Titel: Jahre der Veränderung
Autorin: Linda Winterberg
Verlag: Aufbau Taschenbuch
Seitenzahl: 400 Seiten
Preis: 12,99 €
Erscheinungsdatum: 21.01.2020
ISBN:
978-3-7466-3568-2
Handlung:
Berlin 1929
Edith, Margot und Luise sind in der
Hauptstadt angekommen, fühlen sich heimisch und gehen in ihrer
Arbeit vollkommen auf. Sie unterrichten mittlerweile selbst angehende
Hebammen-Schülerinnen, sind dazu noch beschäftigt, diverse Kurse
oder Sprechstunden für Schwangere, aber auch Interessierte
anzubieten. Nur in der Liebe will es bei den dreien nicht so laufen.
Margot ist in einen verheirateten Mann verliebt, die anderen beiden
sind noch nicht wirklich dazu bereit, einen Mann in ihr Herz zu
lassen. Die Vergangenheit lastet noch zu sehr auf ihnen...
Nicht nur die drei Hebammen werden sich
verändern, sondern auch die Lage in Deutschland, in der ganzen Welt.
Die Weltwirtschaftskrise erreicht auch Deutschland, man sieht an
immer mehr Ecken der Stadt die Armut und auch in der Politik kommen
schwere Zeiten.
Meinung:
Das Cover ist dem des ersten Teils sehr
ähnlich. Wieder dominieren eher leichte, frühlingshafte Farben, die
ein idyllisches und stimmiges Bild ergeben. Die obere Szenerie ist
gleich geblieben, wieder schauen drei Damen den Betrachter aufmerksam
und keck an, ich stelle mir immer noch vor, dass es sich hier um
Margot, Edith und Luise handelt. Nur um eine Nuance hat sich die
Schriftfarbe geändert, diese ist kräftiger geworden und sticht
dadurch stärker heraus. Die größte Veränderung gibt es am unteren
Rand. Dort wurde eine Stadtszene dargestellt, die modern und recht
lebhaft wirkt. Insgesamt gefällt mir die das Cover gut, es passt
irgendwie perfekt zu der Geschichte und auch die Ähnlichkeit mit dem
ersten Teil empfinde ich als gut gelungen.
Letztes Jahr hatte ich bereits den
ersten Teil der Hebammen-Saga gelesen, fand diesen richtig gut und
habe mich dementsprechend sehr auf die Fortsetzung gefreut. Ich hatte
noch lange Zeit über die Charaktere nachgedacht, das Buch hat mich
nicht so schnell losgelassen. So sind mir viele Details im Gedächtnis
geblieben und nach wenigen Seiten fielen mir immer mehr Geschehnisse
aus dem ersten Teil ein. So hatte ich einen recht leichten Start in
die Handlung und konnte mich schnell auf das Buch konzentrieren und
mich beim Lesen entspannen.
Wenn ich das Buch einmal in der Hand
hatte, wollte ich es am liebsten gar nicht mehr weglegen. Nicht nur
die Handlung hat mir wieder richtig gut gefallen, sondern auch die
Charaktere und die Schreibweise. Diese war an sich recht einfach
gehalten, bekam ihren Anspruch durch allerlei historische Details,
die geschickt in die Handlung eingeflochten wurden. Nicht nur
politische Ereignisse wurden anschaulich und genau dargestellt, auch
durch die zahlreichen Geburten und einige Erläuterungen dazu kann
man einiges lernen.
So bin ich flott vorangekommen und viel
zu schnell zum Ende des Romans gekommen. Jede einzelne Seite ließ
sich leicht lesen, hat der Handlung einen ruhigen, spannenden oder
aufregenden Unterton gegeben und viele Situationen authentisch
erscheinen lassen.
Die Kapitel hatten eine angenehme
Länge, waren nicht zu kurz, aber auch nicht zu lang. Jedes Kapitel
hatten einige Absätze, gerade richtig für die Leser, die nicht
gerne mitten im Satz das Buch aus der Hand legen. Genau das mag ich
nämlich nie und so war es auch mir möglich, immer mal ein paar
Seiten zu lesen, auch wenn ich nur wenig Zeit habe.
Vielen Kapiteln vorangestellt ist ein
Hinweis auf den Monat, sowie das Jahr der folgenden Handlung.
Das war wirklich wichtig und hilfreich, es gab immer mal wieder
Zeitsprünge und die gesamte Handlung erstreckt sich über einige
Jahre (sie beginnt 1929 und endet 1932). In diesen Jahren passiert
nicht nur in der Weltgeschichte einiges, sondern auch die drei
Hebammen erleben sowohl beruflich, als auch privat allerhand. So hat
man als Leser immer fix im Blick, wann die Handlung gerade
stattfindet und man verliert dadurch das Zeitgefühl nicht.
Gerade
bei den Handlungsjahren kann man sich ja auch schon denken, was
passieren könnte und der langsam aufkommende Judenhass, als auch der
Aufstieg von Hitler wurde äußerst eindringlich geschildert. Als
Leser weiß man natürlich, wie sich alles weiterentwickeln wird und
ich denke, so kann man noch mehr mit den Protagonisten mitfiebern und
sich mitfreuen, weil man weiß, dass die schönen Zeiten nicht mehr
ewig andauern werden.
Viele
Szenen sind nicht sonderlich spannungsreich, es werden Tagesabläufe
erzählt, die meist eine angenehme Ruhe ausstrahlen. Es werden
normale Probleme von Menschen und vor allem der damaligen Zeit
beschrieben und auch das Privatleben der drei Hebammen kommt nicht zu
kurz. Ich empfand es als sehr angenehm, dass die Stimmung im Buch
eher ruhig ist und die Szenen nicht zu aufregend gestaltet wurden.
Mir
hat es gefallen, dass die Handlung nicht vorhersehbar war. Man konnte
sich zwar stets seine Gedanken machen und ein mögliches Ende
erahnen, doch am Ende kam es durch einige Wendungen und Geschehnisse
immer anders. So blieb ein Ende offen, so sehr man auch spekuliert
hat.
Allerdings
habe ich ein was kritisch hinterfragt. Öfter wird geschildert, dass
eine der drei Damen zufällig an einem Ort ist, wo genau in dem
Moment bei einer Schwangeren die Wehen einsetzen. Ich weiß nicht, ob
dies wirklich so oft vorkommt, ein oder zwei Schilderungen davon
hätten gereicht, so kam mir das ein bisschen zu häufig vor.
Anstelle dessen hätte es mir besser gefallen, wenn man vielleicht
mehr über die Arbeitsabläufe von Hebammen erfährt oder manche
Details kurz umschreibt und sie nicht so im Raum stehen lässt. Mir
war es z.B.: vollkommen unbekannt, dass Babys nach der Geburt
Augentropfen bekommen. Da hätte man kurz erwähnen können, weshalb
dies so ist.
Im
Roman sind allerhand Handlungsorte vorhanden, wobei starke
Unterschiede zwischen Arm und Reich sichtbar werden, wenn auch nicht
mehr so stark wie im ersten Teil. Vor allem wenn Margot, Edith oder
Luise einen Hausbesuch machen zeigen sich häufig die Abgründe und
finanzielle Nöte der armen Bevölkerung. Dazu stehen natürlich die
Reichen auf der anderen Seite, haben wunderschöne Häuser, genügend
Geld und kaum Sorgen.
Die
Handlungsorte sind meist recht einfach geschildert, mit wenigen
Worten umschrieben, sodass ein vages Bild vor Augen entsteht.
Besonders gut konnte ich mir den Kreißsaal vorstellen, diesen konnte
ich mir tatsächlich am besten vorstellen und mir hat die Stimmung
dort meist gefallen. Ich musste jedes Mal etwas lächeln, wenn Edith,
Margot oder Luise einem neuen Baby auf die Welt geholfen haben und
dieses begrüßt haben. So entstand eine hoffnungsfrohe, heitere und
besondere Stimmung, die zum Wohlfühlen eingeladen hat.
Schon
im ersten Teil mochte ich die drei Hebammen Margot, Luise und Edith
sehr. Sie haben ein sehr einnehmendes, sympathisches und
energiegeladenes Auftreten. Man merkt an jeder Stelle, dass sie mit
ihrem Beruf mehr als zufrieden sind und ihre Bestimmung gefunden
haben.
Auch
diesmal ist mir wieder aufgefallen, wie unterschiedlich die drei
sind, sie unterschiedliche Ziele anstreben und wie sie daran
arbeiten, diese auch zu erreichen.
Ich
finde, diesmal steht die Freundschaft untereinander nicht so sehr im
Mittelpunkt. An vielen Stellen kann man die Dynamik immer noch
deutlich sehen, doch ich habe eher das Gefühl, dass das Augenmerk
mehr auf den einzelnen Individuen liegt. Man sieht die drei Damen oft
allein auftreten, meist während der Arbeit, ab und an auch in
privaten Momenten. So wirken sie deutlich erwachsener und reifer,
daher finde ich den neuen Fokus angenehm und passend.
Auch
die anderen Charaktere besaßen ein lebendiges Auftreten, hatten ihre
Eigenheiten und einzigartige Züge. Man erkannte an ihrem Wesen auch
teilweise ihren sozialen Status, was sehr authentisch wirkte und ein
perfektes Abbild der Gesellschaft gab.
Fazit:
Lange
Zeit habe ich mich auf die Fortsetzung gefreut, hatte dementsprechend
einige Erwartungen und wurde nicht enttäuscht. Im Grunde habe ich
nur einen kleinen Kritikpunkt, den ich bereits angesprochen hatte:
die zahlreichen Geburten, bei denen Edith, Margot oder Luise ganz
zufällig dabei sind, weil sie im richtigen Moment am richtigen Ort
waren. Davon weniger und ich wäre wunschlos glücklich.
Ansonsten
konnte mich das Buch überzeugen. Die Schreibweise war ein Traum, die
Handlung hatte eine angenehme Mischung von spannenden und ruhigen
Momenten und wartete stets mit neuen Wendungen auf. Mir haben die
Charaktere richtig gut gefallen, das Setting hatte teilweise
besondere Reize und auch die Einbindung von historischen Details ist
gelungen und passte stets perfekt zu der Situation.
Nun
geht natürlich das große Warten auf den finalen Teil los, auf den
ich mich ebenfalls schon riesig freue. Ich habe gerade so viele
Fragen zu der weiteren Handlung und auch schon einige Ideen, wie es
weitergehen könnte.
Bewertung: 4,5 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den Aufbau Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
Interesse? Hier findet ihr den Roman!
Meine Rezension zu Teil 1: Aufbruch in ein neues Leben
Interesse? Hier findet ihr den Roman!
Meine Rezension zu Teil 1: Aufbruch in ein neues Leben
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