Titel: Die Schwestern vom Ku'damm - Jahre des Aufbaus
Autorin: Brigitte Riebe
Verlag: Wunderlich
Seitenzahl: 432 Seiten
Preis: 19,95 €
Erscheinungsdatum: 23.10.2018
ISBN: 978-3-8052-0337-1
Handlung:
Berlin 1945
Der Krieg ist vorbei und die Menschen
Berlins schöpfen langsam etwas Hoffnung für die Zukunft. Doch dafür
müssen Sie erst die Stadt wieder aufbauen und von den Ruinen und
Schutt befreien. Dabei helfen auch die Frauen der Familie Thalheim
mit. Während des Krieges wurde ihr Kaufhaus am Ku'damm zerbombt, der
Bruder ist im Krieg vermisst und die Villa wird von den Besatzern
eingezogen.
Rike, die älteste Schwester, träumt
heimlich davon, das Kaufhaus wieder aufzubauen, es noch schöner und
prächtiger zu gestalten und Farbe in das triste und graue Berlin zu
bringen. Dafür gibt es zwar haufenweise Ideen, doch es ist nicht
ausreichend Geld vorhanden, um noch mehr Stoffe zu bezahlen.
Mit der Einführung der neuen
Währungsreform scheint es zwar aufwärts zu gehen, doch an jeder
Ecke lauern Probleme. Sowohl geschäftlicher, als auch privater
Natur. Und eines Tages wird der Ruf des Kaufhauses, vor allem jedoch
der Familie Thalheim angezweifelt und die Schwestern erkennen, dass
man die Vergangenheit nicht einfach hinter sich lassen kann.
Meinung:
Das Cover ist sehr schlicht und einfach gehalten. Dazu trägt schon der weiß-beige Farbton im Hintergrund bei, auch die Dame wurde recht schlicht dargestellt und zeichnet sich durch eine blasse Haut aus. So zeigt sich, dass die Person selbst nicht so wichtig ist, sondern ihre Kleidung im Mittelpunkt steht, eines der Hauptthemen des Buches. Zusammen mit dem blau unterlegten Titel stellt die Dame die Dinge dar, die als erstes ins Auge fallen. Erst danach habe ich das Café Kranzler wahrgenommen. Insgesamt finde ich es wunderbar schlicht und einfach gehalten.
Von der Autorin habe ich bereits Bücher
gelesen, wenn auch unter einem anderen Pseudonym. Sie haben mir
wirklich gut gefallen, die Schreibweise war immer wunderbar und die
Handlung wurde spannend gehalten. Dadurch, aber auch durch viel
positives Feedback, dass ich zu dem Buch gelesen und gehört habe,
war ich wirklich gespannt auf den Roman. Ich habe mich sehr auf das
Lesen gefreut und nachdem ich das Buch schon lange lesen wollte, bin
ich mit voller Vorfreude gestartet.
Der Prolog hat mir gefallen. Er spielt
einige Jahre vor dem Beginn der eigentlichen Handlung, gibt ein
erstes Bild auf die Protagonisten, die Stadt und liefert
Zusammenhänge. Die Szenen waren lebendig und ich war sehr angetan
davon. Leider lief es nicht ganz so gut weiter. Es gibt einen
Zeitsprung von 13 Jahren, die Zeit ist eine andere und ich hatte
Probleme, alles wahrzunehmen und tatsächlich fand ich die
Schreibweise nicht perfekt. Insgesamt fand ich die folgenden Kapitel
schwer, auch wenn die Handlung an sich spannend geschildert wurde.
Insgesamt brauchte ich etwas Zeit um in das Buch zu finden, was
ungefähr auf der 70 bis 80 Seite geschehen ist.
Danach hatte ich absolut keine Probleme
mehr und habe voller Interesse weitergelesen. Die Schreibweise wurde
entspannter und ich fand die beschriebenen Situationen lebhafter und
klarer. Ich hatte das Gefühl, dass nun endlich die Haupthandlung
beginnt und die Vorgeschichte vorbei ist.
Nachdem ich meine Startschwierigkeiten
überwunden hatte, fand ich die Schreibweise viel angenehmer und
diese war so, wie ich sie bereits kannte. Gleichzeitig vereint sie
einen einfachen Charakter mit anspruchsvollen Details, die sich
besonders anhand der politischen Details, sowie den Beschreibungen
der Stadt auszeichnet. Diese waren unglaublich eingängig und schufen
ein schonungsloses Bild.
Das Buch zeichnet sich zum einen durch
die spannende Geschichte der Familie Thalheim aus, zum anderen durch
die wunderbare, anschauliche Erklärung und Einbindung der
politischen Lage in Deutschland. In die Handlung werden viele
Ereignisse eingebunden, die der Geschichte einen großen
Wahrheitsgehalt geben und auf offene Weise, ohne Schnörkel oder
Verschönerungen die Situation wiedergeben. An vielen Stellen konnte
ich noch etwas dazulernen und ich fand es richtig gut, dass es am
Ende noch eine Aufstellung mit einigen Ereignissen in Berlin gibt,
die das politische Geschehen von 1945 bis 1951 wiedergibt. So wurde
das Wichtigste kurz zusammengefasst und man kann sich das Gelesene
nochmals vor Augen rufen.
An vielen Stellen war ich erstaunt
darüber, wie gekonnt die Autorin die historischen Ereignisse in die
Handlung eingebunden hat, sodass es einen nahtlosen Übergang von
Wahrheit und Fiktion gibt. Fast schien es so, als würde hier eine
komplett wahre Geschichte erzählt werden.
Es findet eine Untergliederung in
Kapitel statt, die meist recht umfassend sind und stets einen
begrenzten Zeitraum beschreiben. Als Erzählinstanz dient hierbei ein
allwissender Erzähler, der sowohl Einblicke in die Politik und die
Lage der Stadt nach dem Krieg gibt, als auch in das Leben der
Charaktere. So lernen wir als Leser eine überschaubare Anzahl an
stetig wiederkehrenden Protagonisten kennen, die unterschiedlichen
Alters, mit verschiedenen Ambitionen und politischen Interessen sind.
Es gibt leider kein Personenverzeichnis, was mir anfangs geholfen
hätte, jedoch ist es auch so einfach, die Personen wiederzuerkennen
und sich zu merken.
Vor allem in die Gefühls- und
Gedankenwelt von Rike gibt es einige Einblicke, sie agiert als
Hauptprotagonistin und auf ihrem Charakter liegt das Hauptaugenmerk,
auch in der Darstellung. Auf jeden Fall gibt es einige nachdenkliche
Momente von ihr, in denen auch Gewissenskonflikte dargestellt werden,
sowie politische Gedanken und Überlegungen rund um das Leben und die
Liebe.
Als Setting dient fast durchweg die
Stadt Berlin. Nur wenige Szenen spielen an anderen Orten, hierbei
sind eigentlich nur zwei Fahrten von Rike wichtig, einmal in die
Schweiz, wo sie eine große Überraschung erwartet und einmal nach
Italien, wo sie nicht nur Erfahrungen sammelt...
Es mag makaber klingen, aber es war
einfach fantastisch, wie genau und bildhaft die zertrümmerte Stadt
dargestellt wurde. Es war schockierend ehrlich und unverblümt.
Gerade die Szenen, in denen die Damen der Familie mit dabei helfen,
den Schutt wegzutragen sind besonders eingängig gewesen und gehören
zu meinen Lieblingsszenen.
Wie ich schon erwähnt hatte, gibt es
eine recht überschaubare Anzahl an Protagonisten. Vor allem dreht
sich die Handlung um die Familie Thalheim und ihnen nahe stehende
Personen. Dazu gibt es nur wenige Nebencharaktere, die ab und an
auftreten aber einen einprägenden Charakter haben, sodass man sie
schnell wiedererkennt.
Besonders im Mittelpunkt stehen die
drei Schwestern, wobei sich dieser erste Teil der Reihe vor allem um
Rike, die Älteste dreht. Sie durchlebt in den sechs Jahren einiges,
wandelt sich stark, was natürlich ist und auch der Zeit geschuldet
ist. Man merkt, dass sie früh Verwantwortung übernehmen musste oder
wollte und sie das Erlebte schneller erwachsen gemacht hat. Von den
drei Schwestern ist sie mir bisher am sympathischsten, mit ihrem
Charakter kann ich mich am besten identifizieren.
Im Gegensatz zu ihr sind ihre
Schwestern nicht ganz so stark gezeichnet, wobei sie auch ihren
eigenen Kopf haben und für ihre Prinzipien eintreten. Flori und
Silvie sind auch interessante Charaktere, aber man erfährt noch zu
wenig, was in ihren Köpfen vorgeht. Deshalb bin ich sehr gespannt,
wie sie in den weiteren Teilen auftreten werden.
Aber auch bei ihnen war schon eine
Entwicklung sichtbar. Flori ist erwachsener geworden, lebt nicht mehr
in ihrer Traumwelt und stellt sich den Ereignissen. Silvie macht
beruflich einen starken Weg, wird selbstbewusster und wirkt am Ende
nicht mehr wie ein Püppchen, sondern wie eine gestandene Frau, die
weiß, was sie will.
Nicht so sympathisch fand ich den Vater
der Schwestern, Friedrich. Er wirkte fast ein wenig gruselig und ich
vermute bei ihm wahrscheinlich mehr schlechtes, als wirklich
vorhanden ist. Friedrich wirkt auf mich nicht sonderlich
vertrauensvoll und ich glaube nicht, dass es ihm gefällt, welche
Pläne Rike hat und welche Rolle sie selbst dabei einnimmt.
Fazit:
Nachdem ich einige Seiten brauchte, um in die Handlung zu finden, die Charaktere kennenzulernen und mit der ganzen Zeit klarzukommen, habe ich das Buch richtig gerne in die Hand genommen. Ich konnte in die Handlung eintauchen, mir vieles bildlich vorstellen und die wunderbare Recherchearbeit der Autorin hat das Buch zu einem Genuss werden lassen. Am Ende war wirklich alles stimmig und ich bin mehr als gespannt auf die folgenden Teile.
Bewertung: 4,5 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
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