Mittwoch, 31. März 2021

Rezension: Romy und der Weg nach Paris von Michelle Marly

Titel: Romy und der Weg nach Paris
 Autorin: Michelle Marly
 Verlag: Aufbau TB
Seitenzahl: 432 Seiten
 Preis: 12,99 €
 Erscheinungsdatum:15.03.2021
ISBN:  978-3-7466-3523-1
 
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Handlung

1958

Bereits mit 20 Jahren ist Romy Schneider ein Weltstar. Mit Sissi hat sie großen Ruhm erlangt, doch sie möchte auch andere Wege gehen und sich nicht nur über ihre Rolle als die Kaiserin definieren lassen. Romy möchte mehr Charakterrollen spielen und sich schauspielerisch immer wieder neu erfinden. Während Dreharbeiten in Paris lernt Romy den mysteriösen und in der Filmbranche noch unbekannten Alain Delon kennen. Bald schon verwandelt sich die Abneigung in Liebe. Und beginnt durch kleine Fragen von ihm und seinen Freunden ihr Verhältnis zu ihrer Familie zu überdenken. Romy folgt Alain nach Paris, was die Familie absolut nicht befürwortet, sondern auch die deutsche Presse ist von diesem Schritt nicht begeistert. Und dies wirkt sich auch auf ihre Karriere aus...

Meinung

Ich mag das Cover recht gerne. Es gibt wieder eine starke Orientierung an den anderen Bänden der „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ Reihe, es werden recht zarte Farben genutzt und einige wichtige Punkte der Geschichte tauchen bereits im Cover auf. So sieht man eine Dame, die eindeutig Romy Schneider darstellen soll und die in ein zartrosa Kostüm gewandt ist, was einen weiteren Hinweis auf eine Person darstellt, die gute Ratschläge an Romy verteilt. Dazu ist im Hintergrund der Eiffelturm, das Wahrzeichen von Paris, zu sehen, dem titelgebenden Haupthandlungsort des Buches. Und dazu wurde noch ein Auto abgebildet, was einen Hinweis auf Alain Delon sein könnte. Der Titel wurde in einem auffallenden und nicht zu knalligen Pink gehalten, der obere Teil des Romans gestaltet sich sehr simpel und einfach. Insgesamt entsteht auf diese Weise ein durch und durch rundes, ansprechendes und schönes Bild!

Von der bereits genannten Reihe habe ich bereits einige Werke gelesen, wobei vier aus der Feder von Michelle Marly stammen, welche mich bisher allesamt sehr überzeugen konnten. Aus diesem Grund schätze ich die Autorin sehr und freue mich immer wenn ich sehe, dass von ihr ein neues Buch veröffentlicht wird. Dem war auch so, als ich den Roman über Romy Schneider in der Verlagsvorschau entdeckt habe. Mir ist natürlich der Name geläufig und ich habe auch schon Filme von der Schauspielerin gesehen, allerdings habe ich über ihr Privatleben kaum Kenntnisse. Daher war es für mich nicht nur eine Möglichkeit, ein hoffentlich gutes Buch zu lesen, sondern die berühmte Persönlichkeit näher kennenzulernen. Und dafür möchte ich mich beim Aufbau Verlag bedanken, welcher mir freundlicherweise den Roman als Rezensionsexemplar zu Verfügung gestellt hat!

Das Buch wird in drei Teile gegliedert, wobei jeder Teil einem Menschen in Romys Leben gewidmet ist, der sie beruflich oder privat stark beeinflusst hat und ihr mit guten Ratschlägen und offenen Worten, aber auch mit konstruktiver Kritik zur Seite steht. Mir persönlich hat vor allem der erste, sowie der dritte Teil unglaublich gut gefallen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich die bedeutende Figur in Romys Leben, um die sich der zweite Teil dreht, nicht ganz so freundlich und sympathisch fand. Er hatte eine etwas undurchschaubare Art, was einerseits zwar wirklich spannend war, gleichzeitig aber auch dazu geführt hat, dass ich ihn etwas merkwürdig und ein wenig gruselig einschätze.

Um chronologisch nicht den Überblick zu verlieren, wird am Anfang neuer Kapitel nicht nur das Datum, sondern auch der Handlungsort der folgenden Szene geschildert. So kann man genaustens beobachten, wie viel reifer und erwachsener Romy wird, wie sie die Fesseln der Gesellschaft, aber auch ihrer Erziehung ein wenig ablegt und sich mehr mit sich selbst befasst.

Ich hatte einen sehr angenehmen und leichten Start in die Geschichte. Innerhalb kurzer Zeit war ich mit der Ausgangssituation, den Personen und der Sprache vertraut und konnte mich leicht auf die folgenden Ereignisse einlassen. Ich war sehr gespannt auf die weiteren Kapitel und bin durchweg flüssig und ohne Probleme durch die Handlung gekommen. Das liegt unter anderem auch an der sehr gut umschreibenden, recht einfachen und lebendigen Sprache, die von der Autorin genutzt wurde. Ich konnte mir viele Aspekte der Geschichte richtig gut vorstellen, sowohl verschiedene Settings, als auch die Personen standen mir vor Augen und ich mochte es, was für eine Erzählsituation dadurch entstand. Denn in vielen Kapiteln habe ich mich wie jemand gefühlt, der während der folgenden Szene anwesend ist und alles genaustens beobachten kann. Sei es das Setting oder die Bewegungen und Gesichtsausdrücke der Figuren. Ganz vieles konnte ich mir sehr bildhaft und farbenfroh vorstellen, was einfach nur besonders war.

Um die Sprache aufzulockern, aber auch um noch den Figuren noch mehr Persönlichkeit zu bieten, wurde für einige Personen häufig ein Hauch von französischen oder englischen Worten genutzt. Das war ein passendes und nettes Detail, es hat stets gut gepasst und kommt nicht zu gehäuft oder üppig vor. Außerdem spricht Romy manchmal mit ein klein wenig Dialekt, was ich irgendwie sehr knuffig fand. Das hat definitiv dazu beigetragen, dass ich von ihr einen so freundlichen und netten Eindruck erhalten habe. 
Außerdem wurde sehr darauf geachtet, dass man als Leser die Entscheidungen von Romy, mitsamt ihren Gedanken und auch Gefühlen, die damit einhergehen, gut nachvollziehen kann. Immer wieder wird darauf eingegangen und man kann genau verfolgen, was sie gerade fühlt, denkt, welche Ängste und Sorgen, aber auch Glücksmomente sie erlebt. Das führt dazu, dass ich der Geschichte sehr gut folgen konnte, für mich alles schlüssig und glaubhaft erscheint. Dennoch hat es leider nicht dazu geführt, dass ich Romy als sehr lebendigen und sympathischen Charakter empfand, mir war es nicht möglich, eine Bindung zu ihr aufzubauen.

Von den verschiedenen Settings bin ich sehr begeistert. Insgesamt kommt eine Vielzahl an Handlungsorten vor, die sowohl in Deutschland, als auch in Frankreich verortet sind. Sie erhalten mal mehr, mal weniger genaue Beschreibungen, teilweise kann man auch gut seine Fantasie einsetzen. Jeden einzelnen konnte ich mir wirklich gut und lebhaft vorstellen, ein jeder Ort hat eigene Dynamiken bekommen.

Besonders hat es mir gefallen, wie die Wohnorte von Romy, allen voran ihr Elternhaus beschrieben wurden. Diese Gebäude hatten etwas sehr einladendes und freundliches an sich, ich mochte die Ruhe, die mit ihnen einhergeht und auch die normale Romy, die einfach so agiert, wie sie es möchte und nicht auf mögliche Kameras achten muss. In diesen Kapiteln geht das Setting also deutlich mit der Stimmung einher. Im Roman tauchen allerhand verschiedene Stimmungen auf, allen voran Romy Schneider durchläuft alle Emotionen und erlebt sowohl freudige und aufregende, als auch traurige und wütende Momente. Hier wird das ganze Spektrum geboten, was Romy, aber auch die anderen Personen menschlich macht.

Abgesehen von sehr sehr wenigen Fakten über Romy Schneider bin ich komplett ahnungslos an die Geschichte rangegangen. Ich konnte zwar einordnen, wie alt sie ungefähr geworden ist und in welchen bekannten Filmen sie mitgespielt hat, allerdings war es das auch schon. Daher war ich natürlich sehr gespannt auf die Handlung und finde auch, dass die Spannung für meinen Geschmack auf einem guten Niveau war. Schließlich wusste ich nicht, welches Kapitel Romy als nächstes in ihrem Leben angeht und wurde daher häufig überrascht und empfand die Geschichte als spannend!

Eigentlich haben die Protagonisten eine gute und abwechslungsreiche Zeichnung erhalten. Ihnen wurden viele Facetten zugeordnet, sie zeigen Emotionen und sie sind keineswegs stereotyp. Manche treten etwas geheimnisvoll und eigen auf, es hat Spaß gemacht, die Figuren zusammen mit Romy kennenzulernen. Aber obwohl sie normalerweise perfekte Voraussetzungen dafür hatten, dass man die Personen als lebendig und meist auch sympathisch wahrnimmt, konnte ich mich nur schwer mit ihnen anfreunden. Ich fand sie in Ordnung, hatte aber bei keinem Charakter das Verlangen, ihn persönlich kennenzulernen. Und das hat mich vor allem bei Romy Schneider gestört. Eigentlich ist sie so eine interessante Person und hat vieles erlebt und eine spannende Karriere hingelegt. Aber auch mit ihr wurde ich nicht warm und konnte dementsprechend auch nicht mit ihr mitfühlen. Das empfand ich als sehr schade, schließlich ist Romy die Hauptperson des Buches und mir ihr verbringt man während des Lesens unglaublich viel Zeit...

Sehr überzeugen konnte mich das Nachwort. Dieses war umfangreich, es gibt einige Einblicke in die Entstehung des Romans, sowie in das Privatleben und die weitere Karriere von Romy Schneider. Anhand dessen kann man sich ein gutes Bild davon machen, wie ihr weiteres Leben verläuft und mit welchen Freunden, aber auch Sorgen sie gelebt hat. Ein sehr informatives Ende des Buches, welches mir gut gefallen hat!

Fazit

Ich hatte wirklich schöne Lesestunden mit dem Roman und habe allerhand Neues über Romy Schneider und ihr Leben lernen können. Das hat wirklich Spaß gemacht und auch deshalb konnte ich der Handlung so problemlos und flüssig folgen. Und natürlich spielen in diesen Punkt noch zahlreiche andere Fakten mit rein, angefangen bei der Schreibweise, über die Spannung bis hin zum Setting. In fast allen Punkten konnte ich überzeugt werden. Lediglich mit den Figuren bin ich nicht ganz warm geworden. Ich kann nicht genau benennen, was mir gefehlt hat. Aber irgendwie wurden sie mir einfach nicht sympathisch, ich konnte mit ihnen nicht mitfühlen und keine Bindung aufbauen. Das war zwar irgendwie schade, trotzdem hinterlässt der Roman bei mir einen sehr guten und interessanten Gesamteindruck!

Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Aufbau Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 

Diese Bücher der Reihe "Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe" habe ich ebenfalls gelesen:

Die Malerin des Nordlichts von Lena Johannson

Marlene und die Suche nach Liebe von Christopher W. Gortner

Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe von Michelle Marly

Madame Piaf und das Lied der Liebe von Michelle Marly

Die Diva von Michelle Marly
 
Grace und die Anmut der Liebe von Sophie Benedict 
 

Mittwoch, 24. März 2021

Rezension: Grandhotel Odessa - Der Garten des Fauns von Charlotte Roth

Titel: Grandhotel Odessa - Der Garten des Fauns
 Autorin: Charlotte Roth
 Verlag: Droemer Taschenbuch
Seitenzahl: 576 Seiten
 Preis: 12,99 €
 Erscheinungsdatum: 01.03.2021
ISBN: 978-3-426-30803-5
 
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Handlung

Odessa in den Jahren 1920 bis 1945

Der Erste Weltkrieg ist überstanden und Odessa erstrahlt wieder in seinem altbekannten Glanz. Und diesen macht sich auch in Oda's Grandhotel bemerkbar, die Zahlen der Hotelgäste steigen wieder an und langsam schwelgen in dem Luxushotel alle wieder in Reichtum und Glamour. Doch es stehen weiterhin schwierige Zeiten bevor, die die Bewohner und Mitarbeiter des Hotels vor so manches Problem stellt: der Bürgerkrieg, der Zweite Weltkrieg. Allerhand macht dem Grandhotel, aber auch der Stadt zu schaffen. Dabei bemüht sich die Bevölkerung, den Charme Odessas aufrecht zu erhalten und weiterhin Menschen aller Nationen und jeglicher Berufe anzuziehen um die gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt zu wahren. Und Oda ist sich weiterhin sicher: so lange der Springbrunnen über dem schwarzen Mamorfaun sprudelt, wird alles gut gehen...

Meinung

Ich liebe das Cover! Es ist dem des ersten Bandes sehr ähnlich aufgebaut, wieder gibt es zahlreiche goldene Details, die Schrift vom Namen der Autorin, sowie des Titels glitzert und stellt für mich dadurch den Blickfang des Buches dar. Dazu gibt es wieder ein kleines Bildchen, wo eine Dame zu sehen ist, die der Mode der Handlungszeit entsprechend gekleidet ist und sehr keck und selbstbewusst wirkt.

Als größter Unterschied gilt die Hintergrundfarbe, welche diesmal in einem schönen, warmen Lila-Ton gehalten wurde. Dieser Farbton ergänzt sich sehr gut mit dem Gold und lässt ein sehr schönes, ansprechendes und auffallendes Bild entstehen.

Erst letzten Monat hatte ich den ersten Band des Zweiteilers gelesen, nun war es schon Zeit für die Fortsetzung. Und ich bin sehr froh, dass ich mal eine Reihe lese, bei der die einzelnen Teile innerhalb einer so kurzen Zeit erscheinen. Dadurch sind mir haufenweise Ereignisse, Details und Hintergrundinformationen im Gedächtnis geblieben, weshalb ich einen sehr angenehmen und problemlosen Start in die Geschichte hatte. Und ich kann schon mal so viel verraten, es war wirklich ein Fest, gedanklich wieder in das Grandhotel zu reisen, die zahlreichen bekannten Charaktere wiederzusehen und zu erfahren, was sie noch erleben und wie sie sich entwickeln. Daher möchte ich mich herzlich beim Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken!

Gerade weil mir die Handlung des ersten Bandes noch so gut im Gedächtnis geblieben ist, hatte ich absolut keine Schwierigkeiten mit dem Start in den Roman. Sowohl die Schreibweise, als auch die Personen waren mir noch sehr vertraut und ich hatte absolut keine Probleme damit, der Geschichte zu folgen und mich auf sie zu konzentrieren.

Diesmal brauchte ich auch keine Zeit, um mich an die bildgewaltige und farbenreiche Sprache zu gewöhnen. Sie war einfach unglaublich und gibt dem Leser sehr detaillierte und lebendige Bilder jeglicher Situationen, Personen und Handlungsorte, sodass ich mir all das in schillerndsten Farben ausmalen konnte. Ich empfand die Schreibweise der Autorin von Beginn an sehr angenehm, sie war nie zu leicht, befindet sich eher auf der anspruchsvollen Seite und ließ sich trotzdem sehr gut und flüssig lesen. Daher gestaltet sich die Sprache auch diesmal wieder als mein Highlight des Romans, ich hatte viel Freude daran und kann das Buch allein deswegen empfehlen!

Diesmal gibt es keine Rückblicke in die Vergangenheit, dafür vergeht im Verlauf der Handlung einiges an Zeit. Die Geschichte startet im Jahr 1919 und endet 1945, ganze 25 Jahre werden behandelt, wo es nur natürlich ist, dass nicht jedes Jahr und jedes kleine Ereignis erwähnt werden kann. Um nie den Überblick zu verlieren, in welchem Jahr die folgenden Geschehnisse stattfinden, gibt es immer mal ein Zwischenblatt, wo die Jahreszahl, als auch der Handlungsort und ein Zitat abgedruckt wurden.

Ich mochte auch diesmal wieder den Charakter der Geschichte sehr. Ein Tag nimmt gern mal mehrere Seiten in Anspruch, man erfährt über diesen ziemlich genau, was die Personen machen und vor allem gibt es ausführliche Einblicke in die Gedankenwelt der Figuren, sowie in die historischen Ereignisse, die die Menschen zu der damaligen Zeit beschäftigt haben. Das lässt die Handlung bodenständig und natürlich wirken, zugleich hatte ich oft den Eindruck, dass die Personen damals genau so, wie es beschrieben wurde, empfunden haben müssen und die Geschichte des Grandhotel Odessas mit ihren Bewohnern durchaus einen realen Hintergrund haben könnte. 
Und obwohl sich das Buch als interessant und auch spannend erwies, gab es für mich leider ein paar Längen. Diese tauchten in der Mitte des Buches auf, zudem finde ich, dass manche Berliner Kapitel durchaus kürzer hätten ausfallen können. An diesen Stellen wurde mein Lesefluss etwas getrübt und ich bin nicht mehr so flüssig durch die Geschichte gekommen, wie zuvor. Oft hatte ich einfach nicht das Bedürfnis, das Buch in die Hand zu nehmen und ich war sehr froh, als die Handlung sich für mich wieder spannender gestaltete und ich wieder mehr Freude am Lesen hatte.

Im Roman tauchen mehrere Erzählperspektiven auf. Oda nimmt noch immer eine große Rolle im Buch ein, sie agiert meiner Meinung nach als absolute Hauptprotagonistin und steht immer ein My mehr im Fokus als die anderen Personen. Die anderen Charaktere entstammen häufig der folgenden Generation, u.a. kommen sowohl die Ziehtochter von Oda oder die Tochter von Bodo zu Wort und geben nicht nur einen interessanten Blick auf ihre eigene, aber auch auf andere Personen, die man entweder noch gar nicht kennt oder die man im ersten Band als Kinder kennengelernt hat. Dazu gibt es noch wenige Sichtweisen von anderen Protagonisten, die allerdings nicht so häufig auftauchen und nur einen kurzen Blick auf sich selbst geben. Allein durch die vielen und stets wechselnden Erzählperspektiven kommt viel Abwechslung in den Roman, man lernt die Figuren aus unterschiedlichen Augen kennen und kann sich ein umfangreiches und interessantes Bild machen.

Ich muss sagen, dass ich ganz oft nicht einschätzen konnte, wie der weitere Verlauf der Ereignisse aussehen könnte. Regelmäßig treten überraschende Wendungen ein, die plötzlich kommen, aber trotzdem viel Sinn machen.

Zudem konnte man zwar ungefähr schauen, was politisch in der Welt geschieht und vorausahnen, was dies für die Geschichte und die Protagonisten bedeuten könnte, allerdings habe ich mich noch nie groß informiert, wie der Krieg die Gegend um Odessa, sowie die ganze Ukraine beeinflusst hat. Hier kamen für mich viele neue Informationen hinzu und auch deshalb wusste ich nie genau, wie sich die weitere Handlung gestalten wird.

In ausgewählten Kapiteln werden historische Ereignisse eingebunden, die weder zu häufig, noch zu selten im Text auftauchen. Man wird als Leser über verschiedenste Themen informiert, von denen mir vieles unbekannt war und ich an einigen Stellen Neues hinzulernen konnte.

Ich weiß noch, wie ich in meiner Meinung zum ersten Band ein wenig kritisiert habe, dass mir die Informationen zu gehäuft auftauchen und ich vieles beim Lesen nicht sofort verstanden und verarbeitet habe. Das war diesmal glücklicherweise anders, ich hatte keinen Moment lang das Gefühl, mit den Fakten überfordert zu werden und ich war fasziniert davon, wie geschickt es die Autorin schafft, ihr Wissen an den Leser weiterzugeben und dieses noch dazu sehr lebendig und authentisch zu schildern.

Ein großer Teil der Personen ist bereits aus dem ersten Teil der Reihe bekannt, es kommt eine recht kleine Anzahl an neuen Protagonisten hinzu, die sich nahtlos in den Kreis der Figuren einfügen. Ich hatte weder Probleme damit, jemanden aus Band eins wiederzuerkennen, noch damit, die neuen Charaktere einzuschätzen und bei weiteren Auftritten wiederzuerkennen. Sie sind mir sofort im Gedächtnis geblieben und ich empfand die Anzahl der handelnden Figuren als sehr angenehm. Viele tauchen wiederholt auf und nehmen eine größere Rolle im Buch ein, nur die wenigsten haben einen kurzen Auftritt. Dabei tauchen verschiedenste Personen auf, ein jeder Protagonist wurde mit einem einzigartigen Charakter ausgestattet, der vielfältig und durchdacht, eigen und stark ist. Das ergibt das viele interessante Persönlichkeiten aufeinandertreffen, was sehr gut funktioniert hat und zu einer spannenden Handlung beigetragen hat.

Besonders interessant empfand ich es, wie man bei bereits bekannten Figuren erkennen kann, wie viel sie reifer und älter geworden sind. Sie sind sich und ihren Überzeugungen im Grunde treu geblieben, betrachten jedoch manche Angelegenheiten offener und zeigen, dass sie gereifter sind und ihre Entwicklung nicht abgeschlossen ist.

Es gibt wieder ganz himmlische Beschreibungen des Settings, besonders das Grandhotel Odessa war ein Traum und ich habe es geliebt, mir die einzelnen Räume, die Gärten und die gesamte Umgebung vorzustellen. Davon hatte ich unglaublich viele, lebhafte und farbenfrohe Bilder vor Augen und ich empfand es als sehr passend, dass das titelgebende Hotel wieder als Hauptsetting fungiert hat. Die Dynamiken, die Stimmung und die Unterschiede der Stadt Odessa sind klar erkennbar und lassen ein interessantes und lebendiges Setting entstehen, welches mich sehr überzeugt hat!

Sehr spannend war es zu sehen, dass sich auch die Stadt weiterentwickelt hat, sie irgendwie ernster geworden ist und man ganz neue Orte kennenlernt. Diese strahlen die unterschiedlichsten Stimmungen aus und zeigen oft, dass sich die Welt aufgrund des nähernden zweiten Weltkrieges verändert und nicht mehr so locker erscheint. 
Weiterhin empfinde ich es als erwähnenswert, dass noch einige Szenen in Berlin spielen, wobei ich finde, dass diese Stadt ziemlich grau und düster daherkommt. Ihr fehlt die Lebendigkeit, die gerade Odessa auszeichnet und ich empfand die Handlungsorte als nicht ganz so einladend und interessant, sondern sehr steif und kühl.

Nachdem Ende der Geschichte gibt es auch diesmal wieder ein Glossar, wo auf einigen Seiten verschiedenste Begriffe genannt und beschrieben werden. Diese haben meist einen historischen Bezug und erläutern entweder Worte, die heutzutage nicht mehr so bekannt sind oder solche, die Hintergrundinformationen zu dem Buch bieten, wie Zeitungen, politische Begriffe oder Orte. Unter vielen genutzten Ausdrücken konnte ich mir gut vorstellen, was gemeint sein könnte, es waren aber auch einige dabei, die mir überhaupt nichts gesagt haben und bei denen ich gern auf das Glossar zurückgegriffen habe. Ich empfand es als sehr hilfreich, dieses zu nutzen, es hat mir in einigen Punkten beim besseren Verständnis der beschriebenen Ereignisse geholfen.

Fazit

Es war schön noch einmal in das grandiose und atemberaubende Grandhotel Odessa zu reisen weiteres über das Hotel, aber auch seine Bewohner und Besitzer zu erfahren. Es war definitiv eine sehr interessante und spannende Lektüre, mit der ich schöne Lesestunden hatte und allerhand Neues lernen konnte.

Auch diesmal ist mein großes Highlight wieder die umwerfende, detaillierte und lebhafte Sprache, die einfach alles lebendig werden lässt. Wirklich alles! Sie führt den Leser sehr angenehm durch die Geschichte und gibt so tiefe Einblicke, dass ich nach dem Beenden des Buches erst einmal sprachlos war und ein paar Stunden brauchte, um mich von der Geschichte zu lösen. 
Einziges Kriterium meinerseits sind ein paar Längen, die dann und wann, vor allem aber in der Mitte des Buches aufgetreten sind und die Lesefreude stellenweise ein wenig geschmälert haben. Ansonsten war es eine feine Lektüre, die mir viel Freude bereitet hat und die ich sicherlich noch häufig weiterempfehlen werde!

Bewertung: 4 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 
Meine Meinung zum ersten Band der Reihe:
 
 

Sonntag, 21. März 2021

Rezension: Ein neuer Anfang von Linda Winterberg

Titel: Ein neuer Anfang
 Autorin: Linda Winterberg
 Verlag: Aufbau TB
Seitenzahl: 400 Seiten
 Preis: 12,99 €
 Erscheinungsdatum: 15.03.2021
ISBN:  978-3-7466-3759-4
 
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Handlung

Berlin 1957

Nicht nur im privaten, sondern auch im beruflichen Leben der drei Hebammen Edith, Luise und Margot geschieht allerhand. Schließlich bildet die Frauenklinik in Neukölln erstmals seit vielen Jahren wieder selbst Hebammen aus, u.a. befindet sich darunter Jule, die Tochter von Edith. Eine neue Generation an engagierten, freundlichen und verständnisvollen Hebammen wird ausgebildet, die es sich als Ziel machen, den Gebärenden stets zur Seite zu stehen und ihre Kinder gesund und munter auf die Welt zu holen.Allerdings werden in der Klinik auch immer mehr Frauen eingeliefert, die illegal abgetrieben haben. Diese Fälle häufen sich langsam und meist kann den Frauen nicht mehr geholfen werden. Die Hebammen wollen dies nicht länger einfach nur hinnehmen, sondern wollen herausfinden, wer die Abtreibungen vornimmt und demjenigen das Handwerk legen.

Meinung

Das Cover von diesem vierten Band orientiert sich stark an denen der vorherigen Teile. Im oberen Abschnitt werden wieder viele zarte Farben verwendet, die leicht und locker wirken. Dazu gibt es auch wieder die drei Damen am oberen rechten Rand, die schon bei den anderen Teilen aufgetaucht sind und die ich mit der Hebammen-Saga in Verbindung bringe.

Lediglich die Schriftfarbe, sowie die Szene am unteren Bildrand sind neu und beides wurde sehr passend aufeinander abgestimmt. Es wird die Terrasse eines Restaurants gezeigt, welches gut besucht ist und vielleicht für aufstrebendere und fröhlichere Zeiten stehen könnte. Zudem denke ich, dass hiermit auf das Wirtschaftswunder der 1950er Jahre hingedeutet wird, was natürlich sehr gut zur Handlungszeit des Buches passt.Insgesamt mag ich das Cover wirklich gern, es ist ansprechend und die Farben wurden sehr gut aufeinander abgestimmt. Ein wirklich schönes Bild!

Bisher hat mir die Hebammen-Saga immer richtig gut gefallen, die Bücher waren konstant gut und haben mir viele schöne, abwechslungsreiche und spannende Lesestunden beschert. Daher musste ich diesen vierten und finalen Band einfach lesen, ich hatte mich sehr darauf gefreut, war aber auch gleichzeitig ein wenig traurig, dass eine schöne Reihe ihr Ende findet und ich mich danach nicht noch auf einen weiteren Teil freuen kann. Ein herzliches Dankeschön möchte ich an den Aufbau Verlag aussprechen, dass ich mich über ein Rezensionsexemplar des Romans freuen konnte!

Vor dem Start neuer Kapitel gibt es immer die Information, in welchem Monat und Jahr, aber auch in welcher Stadt die folgende Handlung stattfindet. Das ist ein wirklich sehr schönes und passendes Detail, so besitzt man immer einen guten Überblick über die Zeit, kann schauen, was im Folgenden politisch geschehen könnte und welche Auswirkungen dies möglicherweise auf die drei Hebammen hat. Man kann zudem genau bestimmen, wie viel Zeit am Ende auf den 400 Seiten vergeht, was ich ansonsten doch etwas schwierig empfunden habe. Man erhält zwar manchmal die Information, wie viel Zeit die Hebammen-Schülerinnen noch haben, bis ihre Ausbildung beendet ist, allerdings kann man so genauer schauen, welcher Monat gerade ist und wie viel Zeit seit dem Beginn der Geschichte vergangen ist.

Vom ersten bis zum letzten Kapitel vergehen am Ende knapp zwei Jahre, in denen allerhand passiert und bei denen man genau die Entwicklungen der Figuren miterleben kann. Dabei werden immer mal wieder ein paar Wochen oder Monate übersprungen, weshalb sich die Handlung am Ende als bündig und rund darstellt, es tauchen keine Längen auf und nie hatte ich das Gefühl, etwas zu verpassen oder nicht mitzubekommen.

Mir fiel der Start in die Geschichte wirklich leicht. Ich hatte zwar nicht mehr jedes Detail aus den vorherigen Bänden im Gedächtnis, allerdings sind mir allerhand Informationen während des Lesens wieder eingefallen und manche Ereignisse der anderen Teile finden im Buch kurz eine Erwähnung, sodass ich mich nach wenigen Seiten komplett auf die Handlung einlassen konnte und ich viel Freude am Wiedersehen mit den drei altbekannten und sympathischen Hebammen hatte.

Und auch die Sprache hat wieder viel Anlass dazu gegeben, dass ich so problemlos in den Roman gestartet bin. Sie war wieder herrlich zu lesen, hat die Situationen lebhaft und farbenfroh geschildert, gibt gut Einblicke auf die Personen und ihren Entwicklungen und lässt die Setting lebendig werden. All das hat mich sehr dazu verführt, das Buch nicht aus der Hand legen zu wollen, weshalb ich am Ende drei Tage für die 400 Seiten gebraucht habe. Dann war es schon ausgelesen, ich war einerseits mit dem Ende zufrieden, gleichzeitig aber auch traurig, dass es nun endgültig vorbei ist und ich mich nicht auf noch einen weiteren Band freuen kann... Mir hat es gut gefallen, dass die Sprache recht einfach und locker war, die Figuren haben sich ihren Frust von der Seele geredet und waren sich nicht zu fein, Gefühle und Emotionen zu zeigen. Das hat stark zu der Stimmung beigetragen und es hat auch dazu geführt, dass ich die Geschichte so wunderbar bodenständig und natürlich empfand. Es gibt nicht zu viel Drama, die verschiedenen Situationen wirken authentisch und es hat einfach nur Spaß gemacht, in das Berlin der 1950er Jahre einzutauchen!In die Geschichte eingebunden wurden immer wieder ein paar kleine historische Anmerkungen, zudem kann man sich von dem Lebensgefühl und speziell dem Leben einer Hebamme ein sehr gutes Bild machen. Diese Punkte wurden immer mal wieder angeschnitten und geben gute Überblicke über das Leben in den 1950er Jahren und machen die Geschichte rund und stimmig.

Auch diesmal gibt es wieder eine Einheit des Setting, jede einzelne Szene findet in einem der vielen Stadtteile von Berlin statt. Dabei lernt man sowohl die Frauenklinik in Neukölln, als auch verschiedene Privatwohnungen von schwangeren Damen, als auch von den Hebammen kennen und kann sich diesmal auch wieder von den Zimmern, die die Auszubildenden bewohnen, ein Bild machen. Das ergibt eine bunte und stimmige Vielfalt, die mir gefallen hat, zumal jeder Handlungsort mit lebendigen und farbenfrohen Worten, aber nicht zu ausschmückend und ausführlich beschrieben wurde. Man bekommt einen Eindruck davon, was die Autorin vor Augen hatte, trotzdem ist Platz vorhanden, um der eigenen Fantasie Raum zu lassen. Das ergibt eine feine Mischung und hat dazu beigetragen, dass ich wirklich jeden Ort irgendwie mochte und mir gut vorstellen konnte.

Die einzelnen Kapitel werden wieder aus verschiedenen Perspektiven beschrieben. Nicht nur die drei Hebammen Margot, Edith und Luise kommen zu Wort und teilen dem Leser ihre Erlebnisse, Gedanken und Gefühle mit, sondern es kommen auch noch neue Personen ins Spiel, die man auf diese Weise näher kennenlernen kann. Dabei handelt es sich um drei Hebammen-Schülerinnen, die Platz eingeräumt bekommen und sich dem Leser vorstellen können, aber auch ein Blick auf die jüngere Gesellschaft, deren Ziele und Lebensweisen wird gegeben.

Auf diese Weise gestaltet sich die Handlung als abwechslungsreich und spannend, die Kapitel hatten eine angenehme Länge und man erlebt die Personen aus verschiedenen Perspektiven. Für mich wurde die Geschichte dadurch lebhafter und authentischer, zudem war es schön zu sehen, wie langsam Nachfolger für die drei bereits bekannten Hebammen in Spiel kommen.

Ich empfinde es als sehr gelungen, wie sich aufregendere Szenen mit ruhigen Beschreibungen des normalen Arbeitsalltags abwechseln. Letztgenanntere überwiegen meist und daher besitzt die Geschichte einen ruhigen Unterton, der mir gut gefallen hat. Man kann genaustens sehen, was der Beruf einer Hebamme für die Damen bedeutet, welchen Tagesablauf sie besitzen und wie wenig Platz manchmal für ein Privatleben bleibt. Dies, aber auch die Einblicke in die Ausbildung geben realistische und bodenständige Einblicke in das Leben der angehenden und erfahrenen Hebammen.

Und dazu gibt es immer wieder Kapitel, die ein wenig aufregender sind, wo mehr passiert und die neuen Schwung in die Geschichte bringen. Sie tauchen glücklicherweise nicht zu häufig, sondern in einem angenehmen Maß auf und geben der Handlung teils eine etwas andere Wendung. Daher kann man manchmal, aber nicht immer vorausahnen, was im Folgenden geschehen könnte.

Ich finde, dass im Vergleich zum Vorgängerband eine deutliche Entwicklung der drei Hebammen Margot, Edith und Luise zu sehen ist. Sie haben sich nicht nur über diese Jahre weiterentwickelt, sondern auch im Roman ist über die knapp zwei Jahre eine Reifung zu sehen. Sie betrachten die Welt immer wieder mit neuen Augen, hinterfragen vieles kritisch und bleiben sich stets treu. Man spürt ihnen die Begeisterung für ihren Beruf, aber auch die Zuneigung füreinander sehr an, was sie als herzliche und liebenswerte Charaktere dastehen lässt.

Auch die drei Auszubildenden Damen werden fein skizziert, sodass sie lebendig und freundlich auftreten. Ich mag den frischen Wind, den sie hereinbringen, sie geben andere Perspektiven und Einblicke in ihre unterschiedlichen Herkünfte und Ziele. Dadurch wird ein kleines Abbild der Gesellschaft gezeigt und es ist mir leicht gefallen, die drei Mädchen zu mögen. 
Und auch die restlichen Personen, die auftreten, haben gute Charakterdarstellungen bekommen. Ihnen wurden ebenfalls Merkmale verliehen, die sie besonders und einzigartig machen, ihr Auftreten besitzt einen hohen Wiedererkennungswert und sie treten den Hauptfiguren ebenbürtig auf. Man lernt verschiedene Charaktere kennen, die alle eigene Ziele verfolgen und die keineswegs stereotyp oder langweilig erscheinen. Zwar stehen sie nicht so stark im Fokus, aber trotzdem war es schön, so viele verschiedene Typen kennenzulernen.

Fazit

Wie sehr habe ich mich auf den vierten Band und ein letztes Wiedersehen mit den Hebammen gefreut. Und dann war die Geschichte so fix ausgelesen... Ich blicke gern auf die vier Bände zurück. Es liegt eine richtige Wohlfühlreihe vor, die durch ihre Figuren, die wunderbare Schreibweise, die lebendigen Schilderungen und die zahlreichen Informationen über den Alltag von Hebammen, aber auch der Einbindung von historischen Details bestechen kann.

Ich finde sogar, dass dieser vierte Band das Highlight der ganzen Reihe darstellt. Die anderen Teile waren ebenfalls sehr gut und haben mich überzeugt, aber dieser befindet sich nochmals auf einer anderen Stufe und ich kann dem Buch frohen Herzens eine Fünf-Sterne-Bewertung geben. Große Empfehlung meinerseits!

Bewertung: 5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Aufbau Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 
Meine Meinungen zu den anderen Bänden der Reihe:
 
 
 
 

Donnerstag, 18. März 2021

Rezension: Das Dünencafé von Sina Beerwald

Titel: Das Dünencafé
 Autorin: Sina Beerwald
 Verlag: Knaur Taschenbuch
Seitenzahl: 528 Seiten
 Preis: 9,99 €
 Erscheinungsdatum: 01.03.2021
ISBN: 978-3-426-52610-1
 
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Handlung

Hinter Deutschland und seinen Bewohnern liegen harte Zeiten. Der Krieg, die Inflation, allerhand Ereignisse haben ihre Spuren hinterlassen. Daher sind kleine Fortschritte schon ein großer Erfolg. Moike Jacobsen ist unendlich glücklich, als im Jahr 1923 ihr Hotel, aber auch ihr kleines Café wieder im alten Glanz erstrahlen und es immer mehr Lichtblicke am Horizont gibt. Allerdings sind diese nur selten familiärer Natur. Moiken hört immer weniger von ihrer Tochter Emma, die mit ihrem Vater und Moikens erster großer Liebe Boy nach Berlin gezogen ist. Die Briefe werden seltener, die Sorgen größer. Und da es sich herumspricht, welche Auswirkungen die Inflation in den Städten auslöst, macht sich Moiken auf den Weg nach Berlin, um nach ihrer Tochter zu suchen.

Meinung

Ich mag das Cover gern. Es wird eine idyllische Szene gezeigt, eine Dame steht auf einer Düne, betrachtet den Strand, das Meer, sowie einen kleinen Pavillon. Sie ist recht sommerlich und leicht gekleidet, könnte vielleicht Moiken, vielleicht aber auch ihre Tochter Emma darstellen, sie besitzt eine aufrechte Haltung und wirkt auf den ersten Blick elegant.

Der Himmel wurde in unterschiedlichen Schattierungen gestaltet, er geht von einem hellen, ganz leicht rotstichigen Ton in ein dunkleres Blau über, vielleicht werden hiermit kommende, schwerere Zeiten angedeutet? Insgesamt ein stimmiges und schönes Bild, es ist farbenfroh und idyllisch, mir gefällt es gut!

Vor ziemlich genau einem Jahr hatte ich den ersten Band der Insel-Saga von Sina Beerwald gelesen und seitdem geduldig auf die Fortsetzung gewartet. Mir hatte der Auftakt wirklich gut gefallen, lediglich Kleinigkeiten habe ich ein wenig bemängelt, die mein Interesse am zweiten Teil allerdings nicht getrübt haben. Und als ich das Buch erstmals in der Verlagsvorschau gesehen und die dazugehörige Inhaltsangabe durchgelesen habe, war ich sehr gespannt auf die kommenden Geschehnisse und habe mich auf den Roman gefreut. Daher möchte ich mich herzlich beim Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken!

Wie gerade eben schon angesprochen ist es für mich ein Jahr her, seitdem ich „Die Strandvilla“ gelesen habe. Deshalb waren mir nicht mehr alle Details im Gedächtnis und gerade auf den ersten Seiten musste ich ab und an ein wenig überlegen, wie die Zusammenhänge sind und was im Vorgängerband geschehen ist. Glücklicherweise wurde manches Erlebnis kurz angesprochen, was bei mir bewirkt hat, dass mir direkt mehrere Informationen und Geschehnisse wieder eingefallen sind. Somit hatte ich im Nachhinein betrachtet einen überraschend guten und einfachen Start in die Geschichte, schon nach kurzer Zeit hatte ich keine Probleme mehr damit, mich auf die Handlung einzulassen und konnte mich vollkommen auf die Personen, das Setting und die Ereignisse einlassen.

Auch diesmal wieder brauchte ich ein paar Seiten, um mich mit der Sprache anzufreunden. Ich kann selbst nicht genau benennen, weshalb. Als ich mich jedoch einmal damit zurechtgefunden hatte, ließen sich die Zeilen problemlos und flott lesen. Es gibt ganz wundervolle Beschreibungen des Settings, immer wieder werden historische Fakten eingebunden, die einzelnen Situationen und Geschehnisse werden authentisch und mit lebendigen Farben beschrieben. Jede einzelne Handlung der Personen ist nachvollziehbar und erscheint realistisch. Zudem kennt man als Leser oft ein paar Hintergrundinformationen, die den Protagonisten nicht bekannt sind, man ist ihnen also im Vorteil und kann daher manche Handlungen deutlich besser einschätzen und bewerten.

Als Erzähler gibt es einen allwissenden, der verschiedene Positionen einnimmt, wohldosiert Informationen preisgibt, gleichzeitig aber auch viele Geheimnisse für sich behält und diese erst nach und nach lüftet. So entsteht eine abwechslungsreiche, spannende und oft überraschende Geschichte, die in vielen Punkten dazu anregt, weiterlesen zu wollen.

Besonders mochte ich es, dass es mehrere Erzählperspektiven gibt, die ein großes Bild der Handlung, der Personen und der Ereignisse entstehen lässt. Aus mehreren Sichtweisen lässt sich die Geschichte verfolgen, man lernt verschiedene Menschen mit eigenen Zielen kennen und kann sich an vielen Stellen im Buch über ihre Gefühle und Gedanken einen Eindruck verschaffen. Anhand der vielfältigen Erzählung bekommt man zudem mehrere Blicke auf die Figuren, kann Handlungen besser einschätzen und der gesamte Roman wirkt am Ende rund und stimmig.Drei Perspektiven nimmt der Erzähler diesmal ein. Einmal, und ihre Kapitel nehmen den größten Platz ein, verfolgt man Moiken auf ihrem Weg, das Hotel wieder in Schwung zu bringen, aber auch den Kontakt zu ihrer Tochter Emma wieder herzustellen. Dann lernt man in einigen Abschnitten Emma besser kennen und kann sich von der jungen Frau und ihrem Blick auf verschiedene Angelegenheiten ein Bild machen. Und als letztes gibt es noch Adam von Baudissin, den Kopf hinter dem Bau des Hindenburgdamms. Anhand von seinen Kapiteln lernt man vieles über die Entstehung des Damms und die Hintergründe über Kritiker und Befürworter.

Ich finde, dass die Spannung in einem guten Umfang vorhanden ist. Sie hat immer ein wenig variiert, war mal mehr, mal weniger zu spüren und hat an vielen Textstellen dazu beigetragen, dass ich über eine weitere mögliche Fortsetzung der Ereignisse nachgedacht habe.

Nicht jedes Geheimnis wird sofort aufgelöst, sodass man als Leser dazu aufgefordert wird am Ball zu bleiben und weiterzulesen. Bei mir ist dies wahrlich gut gelungen und oft wollte ich das Buch gar nicht aus der Hand legen. Zudem waren einige markante Punkte deutlich erkennbar, in denen die Spannung stark anstieg, es gibt aber nie zu viel Dramen.Besonders gut gefallen hat mir der Wechsel von aufregenden und ruhigen Kapiteln. So erscheint die Handlung nie zu hektisch und aufregend, sondern man kann auch einen Blick auf das normale, alltägliche Leben der Personen erhaschen. Dadurch gab es sehr natürliche Sichten auf die Personen und die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, weshalb die Geschichte als authentisch daherkam.

Einige stimmungsvolle Szenen wurden in die Handlung eingebunden, diese fallen nicht zu üppig aus. Meist wird die Geschichte stattdessen ziemlich nüchtern und klar geschildert, wo die Gefühle und Empfindungen eine nicht so große Rolle spielen. Zwar wird manchmal erwähnt, was die Personen gerade fühlen, allerdings hat sich dies nie auf mich übertragen. Daher fiel es mir auch schwer, die Personen zu mögen und zu ihnen eine Bindung aufzubauen. Ich habe zwar Respekt davor, was sie leisten und durchleben, allerdings verspüre ich nicht den Wunsch, die Figuren kennenzulernen.

Ganz traumhaft beschrieben ist das Setting, allen voran all die Handlungsorte von Sylt. Diese erweisen sich als vielfältig, man lernt unterschiedliche Ecken der Insel kennen und sie sind allesamt einfach nur gelungen. Ganz oft hatte ich viele bunte Bilder der einzelnen Orte vor Augen und habe mir so sehr gewünscht, genau jetzt ebenfalls dort zu sein und einige Tage zu verleben. Egal, ob es sich um die Landschaft, die Gebäude oder einzelne Räume handelt: Allesamt wurden sehr lebendig und bildhaft beschrieben und haben ein rundes und schönes Bild von Sylt ergeben.
Spannend war des außerdem, dass es auch einige Kapitel gibt, die in Berlin spielen. Hier wird ein deutlicher Unterschied zwischen der aufregenden Großstadt und der eher beschaulichen und ruhigen Insel deutlich spürbar. Zudem haben die Abschnitte in Berlin ihre ganz eigene Dynamik gehabt und dies hat sich auch auf die Beschreibung des Settings ausgewirkt.

In die Handlung rund um Moiken, Emma, Boy und viele andere wurden auch einige historische Geschehnisse und Details eingebunden. Diese erstrecken sich über verschiedene Themenbereiche, über die, bereits erwähnte, Errichtung des Hindenburgdamms, über die Inflation der 1920er Jahre bis hin zu den Nachwirken des Krieges, aber auch über allerhand politische Entwicklungen. Anhand all dieser Themen bekommt man als Leser einen Überblick über die Gesamtsituation in Deutschland und kann sich von allerhand Punkten, die die Bevölkerung beschäftigen, einen Eindruck verschaffen.

Im Nachwort werden ganz viele Aspekte des Romans nochmals aufgegriffen und anhand dessen kann man sehr gut schauen, wie viel Realität und Wirklichkeit im Buch steckt. Man erhält einige Hintergrundinformationen, die bei mir bewirkt haben, dass ich das Gelesene nochmals Revue passieren lassen habe und dadurch am Ende eine runde und stimmige Geschichte entsteht. Zudem wird so die hervorragende und ausführliche Recherchearbeit der Autorin sichtbar, die einfach tadellos und bewundernswert ist!

Wie schon im ersten Band hatte ich auch diesmal wieder einige Probleme damit, zu den Figuren eine Bindung aufzubauen. Sie haben zwar abwechslungsreiche Wesen mit einzigartigen Merkmalen erhalten, was einen hohen Wiedererkennungswert geboten hat. Und auch die Anzahl der Protagonisten empfand ich als sehr angenehm und eingängig. Allerdings haben mir noch ein Hauch mehr Lebendigkeit, ein paar mehr sympathische Züge gefehlt, um sie zu mögen und mit ihnen mitzufiebern. Sie haben mir zu wenig Tiefe und Facetten gezeigt, von vielen hat man nur eine Seite gesehen, dabei wäre es auch interessant gewesen, weitere Aspekte und Stimmungen von ihnen kennenzulernen.

Fazit

Gesamt betrachtet war es ein wirklich schöner Roman. Es wurden viele historische Ereignisse einbezogen, das Setting war ein Träumchen, die Sprache sehr angenehm und die Spannung sehr häufig spürbar. Und all das hat dazu geführt, dass ich diesen zweiten Band der Insel-Saga von Sina Beerwald sehr gern gelesen habe und das Buch noch besser und runder empfinde als den ersten Band. Mein größter Kritikpunkt ist lediglich der, dass mir die Personen nicht lebendig genug waren und ich ein paar Problemchen bei der Annäherung zu ihnen hatte. Allerdings hat mir dieser Punkt die Freude an dem Roman nicht geraubt und ich freue mich wirklich sehr auf den dritten Teil der Reihe!

Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

Habe ich euer Interesse geweckt? Hier findet ihr den Roman!

 Meine Meinung zum ersten Band der Reihe:

Die Strandvilla

Montag, 15. März 2021

Rezension: Die Insel der Wünsche - Stürme des Lebens von Anna Jessen

Titel: Die Insel der Wünsche - Stürme des Lebens
 Autorin: Anna Jessen
 Verlag: Goldmann
Seitenzahl: 544 Seiten
 Preis: 15,00 €
 Erscheinungsdatum:22.03.2021
ISBN:  978-3-442-20603-2
 
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Handlung

Hamburg 1887

Tine Tiedkens lebt mit ihrer Familie im Gängeviertel. Um zum täglichen Einkommen etwas beizutragen, verdient sich Tine als Blumenmädchen etwas hinzu. Dabei begegnet sie Menschen aus verschiedenen Ländern, beobachtet feine Herrschaften und träumt selbst von einem anderen Leben. Und als sie einen jungen Hotelier aus Helgoland trifft, der ihr ein Auskommen in seinem Hotel zusichert, steht für Tine fest, dass sie auf der Insel nach ihrem Glück suchen möchte.

Doch schon kurz nach ihrer Ankunft stellt die junge Frau fest, dass nicht alles so rund läuft, wie sie es sich gedacht hat. Scheinbar alles hat sich gegen sie verschworen. Allerdings gibt Tine nicht so leicht auf, sie will mit ihrem freundlichen Wesen, vor allem aber mit ihrem Fleiß und Ehrgeiz überzeugen...

Meinung

Mir gefällt das Cover richtig gut. Es ist farbenfroh und stimmungsvoll, was ich als sehr ansprechend empfinde. Im Hintergrund sieht man einige Einblicke in die Landschaft des Handlungsortes Helgoland, sowohl das Meer, als auch der charakteristische rote Felsen wurden abgebildet und auch die Natur wurde unter anderem mit viel Dünengras und Sand ausgestattet.

Dazu ist noch eine Dame zu sehen, sie ist der Mode der Zeit um 1890 entsprechend gekleidet und gibt in diese Thematik einen Einblick. Im Hintergrund ist noch ein Ausschnitt eines Hauses, wahrscheinlich eines Hotels zu sehen. Auch mit diesem Gebäude wird ein Teil der Handlung aufgegriffen, so ähnlich habe ich mir das Hotel Heesters auf Helgoland vorgestellt.
 Außerdem gibt es noch den Himmel, der in verschiedenen Nuancen erstrahlt, dieser ist wunderbar abwechslungsreich und gibt dem Cover noch den letzten Schliff. Ein sehr schönes, stimmiges und ansprechendes Gesamtbild!

Als Zusatzmaterial wurde vor dem Start der Geschichte eine Karte abgedruckt, auf der ein Teil von Helgoland zu sehen ist. Anhand dieser kann man sich einen Eindruck von der Insel verschaffen, kann schauen, wo sich einige Gebäude befinden und teilweise auch Wege nachverfolgen. Zwar wurde nicht jeder Handlungsort eingetragen, trotzdem fand ich es sehr hilfreich, dass die Karten abgedruckt wurden. Ich hatte vorher nicht wirklich ein Bild der Insel vor Augen und musste so nicht erst im Internet schauen, wie der Aufbau von Helgoland ist. Ein sehr passendes und gutes Detail!

Die 544 Seiten des Romans wurden in sechs Teile gegliedert, welche dann jeweils noch in Kapitel eingeteilt wurden. Die neuen Teile haben kleine Überschriften, die stets einen Bezug zur Handlung haben und in wenigen Worten wiedergeben, unter welchem Motto die folgenden Seiten stehen. Zudem wurde hier auch immer der Handlungsort, sowie eine Jahreszahl abgedruckt, weshalb man stets einen guten zeitlichen Überblick hat und genau benennen kann, wie viel Zeit letztendlich verstreicht.

Ich muss ehrlich sagen, dass es mich am Ende etwas überrascht, dass lediglich zwei Jahre innerhalb der Geschichte vergehen. Mir war zwar klar, dass sich die Handlung nicht sehr stark ausstreckt, aber so ein geringer Zeitraum war irgendwie doch überraschend. Es geschieht so viel, zudem werden viele Situationen und Tage ziemlich genau beschrieben, sodass ich einen anderen Eindruck hatte. Allerdings finde ich es am Ende gut, dass nicht zu viele Jahre in dem Roman beschrieben werden, sondern man die Protagonisten über einen nicht zu langen Zeitraum verfolgt und beobachtet, so sind die Entwicklungen deutlich stärker zu sehen. So war es mir auch möglich, eine bessere Bindung zu den Personen aufzubauen und es gab viele Einblicke in die Lebensweisen von ihnen.

Ich mochte es, dass der Roman ziemlich ruhig und beobachtend beginnt. Man hat genügend Zeit, um sich von Tine, ihrer Familie und ihrer Lebenssituation in Hamburg ein Bild zu machen. Man kann genau verfolgen, wie ihre Gedanken und Gefühle sind und welche Wünsche sie für die Zukunft besitzt.

Es dauert überraschend lange, bis Tine endlich ihren Entschluss fasst und wirklich nach Helgoland zieht, um dort einen Job anzunehmen. Und genau das mochte ich. Es gibt ein beobachtendes Erzählen, man kann sich von den einzelnen Szenen ein starkes Bild zusammensetzen und die Entwicklungen genaustens beobachten. Das hat für mich den Charme des Buches ausgemacht, wie genau man manche Tage im Leben der Personen miterlebt und wie genau jede einzelne Szene beschrieben wurde. Deshalb konnte ich mich stark von der Geschichte einlullen lassen und bin auch so begeistert von dem Auftakt der Reihe!Die Sprache hat natürlich auch dazu beigetragen, dass ich so viel Freude beim Lesen hatte. Sie ist unglaublich detailliert und bildhaft, lässt zu, dass man sich genaue Bilder von den jeweiligen Kapiteln, Personen und Orten machen kann und hat bei mir bewirkt, dass ich mich wie ein heimlicher Beobachter der Szenen gefühlt habe. So, als würde ich in einer Ecke des Raums oder der Landschaft stehen und genau betrachten, wie sich die Figuren bewegen und welche Mimik und Gestik sie nutzen. Das hat auch dazu geführt, dass ich mich so gern mit dem Buch beschäftigt und die Geschichte mit viel Interesse gelesen haben.Ich finde, dass die Sprache auf einem angenehmen und recht leichten Niveau gehalten wurde. Das ermöglicht nicht nur ein flüssiges und problemloses Lesen, sondern auch ein leichtes Einlassen auf die Ereignisse. Man kann sich genaue Bilder von jeglichen Szenen, Figuren und Orten machen, zudem ist die Erzählung sehr lebendig und realitätsnah. Bei vielen Momenten konnte ich mir gut vorstellen, dass sie genau so hätten passiert sein können.Anspruch erhält die Schreibweise anhand von historischen Details und Fakten, die wohldosiert und in einem angenehmen Umfang in die Geschichte eingebunden wurden. Diese geben ein solides Bild der Handlungszeit und zeigen auf, mit welchen Problemen und Sorgen, Hoffnungen und Ängsten sich die Bevölkerung herumgeschlagen hat. Zudem lernt man auch einiges über die Geschichte der Insel Helgoland, unter anderem wird behandelt, unter welcher Herrschaft sie über die Jahre war. Anhand von Diskussionen, die die Figuren darüber halten, kann man verfolgen, wie sie über die Politik denken und man erhält allerhand Informationen über Entwicklungen. Das hat letztendlich ein rundes Bild davon ergeben, was die Bewohner, aber auch Besucher der Insel Helgoland denken und wie sie die politischen Entwicklungen betrachten.

Es gibt zwei Handlungsorte, rund die ersten hundert Seiten, sowie wenige Seiten mitten in der Geschichte spielen in Hamburg. Hier lernt man vor allem den Hafen, aber auch das Gängeviertel kennen, an diesen zwei Orten spielt der Hauptteil in der Hansestadt. Am Hafen der Stadt Hamburg lernt man nicht nur einen Teil der Arbeiten kennen, die u.a. für ein reibungsloses Be- und Entladen der Schiffe nötig sind, sondern hier treffen auch ein Stück weit zwei Welten aufeinander. Einmal kann man hier gut die Arbeiter beobachten, die für einen geringen Lohn stark schuften müssen und sich teilweise jeden Tag eine andere Arbeit suchen. Zugleich treffen hier auch Gäste aus verschiedenen Ländern ein, die eindeutig der besseren Gesellschaft angehören und zum Urlaub oder für Geschäfte in der Stadt sind. Daher empfand ich den Hafen als interessanten Ort, hier treffen Menschen aus unterschiedlichen Schichten aufeinander und es ergibt sich ein Abbild der Gesellschaft.

Bei der Darstellung von Helgoland haben mir vor allem die traumhaften Beschreibungen der Insel gefallen. Diese konnte ich mir sehr lebhaft vorstellen und habe es geliebt, mit den Personen durch die Gegend zu streifen. Sowohl von den Gebäuden, Hotels und Privathäusern, als auch von der Natur hatte ich viele Bilder vor Augen und konnte mir auf Anhieb vorstellen, was gerade beschrieben wurde. Ich empfand den Vergleich zwischen dem lauten, aufregenden und freizügigen Hamburg und dem beschaulichen und eher ruhigen Helgoland sehr interessant. Es treffen zwei komplett unterschiedliche und spannende Welten aufeinander, die beide auf ihre Art überzeugen können und für ein abwechslungsreiches Setting sorgen. Beide Handlungsorte haben viel Charme, wurden stimmungsvoll beschrieben und haben mir gut gefallen!

Für mich war die Handlung nur sehr selten vorhersehbar. Grob hatte ich eine Vorstellung davon, wie die weitere Geschichte aussehen könnte, jedoch wurde ich oft davon überrascht, wie die Entwicklung dessen tatsächlich aussieht. Häufig gibt es Wendungen und Ereignisse, die der Handlung eine vollkommen neue Richtung gegeben haben und die ich nicht so erwartet hatte. Entweder hatten meine Vermutungen eine vollkommen andere Tendenz oder ich war tatsächlich ratlos und konnte nicht genau sagen, wie ich mir die weitere Geschichte vorstellen würde. Daher blieb die Spannung auf einem sehr guten Niveau, ich wurde immer wieder überrascht und bin sehr zufrieden mit der Entwicklung der Handlung.

Ich finde, dass die Stimmung vor allem im Zusammenhang mit dem Setting, selten auch mit den Protagonisten auftaucht. Je nachdem, ob ich einen Handlungsort, aber auch eine Figur sympathisch oder unsympathisch empfand, hatte dies große Auswirkungen auf die Stimmung. Diese erstreckt sich am über verschiedene Emotionen und zeigt nicht nur das Setting in mal mehr, mal weniger strahlenden Farben, sondern ist auch wichtig, dass die Personen so lebendig und realistisch auftreten. Außerdem mag ich es sehr, wie viele Facetten die Figuren von sich selbst zeigen und sich nicht scheuen, ihre Emotionen offen heraus- und den Leser daran teilhaben zu lassen.

Es gibt eine umfassende Auswahl an verschiedenen Personen, die mit besonderen Merkmalen und ihrem eingängigen Charakter sofort im Gedächtnis bleiben. Direkt vom ersten Auftritt an hatte ich keine Probleme, die Figuren im Folgenden wiederzuerkennen und ihnen bestimmte Merkmale zuzuordnen. Sie zeigten verschiedene Facetten ihrer Person, sichtbare Entwicklungen und blieben stets sich und ihren Wünschen treu. Es gibt gute Entwicklungen, die sowohl in eine positive, als auch in eine negative Richtung ausfallen. Dabei ist es oft interessant, die Gedankengänge der Personen, allen voran natürlich von Tine zu verfolgen, dadurch hatte ich das Gefühl, gerade ihrem Charakter näher als den anderen zu sein.

Zudem mochte ich die Vielfalt der Protagonisten. Es treten Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Klassen auf, man kann sich so einen Eindruck der Gesellschaft verschaffen. Man trifft viele Menschen mit verschiedenen Berufen, die mal mehr, mal weniger angesehen in der Bevölkerung sind und kann so schauen, wie auf diese Personen reagiert wird. Dies ergibt am Ende ein großes Gesellschaftsbild, welches abwechslungsreich und realistisch ist und einen Blick auf die Bevölkerung bietet.

Fazit

Normalerweise beginne ich Romane mit einer gewissen Erwartungshaltung, bei diesem Buch hatte ich allerdings keine Erwartungen. Keine Ahnung, wieso das so war, allerdings ist dies vielleicht auch der Grund, weshalb ich am Ende so begeistert von dem Buch bin. Selbst wenn ich ausführlich darüber nachdenke fällt mir kein Aspekt ein, der mir nicht gefallen hat und den ich kritisch betrachte. Es liegt eine durch und durch runde und stimmige, unterhaltsame, mitreißende und spannende Lektüre vor, die mir viele schöne Lesestunden beschert hat und die ich mit gutem Gewissen weiterempfehlen kann. Ich bin sehr positiv überrascht von dem Buch und freue mich arg auf die Fortsetzungen!

Bewertung: 5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
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Freitag, 12. März 2021

Rezension: Die Sterne über Falkensee von Luisa von Kamecke

Titel: Die Sterne über Falkensee
 Autorin: Luisa von Kamecke
 Verlag: Lübbe
Seitenzahl: 400 Seiten
 Preis: 11,00 €
 Erscheinungsdatum: 26.02.2021
ISBN:  978-3-404-18371-5
 
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Handlung

Westpreußen 1925

Schon bei ihrem ersten Zusammentreffen sind Isabella von Bargelow und der Kaufmann Julius Kirchner voneinander fasziniert. Deshalb fackeln sie auch nicht lange, sondern geben nach kurzer Zeit ihre Verlobung bekannt, auch die Hochzeit folgt bald. Und anfangs scheint das Glück vollkommen zu sein. Bis Isabella ihren Mann immer besser kennenlernt, sie nicht mehr so viele Freiheiten wie zuvor besitzt und sich Julius der NSDAP anschließt. Vor allem dies betrachtet die junge Frau, aber auch ein Teil ihrer Familie, kritisch. Trotzdem hofft Isabella auf die Einsicht ihres Mannes und hält ihm die Treue. Bis sie im Gutshaus der von Bargelows eine Fremde entdeckt. Isabella ist schockiert, scheint die Fremde doch die Geliebte ihres Mannes zu sein. Sie möchte die Wahrheit erfahren, die allerdings einige Folgen für sie und ihre Familie hat. Und bald muss Isabella genau schauen, was sie sich für ihr weiteres Leben wünscht, um sich, aber auch ihre Lieben und die Heimat zu schützen...

Meinung

Ich finde das Cover sehr ansprechend, es ist farblich stimmig und beherbergt wunderschöne kleine Details wie die Vögel am Himmel oder ein strahlendes Blumenbett. Es besitzt einen ähnlichen Aufbau wie das des ersten Bandes, ebenfalls ist eine Dame zu sehen, die ein Gutshaus anblickt, welches diesmal durch den Nebel nicht so scharf heraussticht. Der Himmel hat eine sehr interessante Farbgebung, was für mich zusammen mit dem Titel das Highlight des Covers darstellt. Insgesamt ein sehr gelungenes und schönes Bild!

Im September letzten Jahres hatte ich den ersten Band der Reihe gelesen, welcher einfach nur toll war. Es war für mich ein absolutes Wohlfühlbuch und ich habe es sehr geliebt, das Buch in die Hand zu nehmen und gedanklich zu den von Bargelows nach Westpreußen zu reisen. Und weil mich die Geschichte so begeistert hat, stand Band zwei ganz weit oben auf meiner Wunschliste und ich habe mich unglaublich gefreut, weiteres von der Familie zu erfahren und zu schauen, wie sich Gut Falkensee entwickelt. Daher war ich natürlich sehr dankbar, das Buch als Rezensionsexemplar vom Verlag zu erhalten, wofür ich mich ganz herzlich bedanken möchte!

Am Anfang der Kapitel gibt es kleine, aber sehr hilfreiche Details. Hier wurde stets vermerkt, aus welcher Sichtweise die folgenden Seiten beschrieben wurden, außerdem gibt es die Information, an welchem Ort sich die Handlung befindet und es gibt eine grobe Zeitangabe, meist bestehend aus dem Monat und dem Jahr. Zudem wird auch vermerkt, wie viel Zeit seit dem letzten Kapitel vergangen ist, wodurch sich Zeitsprünge gut erkennen lassen. So ist es auch möglich, zu schauen, wie alt die Personen mittlerweile sind und welche historischen und politischen Ereignisse im Folgenden kommen könnten. Ich mochte es sehr, dass diese Informationen eingebunden und genannt wurden, mir hat es das Lesen erleichtert und es hat zu einer runden Geschichte beigetragen!

Ich hatte einen überraschend leichten Start in die Geschichte. Mir waren zwar nicht mehr alle Details aus dem ersten Teil im Gedächtnis, einiges ist mir allerdings während des Lesens wieder eingefallen. Zudem muss ich sagen, dass der Roman ziemlich frei nach dem Auftakt einsetzt und es nicht so ganz schlimm ist, wenn einem nicht jede Handlung präsent war. Trotzdem empfinde ich es als hilfreich, den ersten Band bereits gelesen zu haben, erst so machen viele Aussagen Sinn.

Auf jeden Fall hatte ich keinerlei Probleme damit, mich in der Geschichte zurechtzufinden. Das Setting, aber auch die Personen und die allgemeine Situation waren mir nach wenigen Seiten vertraut, es gibt einen recht ruhigen, keineswegs aber langweiligen Start und man kann sich auf den ersten Seiten ein solides Bild von verschiedenen Punkten machen. Und obwohl das Buch recht gemächlich beginnt, nehmen die Ereignisse schnell an Fahrt auf, es tauchen überraschende Wendungen auf, wovon die Spannung stark profitiert.Ich wurde von dem Inhalt schnell in seinen Bann gezogen, wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen und dringend mehr über das Leben auf Gut Falkensee erfahren. Daran hatte die Sprache viel Anteil, sie ist bildhaft und ausschweifend, gibt gute Eindrücke von den Situationen, dem Setting und allen voran von den Protagonisten. Sie wurde nicht zu hochtrabend, aber auch nicht zu einfach gehalten, ließ sich durchweg sehr flüssig und fein lesen und gibt lebendige Einblicke in die Gedanken der Personen, teils werden Gefühle näher benannt, aber auch in die Lebensweisen und Ziele der Figuren. Das allein trägt dazu bei, dass ich das Buch sehr gern in die Hand genommen habe und mit dem Lesen nicht aufhören wollte.

Vor allem im Bezug auf den aufkeimenden und immer mehr an Macht gewinnenden Nationalsozialismus habe ich starke Stimmungen wahrgenommen, aber auch die Figur des Justus hat bestimmte Emotionen hervorgerufen. Bei ihm variiert die Stimmung sehr, je mehr er sich wandelt, desto negativer wird seine Aura und desto weniger sympathischer finde ich seinen Charakter. Das ist eine sehr interessante Entwicklung, da ich Julius anfangs doch ziemlich freundlich und angenehm empfand.

Im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus tauchen nur negative Stimmungen auf, es lässt sich hautnah miterleben, wie sich viele Anhänger der NSDAP in die Politik reingehangen haben und keine anderen Meinungen zugelassen haben. Oft tauchten hier beklemmende Züge auf, die sehr lebendig zeigen, mit was für Ängsten Teile der Bevölkerung damals leben mussten. Freudige Stimmungen tauchen eher selten auf, was ich aber absolut in Ordnung finde. Meiner Meinung nach hat die Geschichte einen recht ernsten Unterton und Hintergrund, weshalb ich die Stimmung als sehr gelungen empfinde.

Nicht nur im Zusammenhang mit der Politik und den Parteien, sondern auch mit den Rechten der Frauen, der Dienerschaft und der Führung eines Gutes wurden allerhand historische Informationen wohldosiert in die Geschichte eingebunden. Diese wurden geschickt in die Handlung eingebunden, sie tauchen nicht zu häufig, aber auch nicht zu selten auf und vermitteln ein solides Bild der Gesellschaft. Hier gibt es vielfältige Details über verschiedenste Dinge, wodurch man letztendlich ein rundes und interessantes Bild der Zeit erhält, man kann die Sorgen und Hoffnungen, aber auch Ängste der Bevölkerung nachvollziehen und bekommt Einblicke in verschiedene Lebensweisen. Sowohl die Herrschaft von Gut Falkensee, als auch eine Person der Dienstbotenabteilung kommen zu Wort und geben allerhand Einblicke in ihre täglichen Aufgaben und ihr Denken über Entwicklungen jeglicher Art. Es gibt also eine angenehme und die eigentlichen Ereignisse nicht übertrumpfende Anzahl an historischen Informationen, die ich sehr angenehm empfand und die der Handlung viel Bodenständigkeit und Authentizität verliehen hat.

Insgesamt erstreckt sich die Handlung auf elf Jahre, die teilweise wie im Fluge vergehen. Nicht jedes einzelne Ereignis wird genaustens beschrieben, immer wieder gibt es zeitliche Sprünge, die die Handlung kürzen, knackig machen und Längen verhindern. Und obwohl teils Monate und Jahre übersprungen werden, hatte ich doch nie das Gefühl, etwas zu verpassen oder Informationen nicht zu erhalten. Stets erfährt man kurz, was in der Zeit für die weitere Handlung wichtiges passiert ist, weshalb man letztendlich immer gut informiert ist.

Als Erzählinstanz wurde ein allwissender Erzähler genutzt, der dem Leser allerhand Informationen gibt, aber auch eindeutig welche verschweigt und damit erst nach einiger Zeit rausrückt. Auf diese Weise hält er die Spannung oben und regt außerdem dazu an, immer weiterlesen zu wollen. Zudem kann man sich viele Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelten der Protagonisten machen, gerade bei Isabelle fällt dies stark auf, was zu lebendigen und authentischen Charakteren führt.

Der Großteil der Handlung wird aus Isabellas Sichtweise beschrieben, von ihr kommen die meisten Kapitel und man lernt sie am besten kennen. Man folgt der jungen Frau über ganze elf Jahre, kann dabei beobachten, wie sie sich entwickelt, welche Wandlungen sie durchmacht und wie sie verschiedenste Situationen ernster und reifer als noch am Anfang angeht und betrachtet.Dazu gibt es noch einige Kapitel aus der Sicht von anderen Protagonisten. Anhand derer kann man sich von ihnen ein besseres Bild machen, manche Motivationen und folgende Handlungen besser verstehen. Außerdem kann man die Charaktere aus unterschiedlichen Blickwinkeln sehen und die Gesellschaft besser betrachten und einschätzen. Hier nimmt der Erzähler unter anderem auch die Position einer Dame an, die auf Gut Falkensee arbeitet und man erhält kleine Einblicke in ihre täglichen Aufgaben, als auch ihre privaten Sorgen und einen Blick auf ihre Arbeitgeber. Diese Sichtweisen, vermischt mit denen der Familie von Bargelow, erlauben es sich einen guten Eindruck von der Gesellschaft zu machen. Letztendlich sind alle Erzählstränge miteinander verbunden und verstärken den Eindruck einer durch und durch stimmigen Geschichte.

Das Setting, an welchem man als Leser die meiste Zeit verbringt ist eindeutig das Gut Falkensee. Hier findet ein Großteil der Handlung statt, man lernt unterschiedliche Orte des Gutes kennen und kann sich einen soliden Eindruck darüber verschaffen, wie dieses aufgebaut ist. Dabei finde ich es sehr bemerkenswert, wie ein jeder Handlungsort mit mal mehr, mal weniger detailreichen Beschreibungen versehen wurde, letztlich aber alle sehr bildhaft sind und bei vielen hatte ich deutliche und mal mehr, mal weniger farbenfrohe Bilder vor Augen. Dies hing meist ein wenig mit der Stimmung zusammen, die jeweils mit einigen Protagonisten verbunden war. Auf jeden Fall hat jedes Setting, egal, wie viele Szenen dort stattfinden, eine gute und ordentliche Zeichnung erhalten, was zusammengefasst ganz viele feine Handlungsorte ergibt.

Es treten allerhand Personen auf und trotzdem hatte ich absolut keine Probleme damit, sie wiederzuerkennen und mir ihre Namen, als auch Berufe oder gesellschaftliche Stellungen zu merken. Einem jeden wurden vielfältige Merkmale zugeordnet, die sie einzigartig machen und die dabei helfen, dass sie so eingängige Charaktere erhalten haben.

Zudem mochte ich es sehr, dass viele Protagonisten mehrere Facetten ihrer Person gezeigt, sie sich entwickelt und gewandelt haben und erwachsener, teils auch weiser und souveräner geworden sind. Das ist in Anbetracht der langen Handlungszeit sehr wichtig und bei jedem Protagonisten zeigt sich ein reiferes Bild als am Anfang. Das wirkte sich auf eine lebendige und authentische Darstellung der Personen aus, die sehr gut durchdacht ist und mich, bis auf eine Person, überzeugen konnte. Ich mochte die Vielfalt und Abwechslung, die aufgetreten ist, man konnte sich von der Gesellschaft einen Eindruck verschaffen und außerdem beobachten, wie das Leben auf einem Gut ist, welche Pflichten anfallen und wie das Verhältnis der Gutsleute mit den Angestellten ist. Es entsteht ein rundes Bild, was mir sehr gut gefallen hat!

Ganz lange Zeit war mein Eindruck vom Buch sehr positiv und ich habe mich schon darauf gefreut, ihm eine Fünf-Sterne-Bewertung geben zu können. Bis ich bei den letzten ungefähr 70 Seiten angekommen bin. Da war für mich ein wenig die Luft raus, die Spannung war nicht mehr so stark vorhanden und zudem kommt hier eine Person deutlicher ins Spiel, die zwar sympathisch scheint, aber auch ein wenig zu positiv. Ich will über diesen Charakter nicht zu viel verraten, um niemanden zu spoilern, allerdings konnte ich mich mit ihr nicht recht anfreunden. Der Protagonist war freundlich, an ihm gibt’s nichts negatives zu benennen, allerdings zeigt er nur ein Gesicht von sich, ihm fehlt es ein wenig an Vielfalt und ich hätte mir gewünscht, dass er mehr Facetten von sich zeigt. Die Person, aber auch die verpuffte Spannung hat meinen eigentlich grandiosen Eindruck ein wenig geändert. Ich hatte zwar immer noch viel Freude beim Lesen und war daran interessiert, wie die Geschichte ausgehen wird, allerdings hatte sich meine bisherige Begeisterung etwas gelegt.

Fazit

Ach, was war es schön, wieder Gut Falkensee zu besuchen und einige Zeit in diesem wundervollen Setting zu verbringen. Und lange Zeit hat wirklich alles gepasst, angefangen von der Sprache, über die Personendarstellung, die Handlungsorte, die historischen Hintergründe. Ich hatte ganz viel Spaß beim Lesen, bin flüssig und problemlos durch die Geschichte gekommen und wurde oft von den Wendungen überrascht.

Bis dann die letzten ungefähr 70 Seiten angebrochen sind und ich leider von den Ereignissen nicht mehr so gefesselt wurde wie es bisher der Fall war. Das hat mich wirklich traurig gemacht, schließlich war ich bis dahin stark vollkommen begeistert und hatte gedanklich schon reinste Lobeshymnen formuliert. So ist das Buch für meinen Geschmack nicht ganz perfekt, aber trotzdem sehr empfehlenswert und spannend. Und deshalb freue ich mich bereits jetzt sehr auf den dritten Band der Reihe und werde die Augen offen halten, um keine Information darüber zu verpassen!

Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Bastei Lübbe Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 
Meine Meinung zu dem ersten Band der Westpreußen-Saga:
 
 
Und auch dieses Buch der Autorin habe ich gelesen ( geschrieben unter einem anderen Pseudonym)