Titel: Mit dem Wind
Autorin: Paula Leonhardt
Verlag: Ullstein Taschenbuch
Seitenzahl: 416 Seiten
Preis: 9,99 €
Erscheinungsdatum: 26.07.2019
ISBN: 978-3-548-29193-2
Handlung:
Frankfurt 1879
Mathilde ist ein äußerst
abenteuerlustiges Mädchen und geht keinem Erlebnis aus dem Weg. Als
Mathilde mit ihrer Mutter auf Kur ist, sieht sie das erste Mal einen
Heißluftballon und lernt den Heißluftballonfahrer Paul Naumann
kennen. Mathilde ist von dessen Aufführung mehr als begeistert und
hegt sofort den Wunsch ebenso schwerelos über die Erde zu fliegen
und die Welt von oben betrachten zu können.
Nachdem sie Paul erst jahrelang
assistiert hat, ermöglicht dieser Mathilde irgendwann, selbst einmal
zu fliegen. Zusammen mit Paul erlebt Mathilde einige Abenteuer, sie
werden nicht nur beruflich, sondern auch privat ein Paar. Bald wird
das Glück mit einem Kind gekrönt und das Leben von Mathilde ist
perfekt. Bis ein tragischer Unfall geschieht, nachdem alles anders
sein wird, als zuvor...
Meinung:
Das Cover hat mir auf Anhieb gefallen. Es wirkt leicht und locker, gibt Hoffnung und zeigt den Wunsch und die Leidenschaft von Mathilde. Es werden Details aus dem Roman eingebracht, sei es die junge Dame, die durchaus Mathilde darstellen könnte oder die Heißluftballons, die ein großes Thema im Buch sind. Im unteren Teil befindet sich ein Fluss, der ein Handlungsort ist und einen besonderen Ort für Mathilde darstellt. Das Gesamtbild ist rund und stimmig, gefällt mir gut und passt perfekt zu dem Roman.
Als ich das erste Mal die Inhaltsangabe
durchgelesen habe, war ich an der Handlung interessiert. Ich muss
ehrlich sagen, dass ich mich mit dem Ballon fahren nie groß befasst
habe und kaum etwas dazu weiß. Und erst recht nicht zu der damaligen
Zeit, wo das alles noch recht neu und unbekannt war.
Dazu fand ich Mathilde direkt
interessant. Sie wird besonders und anders beschrieben, modern,
fortschrittlich und nicht nur auf ihr Aussehen und Auftreten bedacht.
Das hat mir an ihrem Charakter sofort gefallen und ihr Wunsch nach
Eigenständigkeit, sowie ihr Traum, eines Tages selbst über die Erde
zu schweben war mir sympathisch. Es wurde deutlich, dass sie darum
kämpfen will und somit deutete alles auf eine starke Protagonisten
hin, auf die ich sehr gespannt war.
Von der ersten Seite bis zum Ende hat
mir die Schreibweise unglaublich gut gefallen. Sie war leicht zu
lesen, locker und einfach gehalten, weshalb ich sehr schnell in der
Handlung weitergekommen bin. Hier kann ich wirklich sagen, dass die
Kapitel nur so an mir vorbeigeflogen sind und ich viel zu schnell am
Ende angelangt war.
Ich war erstaunt, was für ein
schnelles und etwas vorlautes Mundwerk schon die jugendliche Mathilde
hat und das dies auch so angehalten hat. Mathilde ist nie um eine
Aussage verlegen und redet so, wie sie denkt. Dadurch wirkt sie
menschlich und lebendig, hat mir in ihrem Auftreten gut gefallen.
Ab und an hätte ich es gut gefunden,
wenn ein paar mehr historische Details eingebunden worden wären, das
kam nur äußerst selten vor. So hat sich die Autorin wirklich
besonders auf Mathilde, ihre Familie und das Ballonfahren
konzentriert, was aber auch vollkommen in Ordnung ist. Eigentlich war
es sogar gut, dass das Hauptaugenmerk darauf gerichtet war, so sind
wunderbar sympathische und liebenswerte Charaktere entstanden.
Die Handlung spielt auf zwei
Zeitebenen. Einmal beginnt die Handlung 1879 mit der jugendlichen
Mathilde und man folgt ihrem Leben viele Jahre. Die zweite Zeitebene
spielt im Jahr 1929 und darin beschreibt Mathildes Tochter Rosa kurz
ihr Leben und vor allem Details aus dem Leben ihrer Mutter. Dies
erzählt sie zwei verschiedenen Personen und darauf folgend gibt es
immer einige Kapitel, in denen das Leben von Mathilde erzählt wird.
Das kam für mich äußerst
überraschend, ich hatte eigentlich erwartet, dass durchweg das Leben
von Mathilde geschildert wird. An sich finde ich die Idee, zwei
zeitliche Ebenen einzubauen okay, konnte mich aber nur schwer mit
Rosa anfreunden. Sie ist sehr schüchtern und zurückhaltend, ein
kompletter Gegensatz zu ihrer starken, aufgeweckten und sympathischen
Mutter. Ich fand die Kapitel aus der Vergangenheit stets
interessanter, die Handlung wird einfach bunter und belebter
beschrieben und wirkt nicht so steif.
Allgemein wird die Handlung von einem
allwissenden Erzähler beschrieben, der viele Details aus dem Leben
der Protagonisten geben kann und oft auch in die Gedanken der
Personen schaut. Hierbei begleitet man als Leser fast nur Mathilde
und ihre Erlebnisse, nur selten wechselt der Erzähler auf Fritz und
beschreibt auf einigen Seiten seine Gedanken und Handlungen.
Die Handlung wurde interessant
beschrieben, es entstanden absolut keine Längen und ich habe das
Buch gern gelesen. Leider muss ich sagen, dass mir die Handlung ab
und zu etwas zu vorhersehbar war. Im Grunde waren einige Ereignisse
oder Begebenheiten nicht überraschend für mich. Schon eher hatte
ich das genau so gedacht und wurde bald darauf in meiner Vermutung
bestätigt. Das fand ich etwas schade, weil es so wirklich keine
Punkte gibt, die mich überrascht haben. Dadurch gab es natürlich
auch keine hohe Spannungskurve.
Längen konnten erst gar nicht
entstehen, da viele Zeitsprünge eingebaut wurden, die nur wenige
Jahre umfassten und stets dann einsetzten, wenn etwas besonderes in
Mathildes Leben passiert. Mir hat das Sprunghafte richtig gut
gefallen, so wird wirklich nur das Wichtigste beschrieben und
gleichzeitig passt das auch zu Mathilde. Sie bleibt nicht lange auf
einem Punkt, will sich weiterentwickeln und lernen.
Lange Zeit war ich unentschlossen,
welche Bewertung ich dem Buch geben werde. Ich fand die Handlung gut,
aber nicht umwerfend und habe mir irgendwann gedacht, dass ich
einfach mal das Ende abwarten werde. Und genau das war die richtige
Entscheidung. Mir haben die letzten Seiten wirklich gut gefallen, ich
war emotional berührt und gleichzeitig begeistert. Obwohl es auch
nicht sonderlich überraschend war, hat es mich mitgenommen, wirkte
natürlich und einfach passend.
Als Setting dient vor allem Frankfurt,
dazu gibt es wenige Szenen in Wiesbaden, die einen wichtigen Schritt
in ein neues Leben für Mathilde bedeuten. Es gibt nur wenige Orte in
Mathildes Heimatstadt Frankfurt, wo Szenen spielen. Meist finden
diese in der Wohnung der Familie Krämer, der Werkstatt von Paul
Naumann oder dem Fluss statt, wo sie sich häufig mit Fritz trifft.
Es gibt recht wenige Beschreibungen der Orte, man kann sie sich nur
grob vorstellen oder sich einiges dazudenken. Deshalb fand ich es
bewundernswert, dass die Wohnung der Krämers so lebendig, gemütlich
und einladend wirkte. Man erfährt darüber nur ganz wenig und
trotzdem strahlt sie ein heimeliges Gefühl aus.
Wie vielleicht schon aus meinen Worten
herauszulesen war hat mir der Charakter von Mathilde richtig gut
gefallen. Sie war eine starke Person, die für ihre Wünsche gekämpft
hat, auch mal den Mund aufgemacht hat, wenn ihr etwas nicht gepasst
hat und sehr natürlich in ihrem Auftreten war. Ihr ganzer Charakter
war stimmig, sie war sympathisch und ich habe Mathilde gern auf ihrem
Lebensweg begleitet.
Auch die anderen Protagonisten waren
richtig gut ausgearbeitet, hatten besondere Charakterzüge und sind
sich selbst treu geblieben. Haben ihre Meinung und Aussagen mit allem
verteidigt und haben vor allem Mathilde unterstützt, ihr zugeredet
und versucht, sie zu verstehen.
Lediglich Paul Naumann fand ich
kompliziert. Er ist aus der Masse herausgestochen, weil er anders war
und man ihn nicht einschätzen konnte. War er wirklich ein so
sympathischer Mensch oder ist das nur eine Maske? Ich fand ihn auch
in seiner Beschreibung nicht ganz so ausgereift und anschaulich. Ihm
fehlt das besondere Etwas, dass ihm mir sympathisch gemacht hätte.
So habe ich seine Handlungen und Aussagen hinterfragt und kritisch
betrachtet.
Fazit:
Bis auf meinen Kritikpunkt, dass ich
die Handlung etwas vorhersehbar fand, war ich wirklich angetan von
dem Buch. Die Schreibweise war einfach wundervoll und ich habe es
geliebt, wie schnell sich das Buch lesen ließ. Mathilde war ein
sympathischer, aufgeweckter Hauptcharakter, der immer wieder Schwung
in die Handlung gebracht hat und einfach toll war. Dazu hat mir die
Ausarbeitung der anderen Charaktere gut gefallen und die Details über
Heißluftballons waren interessant und es war dem Leser möglich, ein
Stück dieser Geschichte mitzuerleben.
Bewertung: 4 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den Ullstein Buchverlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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