Titel: Jahre an der Elbchaussee
Autorin: Lena Johannson
Verlag: Aufbau Taschenbuch
Seitenzahl: 436 Seiten
Preis: 12,99 €
Erscheinungsdatum:06.12.2019
ISBN:
978-3-7466-3542-2
Handlung:
Hamburg, Ende der
zwanziger Jahre
Bei Frieda Hannemann
läuft gerade alles rund. Sie ist mit Per unglaublich glücklich, die
Hochzeit der Beiden ist der nächste große Punkt an der
Tagesordnung. Dazu werden ihre Schokoladenprodukte immer beliebter
und erfolgreicher und Frieda bereitet sich fleißig darauf vor, eines
Tages den Platz ihres Vaters in der Geschäftsführung zu übernehmen.
Doch am Himmel
breiten sich dunkle Wolken auf. Langsam aber sicher kommen die Nazis
an die Macht und Frieda muss sich nicht nur um ihre beste Freundin
Clara, sondern auch um ihre Nichte Sarah, sowie deren Mutter Selma
sorgen, die der jüdischen Religion angehören.
Außerdem sieht
Frieda nach einigen Jahren ihre Jugendliebe Jason wieder, mit dem sie
sich damals eine Zukunft vorstellen konnte. Beide merken bei der
Begegnung, dass sie noch nicht vollkommen mit der Vergangenheit
abgeschlossen haben. Frieda will sich ihrem Verlobten Per
anvertrauen, doch wie wird dieser reagieren?
Frieda hofft sehr,
dass ihre Vertrauten in diesen Zeiten zusammenhalten und eine Einheit
bilden. Doch nicht alle Menschen in ihrem Umfeld unterstützen sie
und versuchen, ihr ständig Steine in den Weg zu legen. Neben vielen
schönen Erlebnissen erlebt Frieda auch, wie leicht sie sich in
einigen Menschen getäuscht hat...
Meinung:
Das Cover des ersten Teils gehörte im letzten Jahr zu meinen Favoriten. Auch dieses finde ich echt schick, doch es kommt nicht ganz an das Erste heran. Es gibt einen hohen Wiedererkennungswert, wieder steht im Vordergrund eine Dame mit dunklen Haaren und einem lilafarbenen Kleid. Insgesamt wurde als Hauptfarbe diesmal ein angenehmer Lila-Ton gewählt, der sich außerdem im Titel, sowie in dem Verlagszeichen wiederfindet.
Der
Hintergrund wurde verschwommener und mit nicht so starken Farben
ausgestattet. So gibt es ein gutes Gegengewicht zu den
ausdrucksvollen Farben im Vordergrund. Ich stelle mir vor, dass es
sich bei der Szenerie im Hintergrund um die für den ersten Teil
titelgebende Villa an der Elbchaussee handelt und Frieda diese
betrachtet und über die Politik, aber auch ihre neueste
Schokoladenkreation nachdenkt.
Insgesamt
gefällt mir das Cover gut, es ist ausdrucksstark, schön anzusehen
und mir gefällt die Ähnlichkeit zum ersten Teil.
Der
erste Teil war definitiv eines meiner Highlight des letzten Jahres,
ich habe das Buch sehr gemocht und war extrem gespannt auf die
Fortsetzung. An diese hatte ich große Erwartungen und war natürlich
neugierig, ob die Autorin diese auch erfüllen kann. Ich habe mich
nicht nur riesig darüber gefreut, das Buch als Rezensionsexemplar zu
erhalten, sondern auch auf das Lesen und Rezensieren.
Bei
dem Buch liegt eine Klappbroschur vor, wo nicht nur alle drei Teile
der Reihe abgebildet sind, sondern auch eine historische Karte. Auf
der Karte ist ein Ausschnitt von Hamburg zu sehen, darauf wurde der
Hamburger Hafen abgebildet. Für nicht ortskundige wie mich ist dies
wirklich hilfreich und insgesamt ist es ein schönes Detail. So kann
man sich etwas in dieser Gegend orientieren, wo doch ein größerer
Teil der Handlung stattfindet, und auch andere Orte sind darauf zu
sehen, die im Roman eine Erwähnung finden.
Es
findet eine Unterteilung in drei Teile statt, diese wiederum in
Kapitel. Jedes Kapitel hat eine angenehme Länge, man kann auch mal
zwischendurch einen Abschnitt lesen oder halt einige Stunden damit
verbringen, wenn man das Buch nicht aus der Hand legen mag.
Vielen
Kapiteln steht ein Monat und eine Jahreszahl voran. So lässt sich
eine zeitliche Einteilung vornehmen und man kann sich beim Lesen
bewusst vor Augen führen, wie viel Zeit inzwischen vergangen ist und
wie viele Jahre die Protagonisten seit dem Beginn der Handlung älter
geworden sind. Insgesamt vergehen ganze 12 Jahre, die scheinbar
verfliegen. Ab und an gibt es Zeitsprünge, welche geschickt in die
Handlung eingebunden wurden. Bei diesen hatte ich auch nie das
Gefühl, dass mir wichtige Details entgehen oder mir Informationen
für die weitere Handlung fehlen.
Am
Anfang musste ich immer etwas nachdenken und es hat ein paar Seiten
gedauert, bis mir viele Details aus dem ersten Teil wieder
eingefallen sind. Immerhin ist es tatsächlich schon fast ein Jahr
her seit ich diesen gelesen hatte. Doch wie gesagt fielen mir viele
Dinge schnell wieder ein und ich konnte der Handlung mit viel
Interesse folgen.
Der
Start in die Handlung war recht ruhig und angenehm. Man bekam Zeit,
um sich in das Buch zu finden und viele wichtige Details wurden
direkt am Anfang genannt. Nachdem ich nicht mehr so viel nachdenken
musste und mir vieles wieder eingefallen ist, wurde das Lesen zum
kompletten Vergnügen. Ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand
legen, die Handlung hat mich gefangen genommen und es hat einfach nur
Spaß gemacht immer weiterzulesen.
Besonders
hat mir die Mischung zwischen ruhigeren und aufregenderen Kapiteln
gefallen. Oft wurde einfach nur der Alltag von Frieda erzählt, wie
sie es managt, Familie und ihren Job unter einen Hut zu bekommen und
was sie tagtäglich erlebt. Dies wechselt sich immer wieder mit einem
aufregenderen Kapitel ab, indem es eine spannungsreichere Handlung
gibt. So wird neuer Schwung hereingebracht und es wird verhindert,
dass Längen entstehen. Wie erwähnt, mir hat dieser Wechsel gut
gefallen, das Buch wirkte dadurch sehr bodenständig und scheint eine
reale Geschichte zu erzählen. Die Autorin hat hier die perfekte
Balance zwischen Spannung und Entspannung gefunden.
Ich
konnte das Buch auch so schnell und flüssig lesen, weil die Autorin
wieder einen sehr angenehmen Schreibstil genutzt hat. Er war
authentisch, hat die Ereignisse eindrucksvoll wiedergegeben und
besitzt ganz wunderbare Beschreibungen von Gebäuden und Situationen.
Dazu wurden immer wieder typisch norddeutsche Redewendungen und Worte
eingebunden, die nicht nur äußerst gut zu dem Haupthandlungsort
passen. So kommt viel Authentizität in die Geschichte und die
Protagonisten wirken noch lebendiger und glaubwürdiger.
Immer
mal wieder tauchen auch historische Details auf, welche ebenfalls
gekonnt in die Geschichte eingebunden wurden. Diese beschränken sich
nicht nur auf Deutschland, es finden u.a. ebenfalls Geschehnisse aus
Amerika einen Platz in der Geschichte. Von diesen Fakten wurde man
nicht überladen, sie wurden wohldosiert in die Handlung eingefügt
und standen eher im Hintergrund, die Geschichte um Frieda, ihre
Familie und die Schokoladenmanufaktur stand deutlich im Vordergrund.
Zudem wurden historische Aspekte mit einfachen, aber sehr genauen
Worten erklärt, sodass man diese leicht verstehen und auch
verarbeiten kann, was den Lesefluss natürlich positiv beeinflusst.
Auch
diesmal findet der größte Teil der Handlung in Hamburg statt.
Schnell hatte ich wieder den Eindruck, dass die Häuser und Gegenden
sehr liebevoll und detailgetreu beschrieben wurden. Bei mir
entstanden schnell lebendige Bilder vor Augen, wie ich mir die
beschriebenen Straßen vorstelle. Besonders gut gefallen haben mir
die Beschreibungen des Hafens und des Kontors. Dort herrscht eine
Lebendigkeit und teilweise Fröhlichkeit, die einfach mitreißend ist
und den Wunsch ausgelöst hat, diese Szenerie am liebsten mit eigenen
Augen sehen zu wollen.
Diesmal
unternimmt Frieda mehrere Reisen, sowohl innerhalb Deutschlands, als
auch außerhalb. Die Orte, die Frieda gesehen hat waren ebenso
farbenreich beschrieben wie die Gegenden in Hamburg. Sie standen dem
in nichts nach und haben eine interessante Abwechslung dargestellt.
Die
Protagonisten waren lebendig und mit vielen kleinen Macken
dargestellt, was sie authentisch, abwechslungsreich und besonders
gemacht hat. Die Charaktere haben sich alle unterschieden, keiner kam
zu stereotyp daher. Es gibt viele sympathische Protagonisten, mir hat
es richtig viel Spaß gemacht, mit ihnen Zeit zu verbringen und sie
auf ihrem Lebensweg ein Stück zu begleiten.
Im
Mittelpunkt steht natürlich Frieda, direkt nach ihr folgt ihr
Familie, die ein interessantes Abbild von Menschen der damaligen Zeit
waren. Manche halten noch an alten Traditionen fest, manche wollen
ihre Arbeit nicht an die jüngere Generation weitergeben und manche
wissen nicht so recht etwas mit ihrer Zeit anzufangen. Zudem treten
verschiedene politische Meinungen auf, die Platz für einige
Diskussionen lassen und ebenfalls den Kern der Zeit treffen. So lässt
sich zusammenfassend sagen, dass ein jeder Charakter positive Seiten
gezeigt hat, aber auch mal einen Fehler macht oder eine falsche
Aussage tätigt, was die Protagonisten sehr lebendig und menschlich
dastehen lässt.
Fazit:
Ich
hatte ja anfangs erwähnt, dass ich große Erwartungen an diesen
Fortsetzungsband hatte. Und es ist der Autorin mehr als gelungen,
diese zu erfüllen. Ich wollte immer weiterlesen, konnte das Buch nur
schwer aus der Hand legen und wollte gleichzeitig aber auch, dass die
Handlung nicht so schnell vorangeht, damit ich länger meine Freude
mit dem Buch habe.
Die
Handlung war absolut nicht vorhersehbar, immer wieder sind neue,
unerwartete Dinge geschehen, die die Geschichte durchweg interessant
gemacht haben. Mir hat es außerdem sehr gut gefallen, dass sich
abenteuerlichere Kapitel mit angenehm ruhigen, fast schon
entspannenden Szenen abgewechselt haben.
Durchweg
wurde ich wirklich gut unterhalten, ich habe absolut keine
Kritikpunkte und freue mich jetzt schon riesig auf den dritten Teil.
Für das Buch kann ich nur eine große, große Leseempfehlung
aussprechen.
Bewertung: 5 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den Aufbau Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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