Dienstag, 31. März 2020

Rezension: Die Schule am Meer von Sandra Lüpkes

Titel: Die Schule am Meer
Autorin: Sandra Lüpkes
Verlag: Kindler
Seitenzahl: 576 Seiten
Preis: 22,00 €
Erscheinungsdatum: 10.03.2020
ISBN: 978-3-463-40722-7

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Handlung:

Juist 1925
Eine Gruppe von ambitionierten Lehrern hat sich zusammengeschlossen und auf der Insel Juist ein altes Anwesen gekauft, welches sie in ein Internat umwandeln. Dieses wollen sie zusammen mit ihren Schülern verschönern und nach und nach erweitern. Aber auch die Bildung bleibt nicht auf der Strecke: die Schule soll reformiert werden, persönliche Stärken werden hervorgehoben und so soll den Schülern ein besserer Start ins spätere Berufsleben gegeben werden.
Verschiedene Personen werden auf diesem Weg begleitet, anhand von Eduard Zuckmayer und der Jüdin Anni Reiner gibt es Einblicke in den Lehreralltag, der zehnjährige Schüler Maximilian berichtet sowohl von positiven, als auch von negativen Aspekten und die Insulanerin Kea, welche in der Schule am Meer als Köchin arbeitet zeigt nicht nur ihre Meinung deutlich, sondern bildet die Verbindung zu den anderen Insulanern. Den diese sind nicht vollends von dem Konzept begeistert, es gibt einige negative Stimmen, die einen Fortbestand der Schule unterbinden möchten. Und auch der langsam aufkommende Nationalsozialismus erschwert vielen Bürgern das Leben...

Meinung:

Das Cover ist wunderbar zeitgemäß und ansprechend. Ich finde die Farben sehr passend und mag die Schlichtheit, mit der der Titel, sowie der Name der Autorin gedruckt wurden. Ich kann selbst nicht benennen wieso, aber es erscheint mir genau richtig für die Geschichte.
Am unteren Rand gibt es eine Fotografie von einer Gruppe junger Mädchen. Allesamt tragen Schwimmkleidung und schauen mehr oder minder begeistert in die Kamera. Ich gehe mal davon aus, dass es sich hierbei um Schülerinnen der Schule am Meer handelt. Ich finde es sehr passend, dass solch eine Fotografie eingebunden wurde. Es verbreitet viel Charme und lässt das Cover sehr authentisch wirken.

Ich habe einige Zeit überlegt, ob ich das Buch wirklich lesen möchte, ob es meinen Geschmack treffen könnte oder ob ich mich am Ende quälen würde, weiterzulesen. Es klang zwar ziemlich interessant, zudem hatte ich von dieser Schule noch nie etwas gehört. Doch gleichzeitig war ich mir unsicher, ob mich die Thematik so anspricht. Am Ende habe ich mir gedacht, dass ich durch das Buch nur schlauer werde und der Geschichte eine Chance gegeben. Und darüber bin ich am Ende mehr als froh!

Auf den Umschlaginnenseiten wurden allerhand Bilder gedruckt, die verschiedene Tätigkeiten, sowie Schüler und Lehrer der Schule am Meer zeigen. So kann man sich nicht nur das Setting noch besser vorstellen, sondern erhält auch einen Blick auf die Schulmode und Lehrer. Bei einigen Personen habe ich mich gefragt, ob sie die Person sein könnten, für die ich sie halte. Auf jeden Fall ist das ein sehr schönes Detail, welches eine einführende Funktion hat und unglaublich angebracht ist. Zudem finde ich, dass sich schon durch so kleine Details zeigt, wie viel und gut die Autorin recherchiert hat.

Vor dem Beginn der Handlung wurde außerdem ein Lageplan eingefügt, der die wichtigsten Gebäude der Schule am Meer auf einer kleinen Karte vermerkt. So kann man bei den Erwähnungen von den Häusern stets darauf zurückgreifen und sich so orientieren. Es wurden auch Nebengebäude eingezeichnet, sodass man sich ein wirklich gutes Bild machen konnte. Eine wichtige Hilfe, ansonsten wäre es mir schwer gefallen, die Gebäude zu verorten.

Für mich wäre es gerade zu Beginn des Buches eine große Hilfe gewesen, wenn es am Anfang ein Personenverzeichnis gegeben hätte. Ab und an tauchten innerhalb von kurzer Zeit einige Namen von Personen auf, die nicht so häufig einen Auftritt haben und die man dann ganz schnell ans Ende des Gedächtnisses verschiebt. Eine Aufzählung der handelnden Personen hätte immer schnell Abhilfe geschaffen und die Person wieder in Erinnerung gerufen. Und aufgrund der recht großen Anzahl an Protagonisten wäre es durchaus sinnvoll gewesen.

Der Prolog lässt sich erst mit dem Lesen des Epilogs verorten und macht in diesem Zusammenhang einen richtigen Sinn. So ist zwar erkennbar, dass dieser einige Jahre nach der eigentlichen Handlung spielt, doch es lässt sich nicht herauslesen, welche Person in der Ich-Form spricht. So kann man zu Beginn schon mal rätseln, wer diese Figur sein könnte, ich kann sagen, dass ich mit meiner Vermutung falsch lag.
Direkt danach beginnt die Hauptgeschichte, man reist mit Anni Reiner und ihren Töchtern zusammen nach Juist. Es gibt einen ersten Blick auf ihre Wesen und ich mag es sehr, dass man die Insel zeitgleich mit ihr erstmals betritt. Auch in Zusammenhang mit dem Ende wird die Geschichte so sehr rund und ich habe mich dadurch ihrem Charakter vertrauter gefühlt.

Schnell hat mir die Schreibweise sehr gut gefallen. Sie ist auf eine besondere Weise hochtrabend, aber nicht zu kompliziert oder gewichtig. Ich konnte der Handlung stets ohne Probleme folgen und das Buch ließ sich sehr flüssig lesen.
Fast durchweg wurde die Handlung recht ruhig und gelassen geschildert, es gibt nicht ständig irgendwelche Dramen oder aufregende Vorkommnisse. Diese waren eher rar gesät und ließen dann natürlich den Spannungsbogen stark steigen. Ich mochte diese natürliche Art. Es passte zu der Geschichte und oft ließ sich das Buch wie ein sehr informatives und anschauliches Tagebuch von den verschiedenen Personen lesen. So hatte ich immer den Eindruck, diesem Teil der Geschichte aktiv beizuwohnen und nicht viele, viele Jahre danach davon zu lesen.

Eine besondere Stimmung kam bei mir leider nicht auf. Lediglich am Ende der Epilog wurde etwas emotionaler gestaltet, ansonsten habe ich nicht so mit den Charakteren mitgefühlt wie bei anderen Büchern. Dafür wurde die Handlung zu einfach und emotionslos geschildert. Mich hat das nicht sonderlich gestört, ich glaube einfach nicht, dass herzzerreißende Szenen zu der Geschichte gepasst hätten. Irgendwie kann ich das nicht in Einklang bringen, weshalb ich die fehlenden Stimmungen nicht als Kritikpunkt werte.

Es findet eine Unterteilung in Kapitel statt, dies ist auch die einzige Möglichkeit, die Geschichte in der Zeit zu verordnen und zu erkennen, in welchem Jahr die folgende Handlung stattfindet. Ansonsten ist nur eine Einordnung in die Jahreszeit möglich, dazu gibt es allerhand kleine Anmerkungen wie das Wetter ist, wovon man sich einiges ableiten kann.
Stets wird die Geschichte von einem allwissenden Erzähler wiedergegeben und erzählt. Nicht nur die Lehrer erhalten eine Stimme, sondern auch verschiedene Schüler, die Insulanerin und Köchin Kea oder ein offener Feind der Bildungseinrichtung. So gibt es verschiedene Blickwinkel, die alle ihren Reiz haben und ein lebendiges Bild der Gesellschaft geben. Zudem mochte ich die Mischung von Insulanern und Zugezogenen und deren Differenzen. Das wirkte sehr authentisch und ich konnte mir lebhaft vorstellen, mit was für negativen Aussagen und Meinungen die Schule leben musste.
Auch den Einblick in die Gedanken der Charaktere fand ich sehr interessant. Es wird ein vielfältiges Bild dargestellt, man kann vieles besser nachvollziehen und versteht manche Motivationen besser. Besonders interessant empfand ich es, den Schülern und dem erklärten Feind der Schule in den Kopf zu blicken und mehr über deren Meinungen zu erfahren. Sie hatten teils einen offeneren Blick als die Lehrer und es war spannend zu beobachten, inwiefern sich diese Art der Schule auf die Schüler auswirkt.
Ich hätte mir noch gewünscht, dass manche Motive der Protagonisten besser aufgelöst oder beschrieben worden wären. Bei manchen tappt man im Dunklen und auch nach dem Beenden der Lektüre kann ich mir davon noch nicht so recht ein Bild machen. Ich kann dazu leider kein Beispiel geben, um nichts von der Handlung zu verraten und mir fällt auch keine Umschreibung ein, die nicht zu viel vorwegnimmt.

Ab und an wird eine gewisse Zeit übersprungen, über die man auch im Folgenden nicht viel erfährt. Wichtige Details werden in die weitere Handlung eingeflochten und tauchen meist auch nicht direkt auf, sondern erst nach einigen Seiten. Normalerweise stört mich so was meist, ich mag immer gerne wissen, was genau in dem Leben der Figuren passiert. Hier hat es zu der Geschichte gepasst, es geht oft nicht so sehr um die einzelnen Protagonisten, sondern um die Charaktere als Einheit. Zudem hätten weitere Informationen über die übersprungene Zeit gewiss den Rahmen gesprengt und dem Buch noch einige Seiten mehr beschert (die ich trotzdem mit Freude gelesen hätte!).

Tatsächlich hatte ich zuvor noch nie von der Schule am Meer gehört. Ich bin bisher weder im Unterricht, noch in einem Buch darüber gestolpert. Mit diesem Buch habe ich also absolutes Neuland betreten und konnte meinen Horizont ganz schön erweitern.
Ich fand es etwas schade, dass es nur recht oberflächliche Einblicke in den Unterrichtsalltag gibt. Es wird viel beschrieben, was auf dem Lehrplan steht, aber ich hätte gerne noch einen tieferen Einblick bekommen. Und sei es nur eine Stunde gewesen, die detaillierter beschrieben wird. Gleichzeitig mag es auch schwer sein, sich so genau vorzustellen, was und wie unterrichtet wurde.
Im Gegensatz dazu gibt es zahlreiche Beschreibungen des Internatslebens. Angefangen von der Aufteilung der Zimmer und Häuser, über die verschiedenen Kameradschaften, Ausflüge und Ereignisse. Man konnte sich so ein ziemlich genaues Bild von dem Leben auf Juist machen, welche Ansprüche gestellt wurden und wie das ganze Zusammenleben war.
Aus diesen Sätzen hat sich auch deutlich herauslesen lassen, wie unglaublich viel Recherche dahintersteckt. Es hatte alles Hand und Fuß, war auf den Punkt erklärt und ließ mir gar keinen Platz zu möglichen Zweifeln.
Auch politische oder soziale Ereignisse fanden immer wieder Erwähnung und haben so einen Blick auf die deutsche Geschichte gegeben. Sei es der aufkommende und sich immer weiter ausbreitende Nationalsozialismus oder auch die Bildung von anderen Reformschulen in Deutschland. Oft tauchen kleine Details in den Sätzen mit auf, die man als natürlich hinnimmt und die einen weiten Blick auf die Situation geben.

Fast durchweg dient die Insel Juist als Setting. Ich hatte ganz oft Bilder vor Augen und konnte mir sowohl die Insel, als auch die Schule am Meer mit all ihren Gebäuden, die nach und nach gebaut wurden, unglaublich gut vorstellen. Manchmal hatte ich das Gefühl, das Rauschen der Wellen zu hören, die Meeresluft zu erschnuppern oder den Sand unter den Füßen zu spüren. Ich konnte mich unglaublich gut auf die Insel einlassen, mich in Gedanken dorthin versetzen und einfach nur genießen. Es gab keinen Moment, an dem mir etwas vom Setting unrealistisch erschien und es ist der Autorin mehr als gelungen, die Schönheit der Insel mit eigenen Worten auf eine lebendige und authentische Weise zu beschreiben.

Auf eine sehr geschickte Art schafft es die Autorin, fiktive und reale Persönlichkeiten zu vermischen und allen sehr lebendige Züge zu geben. Auch die Protagonisten, die nur selten auftauchen haben eine besondere Art und stechen hervor.
Am spannendsten war stets die Entwicklung der Protagonisten. Besonders bei Maximilian ließ sich das verfolgen, er wurde von einem Jungen zum Mann mit eigener Meinung und eigenen Zielen. Seine Entwicklung war wirklich imposant und er schien am Ende auf eine ganz angenehme Art über den Dingen zu schweben. Er hatte für mich so eine alte Seele, die ihn weise und sehr erwachsen hat wirken lassen. Ich fand seinen Charakter durchweg am interessantesten, ich konnte seine Meinungen am besten nachvollziehen und irgendwie hat er mir imponiert.
Von den Lehrern hat mir Anni am besten gefallen. Sie hatte eine freundliche und stets verständnisvolle Art und ich mochte es sehr, wie sie sich für ihre Mitmenschen eingesetzt hat. Auch ihr Denken unterschied sich von den anderen. Anni hatte an manchen Vorhaben Zweifel und konnte eine Situation reflektiert beobachten und ihre Schlüsse daraus ziehen. Sie ist mit vollem Elan an dem Gemeinschaftsprojekt der Schule am Meer, betrachtet die Sache aber auch mal mit Abstand.
Obwohl auf dem Internat recht lockere Regeln gelten, sind mir die anderen Lehrer doch teils recht steif aufgetreten. Sie hatten nicht so herzliche Züge wie gedacht wirkten erhabener. Ich möchte ihnen nicht ihre pädagogische Kompetenz absprechen, doch ich stelle es mir schwierig vor, sie als eine Art Elternersatz anzusehen und bei Problemen oder Ängsten zu ihnen zu gehen.

Fazit:

So recht lässt mich das Buch auch zwei Tage nach dem Beenden nicht los. Ich habe mittlerweile einige Artikel im Internet dazu gelesen und mich weiter informiert. Meine anfänglichen Zweifel waren vollkommen unbegründet, das Buch ist etwas ganz besonderes, welches noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Mich hat die Geschichte unglaublich interessiert und ich konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen. Die Geschichte war unglaublich lebendig und die Mischung aus realen Figuren und Fakten mit fiktiven Personen hat mehr als hervorragend funktioniert.
Trotzdem werde ich einen halben Stern in meiner Bewertung abziehen. Dieser steht stellvertretend für all die kleinen Dinge, die ich bereits erwähnt habe, vor allem aber wegen der fehlenden Herzlichkeit bei den Lehrern.
Ich bin mir sicher, dass ich das Buch noch viele Male weiterempfehlen werde und es immer einen schnell greifbaren Platz in meinem Bücherregal haben wird. Auf seine Art hat mich das Buch wirklich begeistert!

Bewertung: 4,5 von 5 Sternen

MarySophie 

Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.

Samstag, 28. März 2020

Rezension: Die Strandvilla von Sina Beerwald

Titel: Die Strandvilla
Autorin: Sina Beerwald
Verlag:Knaur TB
Seitenzahl: 464 Seiten
Preis: 9,99 €
Erscheinungsdatum: 02.03.2020
 ISBN:978-3-426-52412-1

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Handlung:

Sylt 1913
Erst wenige Tage sind im neuen Jahr vergangen und Moiken erhält die bereits befürchtete Nachricht das ihr Mann, ein Seefahrer, nie mehr wiederkommen wird. Ihre Schwiegermutter wirft sie aus dem Haus und Moiken beschließt, zusammen mit ihrer Tochter ihr Glück in Hamburg zu versuchen. Doch dann kommt ein verlockendes Angebot des Hoteliers Theodor von Lengenfeldt, der ihr nicht nur eine fantastische Stelle als Konditorin anbietet und ein traumhaftes Zimmer zur Verfügung stellt, sondern auch an Moiken als Frau Interesse hat.
Von ihrem neuen Arbeitsplatz aus hat die junge Frau jeden Tag die Sicht auf ein verlassenes Strand-Café. Schnell werden die Bilder von einem eigenen Café vor ihren Augen lebendig und Moiken ist fest entschlossen, diese Pläne eines Tages umzusetzen.
Und auch privat scheint bei Moiken wieder die Sonne. Der Hotelier hat um ihre Hand angehalten und könnte Moiken ein gemütliches Leben bieten. Wäre da nicht sein Widerstand gegen Moikens Wunsch von einem eigenen Café. Zudem trifft sie ihre erste große Liebe wieder, Boy Lassen, mittlerweile ein erfolgreicher Fotograf auf der Insel...

Meinung:

Das Cover finde ich echt hübsch. Es ist idyllisch, besitzt kräftige und strahlende Farben und zeigt eine Szenerie, in die man sich selbst nur zu gerne wünscht. Im Hintergrund das Meer, sowie der Himmel, es ist gar kein richtiges Ende auszumachen. Im Vordergrund eine Düne, sowie ein niedliches und urgemütliches Häuschen. Dazu eine Dame, die in die Ferne blickt, vielleicht soll sie Moiken darstellen. Sie ist der Zeit um 1913 gemäß gekleidet, wirkt in ihrer Haltung sehr aufmerksam und stolz. Insgesamt ein stimmiges Bild, welches mir gut gefällt.

Ich lese gerade allgemein sehr gerne Romane, die am Meer spielen und da passt dieses Buch mit dem Handlungsort Sylt natürlich perfekt. Zudem stand der Titel auch schon auf meiner Wunschliste, mich hatte die Handlung direkt angesprochen und ich habe darin sehr viel Potenzial gesehen. Dementsprechend glücklich war ich das Buch als Rezensionsexemplar zu erhalten, wofür ich mich an dieser Stelle noch mal ganz herzlich bedanken möchte. Ich habe es genossen, gedanklich nach Sylt zu reisen und mit dem Roman ein bisschen die Zeit zu vergessen.

Obwohl die Handlung eigentlich direkt spannend und ohne ellenlange Vorberichte begonnen hat, hatte ich mich mit den ersten Seiten etwas schwergetan. Vielleicht lag es daran, dass es im Klappentext keine Erwähnung einer Tochter gibt und dieser nicht so ganz mit dem Beginn der Handlung übereinstimmt. Die Situation ist nicht wie gedacht, dass Moiken bereits mit dem Hotelier verlobt ist, sondern zu diesem Zeitpunkt kennt sie ihn noch gar nicht. So war ich ziemlich überrascht von diesem Anfang und brauchte ein paar Seiten, um mich an die andere, neue Situation zu gewöhnen.
Der Schreibstil war recht angenehm, damit hatte ich nach der der Eingewöhnung keine Probleme mehr. Viele Szenen waren bildhaft beschrieben, ich hatte öfter Bilder vor Augen und konnte mir besonders die Gebäude und Räume richtig gut vorstellen.
Situationen wurden lebendig geschildert, Es gibt ausführliche und gute Beschreibungen und die Handlung bleibt stets schlüssig und nachvollziehbar. Zudem gibt es ab und an eine Einbindung des Dialekts, ab und an tauchen einige nordfriesische Worte. So wirken die Charaktere authentischer und die Mundart bringt auch etwas Charme in die Handlung.

Leider konnte ich nicht so mit den Protagonisten mitfiebern, wie ich es gern gehabt hätte. Es gibt nur sehr wenige stimmungsvolle Szenen, die mich aber trotzdem keinen rechten Zugang zu ihnen finden lässt. Oft ist die Handlung recht nüchtern und ohne viele Emotionen geschildert. Und genau diese haben mir vielleicht auch gefehlt, um einen richtigen Zugang zu den Personen zu finden und so mehr Sympathie oder Abneigung für sie zu empfinden. So waren sie ganz nett dargestellt aber mich hat keiner vom Hocker gerissen.

Beschrieben wird die Geschichte aus drei Sichtweisen von einem allwissenden Erzähler aus der dritten Person. Den Hauptteil der Handlung werden wir von Moike durch die Geschichte geführt, haben nicht nur an ihren Erlebnissen einen Anteil, sondern auch an ihren Gefühlen und Gedanken. Dazu gibt es noch wenige Kapitel von Emma mit ihrem jugendlichen, teils trotzigen Denken. Und schließlich gibt es noch die Abschnitte von Theodor von Lengenfeldt. Ich fand die Abwechslung sehr gelungen, bei mir entstand keine Langeweile und ich fand es interessant, manche Sachverhalte von verschiedenen Personen zu erfahren. Zudem entsteht so ein tieferer Blick in das Wesen der Charaktere und man kann sie besser kennenlernen, sie besser einschätzen und möglicherweise eine bessere Bindung aufbauen. Ich fand es auch gut, dass die Anzahl der Sichtweisen so beschränkt wurde und es nicht zu viele Einflüsse gibt und man so vielleicht überfordert wäre

Einige historische Details wurden geschickt in die Handlung eingewebt. Diese wurden meist in Gesprächsrunden eingebunden und so erhält man einen groben Überblick über die politische Situation in Deutschland. Lediglich kamen zu viele Informationen innerhalb von wenigen Seiten auf einen zu, an diesen Stellen war es für mich wichtig aufmerksam und langsam zu lesen, um alles aufzunehmen. Teilweise war das schwierig und ich musste danach das Buch kurz beiseite legen, um alles zu ordnen und zu verarbeiten.
Richtig gut hat mir gefallen, wie verschiedene kleine Details eingefügt wurden, welche man heute nicht mehr so kennt. Sei es die Badeordnung der damaligen Zeit mit den Badekarren oder die Mode und gesellschaftliche Konventionen. Man konnte an vielen Stellen herauslesen, dass hinter dem Buch eine starke Recherchearbeit steckt und die Autorin viele Bemühungen gemacht hat, um ihr Wissen in einer verständlichen Weise an den Leser zu übermitteln. Ganz oft ist ihr dies gelungen, nur waren es für mich manchmal zu viele Informationen auf einmal.
Es gibt ein ganz wunderbar erklärendes Nachwort, welches verschiedene Details des Romans noch mal anspricht und am Ende keine Frage offen lässt. Ich fand es sehr spannend, noch einige Hintergrundinformationen zu bekommen und auch hier zeigte sich wiederholt das Wissen der Autorin und welche Arbeit hinter einem Buch steckt, um es mit so vielen realistischen Details wie möglich auszuschmücken.

Ich finde nicht, dass die Spannungskurve sonderlich hoch ist. Es gibt durchaus überraschende Momente, die nicht so erwartet waren. Doch diese kamen nicht häufig vor, meist war die Handlung eher ruhig und beschaulich. Oft wurde das normale Leben der Charaktere erzählt, es wurden nicht zu viele Dramen eingebunden und so empfand ich die Handlung als sehr natürlich und gut vorstellbar.
Natürlich kamen auch immer mal ein paar Momente, in denen Streitereien entstehen, es Konflikte gibt oder Geheimnisse ihre Weg ins Tageslicht finden. So entsteht es eine angenehme Abwechslung, ich mag es sehr, dass die Handlung eher ruhig ist. Ich konnte mich besser in die Handlung vertiefen und die Geschichte wirkte auf mich authentischer.

Man hat bei den Beschreibungen des Settings deutlich gemerkt, dass sich die Autorin sehr gut auf der Insel auskennt und genau weiß, wovon sie schreibt. Viele Orte des Setting waren gut vorstellbar, sowohl den Strand mit seiner Weite und dem Meer, als auch viele Räumlichkeiten. Besonders interessante und lebhafte Bilder hatte ich stets bei den Szenen im Hotel von Theodor von Lengenfeldt. Bei dem Gebäude hatte ich häufig Bilder vor Augen und fand es einfach wunderbar, wie begeistert Moiken von der ganzen Ausstattung ist. Diese Freude war ansteckend und es zeigt, dass all der Luxus in der Welt nicht natürlich ist und man sich dies immer wieder vor Augen rufen sollte.

Es gibt ganz unterschiedliche Personen, ein jeder hat ein besonderes und abwechslungsreiches Wesen erhalten. Keiner gleicht dem anderen und es gibt solche, die man sofort als freundlich und sympathisch einschätzt und solche, von denen man direkt abgeneigt ist. Im Gesamten betrachtet überwiegen die positiven Charaktere, zumal sich ganz besonders eine Person stark wandelt und sie erst mit zunehmender Handlung eine andere Seite seines Wesens zeigt. Auf den ersten Blick wirken viele interessant, mit der Zeit hätte ich es mir gewünscht, wenn sie ein wenig mehr Tiefgang bekommen hätten und mehr Facetten ihres Ichs zeigen würden. So kam zum Beispiel Moikens Tochter etwas stereotyp daher: lange Zeit war sie der rebellische Teenager, dem man es nicht recht machen kann. Erst ziemlich am Ende ist ein abrupter Wandel zu sehen, der zwar zu verstehen war, aber auch ein wenig zu spontan kam. Im Grunde hat sie sich von ihrem gesamten Wesen nur kurze Zeit geändert, am Ende fiel Emma wieder in ihr altes Ich zurück. Insgesamt kam mir ihre Person aber auch etwas zu selten vor, als das ich zu sehr über sie urteilen möchte.
Über wen ich mir ein Urteil erlaube ist Moiken. Sie ist ganz eindeutig die Hauptprotagonistin des Buches, sie steht durchweg im Mittelpunkt und ihre Person lernt man am besten kennen. Einen Zugang zu ihr habe ich nicht wirklich gefunden, sie hat zwar viele Emotionen, aber auch Charakterzüge gezeigt, doch Moiken war mir etwas zu steif. Sie war mir nicht herzlich genug und einige Entscheidungen habe ich absolut nicht gut gefunden. Moiken ist in einigen Momenten eine sehr durchsetzungsfähige junge Frau, in anderen Szenen ist sie leider nicht so offen und sagt nur selten ihre Meinung. Dieses Hin und Her war verwirrend und hat nie ganz zu ihr gepasst. Hier hätte mir eine Geradlinigkeit besser gefallen. Zudem fand ich ihr Denken oft etwas einfach und oberflächlich. Sie hat sich etwas vorgenommen, will dies umsetzen, denkt aber nicht an mögliche Folgen. Das sind so Gegensätze, die mir nicht gefallen haben und die es erschwert haben, zu ihr eine Bindung aufzubauen.

Fazit:

Ich mag es gerade sehr, gedanklich an aufregende Orte zu reisen und das war hier wirklich perfekt. Mir hat das Setting mit Sylt sehr gut gefallen und vieles konnte ich mir bildlich vorstellen. Am liebsten würde ich mich direkt ins Auto setzen und die ganze Szenerie mit eigenen Augen betrachten. Dazu fand ich auch die Schreibweise angenehm und ich habe das Buch innerhalb von knapp drei Tagen ausgelesen gehabt. Ich habe es gern in die Hand genommen, die Kapitel ließen sich leicht und flüssig lesen.
Ein ganz besonderes Highlight ist für mich die Fülle an historischen Informationen, die immer mal wieder eingestreut wurden und dem Roman so ganz viel Authentizität gaben. Zudem möchte ich meinen imaginären Hut vor dieser Recherchearbeit ziehen!
Lediglich mit den Protagonisten war ich nicht vollkommen zufrieden. Sie waren mir nicht lebendig genug und hatten nicht genug Tiefe. Ich hätte mir mehr Facetten gewünscht und mehr nachdenkliche Momente, in denen man den Figuren als Leser näher kommt. So entstand für mich leider auch keine Stimmung und ich konnte mich nicht recht mit den Protagonisten mitfreuen oder mit ihnen mitleiden.
Bis auf diese Kritik, für die ich einen Stern abziehe, bin ich glücklich mit dem Buch. Es überwiegen die positiven Aspekte und ich bin in einigen Aspekten überrascht wurden. Auch wurde ich gut unterhalten und deshalb freue ich mich auf den zweiten Band, den ich denke, in dem Leben von Moiken wird noch einiges passieren!

Bewertung: 4 von 5 Sternen

MarySophie 

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.


Dienstag, 24. März 2020

Rezension: Die Kleider der Frauen von Natasha Lester

Titel: Die Kleider der Frauen
 Originaltitel:The Paris Seamstress ( aus dem Englischen übersetzt von Christine Strüh )
Autorin: Natasha Lester
Verlag: Aufbau Taschenbuch
Seitenzahl: 512 Seiten
Preis: 12,99 €
Erscheinungsdatum: 18.02.2020
 ISBN: 978-3-7466-3567-5 

Cover für Die Kleider der Frauen

Handlung:

Paris 1940
Nach einem langen Arbeitstag und einer angenehmen Zeit mit Freunden will die junge Haute-Couture-Schneiderin Estella eigentlich nur in ihr Bett. Doch durch eine zufällige Begegnung wird sie in eine Mission der Résistance verwickelt. Dabei lernt sie den mysteriösen Alex kennen, der ihr rät, das Land zu verlassen. Auch Estellas Mutter unterstützt diesen Ratschlag und hilft ihrer Tochter bei der Flucht nach New York. Dort soll Estella ihren großen Traum verwirklichen: ihre fantasievollen, ausdrucksstarken und bezaubernden Skizzen und Ideen verwirklichen und sich in der Modewelt einen Namen machen.
So einfach ist der Weg nicht, doch Estella hat Freunde an ihrer Seite, die sie vollkommen unterstützen. Doch auch in New York warten allerhand Geheimnisse auf die junge Frau. Sie trifft Alex aus Paris wieder, ihre Mutter hatte mehr Heimlichkeiten vor ihr als gedacht und plötzlich steht Estella einer ganz besonderen jungen Frau gegenüber...

Meinung:

Das Cover ist wunderbar altmodisch, mit leicht verblassten Farben und auch die Damen passen modisch perfekt in die Zeit kurz vor / zu Beginn des Ersten Weltkrieges. Fast könnte man meinen, man betrachte eine Filmszene, für das sich die Handlung des Buches sehr gut eignen würde. Die Szenerie stellt Paris dar, eindeutig erkennbar anhand des Eiffelturms. Im Vordergrund laufen zwei Frauen, die sich eindeutig vertraut sind und scheinbar ein freundschaftliches Verhältnis miteinander pflegen. Die Farben ihrer Kleidung finden sich auch im Hintergrund wieder, sei es in der Schriftfarbe oder in der Farbe des Himmels. Insgesamt ein mehr als stimmiges Bild, welches einen ganz besonderen Charme hat und durch seine nostalgische Art definitiv auffällt.

Erstmals gesehen habe ich das Buch in der Verlagsvorschau. Und da ist es direkt auf meine Wunschliste gewandert. Die Geschichte klang für mich direkt interessant und mein Lesegeschmack wird mit dem Inhalt genau getroffen. Zudem war ich daran sehr interessiert, mehr über die Résistance zu erfahren und wie Estella das Kriegsgeschehen wahrnimmt und ob sie es schafft, ihren großen Traum in New York zu erfüllen. Ich möchte mich an dieser Stelle bei dem Aufbau Verlag ganz herzlich für das Zusenden des Rezensionsexemplars bedanken. Das Lesen des Buches war nicht nur spannend, sondern hat auf eine angenehme Art auch viele Emotionen mit ins Spiel gebracht.

Ich hatte schon mit einer aufregenden und handlungsreichen Geschichte gerechnet, doch so viele Handlungsstränge und Details hatte ich nicht erwartet. Ich hatte den Roman leichter eingeschätzt und war von der Komplexität sehr angetan. Die Geschichte lässt sich nicht so nebenbei lesen und ist auch nicht dafür gemacht, das Buch lange liegen zu lassen und erst nach einigen Tagen wieder in die Hand zu nehmen. Dafür gibt es viel zu viele kleine Details, die nicht nur beständig die Spannung erhöhen, sondern die man auch leicht vergessen könnte. Immer wieder tauchen neue überraschende Wendungen auf, die sowohl positiver, als auch negativer Natur sind. Vielleicht habe ich auch dadurch eine Beziehung zu den Protagonisten aufbauen können und habe die Handlung mit so viel Interesse verfolgt. Dazu ist es der Autorin gelungen, dass man aufgrund der vielen Erzählstränge nie durcheinander kommt und immer sofort klar ist, auf was es gerade eine Anspielung gibt oder was / wer damit gemeint ist.

Schon nach wenigen Seiten war ich von der Schreibweise verzaubert. Es gibt immer wieder Sätze, die fast schon poetisch anmuten, unglaublich viel Wahrheit in sich tragen und die Handlung auf eine ganz besondere Art wiedergeben. Ich bin fix mit dem Lesen vorangekommen, wollte das Buch nur selten aus der Hand legen und war einerseits fasziniert von den Ereignissen, andererseits auch schockiert von manchen Charakteren und was sie durchmachen mussten.
Immer wieder wurden historische Details eingebunden. Diese gab es nicht zu häufig, aber auch nicht zu selten und wurden anschaulich vermittelt. Als Leser wurde man damit nicht überfordert und konnte sie genau in die Handlung einordnen, aber auch geschichtlich verordnen. Und wie ich schon erwähnt hatte, hat mich vor allem der Fakt der Résistance interessiert. Darüber habe ich bisher nur spartanisch gehört oder gelesen und war froh, mich in diesem Aspekt weiterzubilden. Vor allem dazu gibt es zahlreiche Informationen und ich konnte einiges neues lernen. Ich habe größten Respekt vor den Leuten, die dieser Gruppierung angehört haben und nach dem Lesen auch im Internet noch einiges nachgelesen und mich dazu weiter informiert.

Ein besonderes Highlight war für mich stets die Stimmung. Ich konnte unglaublich gut mit den Charakteren mitfühlen, habe mich sowohl mitgefreut, als auch mit ihnen geheult. Und das ist mir bei einem Buch schon längere Zeit nicht mehr passiert. Hier haben mich die Ereignisse einfach so mitgenommen und ich habe mich gefühlt, als wären die Protagonisten nicht nur Buchcharaktere, sondern lebendige Menschen, mit denen ich irgendwann mal die Bekanntschaft gemacht habe.
Verteilt wurde die Handlung auf zwei Zeitebenen. Einmal taucht man mit Estella in das Paris, aber auch New York der 1940er Jahre ein, eine Zeit, in der das Weltgeschehen, die Politik, aber auch Kleinigkeiten wie die Mode im Wandel sind. Hier gibt es sehr tiefgehende Beschreibungen der politischen Situation, aber auch einige, sehr emotionale Stellen, in denen Details aus Estellas Privatleben beschrieben werden.
Zum anderen lernt man Fabienne kennen, die Enkelin von Estella. Dieser Zeitstrang spielt 2015 und berichtet von dem Weitergang von Stella Designs, sowie kommt die junge Frau manchen Geheimnissen auf die Spur. Hier kommt auch eine Liebesgeschichte ins Spiel, die mir etwas zu konstruiert und gewollt ist und auf die ich gut hätte verzichten können.
Deshalb muss ich sagen, dass mir die Handlung in der Vergangenheit, zur Zeit des Zweiten Weltkrieges aufgrund der abwechslungsreicheren und spontaner wirkenden, aber auch authentischeren Handlung besser gefallen hat. Die Handlung war eindringlicher und zudem fand ich Estella und ihre Freunde deutlich sympathischer und aufregender als Fabienne.

Im Buch werden zwei Städte genutzt, in denen die gesamte Handlung stattfindet. Die Handlung beginnt in Paris, kurz vor der Einnahme der Stadt von den Deutschen. Einerseits kommt der Charme des Ortes durch, an vielen Stellen kann man das Lebensgefühl der Franzosen spüren und ich konnte mir einige Orte vorstellen. Dabei schienen die Ereignisse in meiner Vorstellung stets einen Filter zu haben, der die Welt etwas grauer erscheinen lassen hat. Das ist wahrscheinlich durch den Krieg und das Wissen geschehen, wie sich die Lage in Europa und der Welt noch verändern wird. Häufig hatte ich ein paar Probleme, mir die Gebäude vorzustellen. Sie wurden zwar mit vielen Details und Besonderheiten beschrieben, doch meine Fantasie konnte damit nicht so recht etwas anfangen, zudem war ich nie sehr an der Architektur und den Verschönerungsarten von Häusern interessiert.
Der größere Teil der Handlung spielt dann in New York, einer aufregenden und lebendigen Stadt. Genau so habe ich sie auch wahrgenommen, die Handlung wirkte deutlich farbenfroher und dynamischer. Hier konnte ich mir viele Gebäude besser vorstellen und habe die beschriebenen Orte auch deutlicher vor Augen gehabt. Gerade die Straßen mit den großen Geschäften, aber auch den Modeateliers haben sehr genaue Bilder entstehen lassen. Hier wurde der Charme der Stadt aber nicht so deutlich, oft wirkte alles etwas anonymer und nicht so gesellig wie in Paris.
Insgesamt haben beide Settings Vor- aber auch Nachteile, gleichen sich aber gut aus. Was ich bei der einen Stadt kritisiert habe, hat mir bei der anderen gut gefallen und keinen Anlass zum meckern gegeben.

Es gibt einige Protagonisten, die ich immer sehr gut auseinanderhalten konnte und die man während der Lektüre auch nicht vergessen kann. Sie haben ausgewählte Charaktere, es gibt welche, die keiner Fliege etwas zuleide tun können und es gibt auch das genaue Gegenteil dessen. Auf diese fiese und furchtbare Person, der man niemals persönlich begegnen möchte, will ich nicht zu viel verraten. Sie ist aber auf jeden Fall ein sehr gelungener Antagonist und zieht negative Meinungen und Eindrücke vonseiten des Lesers nur so an.
Ansonsten sind die Charaktere meist mit einem heiteren Gemüt ausgestattet. Viele empfand ich recht sympathisch und einige würde ich nur zu gerne persönlich kennenlernen. Mir hat es besonders gefallen, dass man einige Protagonisten nicht sofort einschätzen konnte und sie einem ihr Leben nicht direkt auf den Präsentierteller dargeboten haben. Man hat erst nach und nach etwas zu ihrem Charakter und über die bisherigen Lebensumstände erfahren. So bleibt allein bei der Entdeckung der Figuren immer ein Funken Spannung erhalten und man will natürlich wissen, wie deren Entwicklung ist, den eine Entwicklung ist bei allen Charakteren zu sehen. Ein jeder wird reifer und findet mehr zu sich selbst, erkennt Fehler und neue Wege. Dabei öffnen sich viele, lassen eine Maskerade fallen und zeigen ihr wahres Ich, welches mich genauso überzeugen konnte wie ihr erster Auftritt.
Estella steht eindeutig im Vordergrund, als Leser begleitet man sie auf ihren Lebenswegen und kann mit ihr ihre Wünsche verfolgen. Sie war mir direkt sympathisch, Estella ist mutig, fröhlich und aufgeweckt. Ihr Charakter ist mitreißend und lebensbejahend, was erfrischend ist und dazu beiträgt, dass man sie einfach mögen muss. Ich finde auch ihre offene Art sehr angenehm, Estella sagt einfach ihre Meinung und macht sich nicht zu viele Gedanken, bevor sie spricht. So entstehen interessante, lustige aber auch manchmal peinliche Situationen, die authentisch wirken. Insgesamt ist Estella ein sehr lebendiger Charakter, der mir sehr gut gefallen hat. Ich hätte sie gerne noch besser kennengelernt auf der zweiten Zeitebene, wo sie eine ältere Dame ist und viel Lebenserfahrung gesammelt hat. Hier stand Fabienne mehr im Vordergrund, die für mich nicht so ein spannender Charakter ist wie Estella.
Mein liebster Charakter war Alex. Ich fand ihn direkt faszinierend, er hat einen liebenswerten Charakter und ich mochte es sehr, dass er lange Zeit sehr mysteriös und geheimnisvoll aufgetreten ist. Dabei verliert er nie seine Manieren und ist im Grunde ein vollendeter Gentlemen. Seine Entwicklung war auch am stärksten, Alex hat sich unglaublich verändert und man konnte beim ihm stets neue Seiten seines Charakters kennenlernen.

Fazit:

Ich bin unglaublich begeistert von dem Buch, es hat mich vollkommen überzeugen können und ich wollte es gar nicht aus der Hand legen. Einfach alles hat gestimmt und ein besonderes Highlight waren die Stimmungen und Emotionen der Protagonisten, die einfach fantastisch und authentisch beschrieben wurden und mich während des Lesens mitgenommen haben. Ich habe nach langer Zeit mal wieder bei einem Buch geheult, was nicht häufig vorkommt.
Doch auch die Schreibweise oder die Darstellung der Charaktere war hervorragend, an vielen Stellen hatte ich das Gefühl, nicht nur eine fiktive Geschichte zu lesen die mit tatsächlichen Geschehnissen gespickt ist. Nein, ganz oft fühlte es sich an wie eine Geschichte von Freunden, die genau so tatsächlich stattgefunden hat. Und das fand ich ganz wunderbar!

Bewertung: 5 von 5 Sternen

MarySophie 

Vielen Dank an den Aufbau Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
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Freitag, 20. März 2020

Rezension: Die Farben der Schönheit - Sophias Hoffnung von Corina Bomann

Titel: Die Farben der Schönheit
Autorin: Corina Bomann
Verlag: Ullstein Buchverlage
Seitenzahl: 544 Seiten
Preis: 14,99
Erscheinungsdatum: 28.02.2020
ISBN: 978-3-86493-116-1 

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Handlung:

Berlin 1926
Die junge Chemiestudentin Sophia ist schwanger von ihrem Geliebten, einem verheirateten Mann. Sie selbst hat die Nachricht noch nicht verdaut als sie ihren Eltern die Wahrheit sagen muss. Ihre Mutter ist unfassbar traurig, der Vater ist zornig. Er will Sophia nie wiedersehen und wirft sie aus der Wohnung.Von dem einen auf den anderen Moment steht sie ohne Wohnung, Eltern und Unterstützung da. Doch Sophia gibt nicht einfach so auf. Sie kommt bei einer Freundin unter, bekommt eine Arbeit, um sich immerhin über Wasser halten zu können und ist fest entschlossen, das Kind zu bekommen.
Zusammen mit ihrer Freundin Henny zieht Sophia schließlich nach Paris, wo sie beginnt, erste selbstgemachte Cremes zu verkaufen. Mit einer von diesen Cremes stellt sie sich schließlich auch bei der berühmten Helena Rubinstein vor, die in der jungen Frau großes Potenzial sieht. Als Sophia schließlich das Angebot erhält, für deren Schönheits-Imperium zu arbeiten muss sie nicht lange zögern, sondern freut sich auf ihr neues Leben in New York und hofft auf das Beste.

Meinung:

Auffallend ist das Cover definitiv. Nicht nur durch die strahlend pinke Farbe, sondern auch wegen des edlen Eindrucks, den man beim Betrachten erhält. Die Farben harmonieren ganz wunderbar miteinander und geben dem Bild etwas sehr auffallendes. Eine stolze junge Frau steht auf einem Balkon und betrachtet eine Stadt. Sie ist ausgewählt gekleidet und könnte eigentlich Sophia darstellen. Doch diese kann ich nicht ganz in Einklang mit der aufrechten und durch und durch selbstbewussten Haltung bringen. Schade, das wäre noch das i-Tüpfelchen gewesen. Ansonsten finde ich das Cover gut gelungen, es fällt definitiv auf und passt mit seiner besonderen Aura gut zu der Geschichte.

Nachdem mir die „Löwenhof“ Reihe der Autorin richtig gut gefallen hat, war mir direkt klar, dass ich auch diese neue Saga lesen möchte. Zugegebenermaßen hatte ich hohe Erwartungen und der Klappentext klang direkt sehr vielversprechend und interessant. Und als ich gesehen hatte, dass genau dieses Buch bei Vorablesen vorgestellt wird, musste ich nicht lange überlegen und habe extra dafür meine Punkte eingesetzt. Nun war es an der Zeit, mich diesem Buch zu widmen. Wurde es wieder so ein Lesehighlight wie andere Bücher von der Autorin?

Ich bin sehr gut in die Handlung gestartet, es gibt einen direkten Start in den Roman. Erstmal wird man als Leser vor vollendete Tatsachen gestellt, erst wenige Seiten danach gibt es einige Erklärungen über Sophias Hintergrund und vorherige Geschehnisse. Mir hat dieser Aufbau gefallen, es gibt kein ewiges Gerede oder seitenlange Vorworte bis der Hauptpunkt angesprochen wird und die Geschichte eine Eröffnung findet.
Die Schreibweise war direkt sehr angenehm und anschaulich. Es gibt nicht zu viele, aber auch nicht zu wenige Beschreibungen. Man wird gut in die Situation hineingeführt und kann sich ein eigenes Bild machen. Insgesamt ist die Sprache recht locker und einfach gehalten, es gibt kaum Fremdwörter oder Fachbegriffe. So wurde mir ein schnelles und leichtes Lesen ermöglicht, ich hatte das Buch innerhalb weniger Tage ausgelesen. Oft wollte ich es nicht aus der Hand legen und habe immer wieder noch ein paar Kapitel mehr gelesen als ich ursprünglich wollte.

Durchweg wurden die Ereignisse aus Sophias Sicht beschrieben. Hierbei gibt es einen allwissenden Erzähler, der einige Hintergrundinformationen gibt, sich aber auch nicht zu sehr in die Karten blicken lässt. Damit war ich komplett zufrieden, man hat einiges über die Gedanken der Hauptprotagonistin erfahren und konnte sich so leicht in ihre Gefühlswelt eindenken. Gerne hätte ich dies auch noch von anderen Protagonisten gehabt, zu diesen findet man recht schwierig Zugang, teils bleibt eine Annäherung aufgrund von fehlenden Details oder zu kleinen Auftritten vollkommen aus.

Nicht viele Szenen sind mit spannungsreichen Details und Aktionen gespickt, häufig wird einfach nur aus dem normalen Leben von Sophia berichtet. Genau das hat mir gefallen, es gab immer mal Aussagen, die neuen Schwung in die Handlung hineingebracht haben. Diese tauchten nicht zu häufig auf und so hatte die Geschichte einen angenehm bodenständigen Charakter, auch wenn es viele Beschreibungen von luxuriösen Details gibt.
Enden tut der Roman mit einem ganz schönen Cliffhanger, der für mich einerseits unerwartet kam, andererseits aber auch wieder nicht. Tatsächlich hatte ich während des Lesens schon einmal diesen Gedanken, den ich aber nicht weiterverfolgt habe. Ich fand es sehr lustig, dass genau dieser Fakt dann doch zugetroffen hat und so wird nicht nur sichergestellt, dass der zweite Band ebenfalls mit Spannung aufwartet, sondern auch, dass man diesen Teil ebenfalls lesen möchte.

Als Setting dienen verschiedene Orte, eines haben alle gemeinsam: es handelt sich stets um Großstädte, die jedem bekannt sind. Anfangen tut die Handlung in Berlin, man lernt sowohl eine feinere, großbürgerlichere Welt kennen, als auch die einfachen Viertel.
Fortgesetzt werden die Erzählungen aus Paris, wo vor allem die armen Viertel im Mittelpunkt stehen. Hier gibt es einige Ausflüge in die feinere Welt anhand von Ausflügen in die Stadtmitte, wo sich die guten und bekannten Läden und Namen niedergelassen haben.
Zuletzt reist der Leser mit Sophia nach New York. Sie verlässt Europa und beginnt einen Neuanfang und eine neue Lebensphase. Hier lernt man wenige Teile der Stadt kennen, im Grunde pendelt Sophia fast nur zwischen ihrer Wohnung und ihrer Arbeitsstätte. Es gibt ganz wenige Ausnahmen, in denen Sophia doch mal einen anderen Ort sieht, diese lassen sich aber gefühlt an einer Hand abzählen.
Mit dem Setting bin ich nicht komplett zufrieden. Einiges fand ich richtig gut und bildhaft beschrieben, manche Orte konnte ich mir unheimlich gut vorstellen. Dazu zählte unter anderem die Wohnung von Sophias Eltern, als auch die Theater oder die Wohnung in Paris.
Doch vieles war auch ein wenig blass dargestellt, es wirkte nicht ganz ausgereift und hat mich nicht zufriedengestellt. Hierzu zählen viele Örtlichkeiten aus New York. Vieles wurde nur kurz angeschliffen, doch es wurde nicht in die Tiefe gegangen. Lediglich zwei-drei Räume der Fabrik von Madame Rubinstein waren vorstellbar. Ansonsten war es auch hier unmöglich, die Dimensionen des Gebäudes auch nur ansatzweise zu erfassen.

Es gibt einige Situationen in Sophias Leben, die nicht rund laufen. Oft hat sie einen wahrhaftigen Grund, um traurig zu sein und an vielen Dingen zu zweifeln. Ich fand es richtig gut, dass sie sich immer wieder aufgerappelt hat und neuen Mut geschöpft hat. Hingegen fand ich es schade, dass so gut wie keine Emotionen so greifbar wurden, dass ich unglaubliches Mitleid hatte oder in einer anderen Art mitgefühlt habe. Es wurden keine Stimmungen übertragen und dadurch hatte ich immer eine Distanz zu den Charakteren und der Handlung. Nie ging es mal in die Tiefe, egal in welcher Situation sich die Charaktere befunden haben. Für den nächsten Teil würde ich mir gerne wünschen, dass man mit den Protagonisten wieder mehr mitfühlen kann und sie mehr richtige und verständliche Emotionen zeigen. So hatten sie teils etwas roboterhaftes, allen voran Sophia, die sich mit der Zeit immer mehr vor der Welt zu verschließen droht.

Insgesamt hatte ich mit Sophia so meine Problemchen. Ich weiß auch nicht recht, für mich war sie keine richtig sympathische Hauptperson, die ich gerne kennenlernen würde. Ich fand sie in Ordnung, mehr aber auch nicht. Sie ist eine junge Frau, die in ihrem Alter allerhand erlebt hat und vieles durchmachen musste. Sie hat viele negative Erfahrungen gesammelt, doch auch viele positive Erinnerungen und Momente in ihrem Leben gehabt. Doch trotzdem wirkt Sophia teils wie eine alte Dame, die des Lebens müde ist und abgesehen von ihrer Arbeit nur wenig andere Interessen hat. Vor der Männerwelt verschließt sie sich, Freunde gibt es nur wenige in ihrem Leben und sonstige Interessen sind nicht sonderlich ausgeprägt.
Von ihr hatte ich mir ein kraftvolleres und selbstbestimmteres Auftreten gewünscht. Sie ist eine junge, intelligente Frau, die viel Potenzial zu einer Sympathiefigur hat. Ich hoffe, dass sie genau das im nächsten Teil zeigt und ich sie am Ende dessen besser bewerten und einschätzen kann.

Tatsächlich haben mir Sophias Freundin Henny, sowie eine weibliche Bekanntschaft der Beiden in Paris charakterlich am besten gefallen. Sie sind mir sympathischer gewesen, kämpfen mehr für ihre Träume und haben einen interessanten Charakter. Sie haben im Grunde genau das, was mir ein wenig bei Sophia fehlt. Ich fand es schade, dass die Beiden mit Sophias Umzug nach New York eine kleinere Rolle einnehmen und nur noch kaum Erwähnung finden.
Insgesamt fand ich es merkwürdig, dass einige Personen aus Sophias Leben vor New York irgendwann nicht mal mehr genannt werden, sondern einfach vergessen und unter den Tisch gekehrt wurden. Ich verstehe ja, dass es nervig wäre, wenn aller paar Seiten eine neue Nachricht von diesen Bekannten und Freunden erwähnt worden wäre, doch ab und an wäre es durchaus passend gewesen und hätte gezeigt, dass Sophia ein nicht ganz so zurückgezogenes Leben führt, wie man sonst zu sehen bekommt. Außerdem haben ihr gerade einige Personen in Paris vieles ermöglicht und ihr geholfen, da wäre es doch schön gewesen, wenn Sophia an diesen Kontakten festhält und ihnen so auch nochmal dankt und sie würdigt.

Fazit:

So ganz wurden meine Erwartungen ja nicht erfüllt. Ich hatte tatsächlich nach der wunderbaren und fantastischen „Löwenhof“-Reihe mehr erwartet. Vor allem charakterlich hätte ich mir Sophia stärker und sympathischer vorgestellt, als eine Person, mit der man gerne mitfiebert. Dazu fand ich es schade, dass ich mir das Setting nur ganz schwer, teils gar nicht vorstellen konnte und auch die fehlenden Emotionen, die häufig beim Lesen übertragen werden, haben mir gefehlt. Für diese genannten Punkte ziehe ich gesamt einen Stern ab, die restliche Geschichte konnte mich doch auf ihre Art überzeugen.
Mir hat vor allem die Schreibweise wieder ganz hervorragend gefallen, ich mag einfach, mit welcher Lockerheit Frau Bomann ihre Bücher schreibt, sodass man sie gar nicht mehr aus der Hand legen mag. Für andere, viel dünnere Bücher habe ich einige Tage länger gebraucht, hier sind die Seiten nur so an mir vorbeigeflogen. Auch einige Nebencharaktere hatten direkt meine Sympathie und ich würde es mir wünschen, dass sie im folgenden Band wieder einen Auftritt bekommen und es so ein Wiedersehen gibt.
Trotz der kleinen Makel bin ich sehr gespannt auf die beiden Fortsetzungen, die ich unbedingt lesen möchte. Gerade würde ich am liebsten direkt den zweiten Band lesen, immerhin endet dieser mit einem ganz schönen Cliffhanger, der viel Platz für Spekulationen lässt.

Bewertung: 4 von 5 Sternen

MarySophie 

Vielen Dank an Vorablesen, sowie den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 

Montag, 16. März 2020

Rezension: Das Grand Hotel - Die nach den Sternen greifen von Caren Benedikt

Titel: Das Grand Hotel - Die nach den Sternen greifen
Autorin: Caren Benedikt
 Verlag: Blanvalet
Seitenzahl: 528 Seiten
Preis: 15,00 €
Erscheinungsdatum: 02.03.2020
ISBN: 978-3-7645-0707-7

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Handlung:

Rügen 1924
Nach all den Jahren kann Bernadette von Plesow eine erfolgreiche Bilanz ziehen. Sie führt mit dem Grand Hotel das erste Haus am Platz, dieses ist gut gebucht und genießt einen hervorragenden Ruf. Und auch privat hat Bernadette hier wunderschöne Stunden verbracht. Sie hat dort einige Jahre mit ihrem Mann gelebt und ihre Kinder großgezogen: Alexander, der Erbe des Grand Hotels, Constantin, der sich ein Hotel und Variete in Berlin aufgebaut hat und die einzige Tochter Josephine die künstlerisch begabt ist aber noch nicht weiß, was sie in der Zukunft anstreben will.
Zudem hat Bernadette das große Glück, mit ihren Angestellten mehr als zufrieden sein zu können. Allen voran mit dem Zimmermädchen Marie, die stets gut gelaunt ist und eine fantastische Arbeit leistet.
Eigentlich könnte Bernadette vollkommen glücklich sein. Sie hat eine neue Liebe gefunden und ihre Kinder gehen ihrer eigenen Wege. Doch eines Tages steht ein Mann im Hotel, der ein Geheimnis aufzudecken droht, welches eigentlich nie ans Licht kommen sollte...

Meinung:

Das Cover ist einfach wunderschön. Es wirkt herrschaftlich, edel und hat Klasse. Im Grunde gibt es also genau das wieder, für was das Grand Hotel steht. Nicht nur wirkt das Bild sehr idyllisch, auch die Farben harmonieren perfekt miteinander und laden zum Träumen ein. Besonders schick finde ich die goldene Schrift. Sie ist nochmal ein besonderer Hingucker und mit Struktur aufgedruckt, was ich immer schick finde!
Insgesamt ein sehr gelungenes Bild, welches auffallend ist und aus der Masse heraussticht. In einer Buchhandlung wäre es mir definitiv aufgefallen und ich hätte das Bedürfnis verspürt, das Buch in die Hand zu nehmen.

Schon längere Zeit habe ich auf den Erscheinungstermin des Romans hingefiebert. Seitdem ich das Cover gesehen und die Inhaltsangabe erstmals durchgelesen habe konnte ich es kaum abwarten, das Buch selbst in den Händen zu halten. Und immer wenn ich bei Instagram gesehen hatte, dass manche das Buch vorab lesen durften, wurde ich verdammt neidisch. Am Ende hatte ich das große Glück, bei Lovelybooks an einer Leserunde teilzunehmen und so auch über die Handlung diskutieren zu können. Das fand ich wirklich angenehm, es gab doch einiges, worüber ich mich austauschen wollte und die Meinungen anderer wissen wollte.

Von der ersten Seite an hat mir die Schreibweise richtig gut gefallen. Es gibt einen angenehmen Start in den Roman, der Prolog bietet einiges an Spannung und wirkt anregend, man hat folgend noch mehr Lust darauf, einfach weiterzulesen. Danach hat man Zeit um sich an das Setting, die ganze Situation und die Charaktere zu gewöhnen. Man wird nicht ins kalte Wasser gestoßen, es gibt zahlreiche Beschreibungen und Hintergrundinformationen, die man wie Puzzlestücke zusammenfügen kann.
Jede Szene wurde sehr bildhaft und lebendig beschrieben, sodass man sich nicht nur das Setting, sondern auch die Charaktere gut vorstellen konnte. Zudem war eine Lebendigkeit herauszulesen, die dem Roman sehr gut getan hat und die Geschichte wirkte dadurch noch authentischer.

Es gibt verschiedene Handlungsstränge. Sei es der von Constantin in Berlin oder die von Bernadette, Alexander und Josephine in Binz. Aus der Familie von Plesow kommt lediglich Alexander mit seiner Familie nur wenig zu Wort, er steht eher im Hintergrund und wird nicht so sehr in die Handlung eingebunden. Diese Kapitel der Familie haben mir richtig gut gefallen. Sie haben immer mal ein paar Fragen offen gelassen und somit zum weiterlesen, aber auch zum spekulieren animiert. Diese Kapitel haben alle einen tieferen Sinn gehabt und ließen sich auf eine bestimmte Art miteinander verbinden.
Dazu gibt es ab und an noch andere Kapitel von Gästen oder von dem Zimmermädchen Marie. Auch diese haben zueinander gepasst und ließen sich in die gesamte Handlung einordnen. Gerade bei Marie mochte ich die andere Seite ihres Lebens. Es war interessant zu hören, was sie von den von Plesows hält und in was für einfachen Verhältnissen sie eigentlich lebt. Dieser Unterschied zwischen dem Hotel und Maries Familie war drastisch und zeigte verschiedene Seiten der Bevölkerung.
Lediglich mit einer Sichtweise hatte ich Probleme. Ich will dazu keinen Namen verraten, nur so viel sei gesagt: es war eine nette, aber schockierende Nebenhandlung. Doch es wirkte auch etwas willkürlich, hatte nicht direkt etwas mit dem Grand Hotel oder den von Plesows zu tun. Daher hatte ich Schwierigkeiten, diese Ereignisse sinnvoll einzuordnen und darin einen Sinn für die weitere Handlung zu finden. Diese Kapitel hätte ich nicht zwingend gebraucht, sie haben dem Roman lediglich mehr Umfang gegeben.

Es gibt zwei Handlungsorte auf die sich die Ereignisse aufteilt. Der größere Teil der Handlung findet im Ostseebad Binz statt. Dort spielt so gut wie jedes Kapitel im titelgebenden Grand Hotel, dem grandiosen und exklusiven Hotel von Bernadette von Plesow. Dort lernt man sowohl das Hotel, als auch das Büro der Chefs kennen, sowie einige Gästezimmer und das Restaurant kennen. Lediglich die Orte des Personals werden nicht näher beschrieben. Ich habe das Hotel, aber auch die Räumlichkeiten lebendig vor mir gesehen und konnte mir auch die Charaktere in dieser Umgebung sehr gut vorstellen. Gerade durch genannte Details wie das Meeresrauschen oder den Akkordeonspieler gewann das Setting an viel Charme. Wahrlich traumhaft!
Doch auch der zweite Handlungsort, Berlin, konnte mit seiner besonderen Aura bestechen. Es gab einen angenehmen Unterschied zwischen dem ruhigen Binz und dem aufregenden Berlin, es werden zwei Welten beschrieben, die beide ihre Reize, aber auch Nachteile haben.
Mir hat auch der Handlungsort Berlin gefallen, doch irgendwie war dort häufig ein dunkler Schleier dabei, die Stadt erschien mir nie sonderlich strahlend oder bunt. Dabei herrschen die goldenen Zwanziger, die Menschen wollten und haben sich vielfältig amüsieren können. Mit den Berlin Kapitel geht meist eine gewisse Tristesse daher, die nochmal den Unterschied zum farbenfrohen und sonnigen Binz verstärkt.

Es gibt eine Vielzahl an Personen, doch tatsächlich hatte ich nicht einmal Schwierigkeiten, sie auseinanderzuhalten oder wiederzuerkennen. Dafür war ein jeder zu gut und abwechslungsreich gezeichnet. Oft wurde man von der Autorin leicht gelenkt, ob man einen Protagonisten nun sympathisch oder unsympathisch einschätzt, manchmal wird man auch lange Zeit geschickt getäuscht und erkennt dann plötzlich das wahre Gesicht. Ich hätte mir allgemein gewünscht, dass es dem Leser mehr selbst überlassen ist, wie er eine Person einschätzt. Vielleicht wäre eine objektivere Beschreibung vonseiten des Erzählers angebrachter.
Im Zentrum des Geschehens steht stets die verwitwete Bernadette von Plesow, ein Inbegriff einer erfolgreichen Geschäftsfrau und einer gesellschaftlich angesehenen Dame. Über ihre Person kann man einiges schreiben, sie ist einerseits sympathisch, doch gleichzeitig scheint sie ein recht kaltes Herz gegenüber ihren Kindern zu haben. Nur selten kann man sich in ihrer Person eine liebende Mutter vorstellen. Sie ist eine starke Person, die man einerseits nur bewundern kann für ihr Geschick, doch gleichzeitig gibt es auch viele Handlungen, die man nicht gutheißen kann. Stets ist man von ihr hin- und hergerissen und ich habe häufig meine Meinung über sie gewechselt. Auch am Ende finde ich sie, trotz ihrer Machenschaften faszinierend und freue mich auf ein Wiedersehen.
Auch ihre Kinder konnten meine Sympathie nie vollkommen erlangen, alle hatten Züge an sich, die ich negativ empfunden habe. Am wenigsten Beachtung bekam Alexander, über ihn kann ich mir auch am Ende nur schwer eine Meinung bilden. Dafür tritt er zu wenig auf, ist nicht so willensstark wie seine restliche Familie und kommt auch vom Charakterrecht blass daher.
Constantin ist ein abwechslungsreicher Charakter mit mehreren Gesichtern, dem man nie vollkommen trauen darf. Ich mochte seinen variablen Charakter meist recht gerne, er hat zwar einige negative Geschäfte im Hintergrund laufen, doch man merkt, dass sein Grundwesen positiv ist. Tatsächlich ist er mein Lieblingscharakter. Constantin verströmt einen gewissen Charme, der sehr einnehmend ist.
Josephine finde ich etwas zu ziellos. Sie ist für mich der Inbegriff eines reichen, gesellschaftlich angesehenen Mädchens, welches viele Ambitionen hat, diese aber nicht wirklich umsetzt. Oft finde ich sie etwas zu nörglerisch und schwierig, manchmal wäre es positiv gewesen, wenn ihr mehr Menschen offen die Wahrheit sagen würden...

Fazit:

Meine Vorfreude auf das Buch war zu weiten Teilen mehr als angebracht. Im Grunde hat mich das Buch umgehauen, ich bin so froh es gelesen zu haben und kann schon jetzt die Zeit bis zur Fortsetzung nicht mehr abwarten. Mir haben die Protagonisten hervorragend gefallen, gerade der Charakter von Bernadette war ganz besonders, über sie kann man wahrscheinlich Studien schreiben. Auch das Setting und die Schreibweise hat mich vollkommen überzeugt. Und eigentlich mag ich auch, dass verschiedene Erzählperspektiven gewählt wurden und sich so mehrere Erzählstränge ergeben. Doch mit einem kann ich auch am Ende nicht sehr viel anfangen, er passt nicht direkt zur Familie von Plesow. Dafür, aber auch für die leichte Führung der Erzählinstanz zwecks Sympathien bei den Charakteren ziehe ich einen halben Stern ab. Im Grunde ist das Meckern auf hohem Niveau, doch diese beiden Punkte liegen mir auf dem Herzen und haben mich auch während dem Schreiben dieser Rezension nicht losgelassen. Und so hat die Fortsetzung die Möglichkeit diese kleinen Fehler auszumerzen und mich noch mehr überzeugen zu können!

Bewertung: 4,5 von 5 Sternen

MarySophie 

Vielen Dank an den Blanvalet Verlag, sowie Lovelybooks für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! 
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Interesse? Hier findet ihr den Roman!