Titel: Eine Liebe zwischen den Fronten
Autorin: Maria W. Peter
Verlag: Lübbe
Seitenzahl: 624 Seiten
Preis: 12,90 €
Erscheinungsdatum: 29.06.2020
ISBN: 978-3-404-17989-3
Handlung:
Berlin 1870
Eigentlich sollte es für die Französin
Madeleine und dem deutschen Arzt Paul einer der schönsten Tage
werden: sie feiern ihre Verlobung. Doch just an dem Abend trifft eine
schreckliche Nachricht bei der Festgesellschaft ein, die alle Pläne
ändert. Der Krieg ist zwischen Preußen und dem Französischen
Kaiserreich ausgebrochen.
Madeleine und ihr Vater versuchen auf
schnellstem Wege ihre Heimatstadt Metz zu erreichen, ihr Liebster
wird währenddessen als Militärarzt eingesetzt. Und eine Verlobung,
sowie die Hochzeit scheinen im Moment unerreichbar. Immerhin stehen
sie auf unterschiedlichen Seiten und werden Ewigkeiten ohne Nachricht
von dem jeweils anderen sein. Hält ihre Liebe den Krieg aus und
bleiben die Gefühle für den jeweils anderen bestehen? Und werden
beide überhaupt den Krieg überleben?
Meinung:
Das Cover ist auf jeden Fall auffällig und es wird schon beim ersten Betrachten deutlich, dass es sich um einen historischen Roman handelt.Ich finde die Farben interessant gewählt, im Hintergrund wirken sie recht freundlich und hell, die Dame im Vordergrund jedoch ist ziemlich dunkel und ernst gekleidet. Auch ihr abwesender Gesichtsausdruck trägt zu diesem Eindruck bei und so entsteht eine spannende Symbiose.
Mir gefällt das Bild gesamt gut, es
ist harmonisch und wurde auf die Handlung, sowie den
Handlungszeitraum zugeschnitten. Ich finde das Cover auf jeden Fall
ansprechend, es wirkt mysteriös und würde in einer Buchhandlung
meine Aufmerksamkeit wecken.
Ich hatte Ende des Jahres 2018 erstmals
einen Roman von Maria W. Peter gelesen, welchen ich wirklich gut fand
fand. Er hatte viel Charme und war hatte eine unglaubliche Stimmung!
Als ich dann in der Verlagsvorschau gesehen hatte, dass von der
Autorin ein neues Werk erscheint, bei dem mich die Inhaltsangabe
direkt angesprochen hat, musste das Buch direkt auf meine Wunschliste
wandern.
Außerdem möchte ich wieder mehr
Bücher lesen, die vor 1900 spielen und da bietet sich dieser Roman
ja nur an! Und da ich mir gedacht habe, dass dem Buch sicherlich eine
hervorragende Recherchearbeit zugrunde liegt, habe ich mich
kurzerhand bei der Leserunde der Lesejury beworben und durfte den
Roman schon vorab als Manuskript lesen. Auch an dieser Stelle möchte
ich mich nochmal für die Möglichkeit bedanken, es hat mir großen
Spaß gemacht, den Deutsch-Französischen Krieg auf solch eine
intensive Art mitzuerleben und mein Wissen darüber stark zu
erweitern!
Dem Roman vorangestellt ist eine Karte
der Grenzregion Frankreich – Preußen, wo die wichtigsten Orte
markiert wurden. Diese habe ich während des Lesens zwar wenig
genutzt, aber sie hilft dabei, Entfernungen abzuschätzen und man
kann sich vor Augen halten, wohin die Protagonisten teilweise gereist
sind. Ich finde das Detail sehr passend, gerade wenn die
geografischen Kenntnisse nicht perfekt sind, bekommt man auf diese
Weise eine Hilfestellung.
Weiterhin gibt es am Anfang noch eine
Inhaltsangabe, woraus erkennbar wird, dass es ein umfangreiches
Zusatzmaterial gibt. Es gibt ein umfangreiches und einfach
beschriebenes Nachwort, indem die Geschehnisse nochmal
zusammengefasst werden. Es werden noch einige weitere Fakten benannt
und es lässt sich nicht nur herauslesen, wie viel Arbeit in dem
Roman steckt, sondern auch wie viele Szenen tatsächlich so
stattgefunden haben, so merkwürdig sie im ersten Moment auch klingen
mögen.
Danach folgt noch ein Glossar, welches
ich öfter genutzt habe. Viele Begriffe waren mir bereits bekannt,
doch es waren auch einige unbekannte dabei. Zudem werden einige
Redewendungen und Aussagen in einer anderen Sprache getätigt. Häufig
wird die Übersetzung dessen direkt im Roman benannt, falls es mal
nicht so ist, hilft dieses kleine Wörterbuch sehr!
Als letztes gibt es dann noch ein
Personenverzeichnis, wo ein jeder Charakter Erwähnung findet. Ich
hatte mir den zahlreichen Protagonisten keine Probleme, für mich
waren sie eingängig und haben sich deutlich voneinander abgehoben.
Die knapp 580 Textseiten werden in drei
Teile und den Epilog gegliedert. Dabei erhielt jeder Abschnitt eine
passende Überschrift, die auf die folgende Handlung Bezug nimmt und
nichts vorweg nimmt. Ich finde, die einzelnen Kapitel haben eine
angenehme Länge, es gibt immer wieder Absätze, sodass man auch mal
nebenbei ein paar Seiten lesen kann.
Am Anfang neuer Kapitel wurde stets der
Ort, sowie das Datum der folgenden Handlung genannt. So kann man sich
stets geografisch orientieren und zudem kann man stets abschätzen,
wie viel Zeit seit dem Beginn der Handlung vergangen ist. Was ich
sehr wichtig finde, immerhin passiert in dem Roman allerhand und man
kann sich daher leicht mal zeitlich verschätzen oder den Überblick
verlieren.
Nun aber zum eigentlichen Roman. Ich
fange mal mit der Schreibweise an. Mir hat die Sprache gut gefallen,
sie war leicht lesbar, nicht zu einfach und mit gewissem Anspruch.
Dieser entsteht von verschiedenen Aspekte, sei es durch die
Einstreuung von französischen oder algerischen Phrasen, durch die
Nennung von allerhand historischen Persönlichkeiten oder durch die
Nennung und Beschreibung verschiedener Kriegstaktiken. Gleichzeitig
war die Sprache aber auch nie auf einem zu hohen Niveau, trotz vieler
Informationen bin ich gut mit dem Lesen vorangekommen und konnte die
Fülle an Details aufnehmen und verarbeiten.
Viele Szenen haben einen bildhaften
Charakter. Ich konnte mir sowohl die Personen gut vorstellen, als
auch Teile des Settings und manche, teils grausam anmutende Momente
hatte ich deutlich vor Augen stehen. Bei vielen Momenten war es
vorteilhaft und sehr angenehm, sich davon ein so genaues Bild machen
zu können, häufig war es aber auch brutal ehrlich und ohne
Verschönerungen und ich hatte sehr genaue Vorstellungen von
Verletzungen oder Schlägereien, die nicht leicht zu verdauen waren.
Anhand der bildhaften Sprache entsteht
immer wieder eine andere Stimmung. Mal ist diese grausam und brutal,
ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass die Menschheit wirklich
solche Taten vollbracht hat. Dann wieder entsteht ein hoffnungsfroher
Schimmer, der die Geschehnisse leicht werden lässt und man kann sich
über Begegnungen und verschiedene Momente mitfreuen.
Es gibt immer wieder einen Wechsel in
der Stimmung und das kann man auch als Leser mitverfolgen. Nur wenige
Szenen kommen ganz ohne einen freudigen oder traurigen Unterton aus,
was immer eine willkommene Abwechslung war.
Anhand des Klappentextes, aber auch der
Leseprobe bin ich davon ausgegangen, dass Paul und Madeleine durchweg
im Mittelpunkt stehen und es auch nur diese zwei Sichtweisen gibt.
Schnell wurde ich eines besseren belehrt, es gibt noch drei weitere
Personen, die man näher kennenlernt und denen einige Kapitel
gewidmet sind. Ich will über die drei Figuren nicht zu viel sagen,
um die Spannung für interessierte Leser hoch zu halten. Ich muss
sagen, dass ich einen davon charakterlich sehr stark fand und von
seinem ambivalenten Auftreten einerseits fasziniert, andererseits
abgestoßen war. Bei ihm gibt es wirklich viel Platz für
Spekulationen und seine Entwicklung war richtig spannend.
Die anderen beiden Protagonisten haben
nicht so sehr mein Interesse geweckt. Ich finde es gut, dass sie
auftreten und so noch eine andere Sicht auf viele Dinge geben. Aber
sie haben mich in ihrer Art nicht so sehr mitgerissen, waren in ihrem
Auftreten und ihrer Zeichnung nicht so stark wie Paul und Madeleine.
Besonders auszeichnen tut sich der
Roman durch die genaue und umfangreiche Recherche. Gerade durch die
Begleitung der Autorin der Leserunde habe ich einen kleinen, aber
sehr starken Einblick davon erhalten, wie viel Arbeit, Mühe und
Kraft in dem Werk steckt. Und darüber bin ich sprachlos. Ich habe
größten Respekt davor, wie es Maria W. Peter gelungen ist, all die
Fakten und Details in einen schlüssigen Zusammenhang zu bringen und
sie anschaulich und verständlich an den Leser zu übermitteln. Bei
keiner Szene hatte ich Bedenken, dass sie erfunden sein könnte, so
abstrus manche Geschehnisse auch anmuten mögen. Ich habe einfach
vertraut, dass alles so stimmt und hatte dadurch ein wunderbares
Leseerlebnis und wollte gar nicht, dass das Buch irgendwann ein Ende
findet.
Es gibt viele unterschiedliche
Handlungsorte, von denen manche mit ausführlicheren, andere mit
kurzen und bündigen Worten beschrieben wurden. Einige haben Bilder
vor meinen Augen entstehen lassen und ich konnte sie mir sehr gut
vorstellen, andere wiederum waren schwach und einfach gezeichnet.
Insgesamt entstand eine angenehme Mischung und ich fand es gut, dass
der Fokus nicht auf der Darstellung von Handlungsorten lag, sondern
eher auf den geschichtlichen Ereignissen. Zumal es stets andere Orte
gibt, an denen sich die Protagonisten aufhalten und eine ausführliche
Beschreibung von jedem würde den Rahmen sprengen und es würde
Längen entstehen.
Ich hatte vorhin bereits erwähnt, dass
im gesamten Roman eine Vielzahl von Protagonisten auftritt, die teils
historische belegt sind. Viele davon sind mir vom Namen bekannt
gewesen und ich hatte nie irgendwelche Probleme damit, eine Person
wiederzuerkennen oder das ich vergessen hätte, welche Position die
Figur einnimmt. Es findet eine mal mehr, mal weniger starke
Charakterzeichnung statt und insgesamt gibt es eine bunte Mischung.
Es tritt sowohl ein Kaiser, Ministerpräsidenten und Generäle auf,
als auch Nonnen, Dienstmädchen oder Wirte. Auf diese Weise entsteht
ein breites Bild der Bevölkerung und die Mischung von fiktiven und
historisch belegten Personen hat ihren ganz eigenen Reiz.
Als Hauptpersonen stehen unter anderem
Madeleine und Paul im Vordergrund. Um die beiden drehen sich die
meisten Kapitel und ich finde, zu dem Paar kann man auch als Leser
die beste Verbindung aufbauen. Zumindest war es bei mir so.
Gerade Paul finde ich unglaublich
sympathisch und ich mochte sein ernstes, freundliches und stets
durchdachtes Auftreten. Er ist ein grundanständiger Kerl, der seine
Prinzipien vertritt und stets auf dem Boden bleibt. Ich denke, dass
Paul ein guter Arzt ist und er war definitiv mein
Lieblingsprotagonist!
Madeleine ist ebenfalls ein
freundlicher und tatkräftiger Charakter, die ihr Herz am rechten
Fleck hat. Doch bei ihr fehlt mir eine Entwicklung, sie ist am Ende
fast derselbe Mensch wie am Anfang. Und gerade so ein Krieg ist doch
sehr prägend und verändert jeden Menschen. Zudem finde ich
Madeleine nicht ganz so stark gezeichnet wie Paul, sie ist für mich
in ihrem Auftreten ab und an etwas schwach und naiv. Ihr Wesen finde
ich nicht ganz perfekt, mit zunehmender Handlung finde ich Madeleine
nicht mehr so angenehm, wie noch am Anfang.
Fazit:
Allein schon aufgrund der unglaublichen
Informationsfülle ist das Buch es wert, gelesen zu werden! Auch zum
Ende meiner Rezension möchte ich nochmal auf die sagenhafte
Recherche der Autorin eingehen und wie schlüssig sie die Ereignisse
in einen Zusammenhang gebracht hat. Bei so vielen Fakten stelle ich
mir diese Aufgabe schwierig vor und ich bin begeistert, wie leicht
sich der Roman hat lesen lassen und wie einfach es für mich war, die
verschiedenen Informationen zu verstehen. Chapeau!
Und trotz vieler lobenden Worte, werde
ich dem historischen Roman einen halben in meiner Bewertung abziehen.
Und zwar für die nicht ganz perfekte Darstellung von Madeleine,
sowie die zwei weiteren Erzählstränge, die ich einfach nicht so
interessant und mitreißend fand. Ansonsten habe ich nichts zu
meckern und spreche eine Leseempfehlung aus, mit dem Buch konnte ich
viel neues lernen und es gibt einen unglaublich bildhaften und
lebendigen Einblick auf den Deutsch-Französischen Krieg!
Bewertung: 4,5 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an die Lesejury, sowie den Bastei Lübbe Verlag und die Autorin für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
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