Dienstag, 10. November 2020

Rezension: Winter der Hoffnung von Peter Prange

Titel: Winter der Hoffnung
 Autorin: Peter Prange
 Verlag: Fischer Scherz
Seitenzahl: 336 Seiten
 Preis: 20,00 €
 Erscheinungsdatum: 23.09.2020
ISBN: 978-3-651-00091-9
 
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Handlung

Deutschland im Hungerwinter 1946

Noch immer sind die Folgen des Krieges sichtbar, nicht nur in den Stadtbildern, sondern den Menschen fehlt es an allem, was sie zum Leben benötigen. Die Zukunft ist ungewiss und noch dazu ist der Winter eisig kalt. 
Selbst reiche und angesehene Leute leiden Not und müssen sich beschränken. So auch Ulla mit ihrer Familie, sie ist die Tochter eines bekannten Fabrikanten. Einerseits erscheint das baldige Weihnachtsfest wie ein Lichtblick, gleichzeitig wissen alle, dass es es wieder nur ein kleiner freudiger Moment ist und danach wieder der tägliche Kampf um lebensnotwendige Güter losgeht. 
In dieser Zeit organisiert Tommy Weidner einen Tanzabend. Dabei lernt er Ulla kennen und beide können sich nicht so leicht vergessen. Doch scheinbar hat ihre Liebe keine Zukunft, Tommy kennt seinen Vater nicht und gilt damit offiziell als nicht standesgemäß. Außerdem hat der Vater von Ulla gerade andere Probleme, ihm droht die Demontage. Und ausgerechnet in dieser Angelegenheit könnte Tommy helfen...

Meinung

Ich empfinde das Cover als sehr ansprechend und schön zu betrachten. Der auffallend rote Schrift vom Namen des Autors dient eindeutig als Blickfang und harmoniert sehr gut mit der des Titels, auch wenn es vielleicht etwas schöner gewesen wäre, wenn beides in demselben Farbton gewesen wäre. Am unteren Rand ist eine Familie zu sehen, die in winterliche Sachen gekleidet ist und recht glücklich aussieht. Mich stört es irgendwie, dass es den Anschein hat, als wären ihre Köpfe wie anhand von Photoshop eingefügt worden. Es sieht nicht rund aus und ich empfinde den Anblick als merkwürdig. Im Hintergrund gibt es eine verschneite Stadt, man sieht von den Gebäuden nur Schemen, was irgendwie passend erscheint. Ich mag es, dass sich bei dem Cover an der Handlungszeit und dem Titel orientiert wurde. Insgesamt, bis auf die Gesichter der Familie, ein rundes und schönes Bild, was eine wunderbare Ruhe ausstrahlt und viel Ausstrahlung besitzt.

Ich glaube, dass ich bisher lediglich ein Buch von Peter Prange gelesen habe, zwei Werke von ihm liegen bei mir noch auf dem SUB. Unter anderem „Unsere wunderbaren Jahre“, von dem ich schon viel Gutes gehört habe und dazu hatte ich bereits die Verfilmung im TV gesehen. Als ich diesen neuen Roman entdeckt habe und mir die Inhaltsangabe durchgelesen hatte, musste ich nicht lange fackeln und habe mich direkt bei Lovelybooks bei der Buchverlosung beworben. Die Handlung klingt spannend, die Leseprobe hat mich sehr überzeugt und ich hatte einen sehr positiven ersten Eindruck. Daher war ich sehr glücklich, tatsächlich ein Exemplar zu erhalten und in die Geschichte eintauchen zu können.

Bereits in der Leseprobe hat mir der kurzweilige Sprachstil hervorragend gefallen und genau das hat sich auch durch den restlichen Roman gezogen. Es gibt eine bildhafte und ausführlich beschreibende Sprache, die sehr gezielt Einblicke in das Leben im Winter 1946 gibt. Anhand von nachvollziehbaren Situationen kann man einen Hauch dessen erahnen, was die Menschen durchleben mussten, mit welchen Problemen sie zu kämpfen hatten und wie sie sich beholfen haben.

Schicksale lassen sich verfolgen und auf eine besondere Weise konnte ich mir viele Szenen, die Protagonisten und auch Settings richtig gut vorstellen. Oft lief die Geschichte wie ein kleiner Stummfilm in meinem Kopf ab, was eine ganz besondere Aura hatte und sehr anziehend wirkte.

An ganz vielen Stellen im Roman empfand ich die Stimmung einfach nur grandios. Nicht nur kann man ganz gut nachfühlen, wie die allgemeine Situation und die Gemütslage der Figuren war, sondern es gibt auch immer wieder Momente, in denen die Stimmung ein wenig aufgelockert wird und man dadurch erkennen kann, dass die Protagonisten nicht so einfach aufgeben. All dies lässt sich beim Lesen gut nachvollziehen und obwohl man sich in der heutigen Zeit gar nicht vorstellen kann, mit was für Ängsten und Sorgen die Bevölkerung gelebt hat, hat man anhand des Romans doch einen guten Eindruck dessen erhalten.

Es ist eine Einteilung in recht kurze und locker lesbare Kapitel vorgenommen wurden. So war es mir auch möglich, mal eben ein paar Seiten zu lesen, auch wenn ich nicht so viel Zeit bei der Hand hatte. Zudem hatte ich vielleicht auch deshalb den Eindruck, dass die Geschichte kurzweilig gehalten wurde und an keiner Stelle zu viel oder zu wenig über die Handlung und die Ereignisse gesagt wurden.

Verschiedene Erzählperspektiven werden angewandt, wodurch es unterschiedliche Einblicke auf die allgemeine Situation, als auch auf diverse Handlungen gibt. Man kann sich von den Figuren und ihren Aktionen eigene Urteile bilden und zudem wird das Schicksal verschiedener Menschen gezeigt. Menschen, mit unterschiedlichen Lebensweisen, mit eigenen Zielen und Wünschen und man lernt als Leser einige Weisen kennen, um mit dem Hungerwinter und der eisigen Kälte umzugehen. Dadurch entsteht ein breites Bild der Gesellschaft und zudem fand ich, dass diese Erzählweise die Protagonisten lebendiger und bodenständiger hat dastehen lassen. Sie zeigten verschiedene Gesichter und man konnte sie in einigen Stimmungen erleben, was ihrer Darstellung sehr gut getan hat!

Immer wieder wurden anhand der Lebensweisen einige historische Ereignisse eingeflochten, sei es durch Nennung politischer Ereignisse, des Schwarzmarktes oder dem Fehlen zahlreicher wichtiger Dinge wie Nahrung. Dadurch kann man sich ganz gut ein Bild der Situation machen und nebenbei noch lernen, wie sich die Menschen beholfen haben und welche Mittel und Wege es gab, um an feinere Dinge zu kommen. Fand ich sehr spannend, da die Handlung durchweg sehr authentisch erschien und viele Szenen wie nach einer Erzählung von tatsächlich Geschehenem erschienen.

Zudem war es besonders interessant, dass es auch für die begüterte Gesellschaft nicht alle Dinge des täglichen Bedarfs einfach so zu kaufen gab, sondern auch sie Abstriche machen oder Wege der Beschaffung finden mussten.

Obwohl ich weder Altena, noch die Gegend jemals gesehen habe, konnte ich mir doch wahnsinnig viele Gebäude und Schauplätze vorstellen. Sie haben eine eingängige Beschreibung erhalten und haben es mir einfach gemacht, meiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Sowohl den Bahnhof, als auch die Straßen oder das Heim der Familie Wolf erschienen sehr lebendig und waren tolle Handlungsorte, die eine tolle Zeichnung erhalten haben und idyllisch wirken.

Ich empfand die Anzahl der Protagonisten als recht angenehm. Viele tauchen wiederholt auf und hatten Merkmale, die einen Wiedererkennungswert geboten haben. Sie wurden mit unterschiedlichen Charakteren ausgestattet und hatten ein einzigartiges Auftreten, was sehr natürlich herüberkam. Besonders hat es mir gefallen, dass man die Sympathien frei verteilen konnte und das die Personen unterschiedliche Wesenszüge gezeigt haben. Dadurch wirkten sie menschlich und sie waren für mich angenehme Romanfiguren. Hier und da hätte ich mir gern mehr Tiefgang gewünscht, manches, gerade Beziehungen, gingen doch etwas flott.

Und noch ein weiterer, kleiner Kritikpunkt: mir fehlte durchweg die Spannung. Es handelt es sich um eine ruhig erzählte Geschichte, die durchaus interessant war, der aber ein Spannungsfaktor fehlte. Selbst die drohende Demontage wird in einem sachlichen und leichten Ton gehalten, hier wäre mehr ernst ganz gut gewesen. Und außerdem wäre dies die perfekte Gelegenheit, um der Geschichte neuen Schwung zu geben und die Spannungskurve ein wenig steigen zu lassen.

Fazit

Ich habe es sehr genossen, in den Roman einzutauchen und eine für mich neue Welt kennenzulernen. Es ist einfach unvorstellbar, mit was für Sorgen und Nöten die Menschen sich tagtäglich herumschlagen mussten und wie souverän sie vieles gelöst haben. Dazu einen Einblick zu erhalten war unglaublich interessant und ich mochte es sehr, was für einen direkten und unbeschönigten Blick man als Leser erhalten hat.

Und zu gut 80 % bin ich mit dem Buch vollkommen zufrieden, es hat eine schöne und weiterbildende Lektüre dargestellt, die sich flott hat lesen lassen und nach der ich mich nun sehr auf „Unsere wunderbaren Jahre“ freue. Zwei kleine Kritikpunkte habe ich angesprochen und begründet, ansonsten habe ich nichts zu beanstanden und bin sehr froh, den Roman gelesen zu haben!

Bewertung: 4 von 5 Sterne

 
MarySophie
 
Vielen Dank an den Fischer Verlag, sowie Lovelybooks für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Diesen Post kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung.
 
 

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