Titel: Das Lichtspielhaus - Zeit der Entscheidung
Autorin: Heidi Rehn
Verlag: Knaur TB
Seitenanzahl: 512 Seiten
Preis: 10,99 €
Erscheinungsdatum: 02.05.2019
ISBN:978-3-426-52324-7
Handlung:
München 1926
In ganz Deutschland werden Filme und
Kinos immer beliebter, sie sind ein wahrer Menschenmagnet und ein
purer Ort des Vergnügens geworden. So auch in München, wo die
Kinobetreiberfamilie Donaubauer sich großer Beliebtheit erfüllt.
Nicht nur mit ihrem neuen Filmpalast, dem Elvira, steht die Familie
in den Schlagzeilen, sondern auch durch das glamouröse Auftreten von
Elsa und ihrem Ehemann Karl.
Eigentlich ist das Glück perfekt,
denkt zumindest Elsa. Bis sie eines Tages entdecken muss, dass ihr
Mann sie klammheimlich verlassen hat und mit seiner neuen Liebe,
einer Revuetänzerin nach New York durchgebrannt ist. Elsa kommt nach
kurzem Überlegen zu dem Entschluss, alles Mögliche zu tun, um ihren
Töchtern ein vernünftiges Erbe zu gewährleisten und stellt sich
der Aufgabe, als Kinobesitzerin Fuß zu fassen.
Meinung:
Meinung:
Das Cover ist gut gelungen. Es fasst verschiedene Apsekte der damaligen Zeit auf und bereitet auf den Roman und sein Hauptthema, das Kino und seine Entwicklung, vor. Ich finde, dass das Bild sehr stimmungsvoll ist, was vermutlich an dem Lichteffekt liegt. Dadurch wirkt alles gemütlich, gleichzeitig spannungsgeladen und es gibt einen Einblick, wie die Lichtspielhäuser damals ausgesehen haben könnten.
Von Heidi Rehn habe ich bisher noch
kein Werk gelesen gehabt, auch wenn ich zwei Romane von ihr schon
seit einem knappen Jahr bei mir im Regal liegen habe. Dementsprechend
war ich nicht nur darauf gespannt, sondern auf den gesamten Roman.
Schon öfter habe ich das Buch bei Instagram gesehen und irgendwie
ging es mir nicht aus dem Kopf. Die Handlung versprach spannend zu
werden, dazu sind die goldenen Zwanziger eine tolle Zeit, die immer
so besonders dargestellt wird. Außerdem hatte ich während meines
Studiums mal eine Hausarbeit zu dem Thema Stumm- und Tonfilm, sowie
dessen Entwicklung geschrieben und hatte dafür schon einige
Fachlektüre verschlungen. Dadurch war ich nochmal gespannter auf die
Handlung.
Es gibt einen fließenden, sanften
Einstieg in den Roman, der anders war als ich mir gedacht hatte, mich
aber trotzdem überzeugen konnte. Eigentlich hatte ich erwartet, dass
man erst einmal ein paar Seiten Familienalltag der Familie Donaubauer
miterlebt, bevor Karl nach Amerika flieht. Dies war so nicht der
Fall, ziemlich schnell kommt der große Paukenschlag und für Elsa
ändert sich ihre komplette Welt.
Auf jeden Fall war ich direkt von dem
Roman eingenommen, mir hat die Schreibweise gefallen und auch die
starken Figuren von Elsa und Zenzi, die mir schnell ans Herz
gewachsen sind. Schon früh war zu sehen, wie akribisch die Autorin
recherchiert hat, ständig waren Namen von Filmen, Schauspielern oder
Regisseuren zu lesen, die alle perfekt in die Handlung integriert
wurden und mit den fiktiven Charaktern gut harmoniert haben.
Die genutzte Sprache fand ich sehr
interessant und besonders. Es gibt eine Mischung von Hochdeutsch
während Beschreibungen und Überlegungen, vermischt mit einem
starken bayrischen Dialekt bei Gesprächen. Außerdem gab es einige
Begriffe aus dem bayrischen, die mir vollkommen unbekannt waren, aber
Lebendigkeit ind die Handlung gebracht haben und die Sprache zu etwas
besonderem gemacht hat.
Doch so interessant die Handlung meist
gehalten war, traten doch Längen auf, die lange angehalten haben.
Das hielt vielleicht so 150 Seiten lang an, die letzten knapp 100
Seiten habe ich dann wieder mit Spannung verfolgt und innerhalb
weniger Stunden ausgelesen. In der Mitte ist zwar einiges passiert,
aber die Geschehnisse konnten mich nicht in ihren Bann ziehen.
Vielleicht lag das daran, dass im Roman viele Jahre vergehen und mir
manches einfach zu sprunghaft war. Es wurden ab und an Monate
ausgelassen, die nicht weiter behandelt wurden, dafür landet man
plötzlich bei dem nächsten Ereignis. Immerhin vergehen auf den 512
Seiten 13 Jahre, da wurden manche Ereignisse doch etwas knapp
abgehandelt.
Als Hauptort der Handlung dient das
wunderschöne München, wobei viele Geschehnisse in den
Lichtspielhäusern der Donaubauer-Familie stattfinden. Dabei spielen
viele Szenen in dem Elvira, dem Vorzeigepalast, welcher die neueste
Technik besitzt und der ganze Stolz der Familie ist. Die
Beschreibungen davon waren sagenhaft, wahrscheinlich ist es mir gar
nicht gelungen, alle Details aufzunehmen und ein annähernd
identisches Bild davon zu erhalten. Nicht nur von der Größe des
Gebäudes, sondern auch die gesamte Ausstattung mit allen kleinen
Details. Auf jeden Fall haben mir die Abschnitte, die dort spielen,
meist am besten gefallen. Es wurde einfach deutlich, wie viel
Gefallen die Familie an ihrem Job haben und im Elvira haben auch
einige, spannungsgeladene Unterhaltungen stattgefunden. Dort sind die
Charaktere am natürlichsten aufgetreten und waren für mich am
greifbarsten.
Wie ich schon erwähnt hatte, waren mir
besonders die Figuren von Zenzi und Elsa am liebenswürdigsten. In
ihnen steckt sichtbar viel Arbeit, um sie als Typen darzustellen, die
einzigartig sind. Beide Frauen besitzen eine Stärke, die mir
imponiert hat und die sie ausgezeichnet hat. Im Gegensatz zu ihnen
sind die Herren nie so entschlossen und selbstsicher aufgetreten,
egal in welcher Situation. Meist wirkten die Handlungen der Herren
nicht recht durchdacht und zu plötzlich, sodass sie klar den beiden
Donaubauer-Damen unterlegen waren. Definitiv eine interessante
Darstellung der Geschlechter, es hat funktioniert, auch wenn ich
damit nicht richtig zufrieden bin. Ich hätte es gut gefunden, wenn
eine Veränderung sichtbar gewesen wäre und sich die Protagonisten
an mehreren Stellen ebenbürtig begegnet wären.
Fazit:
Der Autorin ist es definitiv gelungen,
einen lebendigen, äußerst interessanten Roman rund um die fiktive
Donaubauer-Familie zu schreiben. Ihr ist es auf das Beste gelungen,
den Charme und Ton der Zeit wiederzugeben und den Leser in die
geheimnisvolle Welt des Films zu entführen. Zwei kleine Kritikpunkte
meinerseits: es gab leider einige Längen, sowie die nicht ganz
perfekte Darstellung der männlichen Charaktere, die den Damen
unterlegen waren. Auf jeden Fall bleibt die Spannung auch nach dem
Lesen vorhanden, ich frage mich, wie es mir der Donaubauer-Familie
weitergehen mag und wie sich der Krieg auf das Kinowesen auswirken
wird.
Bewertung: 4 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
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