Samstag, 27. Februar 2021

Rezension: Grandhotel Odessa - Die Stadt im Himmel von Charlotte Roth

Titel: Grandhotel Odessa - Die Stadt im Himmel
 Autorin: Charlotte Roth
 Verlag: Droemer Taschenbuch
Seitenzahl: 576 Seiten
 Preis: 12,99 €
 Erscheinungsdatum: 12.01.2021
ISBN: 978-3-426-30802-8
 
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Handlung

Odessa 1910

Im berühmten und exklusiven Grandhotel Odessa soll Oda ihren 21. Geburtstag feiern. Ihr Vater, der auch gleichzeitig der Hotelgründer und Besitzer ist, hat ein glanzvolles und exquisites Fest organisiert, mit dem er nicht nur seiner Tochter einen Gefallen tun möchte, sondern auch das Stadtgespräch werden will.Er ahnt nichts von den Plänen seiner Tochter, die an diesem Abend mit dem Ballett-Tänzer Karel durchbrennen möchte und als verheiratete Frau zurückkehren will. Nur zwei Personen wissen von dem Plan des Paares, unter anderem Belle, die für die Geburtstagsfestlichkeiten extra aus Berlin angereist ist. Sie ist die Patentochter von Oda's Vater und insgeheim fürchtet diese, dass der Vater Belle mehr lieben könnte als seine eigene Tochter.Doch die Situation entwickelt sich vollkommen anders als Oda es sich ausgemalt und geplant hat. Karel taucht nicht am Treffpunkt auf und das Leben vieler Personen nimmt eine unerwartete Wendung...

Meinung

Das Cover ist einfach umwerfend und sehr schön gestaltet. Anhand der grünen und goldenen Details wirkt es sehr edel und schick, auffallend und lenkt dadurch die Blicke auf sich. Es sprüht einfach vor Klasse und Exklusivität, Merkmale, die ich nach dem Lesen auch mit dem Grandhotel Odessa in Verbindung bringe. Dazu wurde noch ein Bild einer Dame abgedruckt, die der Mode der Handlungszeit entsprechend gekleidet ist, wodurch man sich davon einen kleinen Eindruck machen kann. Und mit ihrem grünlichen Hutband wird die Hauptfarbe des Covers nochmals aufgenommen, wodurch das Gesamtbild am Ende stimmig und rund erscheint.

Mir ist das Buch bereits in der Verlagsvorschau aufgefallen und mich hat nicht nur das Cover, sondern auch die Inhaltsangabe direkt fasziniert, weshalb der Titel auf meine Wunschliste gewandert ist. Über Odessa habe ich in Romanen bisher recht wenig gelesen, insgesamt ist mir diese Ecke in der Ukraine absolut nicht bekannt, weshalb ich gespannt drauf war, mehr über diesen Ort zu erfahren. Einige Romane habe ich hingegen bereits über Hoteliers gelesen, die alle Kraft in ihre Hotels stecken und dabei nicht nur Erfolge feiern, sondern auch Niederlagen einstecken müssen. Diese Mischung klang für mich sehr interessant und daher war ich sehr glücklich, vom Verlag ein Rezensionsexemplar zu erhalten, herzlichen Dank dafür!

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich mit dem Start in die Geschichte ein wenig schwergetan habe. Ich brauchte Zeit, um mich an die Situation, die Personen, aber auch die Sprache zu gewöhnen und empfand den Anfang als ein wenig schleppend und langatmig. Für mich war die Spannung nicht sofort da und ich musste erst einige Seiten lesen, um den Punkt zu erreichen, ab dem ich die Handlung vollkommen ansprechend fand. Das geschah dann ungefähr ab der 50 Seite, von da an hatte ich keine Probleme mehr, der Handlung zu folgen und ich hatte mich mit den gerade genannten Punkten abgefunden und wurde von der Geschichte immer stärker gefangen genommen.

Die Sprache war von der ersten Seite an bildgewaltig und damit irgendwie ungewohnt. In solch einem Maße habe ich das längere Zeit nicht erlebt und ich war anfangs ein wenig überfordert. Klar, war das sehr angenehm, sich die Orte, aber auch die einzelnen Szenen so gut vorstellen zu können, aber im ersten Moment war ich ein wenig wortlos deswegen und musste mich in dieser Pracht zurechtfinden. Als das einmal geschehen war, hatte ich viel Freude mit der Sprache, die einfach nur herrlich war. Sie lässt die Handlung unglaublich lebendig werden und haucht den Protagonisten, aber auch den Handlungsorten sehr viel Leben ein, sodass ich mir häufig vor Augen halten musste, dass es sich nicht um lebendige Personen handelt und das Hotel ebenfalls nicht vorhanden ist. Die Schreibweise der Autorin hatte ein sehr angenehmes Niveau und führt den Leser sehr fein durch die Handlung. Sie war irgendwie nie einfach oder leicht, sondern immer etwas schwerer, was die Sprache zu einem besonderen Highlight gemacht hat.

Die Kapitel wurden recht kurzweilig und locker gestaltet. Oft werden einem Tag mehrere Kapitel eingeräumt, wobei diese trotzdem episodenhaft daherkommen und nur sehr selten Längen aufweisen. Zudem merkt man stetig, dass sich die Handlung weiterentwickelt und sie nie an einem Punkt stehen bleibt, sich manche Konflikte zuspitzen und man einigen Geheimnissen auf die Spur kommt. Auf diese Weise bleibt immer ein Funken von Spannung da, der mal höher, mal niedriger ausfällt und dazu anregt, weiterzulesen, um den Heimlichkeiten der Protagonisten auf die Spur zu kommen. Bei mir hat das wirklich gut funktioniert, ich habe letztendlich knapp vier Tage für die Geschichte gebraucht, womit ich sehr zufrieden bin und was ich anfangs anhand der recht hohen Seitenzahl nicht gedacht hätte. Und auch nach dem etwas holprigen Start hatte ich angenommen, dass mich die Geschichte viel länger begleiten wird.

Zusätzlich dazu möchte ich noch sagen, dass mich die Handlung wirklich immer wieder überrascht hat und ich mir absolut nicht vorstellen konnte, wie diese weitergehen wird. Es gibt so häufig Wendepunkte, die dem Stoff neue Möglichkeiten und Perspektiven verleihen, sodass ich mir nie sicher war, wie sich der weitere Fortgang der Geschichte gestalten wird. Fast all meine Überlegungen erwiesen sich als falsch, die Ereignisse entwickelten sich teils auf eine Weise, die ich mir vorher nicht hätte vorstellen können, die mir aber gefallen hat!

Irgendwie bin ich aufgrund des Klappentextes davon ausgegangen, dass der Erzähler lediglich die Ereignisse aus der Sicht von Oda beschreiben wird und sie dadurch eindeutig als Hauptperson im Rampenlicht steht. Zwar steht sie tatsächlich im Mittelpunkt der Handlung, aber auch einige andere Personen bekommen Platz eingeräumt und haben die Möglichkeit, sich dem Leser näher vorzustellen und ihn von sich zu überzeugen. Allein dadurch entsteht eine wunderbar abwechslungsreiche Handlung, man kann manche Aktionen aus mehreren Blickwinkeln betrachten und sich von dem Hotel, aber auch den Protagonisten ein genaueres Bild machen und sie aus den Augen einiger Personen erleben.

Ganz besonders überrascht hat es mich, dass sich die Geschichte über mehrere zeitliche Ebenen erstreckt. Einmal begleiten wir Oda in den Jahren zwischen 1910 und 1918, außerdem gibt es einige Kapitel, die im Jahre 1886 spielen und die Anfänge des Grandhotel Odessa betrachten.Damit hatte ich noch weniger gerechnet, als mit den Erzählperspektiven und mir hat der Einblick in die Vergangenheit und die Entstehung des Hotels wirklich richtig gut gefallen. So kann man einige Personen besser einschätzen und sie außerdem dabei betrachten, wie sie verschiedene Situationen meistern, sich aber auch in den Jahren entwickelt haben. Man kann ihre Entscheidungen und Handlungen besser nachvollziehen, was die Figuren für mich lebendiger gemacht hat und ich konnte ihre Aktionen und Aussagen in der Zeit zwischen 1910 bis 1918 besser verstehen.

Auf einige Kapitel verteilt findet man zahlreiche Informationen über die historischen Ereignisse in der Handlungszeit, vor allem über den nahenden Ersten Weltkrieg und dessen Verlauf. Einerseits hat dies gezeigt, wie sich die Autorin in dieser Zeit auskennt und sie hat zahlreiche Informationen eingebunden, die mir absolut nicht bekannt waren und anhand derer der Krieg noch ein neues Bild erhalten hat. So konnte ich wirklich einiges dazulernen und gerade die Auswirkungen auf die Stadt Odessa waren sehr interessant.

Andererseits kamen diese historischen Details oft gehäuft auf einigen Seiten vor, auf diesen stürzen dann allerhand Neuigkeiten und Fakten auf den Leser ein. Mir war es leider nicht möglich, diese beim ersten Lesen komplett aufzunehmen und zu verstehen, manche Absätze und Seiten habe ich mehrmals gelesen, um auch wirklich alles nachvollziehen zu können. Zwar waren diese Informationen nur selten für den Fortgang der Handlung wichtig, aber ich wollte trotzdem wissen, was genau beschrieben wird und welche Auswirkungen dies auf die Geschichte haben könnte, als auch für den weiteren Kriegsverlauf und die Stadt Odessa.

Die meisten Szenen finden in Odessa statt, wobei das Grandhotel der Familie Liebenthal als Hauptsetting dient. In dem Gebäude und seinen Gärten findet der Großteil der Handlung statt und einige interessante, spannende und teils mysteriöse Ereignisse gestalten sich hier. Dazu gibt es noch einige Kapitel in Berlin, wobei ich aber finde, dass hier das Hauptaugenmerk auf die Personen und ein-zwei Orte gelegt wurde, man von der Stimmung und dem Lebensgefühl eher weniger mitbekommt. Damit habe ich aber absolut kein Problem, dafür konnte mich die Darstellung des Hotels und der Stadt Odessa vollends überzeugen, man kann die Dynamiken und Stimmungen sehr gut wahrnehmen und viele Gebäude und Räume konnte ich mir sehr bildhaft und farbenreich vorstellen. Das hat dazu geführt, dass ich nach dem Lesen allerhand über die Stadt gelesen und Bilder angeschaut habe, mich noch weiter mit der Gegend beschäftigt habe. Das Setting wurde herausragend gestaltet und es macht einfach Spaß, die Beschreibungen zu lesen und mit den Personen durch das Grandhotel zu schlendern.

Gerade am Anfang des Romans hätte ich mir ein Personenverzeichnis gewünscht. Zum besseren Verständnis, aber auch, um sich die Personen auf einen Blick ins Gedächtnis zu rufen. Mit einigen Personen, aber auch den Namen oder ihrer Stellung innerhalb der Geschichte hatte ich mich anfangs etwas schwer getan und brauchte manchmal ein wenig Zeit, um mich wieder daran zu erinnern, welche Position eine Figur im Hotel einnimmt oder wie die familiären Beziehungen zueinander sind.

Als ich mich dann mit den Personen langsam vertraut gemacht habe, hatte ich in diesem Punkt keine Probleme mehr. Im ersten Moment erscheint die Anzahl der Figuren zwar ziemlich hoch, jedoch tauchen einige in beiden zeitlichen Ebenen auf und man erlebt sie somit einmal als eine junge und unverheiratete Person, sowie einmal als reifere Persönlichkeit, die einiges miterlebt und selbst eine eigene Familie gegründet hat. Dadurch kann man eine Entwicklung sehen, was ich sehr angenehm empfand.Ich mochte es sehr, wie eigen und absolut nicht stereotyp die Protagonisten dargestellt wurden. Sie hatten Wesen, die nicht sofort sympathisch erschienen, erst mit der Zeit konnte man entdecken, was sie liebenswert und ihren Charakter attraktiv macht. Auf den ersten Blick mögen viele recht eigen und vielleicht auch ein wenig merkwürdig erscheinen, doch mit zunehmender Handlung erkennt man, weshalb sie so handeln und irgendwie war es interessant, dass sie meist so verschlossen und geheimnisvoll, aber auch ernst wirken.

Am Ende des Buches wurde ein Glossar eingefügt, in dem auf einigen Seiten allerhand Begriffe ausführlich beschrieben wurden, die entweder nicht mehr so häufig genutzt wurden, bekannte Personen, die im Roman erwähnt werden kurz vorstellen oder aus der russischen Sprache stammen und in Deutschland nicht so geläufig sind. Auf dieses habe ich während des Lesens immer mal wieder zurückgegriffen und bin sehr froh gewesen, dass zahlreiche Worte erläutert werden und man dafür nicht erst das Buch beiseite legen und das Internet bemühen muss.

Fazit

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich anfangs ein paar Bedenken hatte, dass ich mich durch das Buch quäle. Der Start in die Geschichte war ein wenig schleppend und langatmig, ich brauchte einige Seiten, um mich an die gesamte Situation, aber auch die Schreibweise zu gewöhnen.

Irgendwann bin ich flüssig und mit viel Interesse an den weiteren Geschehnissen vorangekommen und war sehr gespannt, wie sich die Ereignisse weiterentwickeln. Das hat meinen anfänglichen Eindruck etwas verblassen lassen und ab einem Zeitpunkt habe ich mich in der Geschichte sehr wohl gefühlt und wollte gar nicht mehr aufhören mit dem Lesen. Einige kleine Punkte habe ich bereits angesprochen, die ich nicht so perfekt fand, alles in allem hat das Buch viel Charme und ist etwas ganz besonderes, weshalb ich mich sehr auf die Fortsetzung freue!

Bewertung: 4 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 
Weitere Rezensionen zu Büchern der Autorin:
 
 

Mittwoch, 24. Februar 2021

Rezension: Die Wunderfrauen - Von allem nur das Beste von Stephanie Schuster

Titel: Die Wunderfrauen - Von allem nur das Beste
 Autorin: Stephanie Schuster
 Verlag: Fischer Taschenbuch Verlag
Seitenzahl: 480 Seiten
 Preis: 15,00 €
 Erscheinungsdatum: 24.02.2021
ISBN:  978-3-596-70565-8
 
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Handlung

Die 1960er Jahre beginnen spannend und mit vielen neuen Möglichkeiten. Dies spüren auch Luisa, Helga, Marie und Annabel, sie freuen sich auf aufregende Jahre und verfolgen voller Interesse die Errungenschaften der Frauenbewegung, als auch medizinische Neuheiten wie die Pille. Und Luise plant voller Tatendrang die Umgestaltung ihres kleinen Ladens, sie möchte nicht nur erweitern, sondern den Kunden auch die Möglichkeit bieten, sich selbst zu bedienen, was neuerdings in Supermärkten üblich ist. Helga währenddessen versucht, den Job, als auch das Dasein als alleinerziehende Mutter zu stemmen, Marie kämpft um die Familie, aber auch um ihre Kräfte, die tagtäglich stark beansprucht werden und Annabel steht kurz vor der Geburt des zweiten Kindes. Doch nicht alles klappt und läuft so, wie es sich die vier Damen erhofft haben. Und wiederholt merken sie, dass das Schicksal sie nicht nur immer wieder zusammenführt, sondern sie eine engere Bindung zueinander haben als gedacht...

Meinung

Schon als ich das Buch erstmals gesehen habe, mochte ich das Cover richtig gern. Es strahlt den Charakter der Handlungszeit aus, ist stimmungsvoll und durchdacht, auffallend und geschmackvoll gestaltet. Am unteren Bildrand sind vier Damen abgebildet, von denen man lediglich von Zweien das Gesicht sieht, die anderen beiden sind dem Betrachter abgewandt. Sie tragen die Mode der 1960er Jahre, auch ihre Frisuren und die Schminke wurden daran orientiert und somit vermitteln sie ein lebendiges und authentisches Bild der Handlungszeit.

Die Schrift, aber auch die Schriftart sind sehr lebendig gehalten und dienten für mich als Blickfang, als ich das Buch erstmals in der Hand gehalten hatte, ist mir diese sofort ins Auge gesprungen. Ich mag die Tiefe, die sie bietet und finde, dass sie das gesamte Bild perfekt verbindet. Insgesamt ergibt sich ein ansprechendes und gelungenes Cover, welches ich nicht nur gern mag, sondern auch als einzigartig und besonders empfinde.

Im Juli letzten Jahres hatte ich den ersten Band der Reihe gelesen und sehr geliebt. Ich war davon komplett begeistert, habe die Geschichte einfach nur als perfekt empfunden und letztendlich gehört der Roman auch zu meinen Highlight des Jahres 2020. Dementsprechend groß war meine Vorfreude auf den zweiten Teil, als ich ihn in der Verlagsvorschau entdeckt habe, war ich direkt von dem Cover, aber auch der Inhaltsangabe begeistert. Das Buch dann endlich in den Händen zu halten und wieder in die Welt der vier Wunderfrauen eintauchen zu können, war einfach nur grandios, daher möchte ich mich ganz herzlich beim Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken!

Obwohl es für mich schon ein ganzes bisschen her ist, seitdem ich den ersten Band gelesen habe, hatte ich absolut keine Startschwierigkeiten. Innerhalb kurzer Zeit waren mir die Protagonisten, als auch das Setting wieder vertraut und schnell sind mir Details aus dem ersten Band wieder eingefallen und ich konnte der Geschichte ohne Probleme folgen.

Vielleicht lag das auch an dem sehr aufregenden Start, der die Spannung direkt nach oben treibt und anhand dessen bei mir das Bedürfnis sehr hoch war, dass ich unbedingt wissen wollte, was es mit dieser Situation auf sich hat, wie es dazu kam und wie sie sich auflösen wird. Der Prolog setzt wenige Jahre nach dem eigentlichen Start der Handlung ein und gibt ein Ereignis preis, welches im Laufe der Story geschehen wird. Hier kann man bereits erste Vermutungen anstellen und sich überlegen, wie es zu der Ausgangssituation kommen kann. Es gibt also einen vielversprechenden Start, der mir sehr gut gefallen hat und der einen interessanten und reizvollen Beginn bietet.

Von der ersten bis zur letzten Seite war die Schreibweise einfach traumhaft und wunderbar lesbar. Sie trägt den Leser sehr angenehm durch die Geschichte und lässt sich leicht und locker lesen. Ich bin sehr flüssig vorangekommen, wenn ich das Buch einmal zur Hand hatte, wollte ich mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören. Stets hatte ich über einen möglichen Fortgang der Handlung nachgedacht und mir überlegt, wie sich manche Ereignisse auflösen und was noch geschehen könnte. Unter anderem deshalb habe ich mich sehr intensiv mit dem Buch befasst und fühlte mich den Personen, allen voran den vier Damen so vertraut und nahe.

Für meinen Geschmack gestaltete sich die Sprache als recht einfach und daher gut lesbar. Anhand der Spannung, aber auch des Bayerischen Dialekts bekommt die Sprache einen besonderen Charme und wird einzigartig. Beides taucht in einem angenehmen Maß auf und trägt viel dazu bei, dass die Personen, aber auch Handlungen sehr realistisch und glaubwürdig erscheinen.

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich meist die Zeit nach den 1950er Jahren nicht so spannend finde, obwohl da ja auch allerhand Spannendes und Bedeutendes in der Welt geschehen ist. Und daher meide ich oft Romane, die nach dem Zweiten Weltkrieg spielen meist. Und dann kamen die Wunderfrauen in mein Leben und ich muss meine Meinung ändern. Stephanie Schuster schafft es, mir diese Zeit schmackhaft zu machen und mich dafür zu begeistern, mir den Zeitgeist zu vermitteln und mich auch ein wenig wünschen zu lassen, einige Tage in diesen Jahren, hier speziell in den 1960ern verleben zu lassen.

Insgesamt gelingt es der Autorin richtig gut, die erzählte Zeit für den Leser lebendig werden zu lassen und ihm verschiedene Lebensweisen zu zeigen. Man bekommt ein unglaubliches Gespür, wie die Stimmung in den Handlungsjahren war, wie sich das familiäre Leben gestaltete und welche Mode gerade begehrt war, aber auch, wie die Wohnungen und Gebäude ausgestattet waren. All dies konnte ich mir problemlos und sehr bildreich vorstellen, wodurch die Einblicke in die Handlungszeit sehr spannend und informativ, aber auch lebendig waren!Sehr wohldosiert werden auch einige, wenige historische Fakten in den Roman eingebunden. Diese beschäftigen sich mit ausgewählten Themen und sind nie zu üppig, sie wurden sehr gut in die Geschichte verarbeitet und geben noch ein paar Einblicke, was die Welt zu der Handlungszeit beschäftigt hat. Das empfand ich als sehr angenehm und es zeigte sich an zahlreichen Stellen, was für eine tiefe und genaue Recherchearbeit hinter dem Buch steckt!

Auch diesmal stehen wieder die vier Damen im Mittelpunkt und aus ihren Sichtweisen werden die Kapitel erzählt. Dabei kommt jede ausreichend Platz, um ihre Pläne und Ziele, aber auch ihre Lebenssituation vorzustellen und man hat ausreichend Raum, um sich mit ihnen vertraut zu machen.

Es entstehen also vier Erzählperspektiven, die sich immer mal wieder Überschneiden und anhand derer man äußerst lebendige Einblicke in die Handlungszeit, aber auch das alltägliche Leben von realistischen Personen bekommt. Man kann genaustens schauen, welche Probleme die Figuren plagen, wie sie sich entfalten und was es für gesellschaftliche Normen gibt, kann verfolgen, wie sich die Gesellschaft entwickelt und wie auch die Damen nach und nach mehr Rechte zugestanden bekommen.Zudem ist es aufgrund der vielfältigen Erzählweise möglich, die vier Damen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und sich ein umfassendes Bild ihrer Personen zu machen. Sie werden dabei genaustens beschrieben, man kann Entwicklungen sehen und die Situationen besser einschätzen. Auf diese Weise entsteht eine abwechslungsreiche Handlung, Längen können erst gar nicht entstehen und mir war es möglich, eine noch bessere Bindung zu den Protagonisten aufzubauen.

Ich finde, dass zahlreiche Stimmungen im Buch vorzufinden sind, die sich auch teils auf den Leser übertragen. Nicht nur Emotional ist bei den vier Damen allerhand los und an vielen Stellen habe ich gemerkt, wie ich stark mit den Personen mitleide und mitfiebere, weshalb eine besondere und sehr angenehme Bindung zu ihnen entstanden ist.

Aber auch die allgemeine Stimmung der Zeit, mit den positiven, aber auch negativen Ereignissen war authentisch dargestellt und man merkt immer noch eine Aufbruchsstimmung. An vielen Textstellen wird deutlich, dass sich die Welt, allen voran wird im Buch natürlich Deutschland behandelt, in ständiger Bewegung befindet und immer wieder neue Gesetze kommen, die Gesellschaft ändert sich und die Menschen durchleben verschiedene Phasen. All das macht den unverwechselbaren Charakter des Buches aus und trägt dazu bei, dass man sich in der Geschichte einfach wohlfühlen muss. Man hat allerhand davon erfahren, was die Figuren beschäftigt und das trägt viel zum stimmungsvollen Erzählen bei.

Es wurde ein Hauptsetting gewählt, der Starnberger See und sein Umland und dort spielen alle Szenen. Und allein die Beschreibungen der Landschaft sind unglaublich traumhaft und laden zum Träumen ein. Ich konnte mir diese richtig gut vorstellen und hatte unglaublich lebendige Bilder vor Augen, vor allem, wenn sich die Personen im Freien aufhalten. Dann war auch die Stimmung so fein, ich hatte das Gefühl, mit durch die Gegend zu laufen und die Sonne zu spüren. Traumhaft!

Aber auch die einzelnen Gebäude, allen voran Luises Gemischtwarenladen, aber auch die Seeklinik oder der Bauernhof von Marie hatte eine tolle und umfangreiche Zeichnung erhalten, sodass diese Orte ebenfalls sehr einladend und ausgewählt erscheinen.Lediglich Helgas Wohnung empfand ich etwas kalt und schwach. Hier hatte ich ein paar Probleme, mir diese vorzustellen, allerdings spielen dort nur wenige Szenen, meist von geringerer Bedeutung, weshalb ich mich daran nicht gestört habe.

Man konnte auch diesmal wieder deutlich merken, dass die vier Damen Annabel, Helga, Luise und Marie im Vordergrund stehen. Sie haben die aussagekräftigsten Charakterdarstellungen erhalten und aus ihrer Sicht erleben wir als Leser die Geschichte mit. Ich mochte es sehr, wie stark man von ihren Erlebnissen, Gefühlen und Gedanken erfährt, eine jede hat ihre kleinen Probleme, Ziele, aber auch Wünsche, die im Buch genannt werden und anhand derer ich mich mit den Damen sehr verbunden gefühlt habe. Eine jede hat einen perfekt auf sie zugeschnittenen Charakter erhalten, der individuell und sehr authentisch daherkommt. Ihre Gedanken sind gut nachvollziehbar, sie haben tiefgründige und komplexe Wesen erhalten und waren einfach besonders, in vielen Momenten hatte ich großen Respekt vor ihnen!

Im Vergleich zum ersten Band der Reihe war für mich deutlich eine Entwicklung der Personen zu sehen. Sie sind nicht nur älter geworden, sondern haben eine tolle Wandlung hingelegt und sind nachdenklicher, aber auch stärker und selbstbewusster geworden. Deshalb hatte ich diesmal auch keine Schwierigkeiten mit den Frauen, sie waren mir noch zu vertraut aus dem ersten Band und nach wenigen Seiten zeigte sich bereits wieder, weshalb ich sie so gerne mag!Die anderen Protagonisten spielen eine etwas untergeordnetere Rolle, sie agieren nicht so stark im Vordergrund und von ihnen erhält man keine Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelten. Trotzdem haben auch sie Eigenheiten und besondere Charakterzüge erhalten, die sie einzigartig machen und auch bei ihnen war eine Entwicklung sichtbar. Sie nehmen den vier Wunderfrauen nicht den Fokus, treten aber auch stark und ansprechend auf, auch wenn ich nicht jede Person sympathisch empfand, waren sie doch angenehm und interessant.

Fazit

Ich habe, auch wenn ich das Buch nicht in der Hand gehalten habe, viel über die Geschichte nachgedacht und mich mehrere Stunden mit den behandelten Themen beschäftigt. Am Ende war ich so in der ganzen Materie drin, dass ich sogar von Luise Dahlmann und ihrem kleinen Laden geträumt habe, was sehr besonders war und mich den Ereignissen, aber auch den Personen noch näher gebracht hat. Das, aber auch die sehr stimmige und mitreißende Handlung, sowie die unglaublich gut Darstellung der vier Damen und die bildhafte und gut umschreibende Sprache hat dazu geführt, dass ich absolut begeistert von dem zweiten Band bin und ich die Reihe wirklich jedem ans Herz legen möchte. Dicke Empfehlung meinerseits!

Bewertung: 5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Fischer Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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Meine Meinung zum ersten Band der Reihe:

Die Wunderfrauen - Alles, was das Herz begehrt

Sonntag, 21. Februar 2021

Rezension: Die Glamour-Clique - Die Partyqueen von Lisi Harrison

Titel: Die Glamour-Clique - Die Partyqueen
Originaltitel: Best friends for never (aus dem Amerikanischen von Angelika Eisold-Viebig)
 Autorin: Lisi Harrison
 Verlag: Arena Verlag
Seitenzahl: 237 Seiten
  ursprünglicher Preis: 5,99 € ; mittlerweile gibt es das Buch nur noch antiquarisch oder eventuell noch als Mängelexemplar zu kaufen
ISBN: 978-3-401-50427-8
 
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Handlung

Halloween steht bevor und Massie muss sich was einfallen lassen, um weiterhin die Königin der Schule zu bleiben. Die Lösung: Eine Party, zu der sie auch Jungs einlädt. Allerdings muss sie diese mit Claire zusammen ausrichten und den gesamten Jahrgang ihrer Schule einladen, sonst würden die Eltern die Feier nicht erlauben. Wird es Massie gelingen, ihren Platz in der Schule zu behaupten? Und schafft es Claire, vielleicht sogar ein Mitglied der Clique rund um Alicia, Dylan, Kristen und Massie zu werden?

Meinung

Das Cover wurde in hellen und freundlichen Farben gehalten. Vor allem die Farbe Pink dominiert stark und findet sich in verschiedenen Variationen wieder. In der oberen Hälfte findet sich ein kleines Bildchen mit drei Mädels, hier kann man ein wenig spekulieren, welche Person wohl welche Figur im Buch darstellen könnte. Darunter befindet sich der Titel, welcher für meinen Geschmack gern auffallender und stärker hätte sein können. Das restliche Cover wird von bunten Blumenranken beherrscht. Insgesamt muss ich ehrlich sagen, dass ich das Bild nicht so toll finde, es ist zu pinklastig und man merkt, dass mit dem Buch eine jüngere Zielgruppe angesprochen wird.

Ich hatte ja bereits letztes Jahr eine Phase, wo ich öfters an die Reihe gedacht habe und woraufhin ich mir drei Bände als Mängelexemplare bestellt habe. Leider gibt es die Bücher nicht mehr neu zu kaufen, sonst hätte ich bestimmt schon weitere davon käuflich erworben. Nachdem ich dieses Jahr vorwiegend Bücher gelesen habe, die einen historischen Kern haben, war es mir mal wieder nach einer leichten Lektüre und da habe ich kurzerhand dieses Buch vom Sub geangelt und es innerhalb knapp eines Tages ausgelesen.

Vor dem Start neuer Kapitel gibt es auch diesmal wieder die Information, wo die kommende Handlung, aber auch an welchem Datum sie stattfindet und sogar die genaue Uhrzeit wird genannt. Daher lässt sich immer genau verfolgen, wo sich die Personen gerade befinden und man kann dem Buch einen zeitlichen Rahmen geben. Ich finde diese Details sehr niedlich und gut, sie zeigen die Vielfalt der Handlungsorte und auch im Zusammenhang mit den anderen Bänden ist dies sehr passend. Ich kann es nicht genau sagen, aber ich denke, dass die einzelnen Teile nahtlos ineinander übergehen und man sie daher sehr gut hintereinanderweg lesen kann.

Die Schreibweise ist an die Zielgruppe angepasst, sie ist einfach und locker gehalten, lässt sich flüssig und problemlos lesen und geht nicht zu sehr in die Tiefe. Man erhält gute, leicht oberflächliche Blicke auf die Protagonisten und ihre Lebenssituation und kann sich von ihren Gedanken, teils auch Gefühlen ein ganz solides Bild machen. Oft wird eine Alltagssprache verwendet, die wahrscheinlich auch dazu beiträgt, dass sich jüngere Leser besser mit den Personen identifizieren können und sie sich ihnen näher fühlen. Ab und an gibt es einige, wenige Worte, die von den Mädchen des Schönheitskomitees erfunden wurden und die Verbundenheit miteinander zeigen.

Mit dem Setting war ich nicht ganz zufrieden. Es gibt von einigen Orten und Räumen gute Zeichnungen, gerade Massies Zimmer finde ich, trotz weniger Worte, sehr gut und anschaulich dargestellt. Andere jedoch waren recht oberflächlich und knapp beschrieben, man kann dann weder die Dimensionen erahnen, noch hatte ich einen Eindruck davon, wie der Handlungsort auch nur annähernd aussehen könnte. Ich denke, dass dies lediglich mein Eindruck ist, weil ich aus vielen Romanen, die keine Jugendbücher sind, anderes gewöhnt bin...

Wieder stehen die Mitglieder des Schönheitskomitees im Vordergrund, dazu kommt noch Claire, die gern zu der Clique dazugehören würde. Noch einige, wenige Nebencharaktere tauchen auf, die eine deutlich knappere Beschreibung bekommen haben, bei denen aber ab und an doch kleine Eigenheiten und Ticks verarbeitet wurden. So stehen sie nicht zu blass da, nehmen den anderen Personen aber auch nicht das Rampenlicht weg.

Ein wenig hätte ich mir gewünscht, dass die fünf Mädels Massie, Dylan, Kristen, Alicia und Claire gleichwertiger aufgetreten wären und nicht nur Massie und Claire so deutlich im Vordergrund stehen. Erstgenannte mag ich zwar gern und finde sie irgendwie herrlich erfrischend, selbstbewusst und amüsant. Sie zeigt immer wieder, dass hinter ihrer harten Schale ein weicher Kern steckt und viele Aussagen und Handlungen nur dafür da sind, um eine Fassade aufrecht zu erhalten. Massie zeigt immer wieder andere Facetten von sich, was ich gern mag und was sie zu meinem Lieblingscharakter der Reihe macht. Claire jedoch hat es noch immer nicht geschafft, mir zu gefallen und ich weiß nicht weshalb, aber ich empfinde sie einfach als unsympathisch. Dabei ist sie eigentlich von den Mädels am normalsten und bodenständigsten, mit ihr können sich viele Leser wahrscheinlich am ehesten identifizieren. Aber trotzdem mag ich Claire einfach nicht und würde mir deshalb wünschen, dass sie eine kleinere Rolle im Buch einnimmt und nicht mehr als zweiter Hauptcharakter fungiert.Dylan und Kristen, aber auch Alicia bekommen deutlich weniger Platz in den Büchern eingeräumt als Massie und Claire. Sie agieren seltener als in den späteren Bänden miteinander und ich würde mir von ihnen wünschen, dass sie mehr Handlungsraum bekommen und man sie besser kennenlernen kann.

Fazit

Es war entspannend und unterhaltsam, mal wieder etwas von der Glamour-Clique zu lesen und weiteres von ihnen zu erfahren. Und viele Aspekte fand ich in der Handlung auch angenehm und passend, dazu zählen vor allem die Schreibweise, aber auch kleine Details, die immer wieder in die Geschichte eingeflochten wurden und sie besonders machen.

Und so interessant es auch war, den zweiten Band und somit einen der Anfänge der Reihe zu lesen, so ehrlich muss ich sagen, dass mir die späteren Teile deutlich besser gefallen. Sie haben mehr Charme, zeigen die Personen in einem etwas stärkeren Licht und haben mich einfach besser unterhalten.

Bewertung: 3 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
Meine Meinung zu anderen Teilen der Reihe:


 

Donnerstag, 18. Februar 2021

Rezension: Glückskinder von Teresa Simon

Titel: Glückskinder
 Autorin: Teresa Simon
 Verlag: Heyne
Seitenzahl: 512 Seiten
 Preis: 10,99 €
 Erscheinungsdatum:08.02.2021
ISBN:  978-3-453-42406-7
 
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Handlung

München 1945

Zwar ist der Zweite Weltkrieg vorbei, doch so richtig durchatmen und nach vorne blicken kann die Bevölkerung noch immer nicht. Dafür sind die Erinnerungen zu stark, die Nahrungsmittel zu knapp. Und genau aus diesem Grund boomen die Schwarzmärkte der Stadt, wo sich täglich ein Teil der Bevölkerung trifft, um an begehrte Güter zu gelangen.Auch Toni verschlägt es immer wieder auf den Schwarzmarkt in der Möhlstraße, wo sie für ihre Familie und auch Tante Vev, bei der sie derzeit wohnen, das Nötigste organisiert. Und schließlich wird auch noch die Holländerin Griet in der Wohnung von Tante Vev einquartiert, sehr zum Missfallen der anderen Bewohner. Sie betrachten die junge Frau mit Abneigung und Vorsicht, ahnen nicht, was Griet die letzten Jahre alles miterleben musste. Doch schließlich erkennen sowohl Toni, als auch Griet, dass sie einander helfen können und man über andere Menschen nicht vorschnell urteilen sollte...

Meinung

Ich finde das Cover sehr schick, stimmig und auffallend. Ich mag den hellblauen Hintergrundton, er dient eindeutig als Blickfang und lässt das Cover strahlen. Darauf ist in dunkelroter Schrift der Titel, sowie der Name der Autorin abgedruckt, sowie an den Rändern jeweils zwei Blütensträucher. Weiterhin sind zwei Damen von hinten zu sehen, sie sind der Mode der Nachkriegszeit entsprechend gekleidet und gehen mit Koffern in der Hand zielstrebig ihren Weg. Bei den beiden Personen stelle ich mir gerne vor, dass es sich um Toni und Griet handelt, auch wenn die Haarfarben mit denen im Roman nicht ganz übereinstimmen. Insgesamt kann ich sagen, dass ich das Cover wirklich gern mag, es ist stimmig und wunderschön gestaltet, ein wahrer Blickfang!

Von Teresa Simon habe ich bereits einige Romane gelesen, von denen mir viele sehr gut gefallen haben. Und mit der Inhaltsangabe ihres neuen Romans hatte sie wirklich direkt mein Interesse geweckt und ich konnte nicht anders, als den Titel auf meine Wunschliste zu schreiben. Ich habe stark auf den Erscheinungstermin hingefiebert, hatte mir viel von dem Buch versprochen und war unglaublich gespannt, ob meine Erwartungen erfüllt werden und wie sich die Ereignisse entwickeln. Dementsprechend war ich sehr dankbar, das Buch vom Bloggerportal und dem Heyne Verlag zur Verfügung gestellt zu bekommen, wofür ich mich ganz herzlich bedanken möchte! Ich kann schon mal vorab verraten, dass es ein großes Vergnügen war, den Roman zu lesen und ich wundervolle Lesestunden damit hatte!

Um sowohl zeitlich, als auch örtlich nie den Überblick zu verlieren, wurde am Anfang von neuen Kapitel stets der Handlungsort, als auch der Monat und das Jahr angegeben. Dadurch lässt sich nicht nur leicht verfolgen, wie viel Zeit seit dem Beginn der Handlung vergangen ist und man kann dadurch grob schauen, was in nächster Zeit für historische Ereignisse folgen oder welche Probleme sich für die Figuren ergeben könnten. So ist man stets gut informiert, was ich immer sehr gern mag! Zudem erstreckt sich die Geschichte über mehrere Jahre, der Prolog spielt im Jahr 1942, danach setzt die Handlung 1945 ein und geht bis ins Jahr 1948. In diesen Jahren passiert allerhand und es wäre leicht gewesen, sich zeitlich zu verlieren. Ich bin froh, dass dies so eingebunden wurde und man sich stets gut orientieren konnte! Ein sehr hilfreiches kleines und wirkungsvolles Detail, für das ich dankbar bin!

Wie man es schon von Büchern aus der Feder der Autorin gewohnt ist, startet der Prolog mit vielen Fragen, die erst im weiteren Verlauf der Handlung besprochen und aufgelöst werden. Hier kann man bereits erste Vermutungen anstellen und die Spannung befindet sich bereits nach kurzer Zeit auf einem sehr guten und soliden Niveau. Man wird dazu verführt, direkt weiterzulesen, was ich auch gemacht habe und bereits nach kurzer Zeit wurde ich von der Geschichte gefangen genommen und konnte mich leicht und ohne Probleme auf diese einlassen. Dadurch hatte ich einen sehr angenehmen, spannenden, interessanten und flüssigen Start in den Roman, hatte bereits nach wenigen Seiten einen guten Eindruck von der Geschichte und habe mich unglaublich auf das weitere Lesen gefreut!

Daran war nicht nur die lebendige Handlung mit den angenehmen und sympathischen Charakteren schuld, sondern auch die Schreibweise. Sie war einfach und locker gehalten, gibt gute Bilder von den Situationen, Figuren und Settings, aber auch von politischen und historischen Ereignissen. Diese wurden immer so geschickt eingebunden, sodass man die Informationen fast schon nebenbei aufgenommen hat und nie davon überfordert wurde. Sie wurden stets eindrucksvoll und mit leicht verständlichen Worten umschrieben und ich hatte keine Probleme, sie direkt einzuordnen und zu verarbeiten. Dazu gibt es immer wieder Abschnitte, in denen ein wenig Münchener Dialekt, aber auch die Englische Sprache eingeflochten wurde. Auf diese Weise entsteht eine besondere Art der Authentizität und ich mochte es sehr, wie diverse Personen sich dadurch hervorgehoben haben und ihr Auftreten einzigartig wurde. Diese Abschnitte haben außerdem viel zur Stimmung beigetragen und wurden in einem angenehmen und passenden Maß eingebunden.

Obwohl ich noch nie in München war, hat es die Autorin geschafft, aufgrund einer äußerst bildhaften Sprache die Stadt auch für mich lebendig und greifbar zu machen. Viele Ecken und Orte, aber auch Räume haben lebendige Bilder vor meinen Augen entstehen lassen und es hat auf diese Weise viel Spaß gemacht, zusammen mit den Personen durch München zu radeln oder zu laufen und die Stadt dadurch ein wenig kennenzulernen. Trotzdem habe ich auch häufig noch im Internet geschaut, wie die Örtlichkeiten tatsächlich aussehen und es war schön zu sehen, wie detailgetreu Teresa Simon diese beschrieben hat!

Zudem mochte ich es sehr, dass sie schonungslos beschrieben hat, wie München nach dem Krieg aussah, welche Ecken der Stadt zerstört waren und welche Auswirkungen dies auf die Bevölkerung hat. Dadurch hat der Krieg nochmals eine dunklere Seite bekommen und oft war die Verzweiflung der Menschen deutlich greifbar, wenn sie auf ihre zerbombte Stadt geschaut haben.

Eigentlich ist man es von den Büchern der Autorin gewöhnt, dass sie auf zwei zeitlichen Ebenen spielt und die Handlung zwischen diesen hin- und herspringt. Diesmal bewegt sich die Geschichte sehr geradlinig fort, es gibt keine zeitlichen Sprünge, sondern sie wird chronologisch erzählt.

Die Kapitel teilen sich zwischen zwei Damen auf, einmal verfolgt man die Münchenerin Toni, lernt ihre Familie kennen und erhält einen Einblick in ihr Leben, sowie wie sie den Krieg und die Folgen erlebt. Zum anderen verfolgt man die Holländerin Griet, die den Krieg nochmals düsterer erlebt hat und eine schwere und belastende Zeit hinter sich hat, die sie wohl niemals vergessen wird. Es treffen zwei doch ziemlich unterschiedliche Damen aufeinander, man erfährt von ihren Gedanken und Gefühlen, Hoffnungen und Ängsten. Man verfolgt unterschiedliche Lebensweisen und lernt dabei Menschen kennen, die komplett unterschiedliche Ansichten vom Leben und der Politik haben. Ich mochte die zweigeteilte Handlung sehr, beide Damen waren mir sympathisch und ich fand es gut, dass die Geschichte so aufgeteilt wurde. Es kam immer wieder Abwechslung hinein, für mich wurde es an keiner Stelle langweilig und ich wollte immer wissen, wie es weitergeht. Das war natürlich für meinen Lesefluss sehr förderlich und es war auch interessant zu erfahren, was mit den Protagonisten geschieht und was das Schicksal noch für sie bereit hält. Zudem mochte ich es, dass man jede Figur aus unterschiedlichen Blickwinkeln erlebt und sich somit ein noch besseres Bild von ihnen machen kann und die Ereignisse aus zwei Sichtweisen erlebt. Das hat letztendlich dazu beigetragen, dass ich mich noch besser auf die Geschichte einlassen konnte und so vieles äußerst lebendig und realitätsnah wirkte.

Gerade am Anfang des Romans gab es einige stimmungsvolle und berührende Szenen, die sich dann auch auf mich übertragen haben. Hier war es mir möglich, mit den Personen mitzuleiden oder mich für sie zu freuen und dadurch eine Bindung aufzubauen. Ihre Gefühle ließen sich nachvollziehen und waren authentisch, was mir gut gefallen hat.

Mit zunehmender Handlung jedoch wird die Stimmung immer weniger greifbar und war irgendwann ziemlich verschwunden. Das fand ich ein wenig schade, gerade weil dieser Punkt anfangs so gut ausgefüllt wurde, hatte ich mir mehr erwartet.

Ich finde, dass die Spannung durchweg immer ein wenig vorhanden war, wobei sie natürlich mal mehr, mal weniger Raum eingenommen hat. Oft wurde sie durch kleine Bemerkungen aufrecht erhalten und man möchte natürlich wissen, wie sich diese Heimlichkeiten aufklären. Diese Hinweise wechseln sich mit ruhigen Kapiteln ab, in denen einfach nur der Alltag von Griet und Toni beschrieben wird und man schauen kann, wie sich die Stadt München mitsamt ihren Bewohnern langsam vom Krieg erholt. Somit ist der Grundton in der Geschichte meist ruhiger, was ich sehr angenehm empfand.

Teresa Simon hat zahlreiche historische Details in ihren Roman eingebunden. Viele Themen wurden mal länger, mal kürzer behandelt und anhand von ihnen kann man sich ein Bild davon machen, was die Bevölkerung beschäftigt hat. Sei es die Religion oder der tägliche Kampf um Nahrung und damit auch ums Überleben, die Hungersnot, die überall herrscht oder der aufkeimende und weit verbreitete Handel auf dem Schwarzmarkt. Über zahlreiche Aspekte wird man aufgeklärt und erhält ein ausreichend großes Bild, um einen Eindruck der Nachkriegszeit zu erhalten und dadurch der Handlung flüssig zu folgen.

Ich empfand viele Figuren schnell als angenehm und sympathisch, sie haben gute Zeichnungen erhalten und waren lebendig gestaltet. Es wurden verschiedene Charaktere eingebunden, die unterschiedliches erlebt haben und teils noch an der Vergangenheit festhalten. Durch die Zufügung von amerikanischen Soldaten wird das Bild der Bevölkerung in München nochmals vergrößert.

Ich hätte mir gewünscht, dass manche Personen stärker an ihrer ursprünglichen Überzeugung festhalten. Das hätte sie in ihrem Auftreten stärker gemacht und würde einen noch größeren Ausschnitt der Zeit geben. Zudem kam mir bei dieser einen besagten Person, die ich nicht näher benennen will, der Wandel im Denken zu plötzlich und schnell. Ein Kapitel, wo man vielleicht einen näheren Einblick in seine Gedanken bekommt, wäre hilfreich gewesen.

Am Ende des Buches gibt es noch ein ausführliches und manche Situationen und Vorgänge erklärendes Nachwort, welches das gerade Gelesene nochmals abrundet und weitere Hintergrundinformationen bietet. Ich habe während dieser Seiten die Handlung nochmal ein wenig Revue passieren lassen und fand es dabei faszinierend, wie viele historische Informationen die Autorin eingebunden hat, ohne das man als Leser davon überfordert wurde. Außerdem wurde hier auch ein wenig deutlich, wie viel Recherche für das Werk betrieben wurde, um am Ende ein so stimmiges und rundes, aber auch informatives Buch entstehen zu lassen!

Zu guter Letzt wurden noch einige Rezepte angefügt, anhand derer man sich einen Eindruck machen kann, was in den Handlungsjahren auf den Speiseplänen der Bürger stand und was sie aus den Lebensmitteln, die sie zur Verfügung hatten, hergestellt und gekocht haben. Anhand dieser Rezepte sieht man, mit wie wenig die Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg überleben mussten und wie knapp die Lebensmittel damals waren.

Fazit

Ich habe ja jetzt viele Punkte genannt, die mir richtig gut gefallen haben und die mir das Buch zu einem Lesevergnügen gemacht haben. Aber hundertprozentig wurde ich nicht überzeugt, mir hat noch ein kleiner Punkt gefehlt, der die Handlung mitreißend macht und das Buch zu einem Highlight. Ich kann nicht genau benennen, was mir ein wenig gefehlt hat, vielleicht die Stimmung, vielleicht aber auch eine Person, die noch deutlicher als Gegenspieler fungiert.

Ansonsten bin ich mit der Geschichte wirklich zufrieden, ich habe die Handlung mit viel Interesse verfolgt und finde letztendlich, dass es der stärkste Roman aus der Feder von Teresa Simon ist. Ja, es gibt Bücher, die ich vielleicht in der Vergangenheit besser bewertet habe, aber mit dieser Erzählung auf einer zeitlichen Ebene hat sie mich mehr überzeugt und ich hoffe, auf noch weitere solch interessante Werke!

Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an das Bloggerportal und den Heyne Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 
Weitere Rezensionen zu Büchern der Autorin:
 
 




Und auch diese Bücher der Autorin habe ich gelesen ( geschrieben unter einem anderen Pseudonym):
 
 
 
 
 

Montag, 15. Februar 2021

Rezension: Elbleuchten von Miriam Georg

Titel: Elbleuchten
 Autorin: Miriam Georg
 Verlag: Rowohlt Taschenbuch
Seitenzahl: 640 Seiten
 Preis: 10,00 €
 Erscheinungsdatum: 26.01.2021
ISBN:  978-3-499-00344-8
 
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Handlung

Lily Karsten ist behütet und in Reichtum aufgewachsen. Sie entstammt aus einer der erfolgreichsten Reederfamilien Hamburgs, lebt in einer Villa und ist mit Henry verlobt. Sie träumt von einer glücklichen Ehe und einem Leben als Schriftstellerin.

Zu ihrer Rolle als einzige Tochter der Karstens gehört es auch, dass sie bei Schiffstaufen anwesend ist und Reden hält. So auch an einem heißen Sommertag 1886. Und hier nimmt das Schicksal seinen Lauf. Ein Gewitter zieht auf, ihr Hut fliegt weg und als ein Arbeiter versucht, ihn aus der Elbe zu fischen, gerät er in einen grauenhaften und folgenreichen Unfall.Jo Bolten ist Zeuge dessen und möchte für seinen verletzten Freund um Hilfe bitten. Schließlich stammt er ebenfalls aus dem Altstädter Gängeviertel und weiß, wie schwierig es für die betroffene Familie sein wird, zu überleben. Und Lily fühlt sich für den Unfall schuldig und möchte helfen. Jo zeigt ihr die Welt, in der er aufgewachsen ist und die für viele Bürger Hamburgs der traurige Alltag ist. Und Lily erkennt, wie privilegiert sie aufgewachsen ist. Und so wächst das ungleiche Paar zusammen, allerdings müssen beide darauf achten, ihre Zuneigung zueinander vor der Welt verborgen zu halten...

Meinung

Mir gefällt das Cover richtig gut. In der oberen Hälfte werden vorwiegend neutrale und zurückhaltende und neutrale Farben genutzt, die fast ein wenig kühl wirken. Dadurch fällt das untere, von der Sonne angestrahlte Gebäude natürlich umso stärker auf und bildet für mich den Blickfang des Covers. Mit der Darstellung des Gebäudes und des Gewässers wird dem Handlungsort Hamburg gehuldigt und es zeigt einen wichtigen Ort der Geschichte, wo für den weiteren Fortgang wichtige Ereignisse geschehen.

Über diesem staatlichen Bau wurden zwei Damen in grau-weißen Nuancen dargestellt, die der Mode der 1880er Jahre entsprechend gekleidet sind. Eine von Beiden wendet dem Betrachter halb ihr Gesicht zu, die andere zeigt sich im Profil. Sie ergänzen das Bild und geben ihm das gewisse Etwas.Insgesamt mag ich das Cover wirklich gern. Es ist stimmungsvoll und auffallend, gleichzeitig aber auch schlicht und zurückhaltend. Eine sehr gelungene und gute Mischung!

Tatsächlich habe ich den Roman erstmals bei der Buchboutique entdeckt, wo es vorgestellt wurde und die Möglichkeit bestand, sich bei der Buchpremiere dafür zu bewerben. Daraufhin habe ich mal in die Leseprobe reingeschnuppert und war vollends interessiert und mein Bedürfnis und der Wunsch, das Buch zu lesen wurde immer größer. Leider hatte ich bei dieser Aktion kein Glück, schließlich habe ich auf Lovelybooks eine Buchverlosung dazu entdeckt und nochmals einen Eindruck des Buches und der Leseprobe verfasst. Diesmal wurde mein Wunsch erfüllt und ich konnte mich über ein Exemplar freuen, was mich absolut glücklich gemacht hat. Daher ein riesiges Dankeschön an Lovelybooks und den Verlag für das Rezensionsexemplar!

Mit der Gestaltung der Umschlaginnenseiten wurde sich viel Mühe gegeben und sie wurden individuell gestaltet. Einmal findet man eine historische Karte von Hamburg aus dem Jahre 1886, wo wichtige Orte der Geschichte hervorgehoben wurden und man sich somit einen sehr guten Eindruck von Entfernungen machen kann und es leicht war, die Wege der Protagonisten nachzuverfolgen. Ich fand dies sehr hilfreich und war dankbar, dass es eingebunden wurde.

Auf der Innenseite am Ende ist der zweite Band der Saga abgedruckt, der im April 2021 erscheint. Nachdem ich den Roman beendet habe, war meine Freude auf die Fortsetzung sehr groß und ich habe mir den Titel direkt auf meiner Wunschliste notiert, ich möchte ihn unbedingt lesen, zu gern möchte ich erfahren, wie es mit Lily weitergeht und was sie noch erleben wird.

Ein wenig hätte ich mir, gerade anfangs, ein Personenverzeichnis gewünscht. Die Familie Karsten konnte ich ohne Probleme auseinanderhalten, bei manch anderen Personen hatte ich ein wenig Probleme, sie nach dem ersten Zusammentreffen im Gedächtnis zu behalten. Dazu habe ich ein wenig Zeit gebraucht, auch um mir einzuprägen, welche Positionen die Angestellten im Haushalt Karsten übernehmen. Hier hätte mir ein Verzeichnis der handelnden Personen wirklich weitergeholfen und ich hätte es aufgrund der Fülle an Personen für sehr angebracht gehalten.

Ich fand es sehr angenehm, dass es nicht erst ewige Erklärungen zu den Personen, der Situation gibt, sondern die Handlung ziemlich direkt startet und man währenddessen die Figuren kennenlernt und von ihnen einen ersten Eindruck erhält. Anhand von kleinen Aussagen, Handlungen und Gesten sind einige Wesenszüge erkennbar, die sich schnell verstärken und eine gute Charakterzeichnung ergeben.

Zudem finde ich, dass die Geschichte direkt spannend beginnt, indem der besagte Unfall vom Klappentext kurz bevorsteht und man natürlich wissen möchte, wie dieser ausfällt und welche Auswirkungen er auf die folgende Handlung hat. Das regt dazu ein, weiterzulesen, die Personen besser kennenzulernen und mehr über die Ereignisse zu erfahren.

Zu einem flüssigen und anregenden Lesen hat auch die Schreibweise beigetragen. Sie war von der ersten bis zur letzten Seite sehr angenehm und gut lesbar und hat dadurch dazu verführt, immer weiterzulesen zu wollen. Besonders gefallen haben mir die bildhaften Umschreibungen der Handlungsorte, die ich allesamt sehr lebendig vor Augen hatte und einfach nur beeindruckend fand. Und hier hat mich auch die Vielfalt überzeugen können, zahlreiche Szenen spielen in den ärmeren Vierteln der Stadt, dazu gibt es den Gegensatz zu den Villen der Bellevue. Diese Unterschiede werden dem Leser deutlich vor Augen geführt und ergeben eine schonungslose und ehrliche Sicht auf die gesellschaftlichen Kluften in Hamburg.

Ein klein wenig hat es mich gestört, dass es so schwer möglich war, die Handlungszeit genauer zu bestimmen. Diese ist meines Erachtens gar nicht so lang, wie ich anfangs aufgrund der hohen Seitenanzahl gedacht hatte, aber irgendwie ist es mir auch nicht möglich, sie nur ansatzweise zu bestimmen. Vielleicht wären einige kleine Erwähnungen, wenigstens der Monat am Anfang neuer Kapitel ganz angebracht und hilfreich gewesen.

Und obwohl die Geschichte schon spannend angefangen hat, konnte sie mich erst ab ungefähr der Hälfte der Handlung richtig fesseln. Bis dahin wurde ich gut unterhalten, habe die Story mit viel Interesse verfolgt und mir Gedanken über einen möglichen Fortgang gemacht, war aber noch nicht komplett beeindruckt. Das kam erst später und ab da war ich wirklich Feuer und Flamme. Als dieser Punkt erreicht war, wollte ich das Buch absolut nicht mehr aus der Hand legen und habe die zweite Hälfte innerhalb von knapp zwei Tagen verschlungen. Und dann kam ein wenig die Enttäuschung, dass ich nun bis April warten muss, um zu erfahren, wie es mit den Personen weitergehen wird...

Immer wieder sind Ereignisse eingetreten, die mich überrascht haben und mit denen ich absolut nicht gerechnet hätte. Ich wurde oft überrascht und die Karten über einen möglichen Fortgang der Geschichte wurden immer wieder neu gemischt. Daher blieb die Handlung für mich immer undurchschaubar und interessant.Anhand von kleinen Bemerkungen und Gesten merkt man, dass die Protagonisten kleine Geheimnisse beherbergen und hier ist es natürlich spannend zu erfahren, was es damit auf sich hat und wie sich manche Zusammenhänge auflösen werden. Wobei hier auch manche Punkte geschickt etwas offen bleiben, um die Vorfreude, aber auch das Verlangen, den zweiten Teil ebenfalls zu lesen, zu erhöhen. Ich wurde damit geködert und möchte unbedingt die Fortsetzung lesen und hoffe, mit dieser ebenfalls so gut unterhalten zu werden wie diesmal!

Ich war ganz überrascht davon, wie viele Erzählperspektiven eingesetzt und genutzt wurden. Ursprünglich hatte ich die Erwartungshaltung, dass ganz viele Kapitel aus Lilys Sicht, sowie der ihrer Familie und vielleicht von ein-zwei außenstehenden Personen beschrieben werden. Doch hier erweist sich die Vielfalt viel größer als ursprünglich angenommen und sowohl die Familie Karsten, als auch unter anderem Jo Bolten, sein Chef oder sein bester Freund kommen zu Wort. Auf diese Weise kann man die Figuren nicht nur auf unterschiedliche Weisen sehen, sondern auch die Ereignisse besser einschätzen und mehr Zusammenhänge finden. Außerdem erweist sich die Geschichte als vielfältiger und abwechslungsreich, zudem lernt man verschiedene Lebensweisen kennen und kann sich von den unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten ein Bild machen.

Anhand vieler kleiner oder großer Details gibt es Informationen über die Handlungszeit. Diese äußern sich in verschiedenen Themen, sowohl in der Politik und dem Handel, als auch im persönlichen Leben, in Krankheiten, der Mode oder den gesellschaftlichen Konventionen. Wegen dieser Details ist es möglich, einen Überblick über die Handlungszeit zu erhalten und die Geschichte bekommt einen hohen Realitätsbezug, was von der gründlichen und tiefen Recherche der Autorin zeugt.

Als Setting dient durchweg Hamburg und wie ich schon erwähnt hatte, lernt man die verschiedensten Ecken kennen, die ich mir meistens sehr gut vorstellen konnte. Ich finde es besonders, welche Stimmungen mit den jeweiligen Handlungsorten daherkommen. Diese sind abwechslungsreich und geben daher noch tiefere Einblicke in bestimmte Orte und Lebensweisen, sind schonungslos ehrlich und lassen sich gut nachvollziehen. Mir war es daher auch möglich zu den Figuren eine bessere Bindung aufzubauen.

Den Großteil der Charaktere fand ich sehr angenehm und abwechslungsreich. Sie haben starke Zeichnungen erhalten und gestalteten sich als vielfältig und Personen mit mehreren Seiten. Es wurde mit ihnen nie langweilig und immer wieder haben sie mit ihren Aussagen und Handlungen überrascht. Zudem war es interessant, von vielen so genau die Emotionen und Gedanken mitzuerleben. Viele haben Gewissenskonflikte gegenüber der Familie oder Freunden und diese waren hautnah mitzuerleben, was die Personen sehr lebendig und realistisch gemacht hat!

Einzig mit Lily hatte ich ab und an ein paar kleine Probleme. Sie war mir zwar sympathisch, manche Handlungen wirkten allerdings etwas überstürzt und zu impulsiv. Manchmal wirkte sie noch etwas kindlich und ihre Aussagen erschienen nicht immer durchdacht. Man merkte aber deutlich, wie sie mit der Zeit reifer wurde und da hat mir Lily deutlich besser gefallen als noch am Anfang.

Fazit

Nach der glänzenden Leseprobe und einem sehr guten ersten Eindruck von der Handlung bin ich mit vollem Enthusiasmus in die Geschichte gestartet und hatte einige Erwartungen an sie. Während des Lesens habe ich dann bereits ein paar kurze Urteile dazu gelesen und diese sind fast durchweg positiv ausgefallen, was meine Erwartungen nochmals etwas erhöht hat. Und lange Zeit konnte ich mich den guten Meinungen anschließen, war aber noch nicht vollends überzeugt. Mir hat noch ein bisschen mehr Spannung gefehlt, die glücklicherweise später dazukam und irgendwann hat mich die Geschichte komplett gefesselt. Gerade das letzte Drittel habe ich verschlungen und war sehr enttäuscht, als das Lesevergnügen dann vorbei war und ich nun ein bisschen warten muss, bis die Fortsetzung erscheint. Ein absolut tolles und mitreißendes Buch, welches mir viele schöne Stunden bereitet hat!

Bewertung: 5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Rowohlt Verlag, sowie Lovelybooks für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 

Donnerstag, 11. Februar 2021

Lesemonat Januar 2021

Der Januar ist schon seit ein paar Tagen Vergangenheit, daher wird es Zeit, dass ich euch endlich mal meinen Lesemonat präsentiere. Ich finde, es lief für mich büchertechnisch ganz gut, ich habe acht Bücher gelesen, von denen sechs Werke Rezensionsexemplare waren und zwei Bücher habe ich von meinem Sub befreit (eines noch vom Geburtstag, eines war ein Weihnachtsgeschenk). Und damit liege ich bisher auch ganz gut in meinem Vorhaben, zwölf bestimmte Werke in diesem Jahr zu lesen und ihr Dasein auf dem Sub zu beenden.

  Mit den acht gelesenen Büchern komme ich gesamt auf 4159 gelesene Seiten, was im Durchschnitt 134 Seiten pro Tag ergibt. Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht mit so einer hohen Zahl gerechnet hatte, manchmal war ich diesen Monat doch ein wenig lesefaul und ich habe mich lieber von technischen Medien und Streamingplattformen berieseln lassen. Zudem war ich auch ein wenig schreibfaul und obwohl ich zu den Büchern allerhand zu sagen hatte, musste ich mich stark motivieren, meine Meinung auch aufzuschreiben und auf diversen Plattformen hochzuladen.


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 (5/⭐⭐⭐⭐⭐)

 (5/⭐⭐⭐⭐⭐)

 (4/⭐⭐⭐⭐⭐)

 (4,5/⭐⭐⭐⭐⭐)

Die Zarin von Ellen Alpsten
 (4/⭐⭐⭐⭐⭐) 
 

 (4,5/⭐⭐⭐⭐⭐)

Wo wir Kinder waren von Kat Naumann
 
(4/⭐⭐⭐⭐⭐)

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Direkt fünf Bücher sind im Januar bei mir neu eingezogen, wobei eines ein Prämienbuch ist und aus dem Prämienshop der Lesejury stammt, die anderen vier sind Mängelexemplare. Diese habe ich bei Arvelle gefunden und konnte einfach nicht daran vorbei, sie klangen einfach zu gut und ich bin sehr froh, dass ich die Bestellung getätigt habe.

Das Prämienbuch:

Krone der Welt von Sabine Weiß

Meine Arvelle-Bestellung:

Viktoria von Jenny Glanfield

Die Herrin der Lettern von Sophia Langner

Das Mädchen aus dem Savoy von Hazel Gaynor

Liebe ist das schönste Geschenk von Ivy Pembroke

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MarySophie

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