Titel: Tagebuch eines Buchhändlers
Originaltitel: The Diary of a Bookseller ( aus dem Englischen von Mechthild Barth)
Autor: Shaun Bythell
Verlag: btb
Seitenzahl: 448 Seiten
Preis: 11,00 €
Erscheinungsdatum:12.08.2019
ISBN:
978-3-442-71865-8
Handlung:
Shaun Bythell betreibt die drittgrößte Secondhand-Buchhandlung in Schottland. Seitdem er diese 2001 erworben hat, hat er einiges miterlebt: Kunden mit besonderen Wünschen, kuriose Bücher, Auktionen und Haushaltsauflösungen.
Sein riesig wirkender Buchladen scheint
ein Paradies für jeden Büchernarr zu sein. Bodenlange Regale,
vollkommen unterschiedliche Titel, dazu laden Sessel und ein Kamin
zum Verweilen ein.
In seinem Tagebuch beschreibt Shaun
Bythell ein Jahr lang fast jeden Arbeitstag, mal gibt es einiges zu
berichten, mal wird der Tag in einem Satz zusammengefasst. Somit gibt
er einen kleinen Einblick in sein Leben und in das Leben eines
Buchhändlers.
Meinung:
Das Cover könnte ich stundenlang
betrachten. Es ist einfach wunderschön gestaltet, wirkt gemütlich
und urig. Der Betrachter wird dazu eingeladen, das Buch näher zu
betrachten und darin zu blättern. Ich finde es richtig gelungen, das
gesamte Bild wirkt einzigartig und ist für Buchliebhaber ein Traum:
ein ganzes Haus voller Bücher. Nur zu gerne würde ich Mal durch den
Raum streifen und die beschriebenen Regale mit eigenen Augen sehen.
Auch das regnerisch/winterliche Wetter
finde ich unglaublich passend. Für mich ist das die schönste
Jahreszeit, auch um in einem guten Buch zu lesen.
Einige Details des Hauses und des Herrn
in der Tür, finden sich in der Handlung wieder und nur zu gerne
hätte ich mir die Buchhandlung von Herrn Bythell so vorgestellt.
Für kurze Zeit, als ich das Buch
erstmals gesehen habe, dachte ich, dass es sich um einen humorvollen
Roman handelt, der Einzelheiten aus dem Buchhändleralltag erzählt.
Schnell wurde ich eines besseren belehrt, schon beim Lesen des
Klappentextes zeigt sich, dass der Buchhändler gleichzeitig der
Autor ist und das Werk auf wahren Begebenheiten beruht, viele
autobiographische Züge hat.
Auch mit der Tatsache konnte ich mich
schnell anfreunden und war auf den ersten paar Seiten auch recht
zufrieden. Mir hat die Schreibweise gefallen, es gab humorvolle
Schilderungen und war in Ordnung. Doch irgendwie hat mein Interesse
dafür immer mehr nachgelassen.
Das Tagebuch geht genau ein Jahr, nur
wenige Tage, bei denen es sich stets um Sonntage handelt, wurden
ausgelassen. Ansonsten gibt es immer einen Eintrag über die
Geschehnisse des Tages, der mal länger, mal kürzer ausfällt. Dazu
gibt es am Anfang eines jeden Monats ein Zitat von George Orwell,
dass von dem Autor kommentiert wird. Außerdem werden noch kleine
Extra-Details angegeben, wie bestellte Bücher, die Anzahl der Kunden
oder die Einnahmen des jeweiligen Tages. Diese Aufmachung ist auf
jeden Fall top!
Fast durchweg gut fand ich die
Schreibweise. Die Tage wurden meist kurzweilig beschrieben, es gibt
eine lockere humorvolle Art, perfekte Lesebedingungen. Das Buch lässt
sich leicht vom Fleck weglesen und wenn man sich einen Tag vornimmt,
kann man es locker auslesen.
Was mich gestört hat, waren einige
Beschreibungen von Systemen, die online genutzt werden und zu denen
der Autor einen Einblick geben will. Das war ein netter Versuch,
dessen Inhalt bei mir aber nicht angekommen ist. Ich bin nie richtig
dahinter gestiegen, was er damit sagen will und habe irgendwann
solche Szenen etwas überflogen.
Ich hatte selbst schon Praktikas in
einer Buchhandlung gemacht und einige kuriose Momente miterlebt.
Daher war ich gespannt, was mich hier erwartet, mit was für lustigen
Geschichten Shaun Bythell aufwartet. Leider gab es aber meist nicht
so viel spannendes. Er fährt regelmäßig zu Auktionen oder kauft
gefühlt täglich Bücher an. Lässt sich über Kunden und seine
Mitarbeiter aus und fährt mit seiner Freundin durch die Gegend. Das
wars im Grunde schon. Ich hatte wahrlich nicht einen dramatischen
Roman mit Action erwartet, aber einige Szenen, in denen wirklich mal
etwas passiert. Zum Beispiel wird in der Inhaltsangabe von einem
besonderen antiquarischen Fund berichtet. Im Buch kam das nicht
vor...
Einige Beschreibungen des Ortes Wigtown
sind vorhanden, ebenso wie von dem Haus mit der Buchhandlung und
Wohnung Bythells. Die Landschaftsbeschreibungen sind ganz gelungen,
doch alles wirkt etwas wirr. Ich kann die Läden und Häuser für
mich nicht ansatzweise auf einer imaginären Karte verorten. Und auch
mit dem Buchladen selbst hatte ich Probleme. Nicht nur, ihn mir
vorzustellen, sondern er wirkt nicht einladend. Wie ein grauer
Kasten, der kalt und starr erscheint. Es scheint keine schön
gestalteten Schaufenster zu geben oder irgendetwas, was dazu
verführen könnte, den Laden zu betreten. Außer seinem Ruf...
Mein wahrscheinlich größtes Problem hatte ich mit der Person Shaun Bythell. Von Anfang an lässt sich herauslesen, dass er nicht mit der Masse schwimmt und sein eigenes Ding macht. Was ich richtig toll finde. Doch schnell ging er mir auf den Keks. Er scheint von allen genervt zu sein: von Mitarbeitern, Kunden und teilweise auch von Freunden. Aller paar Seiten liest man, wie selten seine Mitarbeiter Aufgaben von ihm befolgen. Doch Bythell scheint sich fast darüber zu freuen und spricht nicht mal ein Machtwort.
Die Kunden nutzt er nur zum beobachten,
an so gut wie keinem wird ein gutes Wort ausgelassen. Auf
Konversationen scheint der Besitzer keinen Wert zu legen. Entweder
die Leute kaufen was oder lassen ihn in Ruhe. Dadurch verstehe ich es
nicht, dass die Buchhandlung doch so bekannt und einigermaßen
beliebt ist. Ich würde dort nicht gern reingehen, wenn ich wüsste,
dass der Herr mich genau beobachtet, möglicherweise bei Facebook
postet und nicht sonderlich freundlich auftritt.
Oft habe ich mich gefragt, wie die
Buchhandlung überleben kann. Nicht immer sind die Einkünfte sehr
hoch und scheinbar jede Woche kauft Bythell mehrere Bücher an. Da
frage ich mich, wie die finanzielle Lage von ihm wirklich ist, es
wird in der Beschreibung auch erwähnt, dass die Kasse ständig leer
sei. Das ist da ja eigentlich ein Widerspruch....
Seine Person fand ich auch nicht sehr
sympathisch. Zum einen, wie erwähnt, die herablassende und genervte
Art gegenüber Kundschaft, zum anderen ein betont lässiges Auftreten
mit einer „mir doch egal – Haltung“ . Bythell wollte vielleicht
betont locker und cool wirken, auf mich war es nur ein Versuch
dessen.
Fazit:
Ich hatte mir viel mehr
von dem Buch vesprochen. Einen humorvollen Einblick, mit teilweise
ausführlicheren Beschreibungen und nicht so vielen Nichtigkeiten,
wie wann er seine Freundin nahc London gefahren hat oder wieder
abgeholt hat. Klar, gehört das zu seinem Alltag, aber nicht in den
Alltag seines Berufslebens, von dem ich gerne mehr erfahren hätte.
Negativ bewerte ich die gesamte Figur
von Shaun Bythell, den ich durchweg unsympathisch fand. Mich haben
viele Eigenheiten gestört, ich kam mit seinem Wesen und Auftreten
einfach nicht klar.
Sehr gut gefallen hat mir die gesamte Aufmachung des Buches, angefangen von dem Cover bis hin zur Seitengestaltung und oft die Schreibweise. Dazu habe ich zwar auch einen kleinen Kritikpunkt genannt, doch konnte ich mich ganz gut damit arrangieren.
Sehr gut gefallen hat mir die gesamte Aufmachung des Buches, angefangen von dem Cover bis hin zur Seitengestaltung und oft die Schreibweise. Dazu habe ich zwar auch einen kleinen Kritikpunkt genannt, doch konnte ich mich ganz gut damit arrangieren.
Bewertung: 2,5 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an Vorablesen und den btb-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
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