Titel: Die Hebamme von Sylt
Autorin: Gisa Pauly
Verlag: Aufbau Taschenbuch
Seitenzahl: 496 Seiten
Preis: 9,99 €
Erscheinungstermin: 30.05.2011
Erscheinungstermin: 30.05.2011
ISBN: 978-3-7466-2909-4
Handlung:
Sylt 1872
In einer stürmischen Nacht brauchen
zwei Frauen die Hilfe und Unterstützung der Hebamme Geesche Jensen.
Bei den Frauen handelt es sich um Personen unterschiedlicher Stände,
nicht nur die Frau eines armen Fischers wird in dieser Nacht ein Kind
bekommen, sondern auch die Gräfin Katerina von Zederlitz, die sich
zur Zeit der Geburt auf der Insel aufhält. Beide Geburten verlaufen
ohne Probleme, doch am Ende steht Geesche vor einer Entscheidung, die
nicht nur ihr Leben, sondern auch das der beiden Frauen grundlegend
verändern wird.
Sylt 1888
Sechzehn Jahre später scheint Geesche
ihr privates Glück gefunden zu haben. Marinus, ein Ingenieur der
Inselbahn, hält um ihre Hand an. Doch gleichzeitig ist sie sich
unsicher, immerhin ist er ein Verwandter des Grafen von Zederlitz.
Und mit der Familie wollte sie eigentlich so wenig wie möglich
Kontakt haben.
Als sich die Familie von Zederlitz, wie
jeden Sommer, wieder auf Sylt befindet, trifft die Tochter Elisa
einen hohen Adligen, den sie heiraten soll. Zur selben Zeit findet
Marinus heraus, was im Jahr 1872 geschehen ist. Und so beginnt das
Unglück ihren Lauf...
Meinung:
Das Cover mag ich nicht sonderlich, da habe ich schon deutlich bessere gesehen. Die Farbgebung finde ich noch in Ordnung, diese harmonieren wirklich gut miteinander. Auch die kleine Karte der Insel ist sehr passend. Mit dem verschwommenen Hintergrund kann ich mich auch noch anfreunden, doch die Dame im Vordergrund finde ich vollkommen unpassend. Sie zerstört die Idylle und ist mir für ein Cover nicht passend genug. Eher wirkt sie wie von einem religiösen Gemälde entnommen und ich kann ihre Figur nicht mit der Handlung in Verbindung bringen. Von dem Bild bin ich nicht sehr begeistert, es gibt gute Ansätze, doch die Dame im Vordergrund zerstört es. Da gefällt mir das Cover der Neuauflage deutlich besser.
Erstmals auf den Roman aufmerksam
geworden bin ich durch eine Leserunde bei Lovelybooks, wo ich leider
kein Glück hatte. Diese fand im Zusammenhang mit der neuen Auflage
des Buches statt und seitdem stand es auf meiner Wunschliste. Ihr
könnt euch also vorstellen wie glücklich ich war, das Buch Anfang
Februar als Mängelexemplar bei Arvelle zu finden. Zudem hatte ich
die anderen beiden Bände der Reihe zu diesem Zeitpunkt schon und
habe nur auf diesen ersten gewartet, um schnellstmöglich mit dem
Lesen zu beginnen. Ich habe also gar nicht lange nachgedacht, sondern
mir das Buch fix bestellt und seitdem hat es darauf gewartet, gelesen
zu werden. Was ich jetzt endlich gemacht habe!
Es herrscht eine einfache Sprache vor,
die leicht verständlich ist und sich gut lesen lässt. Man erhält
stets genügend Informationen und wird nur selten im Dunklen
gelassen. Oft finde ich die Beschreibungen von Handlungen sehr
passend und ausreichend, trotzdem entstehen ab und an Längen, in
denen die Geschichte zwar spannend bleibt, weil es noch ausreichende
Geheimnisse gibt, für den Moment passierte aber nichts wichtiges,
die Handlung plätscherte leicht vor sich hin. Zum Glück ändert
sich das wieder und es kam wieder mehr Schwung in den Roman..
Ein großes Highlight meinerseits ist
die Spannung. Am Anfang beginnt der Roman noch recht ruhig und
gemächlich, es wird zwar schnell von einem Geheimnis gesprochen,
doch es steht noch nicht so sehr im Vordergrund. Eher gibt es die
Möglichkeit, Protagonisten, das Setting und die Situation
kennenzulernen. Erst nach und nach tauchen immer mehr Anspielungen
und Informationen zu dem großen Geheimnis auf und die Handlung nimmt
Fahrt auf. Je weiter der Roman fortschreitet, desto größer wird die
Spannung und man merkt deutlich, dass es am Ende einen großen
Höhepunkt geben wird, auf den hingearbeitet wird.
Und ich muss sagen, dass mich das Ende
doch überrascht hat und auch, wie geschickt sich alle Erzählfäden
zu einem verbunden haben. Es bleibt gar keine Frage offen und ich
kann mich mit dem Ende gut anfreunden. Auch wenn es vielleicht etwas
zu schnell herbeigeführt wurde. Immerhin arbeitet der Großteil des
Buches auf einen großen Knall hin, den es zwar gibt, der aber wenig
Umfang einnimmt und innerhalb von wenigen Seiten abgekanzelt wird.
Mir hätte es gefallen, wenn es vielleicht ein paar weitere Sätze zu
den Protagonisten gibt, wie sie mit der Situation umgehen und
vielleicht wäre auch ein Ausblick in die Zukunft der wichtigsten
Personen ganz schön gewesen? Es gäbe auf jeden Fall noch
Möglichkeiten, um das Buch nicht so schnell abzuschließen, sondern
nach dem großen Knall noch einige, wenige Seiten hinzuzufügen und
den Roman somit nicht zu schnell enden zu lassen.
Obwohl das Buch eigentlich viele gute
Punkte vereint und eine angenehme und interessante Lektüre
darstellt, fehlt mir noch ein bestimmtes Detail, was mich umhaut.
Etwas, womit ich nicht gerechnet hätte und was das Buch zu einem
Highlight macht. So ist es wirklich nett zu lesen, doch mir fehlt ein
Wow-Faktor.
Mit fehlt es auch etwas, dass es kaum
eine zeitliche Angabe gibt. Klar, die Handlung beginnt im frühen
Sommer und zieht sich über diesen hinweg. Es ist aber unglaublich
schwer einzuschätzen, wie viel Zeit in der Handlung vergangen ist,
ob es sich nur um Tage, um Wochen oder gar um ein – zwei Monate
handelt. Es wäre möglich gewesen, im Zusammenhang mit dem
Aufenthalt der Grafenfamilie von Zederlitz dazu eine Angabe fallen zu
lassen. So wäre man als Leser informiert und es würde sich gut in
die Handlung einfügen.
Auch das Setting lässt mich etwas
zwiegespalten zurück. Einerseits gibt es traumhafte Beschreibungen
verschiedener Orte, gerade den Strand, aber auch Geesches Haus habe
ich mir sehr bildhaft und genau vorstellen können. Zudem war gerade
im Haus der Hebamme eine Stimmung zu spüren, die sich mit den
Handlungen hebt und senkt. Mal wirkt der Ort sehr einladend,
gemütlich und häuslich. Dann wieder, je nachdem wie sich die
Geschichte entwickelt versprüht das Haus eine Kälte, die fast
greifbar ist.
Und obwohl ich einige Beschreibungen
des Strandes sehr gerne mag, fand ich es doch schwierig, mir andere
Textstellen dessen vorzustellen und die Dimensionen zu erahnen. Der
Strand und die Dünen wirkten teils massig und riesengroß, zudem
wurde immer mal wieder von Verstecken gesprochen, die die
Protagonisten in den Dünen finden. Ich habe mir darauf zwar etwas
einbilden können, doch wahrscheinlich ist meine Vorstellung
meilenweit von dem Gemeinten entfernt.
Im Grunde haben mir die Protagonisten
gut gefallen. Sie waren vielseitig dargestellt und vermochten den
Leser teils wunderbar zu täuschen. Bei vielen hätte ich mir etwas
mehr Tiefgang gewünscht, lediglich bei Hanna war dieser für mich
vollkommen vorhanden. Sie hatte das komplexeste Wesen und über ihren
Charakter hatte ich immer wieder unterschiedliche Meinungen und
konnte es verstehen, dass auch die Inselbevölkerung ihre kleinen
Zweifel gegenüber dem jungen Mädchen hatte.
Doch ich bin mit den Protagonisten
trotzdem sehr zufrieden, sie haben für mich das Herz des Buches
ausgemacht und es gab eine interessante Mischung von Personen
unterschiedlicher Stände.
Es wurde dann natürlich immer
spannend, wenn es ein Zusammentreffen der unterschiedlichen Welten
gab und wie die Bevölkerung übereinander denkt. Diese Textstellen
hatten einen besonderen Reiz und zeigten ein Bild von Vorurteilen und
Standesdünkeln.
Ursprünglich dachte ich, dass die
Hebamme Geesche stärker im Mittelpunkt stehen wird und sich die
Handlung vor allem um ihren Charakter dreht. Das man so miterlebt,
was sie tagtäglich erlebt und wie sie die Situationen und andere
Personen einschätzt. Doch ihr Charakter rückt teilweise stark in
den Hintergrund und die Handlung konzentriert sich auf andere
Protagonisten und Geschehnisse. Einerseits entstand so eine
breitgefächerte Geschichte, die immer wieder mit Neuigkeiten
aufwarten konnte. Ich fand es aber schade, dass man Geesche nicht so
ausführlich kennenlernen konnte, wie ich ursprünglich gedacht und
auch gehofft habe.
Fazit:
Fazit:
Der Roman ist nicht perfekt, hat aber
viele gute Ansätze und konnte mich zu weiten Teilen überzeugen. Es
gibt eine sehr spannende Handlung, die nicht vorhersehbar ist, aber
auch nur selten einen großen Überraschungseffekt mit sich bringt.
Und auch die Charaktere mit ihrer Vielfalt haben mich positiv
angesprochen und es war sehr angenehm, ihnen auf ihren Abenteuern zu
folgen.
Für mich gab es leider keinen Punkt,
der das Buch zu einem Highlight macht oder eine sooo interessante
Handlung, dass ich es nur schwer aus der Hand legen könnte. Ich habe
es gern gelesen und bin auch gespannt auf die Fortsetzungen, die
beide bereits bei mir liegen und die ich baldmöglichst lesen möchte.
Bewertung: 4 von 5 Sterne
MarySophie
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen