Dienstag, 12. Mai 2020

Rezension: Die Schwestern vom Ku'damm - Tage der Hoffnung von Brigitte Riebe

Titel: Die Schwestern vom Ku'damm - Tage der Hoffnung
Autorin: Brigitte Riebe
Verlag: Wunderlich
Seitenzahl: 464 Seiten
Preis: 20,00 €
Erscheinungsdatum: 21.04.2020
ISBN:978-3-8052-0333-3

 Die Schwestern vom Ku'damm: Tage der Hoffnung als Buch (gebunden)

Handlung:

Berlin 1958

Florentine Thalheim kehrt aus Paris wieder in die Hauptstadt zurück. Sie hat in Frankreich allerhand Inspirationen sammeln können und fühlt sich in ihrem Wunsch bestärkt, sich ganz der Malerei und dem Zeichnen hinzugeben. Und dabei möchte sie gerne eigene Wege gehen und nicht direkt im berühmten Kaufhaus der Familie Karriere machen. Denn zuerst möchte Flori erste Erfolge in der Kunstbranche sammeln, welche dazu führen sollen, dass die Eltern, aber auch die beiden Schwestern ihr Talent anerkennen. Um dies zu erreichen wagt Florentine den Versuch und schreibt sich an der Berliner Kunstakademie ein...

Meinung:

Natürlich fällt beim Betrachten des Covers sofort die Ähnlichkeit zu den anderen zwei Bänden auf. Dieses wurde ähnlich gestaltet, wieder gibt es einen beigen Hintergrundton, der einen ruhigen Faktor reinbringt. Dazu gibt es eine Alltagsszene, Menschen, als auch verschiedene Autos sind in der Stadt unterwegs und so gibt es einen Einblick in das alltägliche Leben. Das eigentlich in Grautönen gehaltene Bild bekommt durch einige farbige Details wie das rote Auto oder die orangene Schrift einen farblichen Hingucker, der für mich den Kern der Zeit trifft.

Außerdem ist eine Dame zu sehen, ganz in der Mode der damaligen Zeit gekleidet, die fast schon herausfordernd den Leser anschaut. Ich finde durchaus, dass sie ihrem Auftreten nach Flori Thalheim sein könnte, auch wenn ich sie stets in flippigeren Kleidungsstücken gesehen habe.

Diesmal ist der Titel in zwei verschiedenen Pinknuancen untermalt, die einerseits fröhlich und unbeschwert wirken, mir etwas zu knallig sind. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich Flori nicht mit dieser Farbe in Verbindung bringen würde, sondern eher mit kräftigen Rottönen...

Insgesamt ist das Bild aber doch recht auffällig und ich mag die Komposition der verschiedenen kleinen Aspekte sehr gerne. Sie ergänzen sich gut und erschaffen ein Cover, welches man nicht so schnell vergisst.

Letztes Jahr habe ich direkt hintereinander die ersten beiden Bände gelesen, jetzt ist endlich der dritte und letzte Teil erschienen. Ich habe mich riesig darauf gefreut und selbstverständlich stand auch dieser Titel auf meiner Wunschliste. Ich bin dem Verlag sehr verbunden, dass ich das Buch als Rezensionsexemplar erhalten habe, wofür ich auch an dieser Stelle nochmals meinen Dank aussprechen möchte. Ich war nicht nur gespannt auf das Buch, sondern auch auf meinen Eindruck von Flori, denn bisher erschien sie mir als unsympathischste und schwierigste der drei Schwestern.



An Tag eins habe ich ungefähr 50 Seiten gelesen, ich brauchte dann erst mal eine Pause, um das Gelesene zu verarbeiten, mich an diverse Details und Beziehungen aus den vorherigen Bänden zu erinnern um mich so wieder in der Geschichte zurechtzufinden. Am zweiten Tag des Lesens war ich vollkommen angekommen und konnte das Buch wirklich nicht aus der Hand legen. Die restliche Handlung von knapp 400 Seiten inklusive Anhang habe ich dann innerhalb von knapp zwölf Stunden ausgelesen gehabt und war somit viel schneller mit dem Buch fertig, als ich gedacht hatte. Und ich denke, allein diese Tatsache, dass ich ein Buch mit solcher Länge innerhalb von einer so kurzen Zeit ausgelesen habe, sagt schon viel über das Werk aus.



Es herrscht ein sehr angenehm bildhafter Schreibstil vor, der mir ein schnelles und angenehmes Lesen ermöglicht hat. Sowohl das Setting, als auch die Protagonisten haben starke Züge erhalten und wirkten sehr lebendig. Es gibt ganz wunderbare Schilderungen der Szenen, keine wirkte zu überzogen oder war mit zu viel Drama ausgestattet. Dazu gibt es noch viele historische Fakten und Persönlichkeiten, die mit eingearbeitet wurden. So entsteht am Ende eine fantastische, informative und authentische Schreibweise, die mir beim Lesen richtig gut gefallen hat und die einfach Spaß macht.



Unterteilt wird der Roman in Kapitel, die eine angenehme Länge haben und immer wieder mit Absätzen durchspickt sind, sodass man das Buch auch mal bequem aus der Hand legen könnte.

Durchweg wurde die Geschichte von einem allwissenden Erzähler beschrieben, wobei dieser immer nur wohldosiert die Geheimnisse verrät und nie zu viel preisgibt. Jedes Kapitel dreht sich dabei um Florentine und ihre Erlebnisse, sie steht eindeutig als Hauptprotagonistin im Mittelpunkt und kein anderer kann ihr mit ihrer starken Zeichnung das Wasser reichen. Ein wenig schade fand ich es schon, dass die restliche Familie Thalheim nicht mehr so häufig auftritt und man nur noch wenige Details aus dem Leben der anderen Schwestern erfährt. Ich habe das Gefühl, dass es in den vorherigen Teilen, gerade im ersten Band, ein ausgeglicheneres Verhältnis gibt und auch die anderen Schwestern, sowie die Eltern mehr auftauchen. Gleichzeitig zeigt sich hier ein selbstständiger und unabhängiger Charakterzug von Flori, die nicht innerhalb des Familienunternehmens Karriere machen möchte, sondern ihren eigenen Weg gehen will.

Der Erzähler gibt nicht nur beständig Einblicke in das Leben von Florentine und ihren Liebsten, sondern auch in die politische Situation. Immer wieder gibt es Informationen über die Politik, den Wiederaufbau und die Entwicklung der Stadt, aber auch der Wirtschaft. Diese wurden immer sehr geschickt in die Handlung eingefädelt, sie passten zu der jeweiligen Situation und manche Ereignisse wurden so beschrieben, dass ich das Gefühl hatte, die jeweilige Szene live mitzuerleben.



Am Anfang neuer Kapitel gibt es stets die Information über das Setting, aber auch das Handlungsdatum der folgenden Szene findet eine Erwähnung. Das war wirklich hilfreich und wichtig, immerhin vergehen im Verlauf der Handlung ganze fünf Jahre. Beginnen tut die Geschichte 1958 und sie endet 1963. Allein durch die Angaben dieser zwei Jahreszahlen kann man sich schon grob vorstellen, was alles geschehen wird und wie sich die Lage in Deutschland weiter zuspitzen wird. So kann man sich als Leser auf eine Geschichte freuen, die ohne Verschönerungen die politische Lage in Deutschland wiedergibt und es lässt sich viel Wahrheitsgehalt aus der Geschichte herauslesen.

Um das gerade gelesen zu verinnerlichen und sich manche historische Details nochmal in Erinnerung zu rufen gibt es am Ende außerdem eine Zeittafel, die die Ereignisse der Handlungszeit zusammenfasst. Ich finde, dass bildet einen schönen Abschluss des Buches und rundet das gerade gelesene ab.



Als Setting dient zu weiten Teilen Berlin, nur sehr selten findet mal eine Szene woanders statt. Hier steht das Kaufhaus der Familie auf dem Ku'damm nicht mehr so stark im Mittelpunkt, es wird seltener als Handlungsort genutzt wie noch in den ersten beiden Teilen. Trotzdem hatte es einen großen Wiedererkennungswert und besitzt noch immer dieselbe Ausstrahlung wie in den anderen Bänden.

In diesem finalen Teil liegt ein großes Augenmerk auf der Kunstakademie, sowie auf den Privatwohnungen, in denen Flori selbst lebt oder in denen sie zu Besuch ist. Diese wurden meiner Meinung nach viel stärker gezeichnet und ließen sehr starke Bilder und Stimmungen bei mir entstehen. Manche Wohnungen wirkten direkt einladend und warm, andere kühl und abweisend und diese Empfindungen habe ich dann auch mit den jeweiligen Protagonisten in Verbindung gebracht.



Bereits bekannte Protagonisten haben ihre Wesen beibehalten und zeichnen sich immer noch durch dieselben Charakterzüge aus. Sie ließen sich dadurch schnell wiedererkennen und haben mir in ihrer Darstellung gut gefallen. Ich hätte es mir gewünscht, dass gerade Flori´s Familie öfters aufgetaucht wäre und es mehr Szenen gegeben hätte, in denen die gesamte Familie Thalheim vereint ist. Es entstand dann stets eine besondere Energie, die mitreißend war und mir sehr gut gefallen hat.

Auf jeden Fall war ich gespannt darauf, wie sich Florentine hier präsentieren wird. Sie war mir in den vorherigen Teilen nicht ganz so sympathisch wie die anderen beiden, sie war jugendlicher, aufmüpfiger und trotziger. Da waren mir sowohl Rike, als auch Sylvie sympathischer, sie waren reifer und erwachsener. Auf jeden Fall muss ich sagen, dass ich beeindruckt bin, wie sehr sich Flori weiterentwickelt hat. Sie macht im Verlauf des Romans eine tolle Wandlung durch, es war aber auch schon zu Beginn eine Entwicklung erkennbar. Man konnte deutlich merken, dass ihr die Zeit in Paris, fern von ihrer Familie geholfen hat und aus einem Küken eine erwachsene und eigenständige Frau gemacht hat. So habe ich mich mit Flori leicht getan, sie war eine sympathische Hauptprotagonistin, die nicht perfekt ist und sich für ihre Ziele einsetzt.

Fazit:


Auch dieser letzte Band der Reihe rund um die Schwestern Thalheim konnte mich vollkommen überzeugen. Es gibt eine wunderbare Schreibweise, die einen durch das Buch trägt und das Lesen zum Vergnügen macht. Es gibt zahlreiche Überraschungen, mit denen ich nicht gerechnet hätte und die stets eine neue Wendung bringen. Dazu gefällt es mir richtig gut, wie historische Begebenheiten in die Handlung eingebunden und erklärt wurden. Es gibt einen nahtlosen Übergang von Fiktion und Wahrheit, ich kann mir gut vorstellen, dass die Protagonisten genauso gelebt hätten können!

Eine ganz tolle Reihe, die mich vollkommen überzeugen konnte. Ich kann für das Buch nur eine Leseempfehlung aussprechen und werde die Augen nach neuen Werken der Autorin offen halten!

Bewertung: 5 von 5 Sternen

MarySophie 

Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

Meine Meinung zu den anderen beiden Teilen:

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