Titel: Das Spiel der Königin
Originaltitel: Queen's Gambit ( aus dem Englischen von Sabine Herting)
Autorin: Elizabeth Fremantle
Verlag: Penguin
Seitenzahl: 464 Seiten
Preis: 10,00 €
Erscheinungsdatum: 09.03.2020
ISBN:
978-3-328-10577-0
Handlung:
Katherine Paar ist einunddreißig Jahre alt und hätte nie gedacht, dass sie als Ehekandidatin für den alten und langsam dahinsiechenden König Heinrich den VIII. in Frage kommt. Doch genau sie erwählt er als seine sechste Frau und Catherine versucht, sich in ihre neue Rolle hineinzufinden. Sie lernt immer besser ihre Emotionen zu verbergen, kann die höfische Schmeichelei zwar nicht leiden, lernt aber, mit ihr zu leben und geschickt hilft sie ihrem Mann bei einigen Regierungsaufgaben. Und obwohl sich Katherine Parr mit der Situation arrangiert, gehört ihr Herz einem anderen. Niemand darf von dieser heimlichen Liebe wissen, ansonsten würde Katherine genau dasselbe Schicksal blühen, wie den anderen Ehefrauen von Heinrich dem VIII. Und noch dazu herrscht in England der Religionskrieg und auch Katherine muss darauf achten, dass sie in diesem immer geschickt handelt und ihr nichts angelastet werden kann...
Meinung:
Das Cover finde ich in Ordnung. Es haut mich nicht vom Hocker, ich finde es aber auch nicht komplett furchtbar. Es ist vielleicht etwas düster, doch das Mittelalter ist auch nicht die leuchtendste Zeit und daher passt es ganz gut. Zudem sind einige Details vorhanden, die das ganze Bild deutlich auflockern. Sowohl die prachtvolle Haube der Dame, als auch die goldene Schrift sind Blickfänger und bringen helle Akzente in das Bild. Ich bin ja nie so der Fan davon, dass Personen auf dem Cover den Betrachter so direkt anschauen. Auch hier ist das der Fall, ich störe mich aber diesmal nicht zu sehr daran, irgendwie stellt die Frau für mich Katherine Parr dar und ich hatte so ein Bild von der Hauptprotagonistin vor Augen.
Anfang letzten Jahres hatte ich das erste Mal einen Roman von Elizabeth Fremantle gelesen, der mich leider nicht ganz so überzeugt hat. Und dann habe ich diese Neuerscheinung bei Instagram gesehen und das Buch klang für mich sofort interessant. Ich habe schon einige Episoden zu Heinrich den VIII. und seinen zahlreichen Ehefrauen gehört und bereits wenige Bücher über ihn gelesen. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir „Die zwölfte Nacht“ von Charlotte Lyne, ein ganz hervorragendes Buch, welches ich bald mal wieder lesen möchte. In diesem Roman steht Katherine Paar im Vordergrund und genau um ihre Ehe mit dem englischen König dreht sich das Buch. Ich habe mich riesig gefreut, das Buch vom Bloggerportal für Rezensionszwecke zu erhalten und möchte mich auch an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bedanken.
Mit dem Lesen bin ich flüssig und
einfach vorangekommen, was nicht nur an der interessanten Handlung,
sondern auch an der sehr angenehmen Schreibweise lag. Ich konnte mir
viele Situationen genaustens vorstellen und habe Einblicke in das
Mittelalter gehabt, die mir vollkommen neu waren. Zudem wurde eine
recht einfache, nicht zu komplizierte Sprache genutzt, die leicht
verständlich war. Fachbegriffe kommen nur selten vor, weshalb das
Buch auch für Laien oder Personen, die sich langsam an historische
Romane trauen, geeignet ist.
Als Hilfestellung gibt es am Ende des
Romans ein Personenverzeichnis, wo man bei Bedarf nachschauen kann,
welche Person wer ist. Das habe ich nur selten genutzt, häufig
konnte ich die Protagonisten gut auseinanderhalten. Ab und an warf
ich einen Blick hinein, weil manche Personen ähnliche / gleiche
Namen haben und das gelegentlich etwas verwirrend war.
Zudem gibt es am Ende des Romans eine
Zeittafel, indem die wichtigsten Ereignisse der englischen Geschichte
in den letzten 40 Jahren genannt werden. So kann man einiges nochmals
Revue passieren lassen und das Buch wird abgerundet, Geburtsjahre
werden genannt und man erhält einen Überblick, wann Heinrich mit
welcher Dame verheiratet war und wie die politische Situation aussah.
Am Anfang neuer Kapitel gibt es stets
die Nennung, in welchem Monat und Jahr die folgenden Ereignisse
stattfinden. Zudem wird der Handlungsort genannt, was sehr hilfreich
ist. Immerhin befindet sich der königliche Hof häufig auf Reisen
und so erhält man einen kleinen Eindruck, wie oft der Hofstatt reist
und die Umgebung wechselt. Vielleicht wäre eine kleine Karte noch
nett gewesen, dass man besser nachvollziehen kann, welche Wege
zurückgelegt werden, doch das ist nicht zwingend ein Kritikpunkt,
sondern wäre lediglich ein netter Zusatz gewesen.
Auf jeden Fall war es immer möglich
genau zu verfolgen, wie viel Zeit seit dem Beginn der Handlung
vergangen ist, wie viele Jahre Heinrich und Katherine mittlerweile
verheiratet sind oder um wie viele Jahre die Beiden gealtert sind. So
hat man stets einen guten Überblick über die Zeit und kann die
Entwicklungen in der Politik und in der Glaubensfrage verorten und
Rückschläge, aber auch Fortschritte einschätzen.
Anhand verschiedener Details wird die
umfangreiche Recherchearbeit der Autorin deutlich. Sei es anhand von
politischen Diskussionen, Ränken, die hinter dem Rücken anderer
Personen geschmiedet werden oder durch kleine Details wie die
Kleiderfrage und die Ernährung. Es gibt viele verschiedene Aspekte,
die zeigen, wie viel Arbeit hinter dem Werk steckt und beweisen, dass
sich Elizabeth Fremantle genau in der von ihr beschriebenen Zeit
auskennt. Und so erhält der Roman viel Wahrheitsgehalt und ich
konnte gar nicht anders, als der Autorin komplett zu vertrauen. Nie
habe ich Aussagen oder Fakten angezweifelt, alles wurde in einen
sinnvollen Zusammenhang gepackt und hatte Hand und Fuß. In diesem
Punkt gibt es absolut nichts zu beanstanden, der Autorin ist es
gelungen, das längst vergangene Mittelalter zu neuem Leben zu
erwecken und es für den Leser bildhaft und eindringlich zu
schildern.
Als Setting dienen verschiedene Burgen
und Schlösser, die teilweise auch unterschiedliche Stimmungen
ausstrahlen. So kann man deutlicher nachvollziehen, wenn sich
Katherine und ihr Hofstatt in manchen Gebäuden nicht wohlfühlen und
sich lieber woanders aufhalten würden. Diese negativen und kühlen
Eindrücke lassen sich mit jedem Wort erkennen und vermitteln auch
bei mir einen schlechtes Gefühl. Natürlich ist auch das Gegenteil
der Fall, wenn manche Örtlichkeiten freundlich und einladend
beschrieben werden, würde ich diese selbst nur zu gerne mit eigenen
Augen sehen. Doch ich finde, dass dieses positiven Empfindungen eher
selten daherkommen und meist eher eine kühle und abstoßende
Stimmung herrscht.
Ich finde, dass die Gebäude mal mehr,
mal weniger lebendig beschrieben werden, bei einigen hatte
ich direkt ein Bild vor Augen und
konnte mir viele Räume vorstellen. Andere waren eher schwach und
sehr leicht gezeichnet, sodass man sich die Burg nur sehr leicht bis
gar nicht vorstellen kann.
Auf diese Weise entsteht eine Mischung,
das Setting nimmt nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig Platz ein
und die Schlösser, wo sich Katherine mit ihrem Hofstatt für eine
längere Zeit aufhält, sind meist stärker gezeichnet und daher
leichter vorstellbar. Ich finde, dass in diesem Punkt die Waage gut
gefunden wurde und ein ausgewogenes Verhältnis entsteht. Das Setting
bestimmt den Roman nicht und wartet immer mit neuen Details auf.
Lediglich anhand des Settings werden
teilweise Stimmungen an den Leser übertragen. Ansonsten passiert
dies sehr selten und ist auch nicht so stark, wie ich es aus anderen
Büchern kenne. Oft fiel es mir daher sehr schwer, zu den
Protagonisten eine Bindung aufzubauen. Zudem fehlte ihnen dadurch ein
Hauch von Lebendigkeit, sie waren einfach nur geschichtliche Figuren,
die mich nicht berührt haben. Ich habe ihre Geschichte gerne gelesen
und fand sie auch interessant, aber sie haben mich in keiner Weise
mitgerissen. Ich habe nicht mit ihnen mitgefiebert, mich gefreut oder
war mit ihnen traurig. Schade, ein paar stimmungsreichere Szenen
hätten mir wirklich gut gefallen und den Roman, sowie die Figuren
mehr ins 21. Jahrhundert katapultiert, ihnen Lebendigkeit und
Authentizität verliehen. Klar haben die Menschen damals häufig eine
Fassade aufrecht erhalten und nur im stillen Kämmerchen ihren
Emotionen freien Lauf gelassen, aber selbst in diesen Momenten hatte
ich eine Distanz zu ihnen.
Nicht immer war die Geschichte voller
spannungsreichen Szenen, immer wieder gab es Abschnitte, die einen
ruhigeren Unterton hatten. Auf diese Weise entsteht eine angenehme
Abwechslung und man erhält Einblicke in das normale Leben der
Königin und ihres Hoftstaats.
Ich fand es besonders interessant, wie
teilweise durch Blicke Spannung aufgebaut wurde und die Handlung
somit eine neue Wendung bekommen hat. Oft habe ich gar nicht damit
gerechnet und wurde vollkommen überrascht. Zudem war die Handlung
nie vorhersehbar und ich wusste zwar ungefähr, wie die Geschichte
und das Leben von Heinrich VIII. und seiner sechsten Gemahlin
weitergeht, doch konnte mich nicht mehr an jedes Detail erinnern.
Je mehr die Geschichte sich dem Ende
nähert, desto ruhiger wird die Geschichte für mich. Spannungsreiche
Szenen sind rarer gesät und man merkt, dass das Buch langsam aber
sich endet. Ich mag diesen Abschluss, es passt zu dem Leben von
Katherine Parr, die nun ein deutlich ruhigeres und abgeschiedeneres
Leben führt als noch zu ihren Zeiten als Gemahlin von Heinrich dem
VIII.
Ich bin der Meinung, dass das Ende gut
zu dem Buch passt. Es bringt die Handlung zu einem runden Abschluss
und beantwortet alle offenen Fragen. Man erfährt dadurch, aber auch
durch das Personenverzeichnis am Ende, was das Schicksal mit einigen
Protagonisten vorhat und es gibt auch einen kleinen Ausblick in die
Zukunft.
Eine Vielzahl der auftretenden Personen
ist historisch verbürgt. Nur ganz wenige Protagonisten treten auf,
die erfunden sind und auf keiner historischen Vorlage beruhen. So
entsteht natürlich ein starkes Bild der Gesellschaft und ich hatte
stets das Gefühl, dass sich die Ereignisse tatsächlich so hätten
abspielen können. Auch anhand dessen ist die umfangreiche
Recherchearbeit von Elizabeth Fremantle zu sehen. Ich kann sagen,
dass mir die Darstellung der Protagonisten gut gefallen hat, sie
verkörpern verschiedene Sichtweisen ihrer Zeit und wurden alle mit
unterschiedlichen Charakteren, Zielen und Denkweisen ausgestattet.
Das gilt sowohl für den König und Katherine Parr, als auch für
verschiedene Adlige oder einfache Personen wie Dienstmädchen,
Schreiber oder andere Figuren, die gesellschaftlich einem niedrigeren
Stand angehören. Auf diese Weise entsteht ein breites Bild, man
lernt die Protagonisten ganz gut kennen und mit der Zeit kann man sie
auch besser einschätzen. Beim König tappt man häufig im Dunklen,
er ist meist am schwierigsten zu bewerten und man weiß nie, welche
Entscheidung er als nächstes trifft und in welcher Laune man ihn
antrifft. Daher ist er der mysteriöseste Charakter, gleichzeitig
fand ich ihn auch am unangenehmsten.
Fazit:
Wenn ihr einen spannenden, gut
recherchierten und wunderbar zu lesenden historischen Roman sucht,
dann kann ich euch dieses Buch nur empfehlen! Es hat mir interessante
Lesestunden beschert und mir richtig gut gefallen. Die Geschichte
wird mit lebendigen Worten erzählt, es gibt unheimlich viele
Informationen und Fakten, ganz vieles war mir unbekannt und ich
konnte einiges dazulernen. Außerdem lässt sich der Roman schnell
und angenehm lesen und es hat mir sehr gut gefallen, was für ein
breites Bild der Bevölkerung die Autorin gezeichnet hat. Lediglich
für die fehlenden Stimmungen, als auch für die nicht sehr
lebendigen Protagonisten ziehe ich einen halben Stern ab, ansonsten
gibt es von meiner Seite nichts zu beanstanden. Ich freue mich schon
auf weitere Romane der Autorin!
Bewertung: 4,5 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
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