Donnerstag, 6. Juni 2019

Rezension: Das Lichtspielhaus - Zeit der Entscheidung von Heidi Rehn

Titel: Das Lichtspielhaus - Zeit der Entscheidung
Autorin: Heidi Rehn
Verlag: Knaur TB
Seitenanzahl: 512 Seiten
Preis: 10,99 €
Erscheinungsdatum: 02.05.2019
ISBN:978-3-426-52324-7

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Handlung:
 
München 1926
In ganz Deutschland werden Filme und Kinos immer beliebter, sie sind ein wahrer Menschenmagnet und ein purer Ort des Vergnügens geworden. So auch in München, wo die Kinobetreiberfamilie Donaubauer sich großer Beliebtheit erfüllt. Nicht nur mit ihrem neuen Filmpalast, dem Elvira, steht die Familie in den Schlagzeilen, sondern auch durch das glamouröse Auftreten von Elsa und ihrem Ehemann Karl.
Eigentlich ist das Glück perfekt, denkt zumindest Elsa. Bis sie eines Tages entdecken muss, dass ihr Mann sie klammheimlich verlassen hat und mit seiner neuen Liebe, einer Revuetänzerin nach New York durchgebrannt ist. Elsa kommt nach kurzem Überlegen zu dem Entschluss, alles Mögliche zu tun, um ihren Töchtern ein vernünftiges Erbe zu gewährleisten und stellt sich der Aufgabe, als Kinobesitzerin Fuß zu fassen.

Meinung:

Das Cover ist gut gelungen. Es fasst verschiedene Apsekte der damaligen Zeit auf und bereitet auf den Roman und sein Hauptthema, das Kino und seine Entwicklung, vor. Ich finde, dass das Bild sehr stimmungsvoll ist, was vermutlich an dem Lichteffekt liegt. Dadurch wirkt alles gemütlich, gleichzeitig spannungsgeladen und es gibt einen Einblick, wie die Lichtspielhäuser damals ausgesehen haben könnten.

Von Heidi Rehn habe ich bisher noch kein Werk gelesen gehabt, auch wenn ich zwei Romane von ihr schon seit einem knappen Jahr bei mir im Regal liegen habe. Dementsprechend war ich nicht nur darauf gespannt, sondern auf den gesamten Roman. Schon öfter habe ich das Buch bei Instagram gesehen und irgendwie ging es mir nicht aus dem Kopf. Die Handlung versprach spannend zu werden, dazu sind die goldenen Zwanziger eine tolle Zeit, die immer so besonders dargestellt wird. Außerdem hatte ich während meines Studiums mal eine Hausarbeit zu dem Thema Stumm- und Tonfilm, sowie dessen Entwicklung geschrieben und hatte dafür schon einige Fachlektüre verschlungen. Dadurch war ich nochmal gespannter auf die Handlung.

Es gibt einen fließenden, sanften Einstieg in den Roman, der anders war als ich mir gedacht hatte, mich aber trotzdem überzeugen konnte. Eigentlich hatte ich erwartet, dass man erst einmal ein paar Seiten Familienalltag der Familie Donaubauer miterlebt, bevor Karl nach Amerika flieht. Dies war so nicht der Fall, ziemlich schnell kommt der große Paukenschlag und für Elsa ändert sich ihre komplette Welt.

Auf jeden Fall war ich direkt von dem Roman eingenommen, mir hat die Schreibweise gefallen und auch die starken Figuren von Elsa und Zenzi, die mir schnell ans Herz gewachsen sind. Schon früh war zu sehen, wie akribisch die Autorin recherchiert hat, ständig waren Namen von Filmen, Schauspielern oder Regisseuren zu lesen, die alle perfekt in die Handlung integriert wurden und mit den fiktiven Charaktern gut harmoniert haben.

Die genutzte Sprache fand ich sehr interessant und besonders. Es gibt eine Mischung von Hochdeutsch während Beschreibungen und Überlegungen, vermischt mit einem starken bayrischen Dialekt bei Gesprächen. Außerdem gab es einige Begriffe aus dem bayrischen, die mir vollkommen unbekannt waren, aber Lebendigkeit ind die Handlung gebracht haben und die Sprache zu etwas besonderem gemacht hat.

Doch so interessant die Handlung meist gehalten war, traten doch Längen auf, die lange angehalten haben. Das hielt vielleicht so 150 Seiten lang an, die letzten knapp 100 Seiten habe ich dann wieder mit Spannung verfolgt und innerhalb weniger Stunden ausgelesen. In der Mitte ist zwar einiges passiert, aber die Geschehnisse konnten mich nicht in ihren Bann ziehen. Vielleicht lag das daran, dass im Roman viele Jahre vergehen und mir manches einfach zu sprunghaft war. Es wurden ab und an Monate ausgelassen, die nicht weiter behandelt wurden, dafür landet man plötzlich bei dem nächsten Ereignis. Immerhin vergehen auf den 512 Seiten 13 Jahre, da wurden manche Ereignisse doch etwas knapp abgehandelt.

Als Hauptort der Handlung dient das wunderschöne München, wobei viele Geschehnisse in den Lichtspielhäusern der Donaubauer-Familie stattfinden. Dabei spielen viele Szenen in dem Elvira, dem Vorzeigepalast, welcher die neueste Technik besitzt und der ganze Stolz der Familie ist. Die Beschreibungen davon waren sagenhaft, wahrscheinlich ist es mir gar nicht gelungen, alle Details aufzunehmen und ein annähernd identisches Bild davon zu erhalten. Nicht nur von der Größe des Gebäudes, sondern auch die gesamte Ausstattung mit allen kleinen Details. Auf jeden Fall haben mir die Abschnitte, die dort spielen, meist am besten gefallen. Es wurde einfach deutlich, wie viel Gefallen die Familie an ihrem Job haben und im Elvira haben auch einige, spannungsgeladene Unterhaltungen stattgefunden. Dort sind die Charaktere am natürlichsten aufgetreten und waren für mich am greifbarsten.

Wie ich schon erwähnt hatte, waren mir besonders die Figuren von Zenzi und Elsa am liebenswürdigsten. In ihnen steckt sichtbar viel Arbeit, um sie als Typen darzustellen, die einzigartig sind. Beide Frauen besitzen eine Stärke, die mir imponiert hat und die sie ausgezeichnet hat. Im Gegensatz zu ihnen sind die Herren nie so entschlossen und selbstsicher aufgetreten, egal in welcher Situation. Meist wirkten die Handlungen der Herren nicht recht durchdacht und zu plötzlich, sodass sie klar den beiden Donaubauer-Damen unterlegen waren. Definitiv eine interessante Darstellung der Geschlechter, es hat funktioniert, auch wenn ich damit nicht richtig zufrieden bin. Ich hätte es gut gefunden, wenn eine Veränderung sichtbar gewesen wäre und sich die Protagonisten an mehreren Stellen ebenbürtig begegnet wären.

Fazit:

Der Autorin ist es definitiv gelungen, einen lebendigen, äußerst interessanten Roman rund um die fiktive Donaubauer-Familie zu schreiben. Ihr ist es auf das Beste gelungen, den Charme und Ton der Zeit wiederzugeben und den Leser in die geheimnisvolle Welt des Films zu entführen. Zwei kleine Kritikpunkte meinerseits: es gab leider einige Längen, sowie die nicht ganz perfekte Darstellung der männlichen Charaktere, die den Damen unterlegen waren. Auf jeden Fall bleibt die Spannung auch nach dem Lesen vorhanden, ich frage mich, wie es mir der Donaubauer-Familie weitergehen mag und wie sich der Krieg auf das Kinowesen auswirken wird.

Bewertung: 4 von 5 Sternen

MarySophie 

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

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