Montag, 5. August 2019

Rezension: Das Brauhaus an der Isar - Spiel des Schicksals von Julia Freidank

Titel:Das Brauhaus an der Isar - Spiel des Schicksals
 Autorin: Julia Freidank
Verlag: Rowohl Polaris
Seitenzahl: 416 Seiten
Preis: 14,99 €
Erscheinungsdatum: 978-3-644-40663-6
ISBN:23.07.2019


Handlung:

Bayern 1897
Nach dem Tod des Vaters wird der Hof der Familie Pacher verkauft und die Tochter Antonia soll für den neuen Besitzer arbeiten. Die junge Frau will dies nicht und verlässt heimlich das Dorf um künftig in München zu leben und zu arbeiten. Erst verschlägt es Antonia nach Schwabing, wo sie das künstlerische Leben kennenlernt und sich mit Aushilfsjobs über Wasser hält. Durch Zufall lernt Antonia Melchior Bruckner kennen, einen ziellosen jungen Mann und dem Erben der Bruckner-Brauerei. Dieser verhilft ihr zu seiner Stelle im Haushalt seiner Familie, doch Antonia muss von Anfang an auf der Hut sein. Nicht jeder ist ihr zugeneigt und akzeptiert die junge Frau. Außerdem muss sie geheim halten, mit was sie zwischendurch ihr Geld verdient hat. Immerhin muss im ganzen Haus ein guter Ruf herrschen, denn Melchiors Mutter will endlich auch auf dem Oktoberfest ausschenken. Doch es gibt einige konkurrierende Bierbrauer, die dies nur zu gerne verhindern wollen....

Meinung:

Das Cover wurde aufwendig gestaltet, es ist auffällig und mit starken Farben ausgestattet. Fast geht der Name der Autorin etwas unter in all den prächtigen Farben. Im Hintergrund gibt es einige Gebäude Münchens zu sehen, doch der Hauptteil des Bildes wird von einer Dame eingenommen, die dem Betrachter den Rücken zugewendet hat. Diese trägt ein für die damalige Zeit typisches Outfit, welches auch ein wenig an eine Tracht erinnert. Obwohl das Cover insgesamt sehr auffällig und farbintensiv ist, gefällt es mir gut und es verleitet auf jeden Fall dazu, das Buch näher zu betrachten.

Für mich klang die Handlung direkt spannend, dazu hatte ich viel Lust auf einen spannenden Roman rund um eine starke Frau, die sich ihren Weg und ihr Glück erkämpft. Dazu noch das schillernde Leben der Boheme und mein Interesse war komplett geweckt. Ich hatte auf freundliche und vor allem lebendige Charaktere, eine mitreißende Handlung und gut gesponnene Intrigen gehofft. Und genau das hat mich auch erwartet.

Mir fiel es sofort leicht, in die Handlung zu finden und mit der Hauptprotagonistin Antonia klarzukommen. Die Schreibweise war gleichzeitig einfach gehalten, erhielt durch versteckte Botschaften, kleine Reibereien und Zitate viel Anspruch und Stoff zum Nachdenken. Dazu wurde ab und an ein bayrischer Dialekt eingesetzt, der die teils ernsten Abschnitte aufgelockert hat. Insgesamt fand ich die Schreibweise eingängig, sie hat mir gut gefallen und ich bin schnell mit dem Lesen vorangekommen.
Ich hatte etwas Schwierigkeiten, dem Prozess des Bierbrauens zu folgen. Das lag aber nicht an der Autorin oder einer zu komplizierten Erklärung, sondern ich war im naturwissenschaftlichen Bereich noch nie sonderlich bewandert.
Die Handlung wurde von einem auktorialen Erzähler wiedergegeben, der nicht nur Einblicke in das Leben von Antonia, sondern auch die Erlebnisse von anderen Personen gibt. Ofter gibt es Einblicke in die Gedankenwelt, dies beschränkt sich jedoch fast nur auf die Gedanken und Gefühle von Antonia. Bei den meisten anderen Charakteren gibt es nur Andeutungen darauf.

Es ist der Autorin wirklich sehr gut gelungen, die verschiedenen Handlungsorte darzustellen. Obwohl ich selbst noch nie in München war, konnte ich mir Gebäude und Häuser vorstellen. Ein Highlight war natürlich das Wohnhaus der Familie Bruckner, welches wie ein Traum wirkte und das einen perfekten Rahmen für viele Vorfälle gegeben hat. Sowohl die Räume der Familie, als auch die Räume der Dienstboten wurden genau, aber nicht zu ausführlich beschrieben und es fiel mir leicht, mir die verschiedenen Charaktere darin vorzustellen.

Vor dem Beginn der Handlung gibt es eine Auflistung der handelnden Personen, wo die wichtigsten Protagonisten nicht nur namentlich genannt werden, sondern ihnen auch ein kleiner, manchmal kryptischer Zusatz gegeben wird. Dieser gibt einen kleinen Wesenszug preis und macht erst während des Lesens Sinn. Mir gefällt das kleine Detail, es zeigt, wie viel Arbeit in dem Buch steckt und das sich die Autorin einige Gedanken über ihre Charaktere gemacht hat.
Eine Vielzahl von Charakteren wird geboten. Sympathische und solche, die man sofort abstoßend findet, welche mit guten und schlechten Eigenschaften und solche, die man nur schwer einschätzen kann.
Fast durchweg steht Antonia im Mittelpunkt, sie ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und am Ende laufen alle Fäden bei ihr zusammen. Ihre Person war mir schon nach wenigen Seiten sympathisch und dies hat bis zum Ende angehalten. Nicht all ihre Handlungen und Aussagen habe ich unterstützt und sie auch mal kritischer betrachtet. Doch gerade dadurch fand ich sie toll und äußerst lebendig. Sie hat auch mal einen Fehler gemacht und ist aus kritischen Situationen stärker herausgekommen.
Auch richtig gut gefallen hat mir Melchior Bruckner, der einen enormen Wandel durchmacht und am Ende wirklich ein vollkommen anderer Mensch ist. Er wirkt lange ziemlich verschlossen und es war teilweise schwierig, ihn einzuschätzen. Doch genau dieses mysteriöse hat mir gefallen und ihn mir sympathisch gemacht. Außerdem war ich überrascht, wie viele Gedanken er sich um einiges macht und war von seinen tiefgründigen Aussagen begeistert (die er sich manchmal aus berühmten Büchern geklaut hat). Zusammen mit Antonia hat sich Melchior so einige Wortduelle geliefert, diese zu lesen hat richtig Spaß gemacht.

Fazit:

Anfangs war ich doch etwas unsicher, ob mich die gesamte Thematik überzeugen kann, am Ende war es ein absolutes Wohlfühlbuch. Ich habe das Buch innerhalb von drei Tagen ausgelesen, konnte es nur schwer aus der Hand legen und fiebere auf die Fortsetzungen hin. Das Lesen hat einfach Spaß gemacht, die Thematik war interessant, die Schreibweise perfekt und die Charaktere besonders. Bei besten Willen will mir nichts einfallen, was mir nicht zugesagt hätte und ich habe das Buch vollkommen zufrieden aus der Hand gelegt. Eine große Empfehlung meinerseits und für mich ein perfekter Lesestart in den August!

Bewertung: 5 von 5 Sternen

MarySophie 

Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.


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