Titel: Die Königin von Berlin
Autorin: Charlotte Roth
Verlag: Droemer HC
Seitenzahl: 416 Seiten
Preis: 19,99 €
Erscheinungsdatum: 02.03.2020
ISBN:978-3-426-45137-3
Handlung:
Carola Neher träumt von einer Karriere auf der Bühne. Sie verlässt ihr Elternhaus mit der Hoffnung auf erste Schauspielrollen, die irgendwann zum gewünschten Erfolg führen sollen. Und genau das schafft Carola. Sie wird nicht nur immer erfolgreicher, sondern auch immer bekannter und von den Menschen umschwärmt. Und so vielen Männern sie auch den Kopf verdreht, ihr Herz kann sie lange Zeit für niemanden öffnen. Bis sie auf den Dichter Klabund trifft, der ihr mit seiner besonnenen und ruhigen Art wie ein sicherer Hafen erscheint. Ihm vertraut sie und eine Hochzeit scheint für Carola nicht ausgeschlossen...
Doch Carola würde nie ihre Karriere
aufgeben, sie liebt dafür nicht nur die Bühne, sondern auch das
aufregende und wilde Leben in Berlin viel zu sehr. Sie mag den
Austausch mit anderen Künstlern, besonders mit Bertolt Brecht, der
ihr ein großes Versprechen macht.
Meinung:
Anhand des Covers kann man sich einen ersten Eindruck von Carola Neher verschaffen, bekommt ein Bild von ihr und einen zarten Eindruck ihres Charakters. Ich mag es, dass das Bild leicht koloriert ist und sich so von dem weißen Hintergrund abhebt.
Die Schrift passt perfekt dazu, durch
das Gold und die Schnörkel am oberen Bildrand entsteht eine edle
Note, die stellvertretend für die Zeit der Goldenen Zwanziger stehen
könnte. Mit dem roten Titel könnte die Kraft, Energie und
Leidenschaft von Carola Neher gemeint sein.
Insgesamt gefällt mir das Bild recht
gut, es deutet für mich auf eine Art von Biographie hin und ich mag
die wenigen, gezielt genutzten Farben sehr gerne. In einer
Buchhandlung würde der Roman sicherlich auffallen, ich würde ihn
aber eher der Erzählung einer tatsächlichen Lebensgeschichte als
einem Roman, vermischt mit einigen fiktiven und realen Ereignissen,
zuordnen.
Der Name Bertolt Brecht ist ein Name,
den man durchaus mal gehört haben sollte, tatsächlich habe ich mich
aber weder mit ihm, noch mit seinen Werken näher befasst. Vielleicht
bin ich auch deshalb nie über den Namen Carola Neher gestolpert und
wusste absolut gar nichts von der Frau. Daher war ich doppelt
gespannt auf das Buch, nicht nur auf die Neher, sondern auch auf ihr
Verhältnis mit Brecht und was für ein Mensch sie war.
Aufgebaut ist der Roman wie ein
Theaterstück. Er wurde in mehrere Kapitel unterteilt, es gibt immer
wieder Zitate aus Brechts Dreigroschenoper, aber auch Ausschnitte aus
Klabunds Werken. So kommt man den Werken der beiden Männer näher,
es wird bei einigen das Interesse geweckt, diese weiterzulesen,
zumindest weiß man aber ein wenig, von was gerade die Rede ist.
Dazu wird am Anfang von neuen Kapitel
immer erwähnt, was der folgende Handlungsort und die Handlungszeit
ist. Man erhält so einen groben Überblick, vor allem die zeitliche
Einordnung war für mich sehr wichtig. Schnell ist man in der Zeit
etwas verloren gegangen und ich konnte kaum benennen, in welchem Jahr
die Handlung nun stattfindet.
So ganz leicht ist mir der Einstieg in
den Roman nicht gefallen. Zuerst war ich überrascht, dass die
Handlung auf zwei zeitliche Ebenen eingeteilt wird, womit ich gar
nicht gerechnet hatte. Meine Erwartungshaltung war eher, dass man
Carola Neher über viele Jahre begleitet, es vielleicht sogar ein –
zwei Kapitel über ihre Kindheit gibt. Zudem ließ sich die
Nebengeschichte für mich erst mal nicht recht einordnen, ich wusste
damit nichts anzufangen und konnte auch nur schwer abschätzen, wie
wichtig sie für die eigentlichen Ereignisse rund um die Muse von
Bertolt Brecht ist.
Auch der Schreibstil hat es mir anfangs
nicht leicht gemacht. Ich brauchte einige Seiten, um mich daran zu
gewöhnen, aber auch um die Namen der Figuren auseinanderzuhalten.
Darauf wurde man schon anhand des Vorwortes der Autorin vorbereitet,
was ich wirklich sehr gut fand. Trotzdem musste ich anfangs ab und an
ein paar Seiten zurückblicken, um mich richtig an die Namen zu
gewöhnen.
Nicht nur in diesem Sinne, sondern auch
allgemein wäre ein Personenverzeichnis nicht schlecht gewesen. Um
alle stets wiederzuerkennen und auseinanderzuhalten. Das ist mir hier
sehr schwer gefallen, gerade die zahlreichen Erwähnungen von
Schriftstellern und Dichtern habe ich nur mit Mühe auseinanderhalten
können.
Sobald ich mich an den Schreibstil
gewöhnt hatte, ging das Lesen leichter von der Hand. Die Ereignisse
wurden nüchtern, ohne viele Gefühle beschrieben und ließen mich
stets eine gewisse Distanz zu der Situation, aber auch zu den
Protagonisten wahren. Auch hier hatte ich wieder mehr den Eindruck,
eine Biographie zu lesen, anstatt eines Romans. Ich konnte weder mit
den Protagonisten mitfühlen, noch sie als sympathisch oder
unsympathisch einstufen. Im Grunde waren sie mir egal, wurden auch
viele Jahre nach ihrem Tod nicht lebendig und sind nur Figuren, die
vor langer Zeit mal gelebt haben.
Das fand ich wirklich schade, man merkt
deutlich, mit welch großer Tatkraft die Autorin nicht nur über die
Protagonisten, sondern auch über die damalige Zeit mit politischen
Geschehnissen recherchiert hat. Auf mich sprang dieser Funke leider
nicht über, dafür wurde alles zu nüchtern und emotionslos
beschrieben.
Am besten hat mir die Handlung stets
gefallen, wenn Carola sich mal ruhige Momente gönnt, sie nicht so
energievoll wie sonst auftritt, sondern natürlicher und menschlicher
wirkt. Dann kommt eine angenehme Ruhe in den Roman, die Handlung wird
bodenständiger und ich hatte das Gefühl, dass ich den Protagonisten
dann immer am nächsten war. Jedoch hatte ich gerade erst begonnen,
sie etwas besser einschätzen zu können, als diese Szenen schon
wieder vorbei waren und die zarte Bande, die gerade geknüpft wurde,
war auch schon wieder weg.
Ansonsten plätschert die Handlung
meist etwas vor sich hin, ist nicht immer sonderlich spannend oder
aufregend. Leider entstanden für mich ab und an Längen, gerade die
Handlung 1979 hätte ich nicht zwingend gebraucht. Sie gibt zwar
einen Moment der Erholung und bietet eine Abwechslung, doch sie ist
nicht für den Hauptteil des Romans wichtig.
Ich muss leider sagen, dass mir zu
viele historische Fakten eingebunden wurden. An sich mag ich es
wirklich gerne, mich über einen Roman weiterzubilden und immer
wieder neue Dinge zu erfahren und berühmte Personen in dieser Art
und Weise kennenzulernen. Doch der Reichtum an Informationen, die
teils innerhalb von wenigen Seiten auf den Leser einprasseln, waren
zu viel für mich. Ich hatte an diesen Stellen nicht nur Probleme mit
der Schreibweise und bin mit dem Lesen kaum vorangekommen, sondern
ich war überfordert. Überfordert damit, die Informationen zu
verstehen, aufzunehmen und in meinem Kopf in eine sinnvolle Weise
einzuordnen. Für mich war es zu viel des Guten und mein Lesefluss
wurde leider eingeschränkt.
Bei den historischen Ereignissen hat
mir am besten gefallen, mit welchen Worten die Autorin das aufregende
Berlin der 1920er Jahre geschildert hat. Die Zeit wirkte lebendiger
als manch andere Details und vermittelte ein gutes Bild der
Situation.
Leider waren die Charaktere für mich
durchweg nicht lebendig und greifbar. Ich fand viele nicht sonderlich
sympathisch, sie waren recht oberflächlich gezeichnet und waren auch
nicht sonderlich stark in ihrem Auftreten. Wenn ich nicht anhand des
Internets nach Bildern der Protagonisten gesucht hätte, wäre vor
meinen Augen kein Bild entstanden.
Klabund war mir da noch am liebsten,
obwohl ich seine nachgiebige und stets verständnisvolle Art
irgendwann auch etwas nervig fand. Doch er hatte für mich noch die
meisten sympathischen Züge und kommt von seiner Darstellung am
besten weg.
Carola scheint ein ganz interessanter
und willensstarker Mensch zu sein, doch mit ihr hatte ich durchweg
Probleme. Ich fand es von ihr toll, dass sie ihr Glück selbst in die
Hand nehmen will und anfangs tut sie das auch von sich aus. Doch
irgendwann helfen ihr immer irgendwelche anderen Menschen auf der
Karriereleiter weiter, sie zeigt keinen eigenen Antrieb und Wünsche
für kommende Rollen mehr. Stattdessen erwartet sie, dass ihr die
Rollen vorgeschlagen werden. Hier hätte ich mir gewünscht, dass
Carola selbstständiger bleibt und mehr eigene Entscheidungen trifft,
sich mehr für ihre Karriere interessiert. Denn für mich hatte es
auch irgendwann den Eindruck, als würde sie nicht mehr mit vollem
Herzblut und Engagement bei der Sache sein, als wäre ihre Karriere
in den Hintergrund gerückt und Carola brennt nicht mehr für die
Bühne. Dabei hat sie am Anfang genau das ausgezeichnet...
Zudem finde ich Carola unglaublich
egozentrisch und traumtänzerisch. Sie ist vor allem auf ihr Wohl
bedacht, achtet nur wenig darauf, was sie anderen Menschen antut oder
nimmt auf andere keine Rücksicht. Gerade gegenüber dem ihr
vollkommen ergebenen Klabund lässt Carola nur wenig Rücksicht
walten. Das hat nicht dazu beigetragen, dass meine Sympathie für sie
steigt.
Insgesamt scheint Carola eigentlich
eine unglaubliche Ausstrahlung zu haben, sowohl Frauen, als auch
Männer sind von ihr und ihrer Schauspielkunst begeistert. Leider
wurde diese Energie nicht auf den Leser übertragen, ich konnte nicht
verstehen, weshalb Carola die Menschen so angezogen hat und weshalb
diese die Künstlerin bejubelt haben.
Fazit:
Ich bin bereits über ein paar positive
Rezensionen gestolpert und hatte große Erwartungen an den Roman. Die
für mich leider nicht mal ansatzweise erfüllt wurden. Die
Geschichte hatte einige Längen und konnte nicht mit einer
mitreißenden Energie aufwarten. Mir haben Spannung und Lebendigkeit
gefehlt, zudem konnte ich die Begeisterung um Carola Neher nicht
nachvollziehen. Wenige Dinge haben mir gut gefallen, die ich bereits
genannt habe. Insgesamt ist mein Gesamteindruck aber leider nicht
positiv und ich kann mich den positiven Meinungen nicht anschließen.
Bewertung: 2 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
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