Titel: Gut Greifenau - Abendglanz
Autorin: Hanna Caspian
Verlag: Knaur TB
Seitenanzahl: 560 Seiten
Preis: 9,99 €
ISBN: 978-3-426-52150-2
Handlung:
1913
Nach dem Tod des Patrons ändert sich
das Leben auf Gut Greifenau. Adolphis von Auwitz-Aarhayn, der neue
Gutsbesitzer und Sohn des verstorbenen Patrons muss nun die Zügel in
die Hand nehmen und sich in die Führung des Gutes einarbeiten. Bei
dieser Aufgabe hilft ihm sein ältester Sohn Konstantin, der schon
von klein auf großes Interesse an dem Gut zeigt und stets darüber
nachdenkt, wie man das Gut noch effektiver verwalten und bearbeiten
kann. Doch nicht alle sind froh über sein modernes Denken, viele
stehen der modernen Technik kritisch gegenüber.
Auch in Liebesangelegenheiten zeigt
sich, wie modern Konstantin ist: Anstatt sich eine junge Adlige als
Ehefrau zu suchen, verliebt er sich in die Dorflehrerin Rebecca
Kurscheidt, eine überzeugte Sozialdemokratin.
Auch seine jüngste Schwester Katharina
hat in Hochzeitsangelegenheiten ihren eigenen Kopf. Ihre Mutter, die
Gräfin, plant eine Hochzeit mit einem Neffen des deutschen Kaisers.
Doch gegen diese Verbindung wehrt sich Katharina vehement, sie hat
einen jungen Burschen kennengelernt, der ihr Herz sofort erobert hat.
Doch davon will die Mutter nichts wissen.
Beide Geschwister kämpfen heimlich um
ihr Liebesglück, niemand aus der Familie oder gar der Gesellschaft
darf davon erfahren. Sie sind sich dessen bewusst, dass sie etwas
unerhörtes tun, jedoch wartet nicht nur auf sie eine Katastrophe,
sondern auf die ganze Welt.
Meinung:
Besonders gut gefällt mir am Cover der Hintergrund, wo ein Teil eines Herrenhauses mit Garten abgebildet ist. Das stimmt den Betrachter schon ein Stück weit auf den Inhalt der Geschichte ein und ich kann mir gut vorstellen, wie die Gutsfamilie über das Anwesen streift. Auch die Schriftfarbe von dem Titel finde ich richtig schön. Diese erstrahlt in einem rot-braun glänzenden Farbton, welche wiederum auf den Untertitel des Romans, Abendglanz, hinweisen. Ich hätte es stimmiger gefunden, wenn auch der Name der Autorin in diesem Farbton aufgedruckt worden wäre. Mein Kritikpunkt an dem Cover ist ein wenig die Dame, welche in die Weite schaut. Zwar trägt sie die für die Epoche passende Kleidung und scheint tatsächlich aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg entsprungen zu sein, jedoch stört es mich ein wenig, dass sie dem Betrachter den Kopf zuwendet. Ich mag es immer mehr, wenn Personen auf dem Cover auftauchen, dass diese von dem Betrachter abgewandt sind und ihm den Rücken zuwenden oder man nur das Profil von ihnen sieht. In meiner Bewertung messe ich diesem Punkt keine Bedeutung zu, ein Cover ist für mich nicht der ausschlaggebende Punkt für einen Kauf oder eine Bewertung.
Sehr gut gefallen hat mir, dass am
Anfang des Romans eine Karte von Pommern und Westpreussen abgedruckt
wurde. So erhielt ich nicht nur einen Eindruck, wo das Gut liegt und
welche Orte sich im Umkreis befinden, sondern auch einen Überblick
über Pommern und Westpreussen, von denen ich nicht viele Details in
Erinnerung habe.
Anschließend gibt es noch zwei kleine
Karten, auf denen das Dorf Greifenau, sowie das Gut Greifenau mit
allen Gebäuden abgebildet ist. Dies hat mir richtig gut gefallen, so
erhielt ich einen Überblick über die Größe des Geländes und auch
wenn sich die Protagonisten auf dem Gelände bewegen, kann man ihre
Wege besser mitverfolgen.
Als letztes kleine Extra, bevor dann
der Roman beginnt, wurde eine Personenübersicht aufgestellt.
Besonders am Anfang des Buches hat mir diese sehr weitergeholfen, ich
kam anfangs häufiger mit den Protagonisten durcheinander und dann
war es für mich hilfreich, wenn ich nur in der Übersicht
nachschauen musste und sofort wieder wusste, welcher Protagonist
welche Rolle auf dem Gut spielt.
Als ich mit dem Lesen begonnen hatte,
war ich guter Dinge. Ich habe mich darauf gefreut, den Roman endlich
zu lesen und hatte richtig Lust darauf, in die Welt von Gut Greifenau
abzutauchen. Leider ging das nicht so, wie ich es mir erhofft hatte.
Ich kam nur schwer in den Roman rein, dies lag unter anderem an der
Vielzahl der Protagonisten, die schon nach kurzer Zeit auftreten,
aber auch weil ich von der Vielzahl der Perspektiven, welche zu Wort
kommen, überwältigt war. In diese Erzählsituation musste ich mich
erst einmal reinfuchsen und auch die Personen besser kennenlernen.
Nach ungefähr 50-70 Seiten hatte ich dann keine Probleme mehr mit
dem Lesen, ich wusste, wer wer ist und wie mögliche Zusammenhänge
sind. Ab diesem Zeitpunkt hat es mir richtig Spaß gemacht, den Roman
zu lesen und über die gesamte restliche Handlung hinweg erfüllte er
meine Erwartungen. Je weiter die Handlung fortgeschritten ist, desto
spannender wurde der Roman. Am Ende konnte ich es wirklich kaum noch
aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie die Autorin
die Geschehnisse und Konflikte am Ende löst.
Ein Highlight war für mich das
Setting. Der malerisch beschriebene Ort Greifenau und auch das Gut
waren eine tolle Hintergrundkulisse für die Handlung und haben mich
zum träumen eingeladen. Besonders durch das Gut würde ich sehr
gerne streifen und mir mit eigenen Augen anschauen.
Mir hat die Vermischung von
historischen Fakten mit durchweg fiktiven Charakteren gut gefallen.
Hier wurde die richtige Balance gefunden, außerdem hat beides gut
miteinander harmoniert und wirkte an keiner einzigen Stelle künstlich
oder gewollt.
Insgesamt muss ich sagen, dass die
Charaktere sehr lebendig geschildert waren und in ihrem Auftreten und
Handeln viel Authentizität bewiesen haben. Bei einigen wurden die
Sympathien von der Autorin geschickt in eine Richtung gelenkt, im
Großen und Ganzen jedoch konnte man als Leser frei entscheiden, ob
man einen Charakter angenehm findet oder nicht.
Besonders interessant fand ich die
Darstellung von den Dienstboten in dem Gut. Einblicke in deren Leben
finde ich immer wieder spannend, allen voran das Leben und Verhalten
untereinander.
Der Handlungszeitraum erstreckt sich
auf ungefähr ein Jahr und drei Monate. Am Anfang eines jeden neuen
Kapitels wurde nicht nur der Ort der Handlung, sondern auch ein
genaues Datum angegeben, sodass man nie die Übersicht verliert, wie
viel Zeit in der Handlung mittlerweile vergangen ist. Ich bin froh,
dass sich der Roman nur über eine solch kurze Zeit erstreckt und
nicht mehrere Jahre darin verarbeitet wurden. So erhielt man
ausführliche Informationen zu verschiedenen Themen und Situationen.
Trotzdem war bei vielen Charakteren eine Weiterentwicklung sichtbar,
besonders bei der jungen Generation rund um den Grafensohn Konstantin
und dessen Geschwister. Diese war gut erkennbar, beim Lesen hat man
richtig gespürt, wie sie reifer und erwachsener wurden, aber auch
ihr Denken verändert haben.
Fazit:
Ein Roman, der am Ende viele Fragen offen lässt und damit die Vorfreude auf den zweiten Teil erhöht. Glücklicherweise muss man nicht allzu lange warten, bis der zweite Teil erscheint und bis dahin kann ich mir noch einige Gedanken darum machen und auch Überlegungen anstellen, was alles in der Fortsetzung passieren könnte.
Trotz dem etwas zähen Einstieg konnte
mich der Roman am Ende doch noch überzeugen und es war ein kleines
Highlight, in zu lesen. Hanna Caspian hat einen gelungenen und sehr
spannenden ersten Teil einer Reihe geschaffen, die nicht nur
unterhält, sondern auch viel politisches und historisches beinhaltet
und die Lebenssituation von Gutsbesitzern mit einigen Angestellten
perfekt darstellt.
Bewertung: 5 von 5 Sternen
MarySophie
Vielen Dank an den Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
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