganz niedlich, wenn sich der kindliche Cedric dieser bedient und was
für ein Kauderwelsch sich dadurch ergibt. Insgesamt gefällt er mir
in seiner altklugen und reifen Artikulation sehr, es mag manchmal
vielleicht zu viel des Guten gewesen sein, erscheint mir aber
durchweg als niedlich und passend für seinen Charakter.
Ich finde nicht, dass irgendeine Art
von Stimmung vermittelt wurde. Weder die Härte des Großvaters, noch
die Liebe der Mutter wurden an den Leser vermittelt. Viele Szenen
wurden nicht sonderlich emotional oder atmosphärisch geschildert. So
ließ sich das Buch sehr sachlich lesen, es kann in diesem Aspekt
aber nicht überzeugen.
Mit den Protagonisten bin ich nicht
ganz zufrieden. Mir waren sie zu sehr ideologisiert. Cedric ist ein
reines Wunderkind, verkörpert Liebreiz in Person und wird von jedem
Menschen angeschmachtet. Das war mir alles zu ausgeprägt, eine
abgeschwächtere Form hätte mir besser gefallen. So war ich leicht
genervt von den ständigen Lobeshymnen auf Cedric und wie ihn alle
Leute sofort lieben. Ich verstehe ja noch, dass er schnell mit seinem
etwas grummeligen Großvater verglichen wird und die Leute ihn
deutlich sympathischer finden. Man kann es aber auch übertreiben.
Auch die Darstellung des Großvaters
war nicht perfekt. Er war mir zu weich, nicht so hart und herzlos,
wie teilweise angedeutet wird. So war er mir etwas zu zahm und man
merkt ihm die Veränderung seines Wesens gar nicht so arg an...
Fazit:
Ich bin tatsächlich leicht enttäuscht.
Die Geschichte ist nicht so gut, wie ich sie in Erinnerung habe und
kann mich leider nicht begeistern. Mir gefällt die eigentliche
Handlung recht gut, doch dann kommen Details hinzu, die meine Meinung
ins negative verändern. Dazu gehört die Schreibweise, aber auch die
Darstellung der Charaktere. Teilweise werden Kleinigkeiten oder
Oberflächlichkeiten öfter wiederholt, was mit der Zeit gestört
hat.
Wenn ich das Buch nun mit dem Film
vergleiche, kommt es nur wenig dagegen an. Zwar gibt es einige
Unterschiede, doch der Film versprüht für mich eine tolle Stimmung
und durch Blicke und Gesten der Protagonisten entsteht viel
Lebendigkeit. Genau das, was mir im Buch fehlt.
Bewertung: 3 von 5 Sterne
MarySophie
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