Titel: Die Galerie am Potsdamer Platz
Autorin: Alexandra Cedrino
Verlag: HarperCollins
Seitenzahl: 384 Seiten
Preis: 20,00 €
Erscheinungsdatum: 18.02.2020
ISBN:978-3-95967-409-6
Handlung:
Berlin 1930
Alice reist nach dem Tod ihrer Mutter
nach Berlin, wo diese geboren wurde. Dort lebt noch immer ihre
Großmutter, eine Dame, die Alice nie kennengelernt hat. Und wie
erwartet empfängt diese sie nicht sonderlich herzlich, dafür
bereitet ihr die restliche Familie einen angenehmeren Empfang.
Trotzdem bleibt Alice in der
Hauptstadt, erkundet das Nachtleben, vor allem interessiert die
Kunststudentin jedoch das künstlerische Leben. Stundenlang streicht
sie durch Galerien, entdeckt später ihr Talent und ihre Leidenschaft
für das Fotografieren.
Alice entstammt einer Familie von
angesehenen Kunsthändlern und ihre Onkel wollen die Galerie am
Potsdamer Platz wieder eröffnen. Doch die Familie muss aufpassen,
die Nazis bekommen mehr Einfluss, die Familie muss aufpassen, wen sie
ausstellt, Alice Beziehung mit dem Deutsch-Iren John ist nicht gerne
gesehen und auch innerhalb der Familie beginnt es zu brodeln...
Meinung:
Das Cover finde ich vor allem anhand
der grün-bläulichen Farben, sowie der geometrischen Formen sehr
schick. Die goldenen Umrandungen, als auch die Schrift geben dem
Cover viel Stil und Klasse, was auch sehr gut zu dem Roman passt.
Besonders einige Gesellschaftsszenen vermitteln eine ebenso
glamouröse Ausstrahlung.
Für mich hätte es die junge Frau mit
dem Fotoapparat nicht gebraucht, sie ist für mich fast ein
Störfaktor. Die Farben harmonieren nicht so recht, sie scheint sich
nicht richtig in das Gesamtbild einzufügen. Ohne die Dame wäre das
Cover für mich perfekt gewesen, es ist auffallend und sehr edel
gestaltet, so bin ich nicht ganz zufrieden damit.
Ich habe lange überlegt, ob mich die
Inhaltsangabe anspricht und ich das Buch lesen möchte. Es klang
durchaus interessant, aber nicht vollkommen überzeugend. Der
Klappentext war sehr informativ, es werden aber fast schon zu viele
Informationen gegeben und ich habe mich gefragt, was an der
Geschichte noch überraschen kann. Am Ende hat mich das Buch etwas
verfolgt, ich habe es auf diversen Buch-Communitys gesehen und
anregende Meinungen dazu gelesen. Daher war ich sehr dankbar, das
Buch vom Verlag zu erhalten, sodass ich mir selbst eine Meinung
bilden konnte.
Es gibt einen direkten Start in den
Roman, es werden nicht erst viele Worte gemacht, sondern man wird als
Leser etwas ins Wasser geworfen. Erst einige Seiten später gibt es
dann erste kleine Hintergrundinformationen, die über den Roman
verteilt wurden.
Mir hat der Einstieg gut gefallen, ich
mochte die Direktheit sehr und merkte schnell, dass ich das Buch nur
selten aus der Hand legen möchte. Und genau dies war auch durchweg
so. Ich bin am Ende zwar nicht vollkommen begeistert von dem Buch,
muss aber positiv sagen, dass ich den Schreibstil sehr mochte und
auch eine gewisse Spannung vorhanden war, die mich nicht losgelassen
hat. Wenn ich das Buch abends aus der Hand gelegt habe, hatte ich
danach erst mal überlegt, wann ich am nächsten Tag Zeit zum
weiterlesen habe. Und das passiert mir sonst nie.
Wie erwähnt, der Schreibstil hat mir
richtig gut gefallen. Es gibt eine Direktheit, die erfrischend war.
Ich mochte es wirklich sehr, dass die Protagonisten nicht ständig
nachgedacht haben, was sie sagen, sondern in ihnen auch mal die
Emotionen hochgekocht sind. Genau das hat ihnen einen Hauch von
menschlichen Zügen gegeben, was sehr wichtig war, ihrer Darstellung
aber nur wenig geholfen hat. Gleichzeitig waren die Charaktere oft
etwas zu hitzköpfig, manche Konflikte hätten auch gut und gerne
vermieden werden können.
Im gleichen Zuge möchte ich aber auch
sagen, dass die Charaktere zwar oft kein Blatt vor den Mund genommen
haben, aber auch vieles nicht ausgesprochen haben. So entstanden
viele Geheimnisse und teils auch Konflikte, die für den Leser nicht
näher benannt wurden. Ein wenig mehr Offenheit darüber wäre gut
gewesen, auch um manche Entscheidungen besser nachvollziehen zu
können.
Es war störend, dass manche Details,
als Beispiel nehme ich jetzt mal den Nachtclub von Alice' Onkel, erst
immer wieder erwähnt werden und irgendwann vollkommen unter den
Tisch gefallen lassen werden. Seitenlang gibt es immer wieder einige
Sätze zu diesem Ort, schließlich besucht Alice ihn und danach hört
man kaum noch etwas davon. Dafür ist dann plötzlich die
Kunstgalerie der Familie das große Thema. Zudem wirkte das
plötzliche Interesse an einem Neustart der Galerie zu plötzlich,
man hat als Leser keinen Anteil an Gedankengängen und Gesprächen,
sondern man wird vor vollendete Tatsachen gestellt.
In dem Buch gibt es eine Einheit des
Settings, jede Szene spielt in Berlin. Dabei wird auf
unterschiedliche Stadtteile eingegangen, manche Szenen spielen am
Rand von Berlin, andere wiederum mitten im Zentrum. Nicht alle Orte
wurden sonderlich bildhaft und lebendig beschrieben. Oft wirkten die
Orte kühl und traurig, wenig bewohnt und nicht gemütlich. Das fand
ich schade, dadurch kam das Setting für mich etwas zu oberflächlich
daher.
Lediglich die Räumlichkeiten, die
abgedunkelt sind und daher sehr düster erscheinen, konnte ich mir
genauer vorstellen. Hier hatte ich das Gefühle, den Raum vor Augen
zu haben und diese Szenen waren besonders stimmungsvoll.
Die Autorin beschreibt ein
breitgefächertes Abbild der Gesellschaft. Nicht nur die feinen Leute
werden mit ihrem ausschweifenden und luxuriösen Lebensstil
dargestellt, sondern auch das komplette Gegenteil dessen erhält
einen Platz in dem Roman. Es werden Menschen bei der verzweifelten
Arbeitssuche, aber auch mit wenigen finanziellen Mitteln gezeigt.
Diese Szenen sind in der Unterzahl, haben jedoch einen guten Kontrast
zu der feinen Welt gezeigt, in der Alice normalerweise verkehrt.
Immer wieder werden historische Bezüge
geboten, vor allem zu dem beginnenden und immer mehr an Einfluss
gewinnenden Nationalsozialismus werden einige Worte verloren. Diese
Details wurden gekonnt in die Handlung eingebunden, sie passten
perfekt zu der jeweiligen Situation und man wurde von ihnen nicht
überschüttet, sondern hat genügend Zeit um das gerade gelesene zu
verarbeiten und in einen Zusammenhang zu bringen.
Ich fand es etwas schade, dass nicht
weitere historische Aspekte eine größere Rolle einnehmen. Sei es in
der Forschung oder in menschlichen Beziehungen. Gerade das Thema
Homosexualität wird ganz kurz angeschnitten und fällt irgendwann
unter den Tisch. Hier war es unnötig, sich so arg auf die Politik zu
konzentrieren, es gibt noch weitere Themenfelder, die zu dem Roman
und der Handlungszeit gepasst hätten.
Mit den Charakteren bin ich nicht
sonderlich warm geworden. Sie hatten interessante Züge, konnten mich
aber nicht überzeugen. Lediglich durch ihre lockere Umgangston
erhielten sie Lebendigkeit, ansonsten wirkten sie eher wie Puppen,
die keinen ausgereiften Charakter besitzen.
Die Charaktere besitzen ein steifes
Auftreten und scheinen Masken aufzuhaben, um ihre wahren Gefühle
nicht zu zeigen. Denn solche kamen bei mir nicht an...
Leider gab es nur selten
Verbesserungen, gerade mit Alice, Hauptfigur des Romans, bin ich nur
schwer zurechtgekommen. Sie ist für mich nie greifbar gewesen und
ich hatte arge Probleme, mir ihr Wesen vorzustellen.
Zudem habe ich viele Entscheidungen
infrage gestellt. Anfangs wollte Alice niemandem auf der Tasche
liegen und in der Stadt schnell auf eigenen Beinen stehen, eine
eigene Bleibe haben und Geld verdienen. Trotzdem lässt sie sich erst
mal einige Zeit von ihrer Familie aushalten und macht keine Anstalten
einen Job zu ergreifen. Dieser plötzliche Sinneswandel innerhalb von
wenigen Seiten war absolut nicht nachvollziehbar und nicht glaubhaft
dargestellt, was es mir vielleicht auch so schwer gemacht hat, ihren
Charakter als sympathisch einzuschätzen.
Immer mal wieder gab es solche Szenen,
die mein Misstrauen gegenüber Alice geweckt haben und die es mir
nicht erlaubt haben, zu ihr eine Bindung aufzubauen. Zu viele
Aussagen und Handlungen habe ich kritisch hinterfragt.
Fazit:
Ich bin immer noch nicht sicher, was
ich so genau von dem Roman halten soll. Einige Aspekte, wie die
Schreibweise und auch die Spannung haben mich vollkommen überzeugt
und waren überragend. Andere wiederum, seien es die Charaktere oder
das Setting, waren nicht so gut und haben meinen eigentlich sehr
positiven Eindruck arg verschlechtert. Mir gefällt die Grundidee und
ansatzweise wurde diese ganz gut umgesetzt. Doch an einigen Stellen
war davon gar nichts mehr zu spüren und die Handlung plätscherte
vor sich hin.
Ich habe mir lange Gedanken gemacht und
hin und her überlegt, habe auch extra einige Tage gewartet, um meine
Meinung zu schreiben, aber leider konnte ich keine anderen Worte für
meine Meinung finden....
Bewertung: 3,5 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den HarperCollins Verlag, sowie das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
Interesse geweckt? Hier findet ihr den Roman!
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