Titel: Die Ärztin - Die Wege der Liebe
Autorin: Helene Sommerfeld
Verlag: rororo
Seitenzahl: 544
Preis: 9,99 €
Erscheinungsdatum: 20.08.19
ISBN:
978-3-499-27655-2
Handlung:
Berlin 1915
Der Krieg dauert noch immer an, auch
wenn verkündet wurde, dass dieser am Ende des vorigen Jahres beendet
sein sollte. Die Zivilbevölkerung wird immer mehr von den
Kriegsgeschehnissen gezeichnet. Nahrung fehlt, Frauen übernehmen die
Berufe ihrer Männer und die Stimmung in der Stadt wird immer
angespannter.
Auch für Ricarda bedeutet der Krieg
einen Neubeginn. Sie schließt ihre Privatpraxis und nimmt eine
Stellung an der Charité an, wo sie nicht nur zahlreichen Kindern auf
die Welt hilft, sondern auch Frauen hilft, die bei ihrer Arbeit in
den Munitionsfabriken verletzt wurden. Während sie beruflich
ausgelastet ist, denkt sie in ihren freien Momenten nur an ihre
Kinder. Der Sohn Georg wird an der Front vermisst, mit der Tochter
Henni ist sie im Streit auseinandergegangen, bevor diese mit ihrem
Mann nach Amerika gezogen ist. Und auch die jüngste Tochter macht
Ricarda einige Gedanken. Sie testet ihre Grenzen aus und wird immer
erwachsener und selbstständiger.
Ricarda gibt nie die Hoffnung auf, dass
der Krieg hoffentlich bald enden wird und sie ihre Kinder
unbeschädigt in die Arme nehmen kann. Doch nicht immer meint es das
Schicksal gut mit ihr...
Meinung:
Von der Gestaltung gibt es starke Gemeinsamkeiten zu den bisher erschienenen Teilen. So ist auch diesmal die Schrift mittig, welche einen Farbverlauf besitzt und die Hauptfarbe des Covers, ein angenehmes, nicht zu grelles Orange, aufgreift. Darüber befindet sich eine junge Dame, der damaligen Mode entsprechend gekleidet, die etwas starr an dem Leser vorbeiblickt. Hier kann man auch hineininterpretieren, dass sie ein Ziel vor Augen hat und dieses unbedingt verfolgen will.
Unterhalb des Titels gibt es eine
kleine Stadtszene, in denen auch der technische Fortschritt sichtbar
ist. So gibt es sowohl Kutschen, als auch Automobile, Busse und
Fahrräder. Insgesamt gefällt mir das gesamte Bild richtig gut. Es
wirkt fröhlich, fällt durch die Farben ins Auge und ergibt ein
rundes Gesamtbild.
Wie schon in den anderen Teilen gibt es
auch hier wieder auf der Umschlaginnenseite eine kleine Karte von
Berlin aus dem Jahre 1919. Dort wurden wichtige Orte, wie Wohnhäuser,
die Charité oder bauliche Besonderheiten hervorgehoben und man kann
die Wege der Protagonisten nachverfolgen. Mir hat das weitergeholfen,
ich kenne mich in Berlin nicht sonderlich aus und ich fand es
hilfreich, mir die Entfernungen anschauen zu können.
Weiterhin gibt es vor dem Beginn der
Handlung eine kleine, feine Auflistung der Protagonisten. Nur die
allerwichtigsten wurden aufgelistet, fast alle sind alte Bekannte aus
den anderen Büchern. Es treten zwar einige mehr in der Handlung auf,
aber insgesamt finde ich die Anzahl doch überschaubar und nicht zu
umfassend. Mir gefällt es, dass ein jeder dort erwähnte Charakter
auch ein Geburtsjahr bekommen hat. Das ist nur ein kleines Detail,
für manche vielleicht nicht wichtig, aber so wurde ein jeder für
mich gleich lebendig.
Nachdem der zweite Teil mit einem
krassen Cliffhanger geendet hat, habe ich mir schon einige Gedanken
zu dem Weitergang der Geschichte gemacht. Ein ganzes Stück weit habe
ich auch den finalen Teil der Trilogie gewartet, um endlich von der
Spannung erlöst zu werden. Dementsprechend war ich unglaublich
glücklich, dass mir das Buch freundlicherweise vom Verlag
zugeschickt wurde und ich schon vor dem offiziellen
Erscheinungstermin lesen konnte, wie die Geschichte von Ricarda
Thomasius weitergeht.
Ich glaube, so zwei-drei Seiten wurden
aus dem zweiten Teil noch einmal aufgegriffen, in denen das Ende mit
dem Cliffhanger nochmal geschildert wird. So wird man nicht zu abrupt
in die Handlung hineingeworfen, sondern kann sich nochmal vor Augen
rufen, was alles passiert ist und für den Moment wichtig ist.
Es gibt einen nahtlosen Übergang von
dieser Szene zu den neuen Ereignissen, man kommt nicht ins Stocken,
sondern kann bequem weiterlesen. Was ich auch direkt gemacht habe.
Auch hier ist mir sofort wieder positiv aufgefallen, dass es am
Anfang der neuen Kapitel immer eine Monats- und Jahresangabe gibt,
die bei den zeitlichen Sprüngen eine große Hilfe sind. Diese finden
ab und an statt, die Handlung beginnt 1914 und endet 1920. In den
Jahren finden nicht nur auf der privaten Ebene der Familie Thomasius
einige Ereignisse statt, sondern auch die Situation in der Welt
ändert sich. Der Erste Weltkrieg beginnt und endet, am Ende gibt es
kein Kaiserreich mehr. Daher war es wichtig und gut, dass stets eine
Zeitangabe vorhanden war.
Außerdem hat es mir gut gefallen, dass
die Abschnitte nicht zu lang gehalten wurden, höchstens vier-fünf
Seiten. Dadurch kann man schnell mal nebenbei ein paar Seiten lesen
und ich habe auch immer das Gefühl, dadurch schneller in der
Handlung voranzukommen.
Mir hat es gut gefallen, dass die
Kapitel nicht nur einen Handlungsstrang verfolgt haben, sondern die
Beschreibungen zwischen mehreren gewechselt haben. So gab es eine
bunte Mischung von Ricardas, Antonias und Hennis Erlebnissen, die
vollkommen unterschiedlich waren und an verschiedenen Orten gespielt
haben.
Lange wird die Spannung aufgebaut und
auf einem guten Niveau gehalten. Dabei gibt es immer wieder ruhigere
Abschnitte, in denen das tägliche Leben der Protagonisten
dargestellt wird. Leider war für mich ab ungefähr der Hälfte der
Handlung etwas die Luft raus. Ich habe immer noch mit Freude und
Interesse gelesen, habe mich aber oft gefragt, was noch alles
passieren wird und darauf gehofft, dass nicht noch unnötige Dramen
eingebunden werden. Was leider am Ende etwas passiert ist. Die
Geschichte ist zwar vollkommen glaubwürdig, mir aber zu viel. Mit
den letzten ungefähr 30 Seiten war ich nicht ganz glücklich, deas
letzte Kapitel fand ich wieder gut und bin mit dem Ende zufrieden.
Zu dem schnellen Lesen hat aber auch
die äußerst angenehme und gute Schreibweise beigetragen. Sie
erinnerte mich sofort an die anderen beiden Bände, ich erinnere
mich, dass ich sie auch in meinen Rezensionen positiv herausgehoben
habe. Ärztliche Sachverhalte wurden auch für Laien verständlich
erklärt und sind nicht mehr so viel vorgekommen, wie in den anderen
beiden Büchern. Hier hatte ich mehr das Gefühl, dass sich die
Autoren auf die politische und private Situation der Protagonisten
fokusiert haben.
Auch hier finden viele Handlungen an
schon bekannten Orten statt. Haupthandlungsort ist auch hier wieder
Berlin, dazu kommt Freystetten und Amerika mit New York und Los
Angeles. Besonders idyllisch wurde das Gut Freystetten dargestellt,
es wirkt gemütlich und wurde von den Kriegsgeschehen nicht so stark
getroffen. Auf dem Gut scheint ein wenig die Zeit stehen geblieben zu
sein und bildet somit einen ruhigen Ausgleich zum hektischen Berlin,
wo an jeder Ecke Armut herrscht und das Leben allgemein nicht so
friedlich ist.
Etwas geschwächelt hat die
Beschreibung von Amerika. Ich konnte mir die Orte zwar grob
vorstellen, es wirkte aber nicht einladend, sondern trüb und zu gut
um wahr zu sein. Gleichzeitig fand ich aber, dass das Leben dort
interessant dargestellt wurde. Viele Charaktere sind scheinbar ohne
Sorgen durchs Leben gegangen. Außerdem wurde das schöne Leben mit
Partys, Glamour und schönen Menschen gut dargestellt. Ein kompletter
Gegensatz zu dem Leben in Deutschland, wo Krieg herrscht, die Nahrung
knapp ist und alle um ihre Lieben bangen.
Wie immer widmet sich der letzte Punkt
meiner Rezension den Protagonisten. Wie schon erwähnt, treten wieder
viele altbekannte Gesichter auf und nur wenige Personen kommen hinzu.
Viele von ihnen fand ich positiv und lebendig dargestellt. Sie waren
recht sympathisch und freundliche Wesen.
Diesmal hatte ich leider ein paar
Probleme mit Ricarda. Sie hatte immer noch einige Züge an sich, die
sie schon in den vorherigen Büchern auszeichnen. Doch sie, und auch
ihr Mann Siegfried, altern schnell und oft habe ich ein Bild vor
ihnen, dass sie um die zwanzig Jahre älter macht und als Greise
darstellt. Klar, die Beiden haben viel erlebt und auch der Krieg
hinterlässt bei einem Menschen Spuren. Bei ihnen ist es mir stark
aufgefallen. Dazu fand ich Ricarda hier nicht ganz so sympathisch.
Die neuen Sympathieträger sind eher die Töchter Ricardas, welche
auch stark in den Vordergrund gerückt sind. Sie nehmen nicht mehr
nur eine Nebenrolle ein, sondern sind stark präsent. Ich fand es
gut, dass die Handlung mehr auf andere Charaktere übertragen wurde.
So gibt es nicht nur abwechslungsreiche Schilderungen, sondern ich
fand es vor allem bei Antonia interessant, wie sie mit der
politischen Situation umgeht und oft habe ich in ihr ein Abbild der
jungen Ricarda gesehen. Auch Antonia kämpft für ihre Wünsche und
hat großes im Leben vor.
Fazit:
Es gibt wirklich nur kleine Dinge, die
mir an dem Buch nicht so gefallen haben und für die ich gesamt einen
halben Stern abziehe. Dazu zählt die nicht perfekte Darstellung von
Ricarda, aber auch die nicht dauerhaft anhaltende Spannung, die
mittendrin etwas nachließ.
Ein Highlight war auch hier wieder die
Schreibweise, die offen, leicht und atmosphärisch war. Die
Kriegserlebnisse und Folgen wurden anschaulich an den Einwohnern der
Stadt gezeigt und ließ ein schonungsloses Bild entstehen. Es gibt
gelungene Settings, die sich alle voneinander unterscheiden und
Gegenpole bilden.
Auf jeden Fall bildet der dritte Teil
dieser Reihe ein würdiges Ende, es bleiben keine offenen Fragen
zurück und ich konnte das Buch mit einem Lächeln schließen. So
gehört sich das:)
Bewertung: 4,5 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
Rezensionen zu den beiden bisher erschienen Teilen:
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