Titel: Die Tochter des Arztes
Originaltitel: The Key ( aus dem Englischen von Leena Flegler )
Autorin: Kathryn Hughes
Verlag: Blanvalet
Seitenzahl: 448 Seiten
Preis: 9,99 €
Erscheinungsdatum: 16.12.2019
ISBN:
978-3-7341-0774-0
Handlung:
Manchester 1956
In einem Sanatorium beginnt die junge
Ellen Crosby ihre neue Arbeit. Für sie geht damit ein langer Wunsch
in Erfüllung, die junge Frau wollte schon lange eine Ausbildung zur
Krankenschwester machen.
Ungefähr zur selben Zeit wird eine
junge Frau von ihrem Vater eingewiesen, gegen ihren Willen. Sie
behauptet stets fest, dass sie kerngesund ist und gar nicht in dem
Sanatorium sein sollte. Doch nicht jeder glaubt ihr, manche verachten
die junge Frau, manche bemitleiden sie und manche mögen sie...
Manchester 2006
Mittlerweile ist Ambergate ein
verfallenes, verlassenes Haus, ohne den Grauen der vergangenen Tage.
Sarah interessiert sich sehr für das Gebäude, ganz zum Missfallen
ihres Vaters, ein Arzt im Ruhestand, der in Ambergate gearbeitet hat.
Trotzdem schleicht sich Sarah immer
wieder heimlich dorthin und erkundet das Anwesen. Und findet
schließlich auf einem Dachboden alte Koffer, von denen einer eine
besondere Geschichte erzählt. Sarah geht dem Geheimnis auf den Grund
und entdeckt eine Geschichte voller Unrecht, Grauen und Liebe...
Meinung:
Zum einen Teil gefällt mir das Cover gut, zum anderen Teil auch wieder nicht. Ich mag sowohl die Farben, als auch den Hintergrund mit der weiten Parkanlage und dem Gebäude. Hier stelle ich mir vor, dass es sich um Ambergate handeln könnte, irgendwie strahlt das Haus sowohl etwas herrlich altmodisches aus, gleichzeitig wirkt es kalt und bedrohlich. Eine gute Mischung!
Die Schriftfarbe mag ich auch, sie
wirkt auffällig, gleichzeitig aber auch bedeckt und bringt noch eine
andere Farbe hinein. Was mir leider nicht gefällt ist die Dame in
Krankenschwesteruniform. Ich würde es besser finden, wenn sie sich
nicht dem Betrachter zuwenden würde. Vielleicht würde ich mich eher
mit ihr anfreunden, wenn sie nach vorn schaut und man ihr Gesicht
nicht erkennt.
So bin ich etwas zwiegespalten und
finde das Bild nicht richtig gelungen.
Schon als ich das Buch das erste Mal
gesehen hatte, klang es für mich interessant, doch ich hatte nicht
das dringende Bedürfnis, es unbedingt lesen zu müssen. Irgendwie
bin ich immer wieder darüber gestolpert, sei es in Buchhandlungen
oder bei Instagram, ich habe das Buch öfter gesehen und irgendwann
ging es mir nicht mehr aus dem Kopf. Schließlich kam der Moment,
indem ich es doch unbedingt lesen wollte, gerade weil ich keine
richtig schlechte Meinung dazu gehört habe. Und ich war sehr
glücklich, es vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung
gestellt bekommen zu haben, wofür ich mich auch hier nochmal
bedanken möchte!
Ich habe mit dem Lesen begonnen, als
ich ziemlich unglücklich und traurig war und einfach nur nach einer
Ablenkung gesucht habe. Und dafür war der Roman mehr als passend.
Die Geschichte ließ sich unglaublich gut und flüssig lesen, sie war
spannend und abwechslungsreich. Ich konnte mich ganz leicht darauf
konzentrieren und mochte es, mich in die Geschichte fallen zu lassen
und an nichts anderes mehr zu denken. Letztendlich hat dies dazu
geführt, dass ich das Buch innerhalb von drei Tagen ausgelesen habe
und am Ende enttäuscht war, dass es schon vorbei ist. Ich würde
mich freuen, wenn weitere Werke der Autorin ins Deutsche übersetzt
werden würden!
Von der ersten Seite an hat mir die
Schreibweise richtig gut gefallen. Ich bin nur so durch die Handlung
geflogen, oft war ich selbst überrascht, wie viele Seiten ich
innerhalb von kurzer Zeit gelesen habe. Es gibt wunderbar lebendige
Beschreibungen des Gebäudes, die ein Bild entstehen lassen, welches
gleichzeitig interessant, aber auch abstoßend ist. Zudem wurde die
Handlung auf eine lockere Art beschrieben, die Charaktere erschienen
sehr lebendig und glaubwürdig, gerade Ellen hat mir durchweg richtig
gut gefallen. Sie war mein Lieblingscharakter, ich fand es toll zu
merken, dass sie eine wunderbare Krankenschwester ist und vieles
hinterfragt
An der Schreibweise hat mir außerdem
der realistische Charakter gefallen. Die Handlung wirkte nur selten
wie ausgedacht und konstruiert, viele Geschehnisse waren natürlich
und oft erschien es mir, als könnte die Geschichte genauso
stattgefunden haben.
Die Erzählung findet auf zwei
zeitlichen Ebenen statt. Zum einen gibt es mit Sarah einen
Erzählstrang im Jahr 2006, das Sanatorium wurde geschlossen und es
wird darüber kaum noch gesprochen. Das Gebäude verfällt und wird
nicht mehr genutzt, Sarah bezweifelt, dass es noch lange stehen wird.
Zudem wundert sich die junge Frau, weshalb ihr Vater nie über seine
Vergangenheit in Ambergate spricht.
Zum anderen gibt es eine kleine Reise
in die Vergangenheit. Im Jahr 1956 begleiten wir Ellen Crosby auf
ihrem Weg in den neuen Job, bei neuen Herausforderungen und dem
Alltag in dem Sanatorium. Hier gibt es meiner Meinung nach viel mehr
Einblicke in das normale Leben der Charaktere, sie sind besser
durchdacht und haben mehr Charme. Weiterhin war die Handlung für
mich spannender, ich habe diese Abschnitte viel lieber gelesen, es
ist mehr geschehen und ich konnte mir diese Kapitel viel besser
vorstellen.
Mir hat dieser Erzählstrang in der
Vergangenheit deutlich mehr gefallen, wie es meist der Fall ist. Oft
kann ich mich damit besser anfreunden und finde die Handlung
lebendiger.
Auf jeden Fall hatte die Geschichte in
der Vergangenheit mehr Charme, mehr Handlung und mehr Spannung. Ich
mochte die Charaktere mehr und insgesamt hatte er das gewisse Etwas.
Ich fand ihn durchdachter, im Gegensatz zu ihm kommt die Handlung in
der Gegenwart etwas fad daher. Es passiert nicht sehr viel, lediglich
bei der großen Auflösung kommt mal etwas Spannung herein.
Als Setting dient vor allem Ambergate,
alle anderen Örtlichkeiten haben eindeutig eine untergeordnete Rolle
und tauchen nur sehr vereinzelt auf. Deshalb werde ich im Folgenden
nur auf das Sanatorium eingehen.
Wir lernen das Haus zu zwei
unterschiedlichen Zeiten kennen. In der Gegenwart ist es verlassen
und erscheint absolut abstoßend und gruslig. So stelle ich mir ein
Haus vor, welches verwunschen ist oder von dem Gruselgeschichten
erzählt werden.
In der Vergangenheit jedoch mochte ich
das Gebäude ganz gerne. Es klingt makaber anhand des Wissens, was in
dem Haus alles passiert ist und welche Schicksale sich dort
abgespielt haben. Klar wirkte es oft gruslig und kalt, aber immer
wieder tauchten Szenen auf, in denen eine ungewohnte Wärme spürbar
ist, die die Räume in einem anderen Licht erscheinen lässt. So
entsteht eine Mischung, die man wahrscheinlich nur als äußerer
Betrachter wahrnimmt. Besucher sehen vielleicht nur den einladenderen
Aspekt, zudem werden sie nicht unbedingt in die Schlafsäle Einlass
bekommen haben. Die Krankenschwestern, aber auch die Patienten werden
genau den anderen Charakter des Hauses wahrgenommen haben.
Ich fand es interessant, dass man auch
als Leser diese beiden Gesichter des Gebäudes wahrnehmen konnte. So
kenne ich das gar nicht, meist nimmt man entweder nur die einladende
oder die kalte Seite eines Hauses war. Davon war ich wirklich positiv
überrascht und ich mochte diesen Aspekt sehr.
Stets war die Geschichte mit viel
Spannung verbunden, natürlich habe ich immer auf das große
Geheimnis und die Auflösung dessen gewartet. Und muss leider sagen,
dass ich mit mehr Drama gerechnet hätte. Irgendwie war mir das
Rätsel am Ende nicht groß genug, ich hatte in diesem Bezug mehr
erwartet. Immerhin wird darauf hingearbeitet, es wird oft von
geheimnisvollen Vorgängen gesprochen und Sarahs Vater will nicht
über die Vergangenheit in Ambergate sprechen. Das ließ mich darauf
schließen, dass einiges im Argen liegt und etwas ganz großes
passieren wird, welches mir den Atem raubt und einfach krass ist.
Leider war dem nicht ganz so, das Geheimnis war durchaus überraschend
und besonders, doch nicht so riesig wie gedacht.
Es gibt ganz viele wunderbar
durchdachte Charaktere, die ganz viel Charme haben. Für mich gibt es
diese vor allem in der Vergangenheit, diese habe ich mir lebendig
vorstellen können, sie sind abwechslungsreich und zeigen viele
Facetten. Selbst einige Figuren, die anfangs etwas schwieriger
erscheinen, haben doch das Herz am rechten Fleck und lassen mal eine
andere Seite sichtbar werde. So wirken auch die strengsten
Krankenschwestern plötzlich weicher und sanfter, sie zeigen, was der
Alltag in dem Sanatorium mit ihnen gemacht hat.
Leider fand ich es etwas schade, dass
man bei vielen Patienten und Mitarbeitern des Sanatoriums nicht
erfahren hat, was mir ihnen geschehen ist. Ob und wie lange sie noch
dort bleiben mussten, haben einige vielleicht geheiratet oder Kinder
bekommen? Einige Informationen dazu hätten mir gut gefallen.
Außerdem wäre es auch möglich gewesen, dies in die Gegenwart
einzuflechten, vielleicht hätte Sarah in Ambergate noch irgendwelche
Aufzeichnungen finden können, wo es Details über andere Personen
gibt, die im Roman auftauchen und Patienten des Sanatoriums waren.
Das hätte für mich das Ende nochmal runder gemacht, denn einige
davon gingen mir mit ihrer Art schon ans Herz.
In dem Erzählstrang in der Gegenwart
bin ich von den Protagonisten nicht ganz so begeistert. Sie sind
nicht sehr authentisch, wirken etwas steif und emotionslos. Hier
konnte mich niemand so recht überzeugen, einem jeden hat das gewisse
Etwas gefehlt, was sie einzigartig macht. Es gibt immer wieder
Ansätze, die die Figuren mögenswert machen, doch sie sind nicht
ganz ausgereift und facettenreich, ihre Schicksale gehen nicht so
sehr zu Herzen.
Fazit:
Fazit:
Ich bin richtig froh, das Buch gelesen
zu haben. Es hat mich überzeugt, wartet mit einer spannenden und
abwechslungsreichen Geschichte auf und besticht durch viele
verschiedene Aspekte. Sei es die Schreibweise, das Setting oder ein
großer Teil der Charaktere. Sie konnten überzeugen und haben das
Buch zu etwas besonderem gemacht, was wirklich lesenswert ist.
Ich habe lange überlegt, ob ich dem
Buch eine Bewertung mit 4 oder 4,5 Sternen gebe. Ich war mir
unschlüssig und habe immer wieder über meine Meinung gelesen.
Manche Aspekte mögen negativ wirken, sind aber gar nicht so gedacht,
sondern schneiden aufgrund der geteilten Erzählsituation etwas
negativer ab, was nicht gleichbedeutend mit schlecht ist.
Insgesamt hat der Roman nämlich einen
sehr positiven Eindruck bei mit hinterlassen und konnte mich auf
verschiedenen Ebenen überzeugen, weshalb ich gute 4,5 Stern vergebe.
Ich bin sehr froh, dem Buch eine Chance gegeben zu haben und es auch
so oft gesehen zu haben, sodass es mir irgendwann nicht mehr aus dem
Kopf ging. Ich kann nur eine Lesempfehlung aussprechen!
Bewertung: 4,5 von 5 Sterne
MarySophie
Vielen Dank an den Blanvalet Verlag, sowie das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen