Montag, 23. August 2021

Rezension: Die Frauen vom Jungfernstieg - Antonias Hoffnung von Lena Johannson

Titel: Die Frauen vom Jungfernstieg - Antonias Hoffnung
 Autorin: Lena Johannson
 Verlag: Aufbau TB
Seitenzahl: 416 Seiten
 Preis: 12,99 €
 Erscheinungsdatum: 19.07.2021
ISBN: 978-3-7466-3705-1

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Handlung

Hamburg 1903

Die Firma Beiersdorf genießt noch immer die Aufmerksamkeit, die das Leukoplast auf sie gelenkt hat. Allerdings weiß Oscar, dass dies ein Erfolg ist, auf dem sie sich nicht lange ausruhen dürfen. Derweil genießt es seine Frau Gerda immer mehr, in ihrer Villa in Eimsbüttel Kunstsalons zu veranstalten und sie schätzt den Austausch mit Kunstinteressierten sehr. Unter anderem auch deswegen hat sich mit Irma eine Freundschaft entwickelt. Diese bekommt für ihre Gemälde immer mehr Aufmerksamkeit und mittlerweile steht sie kurz vor ihrem internationalen Durchbruch. 
Antonia hat sowohl ihr privates, als auch ihr berufliches Glück gefunden. Bis plötzlich eine Freundin stirbt und sie sich um deren Tochter kümmern soll. Noch weiß sie nicht, wie hart der Weg zum Sorgerecht wird...

Meinung

Das Cover gefällt mir sowohl farblich, als auch von den gewählten Motiven her sehr gut. Es strahlt eine Frische aus, die mitreißend ist und den Blick automatisch auf das Buch lenkt. Wie auch schon beim ersten Band wird wieder eine Dame gezeigt, die dem Betrachter den Rücken zuwendet. Sie ist der Mode der Handlungszeit entsprechend gekleidet und blickt auf ein Gebäude, welches sich in Hamburg verorten lässt. Der Hintergrund wurde farbenreich, als auch sehr detailliert dargestellt, weshalb die gesamte Szenerie lebendig und einladend wirkt.

Am oberen Bildrand sind Blattranken eingefügt, die dem Bild noch einen sommerlicheren Touch verleihen und sie harmonieren sehr gut mit dem Himmel. Außerdem runden sie das Gesamtbild fein ab. Insgesamt betrachtet mag ich das Cover wirklich gern, es ist schick und stimmig. Zudem mag ich die Ähnlichkeiten mit dem ersten Band der Reihe, wodurch sich ein Wiedererkennungswert ergibt. Ein hübsches Cover, welches bei mir die Vorfreude auf die Geschichte gestärkt hat.

Mittlerweile habe ich schon einige Romane von Lena Johannson gelesen. Und bisher war tatsächlich noch keiner dabei, der mich auch nur ansatzweise enttäuscht hat. Jedes Werk aus ihrer Feder hat mir richtig gut gefallen und ich freue mich immer, wenn ich ihren Namen in den Verlagsvorschauen erblicke.

So ging es mir auch, als ich letztes Jahr den Auftaktband ihrer neuen Saga entdeckt habe. Ich war sofort gespannt auf die Geschichte und es hat mir große Freude bereitet, den ersten Band zu lesen. Und weil mich das Buch so gut unterhalten hat und ich unbedingt wissen wollte, wie die Reihe weitergeht, stand die Fortsetzung ganz weit oben auf meiner Wunschliste. Ganz besonders habe ich mich darüber gefreut, auch diesen Teil als Rezensionsexemplar vom Aufbau Verlag zu erhalten, wofür ich mich noch einmal ganz herzlich bedanken möchte!

Ich habe vor dem Lesen erst einmal meine Rezi zum ersten Band durchgelesen um mir die Ereignisse vor Augen zu rufen. Und dabei bin ich über das Wort Personenverzeichnis gestolpert, was es bei diesem Teil leider nicht gibt. Im Grunde ist das nicht tragisch, die Figuren werden mit eingängigen und lebendigen Worten beschrieben, sie tauchen in einer übersichtlichen Anzahl auf und ich hatte nie das Problem, dass ich jemanden vergessen hätte. Gerade die wichtigsten Figuren, allen voran die drei Damen Antonia, Gerda und Irma, aber auch deren Ehemänner, haben eine sehr umfangreiche Zeichnung erhalten, zudem stehen sie ständig im Fokus der Geschichte. Alle anderen Figuren gliedern sich deutlich unter ihnen ein. Trotzdem wäre es vielleicht ganz nett gewesen, wenn irgendwo im Buch eine kleine Übersicht über die handelnden Figuren gewesen wäre. Allerdings ist das kein Muss, ich hatte keine Schwierigkeiten damit, die Figuren wiederzuerkennen und sie in den korrekten Zusammenhang zu bringen.

Am Ende des Buches wurde ein kleines Glossar eingefügt. Dort werden sowohl schlesische, als auch hamburgische Begriffe nochmals erläutert und man kann schauen, was deren Bedeutung im hochdeutschen ist. Die meisten dieser Worte waren mir bekannt, ansonsten erschließt sich der Sinn auch problemlos im Kontext der Szene, trotzdem empfand ich es als hilfreich, dieses Glossar am Ende zu wissen.Zudem gibt es am Ende ein informatives Nachwort. In diesem werden einige Sachverhalte nochmals kurz aufgegriffen und erläutert. Einige Punkte werden dabei kurz und sachlich klargestellt, was ich sehr passend empfinde. Außerdem bildet dieses einen feinen Abschluss des Romans!

Obwohl ich mir vorab meine Meinung durchgelesen hatte und mir allein dadurch wieder ein paar Details aus dem ersten Band eingefallen sind, brauchte ich ein paar Seiten, um mich in die Handlung hineinzufinden. Zwar waren mir die Figuren direkt wieder vertraut, allerdings sind mir einige Ereignisse des vorherigen Teils nicht direkt eingefallen. Erst nach und nach sind immer mehr Erinnerungen zurückgekommen, sodass ich mich nach vielleicht fünfzig Seiten problemlos in der Geschichte zurechtgefunden habe.

Von der Sprache bin ich sehr angetan. Sie lässt sich flüssig und sehr gut lesen, es macht einfach nur großen Spaß in die Geschichte einzutauchen und sich die Situationen bildlich vorzustellen. Dazu trägt nicht nur die abwechslungsreiche Handlung bei, sondern halt auch die Schreibweise der Autorin. Und diese war einfach nur toll. Es gibt viele, sehr bildhaft angehauchte Szenen, die sich teils so reihen, dass sie stellenweise wie ein Film in meinem Kopf abgelaufen sind. Jegliche Situation wird lebendig und nachvollziehbar beschrieben, man kann der Geschichte dadurch gut folgen und das Gelesene fein verarbeiten. Häufig wird die Sprache mit ein wenig Dialekt aufgepeppt, sodass die Figuren noch lebendiger wirkten.

Wieder gibt es mehrere Erzählperspektiven. Die Handlung spaltet sich auf die drei Damen Antonia, Irma und Gerda auf, aus ihren Sichtweisen werden verschiedene Situationen dargestellt. Wobei ich finde, dass Antonia diesmal ein wenig mehr Platz erhalten hat, um ihre Sicht der Dinge darzulegen. Auf jeden Fall entsteht so eine wunderbare Abwechslung, es wurde für mich nie langweilig und stets wollte ich wissen, wie sich bestimmte Sachverhalte letztendlich auflösen werden. Zudem gibt es daher viele Einblicke in die Gedanken, sowie Gefühle der Figuren und man kann stets gut nachvollziehen, was sie gerade bewegt und beschäftigt. Außerdem ist es möglich, eine Entwicklung zu verfolgen und es lässt sich schauen, wie unterschiedlich die Lebensstile zur Handlungszeit ausschauen. Schon auf diese Weise entsteht ein kleiner Einblick in die Hamburger Gesellschaft, der sich im Verlauf der Geschichte immer weiter verfestigt.

Ich bin wieder sehr zufrieden damit, dass eine so vielfältige Erzählweise genutzt wurde. Die Handlung gestaltet sich zu keinem Zeitpunkt als langweilig oder langatmig, immer wieder wird neuer Schwung hineingebracht, sei es durch kleine Cliffhanger oder durch spannende Wendungen. Zudem kann man die Protagonisten aus unterschiedlichen Blickwinkeln erleben und sich somit einen umfassenden Eindruck von ihnen verschaffen, der es möglich macht, sie genauer und auch mal kritisch zu betrachten.

Zum Beginn neuer Kapitel gibt es stets den Vermerk, aus welcher Sichtweise die folgenden Seiten geschildert werden. Das fand ich sehr hilfreich, so wurden die drei Perspektiven geschickt auseinandergehalten.Zudem gibt es immer mal eine Angabe zur Handlungszeit. Vor allem, wenn ein Kapitel in einem neuen Jahr spielt, gibt es dazu die Info, in welchem Monat und in welchem Jahr die folgenden Ereignisse spielen. So hat man einen groben Überblick, wie viel Zeit seit dem Beginn der Geschichte vergangen ist. Insgesamt vergehen rund sechs Jahre im Verlauf der Handlung, ich finde, dass man diesmal zeitlich mehr Informationen erhält als noch im ersten Band. Es hätten gerne auch vor jedem Kapitel diese Angaben stehen können, im Allgemeinen bin ich jedoch ganz zufrieden, wie es gehandhabt wurde.

Bis auf wenige Kapitel spielt der Großteil der Handlung in Hamburg. Von der Stadt lernt man verschiedene Ecken kennen, man kann schauen, wie sie sich im Verlauf der Jahre ändert und wie die Stimmung an verschiedenen Orten ist. Und weil man die drei Damen so genau verfolgt ist es auch möglich, sich über die Wohnverhältnisse der gesellschaftlichen Schichten ein Bild zu machen. Hamburg wird lebendig und abwechslungsreich dargestellt, man merkt einen Hauch der Stimmung in der Stadt und man erhält einen soliden Überblick auf die Stadt. Vor allem auf der Firma Beiersdorf, aber auch auf den Wohnungen oder Häusern der drei Hauptprotagonistinnen liegt der Fokus und ich finde, dass die Beschreibungen dessen sehr gelungen ist.

Nur wenige Kapitel spielen außerhalb von Hamburg. Einmal gibt es einige Szenen in Berlin, zudem lernt man Frankreich und Russland grob aus den Augen von Gerda und Irma kennen. Es ist deutlich zu spüren, dass auf diesen Orten ein nicht so großer Fokus liegt und sie nur für eine begrenzte Zeit im Roman auftauchen. Sie werden deutlich knapper beschrieben, zudem wirkt die Stimmung nicht so greifbar. Damit habe ich allerdings kein Problem, man erhält einen soliden Eindruck von den Orten und so zeigt sich, dass Hamburg eindeutig der Mittelpunkt der Geschichte ist.

Ich finde, dass allerhand historische Informationen in die Handlung eingebunden wurden. Zu verschiedenen Themen, die sowohl politischer, als auch technischer Natur sind, werden Hintergründe geschickt und wohldosiert in die Geschichte eingebunden. Die meisten Informationen erhält man über die Firma Beiersdorf. Sowohl über neue Produkte, als auch über die Arbeiten in diesem Berufsfeld wird einiges berichtet.

Außerdem kann man anhand von dem alltäglichen Leben und gesellschaftlichen Ereignissen gut schauen, wie die Menschen getickt haben und welche Prioritäten sie in ihrem Leben hatten. Man erhält einen guten Eindruck dessen und es wird ein lebendiges Bild der Handlungszeit gezeichnet.

Ich hatte ja bereits erwähnt, dass die drei Damen, sowie teils ihre Männer eindeutig im Fokus der Geschichte stehen (zusammen mit der Entwicklung der Firma Beiersdorf). Ihre Beschreibungen sind besonders üppig und genau ausgefallen, sie haben zahlreiche Attribute erhalten, die ein lebendiges Bild ihrer Person zeichnen. Ihre Charaktere, Aussagen und Handlungen wirkten lebendig und authentisch und es lässt sich gut verfolgen, was ihnen gerade auf dem Herzen liegt. Mir hat es gefallen, dass sie verschiedene Facetten von sich gezeigt haben und offen ihre Gefühle geäußert wurden. Ihre Darstellung wird dadurch abgerundet und es entstehen abwechslungsreiche, interessante und sympathische Persönlichkeiten, mit denen ich gern meine Zeit verbracht habe.

Die restlichen Figuren wurden mit nicht so viel Tiefgang ausgestattet. Sie bleiben in ihrer Zeichnung ein wenig oberflächlich, was mich allerdings gar nicht gestört hat. Sie haben trotzdem auszeichnende Merkmale erhalten, die ihre Darstellung einzigartig macht und man lernt sie zumindest so gut kennen, um ihre Handlungen und Meinungen zu bewerten.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass meine Vorfreude auf die Fortsetzung sehr berechtigt war. Meine Erwartungen an diesen zweiten Band wurden allesamt erfüllt und ich bin absolut zufrieden damit, wie sich die Ereignisse entwickelt haben. Und auch die Richtungen, in die sich die drei im Fokus stehenden Damen entfaltet haben, empfinde ich als spannend. Gleichzeitig mag ich es, dass man merkt das ihre Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist, weshalb ich mich bereits auf ihre Darstellung im dritten Band freue. Insgesamt habe ich schon einige Spekulationen darüber angestellt, wie sich die Geschichte weiterentwickeln könnte, welche Probleme von einigen Figuren ausgehen und was für Konflikte entstehen könnten. Gerade zum letzten Punkt bietet die Handlung einiges an Material und ich denke, dadurch wird die Reihe spannend und abwechslungsreich weitergehen!

Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Aufbau Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 

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