Montag, 19. August 2019

Rezension: Mit dem Wind von Paula Leonhardt

Titel: Mit dem Wind
 Autorin: Paula Leonhardt
Verlag: Ullstein Taschenbuch
Seitenzahl: 416 Seiten
Preis: 9,99 €
Erscheinungsdatum: 26.07.2019
ISBN: 978-3-548-29193-2


Handlung:


Frankfurt 1879

Mathilde ist ein äußerst abenteuerlustiges Mädchen und geht keinem Erlebnis aus dem Weg. Als Mathilde mit ihrer Mutter auf Kur ist, sieht sie das erste Mal einen Heißluftballon und lernt den Heißluftballonfahrer Paul Naumann kennen. Mathilde ist von dessen Aufführung mehr als begeistert und hegt sofort den Wunsch ebenso schwerelos über die Erde zu fliegen und die Welt von oben betrachten zu können.

Nachdem sie Paul erst jahrelang assistiert hat, ermöglicht dieser Mathilde irgendwann, selbst einmal zu fliegen. Zusammen mit Paul erlebt Mathilde einige Abenteuer, sie werden nicht nur beruflich, sondern auch privat ein Paar. Bald wird das Glück mit einem Kind gekrönt und das Leben von Mathilde ist perfekt. Bis ein tragischer Unfall geschieht, nachdem alles anders sein wird, als zuvor...



Meinung:

Das Cover hat mir auf Anhieb gefallen. Es wirkt leicht und locker, gibt Hoffnung und zeigt den Wunsch und die Leidenschaft von Mathilde. Es werden Details aus dem Roman eingebracht, sei es die junge Dame, die durchaus Mathilde darstellen könnte oder die Heißluftballons, die ein großes Thema im Buch sind. Im unteren Teil befindet sich ein Fluss, der ein Handlungsort ist und einen besonderen Ort für Mathilde darstellt. Das Gesamtbild ist rund und stimmig, gefällt mir gut und passt perfekt zu dem Roman.



Als ich das erste Mal die Inhaltsangabe durchgelesen habe, war ich an der Handlung interessiert. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich mit dem Ballon fahren nie groß befasst habe und kaum etwas dazu weiß. Und erst recht nicht zu der damaligen Zeit, wo das alles noch recht neu und unbekannt war.

Dazu fand ich Mathilde direkt interessant. Sie wird besonders und anders beschrieben, modern, fortschrittlich und nicht nur auf ihr Aussehen und Auftreten bedacht. Das hat mir an ihrem Charakter sofort gefallen und ihr Wunsch nach Eigenständigkeit, sowie ihr Traum, eines Tages selbst über die Erde zu schweben war mir sympathisch. Es wurde deutlich, dass sie darum kämpfen will und somit deutete alles auf eine starke Protagonisten hin, auf die ich sehr gespannt war.



Von der ersten Seite bis zum Ende hat mir die Schreibweise unglaublich gut gefallen. Sie war leicht zu lesen, locker und einfach gehalten, weshalb ich sehr schnell in der Handlung weitergekommen bin. Hier kann ich wirklich sagen, dass die Kapitel nur so an mir vorbeigeflogen sind und ich viel zu schnell am Ende angelangt war.

Ich war erstaunt, was für ein schnelles und etwas vorlautes Mundwerk schon die jugendliche Mathilde hat und das dies auch so angehalten hat. Mathilde ist nie um eine Aussage verlegen und redet so, wie sie denkt. Dadurch wirkt sie menschlich und lebendig, hat mir in ihrem Auftreten gut gefallen.



Ab und an hätte ich es gut gefunden, wenn ein paar mehr historische Details eingebunden worden wären, das kam nur äußerst selten vor. So hat sich die Autorin wirklich besonders auf Mathilde, ihre Familie und das Ballonfahren konzentriert, was aber auch vollkommen in Ordnung ist. Eigentlich war es sogar gut, dass das Hauptaugenmerk darauf gerichtet war, so sind wunderbar sympathische und liebenswerte Charaktere entstanden.



Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen. Einmal beginnt die Handlung 1879 mit der jugendlichen Mathilde und man folgt ihrem Leben viele Jahre. Die zweite Zeitebene spielt im Jahr 1929 und darin beschreibt Mathildes Tochter Rosa kurz ihr Leben und vor allem Details aus dem Leben ihrer Mutter. Dies erzählt sie zwei verschiedenen Personen und darauf folgend gibt es immer einige Kapitel, in denen das Leben von Mathilde erzählt wird.

Das kam für mich äußerst überraschend, ich hatte eigentlich erwartet, dass durchweg das Leben von Mathilde geschildert wird. An sich finde ich die Idee, zwei zeitliche Ebenen einzubauen okay, konnte mich aber nur schwer mit Rosa anfreunden. Sie ist sehr schüchtern und zurückhaltend, ein kompletter Gegensatz zu ihrer starken, aufgeweckten und sympathischen Mutter. Ich fand die Kapitel aus der Vergangenheit stets interessanter, die Handlung wird einfach bunter und belebter beschrieben und wirkt nicht so steif.



Allgemein wird die Handlung von einem allwissenden Erzähler beschrieben, der viele Details aus dem Leben der Protagonisten geben kann und oft auch in die Gedanken der Personen schaut. Hierbei begleitet man als Leser fast nur Mathilde und ihre Erlebnisse, nur selten wechselt der Erzähler auf Fritz und beschreibt auf einigen Seiten seine Gedanken und Handlungen.



Die Handlung wurde interessant beschrieben, es entstanden absolut keine Längen und ich habe das Buch gern gelesen. Leider muss ich sagen, dass mir die Handlung ab und zu etwas zu vorhersehbar war. Im Grunde waren einige Ereignisse oder Begebenheiten nicht überraschend für mich. Schon eher hatte ich das genau so gedacht und wurde bald darauf in meiner Vermutung bestätigt. Das fand ich etwas schade, weil es so wirklich keine Punkte gibt, die mich überrascht haben. Dadurch gab es natürlich auch keine hohe Spannungskurve.

Längen konnten erst gar nicht entstehen, da viele Zeitsprünge eingebaut wurden, die nur wenige Jahre umfassten und stets dann einsetzten, wenn etwas besonderes in Mathildes Leben passiert. Mir hat das Sprunghafte richtig gut gefallen, so wird wirklich nur das Wichtigste beschrieben und gleichzeitig passt das auch zu Mathilde. Sie bleibt nicht lange auf einem Punkt, will sich weiterentwickeln und lernen.



Lange Zeit war ich unentschlossen, welche Bewertung ich dem Buch geben werde. Ich fand die Handlung gut, aber nicht umwerfend und habe mir irgendwann gedacht, dass ich einfach mal das Ende abwarten werde. Und genau das war die richtige Entscheidung. Mir haben die letzten Seiten wirklich gut gefallen, ich war emotional berührt und gleichzeitig begeistert. Obwohl es auch nicht sonderlich überraschend war, hat es mich mitgenommen, wirkte natürlich und einfach passend.



Als Setting dient vor allem Frankfurt, dazu gibt es wenige Szenen in Wiesbaden, die einen wichtigen Schritt in ein neues Leben für Mathilde bedeuten. Es gibt nur wenige Orte in Mathildes Heimatstadt Frankfurt, wo Szenen spielen. Meist finden diese in der Wohnung der Familie Krämer, der Werkstatt von Paul Naumann oder dem Fluss statt, wo sie sich häufig mit Fritz trifft. Es gibt recht wenige Beschreibungen der Orte, man kann sie sich nur grob vorstellen oder sich einiges dazudenken. Deshalb fand ich es bewundernswert, dass die Wohnung der Krämers so lebendig, gemütlich und einladend wirkte. Man erfährt darüber nur ganz wenig und trotzdem strahlt sie ein heimeliges Gefühl aus.



Wie vielleicht schon aus meinen Worten herauszulesen war hat mir der Charakter von Mathilde richtig gut gefallen. Sie war eine starke Person, die für ihre Wünsche gekämpft hat, auch mal den Mund aufgemacht hat, wenn ihr etwas nicht gepasst hat und sehr natürlich in ihrem Auftreten war. Ihr ganzer Charakter war stimmig, sie war sympathisch und ich habe Mathilde gern auf ihrem Lebensweg begleitet.

Auch die anderen Protagonisten waren richtig gut ausgearbeitet, hatten besondere Charakterzüge und sind sich selbst treu geblieben. Haben ihre Meinung und Aussagen mit allem verteidigt und haben vor allem Mathilde unterstützt, ihr zugeredet und versucht, sie zu verstehen.

Lediglich Paul Naumann fand ich kompliziert. Er ist aus der Masse herausgestochen, weil er anders war und man ihn nicht einschätzen konnte. War er wirklich ein so sympathischer Mensch oder ist das nur eine Maske? Ich fand ihn auch in seiner Beschreibung nicht ganz so ausgereift und anschaulich. Ihm fehlt das besondere Etwas, dass ihm mir sympathisch gemacht hätte. So habe ich seine Handlungen und Aussagen hinterfragt und kritisch betrachtet.



Fazit:

Bis auf meinen Kritikpunkt, dass ich die Handlung etwas vorhersehbar fand, war ich wirklich angetan von dem Buch. Die Schreibweise war einfach wundervoll und ich habe es geliebt, wie schnell sich das Buch lesen ließ. Mathilde war ein sympathischer, aufgeweckter Hauptcharakter, der immer wieder Schwung in die Handlung gebracht hat und einfach toll war. Dazu hat mir die Ausarbeitung der anderen Charaktere gut gefallen und die Details über Heißluftballons waren interessant und es war dem Leser möglich, ein Stück dieser Geschichte mitzuerleben.


Bewertung: 4 von 5 Sternen

MarySophie 

Vielen Dank an den Ullstein Buchverlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

Interesse? Hier findet ihr den Roman! 

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