Freitag, 27. August 2021

Rezension: Vor Frauen wird gewarnt von Heidi Rehn

Titel: Vor Frauen wird gewarnt
 Autorin: Heidi Rehn
 Verlag: Knaur Taschenbuch
Seitenzahl: 432 Seiten
 Preis: 12,99 €
 Erscheinungsdatum: 02.08.2021
ISBN: 978-3-426-52626-2

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Handlung

Vicki Baum. Eine fortschrittliche Frau ihrer Zeit. Sie gilt als emanzipiert und talentiert. Sie schafft es anhand von wenigen Worten, die Leser in ihren Bann zu ziehen. Ihr Roman „Menschen im Hotel“ war ein Bestseller und ist noch heute ein weltbekanntes Werk. Mit ihrem Können schaffte es die Autorin, der Unterhaltungsliteratur eine neue Bedeutung zu geben. Vicki Baum gilt als Karrierefrau, sie wird von den Leserinnen verehrt und dafür bewundert, wie sie die Familie und ihren Beruf unter einen Hut bekommt. Doch wie tickte diese bekannte Dame eigentlich?

Meinung

Das Cover empfinde ich als absolutes Highlight. Nicht nur aufgrund der goldenen Details, sondern auch wegen der gesamten Szenerie. Es passt einfach alles zusammen und ich bin verzaubert von dem Anblick!

Im Hintergrund befindet sich eine Stadtszene in schwarz-weiß. Man sieht nicht nur die Straße mit den umliegenden Gebäuden, sondern auch einige Autos und Menschen, die die Gegend bevölkern. Am Rand befindet sich eine Dame, die dem Aussehen nach ein Stück weit an Vicki Baum erinnert. Sie ist in der Mode der 20er Jahren abgebildet und auch ihre Frisur und das Make-Up erinnern an diese Zeit. Dazu gibt es vor allem im oberen Drittel allerlei goldene Akzente, die das Gesamtbild einzigartig und besonders machen. Zudem bringt diese Farbe viel Eleganz und Klasse mit, sodass letztendlich ein rundes und stimmiges Cover entsteht.

Von Vicki Baum habe ich leider noch kein Buch gelesen, allerdings ist mir die Theatervariante von Menschen im Hotel ein wenig bekannt, dieses Stück habe ich mal hinter den Kulissen miterlebt. Und obwohl ich damals von dem Inhalt nur wenig mitbekommen habe, steht der Roman seitdem auf meiner Wunschliste.

Als ich nun in der Verlagsvorschau das neue Werk von Heidi Rehn entdeckt habe, war mein Interesse sofort geweckt. Nicht nur das wunderschöne Cover hat meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, sondern auch der Titel klingt vielversprechend. Die Inhaltsangabe hat ebenfalls verlockend geklungen und daher musste das Buch einfach auf meine Wunschliste und ich hatte richtig Lust darauf, es zu lesen. Natürlich war es daher eine riesengroße Freude für mich, den Roman als Rezensionsexemplar vom Verlag zu erhalten, wofür ich mich nochmals herzlich bedanken möchte!

Ganz so leicht fiel mir der Start in die Geschichte leider nicht. Ich musste mich nicht nur an die Schreibweise und die neue Situation gewöhnen, sondern es brauchte auch ein bisschen, bis ich mich auf die Handlung einlassen konnte. Daher habe ich recht lange gebraucht, ehe ich mit dem Lesen so richtig vorangekommen bin, als dann einmal der Knoten geplatzt war, lief es immer besser und ich konnte der Geschichte irgendwann problemlos folgen.

Ich empfinde die Sprache als überraschend anspruchsvoll. Vor allem anhand von Wortgefechten, die Vicki sich immer wieder mit verschiedenen Personen liefert, wird die Schreibweise qualitativ angehoben. Ich fand diese Szenen sehr spannend, sie liefern starke Botschaften, bei denen ich besonders Vicki häufig zustimmen musste. Ich finde es einfach famos, wie sie manche Dinge äußert und sich dadurch ihren Rang in der Gesellschaft und in der Ullsteinschen Hierarchie erarbeitet hat. Aufgrund der einzigartigen Ausdrucksweise, die allgemein im Roman vorherrschend ist, lässt sich das Buch zwar gut lesen, jedoch bin ich mit dem Lesen nicht so schnell vorangekommen, wie ich es ursprünglich gedacht hatte. Immer wieder habe ich kleine Pausen gemacht. Entweder um über das Gelesene nachzudenken oder um mir manche Aspekte nochmals genauer vorzustellen. Das ergibt letztendlich ein schönes Gesamtbild und allein dadurch werde ich das Buch lange in Erinnerung behalten.

Ich hätte mir gewünscht, dass es vor den Kapiteln eine kleine Anmerkung zu der Handlungszeit gibt. Mir hätte es schon ausgereicht, wenn es eine Monatsangabe gegeben hätte. Einfach um zu schauen, wo sich die Geschichte gerade befindet, wie lange Vicki Baum mittlerweile in Berlin lebt und bei Ullstein tätig ist und um eine historische Einordnung vornehmen zu können. Häufig lässt sich nur anhand der Jahreszeit ableiten, wie lange die Dame nun schon in Berlin lebt, ansonsten fällt mir das schwer. Mir hätte es daher gut gefallen, wenn man zur zeitlichen Einordnung eine kleine Hilfestellung erhält.

Ich finde, dass vor allem in jenen Szenen, wo Vicki der Führungsriege von Ullstein gegenübersitzt, viele Stimmungen ins Spiel kommen. Diese Abschnitte gehören auch zu jenen, die ich mir am besten vorstellen kann und ich finde, dass sie besonders gut gelungen sind. Ich kann häufig richtig gut nachvollziehen, wie sich die Autorin gerade fühlt und ihre Gedankengänge währenddessen sind sehr authentisch und lebhaft niedergeschrieben. Dies zusammen mit der Stimmung ergibt ein unglaubliches Bild, welches ich gern mag.

Ansonsten finde ich, dass Emotionen recht rar gesät sind. Sowohl solche, die von den Protagonisten ausgehen, als auch solche, die die Stimmung der Stadt einfangen. Ich habe abgesehen von genannten Szenen nie wirklich den Eindruck gehabt, dass ich mit Vicki mitfühle. Vielleicht liegt das auch daran, dass sie für meinen Geschmack zu wenige Emotionen zeigt und in dieser Hinsicht nicht viel Abwechslung zeigt...

Die Geschichte wird aus der Sicht eines auktorialen Erzähler beschrieben. Dieser folgt durchweg Vicki und man kann als Leser gut erkennen, wie die Dame getickt hat, welche Interessen sie besitzt und wie ihr Tagesablauf aussieht. Ganz besonders gut hat es mir gefallen, dass man dabei auch allerhand über ihre Gedanken mitbekommt. Teilweise sind dies die einzigen Stellen, wo man merkt, dass Vicki zwar ihre Fassade einer taffen Frau aufrechterhält, es in ihrem Inneren allerdings ganz anders aussieht. Daher bin ich wirklich froh darüber, dass die Gedanken in so einer hohen Anzahl eingefügt wurden und man Vicki dadurch besser verstehen kann.

Vor allem anhand der Figur von Vicki Baum, sowie ihren Freunden und ihrer Familie werden historische Hintergründe in den Roman eingebunden. Man lernt, welchen Weg sie bisher gegangen ist und wie ihre Karriere gefördert wurde. Man kann schauen, wie ihre Bücher beim Publikum angekommen sind und welche Werbemaßnahmen Ullstein für die Romane genutzt hat. Dadurch, aber auch anhand einiger kleiner Details wie der Mode wird ein lebendiges Bild der Zeit gemalt, welches vielseitig ist und den Leser gut informiert. Ich finde es vor allem sehr interessant, wie viele im Buch geschilderte Situationen tatsächlich so geschehen sein könnten und finde, dass hinter dem Roman eine feine und ausführliche Recherchearbeit steckt.

Beim Setting steht Berlin eindeutig im Vordergrund. Das ist der Haupthandlungsort und man lernt verschiedene Ecken der Stadt gut kennen. Jeder Ort wurde gut und ausführlich beschrieben, sodass man sich ein solides Bild von fast jedem Setting machen konnte.

Besonders angetan hat es mir die kleine Wohnung von Vicki Baum, ich konnte mir diese unheimlich gut und bildreich vorstellen und ich habe es sehr gemocht, wie Vicki, aber auch ihre Familie und die Freunde das Zuhause mit Leben gefüllt haben. Leider hat mir die Darstellung des Verlagshauses von Ullstein nicht so gut gefallen. Allein deswegen, weil ich die Dimensionen nicht richtig herausarbeiten konnte und das gesamte Gebäude allgemein eine recht kühle Aura mit sich brachte.

Ich finde die Anzahl der Figuren tatsächlich als recht überschaubar und gut zu merken. Viele Personen tauchen wiederholt auf, sie haben gute Wiedererkennungszeichen und wurden mit lebhaften Worten umschrieben. Mir sind alle auf Anhieb im Gedächtnis geblieben und ich mag es, wie man viele Figuren mit fortschreitender Handlung immer besser kennenlernt. Dabei werden verschiedene Charaktere in die Geschichte eingefügt, sodass eine hohe Vielfalt vorhanden ist, die ein authentisches Abbild der Gesellschaft darstellt.

Bei der Darstellung von Vicki Baum hätte ich mir lediglich gewünscht, dass sie noch mehr Facetten von sich zeigt, auch mal ihre wütenden oder traurigen Momente offen zeigt und sich nicht immer hinter ihrer Maske versteckt. Sie tritt durchweg als taffe und selbstsichere Frau auf, anhand ihrer Gedanken erkennt man allerdings, dass es teilweise ganz anders in ihrem Inneren aussieht. Und daher hätte es mir gut gefallen, wenn sie die Emotionen auch mal offener zulässt und sie nicht immer verbirgt.

Fazit

Ich muss ehrlich sagen, dass ich mit hohen Erwartungen in den Roman gestartet bin. Ich weiß selbst nicht wieso. Vielleicht weil ich das Cover so schön finde und ich daher unbedingt wollte, dass die Handlung ebenso gelungen ist. Vielleicht aber auch, weil mir das Buch gefühlt überall begegnet ist und ich viel Werbung dafür gesehen habe. Daher war ich unglaublich gespannt auf die Handlung, die mir im Gesamten betrachtet auch wirklich gut gefallen hat. Ich hatte vergnügliche und interessante Stunden mit dem Buch. An zahlreichen Stellen konnte ich manche Zitate so unterschreiben und ich finde es stark, was teilweise für Botschaften vermittelt werden.

Allerdings fehlt bei mir noch was, um das Buch zu einem Highlight werden zu lassen. Ich denke, dass mehrere offen gezeigte Emotionen, allen voran von Vicki Baum, vielleicht der mir fehlende Punkt sein könnten. Nichtsdestotrotz wurde mein Interesse an der Autorin und ihren Werken geweckt und ich finde, dass der Roman einen guten und spannenden Eindruck ihrer Person hinterlässt.

Bewertung: 4 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 
Diesen Roman der Autorin habe ich ebenfalls gelesen:
 

Montag, 23. August 2021

Rezension: Die Frauen vom Jungfernstieg - Antonias Hoffnung von Lena Johannson

Titel: Die Frauen vom Jungfernstieg - Antonias Hoffnung
 Autorin: Lena Johannson
 Verlag: Aufbau TB
Seitenzahl: 416 Seiten
 Preis: 12,99 €
 Erscheinungsdatum: 19.07.2021
ISBN: 978-3-7466-3705-1

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Handlung

Hamburg 1903

Die Firma Beiersdorf genießt noch immer die Aufmerksamkeit, die das Leukoplast auf sie gelenkt hat. Allerdings weiß Oscar, dass dies ein Erfolg ist, auf dem sie sich nicht lange ausruhen dürfen. Derweil genießt es seine Frau Gerda immer mehr, in ihrer Villa in Eimsbüttel Kunstsalons zu veranstalten und sie schätzt den Austausch mit Kunstinteressierten sehr. Unter anderem auch deswegen hat sich mit Irma eine Freundschaft entwickelt. Diese bekommt für ihre Gemälde immer mehr Aufmerksamkeit und mittlerweile steht sie kurz vor ihrem internationalen Durchbruch. 
Antonia hat sowohl ihr privates, als auch ihr berufliches Glück gefunden. Bis plötzlich eine Freundin stirbt und sie sich um deren Tochter kümmern soll. Noch weiß sie nicht, wie hart der Weg zum Sorgerecht wird...

Meinung

Das Cover gefällt mir sowohl farblich, als auch von den gewählten Motiven her sehr gut. Es strahlt eine Frische aus, die mitreißend ist und den Blick automatisch auf das Buch lenkt. Wie auch schon beim ersten Band wird wieder eine Dame gezeigt, die dem Betrachter den Rücken zuwendet. Sie ist der Mode der Handlungszeit entsprechend gekleidet und blickt auf ein Gebäude, welches sich in Hamburg verorten lässt. Der Hintergrund wurde farbenreich, als auch sehr detailliert dargestellt, weshalb die gesamte Szenerie lebendig und einladend wirkt.

Am oberen Bildrand sind Blattranken eingefügt, die dem Bild noch einen sommerlicheren Touch verleihen und sie harmonieren sehr gut mit dem Himmel. Außerdem runden sie das Gesamtbild fein ab. Insgesamt betrachtet mag ich das Cover wirklich gern, es ist schick und stimmig. Zudem mag ich die Ähnlichkeiten mit dem ersten Band der Reihe, wodurch sich ein Wiedererkennungswert ergibt. Ein hübsches Cover, welches bei mir die Vorfreude auf die Geschichte gestärkt hat.

Mittlerweile habe ich schon einige Romane von Lena Johannson gelesen. Und bisher war tatsächlich noch keiner dabei, der mich auch nur ansatzweise enttäuscht hat. Jedes Werk aus ihrer Feder hat mir richtig gut gefallen und ich freue mich immer, wenn ich ihren Namen in den Verlagsvorschauen erblicke.

So ging es mir auch, als ich letztes Jahr den Auftaktband ihrer neuen Saga entdeckt habe. Ich war sofort gespannt auf die Geschichte und es hat mir große Freude bereitet, den ersten Band zu lesen. Und weil mich das Buch so gut unterhalten hat und ich unbedingt wissen wollte, wie die Reihe weitergeht, stand die Fortsetzung ganz weit oben auf meiner Wunschliste. Ganz besonders habe ich mich darüber gefreut, auch diesen Teil als Rezensionsexemplar vom Aufbau Verlag zu erhalten, wofür ich mich noch einmal ganz herzlich bedanken möchte!

Ich habe vor dem Lesen erst einmal meine Rezi zum ersten Band durchgelesen um mir die Ereignisse vor Augen zu rufen. Und dabei bin ich über das Wort Personenverzeichnis gestolpert, was es bei diesem Teil leider nicht gibt. Im Grunde ist das nicht tragisch, die Figuren werden mit eingängigen und lebendigen Worten beschrieben, sie tauchen in einer übersichtlichen Anzahl auf und ich hatte nie das Problem, dass ich jemanden vergessen hätte. Gerade die wichtigsten Figuren, allen voran die drei Damen Antonia, Gerda und Irma, aber auch deren Ehemänner, haben eine sehr umfangreiche Zeichnung erhalten, zudem stehen sie ständig im Fokus der Geschichte. Alle anderen Figuren gliedern sich deutlich unter ihnen ein. Trotzdem wäre es vielleicht ganz nett gewesen, wenn irgendwo im Buch eine kleine Übersicht über die handelnden Figuren gewesen wäre. Allerdings ist das kein Muss, ich hatte keine Schwierigkeiten damit, die Figuren wiederzuerkennen und sie in den korrekten Zusammenhang zu bringen.

Am Ende des Buches wurde ein kleines Glossar eingefügt. Dort werden sowohl schlesische, als auch hamburgische Begriffe nochmals erläutert und man kann schauen, was deren Bedeutung im hochdeutschen ist. Die meisten dieser Worte waren mir bekannt, ansonsten erschließt sich der Sinn auch problemlos im Kontext der Szene, trotzdem empfand ich es als hilfreich, dieses Glossar am Ende zu wissen.Zudem gibt es am Ende ein informatives Nachwort. In diesem werden einige Sachverhalte nochmals kurz aufgegriffen und erläutert. Einige Punkte werden dabei kurz und sachlich klargestellt, was ich sehr passend empfinde. Außerdem bildet dieses einen feinen Abschluss des Romans!

Obwohl ich mir vorab meine Meinung durchgelesen hatte und mir allein dadurch wieder ein paar Details aus dem ersten Band eingefallen sind, brauchte ich ein paar Seiten, um mich in die Handlung hineinzufinden. Zwar waren mir die Figuren direkt wieder vertraut, allerdings sind mir einige Ereignisse des vorherigen Teils nicht direkt eingefallen. Erst nach und nach sind immer mehr Erinnerungen zurückgekommen, sodass ich mich nach vielleicht fünfzig Seiten problemlos in der Geschichte zurechtgefunden habe.

Von der Sprache bin ich sehr angetan. Sie lässt sich flüssig und sehr gut lesen, es macht einfach nur großen Spaß in die Geschichte einzutauchen und sich die Situationen bildlich vorzustellen. Dazu trägt nicht nur die abwechslungsreiche Handlung bei, sondern halt auch die Schreibweise der Autorin. Und diese war einfach nur toll. Es gibt viele, sehr bildhaft angehauchte Szenen, die sich teils so reihen, dass sie stellenweise wie ein Film in meinem Kopf abgelaufen sind. Jegliche Situation wird lebendig und nachvollziehbar beschrieben, man kann der Geschichte dadurch gut folgen und das Gelesene fein verarbeiten. Häufig wird die Sprache mit ein wenig Dialekt aufgepeppt, sodass die Figuren noch lebendiger wirkten.

Wieder gibt es mehrere Erzählperspektiven. Die Handlung spaltet sich auf die drei Damen Antonia, Irma und Gerda auf, aus ihren Sichtweisen werden verschiedene Situationen dargestellt. Wobei ich finde, dass Antonia diesmal ein wenig mehr Platz erhalten hat, um ihre Sicht der Dinge darzulegen. Auf jeden Fall entsteht so eine wunderbare Abwechslung, es wurde für mich nie langweilig und stets wollte ich wissen, wie sich bestimmte Sachverhalte letztendlich auflösen werden. Zudem gibt es daher viele Einblicke in die Gedanken, sowie Gefühle der Figuren und man kann stets gut nachvollziehen, was sie gerade bewegt und beschäftigt. Außerdem ist es möglich, eine Entwicklung zu verfolgen und es lässt sich schauen, wie unterschiedlich die Lebensstile zur Handlungszeit ausschauen. Schon auf diese Weise entsteht ein kleiner Einblick in die Hamburger Gesellschaft, der sich im Verlauf der Geschichte immer weiter verfestigt.

Ich bin wieder sehr zufrieden damit, dass eine so vielfältige Erzählweise genutzt wurde. Die Handlung gestaltet sich zu keinem Zeitpunkt als langweilig oder langatmig, immer wieder wird neuer Schwung hineingebracht, sei es durch kleine Cliffhanger oder durch spannende Wendungen. Zudem kann man die Protagonisten aus unterschiedlichen Blickwinkeln erleben und sich somit einen umfassenden Eindruck von ihnen verschaffen, der es möglich macht, sie genauer und auch mal kritisch zu betrachten.

Zum Beginn neuer Kapitel gibt es stets den Vermerk, aus welcher Sichtweise die folgenden Seiten geschildert werden. Das fand ich sehr hilfreich, so wurden die drei Perspektiven geschickt auseinandergehalten.Zudem gibt es immer mal eine Angabe zur Handlungszeit. Vor allem, wenn ein Kapitel in einem neuen Jahr spielt, gibt es dazu die Info, in welchem Monat und in welchem Jahr die folgenden Ereignisse spielen. So hat man einen groben Überblick, wie viel Zeit seit dem Beginn der Geschichte vergangen ist. Insgesamt vergehen rund sechs Jahre im Verlauf der Handlung, ich finde, dass man diesmal zeitlich mehr Informationen erhält als noch im ersten Band. Es hätten gerne auch vor jedem Kapitel diese Angaben stehen können, im Allgemeinen bin ich jedoch ganz zufrieden, wie es gehandhabt wurde.

Bis auf wenige Kapitel spielt der Großteil der Handlung in Hamburg. Von der Stadt lernt man verschiedene Ecken kennen, man kann schauen, wie sie sich im Verlauf der Jahre ändert und wie die Stimmung an verschiedenen Orten ist. Und weil man die drei Damen so genau verfolgt ist es auch möglich, sich über die Wohnverhältnisse der gesellschaftlichen Schichten ein Bild zu machen. Hamburg wird lebendig und abwechslungsreich dargestellt, man merkt einen Hauch der Stimmung in der Stadt und man erhält einen soliden Überblick auf die Stadt. Vor allem auf der Firma Beiersdorf, aber auch auf den Wohnungen oder Häusern der drei Hauptprotagonistinnen liegt der Fokus und ich finde, dass die Beschreibungen dessen sehr gelungen ist.

Nur wenige Kapitel spielen außerhalb von Hamburg. Einmal gibt es einige Szenen in Berlin, zudem lernt man Frankreich und Russland grob aus den Augen von Gerda und Irma kennen. Es ist deutlich zu spüren, dass auf diesen Orten ein nicht so großer Fokus liegt und sie nur für eine begrenzte Zeit im Roman auftauchen. Sie werden deutlich knapper beschrieben, zudem wirkt die Stimmung nicht so greifbar. Damit habe ich allerdings kein Problem, man erhält einen soliden Eindruck von den Orten und so zeigt sich, dass Hamburg eindeutig der Mittelpunkt der Geschichte ist.

Ich finde, dass allerhand historische Informationen in die Handlung eingebunden wurden. Zu verschiedenen Themen, die sowohl politischer, als auch technischer Natur sind, werden Hintergründe geschickt und wohldosiert in die Geschichte eingebunden. Die meisten Informationen erhält man über die Firma Beiersdorf. Sowohl über neue Produkte, als auch über die Arbeiten in diesem Berufsfeld wird einiges berichtet.

Außerdem kann man anhand von dem alltäglichen Leben und gesellschaftlichen Ereignissen gut schauen, wie die Menschen getickt haben und welche Prioritäten sie in ihrem Leben hatten. Man erhält einen guten Eindruck dessen und es wird ein lebendiges Bild der Handlungszeit gezeichnet.

Ich hatte ja bereits erwähnt, dass die drei Damen, sowie teils ihre Männer eindeutig im Fokus der Geschichte stehen (zusammen mit der Entwicklung der Firma Beiersdorf). Ihre Beschreibungen sind besonders üppig und genau ausgefallen, sie haben zahlreiche Attribute erhalten, die ein lebendiges Bild ihrer Person zeichnen. Ihre Charaktere, Aussagen und Handlungen wirkten lebendig und authentisch und es lässt sich gut verfolgen, was ihnen gerade auf dem Herzen liegt. Mir hat es gefallen, dass sie verschiedene Facetten von sich gezeigt haben und offen ihre Gefühle geäußert wurden. Ihre Darstellung wird dadurch abgerundet und es entstehen abwechslungsreiche, interessante und sympathische Persönlichkeiten, mit denen ich gern meine Zeit verbracht habe.

Die restlichen Figuren wurden mit nicht so viel Tiefgang ausgestattet. Sie bleiben in ihrer Zeichnung ein wenig oberflächlich, was mich allerdings gar nicht gestört hat. Sie haben trotzdem auszeichnende Merkmale erhalten, die ihre Darstellung einzigartig macht und man lernt sie zumindest so gut kennen, um ihre Handlungen und Meinungen zu bewerten.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass meine Vorfreude auf die Fortsetzung sehr berechtigt war. Meine Erwartungen an diesen zweiten Band wurden allesamt erfüllt und ich bin absolut zufrieden damit, wie sich die Ereignisse entwickelt haben. Und auch die Richtungen, in die sich die drei im Fokus stehenden Damen entfaltet haben, empfinde ich als spannend. Gleichzeitig mag ich es, dass man merkt das ihre Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist, weshalb ich mich bereits auf ihre Darstellung im dritten Band freue. Insgesamt habe ich schon einige Spekulationen darüber angestellt, wie sich die Geschichte weiterentwickeln könnte, welche Probleme von einigen Figuren ausgehen und was für Konflikte entstehen könnten. Gerade zum letzten Punkt bietet die Handlung einiges an Material und ich denke, dadurch wird die Reihe spannend und abwechslungsreich weitergehen!

Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
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Mittwoch, 18. August 2021

Lesemonat Juli 2021

Hallöchen und Willkommen zu einem neuen Lesemonat!
 
Mal wieder bin ich ein bisschen spät dran, um euch meinen Lesemonat Juli zu präsentieren... Aber mir ist es in den letzten zwei Wochen sehr schwer gefallen, mich hinzusetzen und die fehlenden Rezis zu schreiben. Entweder hatte ich nicht die Lust oder die Zeit dazu, um mich auf meine Gedanken zu den Büchern zu konzentrieren und meine Meinung niederzuschreiben.
Auf jeden Fall habe ich im Juli acht Bücher gelesen, was mich komplett zufriedenstellt. Es war eine bunte Mischung dabei, ich habe tolle Reihen weitergelesen, die Saga rund um die wilden Hühner beendet, interessante Protagonisten kennenlernen dürfen und einige Reisen in die Vergangenheit unternommen. 
Von den acht Büchern sind zwei selbst gekauft, bei den restlichen sechs Büchern handelt es sich um Rezensionsexemplare. Dabei hat mich eines überraschend erreicht, die restlichen fünf standen seit einiger Zeit auf meiner Wunschliste. Leider konnten mich nicht alle Werke überzeugen. Sowohl das erste Buch im Juli, als auch das Letzte haben meine Erwartungen nicht erfüllt und erwiesen sich für mich als Flops. Von den anderen Büchern bin ich angetan, sie haben mir sehr gut gefallen und ich kann ein jedes bedenkenlos weiterempfehlen.
Mit den acht gelesenen Geschichten habe ich insgesamt 2.668 Seiten gelesen. Dies ergibt einen Tagesdurchschnitt von 86 Seiten, was deutlich unter meinem normalen Leseverhalten liegt. Trotzdem empfinde ich die Anzahl als ordentlich, schließlich waren fast durchweg feine und gute Bücher dabei.
 
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 (4/⭐⭐⭐⭐⭐)

 (4/⭐⭐⭐⭐⭐)

 (4,5/⭐⭐⭐⭐⭐)


 (2,5/⭐⭐⭐⭐⭐)
 
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MarySophie

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Sonntag, 15. August 2021

Rezension: Im Schatten der Macht von Elizabeth Fremantle

Titel: Im Schatten der Macht
Originaltitel: The Poison Bed (aus dem Englischen von Sabine Herting)
 Autorin: Elizabeth Fremantle
 Verlag: Penguin
Seitenzahl: 528 Seiten
 Preis: 13,00 €
 Erscheinungsdatum: 12.07.2021
ISBN: 978-3-328-10660-9
 
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Handlung

England, 1615

Frances Howard ist hübsch, intelligent und der ganze Königshof liegt ihr zu Füßen. Doch ihr haftet auch ein kleiner Makel an: Ihre erste Ehe wurde geschieden, sie ist mittlerweile in zweiter Ehe mit Robert Carr, dem Favoriten des Königs verheiratet. Frances weiß genau, was sie sich erkämpft hat und sie tut alles Mögliche, um ihr derzeitiges Leben zu schützen. Dann allerdings erschüttert ein Skandal ganz London. Frances und Robert werden angeklagt und verhaftet. Langsam zeigen sich die wahren Gesichter des Ehepaares, schließlich wissen beide, dass nur einer mit dem Leben davonkommen wird...

Meinung

Das Cover hinterlässt mich etwas zwiegespalten. Ich mag die Farben an sich, die goldenen Verzierungen an den Seiten sind unglaublich schön, sie stechen durch den schwarzen Hintergrund stark hervor. Ich mag es auch, wie die Schrift eingefügt wurde, das ergibt einen schlichten und stimmigen Eindruck.

Was ich leider gar nicht mag ist, wie die Dame auf der rechten Seite den Betrachter anschaut. Ich mag es allgemein nur sehr selten, wenn die Personen auf dem Cover so offen ihr Gesicht zeigen und ich finde nicht, dass es diesen Blick gebraucht hätte. Es würde mir deutlich besser gefallen, wenn sie lediglich von hinten zu sehen wäre, dadurch würde sie mysteriöser wirken und man kann seiner Fantasie überlassen, wie sie ausschaut und mit welcher Figur man sie in Verbindung bringt.

Von Elizabeth Fremantle kenne ich bisher zwei Bücher, von denen ich eines richtig gut fand, das andere hat mir eher mittelmäßig gefallen. Daher war ich gespannt auf den neuen Roman und wie mir dieser gefallen wird. Die Inhaltsangabe klang zumindest schon mal sehr vielversprechend, daher habe ich mich sehr darüber gefreut, das Buch vom Bloggerportal als Rezensionsexemplar zu erhalten. Ein herzliches Dankeschön dafür!

Vorab möchte ich zwei Punkte benennen, die mir im Roman gefehlt haben. Einmal gibt es nie einige Angabe, in welchem Monat oder Jahr die folgende Handlung spielt. Daher lässt sich nie benennen, wo sich die Geschichte gerade befindet und ich kann auch nach dem Beenden des Buches nicht einschätzen, über wie viele Jahre sich die Handlung erstreckt hat. Zeitlich war ich sehr verloren, hier hätte mir wirklich bereits die Jahreszahl gereicht.

Außerdem fehlt mir ein Personenverzeichnis. Ich habe mich gerade am Anfang unglaublich schwer getan, um alle Figuren zu erkennen, mir sie zu merken und sie in einen Zusammenhang mit anderen Personen zu bringen. Verwandtschaftliche Verhältnisse haben sich mir erst so richtig mit der Zeit erschlossen und irgendwann wurden mir die Namen leider ein wenig zu viel. Mit zunehmender Handlung habe ich ein teils vergessen, welchen Rang und welchen Status sie am Hofe innehatten und das hat leider dazu geführt, dass ich oft nachdenken musste und dadurch mein Lesefluss gestört wurde. Es gibt zwar anfangs zwei kleine Stammbäume, einmal vom König, einmal von Frances und Robert. Aber daraus lässt sich nur wenig ableiten, sie sind zu klein gehalten und beherbergen zu wenige Namen, um einen richtig guten Überblick zu besitzen.

Ich war davon überrascht, dass im Roman zwei Erzählperspektiven genutzt werden. Diese werden vor dem Kapitel mit Sie und Er benannt und ich hatte anfangs Vermutungen, welche Personen damit gemeint sein könnten, die Bestätigung dessen folgte dann erst ein paar Seiten später. Ich bin größtenteils ein Fan davon, dass man viele Situationen und vor allem die Figuren aus mehreren Sichtweisen erlebt. Auf diese Weise ist es möglich, sich ein besseres und ausführlicheres Bild von den Ereignissen zu machen, zudem wird die Geschichte abwechslungsreicher und die Gefahr, dass Längen entstehen wird ein wenig verhindert.

Ich mochte im Grunde beide Perspektiven gern, sie bauen aufeinander auf und zeigen gleichzeitig das Denken und Fühlen von Francis und Robert. Trotzdem muss ich ehrlich sagen, dass mir die Abschnitte von Francis lange Zeit einen Hauch besser gefallen haben. Sie war für mich einfach eine interessantere Persönlichkeit und ihre familiären Verbindungen, sowie ihr Denken war tiefgründiger und besser ausgearbeitet. Erst mit ihrer Entwicklung im zweiten Teil des Buches hat sich mein Eindruck stark geändert, danach war mir fast Roberts Abschnitte interessanter, da er sich charakterlich nicht ganz so stark verändert hat.

Eingeteilt wird der Roman in zwei große Teile. Beide unterscheiden sich stark, denn im zweiten Teil zeigt Frances ihr wahres Gesicht, was mich verblüfft hat. Mit so einem Wandel hatte ich nicht gerechnet und ich brauchte daher einige Seiten, um mich an diese neue und ungewohnte Situation zu gewöhnen. Ich muss auch leider sagen, dass ich das Buch ab diesem Punkt nicht mehr ganz so interessant oder spannend fand. Ich habe mich schwer damit getan, die Person plötzlich neu einzuschätzen, ich wusste nicht so recht, was ich von ihr halten soll und ob diese Wandlung ernst gemeint ist oder nur ein Trugbild. Daher hat mir letztendlich der erste Teil besser gefallen, ich empfand ihn als lebendiger und geschmeidiger, Teil zwei kommt dagegen sehr kalt und steif daher.

An die Sprache habe ich mich schnell gewöhnt und mir hat sie durchweg gut gefallen. Wenn ich ausreichend Zeit hatte, bin ich flüssig mit dem Lesen vorangekommen, ich konnte mir viele Situationen gut vorstellen und hatte von einigen Szenen, vor allem jedoch vom Setting farbenreiche Bilder vor Augen. Bei den Figuren hingegen habe ich mich recht schwer damit getan mir diese vorzustellen, sie blieben trotz ihrer guten Beschreibung und den zahlreichen Attributen recht blass und kalt in ihrer Darstellung.

Ich finde, dass die Sprache gut durch die Handlung führt, sie gibt stets ausreichende Informationen, um jeglichen Situationen zu folgen. Häufig werden kleine Geheimnisse angedeutet, die dann erst im Verlauf der weiteren Geschichte gelöst werden und die die Spannung auf einem ordentlichen Niveau halten. Außerdem war dies ein Grund für mich, dass ich häufig wissen wollte, wie der weitere Fortgang der Erzählung aussieht und was im Folgenden noch geschehen wird.

In die Handlung eingeflochten werden immer wieder historische Hintergründe. Anhand derer ist es möglich, sich von der Zeit um 1615 ein Bild zu machen und zu schauen, wie die Menschen am Königshof agiert und gedacht haben. Ich finde, dass ein gutes Lebensgefühl der höhergestellten Gesellschaft vermittelt wird, zudem man erhält einige Informationen über den König James I., sowie dessen Nachkommen und den stetigen Kampf um die Krone. Insgesamt betrachtet bin ich damit zufrieden, wie dieser historische Abschnitt dargestellt wird, es gibt zahlreiche Informationen und diese längst vergangene Zeit lebt definitiv wieder ein wenig auf.

Mit dem Setting bin ich zufrieden. Es bietet eine Vielfalt an Handlungsorten, man lernt verschiedene Schlösser und Räume kennen und jeder Ort wurde mit lebendigen Worten umschrieben. Ich konnte mir sowohl die Schlösser, als auch Gärten oder einfache Gegenden vorstellen, zudem wirkten die Figuren in den jeweiligen Setting sehr natürlich. Oft war die Darstellung der Spielorte mit einigen Stimmungen verbunden, man merkte deutlich, wenn die Aura eines Gebäudes einen warmen oder eher kühlen Unterton hatte.

An die Figuren musste ich mich erst einmal gewöhnen. Sie hatten interessante Charakterzüge und lassen sich nicht in Kategorien einordnen. Sie erweisen sich als vielfältig und es brauchte anfangs ein wenig Zeit, um die Protagonisten einzuordnen. Danach gab es eine Zeit, wo ich die Darstellung einfach herrlich empfand. Sie waren interessant gezeichnet, es war faszinierend zu lesen, was im Geheimen für Ränke geschmiedet wurden und welchen Interessen jede Person nachgeht. Sie können immer wieder mit neuen Gesichtern überraschen und nur sehr selten zeigt jemand mal sein wahres Gesicht. Zum Schluss war ich dann leider von Frances, als auch von Robert ziemlich genervt. Ich mochte es gar nicht mehr, wie sie im zweiten Teil des Buches auftreten, welchen Zielen sie nachgehen und wie sie sich charakterlich entwickelt haben / wie sie plötzlich ihren wahren Charakter aufdecken. Diese Entwicklungen gingen plötzlich vonstatten und zeigen ein komplett neues Bild von den beiden. Ich konnte mich vor allem mit der Wandlung von Frances einfach nicht anfreunden, sie war nur wenig nachvollziehbar und mit ihrer Art war sie mir schließlich komplett unsympathisch und unangenehm.

Fazit

Das Buch lässt mich ziemlich zwiegespalten zurück. Einerseits hat es mir ganz gut gefallen, es gibt einige Aspekte, die ich als gelungen empfinde und von denen ich begeistert bin. Allen voran die Sprache, als auch das Setting sind ganz weit oben auf der Liste meiner positiven Eindrücke. Leider gibt es aber auch ein paar Punkte, die ich als schwierig und nicht ausgereift empfand. Allen voran die Entwicklung der Figuren macht es mir schwer, das Buch so zu mögen, wie ich es gern hätte. Zudem finde ich, dass ein ausführlicheres Nachwort oder noch ein wenig Zusatzmaterial passend gewesen wäre, um den Roman abzuschließen und dem Leser noch einige Informationen über das weitere Leben der Figuren zu geben....

Bewertung: 2,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
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Diese Bücher der Autorin habe ich ebenfalls gelesen:
 
 
 

Dienstag, 10. August 2021

Rezension: Dreieinhalb Stunden - Wie entscheidest du dich? von Robert Krause

Titel: Dreieinhalb Stunden - Wie entscheidest du dich?
 Autor: Robert Krause
 Verlag: Rowohlt Taschenbuch
Seitenzahl: 352 Seiten
 Preis: 12,00 €
 Erscheinungsdatum: 20.07.2021
ISBN: 978-3-499-00758-3
 
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Handlung

Am 13.August 1961 verlässt der Interzonenzug D-151 pünktlich um 08:10 Uhr München. Er befindet sich auf der Fahrt nach Ostberlin und anfangs weiß nur eine Mitreisende, welche Bedeutung diese Zugfahrt haben wird. Erst später macht die Information die Runde, dass die Grenze für immer dichtgemacht werden soll. Die meisten Reisenden befinden sich auf der Heimreise in die DDR und sie stellen sich alle der großen Frage, ob sie noch im Bereich der BRD aussteigen oder in die Heimat zurückkehren wollen. Dreieinhalb Stunden bleiben ihnen dafür, dann muss die Entscheidung gefällt werden...

Meinung

Das Cover empfinde ich als interessant und für den Inhalt des Buches sehr passend. Die Szene zeigt einen Zug, sowie einen Schaffner, der aus der Tür des Zuges den Leser offen anschaut. In seinen Gesichtsausdruck kann man einiges hineininterpretieren, dasselbe gilt auch für den Ausdruck der Dame am rechten Bildrand. Sie wirkt gleichzeitig verzagt, als auch zielstrebig und scheint über eine Entscheidung nachzudenken. Diese Szenerie ist leicht verblasst dargestellt, sodass sie einen nostalgischen Charakter erhält. Im Vordergrund wurde in einer goldenen Schrift der Titel des Buches abgedruckt. Anhand seiner Klarheit, aber auch der auffälligen Farbe sticht er heraus und bildet für mich den Mittelpunkt des Covers. Insgesamt mag ich das Cover gern, es hebt sich aus der Masse heraus, passt zum Inhalt und es ist aussagekräftig.

Bereits in der Verlagsvorschau habe ich das Buch entdeckt, als es dann vor gar nicht so langer Zeit bei Vorablesen vorgestellt wurde, habe ich mich nochmal näher mit der Geschichte und der Inhaltsangabe befasst. Und noch immer haben mir beide Punkte sehr gut gefallen, ich wollte unbedingt wissen, wie die Handlung dargestellt wird, welche Personen vorgestellt und wie deren Entscheidungen aussehen werden. Daher hat mir ein kurzer Einblick in die Leseprobe gezeigt, dass ich den Roman nur zu gerne lesen möchte und mich haben die Eindrücke einfach nicht mehr losgelassen. Meine Entscheidung, das Buch für Punkte einzutauschen war schnell gefällt und ich war unglaublich gespannt darauf, wie die Umsetzung der Idee stattfinden wird. Daher gilt Vorablesen, als auch dem Verlag ein herzliches Dankeschön für das Rezensionsexemplar.

Ich empfand es als unglaublich spannend, den Roman erstmals in den Händen zu halten und darin zu blättern. Die Gestaltung der Umschlaginnenseiten wurde sehr passend gewählt, einmal kann man die Route nachverfolgen, die der Interzonenzug D-151 an jenem 13.08.1961 entlanggefahren ist, zudem wurde ein bekanntes Zitat von Walter Ulbricht abgedruckt. Hier kann man sich schon ein wenig in die Handlungszeit hineindenken und mit der Handlung vertraut machen.

Vor dem Start neuer Abschnitte gibt es nicht nur den Vermerk, aus wessen Perspektive die folgenden Zeilen erzählt werden, sondern auch der Ort, sowie die Uhrzeit werden benannt. Auf diese Weise hat man stets einen guten Überblick darüber, wie spät es mittlerweile ist und man kann schauen, wie viel Zeit den Figuren noch bleibt, bevor sie die Grenze überfahren und in der DDR ankommen. Allein diesen Aspekt finde ich sehr interessant, die ganzen 352 Seiten finden innerhalb weniger Stunden statt, in denen die Protagonisten schauen müssen, wie und vor allem wo sich ihr künftiges Leben abspielen soll. Das macht für mich den Reiz des Buches aus. Es ist spannend zu lesen, wie sich die Figuren entscheiden werden, außerdem gestaltet sich die Handlung als unglaublich abwechslungsreich und vielfältig. An keiner Stelle kommt Langeweile auf, jeder Abschnitt bietet andere Einblicke und komplett unterschiedliche Menschen werden vorgestellt. Die Geschichte ist für mich anhand der vielen Perspektiven, Informationen, aber auch aufgrund der recht kurzen Erzählzeit von wenigen Stunden etwas, was ich so zuvor nicht wirklich gekannt habe, mir aber richtig gut gefällt!

Anfangs brauchte ich einige Zeit, um mich in die Geschichte hineinzufinden. Das liegt meiner Meinung nach allein an dem Aspekt, dass man auf den ersten Seiten alle Personen kennenlernt, denen man im Folgenden bei der Suche nach ihrer Entscheidung beiseite stehen wird. Daher erhält man anfangs doch recht viele Informationen, die ich erst einmal sortieren musste und es war für mich hilfreich, vor allem auf den ersten ungefähr fünfzig Seiten genau und sehr konzentriert zu lesen, um nichts wichtiges bei der Vorstellung und dem ersten Blick auf die Figuren zu verpassen.

Als ich mich dann langsam an die Personen gewöhnt habe, bin ich mit dem Lesen schneller und leichter vorangekommen. Die anfänglichen kleinen Schwierigkeiten waren vorbei und ich konnte mich leicht auf die folgenden Ereignisse und Handlungen einlassen. 
Von der ersten Seite an hat mir die angenehm lesbare und schön umschreibende Sprache gefallen. Diese lässt sich gut und flüssig lesen, sie zeichnet sowohl von den Figuren, als auch von den Situationen allgemein ein rundes und lebendiges Bild. Ich konnte mir die Szenen gut vorstellen und teils hat es sich so angefühlt, als würde ich mit den Protagonisten zusammen im Zug sitzen und ihre Reaktionen und Handlungen hautnah miterleben.

Im Roman werden einige Erzählperspektiven genutzt. Verschiedene Leute, die sich teils an unterschiedlichen Orten aufhalten kommen im Buch zu Wort und man verfolgt sie auf dem Weg zu ihrer Entscheidung. Dabei befinden sich die Figuren in diversen Stadien ihres Lebens, sie gehen eigenen Interessen und Zielen nach und müssen teils auch für ihre Kinder eine Entscheidung treffen. Aufgrund der zahlreichen Perspektiven entsteht eine schöne Vielfalt, es wird nie langweilig und an keiner Stelle hatte ich das Gefühl, dass eine Person zu kurz kommt. Man kann sich von den Protagonisten einen umfassenden Eindruck verschaffen, da man sie aus verschiedenen Perspektiven erlebt und man so schauen kann, wie sie auf andere Figuren vom Auftreten, als auch den Handlungen wirken.

Normalerweise meide ich in Büchern die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Obwohl dort unheimlich wichtiges und auch interessantes geschehen ist, kann mich die Zeit nicht so recht packen, ich finde die Ereignisse in Büchern nur selten spannend dargestellt und ich liebe es einfach, via literarischer Werke in noch weiter vergangene Zeiten zu reisen.

Es wird natürlich vor allem anhand des Mauerbaus, den Protesten dagegen und der politischen Allgemeinsituation historische Hintergründe in den Roman eingebunden. Ich finde, dass diese authentisch und gut beschrieben wurden, sodass man einen Hauch des Gefühls bekommt, was die Figuren bewegt hat, teils lässt sich dadurch auch begründen, weshalb sie am Ende diese Entscheidung getroffen haben. Gerade der Mauerbau ist etwas, was mir in historischen Romanen nur selten begegnet ist. Mir sind die Vorgänge und einige markante Aussagen in Bezug darauf natürlich bekannt, trotzdem war ich sehr gespannt darauf, wie diese Themen im Buch umgesetzt werden. Ich hatte auf zahlreiche lebendige Schilderungen von gedanklichen und verbalen Auseinandersetzungen gehofft. Diese würden dazu führen, dass nicht nur die Personen, sondern auch die Handlungszeit und die Vorgänge lebendig werden und man einen eindrücklichen Blick auf die Ereignisse erhält. Dies ist nur so teilweise geschehen. Zwar ist es bei den Figuren, als auch der Handlungszeit gelungen, mir haben allerdings ein paar Diskussionen oder Gedanken darüber gefehlt, wie genau die Personen ihre Situation abwägen und welche Punkte sie für den Osten, als auch für den Westen als positiv und negativ empfinden. Das wird mir ein wenig zu oberflächlich und knapp behandelt. Es gibt mir zu wenige Konflikte, die die Figuren mit sich, aber auch mit anderen austragen, sondern die Entscheidung wird vor allem still und heimlich getroffen, ohne den Leser, aber auch Partner*innen groß daran teilhaben zu lassen. Das finde ich ein wenig schade, in diesem Punkt hatte ich mir mehr erwartet.

Die Protagonisten treten abwechslungsreich und lebendig auf. Sie besitzen komplett unterschiedliche Charaktere, ihnen sind verschiedene Dinge im Leben wichtig und sie sind nicht alle mit ihrer derzeitigen Situation zufrieden. Man merkt auch ein wenig, wie sich manche im Verlauf weniger Stunden entwickeln, sie aufgrund der Entscheidung, die zu treffen ist, nachdenklicher werden und nicht mehr so häufig an den Partner / die Partnerin denken, sondern auch mal eigene Wünschen in den Vordergrund stellen. Das finde ich faszinierend, zeigt es doch, wie stark eine Entscheidung mit solch einer Reichweite sich auf den Menschen auswirkt.

Ich hätte mir lediglich gewünscht, dass die Figuren offener und noch mehr miteinander kommunizieren und sie mehr Gespräche miteinander führen würden. Es wurde vieles lediglich mit Blicken und Gesten angedeutet, aber nur selten wurde ausgesprochen, was gerade gefühlt wird. Daher bleibt letztendlich auch einiges ungesagt und manche Entscheidungen sind nachvollziehbar, hätten aber gerne noch mehr Informationen beinhalten können.

Fazit

Ich bin begeistert davon, wie gut die Idee umgesetzt wurde und was für ein interessanter Roman dabei herausgekommen ist. Die Situation wurde anschaulich dargestellt und ganz häufig habe ich versucht, für mich selbst zu entscheiden, wie ich gehandelt hätte. Dies ist allerdings müßig zu betrachten allein durch den Fakt, dass ich die Zeit nicht hautnah miterlebt habe und mich nicht so recht hineinfühlen kann.

Mir hat das Buch richtig gut gefallen, es war eine sehr informative und abwechslungsreiche Lektüre, die sehr empfehlenswert ist. Bis auf die teils zu schnell und mit zu wenigen Worten abgehandelten Entscheidungen der Figuren gibt es es meinerseits nichts zu bemängeln. Ich empfinde die Handlung als rund und interessant, von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an Vorablesen und den Rowohlt Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 

Mittwoch, 4. August 2021

Rezension: Die Frauen vom Nikolaifleet - Der ferne Glanz von Katharina Lansing

Titel: Die Frauen vom Nikolaifleet - Der ferne Glanz
 Autorin: Katharina Lansing
 Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
Seitenzahl: 400 Seiten
 Preis: 10,99 €
 Erscheinungsdatum: 12.01.2021
ISBN: 978-3-548-06151-1
 
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Handlung

Hamburg 1925

Leonores Tochter Ada kennt von klein auf den Kolonialwarenladen am Nikolaifleet. Und seit jeher hat sie ihre dortigen Aufgaben geliebt und hatte viel Freude daran, die Kunden zu bedienen und zu beraten. Als Leonore sich dazu entschließt, ihrer Tochter mehr Verantwortung zu übertragen, bekommt Ada jedoch Zweifel. Sie ist noch nicht dazu bereit, den Laden zu übernehmen und flüchtet nach Berlin, wo sie schon bald eine Anstellung in einem Delikatessenhaus bekommt. Und aus einer flüchtigen Bekanntschaft wird schon bald eine leidenschaftliche Affäre, bei der Ada hofft, dass sie sich zu einer ernsthaften Beziehung entwickelt. Allerdings erkennt Ada irgendwann, dass sie in Berlin zwar glücklich ist, ihr Herz jedoch das Nikolaifleet nie verlassen hat...

Meinung

Wenn ich das Cover betrachte kommt mir vor allem ein Wort in den Sinn: Eleganz. Ich finde es unglaublich schick, wie die Dame dasteht, ihre Haltung ist aufrecht und elegant, ihre Kleidung sieht hochwertig und ausgewählt aus. Ein toller Hingucker!

Insgesamt lässt sich beim Cover eine große Ähnlichkeit zu dem des ersten Bandes erkennen. Der Großteil des Bildes wird von der Dame eingenommen, im Hintergrund sieht man noch einen kleinen Ausschnitt der Speicherstadt. Die Dame hält eine kunstvoll gestaltete Verpackung mit der Aufschrift Kaffee in der Hand, was ein Hinweis auf den Kolonialwarenladen der Familie ist. Farblich ergibt sich ein stimmiges Bild, es ist gleichzeitig schlicht und elegant, aber es ist auch nicht zu einfach gestaltet. Gerade deswegen mag ich es gern!

Zu Weihnachten hatte ich den ersten Band geschenkt bekommen, diesen im Juni gelesen und ich war sehr angetan von der Geschichte, vor allem aber von den Figuren. Ich hatte das Buch innerhalb kurzer Zeit verschlungen war sehr froh darüber zu wissen, dass es noch zwei Fortsetzungen gibt. Ich war mir sicher, dass diese ein ebenso großes Lesevergnügen darstellen werden und ich habe mich unglaublich auf die Lektüre gefreut. Band zwei wurde mir freundlicherweise vom Ullstein Verlag zur Verfügung gestellt, wofür ich mich herzlich bedanken möchte!

Noch bevor die Geschichte beginnt gibt es eine Auflistung der Protagonisten. Ich habe direkt festgestellt, dass ich die Anzahl der Figuren als überschaubar empfand und genauso war es auch. Jede Person ist mir direkt im Gedächtnis geblieben, zudem wurden ihnen Charaktermerkmale verliehen, die einen hohen Wiedererkennungswert bieten.

Anhand des Verzeichnisses kann man auf einen Blick schauen, welche Figuren auftreten, wie familiäre oder freundschaftliche Verhältnisse aussehen und welchem Beruf sie nachgehen. Man kann sich mit einigen Namen bereits vertraut machen und ich hatte vorab schon mal überlegt, in welchem Zusammenhang die Personen auftreten könnten. Noch bevor ich in die Geschichte gestartet bin, habe ich mir erst einmal ausführlich diese Übersicht angeschaut und es hat definitiv dazu beigetragen, dass ich einen so leichten und guten Start in die Geschichte hatte.

Wie schon im ersten Band findet auch diesmal wieder eine Unterteilung in drei Teile statt. Dabei werden stets bei den Abtrennungen die Jahreszahlen mitgenannt, in denen die folgenden Seiten spielen. Daher kann man gedanklich bereits vorab schauen, was auf die Figuren in der nächsten Zeit warten könnte und welche historischen Geschehnisse eventuell im Roman vorkommen.

Vor dem Start neuer Kapitel gibt es dann noch mal eine genauere Angabe, an welchem Ort und in welchem Monat und Jahr die folgenden Ereignisse spielen. Auf diese Weise ist ein zeitlicher Überblick gegeben, der verhindert, dass man sich in der Geschichte verliert. 
Insgesamt vergehen rund fünf Jahre im Verlauf der Handlung. Allein daher finde ich es sinnvoll, dass man so genau schauen kann, wo sich die Story zeitlich gerade befindet. Zudem lässt sich so noch besser beobachten, welche Entwicklungen die Figuren in der Handlungszeit durchleben und wie sich ihre Charaktere formen.

Ich hatte absolut keine Probleme, um mich in die Geschichte hineinzufinden. Bereits nach wenigen Seiten konnte ich mich problemlos auf diese einlassen und ich hatte viel Freude daran zu sehen, wie Leonore, aber auch ihre gesamte Familie sich entwickelt hat. Die Figuren, aber auch das Setting waren mir schnell wieder vertraut und die Schreibweise trägt ihr Übriges dazu bei, dass ich einen angenehmen Start in die Geschichte hatte. Diese lässt sich sehr flüssig und gut lesen, ich bin viel zu schnell mit dem Lesen vorangekommen und ich wollte gar nicht, dass das Buch endet. Ich bin während der Lektüre einfach runtergekommen, ich konnte mich entspannen und vollends auf die Geschichte einlassen. Und selbst obwohl ich nicht massig Zeit hatte, war der Roman am Ende innerhalb von zwei Tagen ausgelesen, was beweist, wie sehr mich das gesamte Werk überzeugen konnte!

Ich finde, dass die Sprache wieder einen recht einfachen Charakter besitzt. Sie gestaltet sich als leicht lesbar und nur selten werden Fachbegriffe oder historische Hintergründe in die Handlung eingebunden. Kein einziges Mal war mir ein Wort unbekannt und daher bin ich noch immer der Meinung, dass sich die Reihe gut für solche Leser eignet, die eine entspannende Lektüre suchen oder die sich langsam an historische Romane rantasten. Man wird an keiner Stelle mit Informationen überflutet, Zusammenhänge lassen sich leicht erkennen und es gibt gute Zeichnungen der Personen, aber auch des Settings!

Im Fokus der Geschichte steht diesmal eindeutig Ada, die Tochter von Leonore. Aus ihrer Sichtweise sind die meisten Kapitel beschrieben und somit lernt man ihren Charakter am besten kennen. Daher habe ich es mir vor allem bei ihrer Figur erlaubt, sie auch mal kritisch zu betrachten und ihr Handeln einzuschätzen und zu beurteilen.

Ab und an bekommen auch mal andere Figuren den Raum, um ein wenig von ihren Erlebnissen zu schildern. Diese Kapitel tauchen jedoch nur sehr selten auf, man merkt deutlich, dass diese Stränge eher nebenher laufen. Trotzdem ist eine Verknüpfung der Sichtweisen von Ada mit denen der anderen Personen zu sehen. Gesamt betrachtet macht diese Erzählweise viel Sinn um einiges nachzuvollziehen, zudem wird die Handlung dadurch vielfältiger und abwechslungsreicher, es kommt neuer Schwung hinein und man erhält die Möglichkeit Ada auch mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

Wer einen spannungsreichen Roman sucht ist bei diesem Buch an der falschen Adresse. Im ganzen Buch herrscht ein ruhiger Unterton, es gibt so gut wie keine dramatischen Momente. Man lernt den normalen Alltag von Personen kennen, man kann sich von ihren Gedanken ein Bild machen und schauen, wie das Lebensgefühl in den 1920er Jahren war. Daher hat sich das Buch für mich auch so gut dafür geeignet, mich beim Lesen zu entspannen und ich habe es stets sehr genossen, weiterzulesen und somit noch mehr Zeit mit den Figuren zu verbringen.

Diesmal gab es einige Momente, in denen ich durchaus ein wenig mit den Protagonisten mitgefühlt habe. Um nicht zu viel von dem Fortgang der Geschichte zu verraten, werde ich nicht näher auf einige solcher Situationen eingehen. Auf jeden Fall mag ich es, wie sensibel die Stimmungen in die Handlung eingeflochten wurden. Man wird damit nicht überschüttet, sondern sie werden gezielt eingesetzt, um einigen Augenblicken mehr Tiefe und Bedeutung zu verleihen. Das hat mir sehr gut gefallen und ich hoffe, dass sich dies auch im dritten Band so fortsetzen wird!

Sehr gut gefallen hat mir die Darstellung des Settings. Diesmal splittet sich die Geschichte auf zwei Orte auf: der Großteil der Handlung spielt in Berlin, der Rest in Hamburg. Die Hamburger Orte sind größtenteils aus Band eins bekannt. Hier steht wieder der Kolonialwarenladen der Familie, als auch die Wohnräume darüber und das Haus von Leonore und ihrem Mann im Vordergrund. Ich habe mich sehr gefreut, dass diese drei Orte wieder so wundervolle Beschreibungen erhalten haben. Ich konnte sie mir richtig gut vorstellen und fand, dass sie diesmal teilweise auch mit Stimmungen verknüpft waren. Diese Stimmungen haben sich im Verlauf der Geschichte und mit dem Eintreten mancher Ereignisse verändert und weiterentwickelt, was sehr interessant zu beobachten war.

Auch die Darstellung von Berlin hat mir gut gefallen. Hier lernt man verschiedene Orte kennen, die teils ebenfalls mit bestimmten Atmosphären vereint wurden. Zahlreiche Gegenden haben eine schöne Beschreibung erhalten und ich mag die Vielfalt, die dargestellt wird.

Mit den Protagonisten bin ich vollends zufrieden. Ein jeder hat auszeichnende Charakterzüge erhalten, sie treten lebhaft und abwechslungsreich auf und häufig werden verschiedene Facetten ihrer Person gezeigt. Sie gehen ihren Zielen nach, nehmen Ratschläge anderer an und bleiben sich dabei selbst treu. Sie entwickeln sich weiter und werden reifer, entdecken neue Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft. Ihre Handlungen und Aussagen wirken realistisch und sind meistens nachvollziehbar. Insgesamt bin ich mit den Figuren also wirklich zufrieden, ein jeder konnte mich überzeugen und ganz besonders die Vielfalt an Charakteren hat mir richtig gut gefallen.

Fazit

Als ich gerade meine Meinung niedergeschrieben habe, ist mir erst so richtig in den Sinn gekommen, was für eine schöne Lektüre ich bei dem Buch eigentlich hatte. Mir ist wirklich kein Punkt aufgefallen, den ich kritisch betrachten würde, mich konnten die Schreibweise, das Setting, die Erzählperspektiven, aber auch die Figuren überzeugen und bei der Stimmung wurde ich positiv überrascht. Und trotzdem fehlt mir noch ein kleiner Punkt, der das Buch zu einem kompletten Highlight macht. Ich kann selbst nicht genau sagen, was mir gefehlt hat, aber ich hoffe sehr, dass das gewisse Etwas im dritten und finalen Band auftauchen wird und die Reihe einen schönen Abschluss findet:)

Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Ullstein Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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