Titel: Als wir im Regen tanzten
Autorin: Michaela Saalfeld
Verlag: Bastei Lübbe
Seitenzahl: 464 Seiten
Preis: 12,00 €
Erscheinungsdatum: 31.07.2019
ISBN:978-3-404-17843-8
Handlung:
Berlin 1928
Die Filmindustrie blüht und noch immer
sind die Stummfilmschauspielerin Recha und ihr Mann, der Regisseur
Willi, tonangebend in der Branche. Doch so langsam ändert sich das,
Recha ist Jüdin, erhält immer weniger Angebote. Willi bemerkt davon
gar nichts, er will einen Film herausbringen, der an seine früheren
Erfolge anknüpft. Das Paar entfremdet sich und leben aneinander
vorbei. Werden die Beiden eine Zukunft haben?
Meinung:
Obwohl das Cover mit zurückhaltenden Farben ausgestattet wurde, ist es interessant und gibt stark eine Stimmung wieder, die in Deutschland zu der damaligen Zeit geherrscht haben muss. Von der Autorin habe ich noch kein Buch gelesen, habe sie aber alle schon in Buchhandlungen oder im Internet gesehen. Mir gefällt es, dass die Bücher einen Wiedererkennungswert haben, anhand einer Dame, die vom Betrachter abgewandt ist und ein Bauwerk betrachtet. Diese ist edel und vornehm gekleidet, scheint unsicher zu sein.
Zu der leicht düsteren Stimmung tut
der Himmel sein Übriges. Dieser ist dunkel und voller Wolken
dargestellt, die kein Licht durchlassen und der Welt einen trüben
Anblick geben. Es scheint auf jeden Fall etwas Dunkles auf Berlin und
ganz Europa zuzurollen, vielleicht eine Anspielung auf die Nazis?
Der Prolog, im Buch als Vorspann
bezeichnet, hat mir richtig gut gefallen. Er gibt ein lebendiges und
authentisches Bild auf die Charaktere, sowie auf die Situation in
Deutschland wieder. Die Schreibweise war leicht zu lesen, hat das
Interesse auf die weitere Geschichte angeregt. Auch die bisher
auftretenden Personen, allen voran Recha und Willi wirkten auf den
ersten Eindruck sympathisch und freundlich. Nach diesem ersten,
positiven Eindruck habe ich mich auf das Lesen und die weitere
Handlung gefreut. Leider hielt die Freude nicht lange an...
Schnell wurden viele Aspekte, die ich
bisher gut fand, anders. Die Protagonisten haben mir nicht mehr so
gut gefallen, sie wirkten plötzlich steif und ohne Gefühle. Auch
die Schreibweise ließ zwischendurch nach und hat das Lesen
erschwert. Es gab seitenlange Beschreibungen von Ereignissen aus der
Vergangenheit, die wohl im ersten Teil der Reihe behandelt wurden.
Gut und gerne hätten diese gekürzt werden können, so war mir das
zu viel. Lange Zeit gab es kaum Informationen zu der politischen
Situation, diese wurden erst später leicht mit einbezogen. Ich
konnte mich nicht ganz auf die Handlung einlassen, brauchte viel
Zeit, um mich daran zu gewöhnen und habe mich leicht ablenken
lassen, weil mich das Buch nicht fesseln konnte.
Ab ungefähr der Mitte des Buches wurde
es besser. Die Schreibweise hat mir irgendwann richtig gut gefallen.
Sie war immer noch einfach gehalten, ließ sich aber plötzlich
flüssiger lesen und wirkte lebendiger. Das hat dem Buch definitiv
gut getan und genau das habe ich auch gebraucht, um am Lesen zu
bleiben. Trotzdem gab es immer noch einige Längen, die immer mal
wieder auftraten. Zum Ende hin wurden glücklicherweise weniger und
auch kürzer. Oft plätscherte die Handlung einfach nur vor sich hin,
ohne das etwas nennenswertes geschehen ist. Ein wenig mehr Drama
hätte mir gut gefallen, es hätte Schwung in den Roman gebracht und
würde einen guten Gegensatz zu den Beschreibungen bilden.
Ursprünglich hatte ich angenommen,
dass sich das Buch fast ausschließlich um Recha und Willi drehen
wird, sie bestimmen den Klappentext und auch der Vorspann hat mir
diesen Eindruck vermittelt. Dem war leider nicht so. Viellleicht
wären mir die Beiden sympathischer gewesen, wenn sie die klaren
Hauptfiguren gewesen wären. Doch gleichzeitig gibt es noch einen
Erzählstrang um Willis Schwestern Ille, sowie um Felice, ihrem Mann
und den Kindern. Einen großen Bezug zueinander gab es leider nur
sehr selten, meistens liefen die Stränge nebeneinander her, ohne
Berührungspunkte. Obwohl Ille nur wenig aufgetreten ist, hätte ich
auf sie verzichten können. Und auch Felice fand ich ziemlich
anstrengend. Sie verkörperte zu stark die moderne Frau, die Job und
Familie unter einen Hut bringt. Ich glaube, von den ganzen
Charakteren fand ich sie am schwierigsten und kompliziertesten.
Als Setting wurde fast ausschließlich
Berlin gewählt, nur wenige Szenen spielen woanders. Wenn dies der
Fall ist, hatte ich das Gefühl, dass die Orte nicht so stark
beschrieben wurden und etwas untergingen, was vollkommen in Ordnung
ist. Dafür ist es der Autorin gelungen, ein lebendiges Berlin mit
verschiedenen Seiten zu zeigen. Allen voran fand ich die
Beschreibungen der ärmeren Viertel sehr gut beschrieben, sie ließen
ein schonungsloses Bild entstehen und gaben dem Roman Ernsthaftigkeit
und zeigten auch die Rechercherarbeit, die hinter dem Werk steckt.
Zu guter letzt komme ich noch zu den
Protagonisten. Es gibt eine überschaubare Anzahl von
Hauptprotagonisten. Dazu kommen noch einige wiederholt auftretende
Personen, das wars. Zu keinen einzigen habe ich einen Bezug gefunden
oder Sympathie aufbauen können. Die vier Hauptprotagonisten Recha,
Willi, Felice und Quintus waren durchweg schwierig. Sie lebten oft
einfach nur aneinander vorbei, haben nur wenig miteinander gesprochen
und waren teilweise zu karriereorientiert. Es gab keine klärenden
Gespräche, wodurch leicht Missverständnisse entstanden sind.
Gefühle und Probleme wurden nur selten ausgesprochen, meist wirkten
besonders Willi und Felice gefühlslos, fast schon roboterhaft.
Lediglich Rechas Bruder Gabriel hat
sich aus der Masse etwas herausgehoben. Er war auch nicht komplett
gelungen in seinem Auftreten, aber er war eine ehrliche Seele, die
freundlich war und für seine Mitmenschen, allen voran für Recha,
nur das Beste will. Wenn ich eine Lieblingsfigur nennen müsste, dann
wäre es definitiv Gabriel.
Fazit:
Nach einem richtig guten Anfang anhand
des Vorspanns wurde die Handlung für mich schnell langatmig. Ich
wurde mit den Protagonisten durchweg nicht sonderlich warm, sie waren
für mich meist zu egoistisch, unerreichbar, nicht lebendig genug.
Auch die Geschichte fand ich nicht
perfekt, es gibt zu viele und ausführliche Beschreibungen, die die
Handlung nicht weitertreiben. Dadurch hatte ich oft nicht wirklich
Lust, weiterzulesen und ließ mich ablenken. Glücklicherweise ließ
das irgendwann ab der Mitte des Buches nach und ich die Handlung
wurde etwas interessanter und das Buch ließ sich besser lesen.
Am Ende fand ich die Schreibweise recht
gut, sie war einfach gehalten, wurde mit der Zeit lebendiger und gab
schonungslose Einblicke in die politische Situation. Dazu hat mir
auch die Beschreibung des Settings gefallen, es zeigte wahre Ecken
von Berlin.
Alles in allem hat mich das Buch aber
leider enttäuscht. Es wurde eine interessante Handlung mit
politischen Ereignissen versprochen, was nicht eingehalten wurde.
Bewertung: 2,5 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den Bastei Lübbe Verlag, sowie die Lesejury für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
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