Titel: Die Kurärztin von Sylt
Autorin: Gisa Pauly
Verlag: Aufbau TB
Seitenzahl: 448 Seiten
Preis: 12,00 €
Erscheinungsdatum: 12.04.2019
ISBN:
978-3-7466-3558-3
Handlung:
Sylt 1927
Tessa Meldorf tritt auf Sylt ihre
Anstellung als Kurärztin an. Und schnell wird klar, dass die
Bevölkerung davon nicht begeistert ist, eine Frau als Ärztin auf
der Insel zu haben. Von vielen Seiten gibt es immer wieder Spitzen
und negative Anmerkungen und kaum jemand nimmt das Können der jungen
Frau in Anspruch.
Zur gleichen Zeit vollendet sich
langsam der Bau des Eisenbahndammes. Doch noch vor der Fertigstellung
gibt es einen tödlichen Unfall, an dem man der Kurärztin die Schuld
gibt. Für Tessa beginnt eine schwierige Zeit und ein Spießrutenlauf,
nur der Kurdirektor hält noch zu ihr...
Meinung:
Das Cover finde ich ganz angenehm, es zeigt einige Aspekte des Buches und vermittelt einen ersten Eindruck auf die Handlung. Es gibt wieder einen ähnlichen Aufbau wie des zweiten Bandes, es sind viele Wolken am Himmel zu sehen, außerdem ein kleiner Abschnitt vom Meer und eine Düne. Auch die Schriftaufteilung und -farbe orientiert sich an Band zwei und schafft Gemeinsamkeiten. Diesmal ist eine Frau zu sehen, die eine Arzttasche vor sich hält und die ich deshalb mit Tessa, der Hauptprotagonistin des Buches in Verbindung bringe. Zudem befindet sich auf dem Cover noch ein Zug, der den Fortschritt darstellt und den Bau des Hindenburgdamms symbolisiert. Insgesamt ein gut zu betrachtendes Bild, welches angenehm ist und perfekt zu dem Roman und der Reihe passt.
Ich hatte ja erst vor kurzem den ersten
und zweiten Band der Insel-Saga gelesen und hatte mir fest
vorgenommen, den finalen Teil schnellstmöglich zu lesen. Und genau
das habe ich auch getan und ich bin sehr froh, die Reihe jetzt
abhaken zu können und mich weiteren Büchern von meinem Sub zu
widmen. Im Grunde war es gar nicht nötig, die Romane hintereinander
zu lesen, sie nehmen keinen richtigen Bezug aufeinander und haben
keine Verbindung. So kann man sie auch gut unabhängig voneinander
lesen, was ich ganz gerne mag.
Auch bei diesem dritten Band hat mir
der Schreibstil der Autorin gefallen. Die Geschichte ließ sich flott
und einfach lesen, ich hatte mit keinen Wörtern Probleme und nie war
mir ein Zusammenhang unverständlich. Es wird eine einfache Sprache
genutzt, mit der ich gut zurechtgekommen bin und auch diese hat dazu
beigetragen, dass ich das Buch innerhalb weniger Tage ausgelesen
habe.
Geheimnisse werden nach und nach
gelüftet, sodass die Neugierde des Lesers befriedigt wird, aber
nicht vollends erlischt. Bis zum Ende bleiben viele Sachverhalte
ungeklärt und erst mit der letzten Seite wurden alle Heimlichkeiten
aufgelöst und geklärt. Aufgrund dessen kann man gut mitspekulieren
und raten, wie sich am Ende die Dinge ergeben werden, wie manche
Protagonisten zusammenhängen und wie ein mögliches Ende aussehen
könnte. Auf diese Weise blieb die Geschichte immer spannend und das
trägt natürlich dazu bei, dass man das Buch nicht aus der Hand
legen mag.
Die Spannung spielt, wie schon in den
beiden vorherigen Bänden eine ganz große Rolle. Sie wird auf einem
konstant gutem Niveau gehalten und ist mein großes Highlight. Immer
wieder bekommt man als Leser ein paar Brotkrumen hingestreut und kann
mit diesen Spekulationen anstellen. Es bleiben trotzdem allerhand
Zusammenhänge lange ungelöst und es gibt stets offene Fragen, die
wirklich erst auf den letzten fünfzig Seiten geklärt werden. Man
konnte sich nie sicher sein, wie die Geschichte wirklich endet und
oft lag ich mit meinen Überlegungen falsch.
Und obwohl sich die Spannung wie ein
roter Faden durch die Handlung schlängelt und sich wirklich in jedem
Kapitel wiederfindet, gibt es auch regelmäßig Abschnitte, die einen
ruhigeren Unterton haben, in denen Annäherungen beschrieben sind
oder es eine andere Art der Entschleunigung gibt. So kann man sich
auch als Leser etwas entspannen, einfach nur die Szenen genießen und
nicht an mögliche Geheimnisse und Zusammenhänge denken. Und genau
dieses Zusammenspiel hat mir gut gefallen.
Zudem mochte ich es, wie man deutlich
gemerkt hat, dass die Handlung gen Ende des Buches immer weiter
gestiegen ist und die Geschichte an Fahrt aufnimmt. Es ist spürbar,
dass der Roman mit einem großen Finale enden wird, in dem es einen
großen Knall gibt und daraufhin alle offenen Fragen geklärt werden
und Geheimnisse aufgedeckt werden. Und genau so kam es dann auch. Und
ich war damit auch recht zufrieden. Alles ergibt einen Sinn, es gibt
ausreichende Beschreibungen und Details und das Ende kam mir auch
nicht zu schnell und wurde auch nicht zu hektisch beschrieben.
Mir hat es hier komplett gefehlt, dass
es eine zeitliche Angabe gibt. Es gibt nur sehr sehr selten einen
Hinweis darauf und meist hängt man komplett in der Schwebe. Zudem
finde ich es unglaublich schwer einzuschätzen, wie viel Zeit
vergangen ist oder in welchem Monat man sich befindet. Eine Angabe
dazu wäre wirklich gut gewesen, nicht nur, um sich in dem Roman
besser zurechtzufinden, sondern auch um zu sehen, innerhalb von wie
vielen Wochen sich Protagonisten näherkommen oder sich
weiterentwickeln.
Sonderlich viele historische Details
sind nicht vorhanden. Die Hauptrolle spielt dabei noch die
Fertigstellung und Instandnahme des Hindenburgdamms. Ansonsten lernt
man die Zeit der späten 1920er Jahre vor allem durch die Lebensweise
der Protagonisten kennen. Manche sind der Zeit gegenüber
aufgeschlossen und passen sich an. Tragen kürzere Kleider und haben
ihre Haare der Mode entsprechend schneiden lassen. Andere halten an
den früheren Normen fest und bevorzugen einen konventionellen
Lebensstil. So erhält man auf lebendige Weise einen Einblick in die
damalige Zeit, kann sich von der Entwicklung der Frau ein Bild machen
und wie dieser Fortschritt von der Männerwelt aufgenommen wird.
Ich mochte das Setting zu weiten Teilen
gerne. Auch wenn manche Gebäude mit recht wenigen und einfachen
Worten beschrieben wurden, konnte ich sie mir meist recht gut
vorstellen und hatte ein eingängiges Bild vor Augen. Sie waren
stärker gezeichnet als anfangs gedacht und haben einen guten
Eindruck der Insel vermittelt.
Aber auch bei diesem Band hatte ich
wiederholt das Problem, dass mir die Dimensionen zu groß waren. Ich
war selbst noch nie auf Sylt und kenne die Insel nur anhand von
Bildern und Dokumentationen. Und daher hatte das Setting für mich
unglaubliche Ausmaße, vielleicht wäre es ganz gut gewesen, dem
Roman eine Karte beizufügen, wo die wichtigsten Orte markiert
werden...
Es gibt Protagonisten mit verschiedenen
Wesen und Charakterzügen, die sich alle voneinander unterscheiden.
Ein jeder hat unterschiedliche Ziele und Hoffnungen, die er umsetzen
möchte. Auf diese Weise ergibt sich ein vielfältiges Bild der
Bevölkerung und die Protagonisten wirken lebendig. Etwas schade fand
ich, dass manche nur negativ aufgetreten sind und nicht den Moment
erreicht haben, indem sie sich etwas ändern und einsehen, dass ihr
Verhalten falsch war. Stattdessen blieben sie ihrer Meinung treu und
haben nichts anderes akzeptiert oder sich für eine falsche Handlung
entschuldigt.
Im Mittelpunkt steht Tessa, die ich
nicht immer so sympathisch empfunden habe, wie ich es gern gehabt
hätte. Tessa ist teilweise richtig stark aufgetreten und man hat
gemerkt, dass sie für ihre Tätigkeit als Ärztin brennt und sie ein
freundlicher und umgänglicher Mensch ist. Doch leider gab es immer
wieder Szenen, in denen ich Tessa nicht mochte, ihre Aussagen oder
Handlungen nicht richtig fand und negativ eingeschätzt habe. Zudem
war sie zwar an sich ein starker Charakter, doch so richtig den Mund
aufmachen und die Meinung sagen konnte sie nur selten.
Fazit:
Ich
bin froh, die Insel-Saga gelesen zu haben, im Gesamten hat sie mir
recht gut gefallen und mich gut unterhalten. Ich finde, dass dieser
letzte Band auf jeden Fall der Spannendste und Abwechslungsreichste
ist und für mich der Beste der Trilogie. Zwar habe ich auch hier
kleine Kritikpunkte und der Roman bekommt keine 5-Sterne-Bewertung,
aber ihn habe ich am zufriedensten weggelegt und habe hier am
wenigsten zu meckern. Eine solide Reihe, die ein würdiges Ende
gefunden hat und die mir auf jeden Fall viel Freude beim Lesen
bereitet hat.
Bewertung: 4,5 von 5 Sternen
MarySophie
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Meine Meinung zu Band 1: Die Hebamme von Sylt
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