Titel: Die Lilienbraut
Autorin: Teresa Simon
Verlag: Heyne Taschenbuch
Seitenzahl: 496 Seiten
Preis: 9,99 €
Erscheinungsdatum: 11.05.2002
ISBN: 978-3-453-42244-5
Handlung:
Köln in den 1940er Jahren
Zufällig lernt Nellie Voss einen Mann
kennen, den ersten, zu dem sie sich jemals hingezogen fühlt und mit
dem sie sich eine Zukunft vorstellen könnte. Doch beide wissen, dass
ihre Liebe aussichtslos ist und sie diese niemals frei ausleben
dürfen. Trotzdem träumt Nellie heimlich davon und nur wenige Dinge
können sie ablenken. Dazu zählt zum einen natürlich der Krieg, zum
anderen ihre Arbeit bei 4711, wo sie immer mehr ihr feine Nase zu
verstehen lernt und ihr Interesse für verschiedene Düfte
kennenlernt.
Köln in der Gegenwart
Liv zieht zusammen mit ihrem Sohn aus
Maastricht nach Köln, um dort ein Erbe anzutreten. Denn dieses sieht
vor, dass sie dort wohnen muss, um das Geld für einen eigenen Laden
zu erben. Liv ist Biologin und beschäftigt sich am liebsten mit der
Herstellung und dem Verkauf von Seifen und Düften. Und genau dies
möchte Liv in ihrem eigenen Geschäft tun.
Eigentlich fühlt sie sich in der
Großstadt auch wohl, bis sie auf eine merkwürdige ältere Dame
trifft. Diese hält sie für eine andere und ist erschüttert von
Liv's Auftauchen. Wen meint die Dame wirklich und was hat diese
Person mit ihr zu tun?
Meinung:
Meinung:
Das Cover finde ich in Ordnung. Es gibt viele Ähnlichkeiten zu den vorherigen Bänden, ich war bereits kurz verwirrt und dachte, dass ich das Buch aufgrund des ähnlichen Aufbaus mit Blumen, sowie einer Dame bereits besitze. Bei den Lilien wird auf den Titel des Buches Bezug genommen, sie sind geschmackvoll am Rand angeordnet und nehmen nicht zu viel Platz weg. Im Hintergrund ist ein Haus mit Garten zu sehen, ein schönes Bild, welches sehr idyllisch und somit auch einladend erscheint. Dazu ist auf dem Bild noch eine Dame zu sehen, die auf das Haus zurückblickt und so dem Leser abgewandt ist. Im Grunde ein sehr stimmiges Gesamtbild und ich finde es auch schön, aber langsam habe ich das Gefühl, diese Komposition schon zu oft gesehen zu haben, als das es mich noch vom Hocker reißen könnte.
Ich habe ausnahmslos jeden Roman von
Teresa Simon gelesen und mochte sie immer recht gerne. Mir gefallen
Erzählungen auf zwei Zeitebenen, dazu noch gut recherchierte
historische Details und ein großes Familiengeheimnis, voilà ein
perfekter Roman ist geschaffen. Sie haben nicht den allergrößten
Anspruch, sind aber auch nicht zu locker und einfach geschrieben und
bilden für mich immer eine angenehme und abwechslungsreiche Lektüre.
Und als ich letztes Jahr bereits den Titel gehört hatte, wurde ich
allein davon angesprochen. Irgendwie hat mich das Wort Braut
angesprochen, ich habe sehr wenige oder sogar gar keine Bücher, wo
das Wort schon im Titel auftaucht. Und als ich dann noch von dem
Inhalt gelesen habe, wanderte das Buch direkt auf meine Wunschliste.
Das Buch dann tatsächlich vom Bloggerportal gestellt zu bekommen war
einfach traumhaft und ich möchte mich dafür noch mal ganz herzlich
bedanken!
Es gibt wieder einen spannenden und
viele Fragen aufgebenden Prolog, der natürlich dazu dient, dass man
das Buch erst mal gar nicht aus der Hand legen möchte und dem großen
Geheimnis der Schreiberin auf den Grund gehen möchte. Genau das
kennt man schon von anderen Büchern der Autorin und auch hier war es
wieder passend. Es regt die Spannung an, gibt Platz zum nachdenken
und erste Details werden genannt.
Danach beginnt eine sich abwechselnde
Handlung der jetzigen Zeit, sowie der Zeit während des Zweiten
Weltkrieges. Beide Handlungsebenen spielen in Köln, einer
wunderschönen Stadt, von dem der Charme und das Lebensgefühl gut
eingefangen wurde.
Auch bei diesem Roman hat mich die
Schreibweise wieder voll überzeugen können. Es gibt viele
detaillierte Beschreibungen von Orten, aber auch von Gefühlen. Sie
war locker und einfach gehalten und ist somit leicht verständlich
und fix lesbar. Durch den Schreibstil konnte ich mir viele
Situationen, aber auch das Setting recht gut vorstellen und die
Handlung wirkte so direkt lebendiger.
Ich fand es hier besonders, dass gerade
in der Vergangenheit die wörtliche Rede stark im Hintergrund steht
und sich Nellie fast ausschließlich anhand von Tagebucheinträgen
ausdrückt. Hat mir sehr gut gefallen, so wirkt ihr Charakter sehr
stark, man kommt ihrem Wesen nahe und ich konnte sie von allen
Protagonisten am besten einschätzen.
Es gibt eine gute und solide Recherche,
sowohl über das Parfüm, seine Entstehung und Zusammensetzung, als
auch über historische Ereignisse. Ich nutze zwar selber gerne
Parfüm, habe mich aber nie groß mit den Zutaten oder Duftnoten
beschäftigt. Und als ich dann immer wieder davon gelesen hatte, dass
man verschiedene Zutaten herausriechen kann, habe ich mich mehr mit
meinen Parfüms beschäftigt. Zwar konnte ich dabei nicht viel
erkennen, doch es war interessant, darüber nachfolgend ein wenig zu
recherchieren und manches selbst auszuprobieren. Man konnte deutlich
herauslesen, dass sich die Autorin hierüber informiert hat und ihr
Wissen auch an ihre Leser weitergeben kann.
Und auch über die Politik und den
Zweiten Weltkrieg, gerade im Zusammenhang mit einer nicht so gut
bekannten Widerstandsgruppe gab es allerhand Informationen. Von
manchem habe ich selbst noch nichts gehört und war überrascht über
einige Entwicklungen.
Bei beiden Handlungssträngen hat mir
die Darstellung des Settings gut gefallen. Es gibt zahlreiche,
detailreiche Bilder, die ein lebendige Handlungsorte erschaffen. In
der Kriegszeit bekommt die Geschichte anhand der zahlreichen Details
über zerbombte Häuser einen sehr authentischen Charakter und man
konnte die Angst der Protagonisten, dass sie plötzlich wohnungslos
und ohne Besitz dastehen könnten, sehr gut spüren. Das waren für
mich fast die einzigen Textstellen, in denen ich mitgelitten habe und
wo ich eine gewisse Verbindung zu den handelnden Personen gespürt
habe. Ich muss aber sagen, dass ich gerade am Anfang oft den Eindruck
hatte, dass das Köln der Vergangenheit für mich schon fast einen
dörflichen Charakter verströmt. Es erscheint mir nicht wie eine
Großstadt, sondern aufgrund mancher Aussagen hatte ich ein Bild mit
viel grüner Landschaft und Feldwegen vor Augen. Im Grunde habe ich
mir anfangs genau das Gegenteil von Köln vorstellen können, bis
sich die Bilder zu einem ganzen, realistischeren Bild zusammengefügt
haben.
In der Gegenwart merkt man deutlich
einen lebensfrohen, moderneren und aufgeschlosseneren Charakter. Köln
ist aufgeblüht, es haben sich allerhand Geschäfte in den Straßen
niedergelassen und es herrscht eine große kulturelle Vielfalt.
Obwohl ich bisher erst einmal in dieser Stadt war, habe ich sie sehr
ähnlich wahrgenommen und würde, anhand der Zeichnung der Stadt,
verschiedene Orte am liebsten mit eigenen Augen sehen und entdecken.
Beginnen wir mit der Vergangenheit.
Normalerweise finde ich diese zeitliche Ebene immer spannender und
interessanter. Sie erweist sich abwechslungsreicher und ich tauche
gerne in das Leben früherer Generationen ein. Und auch hier hat mich
diese Geschichte mehr gepackt. Sie war nicht so umfangreich wie sonst
und drückt sich meist über Tagebucheinträge von Nellie aus. Nur
selten gibt es dann noch einige Seiten, die direkt eine Szene der
Protagonisten zeigen. Einerseits mochte ich es, dass man Nellie und
ihre Familie, aber auch andere Charaktere fast nur anhand dessen
kennenlernen konnte. Viele Abschnitte von ihr wirkten dadurch sehr
authentisch und wahrheitsgetreu, zudem habe ich so auch ab und an
Mitleid oder Freude für die Protagonisten verspürt. Gleichzeitig
hätte ich mir gewünscht, dass Nellies Kapitel umfangreicher
ausfallen und deutlicher im Mittelpunkt stehen. Immerhin dreht sich
um ihre Person das große Geheimnis und in diesem Sinne ist ihre
Geschichte wichtiger als die in der Gegenwart.
Mich konnte der Gegenwartsstrang nur
schwer überzeugen. Ich mochte nur ein – zwei Protagonisten davon
ganz gerne, doch gerade Liv fand ich merkwürdig. Sie ist für mich
kein sympathischer Hauptcharakter und bei ihr habe ich einiges
hinterfragt. Diese Geschichte hätte für mich gut und gerne
kompakter sein können. Mir wäre es lieber, wenn sie weniger Raum
eingenommen hätte und stattdessen mehr Kapitel von Nellie vorhanden
gewesen wären.
Und wie auch schon bei der Handlung,
verhält es sich bei den Protagonisten ähnlich. Ich mochte die in
der Vergangenheit mehr, sie wirkten bodenständiger und natürlicher.
Zudem konnte man an ihnen mehr Emotionen ablesen und sie waren von
ihrem gesamten Wesen für mich interessanter. Sie hatten mehr Tiefe
und zeigten auch mal einige Züge, die sie ansonsten tief in ihrem
Inneren verborgen haben. Sie handelten nicht immer so wie erwartet
und treffen auch mal Fehlentscheidungen. Es gibt keinen, den ich von
seiner Darstellung furchtbar finde, in vielen Protagonisten wurde der
Zahn der Zeit getroffen.
Leider haben mir die Charaktere in der
Gegenwart nicht so gut gefallen. Allen voran fand ich Liv nicht sehr
sympathisch. Sie war mir nicht ernsthaft genug, wirkte in ihrer
Zeichnung blass und zu blauäugig. Geheimnisse und Probleme wurden
immer direkt verraten, Liv stellt wenige Tage nach der Eröffnung
eine Mitarbeiterin ein, klagt aber im selben Zug immer wieder über
das Geld, welches auch bei ihr mal knapp ausgeht. Und trotzdem gönnt
sich Liv immer wieder kleine Vergnügen, die nicht zu dem Bild
passen, dass Liv sparen muss. Es gibt einige weitere Beispiele, warum
ich ihren Charakter nicht mag, die ich aber nicht alle aufzählen
möchte.
Auch Liv's Freundin Nouria ist mir
suspekt. So sehr ich es mochte, dass sie immer wieder neuen Wind in
den Roman bringt, fand ich einige Aussagen zu wiederholend. Immer
wieder tauchte die Redewendung auf, was man in ihrer Heimat oder bei
ihr zu Hause sagt. Weiterhin hat sie zu viel Aufmerksamkeit auf sich
gezogen, indem sie dachte, dass mögliche Aussagen oder Taten nur
wegen ihr geschehen sind. Anfangs empfand ich Nouria noch als
erfrischend, nach einiger Zeit ging sie mir immer mehr auf die
Nerven.
Fazit:
Irgendwie ist die Geschichte für mich
nicht ganz rund. Mir wurde das Ende zu schnell herbeigeführt, viele
Fragen wurden nicht richtig beantwortet, sondern es wurde eine
einfache, aber nicht vielsagende Lösung angeboten. Mich hat das
nicht zufrieden gestellt und irgendwie kann ich mich dadurch nur
schwer damit abfinden, dass die Geschichte wirklich zu ende ist.
Mit der Vergangenheit bin ich recht
zufrieden, sie war für mich deutlich interessanter und ich mochte
auch die Charaktere mehr. Hier will ich lediglich noch mal anmerken,
dass diese Abschnitte gerne größer und ausführlicher hätten
stattfinden können.
Die Gegenwart hat mir nur in wenigen
Aspekten gefallen. Lediglich die Recherche über Parfüms und
verschiedene Düfte, als auch die Schreibweise und das Setting hat
mir gefallen. Die Protagonisten fand ich eher schwierig und für mich
war die Handlung nicht sonderlich überzeugend.
Alles in allem hatte ich mehr erwartet
und bin daher leider ein wenig enttäuscht. Das Buch ist trotzdem gut
und hat seine Reize, war für mich aber nicht so durchdacht, wie
andere Werke aus der Feder der Autorin. Und auch weil ich bereits
gesehen habe, dass es bereits allerhand positive Meinungen gibt, bin
ich wirklich traurig, dass ich nicht auch so empfinde.
Bewertung: 3,5 von 5 Sterne
MarySophie
Vielen Dank an den Heyne Verlag, sowie das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
Habe ich euer Interesse geweckt? Hier findet ihr den Roman!
Diese Bücher der Autorin habe ich ebenfalls gelesen:
Die Oleanderfrauen
Die Frauen der Rosenvilla
Die Fliedertochter
Habe ich euer Interesse geweckt? Hier findet ihr den Roman!
Diese Bücher der Autorin habe ich ebenfalls gelesen:
Die Oleanderfrauen
Die Frauen der Rosenvilla
Die Fliedertochter
1 Kommentar:
Über Insat habe ich gerade deinen Blog gefunden =) Ich habe gestern "Die Fliedertochter" beendet. Mir hat das Buch besser gfeallen, als ihr letzter Roman..bin aber noch am überlegen wegen der Bewertung.
Liebe Grüße
Martina
https://martinasbuchwelten.blogspot.com/
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