Titel: Das Mädchen aus Glas
Autorin: Julie Hilgenberg
Verlag: Diana Taschenbuch
Seitenzahl: 512 Seiten
Preis: 10,99 €
Erscheinungsdatum: 11.05.2020
ISBN:
978-3-453-36057-0
Handlung:
Berlin 1913
Seitdem bei Elisa von Treue im Alter
von sieben Jahren die Glasknochenkrankheit festgestellt wurde, hat
das Mädchen ihr Zuhause kaum noch verlassen. Sie ist sehr behütet
aufgewachsen und kennt nur wenig von der Welt außerhalb des
Elternhauses.
Louis Lindquist hingegen ist ein
Draufgänger, er treibt sich gerne in der Stadt herum und erlebt auch
gerne mal ein kleines Abenteuer. Verständlich, dass er sich ein
Leben wie Elisa es führt, nicht vorstellen kann.
Für diese so charakterlich
unterschiedlichen Menschen wird eine Ehe von den Eltern arrangiert,
der Beide nicht zustimmen. Zumal Elisa in ihren Arzt und besten
Freund Wilhelm verliebt ist. Doch was die Eltern beschlossen haben,
wird durchgeführt, obwohl ihre Kinder mit der Ehe nicht glücklich
sind.
Mit Widerwillen sind Elisa und Louis
nun verheiratet und müssen sich irgendwie arrangieren. Und dabei
lernen sie sich nicht nur besser kennen, sondern auch einander
schätzen. Doch am Horizont ziehen dunkle Wolken auf, langsam rückt
der Erste Weltkrieg immer näher und damit auch Elisa's Angst, dass
die zwei wichtigsten Männer in ihrem Leben an die Front
müssen...
Meinung:
Meinung:
Das Cover ist recht schlicht gehalten und gefällt mir sehr gut. Ich mag sowohl den Creme-Ton als Hintergrund, als auch die gelblichen Details durch die Schrift, aber auch anhand des gelben Kreises. Normalerweise bin ich ja kein großer Fan davon, dass Personen, die auf dem Cover abgebildet sind, den Leser halb anschauen oder man so deutlich die Gesichtszüge sieht. Bei diesem Roman hat mich das absolut nicht gestört, ich finde es sehr passend und habe die junge Dame ein wenig mit Elisa in Verbindung gebracht. So ähnlich habe ich mir ihren Charakter vorgestellt und hatte so ein erstes Bild der Hauptprotagonistin vor Augen. Insgesamt finde ich das Gesamtbild sehr einzigartig und ansprechend, mir wäre es in einer Buchhandlung positiv ins Auge gefallen und ich hätte das Buch auf jeden Fall in die Hand genommen!
Erstmals gesehen habe ich den Roman bei
Testleser-Portal von Random House, bei dieser Aktion jedoch kein
Glück gehabt. Und weil der Roman mich nicht losgelassen hat, mir
immer wieder im Kopf herumgeschwirrt ist und ich darüber nachgedacht
habe, erhielt ich das Werk dann glücklicherweise vom Bloggerportal,
wofür ich sehr dankbar bin. Es ist für mich Stand jetzt der beste
Roman, den ich dieses Jahr gelesen habe und dabei möchte ich
erwähnen, dass schon einige Highlights dabei waren!
Vielleicht ein – zwei Tage nachdem das Buch bei mir angekommen ist, habe ich schon direkt mit dem Lesen begonnen. Und kaum noch aufgehört. Es ist sehr locker geschrieben, die Kapitel wurden recht kurz gehalten und es gibt starke Stimmungen, die sich auch auf mich übertragen haben. Mir gefällt die Personenzeichnung und wie schnell erste Entwicklungen sichtbar waren und auch das Setting konnte ich mir deutlich vorstellen. Im Grunde habe ich mich schon nach wenigen Seiten wohlgefühlt und wollte die Welt von Elisa gar nicht mehr verlassen. Der Roman übte eine starke Anziehungskraft auf mich aus und am liebsten hätte ich es innerhalb von einem Tag ausgelesen, habe mich dann aber gezügelt. Immerhin wollte ich so lange wie möglich etwas von dem Buch haben und es genießen. Am Ende war es dann innerhalb von drei Tagen ausgelesen und ich war nicht nur emotional sehr berührt, sondern auch unglaublich unglücklich, dass das Lesevergnügen schon vorbei ist...
Es gibt einen sehr leichten
Schreibstil, der den Leser durch den Roman schweben lässt. Ohne viel
Mühe lassen sich die Worte lesen und ergeben eine wundervolle und
mitreißende Geschichte, die mich nicht losgelassen hat. An vielen
Stellen habe ich mich gefühlt, als würde ich mit den einzelnen
Personen in einem Zimmer sitzen, sie sehen und hören und so ein
heimlicher Zeuge der Situationen sein. Es gibt lebhafte
Beschreibungen der Natur, aber auch von kleinen Details, die eine
jede Szene authentisch und lebendig wirken lassen haben. Sei es das
Flattern der Gardinen im Wind, das Knarzen von Zimmertüren oder das
Zwitschern der Vögel. Anhand solcher Kleinigkeiten fiel es mir sehr
leicht, mir die Situation vorzustellen und so bekam die Handlung auch
einen Hauch von einem märchenhaften Faktor. Teilweise habe ich
bewusst langsam gelesen, um alles noch genauer wahrzunehmen und um
länger meine Freude daran zu haben. Es hat einfach Spaß gemacht, in
diese Geschichte einzutauchen und die Protagonisten immer besser
kennenzulernen.
Es findet eine Unterteilung in kurze
Kapitel statt, die sich sehr angenehm lesen lassen. Zudem konnte man
auch bei wenig Lesezeit immer mal ein paar Seiten lesen, ohne mitten
in einem Kapitel abbrechen zu müssen. Zudem hatte ich so den
Eindruck, dass gar keine Längen entstehen konnten, sondern die
Handlung wurde immer prägnant auf den Punkt gebracht.
Auch wenn ich den Roman nicht in der
Hand gehalten habe, dachte ich viel darüber nach. Und ich hatte
einige Überlegungen angestellt, wie die Geschichte weitergehen, was
noch passieren und wie ein mögliches Ende ausfallen könnte. Mit
einigen Vermutungen lag ich dann tatsächlich richtig, in vielen
Wendungen und Ereignissen hat mich das Buch immer wieder überrascht
und auch das Ende barg einige Szenen, die unerwartet kamen. Es
entstand eine reizvolle Mischung zwischen wenigen, bereits
vorhersehbaren Momenten und Überraschungshandlungen, die die
Geschichte spannend machen und immer wieder überraschen.
Der Erzähler gibt nicht nur viele
Einblicke in Elisa's Leben, sondern auch in das von Louis und ab und
an findet auch Wilhelm den Raum, um seine Gedanken loszuwerden. Dabei
stehen Elisa und Louis deutlich mehr im Mittelpunkt und es ist
interessant zu sehen, wie unterschiedlich das ungleiche Paar die Welt
und ihre Umgebung wahrnimmt. Zudem war es für mich so einfacher,
eine Beziehung zu den Protagonisten aufzubauen und ihre Entwicklung
näher mitzuerleben. Ich konnte sie leichter einschätzen und hatte
am Ende des Buches das Gefühl, viele Charaktere persönlich zu
kennen. Sie waren für mich irgendwann keine fiktiven Personen eines
Romans, sondern sind für mich zu Menschen geworden, die ich eine
Zeit gekannt habe und wo sich unsere Wege jetzt getrennt haben.
Die Handlung findet vor dem
historischen Hintergrund des Ersten Weltkrieges statt, der lange Zeit
nicht sehr viel Platz im Roman einnimmt. Es gibt lediglich ab und an
Gespräche der Gesellschaft zur politischen Situation und über die
Wirtschaft. Je näher das Ende rückt, desto wichtiger wird der Krieg
in den Köpfen der Protagonisten und es machen sich erste
Auswirkungen bemerkbar. Besonders stark lässt sich die
Recherchearbeit in den letzten Kapiteln merken, in denen Louis und
Wilhelm an der Front sind. Diese sind brutal ehrlich und geben einen
starken und eindringlichen Einblick in die Gedanken und Handlungen
der Charaktere. Die Kapitel stehen im kompletten Gegensatz zu der
bisher ruhigen und anschaulichen Handlung und geben dem Buch viel
Tiefe.
Ich glaube, vor allem durch die
Stimmung wurde der Roman zu so einem Highlight. Sie ist greifbar und
hat sich auch immer wieder auf mich übertragen, ich habe mit den
Protagonisten mitgefühlt, war mit ihnen traurig und habe mich
gefreut. Sie sind mir richtig ans Herz gewachsen und haben mich mit
ihrem Wesen berührt.
Es ist deutlich spürbar, wie die
Stimmung sich im Roman immer wieder ändert, mal nimmt sie einen
kühlen Ton an, später erscheint das ganze Bild wieder wie mit einem
goldenen Filter unterlegt und wirkt dadurch sonnig, warm und
einladend. All das ist auch für den Leser spürbar und so habe ich
mich von der Handlung einbezogen gefühlt. Zudem konnte ich emotional
mitleiden und gerade am Ende gab es für mich kein Halten mehr und
ich habe einige Tränen vergossen. Die Situationen wurden so intensiv
geschildert, dass man nur mitfühlen konnte. Ich glaube, das war
außerdem ein Zeichen, dass ich nicht wollte, dass der Roman endet,
ich war noch nicht dazu bereit, die Protagonisten zu verlassen.
Zu der Stimmung beigetragen hat auch
die schrittweise Annäherung von Elisa und Louis. Es gab nicht sofort
die große Leidenschaft, sondern erst mal ein Kennenlernen auf
intellektueller Ebene, was in dieser Art in Romanen leider nur selten
vorkommt. So konnte man sich auch als Leser ein gutes Bild der Beiden
machen und leichter nachvollziehen, warum sich Louis und Elisa zu
schätzen lernen. Zudem wird so vermittelt, dass es in einer Liebe
nicht zwingend um das Äußere gehen muss, sondern ein miteinander
harmonierender Charakter und ein respektvoller Umgang viel wichtiger
ist.
Es gibt ein abwechslungsreiches
Setting, man lernt verschiedene Orte Berlins kennen, treibt sich
zusammen mit den Charakteren sowohl in den feineren Gegenden, als
auch in den ärmlicheren Regionen herum. So entsteht ein vielfältiges
Bild der Stadt und die verschiedenen gesellschaftlichen Stände
zeichnen sich stark voneinander ab.
Ich konnte mir sowohl das Anwesen der
Familie von Treue, als auch das der Familie Lindquist bildlich sehr
gut vorstellen und fand, beide hatten ihre Ausstrahlung und ihren
Charme. Während das Elternhaus von Elisa ziemlich ruhig, unbewohnt
und museumsartig daherkommt und eine gewisse Kälte, aber auch Würde
ausstrahlt, ist das Haus ihres künftigen Gatten das komplette
Gegenteil. Es wirkt heller und freundlicher, strahlt eine angenehme
Wärme aus und erscheint familiärer, belebter.
In Berlin findet ein Großteil der
Handlung statt, doch es gibt auch einige Kapitel am Starnberger See. Auch
mit dieser Darstellung der Gegend bin ich sehr zufrieden, es wirkt
lebendig und anschaulich, ich konnte mir sowohl verschiedene Häuser,
als auch die Landschaft genau vorstellen und konnte nachvollziehen,
weshalb sich Elisa und Louis dort so wohl fühlen.
Es gibt wirklich keinen Protagonisten,
der nicht genau durchdacht ist und der in seiner Darstellung aus der
Reihe tanzt. Nicht alle waren mir sympathisch, doch ich konnte mich
mit ganz vielen anfreunden. Und so zeigte sich, wie auch schon beim
Setting, ein breitgefächertes Bild von verschiedensten Charakteren
mit unterschiedlichen Zielen und Entwicklungen.
Elisa ist ein zarter und feinfühliger
Charakter, den man einfach mögen muss. Sie hat mir bereits nach
wenigen Seiten sehr gut gefallen und ist mir mit jeder Seite, mit
jedem Erfolg, aber auch jedem Rückschlag immer mehr ans Herz
gewachsen. Sie ist für mich zu einem Inbegriff des Wortes Dame
geworden und ich habe ihr Wesen sehr geschätzt. Zudem hat es mir
richtig gut gefallen, wie sich die junge Frau entwickelt hat und wie
sie die Erziehung ihrer Eltern ein wenig abschüttelt und eigene Wege
geht. Mir jeder Seite wurde Elisa mir noch sympathischer und ich
mochte es, was für ein starkes Wesen am Ende des Romans aus ihr
geworden ist.
Nur zu gerne würde ich Elisa wirklich
kennen, mir von ihr Ratschläge geben lassen oder einfach stumm
zusammensitzen und die Gesellschaft genießen. Ich habe Elisa immer
das Beste gewünscht und sie hat mich in ihrer zarten Art sehr
berührt.
Obwohl Louis schon ein kleiner
Frauenheld ist, hat auch er mir nach wenigen Seiten gefallen. Er hat
einen sehr anziehenden Charakter und versteht es, wie er andere
Menschen für sich gewinnen kann. Schnell habe ich gemerkt, dass
hinter seiner rauen Schale ein weicher Kern verborgen ist und es hat
mir sehr gut gefallen, wie sich Louis nach und nach geöffnet hat.
Bei ihm war auch die deutlichste Wandlung zu spüren, er hat mich
immer wieder überrascht und er hatte irgendwann, genau wie Elisa,
mein Herz erobert. Ich habe mit beiden unglaublich gerne meine Zeit
verbracht und fand, dass sie sich wunderbar ergänzt haben und tolle
Hauptprotagonisten waren!
Fazit:
Ich hoffe, man konnte es aus meinen
Worten herauslesen: ich bin mehr als begeistert. Und ich hoffe, dass
meine Meinung dem Buch auch nur ansatzweise gerecht wird!
Mich hat der Roman mitgenommen, ich
habe mich damit sehr wohl gefühlt und bin einfach glücklich damit,
wie er sich entwickelt hat. Es gibt wirklich absolut keinen Aspekt,
den ich negativ nennen könnte, es hat einfach alles gepasst. Von der
Schreibweise über die Protagonisten über das Setting und die
Stimmung. Es ergibt sich ein rundes Bild, welches einfach perfekt
ist.
Dieses Jahr habe ich bereits einige
sehr gute Bücher gelesen, es waren einige Favoriten dabei, von denen
ich dachte, dass sie mein bisheriges Jahreshighlight sind. Und dann
kam dieser Roman und hat alles andere hintenanstehen lassen. Das Buch
ist einfach grandios und ich möchte es einem jeden ans Herz legen:
wer eine gefühlvolle, mitreißende, emotionale und authentische
Geschichte sucht, dann greift zu diesem Buch und lasst euch
verzaubern!
Bewertung: 5 von 5 Sterne
MarySophie
Vielen Dank an den Diana Verlag, sowie das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
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