Titel: Die Malerin des Nordlichts
Autorin: Lena Johannson
Verlag: Aufbau Taschenbuch
Seitenzahl: 448 Seiten
Preis: 12,99 €
Erscheinungsdatum: 12.07.2019
ISBN:
978-3-7466-3424-1
Handlung:
Norwegen 1922
Signe lebt endlich so, wie sie es sich
seit einigen Jahren gewünscht hat. Frisch geschieden geht sie ihrer
Leidenschaft, der Malerei nach und hat endlich die Möglichkeit, sich
in der Kunstwelt zu etablieren. Signe nimmt Unterricht bei Paul
Gauguin und immer wieder fallen ihr Aussagen ihres berühmten Onkels,
Edvard Munch, ein, die ihr Anreiz auf neue Werke geben.
Jahrelang denkt sie, dass ihr nichts
fehlt. Eines Abends lernt Signe zufällig Einar kennen und spürt
sofort eine Seelenverwandschaft. Doch ist eine Liebe bei fast zehn
Jahren Altersunterschied möglich? Oder haben Signe und Einar Angst,
dass die Gesellschaft sie dafür kritisieren wird?
Meinung:
Meinung:
Auf den ersten Blick erinnert das Cover an die anderen Bände der Künstlerinnen-Reihe des Aufbau Verlags. Mir gefällt dieser Wiedererkennungswert und ich finde es unglaublich toll wie Frauen in den Mittelpunkt gerückt werden und eine einzigartige Lebensgeschichte erzählt wird.
Mir gefällt die Farbenvielfalt, die aber trotzdem nicht zu viel ist und ein angenehmes Bild bietet. Die Landschaft wirkt malerisch schön, dazu ein Haus, welches typisch norwegisch erscheint. Eine Dame geht auf das Häuschen zu, sie könnte Signe darstellen, die Hauptperson des Buches.
Edvard Munch war mir natürlich ein
Begriff, von seiner Nichte habe ich noch nie etwas gehört. Umso
gespannter war ich auf die Geschichte von der mir bisher unbekannten
Person. Am liebsten hätte ich schon nach wenigen Seiten im Internet
nach Bildern von der Malerin gesucht, um auch beim Lesen ein Bild von
ihr vor Augen zu haben. Gleichzeitig hatte ich zu viel Angst, dass
mir dadurch Details verraten werden und so war ich umso motivierter,
das Buch zu lesen und dann endlich googeln zu können.
Von Lena Johannson habe ich schon
zwei-drei Bücher gelesen und mir ist vor allem die richtig gute
Schreibweise in Erinnerung geblieben. Darauf hatte ich auch hier
gehofft und wurde nicht enttäuscht. Durchweg blieb die Schreibweise
auf einem konstant guten Niveau, war angenehm und ermöglichte ein
flüssiges Lesen. Viele Stellen, besonders Beschreibungen von Häusern
und der Natur, waren bildhaft und ließen ein Bild vor meinen Augen
entstehen. Die Orte waren nicht nur bildhaft beschrieben, sondern
auch so ein Highlight. Sie wirkten lebhaft und fassbar. Zeugten von
der umfassenden Recherche der Autorin, aber auch ihrem Wunsch, das
Buch stimmig zu machen.
Durchweg war die Handlung spannend
gehalten, es gibt immer wieder ruhige Kapitel, auf die aufregendere
folgen, in denen mehr passiert. Insgesamt werden auf den 448 Seiten
knapp 22 Jahre erzählt, wobei es immer mal kleine Zeitsprünge gibt.
Am Anfang eines jeden Kapitels ist vermerkt, in welchem die Handlung
stattfindet und es ist wichtig, dies auch immer zu beachten.
Ansonsten ist man arg überrascht, wenn plötzlich einige Jahre
vergangen sind, was man aber erst ein ganzes Stück später bemerkt.
Mit den Zeitsprüngen hatte ich absolut
keine Probleme, mir waren sie sogar angenehm. So konnten erst gar
keine Längen entstehen, sondern ich hatte immer das Gefühl, dass
nur das Wichtigste geschildert wird. Außerdem hätte die Geschichte
große Ausmaße angenommen und wäre zu ausführlich gewesen.
Als Hauptcharakter agiert Signe Munch.
Eine Frau, Ende dreißig und frisch geschieden. Etwas unsicher und
schüchtern, eher introvertiert und mit einer bescheidenen Anzahl an
Freunden, die dann aber auch die richtigen Freunde sind, denen sie
vertrauen kann. Teilweise wirkte Signe um einiges jünger und öfter
fiel es mir schwer, sie mir in solch einem Alter vorzustellen. Dies
verstärkt sich, als sie irgendwann an die 50 Jahre alt ist. Signe
schien nie zu altern, sich nicht zu verändern. Es gab an ihrem
Charakter nur wenige Veränderungen, diese betrafen meist ihren
Malstil und ihre Gemälde. Charakterliche Veränderungen waren rar.
Sie waren vorhanden, aber nur schwer erkennbar. Erst gegen Ende des
Buches, auf den ungefähr letzten 100 Seiten änderte sich Signe.
Verschloss nicht immer nur die Augen, sondern wollte aktiv etwas
sagen und mitwirken. An sich eine gute Sache, aber mir kam der Wandel
etwas zu spät.
Während ich Signe´s Charakter anfangs
sympathisch und freundlich fand, sie mochte und gut fand, hat sich
das geändert. Ihre sympathische Ader verschwand etwas und sie wurde
mir ziemlich egal. Ich habe an ihrem Leben und Erlebnissen immer noch
großes Interesse gehabt, aber ihr Wesen konnte mich nicht mehr
berühren.
Neben Signe gab es einige
Nebencharaktere, von denen die meisten in einer schönen
Regelmäßigkeit auftraten. Ich muss sagen, dass ich ehrlich
überrascht war, wie selten Edvard Munch auftritt, immerhin steht
sein Name ebenfalls abgedruckt auf dem Titel. Nach dem Lesen des
Nachwortes war dieser Umstand schlüssig, während der Lektüre war
ich etwas erstaunt.
Auch bei den weiteren Charakteren wurde
versucht, sie in einer lebendigen und authentischen Art darzustellen,
sodass sie für den Leser zugänglich werden. Leider ist das nicht so
ganz geglückt. Die Protagonisten hatten alle ihre Eigenarten und
Merkmale, konnten sich aber nicht herausheben. Ein gutes Beispiel
dafür ist eine Freundin von Signe. In den ersten Kapiteln hat sie
vor Freude und Tatendrang gestrotzt, war etwas Besonderes und ihr
Charakter hat Spaß gemacht. Irgendwann war diese Unbeschwertheit weg
und sie wurde eintönig und in ihr ließ sich nicht mehr die Person
vom Anfang wiedererkennen.
Fazit:
Lena Johannson erzählt die packende
Geschichte von Signe Munch, eine Frau, die ziemlich in Vergessenheit
geraten ist. Sie hat ein bewegendes Leben geführt und war am Ende
betrachtet eine starke Persönlichkeit (auch wenn ich beim Lesen ab
und an einen anderen Eindruck hatte). Besonders überzeugen konnte
mich die hervorragende Schreibweise und die traumhafte Beschreibung
von Orten. Es hat richtig viel Spaß gemacht, mit den Protagonisten
durch Orte und Wälder zu streifen, Häuser, sowie die Natur zu
betrachten. Mein einziger Kritikpunkt sind die Charaktere, die für
mich in ihrer Darstellung nicht ausgereift sind.
Ansonsten gab auch dieser Teil der
Künstlerinnen-Reihe wieder einen interessanten Einblick in das Leben
einer Frau, von der ich noch nie etwas gehört hatte. Ich bin schon
gespannt, um welche Personen sich die folgenden Teile drehen werden!
Bewertung: 4 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an Vorablesen, sowie den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
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