Titel: Schicksalhafte Zeiten
Autorin: Linda Winterberg
Verlag: Aufbau TB
Seitenzahl: 400 Seiten
Preis: 12,99 €
Erscheinungsdatum: 18.08.2020
ISBN:
978-3-7466-3596-5
Handlung:
Berlin 1942
Der Kriegsschrecken nimmt immer mehr zu
und hinterlässt seine Spuren in der Stadt und im Privatleben vieler
Menschen. Luise, Margot mussten Edith ziehen lassen, der Judenhass
Hitlers hätte irgendwann auch die Hebamme erreicht. Sie wartet nun
ungeduldig das Ende des Krieges ab und freut sich auf den Moment, in
dem sie wieder nach Berlin ziehen und ihre Freundinnen in die Arme
schließen kann. Luise arbeitet noch in der Frauenklinik Neukölln,
doch das Schicksal der Zwangsarbeiterinnen nimmt sie mit und sie
beschließt, den Frauen zu helfen. Margot arbeitet mittlerweile in
einem Frauengefängnis, wo sie schwangere, zum Tode verurteilte
Frauen betreut. Dabei lernt sie verschiedene Frauen kennen, die im
Widerstand gekämpft haben und ein Entschluss reift in ihr, der auch
für Margot schwere Folgen haben kann...
Meinung:
Auf den ersten Blick hat mich das Cover an die anderen beiden, bisher erschienen Teile erinnert. Im oberen Teil des Buches stehen die obligatorischen drei Damen, die den Betrachter freundlich anschauen, der damaligen Mode entsprechend gekleidet sind und bei denen bestimmte Details ihrer Kleidung farbig hervorgehoben wurden. Und wieder erinnern sie mich an Luise, Margot und Edith.
Am unteren Bildrand ist eine Stadtszene
zu sehen, im Hintergrund sieht man ganz wunderschöne Gebäude, im
Vordergrund einige Fußgänger, sowie zwei Fahrzeuge. Diese wirkt wie
aus dem Leben gegriffen und gefällt mir recht gut.
Wieder wurden recht helle und
freundliche Farben genutzt, nur die Schrift ist etwas dunkler.
Vielleicht soll sie ja die grausame Zeit des Zweiten Weltkriegs
symbolisieren... Auf jeden Fall finde ich das Cover ansprechend und
schön gestaltet, es ist stimmig und sticht aus der Menge heraus.
Band eins und zwei habe ich jeweils
kurze Zeit nach dem Erscheinungstermin gelesen und beide haben mir
gut gefallen. So gut, dass ich immer unbedingt die Fortsetzungen
lesen möchte und so viel kann ich schon mal verraten, auch diesmal
freue ich mich schon jetzt unglaublich auf Band vier der Reihe! Ich
mag es einfach, wie natürlich die drei Hebammen auftreten, wie sie
sich immer weiterentwickeln und sich treu bleiben. Die Handlung wird
trotz vieler ernster Stellen immer wieder aufgelockert und es gibt
anhand von werdenden Müttern, die ein bisschen was über ihr
Schicksal erzählen, zahlreiche Einblicke in die Lebensweisen zur
Zeit des Zweiten Weltkrieges. Es werden Sorgen und Nöte beschrieben
und auch historische Ereignisse werden immer mal wieder mit
eingebunden. Es entstehen einfach runde Geschichten, die interessant
beschrieben werden!
Im Februar hatte ich den zweiten Band
gelesen, seitdem ist ein wenig Zeit vergangen und nicht mehr jedes
Details war mir in Erinnerung geblieben. Trotzdem hatte ich einen
erstaunlich leichten Start in den Roman, es gab keine
Schwierigkeiten, wieder in die Handlung zu finden und mich auf die
folgenden Ereignisse zu konzentrieren.
Bereits nach kurzer Zeit hatte mich die
Handlung wieder in ihren Bann gezogen und ich wollte das Buch nicht
mehr weglegen. Ich wollte immer weiterlesen und mehr über die
Erlebnisse, Freuden, Ängste und Sorgen von Margot und Luise
erfahren. Zudem war die Schreibweise einfach traumhaft, locker und
leicht, mit der passenden Portion an Ernsthaftigkeit an den passenden
Textstellen und zahlreichen Schicksalen. Das alles hat dazu geführt,
dass ich den Roman innerhalb von drei Tagen ausgelesen habe, dann war
das Lesevergnügen auch schon wieder vorbei...
Ganz besonders hat mir auch diesmal
gefallen, dass ganz viele Szenen einen ruhigen Unterton haben und
nicht mit zu viel Drama ausgestattet wurden. Auf diese Weise entsteht
eine angenehm bodenständige Handlung, die auch sehr gut ohne zu viel
Spannung oder Katastrophen auskommt. Die Szenen wirkten viel
authentischer und natürlicher und haben mich damit überzeugen
können!
Ebenfalls sehr angenehm empfand ich die
Länge der Kapitel. Gerade wenn ich mal wenig Zeit zur Hand hatte,
war es mir doch möglich, ein paar Seiten zu lesen, ohne mitten in
einem Satz oder Abschnitt aufhören zu müssen. Zudem wurde die
Handlung immer sehr abwechslungsreich geschildert, von Edith, die
sich in einem anderen Land aufhält, gibt es regelmäßig kurze
Briefe am Anfang von Kapiteln, wo man einiges aus ihrem Leben erfährt
und auf dem neuesten Stand gehalten wird. Und auch sonst wechseln
sich die Kapitel von Luise und Margot regelmäßig ab, am Ende kommt
auch noch eine weitere Hebamme dazu, eine Freundin des
Hebammen-Trios, die ebenfalls ab und an zu Wort kommt. Auf diese
Weise entsteht ein breitgefächertes Bild, man erhält Einblicke in
verschiedene gesellschaftliche Schichten, Arbeiten und lernt Menschen
aus anderen Ländern und mit diversen Gesinnungen kennen.
Den einzelnen Kapitel vorangestellt ist
stets die Handlungszeit, sowohl der Monat, als auch das Jahr der
folgenden Handlung werden genannt. Ich bin sehr dankbar, dass es
dieses Detail auch diesmal wieder gab und man so einen Eindruck davon
erhält, wie viel Zeit vergeht und man kann auch schauen, wie lange
der Krieg noch dauern wird. Und es war auch wirklich sinnvoll, die
Zeit zu benennen, schließlich werden einige Jahre im Verlauf der
Geschichte vergehen und sonst wäre man definitiv verloren gewesen,
zumal auch immer mal wieder ein paar Monate übersprungen werden. Am
Ende werden auf den 400 Seiten vier Jahre vergehen, von denen manche
Zeit detaillierter beschrieben wird, manche eher weniger. Für mich
blieb die Geschichte dadurch stets interessant und es entstanden
keine Längen.
Ich weiß noch, dass ich im vorigen
Teil etwas bemängelt habe, dass ich gern mehr über die
Arbeitsabläufe und Tätigkeiten einer Hebamme erfahren hätte. Und
mir scheint es, als wäre meine Hoffnung erhört wurden. Die Szenen,
in denen die Hebammen zufällig wo vorbeigekommen sind, wo eine
Schwangere in den Wehen lag waren deutlich reduziert und tauchten
jetzt in einem angenehmeren Maß auf. Stattdessen gibt es viel mehr
Abschnitte darüber, wie die Hebammen in ihren jeweiligen
Wirkungsstätten ihre tägliche Arbeit verrichten, Schwangere
untersuchen und begleiten und deren Babys auf die Welt holen. Zudem
mochte ich es diesmal sehr, wie unterschiedlich die Frauen sind, die
die Hebammen begleiten. Seien es Zwangsarbeiterinnen, normale Frauen,
deren Männer im Krieg sind und die teilweise ihre Wohnungen verloren
haben oder die linientreue Gattin eines SS-Mitglieds. Dadurch erhält
man nicht nur Einblicke in die unterschiedlichen Lebensweisen,
sondern man sieht auch, welch große Unterschiede es in der
Versorgung des Volkes gibt.
Ich
hatte vorhin ja bereits erwähnt, dass ich es sehr mag, dass nicht
unnötiges und kompliziertes Drama eingefügt wurde. Ein großer Teil
der Szenen hat einen recht ruhigen Ton, es werden normale (je
nachdem, was im Krieg normal war) Tagesabläufe und die alltägliche
Arbeit der Hebammen beschrieben. Zudem gibt es auch immer wieder
Informationen über das Privatleben dieser, ab und an gibt es auch
kleine Einblicke in die Gedankenwelt. Auch dies trägt zur
abwechslungsreichen und nie langweilig werdenden Handlung bei.
Ich
mochte es auch sehr, dass ich nie genau benennen konnte, wie die
Geschichte von Luisa und Margot weitergehen wird. Immer wieder haben
mich Taten und Aussagen überrascht und die Handlung damit spannend
gestaltet. Ich habe zwar häufig ein wenig darüber nachgedacht, wie
die weitere Handlung aussehen könnte, wurde aber durch Wendungen
immer wieder überrascht und dadurch habe ich die Geschichte mit
großem Interesse verfolgt.
Es
gibt eine Einheit des Handlungsortes, jede Szene findet in einem der
vielen Stadtteile von Berlin statt. Dabei lernt man nicht nur die
Privatwohnungen von den Hebammen kennen, sondern auch die einiger
Schwangeren. Man betritt zusammen mit Margot und Luise Bunker und
wird mit eingestürzten und zerstörten Gebäuden konfrontiert. Es
gibt also eine bunte Mischung, die oft ein beklemmendes Gefühl
auslöst, wenn man bedenkt, wie die Leute gerade ihre Wohnung, ihren
sichern Hafen und ihr ganzes Eigentum verloren haben.
Und
obwohl die verschiedenen Settings mit einfachen, nicht zu
umschmückenden Worten umschrieben werden, habe ich mir doch vieles
bildhaft vorstellen können. Ein wenig Schwierigkeiten hatte ich mit
den Klinikgebäuden und der späteren Entbindungsstation auf der
Luise arbeitet. Hier hat mich nicht nur meine Fantasie ziemlich im
Stich gelassen, ich fand die Beschreibung dessen nicht ganz konkret.
Ich konnte mir nie recht vorstellen, was gerade genau gemeint ist und
wie sich alles durch den Krieg verändert hat.
Ich
finde Luise, Margot und Edith einfach unheimlich sympathisch. Man
merkt von Buch zu Buch, wie sie immer wieder mit ihrem Auftreten
bestechen können und mit welch großer Zufriedenheit sie ihren Beruf
ausüben. Die Begeisterung dessen ist ansteckend und ich habe mich
über jeden neuen Erdenbürger gefreut, den die Damen auf die Welt
geholt haben.
Es
ist auch eine stetige Entwicklung zu sehen, die ich immer sehr
begrüße und anhand derer man mitbekommt, wie die Hebammen reifer
werden und nicht mehr die jungen Küken vom Anfang sind. Trotzdem
fand ich es häufig schwierig mit vorzustellen, dass Luise und Margot
mittlerweile gealtert sind und nicht mehr die zwanzigjährigen Damen
vom Anfang sind. Sie treten zwar reifer, aber nicht älter auf, was
ich doch etwas merkwürdig empfinde und was mich gestört hat. Ab und
an gab es zwar eine Erwähnung dessen, dass die Hebammen gealtert
sind, aber das hat mir nicht ausgereicht.
Ich
finde es einerseits etwas schade, dass die Freundschaft der drei
Damen immer mehr in den Hintergrund gerät und sie von ihrer Arbeit
vollkommen in Beschlag genommen werden. Den gerade die Szenen, in
denen die Freundinnen gemütlich beisammen sind und über Gott und
die Welt philosophieren haben mir immer richtig gut gefallen. Doch
gleichzeitig sieht man, dass auch der Krieg daran Schuld ist und das
ihre Arbeit eine ist, in der man gefühlt immer im Dienst ist.
Fazit:
Das
Lesevergnügen ist schon wieder vorbei, es war gerade sehr angenehm,
die Handlung beim Schreiben der Rezension noch einmal Revue passieren
zu lassen! Ich finde jedenfalls, dass meine Vorfreude auf den Roman
sehr berechtigt war und es hat mir großen Spaß gemacht, erneut
einige Zeit mit Margot und Luise zu verbringen. Ich habe in meiner
Meinung zwei kleine Aspekte angesprochen, die ich nicht ganz rund
fand und für die ich einen halben Punkt abziehen werde. Denn mehr
gibt es wirklich nicht zu meckern, ansonsten war die Geschichte ganz
wunderbar und konnte überzeugen. Jetzt freue ich mich unbändig auf
den vierten Teil und bin auf das Wiedersehen mit den drei Damen sehr
gespannt!
Bewertung: 4,5 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den Aufbau Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
Meine Meinungen zu den ersten beiden Bänden der Hebammen-Saga:
Band eins: Aufbruch in ein neues Leben
Band zwei: Jahre der Veränderung
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