Montag, 16. November 2020

Rezension: Grandhotel Schwarzenberg - Rückkehr nach Bad Reichenhall von Sophie Oliver

Titel: Grandhotel Schwarzenberg - Rückkehr nach Bad Reichenhall
 Autorin: Sophie Oliver
 Verlag: Lübbe
Seitenzahl: 304 Seiten
 Preis: 10,00 €
 Erscheinungsdatum: 30.10.2020
ISBN:  978-3-404-18097-4
 
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Handlung

Bad Reichenhall 1911

Nach einigen Jahren in Amerika kehrt Michael Schwarzenberg als reicher Mann nach Bad Reichenhall zurück. Doch dort ist natürlich auch einige Zeit ins Land gegangen und die Menschen haben sich geändert. So findet er seine große Liebe Anna als verheiratete Frau und Mutter eines kleinen Jungen vor. Michael möchte unbedingt, dass ihre Liebe eine Chance erhält und beschließt, um Anna zu kämpfen. 
Und auch Anna konnte ihren Liebsten all die Jahre nie vergessen. Auch sie fühlt sich noch von Michael angezogen und sucht nun nach einer Lösung. Den wenn sie ihren Mann verlässt, würde dies bedeuten, dass sie ihren Sohn Karl verlieren würde. Ist Anna dazu bereit?

Meinung

Ich finde das Cover einen Hauch zu düster, gleichzeitig wirkt es gerade dadurch stimmungsvoll und man fragt sich, ob diese dunkle Aura vielleicht auf eine nicht immer rund laufende Handlung hindeutet. Schließlich mündet die Handlungszeit langsam in den Ersten Weltkrieg und die dunklen Farbtöne könnten durchaus ein Zeichen für schlechte Zeiten sein.

Im Hintergrund ist wieder eine wunderschöne Berglandschaft zu sehen, davor befindet sich ein traumhaft aussehendes Haus, welches ich ein Stück weit mit dem titelgebenden Grandhotel in Verbindung bringt. Im Vordergrund laufen eine Frau und ein Junge durch ein Tor, sie ist schick und edel gekleidet, ebenso wie der kleine Bube. Sie sind dem Betrachter abgewandt, man sieht lediglich ihre Rücken, was ich vollkommen in Ordnung finde. Und irgendwie kann ich mir hier gut vorstellen, dass es sich bei den zwei Personen und Anna und ihren Sohn handelt. 
Insgesamt finde ich das Cover gut, es hätte vielleicht ein wenig mehr Farbe vertragen können, wirkt so aber stimmig und hat was.

Erst im August hatte ich den ersten Band der Reihe gelesen und mich seitdem auf die Fortsetzung gefreut. Die Geschichte war wirklich gut und hat mit einem kleinen Cliffhanger geendet, ich wollte danach unbedingt wissen, wie es mit Anna und ihren Liebsten weitergeht und wie sich die Beziehungen entwickeln. Daher habe ich dem Erscheinungstermin von diesem zweiten Band sehr entgegengefiebert und mich riesig gefreut, als ich die Fortsetzung in den Händen halten und gedanklich zurück nach Bad Reichenhall reisen konnte. Auch diesen Band habe ich freundlicherweise vom Bastei Lübbe Verlag als Rezensionsexemplar erhalten, wofür ich mich auch an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bedanken möchte!

Vor dem Beginn der Handlung gibt es eine Auflistung der handelnden Personen. So kann man bereits vor dem Lesen noch einmal sein Gedächtnis auffrischen und sich in Erinnerung rufen, in welchem Verhältnis die Protagonisten zueinanderstehen und mir sind direkt einige Details aus dem ersten Band wieder eingefallen. Anhand der Liste sieht man sofort, dass es eine überschaubare Anzahl an Figuren gibt, was ich sehr angenehm fand. Hier wurde eindeutig der Fokus auf Anna und ihre Familie gelegt, was eine tolle Geschichte für sich ergibt.

Wie ich gerade erwähnt hatte, sind mir allein durch das Durchlesen der Protagonisten einige Zusammenhänge aus dem ersten Band wieder eingefallen und dadurch hatte ich einen wirklich sehr angenehmen Start in den Roman. Ich habe mich direkt wieder in der Handlung zurechtgefunden und konnte mich sofort auf die Handlung und die Personen einlassen. Dazu hat auch die wunderbare und sich flüssig lesen lassende Sprache beigetragen, die den Leser nicht nur durch das Buch trägt, sondern auch dazu ambitioniert, immer weiterlesen zu wollen. Zumindest war es bei mir so, immer wieder gab es offene Fragen oder spannende Momente am Ende von Kapiteln, die viel Lust auf das Weiterlesen gemacht haben. Und deshalb hatte ich den Roman auch viel zu schnell ausgelesen und hatte zwar wundervolle und unterhaltsame Stunden mit dem Buch, muss mich aber nun gedulden, bis Band drei nächstes Jahr im Mai erscheint...

Ich finde, es herrscht oft eine einfache und gut lesbare Sprache vor, die ein schnelles und leichtes Vorankommen ermöglicht. Oft lässt es sich herauslesen, manchmal spürt man es auch, dass noch einige Geheimnisse und Geschehnisse auf den Leser warten und immer nur eine begrenzte Anzahl von Informationen preisgegeben wird. Dadurch bleibt die Geschichte auf einem konstant guten und hohen Spannungsniveau und als Leser bleibt man natürlich deshalb am Ball, weil man wissen möchte, wie es weitergehen wird und welche Entscheidungen getroffen werden.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich davon überrascht bin, wie viel Handlung auf den 304 Seiten passiert. Immer wieder geschehen unvorhersehbare Ereignisse und ich würde von vielen Wendungen überrascht. Dadurch bleibt die Geschichte natürlich stets spannend und ansprechend und es hat einfach nur Spaß gemacht, weiter in dem Buch zu schmökern.

Gleichzeitig wurde man als Leser nie überfordert und es gab auch mal ein paar wenige, ruhigere Momente. Dort sind nicht nur die Protagonisten etwas zur Ruhe gekommen, sondern man hat auch andere Seiten von ihnen gesehen und sie bildeten eine gute Waage zu den aufregenderen Abschnitten. Ich bin sehr zufrieden damit und muss sagen, dass dies auch ein Punkt ist, weshalb meine Erwartungen an den finalen Band sehr hoch sind. 
Und um der Handlung immer wieder neuen Schwung zu geben, gibt es einige Zeitsprünge, die geschickt eingebunden wurden. Es vergehen insgesamt 16 Jahre, in denen allerhand passiert, einiges ausgelassen wird und ich trotzdem nie das Gefühl hatte, etwas Wichtiges zu verpassen. Stets wurde man über die bedeutungsvollsten Ereignisse aufgeklärt und an keiner Stelle hat etwas gefehlt und der Roman hat eine durch und durch runde und stimmige Handlung.

Es gibt eine Aufteilung auf verschiedene Perspektiven, was eine abwechslungsreiche und immer wieder überraschende Handlung verspricht. Man folgt noch immer Anna, mittlerweile ist sie verheiratet und Mutter, befindet sich in einer anderen, angeseheneren Position als noch im ersten Band und man merkt häufig, dass sie ihr altes Leben nicht vergessen hat. Außerdem verfolgt man das Leben von Katharina, Tochter des hiesigen Salinenmeisters. Sie lebt nicht nur in vollkommen anderen Verhältnissen, sondern hat einiges miterleben müssen, was sie deutlich verändert hat. Ich finde ihre Entwicklung am spannendsten, zeigt sie doch, was manche Ereignisse mit den Menschen machen können. Zudem war es interessant zu beobachten, wie sich die Sicht auf den Salinenmeister und seine Familie vonseiten der Bevölkerung immer wieder ändert und welche Dynamik miteinander herrscht.

Und auch der Bürgermeister der Stadt kommt ab und an zu Wort und gibt nicht nur einen nochmals anderen Einblick auf die Geschehnisse, sondern auch in seine Psyche, die man ganz gut analysieren kann. Ich mochte seinen Blickwinkel, irgendwie bringt gerade er neuen Schwung hinein und es war interessant zu sehen, wie er seine Gesichter ändern kann und wie geschickt er oft die Fassade aufrecht erhält. 
Anhand dieser Erzählperspektiven gibt es einige Einblicke in unterschiedliche Lebensweisen, mit unterschiedlichen Zielen und Träumen. Man kann sich nicht nur von den Protagonisten ein gutes Bild machen, sondern ich empfand es auch einfacher, Situationen einzuschätzen und zu bewerten. Zudem kann man die Unterschiede der Gesellschaft erkennen.

Im ersten Band hatte ich noch die fehlende oder geringe Spannung bemängelt, diesmal war ich komplett zufrieden damit. Sie wurde durchweg auf einem guten Niveau gehalten und oft wurde ich von den Ereignissen überrascht. Zwar hatte ich mir bereits gedacht, was im Folgenden noch geschehen könnte, aber am Ende lag ich mit meinen Vermutungen meist falsch und es ist alles anders gekommen, als ich gedacht habe. Und auch anhand der Wendungen, die immer wieder auftreten wird der Handlung stets eine neue Richtung gegeben und es war sehr interessant zu lesen, wie es weitergehen wird.

Zudem denke ich, dass der Erste Weltkrieg ebenfalls viel dazu beiträgt, dass sich die Spannung auf einem konstant guten Niveau hält. Immerhin ist es ungewiss, ob und wie der Krieg Bad Reichenhall beeinflusst, was mit dem Grandhotel geschehen wird oder ob liebgewonnene Protagonisten wieder zurückkehren werden.

Vor allem anhand der Mode, durch Aussagen und natürlich durch den Ersten Weltkrieg sieht man einen Hauch der Recherchearbeit der Autorin. Es gibt immer wieder kleine Andeutungen, die ein Bild von der Situation bieten und anhand derer man sich das Leben kurz vor und während des Zweiten Weltkrieges vorstellen konnte. Und dabei gibt es einige Einblicke in verschiedene Lebensweisen, die am Ende ein breitgefächertes Bild der Gesellschaft ergeben haben und ansprechend gestaltet wurden.

Ich mochte das Setting recht gerne. Viele Örtlichkeiten konnte ich mir gut vorstellen und hatte oft Bilder vor Augen, wie ich mir diese verbunden mit der Beschreibung ausmale. Es gibt gute Darstellungen der Orte und es war faszinierend, wie die Autorin nur mit wenigen Worten einen Raum genaustens beschreiben konnte. Und auch die Protagonisten haben sich in diesen natürlich und selbstverständlich bewegt, wirkten nie fehl am Platze und haben den Settings Leben eingehaucht.

Außerdem konnte man gut beobachten und mitverfolgen, wie sich die Stadt entwickelt hat, welche Neuerungen es gab und wie sich nicht mehr nur auf den Salzhandel und den Ruf als ausgezeichnete Kurstadt verlassen wird, sondern auch geschaut wird, dass man den Besuchern und Urlaubern mehr bieten kann.

Viele der Protagonisten sind bereits aus dem ersten Band bekannt, es kommen nur wenige neue hinzu. Alle haben durchweg eine gute Beschreibung mit Charaktermerkmalen, Besonderheiten und auch Eigenheiten bekommen, die am Ende ein lebendiges und authentisches Bild ergeben. Im ersten Band gab es viele starke Frauencharaktere, diesmal finde ich, dass auch die Männer ein stärkeres und ebenbürtiges Auftreten erhalten haben und es in dieser Hinsicht interessante Dynamiken zwischen den Geschlechtern gibt.

Bei einigen Figuren gab es solide Entwicklungen, gerade Leonhard zeigt zahlreiche Gesichter und formt sich zu einem vollkommen anderen Menschen. Man merkt bei vielen, wie sie reifer werden und auch älter. Lediglich bei Anna und Michael habe ich irgendwie den Eindruck, dass es eine nicht so starke Entwicklung gibt und sie auch am Ende des Romans noch einen sehr jugendlichen Eindruck machen und sich im Vergleich zum ersten Band nur wenig entwickelt haben.

Fazit

Ich kann frohen Herzens sagen, dass meine Vorfreude auf die Fortsetzung berechtigt war. Mir hat dieser Band noch besser gefallen als der Erste und dementsprechend hoch sind meine Erwartungen an den finalen Band, auf den ich mich bereits jetzt freue.

Die Geschichte hatte viele natürliche Züge und wirkte sehr realistisch. Die Spannung wurde auf einem guten Niveau gehalten und man konnte beim Lesen deutlich spüren, dass man noch viele Male von den Figuren und den Ereignissen überrascht wird. Es gibt eine tolle Sprache und wunderbare Umschreibungen des Settings, aber auch der Situationen. Ich finde, die Protagonisten haben noch mehr Tiefe erhalten und man konnte viele Züge an ihnen beobachten. 
Für die Fortsetzung würde ich mir wünschen, dass Anna und auch Michael reifer auftreten und man ihnen anmerkt, dass sie sich doch gewandelt haben und nicht mehr die jugendlichen Menschen aus dem ersten Band sind. Sie sind zwar in ihren Handlungen überlegter geworden, doch im privaten finde ich sie nicht sehr gereifter. Ansonsten hoffe ich einfach, dass mich die restlichen Aspekte genauso überzeugen können und es ein rundes und stimmiges Ende geben wird. 

Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Bastei Lübbe Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 


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