Titel: Die Ärztin - Das Licht der Welt
Autorin: Helene Sommerfeld
Verlag:
rororo
Seitenzahl: 560 Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN:
978-3-499-27399-5
Handlung:
Ricarda wächst als Tochter des Gärtners und der Köchin zusammen mit ihren Schwestern auf Gut Freystetten auf. Bis sich ihr Leben mit 13 Jahren plötzlich ändert: Ricarda rettet der Tochter des Grafen das Leben. Zum Dank darf sie daraufhin bei Komtess Henriette in Berlin leben, wo sie nicht nur eine vorbildliche Bildung genießt, sondern auch in den Bekanntenkreis der Komtess eingeführt wird. Dort lernt Ricarda so einige fortschrittliche und modern denkende Damen kennen, unter ihnen befinden sich so auch einige Ärztinnen, so wie auch die Komtess.
In ihrer Zeit in Berlin lernt Ricarda
nicht nur die schönen Seiten des Lebens kennen, sondern lernt auch
die Armenviertel in Berlin kennen, wo die Familien unterernährt sind
und im Schmutz leben, sich außerdem keine ärztliche Versorgung
leisten können. Je mehr Ricarda von dem Leid der Menschen sieht,
desto stärker wird ihr Wunsch, ihnen zu helfen und selbst auch
Medizin zu studieren. Doch dies ist in Deutschland noch verboten, für
das Studium müsste Ricarda in die Schweiz ziehen. Diese Entscheidung
fällt ihr schwer, müsste sie ihren Liebsten doch in Berlin
zurücklassen.
Meinung:
Ich muss ehrlich sagen, dass ich von dem Cover kein großer Fan bin. Dies liegt einzig und allein an der jungen Dame, die sich halb dem Betrachter zuwendet. Allgemein finde ich es immer schwierig, wenn sich eine Person auf dem Cover befindet. Hier lenkt sie stark von dem historischen Bild am unteren Teil ab und wirkt auf mich fehlplatziert.
Die Blau-Töne finde ich angenehm, sie
wirken zwar kühl, aber auch gleichzeitig beruhigend. Dazu passt die
kleine historische Zeichnung hervorragend.
Nach dem Aufschlagen des Romans fällt
als erstes eine Karte von Berlin aus dem Jahr 1878 ins Auge. Anhand
dieser lassen sich gut die Wege von Ricarda und ihren Gefährtinnen
nachvollziehen, insbesondere, wenn man keine Ortskenntnisse der Stadt
besitzt ist dies sehr hilfreich.
Weiterhin befindet sich direkt am
Anfang ein Personenverzeichnis mit den wichtigsten Personen. Hier hat
mir sehr gut gefallen, dass nicht nur die Namen abgedruckt wurden,
sondern auch die Geburtsdaten. So konnte man selbst immer wieder
nachrechnen, wie alt diverse Personen sind, wenn einem diese
Information entfallen ist oder wenn innerhalb der Handlung einige
Jahre vergangen sind.
Der Roman hat mit einem sehr starken
Anfang gepunkt, welcher gleichzeitig spannend, aber auch emotional
beschrieben wurde. Ich habe den Roman innerhalb von knapp zwei Tagen
gelesen, weil ich ihn nach kurzer Zeit schon nicht mehr aus der Hand
legen konnte.
Am Anfang eines jeden neuen Kapitels
existierte immer eine Angabe, in welchem Jahr die folgende Handlung
stattfindet. So ließen sich Zeitsprünge leicht erkennen. Hier hätte
ich es schön gefunden, wenn es ein wenig Details gegeben hätte, was
in den letzten Jahren passiert ist. Diese wurden immer etwas
ausgelassen.
Es kamen immer wieder medizinische
Sachverhalte zur Sprache, welche stets einfach und verständlich
geschildert wurden, sodass man auch als Laie versteht, was gerade
beschrieben wurde.
Ricarda sieht man als Leser erstmals
mit 13 Jahren kennen und begleitet sie dann, mit kleinen
Zeitsprüngen, bis in das Alter von 27 Jahren. In dieser Zeit wird
aus dem jungen und teils unsicheren Mädchen eine junge Dame, die
zielbewusst ist und genau weiß, was sie sich vom Leben wünscht.
Während all dieser Jahre entwickelt sich Ricarda sichtbar weiter,
sie durchläuft verschiedene Stationen, bis sie am Ende die Person
ist, mit der sie zufrieden ist. Ich finde es toll, dass sie sich
bestimmte Merkmale beibehalten hat, die sie auch schon in ihrer
Kindheit hatte und man die erwachsene Ricarda immer noch mit der
kindlichen in Verbindung bringen kann.
Sie steht häufig im Vordergrund und
ist eine sympathische Person, die man als Leser gerne begleitet. An
vielen Stellen habe ich Ricarda bewundert für ihre Ausdauer und
Stärke, all ihre Wünsche durchzuziehen und niemals aufzugeben, egal
wie schwierig die Situation gerade ist oder wie viel Arbeit auf sie
wartet.
Als zweite Person steht häufig die
Komtess Ricarda im Mittelpunkt, eine der wenigen Ärztinnen in
Berlin. Sie ist ein Charakter, der sich schwieriger einschätzen
lässt. Sie öffnet sich immer nur ein wenig vor anderen Personen und
auch am Ende des Romans habe ich das Gefühl, sie nicht recht zu
kennen. Das hat mich absolut nicht gestört, ich fand es schön, dass
es einen so mysteriösen Charakter gibt, viele der anderen Charaktere
tragen ihr Herz doch auf der Zunge.
Auch die anderen Protagonisten waren
eindrucksvoll und mit viel Liebe dargestellt. Sie tauchten im Verlauf
der Handlung immer mal wieder auf und hatten alle
Wiedererkennungswert.
Fazit:
Der Roman beschreibt die Geschichte
eines jungen Mädchens, welches zu einer selbstbewussten und starken
Dame heranwächst mit klaren Zielen. Besonders gefallen hat mir die
Darstellung und Entwicklung von Ricarda, welche auf das Beste
gelungen ist. Es wird außerdem ein klares und authentisches Bild von
dem Berlin der 1870er Jahre gezeichnet, welches den Leser in eine
interessante Metropole eintauchen lässt mit vielen Gegensätzen.
Bewertung: 4,5 von 5 Sternen
MarySophie
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