Titel: Die Schwestern vom Ku'damm - Wunderbare Zeiten
Autorin: Brigitte Riebe
Verlag: Wunderlich
Seitenzahl: 448 Seiten
Preis: 19,95 €
Erscheinungsdatum: 17.09.2019
ISBN: 978-3-8052-0334-0
Handlung:
Berlin 1952
Langsam läuft es im Leben der
Thalheims wieder rund. Das Kaufhaus läuft bestens, mittlerweile
werden immer mehr Artikel geboten und die Damen der Stadt besuchen
nur zu gerne das Geschäft. Für Rike hat das Kaufhaus zwar immer
noch oberste Priorität, langsam widmet sie sich aber auch mehr dem
Familienleben mit ihrem Ehemann. Und auch Silvie ist vollkommen
zufrieden. Sie arbeitet weiterhin beim RIAS als Rundfunkredakteurin
und immer wieder hat sie Ideen für neue Formate. Trotzdem lauert in
ihrem Kopf immer ein kleines Mantra, welches sich nicht verscheuchen
lässt.
Am meisten Sorgen macht Silvies
Zwillingsbruder Oskar. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg hat er
einen leitenden Posten im familiären Betrieb inne, mit dem er sich
nicht anfreunden kann. Zu sehr lauern die Vergnügen der Stadt auf
ihn. Außerdem weiß er Freund und Feind nicht recht
auseinanderzuhalten. Oskar stürzt den Familienbetrieb in eine Krise
und langsam erkennt Silvie, dass sie auch Verantwortung für das
Kaufhaus übernehmen muss.
Meinung:
Auf den ersten Blick zeigen sich beim Cover Ähnlichkeiten zu dem ersten Teil. Hier dominieren jedoch andere Farben und auch die Dame entspricht der Hauptprotagonistin des Buches, Sylvie Thalheim. Diese wirkt selbstbewusst und aufrichtig, sie weiß, was sie will und was ihr steht. Ihre Kleidung entspricht ganz dem Stil der damaligen Zeit und für mich ist sie mittlerweile das Gesicht von Sylvie. Im Hintergrund zeigt sich eine Szene aus dem Alltag. Die Stadt wirkt bunt und authentisch, es sind einige Autos zu sehen und im Vergleich zu dem Cover des ersten Teils wirkt die Szene lebendig. Vielleicht soll so gezeigt werden, dass die Welt sich von dem Zweiten Weltkrieg langsam erholt... Obwohl das Cover aufwendiger wirkt, als das vom ersten Teil, finde ich es trotzdem noch recht schlicht und auf jeden Fall ansprechend.
Glücklicherweise habe ich den ersten
Teil der Trilogie erst vor kurzer Zeit gelesen, ich konnte mich noch
vollkommen an die Handlung erinnern und hatte auch die Protagonisten
noch im Gedächtnis. Von dieser Seite her gab es für mich keine
Probleme mit dem Lesen. Ich musste mich aber erst etwas daran
gewöhnen, dass sicch die Handlung um die Mittlere der
Thalheim-Schwestern dreht. Das war wirklich eine Umgewöhnung, schon
auf wenigen Seiten wurden die Unterschiede im Denken und Handeln
zwischen Sylvie und Rica sichtbar. Nach vielleicht 50 Seiten hatte
ich mich dann an diesen Umstand gewöhnt und konnte mich beim lesen
zurücklehnen und der Handlung eifrig folgen.
Mir hat es richtig gut gefallen, dass
nicht erst viele Details aus dem ersten Teil wiederholt wurden,
sondern die Handlung direkt gestartet hat. Es gab ab und an kleine
Andeutungen auf den ersten Roman, die einige Informationen wieder ins
Gedächtnis rufen. Insgesamt kann ich nur empfehlen, vorher den
ersten Teil zu lesen, um einige Aussagen und Umstände besser zu
verstehen und vollkommen aufzunehmen. Ansonsten stelle ich mir es ab
und an etwas schwer vor, den Aussagen einiger Protagonisten zu
folgen.
Ich erinnere mich noch an meine
Rezension zu dem ersten Teil, ich hatte bemängelt, dass es keinen
fließenden Übergang zwischen dem Prolog und der eigentlichen
Handlung gab. Bei diesem Buch sieht das ganz anders aus. Fließend
geht die Handlung über, ich musste nicht erst innehalten, um die
Situationen zu verbinden und konnte direkt weiterlesen. Hat mir sehr
gut gefallen.
Auch die Schreibweise empfand ich
wieder als richtig gut. Sie war flüssig, angenehm und nicht zu
einfach, immer mit etwas Anspruch. Dazu haben die Protagonisten
gezielt ihren Dialekt eingesetzt, was immer eine kleine Auflockerung
der gerade erzählten Ereignisse war. Außerdem wurde so auch teils
eine unterhaltsame Note in die Handlung gebracht.
Flüssig in die Beschreibungen wurden
historische Details eingebracht. Es gab immer einen sehr passenden
Zusammenhang zu den Erlebnissen der Protagonisten und die
historischen Informationen waren breit gefächert. Nicht nur die
politische Situation in Deutschland wurde angesprochen, sondern auch
Ereignisse aus anderen Ländern.
Teilweise fand ich die Handlung leider
etwas zu beladen. Es gab immer irgendwelches Drama in der Familie,
was ich an sich in Ordnung finde. Es treffen Menschen mit
unterschiedlichen Ansichten und Charakteren aufeinander, was
eigentlich lebendig wirkte und teilweise wurden normale
Streitigkeiten erzählt. Doch manchmal war es mir zu viel Drama, was
alles passiert ist. Seien es Unfälle, Entführungen oder
Erpressungen, immer ist etwas passiert und ich hätte mir mehr
ruhigere Kapitel gewünscht, wo z.B.: über die Politik diskutiert
wird.
Am Ende des Romans gibt es ein
wunderbares kleines Detail, welches noch mal einen
groben Rückblick auf die Handlung, vor allem aber auf Geschehnisse
in Berlin zwischen 1952 bis 1957 gibt. Es wurde eine Zeittafel
angefügt, die ich wirklich wunderbar finde. So ist es möglich, das
Gelesene noch mal Revue passieren zu lassen und sich dazu passend
einige Details der Handlung ins Gedächtnis zu rufen. Dadurch gibt es
ein rundes Ende und ich bilde mir ein, dass sich einige Informationen
besser in meinem Gedächtnis festsetzen.
Als Setting dient in diesem Teil fast
nur die Stadt Berlin. Es gibt kleine Ausflüge an andere Orte, die
jedoch nur wenige Seiten umfassen. Diesmal wirkte die Stadt zwar
belebter, auf mich jedoch nicht so eindrucksvoll. Es gibt immer noch
einige, tolle Umschreibungen mancher Orte, egal, ob sie noch
zertrümmert oder wieder aufgebaut sind. Jedoch hielten sich diese in
Grenzen, traten nicht so häufig auf. Es schien als hätte Silvie
nicht so arg darauf geachtet, ich hatte das Gefühl, dass bei ihr die
Mode eine größere Rolle spielt. Es gibt arg viele Hinweise, was sie
oder auch andere Protagonisten gerade tragen oder was derzeit modern
ist. Gleichzeitig passt diese Thematik auch sehr gut zu dem ganzen
Buch, wo es sich oft um das Kaufhaus dreht. Auch wenn hier Silvies
Leben, oft auch außerhalb des Geschäftes, beschrieben wird und das
Kaufhaus eine etwas untergeordnete Rolle spielt.
Während im ersten Teil Rica zwar klar
im Vordergrund stand, aber auch ihre Familienmitglieder eine größere
Rolle einnahmen, liegen hier die Dinge anders. Silvie ist die klare
Hauptprotagonistin, daneben wirken die anderen Charaktere etwas blass
und sie agiert meist allein. Sowohl von Rica, aber auch von ihrem
Vater oder der Stiefmutter ist nur noch wenig zu lesen, was ich etwas
merkwürdig fand. Außerdem wurden die weiteren Personen dadurch
nicht so lebendig, sie tauchten kaum auf und konnten nicht
hervorstechen.
Die Anzahl der Charaktere wurde recht
klein gehalten, abgesehen von der Familie Thalheim und Silvies
Freunden gibt es nur wenige weitere Protagonisten. Einige sind noch
aus dem ersten Teil bekannt, nur eine sehr geringe Anzahl taucht neu
auf.
Ich musste mich erst etwas an Silvies
offene, unverblümte Art gewöhnen. Von Anfang an empfand ich sie als
freundlichen Menschen mit einem guten Herz und schnell wurde sie mir
sympathisch. Ganz besonders toll empfand ich immer ihren Wunsch nach
Freiheit, aber auch den, dass Leben nicht zu ernst zu nehmen. Dadurch
brachte sie viel Schwung in die Handlung, neue Energie und hebt sich
stark von dem Rest der Familie ab.
Fazit:
Die Handlung hat mir wirklich gut
gefallen und ich bin gerade mehr als gespannt auf den dritten Teil,
weil ich mir noch gar nicht vorstellen kann, wie es mit der jüngsten
im Bunde, Florentine, weitergehen wird.
Ich muss leider sagen, dass mir dieser
Teil nicht ganz so gut gefallen hat, wie der erste. Ich fand es
schade, dass die gesamte Handlung sehr Silvie-bezogen war und die
anderen Mitglieder der Familie etwas schwach daherkamen und nicht
recht lebendig wurden. Dazu war mir die Handlung innerhalb der
Familie Thalheim etwas hektisch und zu übertrieben dargestellt.
Richtig gut gefallen hat mir die
Schreibweise, aber auch die wunderbare Einbindung der historischen
Details, die für mich das Highlight des Buches waren. Es gibt
wirklich die Möglichkeit, sich neues Wissen anzueignen und die
Situationen an einem lebendigen Beispiel zu sehen. Auch Silvie hat
mir recht gut gefallen, sie war ein lebendiger, freundlicher
Charakter, der mir schnell sympathisch wurde und der ich nur das
Beste gewünscht habe.
Bewertung: 4 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
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