Handlung
Hamburg 1925
Leonores Tochter Ada kennt von klein auf den Kolonialwarenladen am Nikolaifleet. Und seit jeher hat sie ihre dortigen Aufgaben geliebt und hatte viel Freude daran, die Kunden zu bedienen und zu beraten. Als Leonore sich dazu entschließt, ihrer Tochter mehr Verantwortung zu übertragen, bekommt Ada jedoch Zweifel. Sie ist noch nicht dazu bereit, den Laden zu übernehmen und flüchtet nach Berlin, wo sie schon bald eine Anstellung in einem Delikatessenhaus bekommt. Und aus einer flüchtigen Bekanntschaft wird schon bald eine leidenschaftliche Affäre, bei der Ada hofft, dass sie sich zu einer ernsthaften Beziehung entwickelt. Allerdings erkennt Ada irgendwann, dass sie in Berlin zwar glücklich ist, ihr Herz jedoch das Nikolaifleet nie verlassen hat...Meinung
Wenn ich das Cover betrachte kommt mir vor allem ein Wort in den Sinn: Eleganz. Ich finde es unglaublich schick, wie die Dame dasteht, ihre Haltung ist aufrecht und elegant, ihre Kleidung sieht hochwertig und ausgewählt aus. Ein toller Hingucker!
Insgesamt lässt sich beim Cover eine große Ähnlichkeit zu dem des ersten Bandes erkennen. Der Großteil des Bildes wird von der Dame eingenommen, im Hintergrund sieht man noch einen kleinen Ausschnitt der Speicherstadt. Die Dame hält eine kunstvoll gestaltete Verpackung mit der Aufschrift Kaffee in der Hand, was ein Hinweis auf den Kolonialwarenladen der Familie ist. Farblich ergibt sich ein stimmiges Bild, es ist gleichzeitig schlicht und elegant, aber es ist auch nicht zu einfach gestaltet. Gerade deswegen mag ich es gern!Zu Weihnachten hatte ich den ersten Band geschenkt bekommen, diesen im Juni gelesen und ich war sehr angetan von der Geschichte, vor allem aber von den Figuren. Ich hatte das Buch innerhalb kurzer Zeit verschlungen war sehr froh darüber zu wissen, dass es noch zwei Fortsetzungen gibt. Ich war mir sicher, dass diese ein ebenso großes Lesevergnügen darstellen werden und ich habe mich unglaublich auf die Lektüre gefreut. Band zwei wurde mir freundlicherweise vom Ullstein Verlag zur Verfügung gestellt, wofür ich mich herzlich bedanken möchte!
Noch bevor die Geschichte beginnt gibt es eine Auflistung der Protagonisten. Ich habe direkt festgestellt, dass ich die Anzahl der Figuren als überschaubar empfand und genauso war es auch. Jede Person ist mir direkt im Gedächtnis geblieben, zudem wurden ihnen Charaktermerkmale verliehen, die einen hohen Wiedererkennungswert bieten.
Anhand des Verzeichnisses kann man auf einen Blick schauen, welche Figuren auftreten, wie familiäre oder freundschaftliche Verhältnisse aussehen und welchem Beruf sie nachgehen. Man kann sich mit einigen Namen bereits vertraut machen und ich hatte vorab schon mal überlegt, in welchem Zusammenhang die Personen auftreten könnten. Noch bevor ich in die Geschichte gestartet bin, habe ich mir erst einmal ausführlich diese Übersicht angeschaut und es hat definitiv dazu beigetragen, dass ich einen so leichten und guten Start in die Geschichte hatte.Wie schon im ersten Band findet auch diesmal wieder eine Unterteilung in drei Teile statt. Dabei werden stets bei den Abtrennungen die Jahreszahlen mitgenannt, in denen die folgenden Seiten spielen. Daher kann man gedanklich bereits vorab schauen, was auf die Figuren in der nächsten Zeit warten könnte und welche historischen Geschehnisse eventuell im Roman vorkommen.
Vor dem Start neuer Kapitel gibt es dann noch mal eine genauere Angabe, an welchem Ort und in welchem Monat und Jahr die folgenden Ereignisse spielen. Auf diese Weise ist ein zeitlicher Überblick gegeben, der verhindert, dass man sich in der Geschichte verliert.Ich hatte absolut keine Probleme, um mich in die Geschichte hineinzufinden. Bereits nach wenigen Seiten konnte ich mich problemlos auf diese einlassen und ich hatte viel Freude daran zu sehen, wie Leonore, aber auch ihre gesamte Familie sich entwickelt hat. Die Figuren, aber auch das Setting waren mir schnell wieder vertraut und die Schreibweise trägt ihr Übriges dazu bei, dass ich einen angenehmen Start in die Geschichte hatte. Diese lässt sich sehr flüssig und gut lesen, ich bin viel zu schnell mit dem Lesen vorangekommen und ich wollte gar nicht, dass das Buch endet. Ich bin während der Lektüre einfach runtergekommen, ich konnte mich entspannen und vollends auf die Geschichte einlassen. Und selbst obwohl ich nicht massig Zeit hatte, war der Roman am Ende innerhalb von zwei Tagen ausgelesen, was beweist, wie sehr mich das gesamte Werk überzeugen konnte!
Ich finde, dass die Sprache wieder einen recht einfachen Charakter besitzt. Sie gestaltet sich als leicht lesbar und nur selten werden Fachbegriffe oder historische Hintergründe in die Handlung eingebunden. Kein einziges Mal war mir ein Wort unbekannt und daher bin ich noch immer der Meinung, dass sich die Reihe gut für solche Leser eignet, die eine entspannende Lektüre suchen oder die sich langsam an historische Romane rantasten. Man wird an keiner Stelle mit Informationen überflutet, Zusammenhänge lassen sich leicht erkennen und es gibt gute Zeichnungen der Personen, aber auch des Settings!Im Fokus der Geschichte steht diesmal eindeutig Ada, die Tochter von Leonore. Aus ihrer Sichtweise sind die meisten Kapitel beschrieben und somit lernt man ihren Charakter am besten kennen. Daher habe ich es mir vor allem bei ihrer Figur erlaubt, sie auch mal kritisch zu betrachten und ihr Handeln einzuschätzen und zu beurteilen.
Ab und an bekommen auch mal andere Figuren den Raum, um ein wenig von ihren Erlebnissen zu schildern. Diese Kapitel tauchen jedoch nur sehr selten auf, man merkt deutlich, dass diese Stränge eher nebenher laufen. Trotzdem ist eine Verknüpfung der Sichtweisen von Ada mit denen der anderen Personen zu sehen. Gesamt betrachtet macht diese Erzählweise viel Sinn um einiges nachzuvollziehen, zudem wird die Handlung dadurch vielfältiger und abwechslungsreicher, es kommt neuer Schwung hinein und man erhält die Möglichkeit Ada auch mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten.Wer einen spannungsreichen Roman sucht ist bei diesem Buch an der falschen Adresse. Im ganzen Buch herrscht ein ruhiger Unterton, es gibt so gut wie keine dramatischen Momente. Man lernt den normalen Alltag von Personen kennen, man kann sich von ihren Gedanken ein Bild machen und schauen, wie das Lebensgefühl in den 1920er Jahren war. Daher hat sich das Buch für mich auch so gut dafür geeignet, mich beim Lesen zu entspannen und ich habe es stets sehr genossen, weiterzulesen und somit noch mehr Zeit mit den Figuren zu verbringen.
Diesmal gab es einige Momente, in denen ich durchaus ein wenig mit den Protagonisten mitgefühlt habe. Um nicht zu viel von dem Fortgang der Geschichte zu verraten, werde ich nicht näher auf einige solcher Situationen eingehen. Auf jeden Fall mag ich es, wie sensibel die Stimmungen in die Handlung eingeflochten wurden. Man wird damit nicht überschüttet, sondern sie werden gezielt eingesetzt, um einigen Augenblicken mehr Tiefe und Bedeutung zu verleihen. Das hat mir sehr gut gefallen und ich hoffe, dass sich dies auch im dritten Band so fortsetzen wird!
Sehr gut gefallen hat mir die Darstellung des Settings. Diesmal splittet sich die Geschichte auf zwei Orte auf: der Großteil der Handlung spielt in Berlin, der Rest in Hamburg. Die Hamburger Orte sind größtenteils aus Band eins bekannt. Hier steht wieder der Kolonialwarenladen der Familie, als auch die Wohnräume darüber und das Haus von Leonore und ihrem Mann im Vordergrund. Ich habe mich sehr gefreut, dass diese drei Orte wieder so wundervolle Beschreibungen erhalten haben. Ich konnte sie mir richtig gut vorstellen und fand, dass sie diesmal teilweise auch mit Stimmungen verknüpft waren. Diese Stimmungen haben sich im Verlauf der Geschichte und mit dem Eintreten mancher Ereignisse verändert und weiterentwickelt, was sehr interessant zu beobachten war.
Auch die Darstellung von Berlin hat mir gut gefallen. Hier lernt man verschiedene Orte kennen, die teils ebenfalls mit bestimmten Atmosphären vereint wurden. Zahlreiche Gegenden haben eine schöne Beschreibung erhalten und ich mag die Vielfalt, die dargestellt wird.Mit den Protagonisten bin ich vollends zufrieden. Ein jeder hat auszeichnende Charakterzüge erhalten, sie treten lebhaft und abwechslungsreich auf und häufig werden verschiedene Facetten ihrer Person gezeigt. Sie gehen ihren Zielen nach, nehmen Ratschläge anderer an und bleiben sich dabei selbst treu. Sie entwickeln sich weiter und werden reifer, entdecken neue Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft. Ihre Handlungen und Aussagen wirken realistisch und sind meistens nachvollziehbar. Insgesamt bin ich mit den Figuren also wirklich zufrieden, ein jeder konnte mich überzeugen und ganz besonders die Vielfalt an Charakteren hat mir richtig gut gefallen.
Fazit
Als ich gerade meine Meinung niedergeschrieben habe, ist mir erst so richtig in den Sinn gekommen, was für eine schöne Lektüre ich bei dem Buch eigentlich hatte. Mir ist wirklich kein Punkt aufgefallen, den ich kritisch betrachten würde, mich konnten die Schreibweise, das Setting, die Erzählperspektiven, aber auch die Figuren überzeugen und bei der Stimmung wurde ich positiv überrascht. Und trotzdem fehlt mir noch ein kleiner Punkt, der das Buch zu einem kompletten Highlight macht. Ich kann selbst nicht genau sagen, was mir gefehlt hat, aber ich hoffe sehr, dass das gewisse Etwas im dritten und finalen Band auftauchen wird und die Reihe einen schönen Abschluss findet:)
Bewertung: 4,5
von 5 Sterne
Die Frauen vom Nikolaifleet - Der Traum von Übersee
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