Titel: Die Diva
Autorin: Michelle Marly
Verlag: Aufbau Taschenbuch
Seitenzahl: 420 Seiten
Preis: 12,99 €
Erscheinungsdatum: 18.02.2020
ISBN:978-3-7466-3522-4
Handlung:
Venedig
1957
Maria
Callas ist auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Sie ist weltbekannt,
hat die unterschiedlichsten Rollen perfektioniert und feiert immer
größere Erfolge. Doch so langsam machen sich die ständigen
Anstrengungen bemerkbar. Maria sehnt sich nach einer Auszeit, nicht
nur für Körper und Seele, sondern auch für ihre Stimme, auf die
sie sich nicht mehr so verlassen kann.
Doch
ihr Ehemann und Manager Meneghini nimmt immer wieder neue Angebote
für seine Frau an und gönnt ihr keine Ruhe. Maria fühlt sich
allein und wünscht sich einen Menschen, der sich nicht nur um die
Callas sorgt, sondern auch um die Person Maria. Und diesen findet sie
in Aristoteles Onassis. Beide verbindet nicht nur eine
Seelenverwandtschaft, sondern auch eine tiefe Liebe. Zumindest bis
Onassis die verwitwete Jackie Kennedy kennenlernt...
Meinung:
Das Cover ist sehr schick und passt perfekt zu der Reihe aus dem Aufbau-Verlag, aber auch zu dem Titel „Die Diva“. Es strahlt eine Grazie aus, die unvergleichlich ist und mir gefällt es richtig gut. Die Farben harmonieren perfekt miteinander, ich mag die ruhigen und unauffälligen Hintergrundfarben sehr. So sticht nicht nur die lila Schrift stark heraus, sondern auch die Dame mit ihren dunklen Haaren und dem dunklen Kleid. Sie hat eine starke Haltung und wirkt stolz, was richtig gut zu Maria Callas passt. Insgesamt ein sehr gelungenes Bild, das Cover gliedert sich perfekt in die bereits erschienenen Bände ein und wartet doch mit Einzigartigkeit auf.
Ich
habe bereits einige Teile der Reihe „mutige Frauen zwischen Kunst
und Liebe“ gelesen, darunter sind auch die anderen beiden Bücher
von Michelle Marly. Fast jeder Teil hat mir richtig gut gefallen und
besonders bei Frau Marly ist mir aufgefallen, wie lebendig und
natürlich die Protagonisten wirken. Allein deshalb wollte ich auch
unbedingt das neue Buch lesen, weil ich mir eine tolle
Charakterbeschreibung, sowie eine wundervolle Schreibweise erwartet
hatte. Zudem arbeite ich am Theater und besuche selbst gerne
Vorstellungen. Ich mag es gerne, davon auch in Büchern zu lesen und
so noch einen anderen Blick auf diese besondere Welt zu erhaschen.
Und dies aus dem Sichtwinkel einer berühmten Persönlichkeit klingt
sehr vielversprechend. Ich hatte das große Glück, das Buch im
Rahmen einer Leserunde zu erhalten, worüber ich mich riesig gefreut
habe und war sehr gespannt auf das Buch.
Ich
hatte den Anfang des Buches ja bereits durch die Leseprobe
kennengelernt und schon dabei hatte ich nach wenigen Sätzen große
Freude am Lesen. Mir hat sofort die Schreibweise gefallen, ich mochte
die Individualität der Charaktere, aber auch die Ereignisse haben
direkt mein Interesse geweckt. Und auch beim weiterlesen des Buches
haben sich diese positiven Eindrücke verstärkt und wie ein roter
Faden durch das Buch gezogen. Ich konnte mich vollkommen auf die
Handlung einlassen und das Lesen genießen.
Wie
bereits erwähnt: den Schreibstil fand ich direkt sehr angenehm und
das hat die ganzen 420 Seiten über angehalten. Es gibt zahlreiche
bildhafte Beschreibungen, die ein lebendiges Bild des Settings und
der ganzen Situation entstehen lassen. Dazu fand ich die Darstellung
der Charaktere einfach fantastisch, Michelle Marly ist es perfekt
gelungen, die Protagonisten lebendig und authentisch, greifbar
darzustellen.
Zudem
erhält man als Leser großen Anteil an dem Gefühlsleben der
Charaktere. Anhand von Nebensätzen und kleinen Wortgruppen kann man
sehr tief in ihre Seelen blicken. So war es mir möglich zu den
Personen, vor allem aber zu Maria Callas eine Bindung aufzubauen, ich
hatte häufig das Gefühl, als würde ich sie persönlich kennen und
als wäre sie noch lebendig. Mich haben viele dieser Stellen sehr
berührt und es kamen selbst so große, berühmte und reiche Leute
plötzlich sehr menschlich und natürlich daher. Grandios!
Meine
liebsten Textstellen waren immer die, in denen Maria entweder kurz
vor einem großen Auftritt war oder am Ende den wohlverdienten
Applaus über sich ergehen lassen konnte. Dabei kam immer besondere
Atmosphäre auf. Zudem wurde genau die Stimmung eingefangen und mit
anschaulichen Worten wiedergegeben, die man selbst auch von
Theaterbesuchen kennt. Aber auch die Stimmung hinter der Bühne wurde
perfekt dargestellt, ich arbeite selbst am Theater hinter den
Kulissen und kenne die Anspannung der Künstler, aber auch die
Aufregung und Erleichterung nach einem gelungenen Auftritt ebenso wie
die allgemeine Atmosphäre untereinander.
Der
Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Zum einen begleiten wir Maria
Callas in ihrer gesanglichen Hochphase 1957, wo sie nicht nur
allerhand erfolgreiche Konzerte und Rollen spielt, sondern auch bald
Aristoteles Onassis kennenlernt. Die zweite Zeitebene spielt 1969,
Aristoteles hat mittlerweile mit Jackie Kennedy die Bekanntschaft
gemacht und die Beziehung von Ari und Maria droht zu schwanken. Dazu
gibt es in beiden Ebenen immer mal kleine Rückblicke und Anmerkungen
über die Kindheit und Jugend der weltbekannten Sängerin. So bekommt
man zudem Einblicke in die Vergangenheit und erhält Informationen zu
Marias Familie, aber auch ihrer Herkunft und wie ihr Talent für das
Singen entdeckt wurde.
Als
Setting dienen allerhand Orte, die recht anschaulich beschrieben
wurden. Nicht jeder ließ bei mir Bilder vor Augen entstehen und
manche waren so prachtvoll und üppig, dass ich davon etwas
überfordert war und mir so viel Pracht an einem Fleck gar nicht
vorstellen konnte. Andere Orte, vor allem Landschaften waren
traumhaft dargestellt, sie gaben ein genaues Bild wieder, welches
nicht nur meine Fantasie beflügelt hat, sondern auch mein Fernweh
geweckt hat.
Ich
hatte es bereits kurz erwähnt: ich bin begeistert von den
Charakteren. Sie haben einen guten Einblick in ihre Seelen gegeben
und wirkten nie oberflächlich betrachtet. Man merkte deutlich, dass
die Autorin sich genau mit den Persönlichkeiten befasst hat und
ihnen würdig werden wollte. Und genau dies ist ihr gelungen.
Nicht
jeder war mir sympathisch und manche habe ich teils verachtet und
verurteilt für diverse Aussagen und Handlungen. Doch trotzdem wirkt
jeder lebendig und besonders. Zudem ist es Michelle Marly perfekt
gelungen, das glamouröse und selbstbewusste Auftreten der
Protagonisten einzufangen und wiederzugeben. So entsteht eine
aufregende Mischung von starken Momenten, in denen die Personen eine
Maske aufsetzen um in keiner Weise angreifbar zu sein und normalen,
bodenständigen Szenen, in denen sie einfach sie selbst sind.
Ich
hatte bereits von Maria Callas gehört, mir war aber nur wenig von
ihrer Person bekannt. Sie ist eine der großen Damen, die eine
beeindruckende Karriere hatten, heutzutage aber leider nicht mehr so
sehr behandelt werden und nur zu Jahrestagen eine Erwähnung finden.
Zumindest habe ich diesen Eindruck.
Ich
war sehr gespannt auf den Roman und die Darstellung von Maria Callas.
Anhand ihres Beinamens „Die Diva“ hatte ich mir bereits Gedanken
über ihre Person gemacht und über sie nachgedacht. Und ich muss
sagen, dass sie mir sehr viel sympathischer und bodenständiger
erschien als ich gedacht hatte. Sie war ein viel komplexerer und
nachfragender Mensch als ich gedacht hatte, sie war nie zu
oberflächlich oder überheblich.
Maria
Callas hatte es in ihrem Leben nicht immer leicht, schon in ihrer
Kindheit und Jugend wurde nicht immer auf ihre Bedürfnisse geachtet
und in gewisser Weise zieht sich dies durch ihr restliches Leben. Oft
wurde sie nur über ihr Talent für das Singen definiert und daher
war es interessant zu betrachten, was mit ihr passiert, wenn ein
Mensch sich nicht für die Callas, sondern nur für Maria
interessiert.
Mit
den Männern in Marias Leben hatte ich so meine Probleme. Sie waren
durchweg lebendig dargestellt, haben ihre Meinungen vertreten und
eine gewisse Ausstrahlung versprüht. Doch ich bin mit ihnen nicht so
gut ausgekommen, ich habe einige ihrer Handlungen und Aussagen
kritisch betrachtet und wahrscheinlich ist es mir dadurch sehr schwer
gefallen, sie sympathisch zu finden.
Fazit:
Von Michelle Marly kannte ich bereits ihre anderen beiden Bücher aus der Künstlerinnen-Reihe und bereits diese waren hervorragend und sehr empfehlenswert. Mit diesem neuen Teil hat sie wieder eine Meisterleistung angefertigt, die nicht nur unterhaltsam ist, sondern der berühmten Maria Callas auch gerecht wird. Ich mag ihre Charakterdarstellung sehr und auch die Schreibweise weiß zu bestechen. Ich hatte große Freude am Lesen und Kennenlernen einer mir bisher recht unbekannten Person.
Bewertung: 5 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den Aufbau Verlag, sowie Lovelybooks für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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