Titel: Inseltochter
Autorin: Marlies Folkens
Verlag: Lübbe
Seitenzahl: 350 Seiten
Preis: 10,00 €
Erscheinungsdatum: 27.03.2020
ISBN:978-3-404-18087-5
Handlung:
Fedderwardsiel 1946
Noch immer werden die Flüchtlinge von
der Insel Helgoland schief angeschaut und von den Einheimischen
gemieden. Doch diese machen sich deshalb nicht zu viele Sorgen, sie
sind einfach nur glücklich, dass der Krieg vorbei ist, sie ein neues
Heim gefunden haben und erst mal wieder etwas durchatmen können. Die
Helgoländer haben furchtbares miterlebt und müssen sich erst von
dem Schrecken erholen, dass die Insel nach einem britischen
Bombenangriff in Schutt und Asche liegt.
Auch Wiebe gehört zu den Flüchtlingen
und ist bemüht, sich und ihrer Familie eine neue Zukunft aufzubauen.
Und muss dabei selbst immer noch bangen, ob ihr geliebter Ehemann Jan
noch am Leben ist. Und sich zeitgleich mit dem Fischer Freerk Cordes
arrangieren, der in der Nachbarschaft wohnt und ihr das Leben auch
nicht immer erleichtert...
Meinung:
Meinung:
Das Cover baut eine direkt Bindung zu dem Titel, aber auch zu dem Inhalt auf. Es zeigt eine wunderschöne Landschaft, im Hintergrund befindet sich ein idyllisches Häuschen, welches sich unglaublich gut in die Szenerie einfügt. Dazu ist noch das Meer zu sehen, sowie eine Düne, wo eine Frau steht, die in Richtung des Wassers schaut. Sie ist der Mode entsprechend gekleidet, ich mag es, dass sie nicht dem Betrachter zugewandt ist. Insgesamt ein schönes Bild, welches bereits einen ersten Blick auf das Setting gibt.
Seitdem ich die Neuauflage des Buches
in der Verlagsvorschau gesehen hatte, stand das Buch auf meiner
Wunschliste. Die Handlung klang für mich sehr spannend und ich reise
gerne mal gedanklich an die See. Zudem wurde eine Zeit nach dem
Zweiten Weltkrieg in einer Gegend besprochen, die ich nicht wirklich
kenne und ich finde es immer wieder spannend davon zu lesen, wie die
Menschen mit dem Geschehenen umgegangen sind. Das Buch wurde mir
freundlicherweise vom Bastei Lübbe Verlag zur Verfügung gestellt,
wofür ich mich auch hier nochmal ganz herzlich bedanken möchte!
Obwohl es einen recht angenehmen Start
in den Roman gibt und man die Gelegenheit bekommt, sich daran zu
gewöhnen und Zusammenhänge zu erkennen, habe ich mich gut hundert
Seiten mit der Handlung etwas schwer getan. Bis dahin wurde die
Handlung nicht mitreißend, ich fand die Geschichte gut, aber mir
fehlte das gewisse Etwas. Vielleicht ein paar mehr Emotionen, mehr
Lebendigkeit oder mehr Spannung.
Erst später wurde die Handlung für
mich richtig interessant und ich konnte schneller und flüssiger
lesen und hatte auch Freude daran. Die Geschichte nahm endlich Fahrt
auf und bekam etwas einzigartiges.
Durchweg gefallen hat mir die
Schreibweise. Stets war die Handlung mit einfachen Worten
niedergeschrieben, was sich flott lesen ließ. Authentizität kam
durch die Einmischung von einigen, typischen nordischen Begriffen,
die außerdem für eine angenehme Bodenständigkeit gesorgt haben.
Ansonsten gab es ganz wundervolle
Beschreibungen des Settings, ich konnte mir die verschiedensten Orte
sehr gut vorstellen, was mich sehr begeistert hat.
Anhand von recht wenigen Worten ist es
der Autorin außerdem gelungen, den Protagonisten klare Züge zu
verleihen und sie lebendig werden zu lassen. Ich konnte sie mir
nicht unbedingt vom Aussehen her vorstellen, sondern ihre Charaktere
standen deutlich im Vordergrund und waren klar gezeichnet. Das hat
mir sehr gefallen, so kann man seiner Fantasie freien Lauf lassen und
es wurde sich nur auf das Wichtigste beschränkt.
Insgesamt wurde der Roman mit seinen
350 Seiten kompakt gehalten. Es entstanden nie Längen, die Handlung
war begrenzt und für den weiteren Verlauf unwichtige Details wurden
komplett ausgelassen. Es wurde sich wirklich nur auf das Wichtigste
beschränkt und so ging die Geschichte nicht zu sehr in die Weite.
Der Prolog der Handlung zeigt Wiebke
mit ihrem Freund in Kindertagen, danach setzt die Handlung 1946
wieder ein, als diese eine gestandene Frau mit zwei kleinen Kindern,
allerhand Sorgen und Verantwortung ist. Tatsächlich ist es nicht so
leicht zu sagen, wie viel Zeit im Verlauf der Handlung vergeht. Es
gibt nur selten einen Hinweis darauf, in welchem Jahr sich die
Geschichte gerade befindet. Höchstens mal durch das Alter der Kinder
wird dies deutlich. Hier hätte ich mir eine genauere Ansage
gewünscht, vielleicht hätte am Anfang neuer Kapitel wenigstens das
Jahr, vielleicht sogar die Jahreszeit / der Monat eine Erwähnung
finden können. Mir hätte es sehr geholfen und ich mag es immer,
wenn ich mich in der Zeit besser orientieren kann, gerade weil der
Roman historische Hintergründe hat und ich diese gerne zeitlich
einordne.
Das Setting war wirklich traumhaft. All
die wunderschönen und ausführlichen Beschreibungen des Meeres und
der Landschaft haben in mir den Wunsch geweckt, mich an diese
Örtlichkeit zu wünschen. Anhand der Beschreibungen verschiedener
Häuser, sei es von feineren wie der Gemeindeverwaltung oder
einfachen und ärmlicheren Gebäuden wie den Wohnhäusern von Wiebke
und Freerk, gibt es außerdem einen Einblick darauf, welche Folgen
der Krieg in der Wohnsituation hinterlassen hat. Weiterhin werden
Unterschiede deutlich, wie Flüchtlinge, aber auch die Besatzer
untergebracht sind.
Hier kann das Buch ganz viele
Pluspunkte sammeln, ich habe mich unglaublich gerne in diese Umgebung
geträumt und fand auch, dass die Charaktere dort richtig gut
hingepasst haben. Ich konnte sie mir nur schwer in einer größeren
Stadt vorstellen, dafür waren sie mit der See viel zu verbunden, was
man ihrem Wesen auch deutlich angemerkt hat.
In die Handlung eingestreut wurden
nicht nur norddeutsche Begriffe, sondern auch immer wieder
historische Ereignisse. Diese konnte man teils hautnah mit Wiebke und
den anderen Protagonisten erleben, wenngleich ich mir noch mehr
Informationen gewünscht hätte.
Doch auch so konnte ich mich
weiterbilden und habe manches zum ersten Mal gehört. Tatsächlich
war es mir nämlich nicht bekannt, dass die Bunkeranlagen von
Helgoland gesprengt werden sollten und wie das Ergebnis dessen
aussieht.
Weiterhin wurde diese Informationen
sehr passend in die Handlung eingewoben, sodass man sie fast nebenbei
liest und aufnimmt. Mit einfachen Worten wiedergegeben hatten die
Details natürlich auch die Wirkung, dass man sich diese schnell
merken konnte und sie auch leichter im Gedächtnis bleiben.
Leider hat mir immer ein wenig die
Spannung gefehlt. Die Handlung war interessant, aber nur selten ist
etwas passiert, wo man mit den Protagonisten mitfiebern konnte und
ich vor Aufregung das Buch nicht aus der Hand legen wollte. Und
selbst wenn etwas passiert ist, was neuen Schwung in die Handlung
bringt, empfand ich dies nur selten als spannungsanregend, es wurde
für mich lediglich eine neue Facette gezeigt.
Wie schon erwähnt, die Figuren haben
alle ausführliche Züge bekommen, die nicht so sehr auf das
Aussehen, sondern eher auf den Charakter zielen. Nur selten wurden
äußerliche Details genannt, die ein grobes Bild von den Figuren
geben. Ansonsten hat man viel Platz für seine Fantasie und kann sich
einige Details selbst ausdenken und vorstellen.
Mir hat die Zeichnung ganz gut
gefallen, es entstanden sympathische Figuren, die keine Helden sind,
sondern ganz normale Personen. Auch sie haben mit Sorgen und Ängsten
zu kämpfen und ihnen fällt nicht alles zu. So entsteht eine
natürliche Situation, die sich positiv auf die Figuren auswirkt.
Im Vordergrund steht ganz klar Wiebke.
Man hat an ihrem Charakter gemerkt, was der Krieg und ständige Nöte
mit einem Menschen macht, sie startete sehr ernst und steif in die
Handlung und ließ diese Eigenschaften nach und nach fallen. So
entsteht eine sympathische und warmherzige Frau, der man nur das
Beste wünscht und mit der man sich mit freut. Manchmal fand ich es
schade, dass sie sich von anderen Personen reinreden ließ und von
anderen Meinungen beeinflusst wurde. Gerade bei Entscheidungen um
ihre Zukunft sollte Wiebke am meisten auf sich selbst hören und
nicht auf andere Personen.
Fazit:
Ein wirklich gutes Buch, welches ich
gerne gelesen habe. Mein großes Highlight des Buches sind das
Setting, aber auch die Schreibweise, welche der Handlung einen guten
Rahmen gegeben hat. Dies und auch die Figurenzeichnung trägt dazu
bei, dass das Buch interessant bleibt und man es gerne in die Hand
nimmt. Und im Großen und Ganzen bin ich mit dem Roman auch ganz
zufrieden, es tauchten lediglich immer mal Kleinigkeiten auf, die
mich etwas gestört haben und für die ich einen Stern in meiner
Bewertung abziehe.
Trotzdem kann ich das Buch
weiterempfehlen, die Geschichte lässt sich locker und flott lesen
und auch die Handlung hat mir gefallen. Ich fühlte mich gut
unterhalten und bin nun doppelt so gespannt auf das andere Buch der
Autorin, welches ich lesen werde und zu dem als nächstes meine
Meinung folgen wird!
Bewertung: 4 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den Bastei Lübbe Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
Interesse? Hier findet ihr den Roman!
Meine Rezension zu Band 1: Gezeitenstürme
Interesse? Hier findet ihr den Roman!
Meine Rezension zu Band 1: Gezeitenstürme
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen