Handlung
Köln 1941
Anna verlebt bisher eine glückliche Kindheit, sie wohnt bei ihrer Tante Marie und ihrem Onkel Matthias, die zusammen eine Bäckerei betreiben. Sie verbringt dort unglaublich gerne ihre Zeit, liebt den stets mollig warmen Ofen und den Duft von frisch gebackenen Broten und Naschereien.Meinung
Das Cover gehört ehrlich gesagt nicht zu meinen Lieblingsbildern. Ich mag den Hintergrund ganz gerne, man sieht den Kölner Dom, sowie einige andere Gebäude leicht durch den Nebel schimmern. Allerdings hätte ich es angenehmer gefunden, wenn das Mädchen dem Betrachter komplett abgewandt gewesen wäre, man ihr Gesicht nicht sieht. Das stört mich ja allgemein immer und auch hier finde ich es nicht so schön. Außerdem empfinde ich es als etwas merkwürdig, dass der Titel so strahlend mit weißen / hellen Wolken hinterlegt wurde. Finde ich anhand der Thematik nicht ganz so passend, zudem verliert der Titel dadurch seine Strahlkraft. Es gibt also ganz nette Ansätze, aber insgesamt kann mich das Cover nicht unbedingt überzeugen.
Bereits in der Verlagsvorschau ist mir allerdings die sehr interessant klingende Handlung des Buches aufgefallen und diese konnte mich eindeutig mehr fesseln. Und genau aus diesem Grund wanderte der Titel auf meine Wunschliste und ich habe sehnsüchtig den Tag herbeigesehnt, an dem er bei Vorablesen erscheint. Den es stand für mich außer frage, dass ich dafür Punkte einlösen werde, den ich dachte mir, dass mir die Geschichte durchaus gefallen könnte. Also bin ich extra bis kurz nach Mitternacht munter geblieben, habe mir ein Buch gesichert und mich sehr gefreut, als dieses endlich bei mir angekommen ist. Und dafür möchte ich mich noch einmal bei Vorablesen und dem Ullstein Verlag ganz herzlich bedanken!
Es findet eine Unterteilung in drei Teile statt, wobei der letzte bedeutend kürzer ist als die anderen beiden und dadurch auch als eine Art längerer und ausführlicher Epilog dienen könnte. Am Beginn eines neuen Teil wird stets die Handlungszeit des Folgenden genannt, was ich als sehr hilfreich empfand. So hatte man immer ungefähr im Blick, in welchem Monat man sich in der Geschichte befinden könnte und kann besser verfolgen, wie alt vor allem Anna mittlerweile ist. Zudem lässt sich so die Kriegshandlung auch ungefähr einschätzen und ich fand es sehr passend, dass die Jahreszahlen genannt wurden. Vielleicht wäre es hierbei noch ganz nett gewesen, wenn diese, oder zumindest der Monat, auch vor neuen Kapiteln angegeben worden wären, um ein noch besseres Zeitgefühl zu erhalten. Allerdings bin ich so zufrieden, wie es von der Autorin gehandhabt wurde!
Ich muss ja ehrlich sagen, dass mich die Handlung wirklich von der ersten Sekunde an gefesselt hat. Anstatt mal kurz reinzulesen, um einen ersten Eindruck zu erhaschen, habe ich direkt gut 120 Seiten, den ersten Teil des Buches, in einem Rutsch gelesen. Und genau das hat sich auch durch die restliche Geschichte so weitergezogen. Sie hatte einen ganz besonderen Reiz auf mich und mir ist es unglaublich schwer gefallen, das Buch aus der Hand zu legen. Ich wollte einfach immer weiterlesen und habe den Roman schlussendlich innerhalb von drei Tagen durch gehabt. Und das ist bei knapp 500 Seiten nicht so selbstverständlich und sagt einiges über die Qualität des Romans aus.
Und wie so häufig hat auch diesmal die Sprache viel dazu beigetragen, dass ich so flüssig und ohne Probleme durch die Geschichte gekommen bin. Von der ersten Seite an hatte ich das Gefühl, mit den Protagonisten in einem Raum zu stehen und sie bei ihren Erlebnissen zu begleiten. An keiner Stelle kam Distanz zu ihnen auf und dann ist es natürlich noch reizvoller, weiteres von ihnen zu erfahren.
Im Grunde gibt es eine recht einfache und leicht lesbare, sowie verständliche Sprache. Nur selten kommen Fachbegriffe vor und sie gibt mit eindringlichen Worten ein nachvollziehbares Bild des Zweiten Weltkriegs, von den Erlebnissen der Bevölkerung, sowie von den Personen. Anhand dessen konnte ich mir viele Szenen bildreich und lebendig vorstellen und konnte einen besseren Draht zu den Protagonisten aufbauen und habe mich mit ihnen mehr mit gefreut und mitgefiebert.Es ist immer ein Hauch von Spannung vorhanden, wenngleich dieser sich teilweise auf einem recht niedrigen Niveau befindet. Schließlich fragt man sich, was mit Maries Ehemann geschieht, mit der Bäckerei oder auch mit Marie und Anna selbst. Und dazu gibt es immer wieder Szenen, die überraschend daherkommen und der Geschichte ganz plötzlich eine neue Wendung geben, wodurch auch die Spannungskurve profitiert.
Es wechseln sich also aufregendere Kapitel mit ruhigeren ab, man kommt auch als Leser ein wenig mehr zum durchatmen und es gibt nicht zu viel Drama. Dabei wirkt die Handlung stets authentisch und nie zu übertrieben, was sich positiv auf meinen Lesefluss ausgewirkt hat. Ich bin mit der Spannung zufrieden, zumal sie bis zum Ende anhält und nicht einfach mitten in der Handlung abbricht. Es hat zu dem Roman, der Handlung gepasst und ich wurde von den Geschehnissen oft überrascht.Die Stimmung und die historischen Ereignisse fasse ich in einem Abschnitt zusammen, sie gehören bei dem Buch definitiv zusammen und ergänzen sich. Denn die historischen Ereignisse werden vor allem anhand der Lebensweise und den Nöten und Sorgen der Protagonisten eingebunden. Nur selten tauchen Fakten auf, nur anhand von den Worten der Autorin entsteht ein lebendiges Bild der Handlungszeit. Und diese Szenen sorgen für viel Stimmung, die häufig trauriger, manchmal aber auch freudiger Natur ist und anhand derer man gut mit den Protagonisten mitleiden kann. Dadurch baut man eine besondere Bindung zu den Figuren auf und sie wirken irgendwann einfach nur noch lebendig und greifbar, am Ende des Romans waren sie wie gute Bekannte für mich.
Gleichzeitig möchte ich hier meinen einzigen Kritikpunkt ansprechen. Im Grunde bin ich damit zufrieden, wie das Bild von den Ereignissen im Zweiten Weltkrieg gezeichnet wurde. Allerdings wird auf dem Klappentext von einer Schwarzmarktbande gesprochen und auch Anna scheint sich da einen vollkommen anderen Ruf zu erarbeiten, als es im Roman lange Zeit der Fall ist. Hier wird ein wenig zu viel versprochen, der Schwarzmarkt ist ein Thema im Buch, aber kein so großes, wie ursprünglich angenommen wird. Das ist vielleicht ein wenig falsch formuliert.Es herrscht eine Einheit des Settings vor, jede Szene spielt in Köln. Dabei werden verschiedene Stadtteile, Gegenden und Häuser beschrieben und mit fortschreitender Handlung sieht man auch, wie der Krieg das Stadtbild verändert und welche Folgen für die Bevölkerung damit einhergehen. Auch dadurch wird wieder ein Bild der historischen Situation vermittelt und zeigt schonungslos die Realität. Die Realität von zerbombten Häusern und von Menschen ohne Unterkunft.
Besonders stimmungsvoll kam dabei immer die Bäckerei von Maria und ihrem Mann daher. Sie hatte eine besondere Aura und wirkte oft, trotz des Krieges, der Beengtheit und der Kälte irgendwie heimelig. An ihr erkennt man bessere Zeiten und ich mochte diese irgendwie sehr.Ich finde, dass sich die Anzahl der Protagonisten ziemlich in Grenzen hält. Oft dreht sich die Handlung stets um dieselben Personen, die dafür eine starke Zeichnung erhalten haben und sehr authentisch auftreten. Nur sehr selten treten Figuren auf, die eine untergeordnete Rolle spielen und trotzdem wurden auch sie mit einigen Charaktermerkmalen ausgestattet, die einen hohen Wiedererkennungswert bieten. Ich bin mit der Darstellung absolut zufrieden, die Protagonisten haben Ecken und Kanten erhalten und treten nicht zu stereotyp auf. Bei manchen hatte ich die Hoffnung, dass sie doch einen guten Kern in sich tragen, wurde teils überrascht und es gibt interessante Entwicklungen zu sehen.
Fazit
Ich habe mich sehr auf den Roman gefreut und am Ende kann ich glücklicherweise sagen, dass meine Spannung nicht umsonst war. Es handelt sich um eine berührende und mitreißende Geschichte, die den Leser auch nach dem Beenden des Buches nicht so leicht loslässt. Ich hatte unglaublich schöne, interessante, erschütternde und teils auch traurige Lesestunden, eine interessante und überzeugende Mischung.
Und obwohl ich viel positives gesagt habe, fehlt mir doch noch ein Punkt, der das Buch herausragend und zu einem Fünf-Sterne-Buch werden lässt. Ich kann nicht genau sagen, was mir fehlt, um den Roman zu einem Highlight werden zu lassen. Deshalb werde in meiner Bewertung einen halben Stern abziehen und spreche trotzdem eine eindeutige Leseempfehlung aus. Es ist ein einzigartiges Buch, das definitiv überzeugen kann!Bewertung: 4,5
von 5 Sterne
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