Titel: Wunder - Sieh mich nicht an
Originaltitel: Wonder ( aus dem Englischen von André Mumot )
Autorin: Raquel J. Palacio
Verlag: dtv, Reihe Hanser
Seitenzahl: 448 Seiten
Preis: 9,95 €
Erscheinungsdatum: 01.01.2015
ISBN:
978-3-423-62589-0
Handlung:
August ist zehn Jahre alt und im Grunde ein ganz normaler Junge. Er lebt mit seinen Eltern und seiner Schwester in New York, er mag Star Wars und ist ein aufgeweckter, aufmerksamer und lieber kleiner Kerl. Nur ein Merkmal macht August besonders, doch ist für andere Kinder leider ein Grund, ihn zu meiden. August hat ein entstelltes Gesicht.
Genau deshalb hat der Junge bisher auch
noch nie eine Schule besucht, sondern wurde jahrelang von seiner
Mutter daheim unterrichtet. Doch mit dem Beginn der fünften Klasse
soll sich dies ändern. August ist nervös, hat Angst und ist sich
unsicher. Er fürchtet sich, dass er gemobbt wird, die Kinder ihn
ausgrenzen und er ein Außenseiter bleiben wird. Und trotzdem stellt
sich August dieser Herausforderung und geht seinen Weg.
Meinung:
So ganz meinem Geschmack entspricht das Cover nicht. Es ist für ein jüngeres Publikum zugeschnitten und würde mir in einer Buchhandlung nicht sonderlich auffallen. Mir ist es etwas zu bunt und ich finde, dass es besser gepasst hätte, wenn der Junge gar nicht erst auf dem Bild zu sehen wäre. Trotzdem muss ich sagen, dass mir die Idee, die einzelnen Buchstaben des Titels in Kreisen anzuordnen, ganz gut gefällt.
Vor wenigen Wochen hatte ich den Film
im TV gesehen und war absolut begeistert. Mir hat die Geschichte rund
um August Pullmann unglaublich gut gefallen und ich war emotional
sehr berührt. Und wie immer, wenn mir ein Film gut gefällt, schaue
ich danach im Internet, auf was für einer Vorlage er beruht,
natürlich mit der Hoffnung, dass es sich um eine Buchvorlage
handelt. Und genau das war hier der Fall und das Jugendbuch ist
direkt auf meine Wunschliste gewandert. Diesen habe ich dann auch
schon kurze Zeit später als Geburtstagsgeschenk bekommen und ich
konnte es kaum erwarten, die Geschichte zu lesen.
Als ich die Geschichte dann endlich
begonnen habe, wurde das Buch immer nur für eine kurze Zeit aus der
Hand gelegt. Ich mochte es unglaublich gerne, weiterzulesen und
wollte, dass es gar nicht endet. Ich habe mich in die Geschichte
einfühlen können und war von ganz vielen Aspekten angetan. Sei es
die Schreibweise, die Personenzeichnung, die Stimmung. Einfach alles
hat gepasst und war perfekt.
Das Jugendbuch wird in verschiedene
Abschnitte unterteilt, die jeweils einen Einblick in das Leben
unterschiedlicher Charaktere geben. Die meisten Abschnitte erhält
natürlich August, aber auch seine Schwester oder Klassenkameraden
haben ein paar Seiten, in denen sie sich nicht nur vorstellen,
sondern ihre Sicht auf die Dinge geben. Auf diese Weise entsteht eine
abwechslungsreiche Geschichte, man versteht manche Personen besser
und hat noch einen anderen Blick auf andere Protagonisten.
Die Kapitel grenzen sich nicht nur
durch die Nennung, welche Person jetzt zu Wort kommt ab, sondern auch
durch den Erzählstil. Ein jeder hatte eine unterschiedliche Art,
Ereignisse zu beschreiben und ein jeder wird dadurch einzigartiger
und menschlicher.
Das Besondere ist, dass all die
Abschnitte von Kindern oder Jugendlichen sind, es kommt im ganzen
Roman kein Erwachsener in diesem Zusammenhang zu Wort. Ich fand es
sehr passend und es wird jugendliche Leser auch mehr ansprechen,
können sie sich doch teilweise in manche Charaktere einfühlen und
haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Ich glaube, dass es aber
auch ganz nett gewesen wäre, wenn man mal eine erwachsenere Sicht
auf einige Ereignisse bekommen hätte und sich so ein vollkommen
neues Bild ergeben hätte.
Die Schreibweise war locker und einfach
gehalten. Sie ändert sich immer wieder aufgrund der wechselnden
Erzählperspektiven, ist jedoch immer gut und schnell lesbar. Mit
wenigen Worten werden nicht nur Protagonisten lebendig, sondern man
kann sich Räume oder die Stadt vorstellen. Ich habe mich häufig wie
ein heimlicher Beobachter gefühlt und war schon nach wenigen Seiten
komplett in der Geschichte drinnen und habe mich fast wie ein Teil
dessen gefühlt. Vielleicht hatte ich diesen Eindruck deshalb, weil
ich den Film kurz vorher gesehen habe und mir noch viele Szenen
lebendig vor Augen standen.
Die Kapitel wurden recht kurz gehalten,
sodass das Buch sich auch für jüngere Leser anbietet. Zudem ist es
so möglich, einige Seiten zu lesen, wenn nur wenig Zeit vorhanden
ist. Was natürlich sehr verleitet und dazu beiträgt, dass die
Handlung viel schneller fortschreitet und das Lesevergnügen nicht so
lange anhält, wie man es sich vielleicht wünschen würde.
Es gibt unheimlich viele stimmungsvolle
Szenen, in denen ich richtig mitgefühlt habe. Seien es fröhliche
oder traurige Momente, eine jede Stimmung wurde an den Leser
übermittelt und hat so dazu geführt, dass ich das Buch noch weniger
aus der Hand legen wollte. Vor allem August hat mich in seiner
freundlichen, ruhigen und zurückhaltenden Art sehr berührt, er ist
ein mutiger, sympathischer kleiner Kerl, der unglaublich viel Stärke
zeigt. Man kann aus seinen jungen Erfahrungen einiges mitnehmen und
an vielen Textstellen konnte man von ihm lernen.
Ich habe lange Zeit nicht mehr so
mitgefiebert und wurde emotional auf diese Weise berührt. Allein
schon für diesen Aspekt lohnt es sich, das Werk von Raquel J.
Palacio zu lesen!
Ich hatte bereits erwähnt, viele Orte
des Settings konnte ich mir lebhaft vorstellen. Sei es die Schule
oder das Haus der Familie Pullman, ein jeder Ort hat viel
Lebendigkeit mitbekommen und war gut vorstellbar. Teilweise wurden in
den jeweiligen Handlungsorten auch Stimmungen übertragen und man
konnte fühlen, wie sich z.B.: eine bedrückte Aura über das gesamte
Haus legt und alle Bewohner davon erfüllt sind. So entsteht ein ganz
besonderer Charme und Anreiz, weiter in die Geschichte einzutauchen
und noch mehr über August und seine Familie zu erfahren.
Als Protagonisten dienen vor allem
Kinder in Augusts Alter, es gibt nur wenige Erwachsene, die dafür
aber wiederholt auftreten. Dazu zählen natürlich Mr. und Mrs.
Pullman, sowie einige Lehrer. Obwohl die Kinder deutlich im
Mittelpunkt stehen, haben auch die erwachsenen Protagonisten einen
durchdachten Charakter erhalten und sie zeichnen sich in ihrem
Auftreten aus. Ein jeder hat besondere Wesenszüge erhalten und macht
sich dadurch einzigartig.
Ich finde es toll, wie sich die Kinder
und Jugendlichen ändern, sie nicht nur älter, sondern auch reifer
werden und eine Wandlung erleben. Sie wenden sich anderen zu,
erkennen, dass ein Handeln falsch war und legen ihre
Oberflächlichkeit ab. Kaum einer besitzt noch dasselbe Denken wie am
Anfang, sondern ist weltoffener geworden und hat gelernt, dass erste
Eindrücke und Vorbehalte gegenüber anderen Menschen nicht
angebracht sind. Auch hier vermittelt die Autorin wieder ein starkes
Statement und zeigt an lebendigen Beispielen, dass man sich nicht auf
den ersten Eindruck und das Äußere eines Menschen verlassen soll,
sondern es sich lohnt, andere kennenzulernen.
August ist der Mittelpunkt des Buches.
Immer wieder gibt es einen Bezug zu seiner Geschichte und ihn lernt
man im Verlauf der 448 Seiten am besten kennen und erhält dadurch zu
ihm den stärksten Bezug. Ich habe August in seiner unschuldigen und
liebenswerten Art schnell ins Herz geschlossen. Er ist ein
aufgeweckter Junge und es war eine Bereicherung zu lesen, was ihn
glücklich macht, ihn aber auch am Verhalten anderer Menschen stört.
Oft wollte ich ihn in den Arm nehmen und habe zu ihm eine Bindung
aufbauen können. Er hat mit Emotionen nicht gegeizt und wirkte daher
lebendig und authentisch. Ich mochte es an August auch sehr, wie er
viele Angelegenheiten durchdenkt und sich um andere Menschen sorgt.
Obwohl er ein kleiner zehnjähriger Junge ist, finde ich ihn in
seinem Auftreten viel stärker als manche erwachsene Protagonisten
aus anderen Büchern!
Fazit:
Fazit:
Eine unglaubliche Geschichte über
einen mutigen, liebenswerten kleinen Jungen, der seinen Weg geht und
zeigt, dass erste Urteile absolut nicht angebracht sind. Ich finde es
richtig stark, welche Botschaften die Autorin dem Leser mit auf den
Weg gibt und wie viel Liebe, Empathie und Wärme sie den
Protagonisten, ach der ganzen Geschichte eingehaucht hat.
Ich habe bereits ein weiteres Buch
entdeckt, welches weitere Blickwinkel auf die Geschichte von August
Pullman gibt. Ganz bald will ich mir dieses bestellen und lesen, ich
merke, dass mich das Schicksal und die Tapferkeit des kleinen Jungens
noch nicht loslässt.
Ich möchte für das Buch eine ganz
große Leseempfehlung aussprechen. Es ist unfassbar berührend und
mitreißend, ich bin absolut begeistert und kann keinen Punkt nennen,
der mir nicht gefallen hat. Holt euch das Buch, lest es und lasst
euch von August Pullman bezaubern!
Bewertung: 5 von 5 Sterne
MarySophie
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