Titel: Neuleben
Autorin: Katharina Fuchs
Verlag: Droemer HC
Seitenzahl: 480 Seiten
Preis: 19,99 €
Erscheinungsdatum: 01.04.2020
ISBN: 978-3-426-28211-3
Handlung:
Berlin der 1950er Jahre
Therese Trotha lebt mittlerweile in Berlin, wo sie ihrem Wunsch nachgehen kann und Jura studiert. Doch ihr Studium gestaltet sich als kompliziert, sind doch viele Professoren und Kommilitonen nicht daran gewöhnt, dass Frauen nun ebenfalls studieren können. Nicht nur Therese, sondern auch die zweite Studentin in diesem Jahrgang müssen sich besonders beweisen und sind darauf erpicht, bestmögliche Leistungen zu erbringen. Und besonders Therese ist in sehr willensstark und gibt nicht so leicht auf.
Therese Trotha lebt mittlerweile in Berlin, wo sie ihrem Wunsch nachgehen kann und Jura studiert. Doch ihr Studium gestaltet sich als kompliziert, sind doch viele Professoren und Kommilitonen nicht daran gewöhnt, dass Frauen nun ebenfalls studieren können. Nicht nur Therese, sondern auch die zweite Studentin in diesem Jahrgang müssen sich besonders beweisen und sind darauf erpicht, bestmögliche Leistungen zu erbringen. Und besonders Therese ist in sehr willensstark und gibt nicht so leicht auf.
Zeitgleich steht ihre baldige
Schwägerin Gisela vor einer anderen Entscheidung. Die Hochzeit steht
bevor und ihr Ehemann in spe wünscht sich, dass sie, sobald sich das
erste Kind ankündigt, ihre Arbeit als Schneiderin kündigt und sich
vollkommen auf ihr Dasein als Ehefrau und Mutter konzentriert. Doch
das will die junge Frau absolut nicht, immerhin hat sie schon einige
Pläne für die Zukunft und ist an der Nähmaschine besonders
begabt....
Meinung:
Das Cover ist farblich etwas nüchtern gehalten und besticht durch zahlreiche verschiedene, recht kühle Blau-Töne. Es sind zwei Damen zu sehen, beide drehen dem Betrachter den Rücken zu, wirken vertraut und scheinen miteinander zu plaudern. Einerseits finde ich das Bild recht schön und passend, es hat einen nostalgischen Hauch. Nicht nur durch den Kleidungsstil, sondern auch durch den leicht verschwommenen und altmodischen Touch des Bildes. Auf der anderen Seite denke ich mir, dass man es leicht übersehen kann, allein durch das Cover zeichnet sich das Buch nicht aus.
Schon als ich letztes Jahr „Zwei
Handvoll Leben“ von der Autorin gelesen habe, fand ich es
unglaublich interessant, dem Entstehungsprozess bei Instagram zu
folgen. Und genau das hat mir auch bei diesem Buch wieder gefallen,
mein Interesse wurde immer weiter gestärkt und ich war so froh, dass
der Erscheinungstermin immer näher gekommen ist. Für mich stand
außer Frage, dass ich das Buch unbedingt lesen möchte und bin dem
Droemer Knaur Verlag sehr dankbar, dass ich ein Rezensionsexemplar
des neuen Buches erhalten habe.
Ein ganz besonderes Detail wartet
direkt bei dem ersten Aufschlagen auf den Leser. In den
Umschlaginnenseiten gibt es einen Stammbaum, der einen weitreichenden
Ausblick in die Vergangenheit der Autorin Katharina Fuchs gibt. Man
kann sich bereits mit den Protagonisten vertraut machen und sich
einige Details aus dem ersten Band wieder in Erinnerung rufen. Zudem
sind so die wichtigsten Personen auf einen Blick vereint.
Das Problem bei mir war, dass ich so
gespannt auf das Buch war, sodass meine Erwartungen stark gestiegen
sind. Und ich anfangs etwas enttäuscht wurde. Ich hatte große
Probleme damit, in den Roman zu starten und bei der Sache zu bleiben.
Für mich haben sich ungefähr die ersten hundert Seiten gezogen, ich
fand die Handlung nicht direkt spannend und hatte kleine Schwächen
dabei, mich an einige Details aus dem ersten Band zu erinnern. Das
alles hat mir den Einstieg etwas erschwert und ich hatte schon ein
wenig Angst, dass ich mich durch das Buch quälen müsste. Was am
Ende glücklicherweise nicht eingetreten ist, nach ungefähr dem
ersten Viertel des Buches ging mein Eindruck stetig nach oben. Nicht
nur war ich irgendwann in der Handlung angekommen und konnte mich
ganz darauf einlassen, sondern die Geschichte wurde immer spannender
und auch die Schreibweise hat mir sehr zugesagt. Ich konnte das Buch
mit der Zeit nur noch schwer aus der Hand legen und habe schließlich
die letzten 200 Seiten innerhalb von wenigen Stunden verschlungen.
Anfangs hatte ich Probleme mit der
Schreibweise. Sie ließ sich nicht so flüssig lesen wie erhofft und
war etwas hölzern. Die Szenen, aber auch die Protagonisten
erschienen nicht so lebendig und menschlich. Nach gut hundert Seiten
waren diese negativeren Eindrücke vollkommen weg, ich fand die
Geschichte sehr lebendig und es besserte sich alles ins positive. Die
Sprache wurde immer flüssiger und ließ sich dadurch auch besser
lesen, Situationen erschienen immer authentischer und ließen teils
ein lebendiges und farbenfrohes Bild vor meinen Augen entstehen.
Gerade bei jenen Kapiteln, die auf dem
Gut Feltin stattfinden entstand eine ganz besondere Stimmung. Nicht
nur die Beschreibungen der Gegend war unglaublich gut und ausführlich
beschrieben, dort wirkte die Stimmung am stärksten und ließ eine
Gänsehaut-Atmosphäre entstehen. Ich glaube, dass mir die Kapitel
dort fast sogar am meisten gefallen haben, denn sie ließen viele
Erinnerungen an den ersten Band lebendig werden.
Ansonsten findet die Handlung vor allem
in Berlin statt. Die Stadt wirkt auf mich recht grau und düster, nur
wenige Handlungsorte erstrahlten in einem ganz besonderen Licht. Dazu
zählt vor allem das KaDeWe, welches auch hier wieder verheißungsvoll
und einladend erscheint und welches besonders viele Bilder vor meinen
Augen entstehen ließ. Ich bin froh, dass es auch diesmal wieder eine
Rolle spielt, fast hätte ich mir noch ein bis zwei mehr Szenen dort
gewünscht.
Es findet eine Erzählsituation aus
fünf verschiedenen Sichtweisen statt. Bei der von Charlotte war ich
mir etwas unsicher, ob sie unbedingt sein musste. Im Grunde war sie
nicht entscheidend für die Handlung, war eher ein netter Zusatz, der
noch einen anderen Blick auf die Charaktere erlaubt.
Die anderen vier Erzählperspektiven
waren alle für die Handlung sehr wichtig und haben nicht nur
verschiedene Einblicke zueinander gegeben, sondern auch zu der
politischen Situation. Zudem konnte man sich selbst auch einen
besseren Blick auf die Protagonisten erlauben und sie besser
kennenlernen, einschätzen und so auch die Handlungen bewerten.
Die Handlung blieb so stets
abwechslungsreich und es konnte nie Langeweile entstehen. Man wurde
als Leser auch dazu angeregt, das Buch nur ungern aus der Hand zu
legen, es gab öfter mal am Ende von Kapiteln einen kleinen
Cliffhanger, der natürlich viel Spannung erzeugt hat.
Therese studiert Rechtswissenschaft und
mir war bewusst, dass ihr Studium eine nicht unbedeutende Rolle
einnehmen wird. Für mich nahm der Umfang dessen zu große Maße an.
Oft wurden verschiedene Fälle detaillierter dargestellt, wo ich mich
nur sehr schwer rein denken konnte und auch ein wenig
Verständnisprobleme hatte. An diesen Stellen fiel mir das Lesen
wieder ein klein wenig schwerer und ich war froh, wenn die Abschnitte
rund um rechtliche Details zu Ende waren.
Ich fand es schade, dass gerade Therese
sich so viel mit dem Recht befasst, ansonsten war sie mir wirklich am
sympathischsten und ich mochte ihre Kapitel am meisten. Einige
Charakterzüge habe ich an mir wiederentdeckt und ich konnte mich mit
Therese ein wenig identifizieren.
Es war einfach unglaublich zu lesen,
was die verschiedenen Protagonisten erlebt haben und wie lebendig
Katharina Fuchs sie werden lassen hat. Man merkt deutlich, dass die
Autorin in einem sehr guten Kontakt mit ihnen steht und sie deutlich
charakterisieren kann. So entsteht eine starke Zeichnung und es ist
aus so vielen Szenen herauslesbar, dass es sich hier um wirkliche
Personen handelt, die teils noch leben, teils bereits verstorben
sind. Am liebsten würde ich ganz viele davon kennenlernen und noch
viele weitere Geschichten über die Vergangenheit aus ihrem Munde
hören.
Passend zu diesen tatsächlich
geschehenen, privaten Episoden der einzelnen Protagonisten gibt es
auch immer wieder zahlreiche Details über die Politik und die
allgemeine Geschichte der Bundesrepublik, damals noch zur Zeit der
BRD und DDR. Hier fand ich es interessant, wie die verschiedenen
Personen mit den politischen Sichtweisen und der allgemeinen Lage
umgehen, sie kritisch hinterfragen und was manche planen... So wurde
die Geschichte leicht und anschaulich vermittelt und ich denke, dass
damit verschiedene Zielgruppen erreicht werden.
Diverse Ereignisse wurden geschickt in
die Geschichte eingebunden und manche Informationen hat man fast
schon nebenbei vermittelt bekommen und somit auch leicht aufgenommen.
Man wurde mit Informationen nicht überschüttet und so habe ich mich
auch nie überfordert gefühlt.
Ich hatte ja bereits erwähnt, dass mir
besonders Therese sehr sympathisch ist und sie mein absoluter
Lieblingscharakter ist. Ich mag ihren willensstarken Charakter sehr
und sie scheint eine ganz besondere Person gewesen zu sein. Therese
hat nie aufgegeben und mit der Zeit gelernt, dass sie eine
unglaublich starke Frau ist, die ihren Weg gehen wird.. Ich habe oft
mit ihr mitgefühlt und habe mir stets gewünscht, dass sie ihre
Ziele erreichen wird. Und so wie ich Therese einschätze, wird sie
genau das geschafft haben.
Viele der anderen Charaktere waren
ebenfalls sehr lebendig gezeichnet und hatten ausdrucksstarke Wesen
mit viel Persönlichkeit. Ein großer Teil war mir sympathisch und
ich hatte viel Freude dabei, sie auf ihrem Weg zu begleiten und mit
ihnen Zeit zu verbringen. Sie wirkten in ihrem Handeln sehr natürlich
und hatten teils einnehmende Wesen, sodass man sie nur mögen konnte.
Es war sehr authentisch, dass die
Protagonisten auch mal Probleme hatten und einige Wege im Stein
liegen hatten. Sie hatten alle ihr Bündel zu tragen und kämpften
sich aus Tiefpunkten und schlechten Situationen selbst wieder heraus.
Mir hat es sehr gut gefallen, dass man
als Leser frei entscheiden konnte, wen man mag und ob man eine Person
als sympathisch einschätzt. Die Autorin überlässt diese
Entscheidung vollkommen dem Leser und lenkt die Sympathien nicht in
eine bestimmte Richtung.
Fazit:
Nach ein paar Startschwierigkeiten, die
sich mit der Zeit komplett gegeben haben, hatte ich viel Freude
dabei, das Buch zu lesen. Am liebsten hätte ich die Geschichte in
einem Rutsch ausgelesen, ich musste mich immer ein wenig bremsen, um
den Roman so lange wie möglich genießen zu können. Katharina Fuchs
ist es wieder hervorragend gelungen, ihre Familiengeschichte nicht
nur sehr spannend und eingängig darzustellen, sondern auch den
Charakteren viel Persönlichkeit, Stärke und Lebendigkeit zu
verleihen.
Ich werde leider trotzdem einen halben
Stern in meiner Bewertung abziehen. Einmal für den nicht ganz runden
Beginn des Buches, zum anderen für die doch sehr zahlreichen Szenen,
in denen verschiedenste rechtliche Fälle dargestellt werden. Sie
sollten zwar sicherlich dazu dienen, manche Situationen so nah an der
Realität wie möglich darzustellen und lebendige Beispiele geben,
doch ich habe mich damit schwer getan und konnte vieles nicht
vollkommen nachvollziehen. Mir fehlt dafür wahrscheinlich das
passende Hintergrundwissen, als auch das Interesse an der
Rechtssprechung.
Ansonsten war das Buch einfach
hervorragend, ich würde aber zum Verständnis empfehlen, auf jeden
Fall beide Bände der Reihe zu lesen, um mögliche Zusammenhänge zu
erkennen und einfach die Vorgeschichte zu kennen. Ich freue mich auf
mehr solcher stark recherchierten, ausdrucksvollen Bücher!
Bewertung: 4,5 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
Interesse? Hier findet ihr den Roman!
Meine Meinung zu Band 1: Zwei Handvoll Leben
Interesse? Hier findet ihr den Roman!
Meine Meinung zu Band 1: Zwei Handvoll Leben
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